13.06.2006, 16:25
Chapter Four ~ The Explanation
âWas tust du hier?â fragte sie ihn und ging einen Schritt auf ihn zu, er wich und ging einen Schritt zurück. âWoher weiÃt du davon?â Ihre Stimme war gebrochen und zittrig, wenn Logan jetzt rauskommen würden, wüsste nicht mehr was sie anstellen würde. Einen Moment blickten sie einander stumm in die Augen, dann regte sich Jess, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, eine nervöse Gewohnheit, kratzte sich am Kinn und grinste, so wie sie es seit 4 Jahren nicht mehr gesehen hatte und sie dachte, dass er ihr den Boden unter den FüÃen weggezogen hätte.
âDarf ich dir nicht gratulieren?â fragte er, schien wieder neuen Mut erlangt zu haben, denn nun ging er selbst auf sie zu, ganze drei Schritte und sie war zu überrascht und zu verdutzt gewesen, um ihm auszuweichen.
âOhâ war alles was sie dazu sagte.
Sie wusste nicht warum sie dachte, er wäre zurückgekommen um sein Angebot von vor 4 Jahren zu wiederholen. Ihr wieder seine Liebe gestehen würde und sie dann bitten würde mit ihm zu gehen. Enttäuscht wandte sie sich ab, damit er ihren Ausdruck nicht mitbekam.
âNun, das hast du ja jetzt gemacht. Dann kannst du ja wieder gehenâ, Arroganz war in den letzten Jahren ihr ständiger Begleiter. So redete man nun mal in der Welt der Reichen und Schönen. Und so redete auch sie.
Er lieà sich davon jedoch nicht abschrecken, grinste nur noch breiter und ging noch mehr Schritte auf sie zu.
âWillst du ihn mir nicht zeigen?â fragte er lässig und ihr Herz fing an zu rasen. Sie würde es nicht überleben ihm Logan vorzustellen. Das kam gar nicht in Frage. Nervös biss sie sich auf die Lippe, starrte Stur den Fliesenboden an, den die Huntzbergers vor einem Jahr erneuert hatten.
âWas soll ich dir zeigen?â fragte sie, die Lippe schmeckte blutig.
âDen Ring, Rory. Willst du ihn mir nicht zeigen?â Er hatte gesehen wie nervös sie wurde. Ja, er hatte Logan gemeint, den Glückspilz, der es geschafft hatte sie an sich zu reiÃen, aber ihre Nervosität hatte ihn überrascht und er hatte seine Frage umformuliert. Logan würde er später kennen lernen. Rory entspannte sich wieder, ihre Lippe glitt aus ihren Zähnen und mit zugeschnürter Kehle ging sie die wenigen Schritte auf ihn zu, bis sie so nah stand, dass sie sein berauschendes Aftershave riechen konnte. Langsam hob sie ihre Hand und zeigte ihm beschämt das Prachtstück. Sie wusste Jess konnte Männer wie Logan nicht ausstehen. Männern, denen das Geld förmlich aus den Ãrmeln fiel.
âHuhâ hauchte er, diese Antwort hatte sie doch vermisst.
âEr ist mir zu groÃ, Logan lässt ihn umändernâ flüsterte sie und spielte mit dem Ring, der ihr auf dem Finger herumrutschte, der Diamant leuchtete hell im sanften Mondlicht.
Jess hob seine Brauen an. Logan hatte noch nicht einmal Rorys RinggröÃe im Kopf.
Ihre Hand schwebte immer noch lose in der Luft und Jess nahm sie in seine, drückte sie aufmunternd. Sie lächelte abwesend, während sie die umschlossenen Hände ansah.
âRory, wir müssen redenâ flüsterte er ernst, sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und erschauderte.
Sie schloss die Augen und wartete gebannt auf seine nächsten Worte, auf den nächsten Atem auf ihrem Nacken, auf das nächste Schauern, dass sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte.
âJetztâ
Er sah auf ihre Augen, die vielen geschwungenen Wimpern, perfekt verklebt in teurem Mascara. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, erwartungsvoll, wartend und er musste Lächeln. Er hatte noch genau so eine Wirkung auf sie, wie vor 4 Jahren. Sie nickte, wandte ihren Kopf zurück zum Haus, Logan würde sie sicher nicht vermissen.
Jess hatte seine Hand immer noch fest um ihre, zog sie in seinen Wagen und er fuhr los, ziellos, ein stilles Plätzchen suchend. Während der Fahrt wechselten beide kein Wort, Rory suchte sich einen Fixpunkt in seinem schönen Auto, versuchte sich an alte Zeiten mit ihm zu erinnern, als sie fast jeden Tag mit seiner Schrottkarre wegfuhren. Was waren das noch für sorglose Zeiten, als der längste Streit mit ihrer Mutter gerade einmal ein paar Stunden dauerte. Rory senkte ihren Blick beschämt, weil sie nicht mehr wusste, zu welchem Zeitpunkt es sich so verschlimmert hatte. Sie wandte ihren Blick nach links und beobachtete Jess beim Autofahren, etwas was ihr an ihm immer gefallen hatte. Sein konzentrierter Blick, wie sich sein Kiefer verhärtete wenn Gefahr im Verkehr bestand. Seine Augen blitzen, seine knochigen Finger auf dem Lenkrad. Immer schon, war er ihr Abbild eines guten Fahrers, trotz des Unfalls vor wenigen Jahren.
Auch er sah zu ihr, lächelte traurig und griff nach ihrer Hand um sie zu drücken.
Sehr bald, hatte er eine gute Stelle ausgemacht. Eine alte Parkbank an einem See würde es dann auch tun. Eigentlich, erinnerte sie ihn auch ein wenig an den See in Stars Hollow.
âRory, Luke hat mich gebeten zu kommen. Lorelai, ihr geht es nicht sehr gutâ sagte er leise und starrte den See an.
âWas? Wie geht es ihr? Warum geht es ihr nicht gut?â Jess war nur wegen Lorelai da. Das ergab auch in ihrem Kopf keinen Sinn.
Er wusste nicht, wie er es ihr schonend beibringen sollte, ohne dass sie auf ihn losging, ihm Vorwürfe machte. Er hoffte nur, sie würde ihm zu hören.
Jess seufzte laut, drehte sich zu ihr und sah in ihre entsetzten und geweiteten Augen. So wunderschöne Augen.
âDu hast Yale abgebrochen, Roryâ Er sah ihr tief in die Augen, ernst, wie schon seit Jahren nicht mehr. Wieder ging ein Schauer durch sie, sie fühlte es auf ihrer Haut- die Gänsehaut, die sich bildete.
Sie senkte den Blick um nicht seinen enttäuschten Ausdruck sehen zu müssen. Denn Yale war ein Teil schmerzhafter Vergangenheit gewesen. Ihre Mutter hatte diesen Streit deswegen angefangen, sie konnte sich nicht damit abfinden, dass Rory Yale nun nicht mehr brauchte. Für sie war es überflüssig die Schule zu besuchen. Ihr Traum war mit einem einzigen Gespräch zerplatzt. Logan hatte genickt und sie in den Arm genommen und ihr versprochen von nun an, werde er sich um sie kümmern.
Das war die falsche Antwort gewesen. Er hatte ihr klar gemacht, dass Rory nun keine Karriere machen konnte, somit die perfekte Hausfrau wurde. Etwas, was für ihn und seine Gesellschaft sehr wichtig war.
Keine Worte wurden hier gewechselt, Jess verstand sie, still. Ihr Blick war starr auf den glitzernden See gerichtet, je länger sie hin sah, desto mehr Tränen sammelten sich in ihren trüben Augen.
âSie vermisst dich, Roryâ flüsterte er mit weicher Stimme, er hatte keine Absichten sie abzuschrecken. âSie vermisst dich so sehr, dass sie schon mich geschickt hatâ Er wollte die dumpfe Stimmung etwas auflockern, aber es bewirkte nur das Gegenteil. Ihre Augen schimmerten schon wässrig, bevor sich eine Träne den Weg ihrer Wange hinunter bahnte. Sie hob wieder ihre Hand, dieses Mal jedoch die andere, der Diamantring vergessen und presste sie gegen ihre Augen, die Stirn in Falten. Sie schrie nicht auf, oder brüllte ihren Schmerz aus, sie weinte still im Mondschein, all ihre Probleme wurden endlich von ihren Schultern, die sie mit sich getragen hatte in den Jahren, entlastet. Und doch waren sie noch nicht fort. Aber jemand würde ihr zuhören, jetzt konnte sie alles rauslassen, über alles reden, was sie seit 3 Jahren nicht mehr angesprochen hatte. Ihre Atemzüge kamen in kurzen Interwallen heraus, aber trotzdem versuchte sie zu sprechen.
âWir haben uns gestrittenâ, ihre Stimme war zittrig und Jess wusste, dass es noch eine lange Nacht werden würde. âSie wollte einfach nicht verstehenâ, mit ihrer Hand wischte sie sich das Feuchte von den Wangen. âIch konnte nicht weiter nach Yale, er hat meinen Traum zerstörtâ, Jess wusste nicht von wem sie sprach, aber er erhoffte sich, sie würde es noch klären.
âEr hat gesagt, ich hätte keine Ambitionen, ich würde es nicht bringen. Es war mein Traum. Der einzige Traumâ Vielleicht hatten alle damals Recht. Jess, als er meinte der Journalismus á la Christiane Amanpour wäre nicht für sie geschaffen, zu hart, zu anstrengend für ihren Geist. Vielleicht hätte sie schon damals auf ihn hören sollen. Wenn sie nicht einmal diese Kritik von dem Zeitungsmogul aushielt, wie hätte sie sich denn später in der Welt zurecht finden sollen.
Rorys Worte, je mehr sie sprach und je mehr sie ihm gestand, desto mehr Wut und Enttäuschung machte sich in Jess breit. Wut, weil sich jemand in Rorys Angelegenheiten mischte, nichts ahnend ihre kleine Welt zerstörte und Enttäuschung, weil Rory doch so einfach von ihrem Ziel abzubringen war.
Sein Blich schweifte von ihr ab, stierte in den kalten See und er überlegte sich, welchen Schaden es wohl anrichten würde, wenn er Rory entführen und zurück zu ihrer Mutter und zurück zu ihrem alten Leben bringen würde.
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