16.08.2006, 11:52
Hallo meine Lieben :knuddel:
Tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde. War krank und hab mich dann auch noch an der Hand verletzt.
Vielen Dank für eure tollen Feedbacks! Freut mich, dass euch die Teile so gut gefallen haben. :freu: War letzte Nacht so in Schreiblaune, dass ich zwei neue Teile geschrieben habe und diese auch gleich poste. Ich hoffe, sie gefallen euch. Freu mich wie immer über FBs.
Bussi Selene
PS: Zu eurer Frage: Ja, Sarah ist Lillians leibliche Mutter.
9. Teil
Sarah
Stockholm, 1977
Sarah liebte den Hof ihrer Schule. Besonders im Sommer - als die Blätter der Bäume, die Sträucher und die Wiese ein sattes Grün kleidete, und die Blumen in ihrer farbenprächtigsten Tracht zu leuchten schienen - wirkte er wie ein kleines Paradies. Sarah hatte schon einige andere Schulhöfe gesehen und wusste daher, dass diese Gartenanlage alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Auch die anderen Schüler schätzten ihren Ort der Entspannung, denn kaum jemand wagte es Müll einfach auf die Wiese oder ins Gebüsch zu werfen. Sarah mochte den Schulhof eigentlich noch mehr als die richtigen Parks, weshalb sie an manchen Tagen etwas länger blieb um die Vögel zu beobachten oder noch ein wenig zu lesen. War niemand in der Nähe, legte sie sich auch einfach in die Wiese und schloss die Augen. Es war der ideale Ort für ihre Tagträume, denn nirgendwo anders konnte sie besser entspannen.
An jenem Mittwoch hatte man den Schulhof allerdings aufgrund der Vorbereitungen für das groÃe Abschlussgartenfest, welches zwei Tage später stattfinden sollte, abgesperrt. Aus diesem Grund hatte Sarah eingewilligt, ihre Freundinnen nach der Schule in eine neue Eisdiele zu begleiten. Diese hatte erst am Tag zuvor eröffnet und bereits mehr Geld eingenommen als manche anderen nach einem Monat. Woran das gelegen hatte, konnte verschiedene Gründe haben. Einerseits war die Werbekampagne sehr groà aufgezogen geworden, andrerseits lag es wohl an dem günstigen Standort. Gegenüber der Eisdiele befand sich ein Springbrunnen, daneben ein Park. Sie lag auÃerdem am Kreuzungspunkt der HaupteinkaufsstraÃen.
Sarah schleckte lächelnd an ihrem Zitroneneis und beobachtete die Passanten.
Maika war die einzige der Mädchen, welche kein Eis am Stiel, sondern einen groÃen Eisbecher aÃ. Sie war trotzdem als erste fertig und tat auch sogleich ihre Meinung kund. âMädchen, das war das Beste, das ich jemals gegessen habe. Das schwöre ich.â
âDu hast nicht gegessen, du hast geschlungen.â Verbesserte Svenja spöttisch. âDas war sehr ungesund.â
Lena zuckte mit den Schultern. âLass sie doch. Jetzt muss sie uns eben zu sehen.â Sie schloss die Augen und lieà ihr Schokoladeeis übertrieben seufzend auf der Zunge zergehen.
âHabt ihr schon Pläne für den Sommer?â Erkundigte sich Sarah.
âIch werde ihn wieder bei meinen GroÃeltern verbringen.â Erzählte Maika und rollte mit den Augen.
âWollte dein Vater nicht mit dir nach London fliegen?â Lena runzelte die Stirn.
âTja.â Maika verzog den Mund und wechselte einen Blick mit Sarah, deren Eltern ebenfalls geschieden waren. âDas macht er auch. Mit seiner Neuen.â
âEr verreist lieber mit ihr als mit dir?â Svenja schüttelte wütend den Kopf.
âWas sollâs?â Maika wich den Blicken ihrer Freundinnen aus. âUnd was macht ihr?â
âMeine Familie und ich werden wieder nach Italien fahren. Ich freue mich schon sehr darauf.â Lena strahlte.
âWir fahren eine Woche aufs Land. Den Rest der Ferien werde ich wohl in einem Zelt vor dem Haus der Eltern Eriks verbringen.â Svenja kicherte.
Lena und Maika glucksten ebenfalls. âEr ist so süÃ. Ich wünschte, er würde mir immer diese Blicke zu werfen.â Schwärmte Lena.
Sarah runzelte die Stirn. Erik war lediglich höflich. Sie hatte ihn einmal zu einem Freund sagen hören, dass er sich von Svenja verfolgt fühlte. Taktvoll wie sie war, behielt sie das jedoch für sich. Svenja schwärmte ohnehin monatlich für einen anderen Jungen aus ihrer Klasse.
âErzähl uns bloà jedes schmutzige Detail, wenn wir wieder zurück sind.â Befahl Maika.
Svenja wurde rot. âJedes Detail. Hach, ich stelle mir jeden Abend vor dem Einschlafen vor, wie es wohl sein wird, wenn seine weichen Lippen meine berührenâ¦â
Lena und Maika wechselten einen kurzen Blick, bevor sie erneut kicherten.
âIhr seid so kindisch. Was geben wir uns nur immer wieder mit denen ab, Sarah?â
Ihre Freundin zog den Mund zu einem kurzen, unehrlichen Lächeln. Sarah mochte die Mädchen sehr, dennoch hatte sie oft das Gefühl nicht wirklich zu ihnen zu gehören. Besonders Svenja und Lena schienen ihr oft viel zu oberflächlich und zu sehr auf alberne Schwärmereien fixiert. Ihre Mutter hatte sie für diese Gedanken als hochmütig gescholten. Schwärmereien ohne Tiefgründigkeit gehörten zu dieser Altersstufe, wären wichtig für die weiteren Entwicklungsstufen einer jungen Frau. Sollte sie sich deshalb wie Svenja irgendeinen kindlichen Jungen suchen, den sie monatelang aus Spaà anhimmeln und verfolgen konnte? Sarah hatte an solchen Dingen niemals Interesse gehabt. Sie konnte auch keinen Sinn darin erkennen, einem Jungen nachzulaufen, mit dem man in Wirklichkeit sowieso keine Beziehung wollte. Das war es aber wonach sie sich sehnte. Ernsthaft verlieben, eine Beziehung mit einem Jungen beginnen. Die groÃe Liebe treffen. Wenn es passiert, dann erwischt es dich wie ein Blitz. Du weiÃt, du willst nur ihn und sonst keinen. Sarah kannte diese Stelle ihres Lieblingsbuches in und auswendig. Melissa und Jordan hatten sich auf einem High School Ball kennen gelernt. Er hatte seine jüngere Schwester begleitet, weil diese keinen Begleiter gefunden hatte. Jordan und Melissa hatten sich Hals über Kopf in einander verliebt und bereits am selben Abend gewusst, dass sie den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen wollten. Sarah hoffte, dass es bei ihr genauso sein möge. Ihre Mutter hielt dies für naive Träumerei, weshalb sie aufgehört hatte mit dieser darüber zu reden.
âVielleicht treffe ich ja meinen Traummann in Italien.â Lena lächelte verträumt und aà den Rest ihres Eises.
âSchon möglich.â Svenja lächelte. âIch bin froh, dass Erik und ich uns bereits gefunden haben.â
âDu hast ja so ein Glückâ¦â Lena seufzte.
âHast du mit deinem Vater eigentlich darüber gesprochen, wie sehr dich sein Verhalten verletzt? Handelte es sich um meinen Vater, wäre es sinnlos, aber deiner ist doch bisher immer für dich da gewesenâ¦â Sarah biss sich auf die Unterlippe. Maika hatte ihnen zuvor deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht darüber reden wollte. Aber sie schaffte es wieder einmal nicht, still zu sein. Ihr lag sehr viel an Maika. Sie konnte ihre Freundin nicht leiden sehen. Aber ihre Mutter hatte Recht, wenn sie sagte, dass man anderen nicht seine Hilfe aufzwingen dürfe.
âEs wäre sinnlos.â Maika zuckte mit den Schultern. âDieses Biest hat ihn vollkommen verhext.â
âDas tut mir leid.â Sarah runzelte die Stirn und drückte die Hand ihrer Freundin. âWenn du reden möchtestâ¦â
âDanke, aber ich komme klarâ¦â Maika zwang sich zu einem Lächeln. âDanke trotzdem.â
âDas ist doch selbstverständlichâ¦â
âMädchen, hört auf zum Trübsal blasen!â Unterbrach Svenja Sarah. âDer Sommer hat begonnen, die Schule ist so gut wie zu Ende und wir haben noch etwas vorâ¦â Sie erhob sich freudig.
Lena und Maika taten es ihr gleich. âEinkaufen!â Erstere klatschte vergnügt in die Hände.
Sarah erhob sich seufzend. Sie war erst am letzten Samstag mit ihrer GroÃmutter einkaufen gewesen und verspürte nicht das Bedürfnis sich schon wieder in dieser Hitze durch die von Menschenmassen überfüllten EinkaufsstraÃen zu drängen. Sarah blickte auf ihre schwarze Armbanduhr und runzelte die Stirn. âIch habe die Zeit ganz vergessen. Meine GroÃmutter möchte, dass ich ihr im Garten helfe.â
Svenja blickte sie ungläubig an. âDas ist doch nicht dein Ernst! Vier Geschäfte verkaufen diese Woche Kleidung um die Hälfte!â
Sarah fuhr sich nachdenklich durchs Haar. Sie überlegte einfach ehrlich zu sein. Aber ihre Freundinnen würden wieder spotten, würde sie sagen, dass sie die Gesellschaft ihrer GroÃmutter beim Einkaufen vorzog. Ilse wartete stets in der Nähe der Kasse oder besah Kleidung für sich selbst, während Sarah sich alleine umsah. Svenja und Lena pflegten es jedoch ihr ständig in ihrer Wahl dreinzureden und sie zu bevormunden. Ihre Freundinnen meinten es gewiss nicht böse, aber Sarah war genervt von diesem Verhalten.
âIch war bereits am Samstag einkaufen, tut mir leid. GroÃmama würde toben, würde ich schon wieder Geld ausgeben.â Sie verschwieg, dass Ilse ihr am Morgen ein paar Kronen mit den Worten Gönn dir was zugesteckt hatte.
Lena schüttelte den Kopf. âDu Arme. Wir wollten morgen Abend ins Kino. Denkst du, dass du zumindest da mit darfst?â
âJa, das hat mir meine Mutter schon letzte Woche versprochen.â
Svenja nickte zufrieden. âIn Ordnung. Dann sehen wir uns morgen in der Schule.â Sie hackte sich bei Maika und Lena, welche sich noch lächelnd und winkend von ihrer Freundin verabschiedeten, unter und steuerte auf das erste Geschäft zu.
Sarah erhob sich langsam und lieà den Blick über die fröhlichen Gesichter der Passanten schwenken. Warum konnte sie nicht einfach sein wie sie? Oder zumindest sein wie Svenja? Ihre Freundin war ihres Lebens froh und genoss jede Minute in vollen Zügen. Sarah war rastlos, voller Sehnsüchte. Sie suchte nach etwas, das sie selbst noch nicht verstand. Das Wissen es noch nicht gefunden zu haben, stimmte sie oftmals schwermütig. Sarah blickte ein weiteres Mal auf ihre Uhr. Es war halb drei. Weder Ilse noch ihre Mutter Maja würden vor sechs Uhr zuhause sein. Sie beschloss sich noch ein wenig in den Park neben der Eisdiele zu setzen. Sarah schloss lächelnd die Augen während sie die breite Wiese entlang ging. Der Duft des Sommers umgab sie wie ein sanfter Schleier. Sie setzte sich auf eine Bank gegenüber einem kleinen Springbrunnen und zog ihr Lieblingsbuch aus dem Rucksack. Es dauerte nur wenige Minuten als sie die lauschige Ecke des Parks verlieà und in Melissas Welt eintauchte.
Nach einer Nacht die wie ein Traum gewesen war, holte mich die Realität auf schmerzhafte Weise ein. Seine Nummer. Ich hatte die Nummer verloren. Das musste ich mir schlieÃlich nach vierstündiger Suche eingestehen. Megan, Megan ist seine Schwester. Soll ich ihr das Geheimnis unserer Liebe offenbaren? Ich hätte seine Nummer in zehn Minuten. Soll ich warten bis er mich anruft? Wird er mich anrufen? Die Liebe. So schön und schmerzhaft zugleich. Sarah seufzte lächelnd. Sie liebte den Beginn der Beziehung Melissas und Jordans sogar mehr als die Handlungsstränge während der gemeinsamen Zeit der beiden. Sarah sog jeden der folgenden Sätze auf als würde sie ihn zum ersten Mal lesen. Und schlieÃlich war sie gekommen. Ihre Lieblingsstelle. Schicksal. Schicksal ist es, das zwei Menschen auf wundersame Weise zusammenführen kann. Es hatte bewirkt, dass sowohl Jordan als auch ich uns zur selben Zeit an derselben Stelle im Washington Square Park befanden. Uns vor dem kleinen Springbrunnen im wahrsten Sinne des Wortes in die Arme liefen. Keiner von uns benötigte Worte. Unsere Lippen fanden sich und besiegelten das, was unsere Herzen am Abend des Balles bereits gewusst hatten. Unsere ewige Liebe.
âSarah?â
Sarah fuhr erschrocken hoch.
In den darauf folgenden Jahren würde sie sich oft die Frage stellen, ob alles anders gekommen wäre, hätte sie in diesem Moment nicht ausgerechnet diese Buchstelle gelesen.
âEntschuldige.â Er lächelte.
Das Mädchen musterte sein Gegenüber errötet.
âErkennst du mich wieder?â
Sarah war einen Moment so von seinem attraktiven ÃuÃeren und der warmen Stimme gefangen, dass sie die Worte nicht begriff.
Er schmunzelte. âMein Name ist Eduardo. Wir haben uns letzte Woche kennen gelernt. Du warst mit Freundinnen in Finnlandâ¦â
âHalloâ¦â Das war alles was sie herausbrachte. Seine beinah goldbraunen Augen hatten sie in einen seltsamen Bann gezogen, aus welchem sie sich nicht lösen konnte. Sie spürte wie ihre Hände feucht wurden und ihr Herz schneller klopfte.
âDarf ich?â
âWas? Natürlich.â Sie runzelte unsicher die Stirn, als er sich neben sie setzte.
âIch hoffe, meine Gesellschaft ist dir nicht unangenehm?â
âWas? Nein! Wie kommst du darauf?â Ihre Stimme wurde heiser. Sie räusperte sich.
âNunâ¦â Seine Blicke glitten über ihr Haar. âDu hast nicht angerufen.â
âEntschuldigeâ¦ich hatte so viel zu tunâ¦â Sie wich seinem Blick aus.
Eduardo lachte. âDu brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist in Ordnung. Ich bin ohnehin erst seit vorgestern hier.â
âWieâ¦wie lange wirst du noch bleiben?â
âMontagabend geht unser Flug.â
Sie nickte. âWie gefällt es dir hier bis jetzt?â
Er musterte sie lächelnd. âSehr, sehr gut.â
Sarah spürte das Glühen ihrer Wangen. âWarstâ¦warst du schon im Nationalmuseum? Es ist tollâ¦â
âNein, ich habe leider erst sehr wenig gesehen.â Sein Blick streifte den Rücken ihres Buches.
âDas ist schade. Es gibt hier nämlich viel zu sehen.â Sie biss sich auf die Unterlippe.
âDas kann ich mir vorstellen.â Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
Sarah fühlte ein beunruhigendes Gefühl in ihr hochsteigen. Er langweilte sich gewiss mit ihr. Das Buch hatte ihn wahrscheinlich noch zusätzlich abgeschreckt. Es war zwar eine Geschichte über das Erwachsenwerden, der Einband war jedoch sehr kindlich gestaltet.
âWenn du möchtest, spiele ich morgen deine Stadtführerin. Dafür lädst du mich danach auf eine Pizza ein und erzählst mir von Kolumbien.â Ãhnlich hatte es Melissas Freundin Megan zu dem Collegestudenten Mike gesagt. Sarah lieà das Buch in ihrem Rucksack verschwinden.
Eduardo beobachtete sie lächelnd. âIch weiÃ, eine Dame fragt man das nicht. Aber verrätst du mir trotzdem, wie alt du bist?â
Sie schluckte. âWie alt würdest du mich denn schätzen?â
Er runzelte die Stirn. âSechzehn? Knappe Siebzehn?â
Sarah glaubte ihr Herzschlag würde für einen Moment aussetzen. âNicht ganz.â Sie wich seinem Blick aus. âKommenden Dezember werde ich fünfzehnâ¦â
Er nickte leicht und betrachtete sie schweigend.
Sarah blickte auf ihre Schuhspitzen und seufzte. Bis Dezember war es noch ein halbes Jahr. Er bereute es gewiss schon, seine Zeit mit einem kleinen Mädchen verschwendet zu haben.
Zögernd hob sie den Kopf. âVerrätst du mir auch dein Alter?â
Eduardo lächelte. âWas schätzt du denn?â
âSiebzehn? Knappe Achtzehn?â
Er lachte. âIch bin letzten Monat zwanzig geworden.â
âZwanzig?â Sie nickte. âHast du groà gefeiert?â
Eduardo schüttelte den Kopf. âDas übliche groÃe Familienfest. Die Feier mit Freunden holen wir nach der Reise nach.â Erklärte er knapp.
âSolange du es nachholst.â Sie lächelte. âMein zwölfter Geburtstag ist aufgrund der Scheidung meiner Eltern völlig untergegangen. Das stimmt mich bis heute auf eine bestimmte Art und Weise traurigâ¦entschuldige, ich langweile dich bestimmt.â
Eduardo lächelte. âNein, das tust du nicht. Ich höre dir gerne zuâ¦â Er warf einen weiteren Blick auf seine Armbanduhr.
Sarah runzelte die Stirn. âHalte ich dich auf?â Sie versuchte den Druck, der ihr Herz umschloss, zu ignorieren.
âIch muss bald zurück im Hotel sein. Meine Freunde wollen in irgendein Restaurant gehen.â
Sarah nickte. âWir haben sehr gute Restaurants. Gleich um die Ecke eures Hotels gibt es ein wunderbares Fischrestaurant.â
âTatsächlich? Danke für den Tipp.â
âGern geschehen. Ich werde dann auch gehen. Meine GroÃmutter möchte, dass ich ihr im Garten helfe.â Sie wich seinem Blick aus.
Eduardo nickte. âTreffen wir uns morgen um ein Uhr? Oder ist dir das zu früh?â
Sarah musterte ihn verwirrt. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung als sie verstand. âNein. Eins ist sehr gutâ¦â Sie atmete tief durch.
Er betrachtete sie Stirn runzelnd. âDu wirkst plötzlich so unsicher. Ist alles in Ordnung? Es hat doch nichts mit dem Altersunterschied zwischen uns zu tun? Wir müssen uns nicht wieder sehen, wenn du das nicht möchtest.â
âWas? Nein, ich möchte dich wieder sehen. Das heiÃt, wenn du das auch willst. Der Altersunterschied ist doch nicht wichtig. Was sind denn schon fünf Jahre und ein paar Monate?â
Eduardo lächelte. âDas freut mich zu hören. Ich möchte dich nämlich auch sehr gerne wieder sehen, Sarah.â
Sarah glaubte einen Moment in seinen Augen zu versinken. âWoâ¦wo treffen wir uns?â
âHier?â
Sie nickte. âDas wäre am einfachsten.â
Er erhob sich lächelnd, den Blick immer noch auf sie gerichtet. âAlso, dann bis morgen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.â
Nachdem er gegangen war, kniff Sarah sich zweimal in den Arm um sich davon zu überzeugen, dass sie nicht geträumt hatte.
Tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde. War krank und hab mich dann auch noch an der Hand verletzt.
Vielen Dank für eure tollen Feedbacks! Freut mich, dass euch die Teile so gut gefallen haben. :freu: War letzte Nacht so in Schreiblaune, dass ich zwei neue Teile geschrieben habe und diese auch gleich poste. Ich hoffe, sie gefallen euch. Freu mich wie immer über FBs.
Bussi Selene
PS: Zu eurer Frage: Ja, Sarah ist Lillians leibliche Mutter.
9. Teil
Sarah
Stockholm, 1977
Sarah liebte den Hof ihrer Schule. Besonders im Sommer - als die Blätter der Bäume, die Sträucher und die Wiese ein sattes Grün kleidete, und die Blumen in ihrer farbenprächtigsten Tracht zu leuchten schienen - wirkte er wie ein kleines Paradies. Sarah hatte schon einige andere Schulhöfe gesehen und wusste daher, dass diese Gartenanlage alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Auch die anderen Schüler schätzten ihren Ort der Entspannung, denn kaum jemand wagte es Müll einfach auf die Wiese oder ins Gebüsch zu werfen. Sarah mochte den Schulhof eigentlich noch mehr als die richtigen Parks, weshalb sie an manchen Tagen etwas länger blieb um die Vögel zu beobachten oder noch ein wenig zu lesen. War niemand in der Nähe, legte sie sich auch einfach in die Wiese und schloss die Augen. Es war der ideale Ort für ihre Tagträume, denn nirgendwo anders konnte sie besser entspannen.
An jenem Mittwoch hatte man den Schulhof allerdings aufgrund der Vorbereitungen für das groÃe Abschlussgartenfest, welches zwei Tage später stattfinden sollte, abgesperrt. Aus diesem Grund hatte Sarah eingewilligt, ihre Freundinnen nach der Schule in eine neue Eisdiele zu begleiten. Diese hatte erst am Tag zuvor eröffnet und bereits mehr Geld eingenommen als manche anderen nach einem Monat. Woran das gelegen hatte, konnte verschiedene Gründe haben. Einerseits war die Werbekampagne sehr groà aufgezogen geworden, andrerseits lag es wohl an dem günstigen Standort. Gegenüber der Eisdiele befand sich ein Springbrunnen, daneben ein Park. Sie lag auÃerdem am Kreuzungspunkt der HaupteinkaufsstraÃen.
Sarah schleckte lächelnd an ihrem Zitroneneis und beobachtete die Passanten.
Maika war die einzige der Mädchen, welche kein Eis am Stiel, sondern einen groÃen Eisbecher aÃ. Sie war trotzdem als erste fertig und tat auch sogleich ihre Meinung kund. âMädchen, das war das Beste, das ich jemals gegessen habe. Das schwöre ich.â
âDu hast nicht gegessen, du hast geschlungen.â Verbesserte Svenja spöttisch. âDas war sehr ungesund.â
Lena zuckte mit den Schultern. âLass sie doch. Jetzt muss sie uns eben zu sehen.â Sie schloss die Augen und lieà ihr Schokoladeeis übertrieben seufzend auf der Zunge zergehen.
âHabt ihr schon Pläne für den Sommer?â Erkundigte sich Sarah.
âIch werde ihn wieder bei meinen GroÃeltern verbringen.â Erzählte Maika und rollte mit den Augen.
âWollte dein Vater nicht mit dir nach London fliegen?â Lena runzelte die Stirn.
âTja.â Maika verzog den Mund und wechselte einen Blick mit Sarah, deren Eltern ebenfalls geschieden waren. âDas macht er auch. Mit seiner Neuen.â
âEr verreist lieber mit ihr als mit dir?â Svenja schüttelte wütend den Kopf.
âWas sollâs?â Maika wich den Blicken ihrer Freundinnen aus. âUnd was macht ihr?â
âMeine Familie und ich werden wieder nach Italien fahren. Ich freue mich schon sehr darauf.â Lena strahlte.
âWir fahren eine Woche aufs Land. Den Rest der Ferien werde ich wohl in einem Zelt vor dem Haus der Eltern Eriks verbringen.â Svenja kicherte.
Lena und Maika glucksten ebenfalls. âEr ist so süÃ. Ich wünschte, er würde mir immer diese Blicke zu werfen.â Schwärmte Lena.
Sarah runzelte die Stirn. Erik war lediglich höflich. Sie hatte ihn einmal zu einem Freund sagen hören, dass er sich von Svenja verfolgt fühlte. Taktvoll wie sie war, behielt sie das jedoch für sich. Svenja schwärmte ohnehin monatlich für einen anderen Jungen aus ihrer Klasse.
âErzähl uns bloà jedes schmutzige Detail, wenn wir wieder zurück sind.â Befahl Maika.
Svenja wurde rot. âJedes Detail. Hach, ich stelle mir jeden Abend vor dem Einschlafen vor, wie es wohl sein wird, wenn seine weichen Lippen meine berührenâ¦â
Lena und Maika wechselten einen kurzen Blick, bevor sie erneut kicherten.
âIhr seid so kindisch. Was geben wir uns nur immer wieder mit denen ab, Sarah?â
Ihre Freundin zog den Mund zu einem kurzen, unehrlichen Lächeln. Sarah mochte die Mädchen sehr, dennoch hatte sie oft das Gefühl nicht wirklich zu ihnen zu gehören. Besonders Svenja und Lena schienen ihr oft viel zu oberflächlich und zu sehr auf alberne Schwärmereien fixiert. Ihre Mutter hatte sie für diese Gedanken als hochmütig gescholten. Schwärmereien ohne Tiefgründigkeit gehörten zu dieser Altersstufe, wären wichtig für die weiteren Entwicklungsstufen einer jungen Frau. Sollte sie sich deshalb wie Svenja irgendeinen kindlichen Jungen suchen, den sie monatelang aus Spaà anhimmeln und verfolgen konnte? Sarah hatte an solchen Dingen niemals Interesse gehabt. Sie konnte auch keinen Sinn darin erkennen, einem Jungen nachzulaufen, mit dem man in Wirklichkeit sowieso keine Beziehung wollte. Das war es aber wonach sie sich sehnte. Ernsthaft verlieben, eine Beziehung mit einem Jungen beginnen. Die groÃe Liebe treffen. Wenn es passiert, dann erwischt es dich wie ein Blitz. Du weiÃt, du willst nur ihn und sonst keinen. Sarah kannte diese Stelle ihres Lieblingsbuches in und auswendig. Melissa und Jordan hatten sich auf einem High School Ball kennen gelernt. Er hatte seine jüngere Schwester begleitet, weil diese keinen Begleiter gefunden hatte. Jordan und Melissa hatten sich Hals über Kopf in einander verliebt und bereits am selben Abend gewusst, dass sie den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen wollten. Sarah hoffte, dass es bei ihr genauso sein möge. Ihre Mutter hielt dies für naive Träumerei, weshalb sie aufgehört hatte mit dieser darüber zu reden.
âVielleicht treffe ich ja meinen Traummann in Italien.â Lena lächelte verträumt und aà den Rest ihres Eises.
âSchon möglich.â Svenja lächelte. âIch bin froh, dass Erik und ich uns bereits gefunden haben.â
âDu hast ja so ein Glückâ¦â Lena seufzte.
âHast du mit deinem Vater eigentlich darüber gesprochen, wie sehr dich sein Verhalten verletzt? Handelte es sich um meinen Vater, wäre es sinnlos, aber deiner ist doch bisher immer für dich da gewesenâ¦â Sarah biss sich auf die Unterlippe. Maika hatte ihnen zuvor deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht darüber reden wollte. Aber sie schaffte es wieder einmal nicht, still zu sein. Ihr lag sehr viel an Maika. Sie konnte ihre Freundin nicht leiden sehen. Aber ihre Mutter hatte Recht, wenn sie sagte, dass man anderen nicht seine Hilfe aufzwingen dürfe.
âEs wäre sinnlos.â Maika zuckte mit den Schultern. âDieses Biest hat ihn vollkommen verhext.â
âDas tut mir leid.â Sarah runzelte die Stirn und drückte die Hand ihrer Freundin. âWenn du reden möchtestâ¦â
âDanke, aber ich komme klarâ¦â Maika zwang sich zu einem Lächeln. âDanke trotzdem.â
âDas ist doch selbstverständlichâ¦â
âMädchen, hört auf zum Trübsal blasen!â Unterbrach Svenja Sarah. âDer Sommer hat begonnen, die Schule ist so gut wie zu Ende und wir haben noch etwas vorâ¦â Sie erhob sich freudig.
Lena und Maika taten es ihr gleich. âEinkaufen!â Erstere klatschte vergnügt in die Hände.
Sarah erhob sich seufzend. Sie war erst am letzten Samstag mit ihrer GroÃmutter einkaufen gewesen und verspürte nicht das Bedürfnis sich schon wieder in dieser Hitze durch die von Menschenmassen überfüllten EinkaufsstraÃen zu drängen. Sarah blickte auf ihre schwarze Armbanduhr und runzelte die Stirn. âIch habe die Zeit ganz vergessen. Meine GroÃmutter möchte, dass ich ihr im Garten helfe.â
Svenja blickte sie ungläubig an. âDas ist doch nicht dein Ernst! Vier Geschäfte verkaufen diese Woche Kleidung um die Hälfte!â
Sarah fuhr sich nachdenklich durchs Haar. Sie überlegte einfach ehrlich zu sein. Aber ihre Freundinnen würden wieder spotten, würde sie sagen, dass sie die Gesellschaft ihrer GroÃmutter beim Einkaufen vorzog. Ilse wartete stets in der Nähe der Kasse oder besah Kleidung für sich selbst, während Sarah sich alleine umsah. Svenja und Lena pflegten es jedoch ihr ständig in ihrer Wahl dreinzureden und sie zu bevormunden. Ihre Freundinnen meinten es gewiss nicht böse, aber Sarah war genervt von diesem Verhalten.
âIch war bereits am Samstag einkaufen, tut mir leid. GroÃmama würde toben, würde ich schon wieder Geld ausgeben.â Sie verschwieg, dass Ilse ihr am Morgen ein paar Kronen mit den Worten Gönn dir was zugesteckt hatte.
Lena schüttelte den Kopf. âDu Arme. Wir wollten morgen Abend ins Kino. Denkst du, dass du zumindest da mit darfst?â
âJa, das hat mir meine Mutter schon letzte Woche versprochen.â
Svenja nickte zufrieden. âIn Ordnung. Dann sehen wir uns morgen in der Schule.â Sie hackte sich bei Maika und Lena, welche sich noch lächelnd und winkend von ihrer Freundin verabschiedeten, unter und steuerte auf das erste Geschäft zu.
Sarah erhob sich langsam und lieà den Blick über die fröhlichen Gesichter der Passanten schwenken. Warum konnte sie nicht einfach sein wie sie? Oder zumindest sein wie Svenja? Ihre Freundin war ihres Lebens froh und genoss jede Minute in vollen Zügen. Sarah war rastlos, voller Sehnsüchte. Sie suchte nach etwas, das sie selbst noch nicht verstand. Das Wissen es noch nicht gefunden zu haben, stimmte sie oftmals schwermütig. Sarah blickte ein weiteres Mal auf ihre Uhr. Es war halb drei. Weder Ilse noch ihre Mutter Maja würden vor sechs Uhr zuhause sein. Sie beschloss sich noch ein wenig in den Park neben der Eisdiele zu setzen. Sarah schloss lächelnd die Augen während sie die breite Wiese entlang ging. Der Duft des Sommers umgab sie wie ein sanfter Schleier. Sie setzte sich auf eine Bank gegenüber einem kleinen Springbrunnen und zog ihr Lieblingsbuch aus dem Rucksack. Es dauerte nur wenige Minuten als sie die lauschige Ecke des Parks verlieà und in Melissas Welt eintauchte.
Nach einer Nacht die wie ein Traum gewesen war, holte mich die Realität auf schmerzhafte Weise ein. Seine Nummer. Ich hatte die Nummer verloren. Das musste ich mir schlieÃlich nach vierstündiger Suche eingestehen. Megan, Megan ist seine Schwester. Soll ich ihr das Geheimnis unserer Liebe offenbaren? Ich hätte seine Nummer in zehn Minuten. Soll ich warten bis er mich anruft? Wird er mich anrufen? Die Liebe. So schön und schmerzhaft zugleich. Sarah seufzte lächelnd. Sie liebte den Beginn der Beziehung Melissas und Jordans sogar mehr als die Handlungsstränge während der gemeinsamen Zeit der beiden. Sarah sog jeden der folgenden Sätze auf als würde sie ihn zum ersten Mal lesen. Und schlieÃlich war sie gekommen. Ihre Lieblingsstelle. Schicksal. Schicksal ist es, das zwei Menschen auf wundersame Weise zusammenführen kann. Es hatte bewirkt, dass sowohl Jordan als auch ich uns zur selben Zeit an derselben Stelle im Washington Square Park befanden. Uns vor dem kleinen Springbrunnen im wahrsten Sinne des Wortes in die Arme liefen. Keiner von uns benötigte Worte. Unsere Lippen fanden sich und besiegelten das, was unsere Herzen am Abend des Balles bereits gewusst hatten. Unsere ewige Liebe.
âSarah?â
Sarah fuhr erschrocken hoch.
In den darauf folgenden Jahren würde sie sich oft die Frage stellen, ob alles anders gekommen wäre, hätte sie in diesem Moment nicht ausgerechnet diese Buchstelle gelesen.
âEntschuldige.â Er lächelte.
Das Mädchen musterte sein Gegenüber errötet.
âErkennst du mich wieder?â
Sarah war einen Moment so von seinem attraktiven ÃuÃeren und der warmen Stimme gefangen, dass sie die Worte nicht begriff.
Er schmunzelte. âMein Name ist Eduardo. Wir haben uns letzte Woche kennen gelernt. Du warst mit Freundinnen in Finnlandâ¦â
âHalloâ¦â Das war alles was sie herausbrachte. Seine beinah goldbraunen Augen hatten sie in einen seltsamen Bann gezogen, aus welchem sie sich nicht lösen konnte. Sie spürte wie ihre Hände feucht wurden und ihr Herz schneller klopfte.
âDarf ich?â
âWas? Natürlich.â Sie runzelte unsicher die Stirn, als er sich neben sie setzte.
âIch hoffe, meine Gesellschaft ist dir nicht unangenehm?â
âWas? Nein! Wie kommst du darauf?â Ihre Stimme wurde heiser. Sie räusperte sich.
âNunâ¦â Seine Blicke glitten über ihr Haar. âDu hast nicht angerufen.â
âEntschuldigeâ¦ich hatte so viel zu tunâ¦â Sie wich seinem Blick aus.
Eduardo lachte. âDu brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist in Ordnung. Ich bin ohnehin erst seit vorgestern hier.â
âWieâ¦wie lange wirst du noch bleiben?â
âMontagabend geht unser Flug.â
Sie nickte. âWie gefällt es dir hier bis jetzt?â
Er musterte sie lächelnd. âSehr, sehr gut.â
Sarah spürte das Glühen ihrer Wangen. âWarstâ¦warst du schon im Nationalmuseum? Es ist tollâ¦â
âNein, ich habe leider erst sehr wenig gesehen.â Sein Blick streifte den Rücken ihres Buches.
âDas ist schade. Es gibt hier nämlich viel zu sehen.â Sie biss sich auf die Unterlippe.
âDas kann ich mir vorstellen.â Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
Sarah fühlte ein beunruhigendes Gefühl in ihr hochsteigen. Er langweilte sich gewiss mit ihr. Das Buch hatte ihn wahrscheinlich noch zusätzlich abgeschreckt. Es war zwar eine Geschichte über das Erwachsenwerden, der Einband war jedoch sehr kindlich gestaltet.
âWenn du möchtest, spiele ich morgen deine Stadtführerin. Dafür lädst du mich danach auf eine Pizza ein und erzählst mir von Kolumbien.â Ãhnlich hatte es Melissas Freundin Megan zu dem Collegestudenten Mike gesagt. Sarah lieà das Buch in ihrem Rucksack verschwinden.
Eduardo beobachtete sie lächelnd. âIch weiÃ, eine Dame fragt man das nicht. Aber verrätst du mir trotzdem, wie alt du bist?â
Sie schluckte. âWie alt würdest du mich denn schätzen?â
Er runzelte die Stirn. âSechzehn? Knappe Siebzehn?â
Sarah glaubte ihr Herzschlag würde für einen Moment aussetzen. âNicht ganz.â Sie wich seinem Blick aus. âKommenden Dezember werde ich fünfzehnâ¦â
Er nickte leicht und betrachtete sie schweigend.
Sarah blickte auf ihre Schuhspitzen und seufzte. Bis Dezember war es noch ein halbes Jahr. Er bereute es gewiss schon, seine Zeit mit einem kleinen Mädchen verschwendet zu haben.
Zögernd hob sie den Kopf. âVerrätst du mir auch dein Alter?â
Eduardo lächelte. âWas schätzt du denn?â
âSiebzehn? Knappe Achtzehn?â
Er lachte. âIch bin letzten Monat zwanzig geworden.â
âZwanzig?â Sie nickte. âHast du groà gefeiert?â
Eduardo schüttelte den Kopf. âDas übliche groÃe Familienfest. Die Feier mit Freunden holen wir nach der Reise nach.â Erklärte er knapp.
âSolange du es nachholst.â Sie lächelte. âMein zwölfter Geburtstag ist aufgrund der Scheidung meiner Eltern völlig untergegangen. Das stimmt mich bis heute auf eine bestimmte Art und Weise traurigâ¦entschuldige, ich langweile dich bestimmt.â
Eduardo lächelte. âNein, das tust du nicht. Ich höre dir gerne zuâ¦â Er warf einen weiteren Blick auf seine Armbanduhr.
Sarah runzelte die Stirn. âHalte ich dich auf?â Sie versuchte den Druck, der ihr Herz umschloss, zu ignorieren.
âIch muss bald zurück im Hotel sein. Meine Freunde wollen in irgendein Restaurant gehen.â
Sarah nickte. âWir haben sehr gute Restaurants. Gleich um die Ecke eures Hotels gibt es ein wunderbares Fischrestaurant.â
âTatsächlich? Danke für den Tipp.â
âGern geschehen. Ich werde dann auch gehen. Meine GroÃmutter möchte, dass ich ihr im Garten helfe.â Sie wich seinem Blick aus.
Eduardo nickte. âTreffen wir uns morgen um ein Uhr? Oder ist dir das zu früh?â
Sarah musterte ihn verwirrt. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung als sie verstand. âNein. Eins ist sehr gutâ¦â Sie atmete tief durch.
Er betrachtete sie Stirn runzelnd. âDu wirkst plötzlich so unsicher. Ist alles in Ordnung? Es hat doch nichts mit dem Altersunterschied zwischen uns zu tun? Wir müssen uns nicht wieder sehen, wenn du das nicht möchtest.â
âWas? Nein, ich möchte dich wieder sehen. Das heiÃt, wenn du das auch willst. Der Altersunterschied ist doch nicht wichtig. Was sind denn schon fünf Jahre und ein paar Monate?â
Eduardo lächelte. âDas freut mich zu hören. Ich möchte dich nämlich auch sehr gerne wieder sehen, Sarah.â
Sarah glaubte einen Moment in seinen Augen zu versinken. âWoâ¦wo treffen wir uns?â
âHier?â
Sie nickte. âDas wäre am einfachsten.â
Er erhob sich lächelnd, den Blick immer noch auf sie gerichtet. âAlso, dann bis morgen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.â
Nachdem er gegangen war, kniff Sarah sich zweimal in den Arm um sich davon zu überzeugen, dass sie nicht geträumt hatte.