12.11.2006, 11:04
...
Roger griff sich stöhnend unter sein Auge. „Das wirst du noch bitter bereuen, das schwöre ich dir. Was wird wohl Carol dazu sagen? Und Carmen?“
„Wage es nicht noch einmal den Namen meiner Tochter auszusprechen! Lass die beiden bloà in Ruhe, sonst mach ich dir dein armseliges Leben zur Hölle!“
„Denkst du tatsächlich, ich würde mich vor dir fürchten?“ Roger betrachtete ihn spöttisch.
Ramón trat einen Schritt näher, doch Jenny hielt seinen Arm fest. „Lass es. Er ist es nicht wert. Das alles war eine sehr, sehr dumme Idee...“ Sie wandte sich an ihren Onkel. „Ich empfinde tiefste Verachtung für dich und wünsche dir, dass dein Leben noch voller grausamer Schicksalsschläge sein möge. Und lass unsere Familie bloà in Ruhe. Ich bin mir sicher, dass sich gewiss die eine oder andere Zeitung für das alles interessieren könnte...“
„Willst du mir etwa drohen, Jennifer? Ich sitze am längeren Ast, könnte euch allen mehr schaden, als ihr mir. Glaub mir.“ Er griff nach dem Telefonhörer. „Euer kleines Spiel ist mir allmählich langweilig geworden. Entweder ihr verschwindet jetzt, oder ich werde dafür sorgen, dass ihr aus diesem Gebäude entfernt werdet...“
„Ramón?“ Jenny blickte ihn flehend an, als sich dieser nicht von der Stelle rührte.
Er warf Roger schlieÃlich noch einen letzten hasserfüllten Blick zu und folgte ihr aus dem Büro.
„Die Entscheidung Roger aufzusuchen hatten sie aus einem Effekt heraus getroffen. Sie sind beide hochemotionale Menschen und lieÃen sich von ihren Gefühlen leiten. Weder Jenny noch Ramón waren sich bewusst gewesen, was sie sich wirklich von dem Besuch versprochen hatten. Aufjedenfall verschaffte er ihnen keinerlei Frieden.
Im Gegensatz zu Jenny hatte Ramón zwar gewusst, was Carol angetan worden war, die Auszüge, welche sie ihm aus dem Tagebuch vorgelesen hatte, hatten seinen niemals wirklich gemilderten Hass jedoch um ein Vielfaches verstärkt. Beide erzählten mir, dass sie ohne die Anwesenheit des anderen wohl zu allem fähig gewesen wären und jegliche möglichen Konsequenzen ignoriert hätten. Ich weià jedoch, dass weder Jenny noch Ramón es fertig gebracht hätten, jemanden zu töten, gleichgültig, wie sehr sie diesen auch hassen.
Ihr langer Rückweg war von groÃen Schuldgefühlen gegenüber Carol begleitet. Von Jennys Seite, weil sie das Tagebuch gelesen und von Ramóns, weil er seiner Frau vor Jahren hatte versprechen müssen, das Thema als Vergangenheit zu betrachten. Beide hatten von Anfang an gewusst, dass das alles ganz und gar nicht in Carols Sinne war. Ramón hatte sie sogar bezüglich seines Aufenthaltsortes belogen. Carol hatte herausbekommen, dass er sich in besagter Stadt niemals befunden hatte und ihm Untreue vorgeworfen, worauf ein heftiger Streit entfacht war. Die Wahrheit weià sie bis heute nicht und wahrscheinlich ist es tatsächlich besser so, auch wenn ich lange Zeit anderer Meinung war. Jenny gibt sich noch immer eine gewisse Mitschuld an dem Selbstmord Rogers wenige Wochen nach ihrem Besuch. Ich bezweifle allerdings, dass dieser auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte. Dieses Schwein kannte keine Reue und dass er sich aufgrund des Konkurses seiner Firma umbrachte, passt zu ihm. Er hätte Schlimmeres verdient als den Tod...“ Mum senkte den Blick und hielt inne. SchlieÃlich sah sie mich lange an. Mein Körper zitterte. Ich fröstelte. Das alles schien so unwirklich, wie in einem schlimmen Alptraum. Doch es war kein Traum. Der Druck nahm mir die Luft zu atmen. Ich hätte es ahnen müssen. Ich hätte Carol vor Roger beschützen müssen. Ich senkte den Blick.
„Rory...“ Mum ergriff erneut meine Hand. „Ich habe dir das im Vertrauen erzählt, damit du manche Dinge besser verstehen kannst. Versprich mir, sie nicht darauf anzusprechen. Es könnte sie erneut in schwere Depressionen stürzen. Diese hätte ihr vor zehn Jahren beinahe ihre Ehe und den Job gekostet. Sie hat zwar seit ein paar Jahren alles sehr gut im Griff und ist zum ersten Mal im Leben wirklich glücklich, aber ich fürchte, dieses Glück ist noch immer wackliger, als sie selbst annimmt. So etwas braucht Zeit. Gib sie ihr. Vielleicht möchte sie eines Tages mit dir darüber sprechen, vielleicht auch nicht. Lass sie zu dir kommen, sie entscheiden. Sei einfach für sie da, so wie eine Mutter für ihre Tochter da sein sollte...“ Sie hielt inne und verwischte meine stummen Tränen. „Du hättest es nicht verhindern können, Rory. Das hättest du nicht...“
--------- Flashback Jenny --------
Roger griff sich stöhnend unter sein Auge. „Das wirst du noch bitter bereuen, das schwöre ich dir. Was wird wohl Carol dazu sagen? Und Carmen?“
„Wage es nicht noch einmal den Namen meiner Tochter auszusprechen! Lass die beiden bloà in Ruhe, sonst mach ich dir dein armseliges Leben zur Hölle!“
„Denkst du tatsächlich, ich würde mich vor dir fürchten?“ Roger betrachtete ihn spöttisch.
Ramón trat einen Schritt näher, doch Jenny hielt seinen Arm fest. „Lass es. Er ist es nicht wert. Das alles war eine sehr, sehr dumme Idee...“ Sie wandte sich an ihren Onkel. „Ich empfinde tiefste Verachtung für dich und wünsche dir, dass dein Leben noch voller grausamer Schicksalsschläge sein möge. Und lass unsere Familie bloà in Ruhe. Ich bin mir sicher, dass sich gewiss die eine oder andere Zeitung für das alles interessieren könnte...“
„Willst du mir etwa drohen, Jennifer? Ich sitze am längeren Ast, könnte euch allen mehr schaden, als ihr mir. Glaub mir.“ Er griff nach dem Telefonhörer. „Euer kleines Spiel ist mir allmählich langweilig geworden. Entweder ihr verschwindet jetzt, oder ich werde dafür sorgen, dass ihr aus diesem Gebäude entfernt werdet...“
„Ramón?“ Jenny blickte ihn flehend an, als sich dieser nicht von der Stelle rührte.
Er warf Roger schlieÃlich noch einen letzten hasserfüllten Blick zu und folgte ihr aus dem Büro.
--------- Flashback Jenny Ende ---------
„Die Entscheidung Roger aufzusuchen hatten sie aus einem Effekt heraus getroffen. Sie sind beide hochemotionale Menschen und lieÃen sich von ihren Gefühlen leiten. Weder Jenny noch Ramón waren sich bewusst gewesen, was sie sich wirklich von dem Besuch versprochen hatten. Aufjedenfall verschaffte er ihnen keinerlei Frieden.
Im Gegensatz zu Jenny hatte Ramón zwar gewusst, was Carol angetan worden war, die Auszüge, welche sie ihm aus dem Tagebuch vorgelesen hatte, hatten seinen niemals wirklich gemilderten Hass jedoch um ein Vielfaches verstärkt. Beide erzählten mir, dass sie ohne die Anwesenheit des anderen wohl zu allem fähig gewesen wären und jegliche möglichen Konsequenzen ignoriert hätten. Ich weià jedoch, dass weder Jenny noch Ramón es fertig gebracht hätten, jemanden zu töten, gleichgültig, wie sehr sie diesen auch hassen.
Ihr langer Rückweg war von groÃen Schuldgefühlen gegenüber Carol begleitet. Von Jennys Seite, weil sie das Tagebuch gelesen und von Ramóns, weil er seiner Frau vor Jahren hatte versprechen müssen, das Thema als Vergangenheit zu betrachten. Beide hatten von Anfang an gewusst, dass das alles ganz und gar nicht in Carols Sinne war. Ramón hatte sie sogar bezüglich seines Aufenthaltsortes belogen. Carol hatte herausbekommen, dass er sich in besagter Stadt niemals befunden hatte und ihm Untreue vorgeworfen, worauf ein heftiger Streit entfacht war. Die Wahrheit weià sie bis heute nicht und wahrscheinlich ist es tatsächlich besser so, auch wenn ich lange Zeit anderer Meinung war. Jenny gibt sich noch immer eine gewisse Mitschuld an dem Selbstmord Rogers wenige Wochen nach ihrem Besuch. Ich bezweifle allerdings, dass dieser auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte. Dieses Schwein kannte keine Reue und dass er sich aufgrund des Konkurses seiner Firma umbrachte, passt zu ihm. Er hätte Schlimmeres verdient als den Tod...“ Mum senkte den Blick und hielt inne. SchlieÃlich sah sie mich lange an. Mein Körper zitterte. Ich fröstelte. Das alles schien so unwirklich, wie in einem schlimmen Alptraum. Doch es war kein Traum. Der Druck nahm mir die Luft zu atmen. Ich hätte es ahnen müssen. Ich hätte Carol vor Roger beschützen müssen. Ich senkte den Blick.
„Rory...“ Mum ergriff erneut meine Hand. „Ich habe dir das im Vertrauen erzählt, damit du manche Dinge besser verstehen kannst. Versprich mir, sie nicht darauf anzusprechen. Es könnte sie erneut in schwere Depressionen stürzen. Diese hätte ihr vor zehn Jahren beinahe ihre Ehe und den Job gekostet. Sie hat zwar seit ein paar Jahren alles sehr gut im Griff und ist zum ersten Mal im Leben wirklich glücklich, aber ich fürchte, dieses Glück ist noch immer wackliger, als sie selbst annimmt. So etwas braucht Zeit. Gib sie ihr. Vielleicht möchte sie eines Tages mit dir darüber sprechen, vielleicht auch nicht. Lass sie zu dir kommen, sie entscheiden. Sei einfach für sie da, so wie eine Mutter für ihre Tochter da sein sollte...“ Sie hielt inne und verwischte meine stummen Tränen. „Du hättest es nicht verhindern können, Rory. Das hättest du nicht...“