14.11.2006, 00:30
Hallo ihr Lieben!
@Noir-Girl: Ach SüÃe :knuddel: Danke. Es freut mich, dass dir meine FF so gut gefällt! Du machst mich richtig verlegen.
@Lava: SüÃe, es tut mir wirklich leid, aber der Zeitpunkt des Endes der FF existiert schon seit Anfang an in meinem Kopf. Hatte eigentlich alle Handlungsstränge von Beginn an ganz genau geplant, nur einen hatte ich strukturell ein wenig verändert.
Danke für dein FB :knuddel: Freut mich, dass die der Teil so gut gefallen
hat!
@alle: Hab den 33. Teil fertig, poste ihn auch gleich. Freu mich, wie immer, sehr über Feedbacks!
Bussi Selene
33. Teil
âDu musst dich ausruhen, Cariña.â Susana musterte Carol Stirn runzelnd.
Ich schloss die Tür zu Mums Zimmer leise und näherte mich den beiden.
Carols Wangen waren gerötet, SchweiÃperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet.
Ich musterte sie besorgt. Ein schwerer Druck erfasste erneut mein Herz. âWas ist denn los?â
âGar nichts, Mum. Sorge dich nicht. Sie dramatisieren alle nur. Mir ist lediglich ein wenig schwindlig beim Spazieren gehen geworden...â
âNiemand dramatisiert, Cara. Leg dich bitte zumindest eine Stunde hin.â
Ich warf Susana einen kurzen Blick zu, wandte mich wieder an meine Tochter. âSie hat Recht. Du brauchst Ruhe...â Ich ergriff ihre Hand. âDeinetwegen und wegen deinen ungeborenen Kindern. Ich war gerade unterwegs um Mum noch ein wenig Tee zu machen. Ich werde auch dir einen bringen.â
Susana nickte. âTee wird dir gut tun.â
âWie geht es Grandma?â Fragte Carol heiser, als sie erschöpft in das Gästebett sank.
Ich strich ihr sanft durchs Haar. âSie scheint geistig topfit. Du kannst später zu ihr. In deinem jetzigen Zustand würde sie dich sofort wieder ins Bett schicken.â
âEs geht ihr also besser?â Ein kurzer Hoffnungsschimmer blitzte in den Augen, welchen jenen Mums und meinen glichen.
Susana strich ihr über die Wange. âVersuch ein wenig zu schlafen. Ich werde deiner Mutter in der Küche helfen.â Sie schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
Bei der Tür angekommen hielt ich inne. âSusana...â Ich musterte Carol und wurde leiser. â...bitte bleibe bei ihr...â Ich atmete tief durch. â...sollte irgendetwas sein...â
Susana nickte leicht. âDas alles ist zu viel für sie...â Sie senkte den Blick.
Aus der Küche drangen gedämpfte Stimme und der sanfte Geruch frischen Tees.
Luke, Jess, Jenny und Ramón saÃen am Küchentisch. âSie darf die Kinder nicht verlieren...das würde sie nicht überstehen...â Jennys Stimme stockte.
âDas wird sie nicht!â Sie sahen mich irritiert an. Offenbar hatten sie mich nicht kommen gehört. âCarol wird diese Kinder bekommen. Alles wird gut werden...â Ich atmete tief durch. âDafür werden wir sorgen.â
Ramón nickte. âVielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wären wir in Puerto Rico geblieben...â Er wich meinem Blick aus.
Ich seufzte leise. âCarol wäre angesichts Mums gesundheitlichen Zustands niemals in San Juan geblieben. Du hättest sie nicht daran hindern können zu fliegen. Ist es ihr schon zuvor so gegangen oder erst seit ihr hier seid?â
âErst in den letzten Tagen...â
Ich runzelte besorgt die Stirn. âWir werden sie ins Krankenhaus bringen.â
Jennys Augen begannen zu tränen. âKomm her.â Jess nahm sie in die Arme. âEs wird alles gut. Sicherlich ist es nur der Stress...â Er strich beruhigend über ihren Kopf.
Seine liebevolle Geste zauberte ein kurzes Lächeln über meine Lippen. âLuke?â Ich blickte ihn Stirn runzelnd an. âKönntest du im Krankenhaus anrufen? Vielleicht bekommt sie noch heute einen Termin.â
Er nickte und erhob sich sogleich. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Augen gerötet waren. Es war für uns alle zuviel. Mums schlechter gesundheitlicher Zustand, die harten Konfrontationen mit unserer Vergangenheit und jetzt auch noch Carol.
âWo sind Matt und die Kinder?â
âIm Supermarkt.â Antwortete Jenny.
âGut.â Ich nickte. âCarmen und Juan sollen sich nicht unnötig sorgen.â
Nach wenigen Minuten kam Luke zurück. âSie hat einen Termin für fünf Uhr Nachmittag. Ich werde sie hinfahren. Kommst du mit?â Er blickte Ramón an, dieser nickte.
âNatürlich.â
âFünf Uhr ist ideal, dann kann sie nun noch ein paar Stunden schlafen.â Der Druck auf meinem Herzen begann sich ein wenig zu lockern.
âRory?â Luke runzelte die Stirn. âUm halb fünf kommt Lorelais Arzt...â
âIch werde da sein.â
âDanke.â Er lächelte leicht.
âEs geht ihr besser. Das Gefühl habe ich zumindest. Sie klagt weniger über Schmerzen, ist viel besser drauf und auch ihr Gedächtnis ist wieder besser...â Ich blickte ihn an. Flehend auf eine Bestätigung wartend. Als sich seine Miene jedoch in keinster Weise veränderte, erfasste mich erneut ein erstickendes Gefühl.
âRory...â Er sprach nicht weiter, weil Matt und die Kinder gerade die Küche betraten.
âMatt hat uns Schokolade gekauft.â Juan strahlte.
âDas ist aber nett von ihm!â Ich warf meinem Sohn einen unsicheren Blick zu, dieser wandte sich jedoch von mir ab. âHey, Jen. Ich habe dir etwas mitgebracht.â Er lächelte ihr kurz zu und zog ein Päckchen Kaffeebonbons aus der Jackentasche.
âIch liebe dich!â Ihre Miene erhellte sich. Er reichte sie ihr grinsend.
âDie schmecken toll.â Meinte ich.
Matt vermied es noch immer mich anzusehen.
âDas finde ich auch.â Jenny blickte unsicher von mir zu Matt, welcher mir noch immer den Rücken gekehrt hatte. Mir entwich ein leises Seufzen. âDanke, dass ihr schon einmal Tee gemacht habt.â Ich fühlte zwei Kannen an, warf meinem Sohn nochmals einen Blick zu und verlieà die Küche.
Susana hatte sich auf einen Stuhl neben dem Bett gesetzt und hielt Carols Hand.
Die Tür knarrte ein wenig, als ich eintrat. Susana sah leicht lächelnd hoch. âSie fühlt sich schon besser.â An Carol gewandt fuhr sie fort. âTrinke ein wenig Tee und versuche dann zu schlafen.â
Ich schenkte ihr ein wenig der dampfenden Flüssigkeit in eine Tasse und reichte sie ihr.
Carols Wangen hatten wieder ihre normale Farbe bekommen. Sie ergriff die Tasse zögernd. âDanke.â
âDu solltest dich besser schonen.â Ich betrachtete sie Stirn runzelnd. âLuke hat einen Termin im Krankenhaus für dich ausgemacht.â
Carol fasste sich mit einer Hand an ihren Bauch. âDas ist nicht notwendig. Es ist wieder alles in Ordnung.â Sie mühte sich um ein Lächeln.
âHöre auf deine Mamá, Cariña. Wir meinen es nur gut mit dir.â
Carol nippte an ihrer Tasse und verzog sogleich den Mund.
Ich verkniff mir ein Schmunzeln. âSchlucken, Kleines.â
âWarum hasst ihr mich nur so?â
âOh, Cara, wir sorgen uns doch nur um dich.â
âSusana?â Ich blickte sie Stirn runzelnd an. âIch würde gerne noch ein paar Minuten bei meiner Tochter bleiben. Würdest du meiner Mutter ihren Tee bringen?â
Susana nickte lächelnd. âNatürlich. Lorelai und ich sind ohnehin noch kaum zum Reden gekommen.â Sie schenkte Carol noch einen besorgten Blick, ehe sie mit der Teekanne das Zimmer verlieÃ.
Ich setzte mich zu meiner Tochter. âGeht es dir wirklich schon besser?â
Sie seufzte leise. âDas ist nur der ganze Stress. Ich sorge mich so sehr um Grandma. Ich habe solche Angst...â Sie hielt inne. Ihre Augen begannen zu tränen. âGrandma ist immer für uns da gewesen. Für uns alle...â
Ich nickte leicht und strich ihr sanft durchs Haar. âJa. Ich weiÃ.â
âMummy?â Sie musterte mich Stirn runzelnd. âGeht es ihr wirklich besser?â In diesem Moment wirkte sie so hilflos und zerbrechlich wie ein kleines Mädchen.
Ich versuchte gegen den Druck auf meinem Herzen anzukämpfen. âJa, den Eindruck habe ich.â
Das genügte ihr vorerst. Sie lächelte leicht. âIch habe in den letzten Tagen sehr viel über mein Leben nachgedacht.â
Ich nickte. âIch auch.â
âDas scheint das einzig Gute an dieser Sache zu sein. Wir alle haben unser Leben, unsere Schicksale, unsere Beziehungen zueinander reflektiert...â Sie hielt inne. âGrandma sagt, alles geschähe aus einem ganz bestimmten Grund...â Carol wich meinem Blick aus und fixierte, genau wie Mum vorhin, die Schneeflocken, welche am Fenster vorbei schwebten, sanft vom Wind getragen. âCarmen hat das auch immer gesagt...â Sie seufzte leise. âSie sagte es immer. Ich spreche meistens noch immer von ihr, als wäre sie noch hier, unter uns. Für mich ist sie auch niemals gegangen. Niemals.â
Ich drückte ihre Hand und strich die einzelne Träne von ihrer Wange. âWas würde Carmen jetzt sagen?â
Sie runzelte die Stirn und sah mich an. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht ein wenig. âDass ich mich gefälligst nicht so anstellen und sofort den Tee trinken soll.â
Ich lächelte. âHör mal, Carol...â Eine leichte Falte bildete sich auf meiner Stirn. âIch weiÃ, dass ich dir nun keine Mutter mehr sein werde können. Mum und Susana haben diese Rolle übernommen. Aber vielleicht...â Ich atmete tief durch. â...könnten wir Freundinnen werden.â
Sie lächelte leicht. âDas wäre schön.â
Ich strich ihr sanft über die Wange. âJetzt schlaf ein wenig, mein Schatz.â
Sie schüttelte den Kopf. âLass uns noch ein paar Minuten reden.â
âOkay.â Ich nickte leicht.
Carols Gesicht nahm mit einem Mal wieder einen ernsten Ausdruck an. âHeute ist der zwanzigste Dezember. Carmens dreizehnter Todestag. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen.â Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, doch sie fuhr sogleich fort. âIch vermisse sie so sehr. Der Schmerz hat niemals wirklich nachgelassen. Ich kann nun besser damit umgehen, aber es tut immer noch so weh...â Sie wich meinem Blick aus. âSie ist wegen mir diesen Weg durch die Seitengassen gegangen. Ich hatte sie aufgehalten, sie war in Eile. Ich weiÃ, dass mich keine Schuld an diesem grausamen Verbrechen trifft, dennoch frage ich mich oft, was wohl gewesen wäre, hätten wir uns an diesem Tag nicht getroffen.â Sie hielt inne. âAus welchem Grund musste ihr Leben so brutal beendet werden? Warum? Sie war die beste Freundin...â Ihre Augen begannen zu tränen. â...die man sich wünschen kann. Immer für mich da. In jeder Minute. Ich...ich konnte ihr nie richtig dafür danken...â
Ich zog sie instinktiv in meine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken.
âMum?â Carol löste sich langsam aus meinen Armen. âIch gehe wöchentlich an ihr Grab und zünde eine Kerze für sie an...â Sie schloss die Augen und atmete tief durch. âIch rede jedes Mal mit ihr...und Mum, es mag seltsam klingen, aber ich weiÃ, dass sie mich hört. Sie ist auch jetzt noch für mich da.â
âCarol, möchtest du, dass wir eine Kerze für sie anzünden? Ich könnte Luke fragen, wo er welche aufbewahrt.â
âJa.â Sie lächelte leicht. âDas wäre schön.â
âOkay.â Ich nickte.
âCarmen ist...war...unglaublich. So herzlich und verständnisvoll. Aber auch so knallhart und ehrlich. Du wusstest stets, woran du bei ihr bist...â
âSolche Menschen sind mir auch sehr sympathisch.â
âSie war so klug und wunderschön...Du hast sie niemals kennen gelernt...Sie war sechsundzwanzig, Mum. Erst Sechsundzwanzig. Sie irrte, denn dieses Schicksal konnte aus keinem bestimmten Grund passiert sein...nein.â Carol schüttelte den Kopf. âCarmen hatte so viele Probleme. Ich konnte ihr nicht annähernd so eine Hilfe sein, wie sie mir. Kurz bevor ihr Leben in geregelte Bahnen verlaufen wäre, wurde es ihr genommen.â
Der Friedhof war in kaltem Nebel gehüllt. Dieser Nebel existierte jedoch nur in Carols Seele, denn es war ein heiÃer Tag in San Juan. Die Menschen fuhren an die Strände oder gingen fröhlich spazieren, während sie fröstelnd vor dem reich geschmückten Grab stand. Ihre Knie zitterten, das Bild vor ihren Augen verschwamm. âCarmen...â Flüsterte sie. âWarum? Warum hast du mich alleine gelassen?â Die Stille nahm ihr die Luft zu atmen. Die Freundin antwortete nicht. Das würde sie auch nicht mehr. âVerdammt, rede mit mir!â Presste sie unter Tränen hervor und sank auf das trockene Gras. âWas mache ich denn nun ohne dich?â
Carol wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, es spielte auch keine Rolle. Sie erschrak nicht, als sie die kühle Hand auf ihrer Schulter spürte.
âCarol?â
Sie reagierte nicht.
âCarol, sag doch etwas!â
Doch ihr Körper schien wie erstarrt, sie brachte nicht einmal ein Wort über die Lippen.
âCarol?!â Er zog sie mit aller Kraft in die Höhe.
âSie kann nicht gegangen sein. Sag mir, dass das nur ein Alptraum ist!â
Miguel seufzte leise und zog sie in seine Arme.
âIch will erwachen!â
âIch auch.â Er strich beruhigend über ihren Rücken.
âWarum? Warum hat sie uns verlassen? Warum?â Carol löste sich von ihm.
Er musterte sie traurig.
âWarum musste ich mich ausgerechnet an diesem Tag mit ihr treffen? Es hätte mir an ihrer Stelle passieren sollen!â
Miguel verwischte ihre Tränen. âDas hat keinen Sinn.â
Carol presste ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte.
âWir hatten am Tag zuvor einen heftigen Streit. Ich hatte niemals die Gelegenheit ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebte...doch, es hatte unzählige Gelegenheiten gegeben, ich hatte sie aber nicht genutzt...â
Sie löste sich langsam von ihm. âSie wusste es.â
âIch wollte ihr an unserem Jahrestag, heute, einen Heiratsantrag machen...â Er wich ihrem Blick aus. âKaum zu glauben, was? Wir brauchten Jahre, bis wir wirklich zusammen kamen und dann hatten wir nicht einmal ein ganzes Jahr. Könnte ich die Zeit zurück drehen, hätte ich ihr bereits bei unserem Kennenlernen kurz vor dem Schulabschluss meine Liebe gestanden und ihr einen Antrag gemacht.â
âMiguel...â Carol lächelte sanft. â...wenn du das gemacht hättest, wäre sie schreiend davon gelaufen...â
Miguel erwiderte ihr Lächeln. âBindungsfreudig war sie früher in der Tat nicht. Wir waren es beide nicht. Wir waren so dumm. All diese Jahre...die reinste Verschwendung...nun ist es zu spät...â Er senkte den Blick.
âWir müssen dankbar sein...â Carol fixierte den Grabstein. âFür jede Minute mit ihr. Das hat meine Grandma gesagt. Sie wird in uns weiterleben...â
âIch hätte sie beschützen müssen...verdammt, wo war ich zu dieser Zeit?â
Carol seufzte leise. âIn der Arbeit. Miguel, wie du bereits gesagt hast, das führt zu nichts. Es tut so höllisch weh. Ich bezweifle, dass dieser Schmerz jemals vergehen wird. Aber Grandma hat gesagt, wir müssen stark sein. Für uns. Für Carmen. Sie hat Recht. Carmen würde das hier nicht wollen...â Sie wandte sich ihrem Freund zu. âMiguel?â
Er musterte sie Stirn runzelnd.
âCarmen wäre die Taufpatin meines Kindes geworden...â Carols Augen begannen zu tränen. Sie fasste sich an den noch flachen Bauch. âWürdest...würdest du diesen Part nun übernehmen?â
Er atmete tief durch, nickte schlieÃlich. âDas würde ich von Herzen gerne.â
Sie lächelte leicht. âDanke.â
Miguel zog sie erneut in seine Arme. âDu kannst immer auf mich zählen, okay?â
âDanke.â Carols Augen begannen zu tränen. Der Druck auf ihrem Herzen begann ihr die Luft zu nehmen. Sie löste sich langsam aus seinen Armen und wich seinem Blick aus. âMiguel, da ist noch etwas, das ich dir sagen muss...â Sie schloss die Augen und atmete tief durch. âCarmens GroÃvater hat mit mir über den Autopsiebericht gesprochen...â Sie hielt inne und blickte ihn mit tränenden Augen an. âSie wusste es scheinbar selbst noch nicht...Miguel, auch Carmen...auch sie war schwanger.â
@Noir-Girl: Ach SüÃe :knuddel: Danke. Es freut mich, dass dir meine FF so gut gefällt! Du machst mich richtig verlegen.
@Lava: SüÃe, es tut mir wirklich leid, aber der Zeitpunkt des Endes der FF existiert schon seit Anfang an in meinem Kopf. Hatte eigentlich alle Handlungsstränge von Beginn an ganz genau geplant, nur einen hatte ich strukturell ein wenig verändert.
Danke für dein FB :knuddel: Freut mich, dass die der Teil so gut gefallen
hat!
@alle: Hab den 33. Teil fertig, poste ihn auch gleich. Freu mich, wie immer, sehr über Feedbacks!
Bussi Selene
33. Teil
âDu musst dich ausruhen, Cariña.â Susana musterte Carol Stirn runzelnd.
Ich schloss die Tür zu Mums Zimmer leise und näherte mich den beiden.
Carols Wangen waren gerötet, SchweiÃperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet.
Ich musterte sie besorgt. Ein schwerer Druck erfasste erneut mein Herz. âWas ist denn los?â
âGar nichts, Mum. Sorge dich nicht. Sie dramatisieren alle nur. Mir ist lediglich ein wenig schwindlig beim Spazieren gehen geworden...â
âNiemand dramatisiert, Cara. Leg dich bitte zumindest eine Stunde hin.â
Ich warf Susana einen kurzen Blick zu, wandte mich wieder an meine Tochter. âSie hat Recht. Du brauchst Ruhe...â Ich ergriff ihre Hand. âDeinetwegen und wegen deinen ungeborenen Kindern. Ich war gerade unterwegs um Mum noch ein wenig Tee zu machen. Ich werde auch dir einen bringen.â
Susana nickte. âTee wird dir gut tun.â
âWie geht es Grandma?â Fragte Carol heiser, als sie erschöpft in das Gästebett sank.
Ich strich ihr sanft durchs Haar. âSie scheint geistig topfit. Du kannst später zu ihr. In deinem jetzigen Zustand würde sie dich sofort wieder ins Bett schicken.â
âEs geht ihr also besser?â Ein kurzer Hoffnungsschimmer blitzte in den Augen, welchen jenen Mums und meinen glichen.
Susana strich ihr über die Wange. âVersuch ein wenig zu schlafen. Ich werde deiner Mutter in der Küche helfen.â Sie schenkte ihr ein sanftes Lächeln.
Bei der Tür angekommen hielt ich inne. âSusana...â Ich musterte Carol und wurde leiser. â...bitte bleibe bei ihr...â Ich atmete tief durch. â...sollte irgendetwas sein...â
Susana nickte leicht. âDas alles ist zu viel für sie...â Sie senkte den Blick.
Aus der Küche drangen gedämpfte Stimme und der sanfte Geruch frischen Tees.
Luke, Jess, Jenny und Ramón saÃen am Küchentisch. âSie darf die Kinder nicht verlieren...das würde sie nicht überstehen...â Jennys Stimme stockte.
âDas wird sie nicht!â Sie sahen mich irritiert an. Offenbar hatten sie mich nicht kommen gehört. âCarol wird diese Kinder bekommen. Alles wird gut werden...â Ich atmete tief durch. âDafür werden wir sorgen.â
Ramón nickte. âVielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wären wir in Puerto Rico geblieben...â Er wich meinem Blick aus.
Ich seufzte leise. âCarol wäre angesichts Mums gesundheitlichen Zustands niemals in San Juan geblieben. Du hättest sie nicht daran hindern können zu fliegen. Ist es ihr schon zuvor so gegangen oder erst seit ihr hier seid?â
âErst in den letzten Tagen...â
Ich runzelte besorgt die Stirn. âWir werden sie ins Krankenhaus bringen.â
Jennys Augen begannen zu tränen. âKomm her.â Jess nahm sie in die Arme. âEs wird alles gut. Sicherlich ist es nur der Stress...â Er strich beruhigend über ihren Kopf.
Seine liebevolle Geste zauberte ein kurzes Lächeln über meine Lippen. âLuke?â Ich blickte ihn Stirn runzelnd an. âKönntest du im Krankenhaus anrufen? Vielleicht bekommt sie noch heute einen Termin.â
Er nickte und erhob sich sogleich. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Augen gerötet waren. Es war für uns alle zuviel. Mums schlechter gesundheitlicher Zustand, die harten Konfrontationen mit unserer Vergangenheit und jetzt auch noch Carol.
âWo sind Matt und die Kinder?â
âIm Supermarkt.â Antwortete Jenny.
âGut.â Ich nickte. âCarmen und Juan sollen sich nicht unnötig sorgen.â
Nach wenigen Minuten kam Luke zurück. âSie hat einen Termin für fünf Uhr Nachmittag. Ich werde sie hinfahren. Kommst du mit?â Er blickte Ramón an, dieser nickte.
âNatürlich.â
âFünf Uhr ist ideal, dann kann sie nun noch ein paar Stunden schlafen.â Der Druck auf meinem Herzen begann sich ein wenig zu lockern.
âRory?â Luke runzelte die Stirn. âUm halb fünf kommt Lorelais Arzt...â
âIch werde da sein.â
âDanke.â Er lächelte leicht.
âEs geht ihr besser. Das Gefühl habe ich zumindest. Sie klagt weniger über Schmerzen, ist viel besser drauf und auch ihr Gedächtnis ist wieder besser...â Ich blickte ihn an. Flehend auf eine Bestätigung wartend. Als sich seine Miene jedoch in keinster Weise veränderte, erfasste mich erneut ein erstickendes Gefühl.
âRory...â Er sprach nicht weiter, weil Matt und die Kinder gerade die Küche betraten.
âMatt hat uns Schokolade gekauft.â Juan strahlte.
âDas ist aber nett von ihm!â Ich warf meinem Sohn einen unsicheren Blick zu, dieser wandte sich jedoch von mir ab. âHey, Jen. Ich habe dir etwas mitgebracht.â Er lächelte ihr kurz zu und zog ein Päckchen Kaffeebonbons aus der Jackentasche.
âIch liebe dich!â Ihre Miene erhellte sich. Er reichte sie ihr grinsend.
âDie schmecken toll.â Meinte ich.
Matt vermied es noch immer mich anzusehen.
âDas finde ich auch.â Jenny blickte unsicher von mir zu Matt, welcher mir noch immer den Rücken gekehrt hatte. Mir entwich ein leises Seufzen. âDanke, dass ihr schon einmal Tee gemacht habt.â Ich fühlte zwei Kannen an, warf meinem Sohn nochmals einen Blick zu und verlieà die Küche.
Susana hatte sich auf einen Stuhl neben dem Bett gesetzt und hielt Carols Hand.
Die Tür knarrte ein wenig, als ich eintrat. Susana sah leicht lächelnd hoch. âSie fühlt sich schon besser.â An Carol gewandt fuhr sie fort. âTrinke ein wenig Tee und versuche dann zu schlafen.â
Ich schenkte ihr ein wenig der dampfenden Flüssigkeit in eine Tasse und reichte sie ihr.
Carols Wangen hatten wieder ihre normale Farbe bekommen. Sie ergriff die Tasse zögernd. âDanke.â
âDu solltest dich besser schonen.â Ich betrachtete sie Stirn runzelnd. âLuke hat einen Termin im Krankenhaus für dich ausgemacht.â
Carol fasste sich mit einer Hand an ihren Bauch. âDas ist nicht notwendig. Es ist wieder alles in Ordnung.â Sie mühte sich um ein Lächeln.
âHöre auf deine Mamá, Cariña. Wir meinen es nur gut mit dir.â
Carol nippte an ihrer Tasse und verzog sogleich den Mund.
Ich verkniff mir ein Schmunzeln. âSchlucken, Kleines.â
âWarum hasst ihr mich nur so?â
âOh, Cara, wir sorgen uns doch nur um dich.â
âSusana?â Ich blickte sie Stirn runzelnd an. âIch würde gerne noch ein paar Minuten bei meiner Tochter bleiben. Würdest du meiner Mutter ihren Tee bringen?â
Susana nickte lächelnd. âNatürlich. Lorelai und ich sind ohnehin noch kaum zum Reden gekommen.â Sie schenkte Carol noch einen besorgten Blick, ehe sie mit der Teekanne das Zimmer verlieÃ.
Ich setzte mich zu meiner Tochter. âGeht es dir wirklich schon besser?â
Sie seufzte leise. âDas ist nur der ganze Stress. Ich sorge mich so sehr um Grandma. Ich habe solche Angst...â Sie hielt inne. Ihre Augen begannen zu tränen. âGrandma ist immer für uns da gewesen. Für uns alle...â
Ich nickte leicht und strich ihr sanft durchs Haar. âJa. Ich weiÃ.â
âMummy?â Sie musterte mich Stirn runzelnd. âGeht es ihr wirklich besser?â In diesem Moment wirkte sie so hilflos und zerbrechlich wie ein kleines Mädchen.
Ich versuchte gegen den Druck auf meinem Herzen anzukämpfen. âJa, den Eindruck habe ich.â
Das genügte ihr vorerst. Sie lächelte leicht. âIch habe in den letzten Tagen sehr viel über mein Leben nachgedacht.â
Ich nickte. âIch auch.â
âDas scheint das einzig Gute an dieser Sache zu sein. Wir alle haben unser Leben, unsere Schicksale, unsere Beziehungen zueinander reflektiert...â Sie hielt inne. âGrandma sagt, alles geschähe aus einem ganz bestimmten Grund...â Carol wich meinem Blick aus und fixierte, genau wie Mum vorhin, die Schneeflocken, welche am Fenster vorbei schwebten, sanft vom Wind getragen. âCarmen hat das auch immer gesagt...â Sie seufzte leise. âSie sagte es immer. Ich spreche meistens noch immer von ihr, als wäre sie noch hier, unter uns. Für mich ist sie auch niemals gegangen. Niemals.â
Ich drückte ihre Hand und strich die einzelne Träne von ihrer Wange. âWas würde Carmen jetzt sagen?â
Sie runzelte die Stirn und sah mich an. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht ein wenig. âDass ich mich gefälligst nicht so anstellen und sofort den Tee trinken soll.â
Ich lächelte. âHör mal, Carol...â Eine leichte Falte bildete sich auf meiner Stirn. âIch weiÃ, dass ich dir nun keine Mutter mehr sein werde können. Mum und Susana haben diese Rolle übernommen. Aber vielleicht...â Ich atmete tief durch. â...könnten wir Freundinnen werden.â
Sie lächelte leicht. âDas wäre schön.â
Ich strich ihr sanft über die Wange. âJetzt schlaf ein wenig, mein Schatz.â
Sie schüttelte den Kopf. âLass uns noch ein paar Minuten reden.â
âOkay.â Ich nickte leicht.
Carols Gesicht nahm mit einem Mal wieder einen ernsten Ausdruck an. âHeute ist der zwanzigste Dezember. Carmens dreizehnter Todestag. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen.â Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, doch sie fuhr sogleich fort. âIch vermisse sie so sehr. Der Schmerz hat niemals wirklich nachgelassen. Ich kann nun besser damit umgehen, aber es tut immer noch so weh...â Sie wich meinem Blick aus. âSie ist wegen mir diesen Weg durch die Seitengassen gegangen. Ich hatte sie aufgehalten, sie war in Eile. Ich weiÃ, dass mich keine Schuld an diesem grausamen Verbrechen trifft, dennoch frage ich mich oft, was wohl gewesen wäre, hätten wir uns an diesem Tag nicht getroffen.â Sie hielt inne. âAus welchem Grund musste ihr Leben so brutal beendet werden? Warum? Sie war die beste Freundin...â Ihre Augen begannen zu tränen. â...die man sich wünschen kann. Immer für mich da. In jeder Minute. Ich...ich konnte ihr nie richtig dafür danken...â
Ich zog sie instinktiv in meine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken.
âMum?â Carol löste sich langsam aus meinen Armen. âIch gehe wöchentlich an ihr Grab und zünde eine Kerze für sie an...â Sie schloss die Augen und atmete tief durch. âIch rede jedes Mal mit ihr...und Mum, es mag seltsam klingen, aber ich weiÃ, dass sie mich hört. Sie ist auch jetzt noch für mich da.â
âCarol, möchtest du, dass wir eine Kerze für sie anzünden? Ich könnte Luke fragen, wo er welche aufbewahrt.â
âJa.â Sie lächelte leicht. âDas wäre schön.â
âOkay.â Ich nickte.
âCarmen ist...war...unglaublich. So herzlich und verständnisvoll. Aber auch so knallhart und ehrlich. Du wusstest stets, woran du bei ihr bist...â
âSolche Menschen sind mir auch sehr sympathisch.â
âSie war so klug und wunderschön...Du hast sie niemals kennen gelernt...Sie war sechsundzwanzig, Mum. Erst Sechsundzwanzig. Sie irrte, denn dieses Schicksal konnte aus keinem bestimmten Grund passiert sein...nein.â Carol schüttelte den Kopf. âCarmen hatte so viele Probleme. Ich konnte ihr nicht annähernd so eine Hilfe sein, wie sie mir. Kurz bevor ihr Leben in geregelte Bahnen verlaufen wäre, wurde es ihr genommen.â
--------- Flashback Carol ---------
Der Friedhof war in kaltem Nebel gehüllt. Dieser Nebel existierte jedoch nur in Carols Seele, denn es war ein heiÃer Tag in San Juan. Die Menschen fuhren an die Strände oder gingen fröhlich spazieren, während sie fröstelnd vor dem reich geschmückten Grab stand. Ihre Knie zitterten, das Bild vor ihren Augen verschwamm. âCarmen...â Flüsterte sie. âWarum? Warum hast du mich alleine gelassen?â Die Stille nahm ihr die Luft zu atmen. Die Freundin antwortete nicht. Das würde sie auch nicht mehr. âVerdammt, rede mit mir!â Presste sie unter Tränen hervor und sank auf das trockene Gras. âWas mache ich denn nun ohne dich?â
Carol wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, es spielte auch keine Rolle. Sie erschrak nicht, als sie die kühle Hand auf ihrer Schulter spürte.
âCarol?â
Sie reagierte nicht.
âCarol, sag doch etwas!â
Doch ihr Körper schien wie erstarrt, sie brachte nicht einmal ein Wort über die Lippen.
âCarol?!â Er zog sie mit aller Kraft in die Höhe.
âSie kann nicht gegangen sein. Sag mir, dass das nur ein Alptraum ist!â
Miguel seufzte leise und zog sie in seine Arme.
âIch will erwachen!â
âIch auch.â Er strich beruhigend über ihren Rücken.
âWarum? Warum hat sie uns verlassen? Warum?â Carol löste sich von ihm.
Er musterte sie traurig.
âWarum musste ich mich ausgerechnet an diesem Tag mit ihr treffen? Es hätte mir an ihrer Stelle passieren sollen!â
Miguel verwischte ihre Tränen. âDas hat keinen Sinn.â
Carol presste ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte.
âWir hatten am Tag zuvor einen heftigen Streit. Ich hatte niemals die Gelegenheit ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebte...doch, es hatte unzählige Gelegenheiten gegeben, ich hatte sie aber nicht genutzt...â
Sie löste sich langsam von ihm. âSie wusste es.â
âIch wollte ihr an unserem Jahrestag, heute, einen Heiratsantrag machen...â Er wich ihrem Blick aus. âKaum zu glauben, was? Wir brauchten Jahre, bis wir wirklich zusammen kamen und dann hatten wir nicht einmal ein ganzes Jahr. Könnte ich die Zeit zurück drehen, hätte ich ihr bereits bei unserem Kennenlernen kurz vor dem Schulabschluss meine Liebe gestanden und ihr einen Antrag gemacht.â
âMiguel...â Carol lächelte sanft. â...wenn du das gemacht hättest, wäre sie schreiend davon gelaufen...â
Miguel erwiderte ihr Lächeln. âBindungsfreudig war sie früher in der Tat nicht. Wir waren es beide nicht. Wir waren so dumm. All diese Jahre...die reinste Verschwendung...nun ist es zu spät...â Er senkte den Blick.
âWir müssen dankbar sein...â Carol fixierte den Grabstein. âFür jede Minute mit ihr. Das hat meine Grandma gesagt. Sie wird in uns weiterleben...â
âIch hätte sie beschützen müssen...verdammt, wo war ich zu dieser Zeit?â
Carol seufzte leise. âIn der Arbeit. Miguel, wie du bereits gesagt hast, das führt zu nichts. Es tut so höllisch weh. Ich bezweifle, dass dieser Schmerz jemals vergehen wird. Aber Grandma hat gesagt, wir müssen stark sein. Für uns. Für Carmen. Sie hat Recht. Carmen würde das hier nicht wollen...â Sie wandte sich ihrem Freund zu. âMiguel?â
Er musterte sie Stirn runzelnd.
âCarmen wäre die Taufpatin meines Kindes geworden...â Carols Augen begannen zu tränen. Sie fasste sich an den noch flachen Bauch. âWürdest...würdest du diesen Part nun übernehmen?â
Er atmete tief durch, nickte schlieÃlich. âDas würde ich von Herzen gerne.â
Sie lächelte leicht. âDanke.â
Miguel zog sie erneut in seine Arme. âDu kannst immer auf mich zählen, okay?â
âDanke.â Carols Augen begannen zu tränen. Der Druck auf ihrem Herzen begann ihr die Luft zu nehmen. Sie löste sich langsam aus seinen Armen und wich seinem Blick aus. âMiguel, da ist noch etwas, das ich dir sagen muss...â Sie schloss die Augen und atmete tief durch. âCarmens GroÃvater hat mit mir über den Autopsiebericht gesprochen...â Sie hielt inne und blickte ihn mit tränenden Augen an. âSie wusste es scheinbar selbst noch nicht...Miguel, auch Carmen...auch sie war schwanger.â
--------- Flashback Carol Ende ---------
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