[Katrin]

So, da ich supermüde bin, vermutlich sogar zu müde, um irgendein Urteilsvermögen zu besitzen, verzichte ich auf Re-FB, sag einfach nur ein großes Danke an Euch :knuddel: und wünsche Euch Spaß beim Lesen.


Lorelai öffnete die Tür und sah ihre Tochter an einem Waschbecken stehen. Rory spritzte sich gerade Wasser ins Gesicht und als Lorelai ihren Namen sagte, aber keine Antwort erhielt, ging sie zu ihr.
,,Süße, alles in Ordnung?"
,,Wie oft wird mir diese Frage eigentlich heute noch gestellt?" murmelte Rory.
,,Was?"
,,Ach, nichts," winkte Rory ab, trocknete ihre Hände ab und wollte schon an ihrer Mutter vorbeigehen, als diese sie am Arm festhielt.
,,Ist irgendwas mit Dean vorgefallen?" fragte Lorelai vorsichtig.
,,Was soll vorgefallen sein?"
,,Naja... er wirkte irgendwie unsicher."
,,Es war überhaupt nichts, ok?" sagte Rory fast trotzig und ging wieder hinüber zu den Spiegeln, um ihr Gesicht genauer zu betrachten. Eigentlich gab sie nur vor ihr Make-Up zu kontrollieren, um dem durchdringendem Blick ihrer Mutter ausweichen zu können. Doch Rory sah im Spiegel, wie ihre Mutter ein paar Sekunden später wieder direkt hinter ihr stand.
,,Und wieso denkt Dean dann, dass er zu neugierig war? Komm schon, Rory, hat er irgendwas Doofes gesagt? Wenn ja, dann..."
,,Es ist nichts," widersprach Rory wieder. ,,Es ist einfach nur alles sehr seltsam. Die Situation, die Tatsache, dass er-"
,,Ich weiß, wie das ist," sagte Lorelai plötzlich. ,,Als dein Dad geheiratet hat, war die Situation zwischen uns auch ähnlich, keiner von uns wusste wirklich, wie er sich verhalten sollten. Ich meine..."
Rory ließ ihre Mutter weiter von den Erlebnissen auf Chris und Sherry's Hochzeit erzählen, ohne jedoch richtig zuzuhören. Sie wusste schließlich, dass es zwischen ihrem Dad und ihrer Mum vollkommen anders gewesen war. Oder hatten sich die beiden vor der Hochzeit auch vier Jahre nicht gesehen? Hatte ihre Mum damals überlegt, ob der Mensch, der ihr gegenüber saß, immer noch der gleiche wie früher war oder ob er sich komplett verändert hatte? Hatte sie versucht Chris weiszumachen, dass sie vollkommen glücklich mit ihrem Leben war, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach? Hatte sie erzählt, dass ihre Ehe wunderbar war, obwohl sie und ihr Ehemann getrennt lebten? Doch das alles war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste für Rory war, dass Dean sich so sicher gewesen war, dass sie ihren Traum Journalistin zu werden, erfüllt hatte; dass er sich noch genau daran erinnerte, wie sehr sie das wollte. Und jetzt musste sie einsehen, dass sie nichts geschafft hatte, dass sie ihrem großem Traum nicht viel näher war, als das kleine Mädchen damals, das die New York Times gelesen, CNN geguckt und davon geträumt hatte, nach Harvard zu gehen und eines Tages selbst im Fernsehen zu sein oder ihren eigenen Name unter einem der Artikel zu sehen. Natürlich, sie war in Yale gewesen, hatte einen super Abschluss gemacht, doch wie weit hatte sie das gebracht? Zu einer zerstörten Ehe, in der ihr Ehemann versuchte sie davon zu überzeugen, dass nur seine Einstellung die Richtige war; dass es besser war, wenn sie alles so machte, wie er es für richtig hielt. Und sie, die damals in Yale selbstbewusst eine hitzige Diskussion nach der anderen geführt hatte, hatte nie einen wirklichen Versuch unternommen ihm zu widersprechen, hatte hingenommen, dass er ihr vorschrieb, nicht zu arbeiten, hatte zugelassen, dass er ganz allein über ihr gemeinsames Leben bestimmte. Lorelai's Hand, die sich plötzlich verständnisvoll auf ihre Schulter legte, holte Rory wieder aus ihren Gedanken zurück. ,,Es ist völlig normal, dass du dich seltsam fühlst."
,,Ja, ich denke auch," gab Rory zurück. ,,Aber ich möchte jetzt trotzdem einfach nur noch ins Bett. Vielleicht bin ich auch einfach nur müde vom Flug und reagiere deshalb so überempfindlich." Sie setzte ein Lächeln auf, ging zur Tür, wo sie sich aber noch einmal umdrehte. ,,Wo ist eigentlich Lara?"
,,Ich habe einen Babysitter engagiert. Und nein, es ist nicht Kirk," meinte Lorelai grinsend, bevor sie ebenfalls zur Tür ging, um diese zu öffnen. Sie hatte zwar Rory's abwesenden Blick nicht übersehen, aber wer konnte ihr schon verübeln, dass die ganz Situation für sie seltsam und unangenehm war? ,,Ich denke, er ist verantwortungsbewusster als Kirk und-" Sie brach ab, schob Rory durch die Tür und zeigte kurz darauf stolz zu dem Tisch, an dem sie vorher gesessen waren.
Rory starrte in die Richtung, in die Lorelai zeigte. Das Bild, das sich ihr bot, ließ sie die Luft anhalten und ihre Fingernägel gruben sich in das Leder ihrer Handtasche. Dort saß Dean mit ihrer Tochter auf dem Arm und lächelte auf sie herunter, während Willi enthusiastisch etwas erzählte.
,,Wollen wir rübergehen, oder-?"
,,Geh schon mal vor, ich glaube, ich habe meine Lippenstift liegen lassen." Mit diesen Worten zwang sich Rory den Blick von Dean und Lara zu nehmen, sich umzudrehen und eine verwirrte Lorelai zurückzulassen. Sie wusste selbst nicht, was es genau war, doch irgendwas an dem Bild von gerade eben, führte dazu, dass sich ihr Magen zusammenkrampfte und sich ein Kloß in ihrem Hals ausbreitete. Sie hätte das Gefühl nicht beschreiben können, doch sie wusste, dass sie sich schon mal genauso gefühlt hatte.

,,Und Willi? Wie hat sich Dean als Babysitter geschlagen?" Lorelai ließ sich grinsend mit einer Tasse Kaffee auf ihren Stuhl sinken.
,,Babysitter Dean hat sich gut geschlagen hat, Babysitter Kirk!" gab Willi zurück und salutierte.
,,Ist... ist mit Rory alles ok?" Dean sah fragend zu Lorelai, während er mit den Fingern seiner rechten Hand nervös auf dem Tisch herumtrommelte.
,,Ja, sie kommt gleich wieder," antwortete Lorelai und musste sich ein Lächeln verkneifen, als sie den besorgten Ausdruck auf Dean's Gesicht sah, den sie schon sooft bei ihm im Zusammenhang mit Rory gesehen hatte. Lorelai hoffte nur, dass ihre Tochter nicht allzu viele alte, vertraute Verhaltensweisen an ihm entdeckte. Wahrscheinlich war sie deshalb so skeptisch gewesen auf Dean's Hochzeit zu gehen... weil sie Angst hatte, dass Rory plötzlich bewusst werden könnte, was sie alles an Dean verloren hatte. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Rory eine unglückliche Ehe führte, war die Chance vielleicht noch größer, dass sie sich plötzlich in die sorgenlose Zeit mit einem Exfreund zurückwünschte.
,,Ich muss ganz schnell zu Marcy gehen, weil sie hier war und mich etwas fragen wollte." Mit diesen Worten stand Dean langsam und so vorsichtig wie möglich auf, um Lara nicht zu wecken. Er trug Lara jetzt so, dass ihr Gesicht an seiner Schulter lag und er den Kopf mit einer Hand stützte. ,,Ich bin sofort wieder da."
,,Ähm... Dean?"
,,Ja?"
,,Ich habe ja nichts dagegen, wenn du Lara deiner zukünftigen Schwiegermutter noch einmal vorstellst, aber-"
,,Oh mein Gott, tut mir leid." Mit einem etwas verlegendem Lächeln ging Dean um den Tisch herum und legte Lara in die Arme ihrer Großmutter. ,,Ich fürchte, ich bin heute etwas durch den Wind," entschuldigte er sich und verschwand nach einem weiteren kurzem Lächeln.
,,Und? War Dean's Schwiegermutter nett als sie hier war?" wandte sich Lorelai neugierig an ihren Sohn.
,,Ich weiß nicht." Willi hob die Schultern. ,,Ich glaube, sie war irgendwie ein bisschen wütend."
,,Wütend?"
,,Und sie mag mich und Lara, glaube ich, nicht so," fuhr Willi fort. ,,Und Lara noch weniger. Sie hat ganz böse zu Lara geschaut... und das sogar länger. Mich hat sie nur kurz angeguckt. Und ich weiß gar nicht wieso, weil wir ja gar nichts gemacht haben. Lara hat nur geschlafen und ich-"
,,Das hast du dir sicher nur eingebildet," beruhigte Lorelai ihren Sohn, fragte sich aber insgeheim, was sich diese Frau wirklich dabei gedacht hatte.
,,Hey, wo ist Dean?" Rory stand plötzlich neben ihrer Mutter und sah sich suchend um. Sie nahm ihre Tochter und setzte sich Lorelai gegenüber.
,,Er musste schnell zu seiner Schwiegermutter."
,,Zukünftige Schwiegermutter," verbesserte Rory sofort und fügte dann hinzu: ,,Ich frage mich, ob Sandra so ist wie ihre Mutter."
,,Ich frage mich, ob sie etwas gegen uns hat."
,,Ich frage mich, was ich getan habe," setzte Willi hinzu.
,,Ich frage mich, ob Dean sie mag," grübelte Rory weiter und Lorelai, der als erstes dieses lächerliche Fragespiel bewusst wurde, schüttelte heftig den Kopf. ,,Hey, sollten wir die Fragen nicht lieber Dean stellen? Ich meine nur für den Fall, dass wir auch Antworten haben möchten. Aber andererseits... ich kann die Fragen auch gern beantworten. Antwort eins: Wenn ich von dem kurzen Eindruck, den Sandra's Mutter bei mir hinterlassen hat, ausgehen darf, hoffe ich für Dean, dass ihre Tochter ganz anders ist. Antwort zwei: Was kann man schon gegen uns haben? Antwort drei: Du hast nichts gemacht, Willi! Antwort vier: Vielleicht kann er sie leiden, aber er mag sie sicher nicht so gern wie mich und wechselt ihr auch bestimmt nicht regelmäßig die Wasserflasche aus." Lorelai grinste. ,,Sind alle zufrieden mit meinen Antworten?"
,,Nicht ganz."
,,Und was hast du auszusetzen?"
,,Du warst nie Dean's Schwiegermutter als kannst du seine Beziehung zu Sandra's Mutter kaum mit Eurer vergleichen," stellte Rory klar.
,,Aber fast."
,,Du warst nicht einmal annähernd Dean's Schwiegermutter."
,,Aber beinahe wäre-" Lorelai biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte während des Scherzens fast das ausgesprochen, was sie ihrer Tochter all die Jahre verheimlicht hatte. Sätze wie `Hey, der Exfreund, der in den nächsten Tagen heiratet, hatte eigentlich vor dir einen Antrag zu machen, doch dann hat er dich mit deinem anderen Exfreund erwischt und hat sich gegen seinen Plan entschieden. Tut mir leid, dass ich es dir erst jetzt erzähle.´ würden sicher nicht dazu führen, dass sich Rory in Dean's Anwesenheit wohler fühlen würde. ,,Ich meine, er war mit dir fest zusammen, das heißt, ich war auch sowas wie seine Schwiegermutter."
,,Das heißt dann aber auch, dass du sowas wie Jess' Schwiegermutter warst, das ist dir doch klar, oder?"
Lorelai, die gerade einen Schluck von ihrem Kaffee genommen hatte, spuckte den Kaffee zurück in die Tasse und schob das Gefäß dann angewidert von sich. ,,Muss du mir alles verderben?" fragte sie gespielt empört, woraufhin ihre Tochter laut loslachte. Rory fühlte sich plötzlich viel befreiter. Als sie vor ein paar Minuten, die Schwiegermutter-oder nicht-Diskussion angefangen hatten, hatte sie sich seltsam gefühlt über damals zu reden, doch sie hatte sich immer wieder selbst daran erinnert, dass es zu lange her war, um sich noch ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Dasselbe, das sie sich ins Gedächtnis gerufen hatte, als sie vorher im Waschraum die Tränen von ihrem Gesicht gewaschen hatte und dann zurück zu ihrer Mutter gegangen war. Dieses unbeschwerte Gefühl verschwand aber in dem Moment, in dem Dean plötzlich wieder neben ihr saß und neugierig fragte, welches lustiges Gesprächsthema sie denn gerade hatten.
,,Wir haben gerade darüber geredet, dass-" Rory brach ab. Jess' Name war ihr schon auf der Zunge gelegen. ,,Wir haben überlegt, ob du jemals Mum's Schwiegersohn warst. Ich bin ja der Meinung, dass man erst jemanden als Schwiegermutter bezeichnen kann, wenn..." Rory redete vor lauter Nervösität so viel, dass sie gar nicht mitbekam, wie Dean ihrer Mutter einen fragenden Blick zuwarf, diese den Kopf schüttelte und Dean daraufhin erleichternd ausatmete.
,,Ich glaube, Mum hätte dich lieber als Schwiegersohn gehabt als Jess," mischte sich Willi plötzlich ein. ,,Als nämlich Rory gerade gesagt hat, dass, wenn du Mum's Schwiegersohn warst auch Jess ihr Schwiegersohn ist, hat sie den Kaffee zurück in die Tasse gespuckt, obwohl Daddy immer sagt, dass Menschen mit guten Marnieren das nicht machen."
Dean starrte auf den Tisch und ballte seine Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Es sollte sich keine Gedanken darüber machen, es sollte ihm einfach total egal sein, wie ernst Rory's Beziehung mit Jess damals gewesen war. Er wusste, dass es ihn nichts anging und dass es geradezu lächerlich war, dass er sich selbst jetzt noch über Jess aufregen hätte können. Selbst wenn Rory hier aufgetaucht wäre und verkündet hätte, dass sie glücklich mit Jess verheiratet war, hätte er das eigentlich cool hinnehmen und sich für sie freuen müssen. Eigentlich. Doch er wusste, dass er dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Genauso wenig wie er jetzt mit einem unbekümmertem Lächeln daran denken konnte, dass Rory und Jess sich wohl so nahe gewesen waren wie er selbst und Rory.
,,Wir sollten dann mal gehen. Der Flug war ganz schön anstregend und ich bin ziemlich müde." Rory's Stimme riss Dean aus seinen Gedanken.
,,Natürlich, ich sollte auch gehen. Ich muss nur noch zahlen."
,,Das habe ich schon erledigt, auch für dich."
,,Danke Lorelai, das wäre echt nicht nötig gewesen."
,,Ich habe dem unglaublich attraktivem, italienischem Kellner, von dem ich den Kaffee habe, gesagt, dass er alles auf unser Zimmer berechnen soll. Er hat mir sogar zehn Prozent Rabatt gegeben, ohne wirklichen Grund. Ein Lächeln genügte und er hätte mir jeden Wunsch erfüllt," erzählte Lorelai mit stolzer Miene.
,,Mum," stöhnte Rory genervt. ,,Du denkst aber manchmal schon daran, dass du verheiratet bist, oder?"
,,Ja, dieses kleine, nervige Ding aus Gold an meinem linken Ringfinger erinnert mich leider immer wieder daran. Aber hey, sei nicht so streng mit mir. Luke ist im Flirten einfach mies, also muss ich mir ab und zu jemanden suchen, der für meine Flirts und mein anzügliches Lächeln mehr übrig hat als ein Grunzen, das sowieso niemand wirklich interpretieren kann. Ich weiß dann nie, ob das sowas wie eine Aufforderung sein soll, dass ich weitermachen soll oder einfach nur ein genervter Laut, der bedeuten soll, dass ich sofort aufhören soll," erklärte Lorelai, als sie aufstand und ihren Rock glatt strich. ,,Also, Dean, ich denke wir sehen uns morgen... also, wir gehen schon mal vor, Gute Nacht!" Lorelai hob eine Hand zum Winken und machte sich dann gemeinsam mit Willi, der noch ein `Bis morgen!´ über seine Schulter rief, zum Ausgang des Speisesaals auf. Dort blieben sie schließlich doch stehen, um auf Rory zu warten.
,,Also, ich finde Dean nett," verkündete Willi. ,,Als Ihr nicht da wart, haben wir über Stars Hollow geredet und über Softball,... wusstest du, dass er mal mit Daddy Softball gespielt hat?"
,,Allerdings," antwortete Lorelai, hörte ihrem Sohn dann jedoch nicht mehr wirklich zu, weil ihre Aufmerksamkeit vollkommen von der Szene in Anspruch genommen wurde, die sich im Inneren des Speisesaals abspielte. Rory erhob sich gerade und Dean sprang ebenfalls sofort auf, als er sah, wie Rory's Versuch, mit Kind auf dem Arm nach ihrer Jacke zu greifen, schief ging. Er nahm die Jacke, die über der Stuhllehne hing und legte sie Rory über die Schultern.
,,Er scheint wirklich nett zu sein," wiederholte Willi noch einmal.
,,Zu nett, wenn du mich fragst," murmelte Lorelai leise. Ihr gefiel nicht, wie ihre Tochter mit einem verlegendem Lächeln auf die schlafende Lara starrte, als Dean ihre Schultern berührte. Lorelai bildete sich sogar ein, dass Dean's Hände einen Moment länger als nötig auf Rory's nackter Hand verweilten. Wieso hatte sie auch ein schulterfreies Kleid angezogen? Ein Kleid, in dem sie so bezaubernd aussah, dass sie vermutlich jedem Mann den Verstand raubte. Wieso war Rory nicht einfach in einer hochgeschlossenen Bluse zum Essen aufgetaucht? Oder wieso hatte sie die Jacke nicht einfach auf dem Zimmer gelassen? Es war doch sowieso viel zu warm für eine Jacke. Vielleicht... ,,Lorelai Gilmore, du wirst langsam paranoid."
,,Mummy, was ist paranoid?"

Verlegen von solcher Nähe starrte Rory auf Lara, doch als Dean seine Hände von ihren Schultern nahm, lächelte sie ihn doch an. ,,Danke schön."
,,Dann sage ich wohl auch Gute Nacht, was? Ich muss nämlich da lang." Er deutete auf einen anderen Ausgang. ,,Mein Zimmer liegt dort."
,,Gute Nacht, Dean," sagte Rory leise und wandte sich dann zum Gehen.
,,Hey Rory!"
,,Ja?" Fragend drehte sie sich wieder zu Dean um.
,,Schön..." Dean machte eine etwas unbeholfen wirkende Handbewegung, lächelte dann aber. ,,Schön, dass du gekommen bist."
,,Schön, dass ich eingeladen wurde," gab Rory lächelnd zurück. Wäre sie jetzt alleine im Raum gewesen, wäre sie vermutlich vor lauter Freude einmal quer durch den Saal getanzt. Er freute sich, dass sie hier war. Er hatte gelächelt, als er ihr das gesagt hatte. Ein ehrliches, aufrichtiges Lächeln.
Bei ihren Worten überkam Dean plötzlich das schlechte Gewissen. Er hatte Sandra vorher wegen der Einladung angeschrieen und jetzt gestand er seiner Exfreundin, dass er froh war, sie zu sehen? ,,Ich muss jetzt gehen. Gute Nacht!" Er ging an ihr vorbei, doch dieses Mal war sie es, die ihn aufhielt.
,,Dean?"
,,Hm?" Er drehte sich zu ihr um und ging die wenigen Schritte wieder auf sie zu.
,,Wegen vorher... es tut mir leid, wenn ich-" setzte Rory an, doch Dean unterbrach sie: ,,Das ist schon ok."
,,Wirklich?" fragte Rory unsicher nach. Sie hatte sich entschuldigen wollen, weil sie das Gefühl bekommen hatte, dass das Eis zwischen ihnen gebrochen war und nur noch ihr seltsames Verhalten von vorher zwischen ihnen hing.
,,Wirklich," bestätigte Dean lächelnd, dann wurde sein Gesichtsausdruck jedoch ernst. ,,Ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber... Rory?" Er sprach ihren Namen mit soviel Wärme aus und in seiner Stimme lag gleichzeitig soviel Besorgnis, dass Rory ein Schauer über den Rücken lief. ,,Wenn du mit jemanden reden willst, ich kann gut zuhören. Manchmal tut es gut mit einem Außenstehenden zu reden." Er berührte sie kurz am Oberarm. ,,Ich bin für dich da. Ich hoffe das weißt du." Mit diesen Worten wandte sich zum Ausgang, wo er sich noch einmal umdrehte und kurz winkte.
Einen Moment starrte ihm Rory sprachlos nach, sie konnte immer noch nicht glauben, was er ihr gerade so selbstverständlich angeboten hatte. ,,Hast du das gehört, Kleines? Er ist für uns da," flüsterte sie und drückte Lara näher an sich, als sie spürte wie einzelne Tränen aus ihren Augen traten. Sie wusste, dass sie nun eine Antwort auf die Frage, ob er ein vollkommen anderer Mensch geworden war, bekommen hatte. ,,Er ist noch immer der Gleiche, nach allem, was passiert ist. Kannst du das glauben? Ich nämlich nicht." Und während Rory mit Tränen in den Augen, aber gleichzeitig auch einem Lächeln auf dem Gesicht, in die Richtung blickte, in die ihr Exfreund verschwunden war, stand ihre Mutter einige Meter von ihr entfernt und betrachtete das Ganze mit größtem Missfallen.