21.02.2007, 12:59
Hallo meine SüÃen :knuddel:
@ Lava: Danke für deine motivierenden Worte. Freu mich immer total darüber!
Zu deiner Nachfrage im vorletzten Feedback
WeiÃt du eigentlich schon, wann es bei deinen tollen FFs weitergehen wird? Stress dich aber nicht. Wollt dir nur sagen, dass ich mcih schon sehr auf neue Kapiteln von dir freue!
@Noir-Girl: Vielen Dank für dein Feedback! Hab mich sehr darüber gefreut!
@MinowaySunshine: Ach SüÃe, was redest du denn? Deine Worte sind doch nicht bedeutungslos! Sie sind sogar sehr wichtig. Ich freue mich immer so sehr über deine Feedbacks! Du motivierst mich immer richtig! Vielen Dank für deine umwerfenden Worte!
Ich habe weiter geschrieben. Bin zwar ein wenig skeptsich diesem sehr kurzen Ãbergangskapitel gegenüber, habe mich aber entschlossen es trotzdem schon mal zu posten. In dieser Woche sollte zumindest noch ein neues Kapitel folgen.
Freu mich über Feedbacks!
*hel* Bussi Selene
30. Teil
Lillian
Spanish Harlem, 2000
„Lillian Marquez?“
Lillian musterte den jungen Mann Stirn runzelnd. Er war vielleicht zehn, zwölf Jahre älter als sie selbst. Sie warf einen verächtlichen Blick auf seinen teuren Anzug, der mehr gekostet haben musste, als viele Menschen aus ihrem Viertel pro Jahr verdienten. „Wer möchte das wissen?“
„Entschuldigen Sie.“ Er reichte ihr die Hand. „Mein Name ist John Stevenson.“ John betrachtete sie eingehend und zwang sich an seine Verlobte Mary zu denken. Er konnte dennoch nicht den Blick von Lillians langem dunklen Haar und ihrem ebenmäÃigen Gesicht richten.
Sie packte das Buch und ihre Wasserflasche in ihren Rucksack und erhob sich. „Ich glaube nicht Sie zu kennen.“
„Nein...wir kennen uns auch nicht.“ John stellte sich ihr in den Weg. Er fragte sich erneut, warum ausgerechnet er, ein unerfahrener Assistent, diesen Auftrag bekommen hatte. „Es geht um Ihren Vater. Er wollte sie persönlich um ein Treffen bitten, hat jedoch den ganzen Tag eine Besprechung und...“
Lillian fuhr ihm ins Wort. „Sie müssen mich verwechseln. Mein Vater ist vor zehn Jahren verstorben. Es tut mir leid. Aber ich muss jetzt gehen. Sagen Sie Ihrem Chef, er solle sein SchoÃhündchen das nächste Mal zumindest auf die Richtige ansetzen.“ Sie wollte sich schon an ihm vorbei drängen, als er sie sanft am Handgelenk festhielt. „Warten Sie. Bitte. Nur einen Augenblick.“
„Lassen Sie mich auf der Stelle los, sonst...“
John löste den Griff. „Er möchte Sie nur kennen lernen.“ Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche des Sakkos und reichte sie ihr. „Ãberlegen Sie es sich.“
Lillian ergriff die kleine Karte widerwillig und warf einen kurzen Blick auf die schwarzen Buchstaben. „Ich sagte doch, dass Sie mich verwechseln. Aber wenn Sie mich nur dann in Ruhe lassen, werde ich es ihm eben persönlich mitteilen!“ Sie lieà die Karte achtlos in ein kleines Fach des Rucksacks fallen und ging weiter, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen.
In ihrem Viertel angekommen begann die starre Maske allmählich von ihr abzubröseln. Eine tiefe Falte bildete sich auf ihrer Stirn. Sie kannte den Namen auf der Visitenkarte, hatte ihn schon einmal gelesen. Doch warum zeigte dieser Fremde, der nicht einmal fähig gewesen war, persönlich zu kommen, plötzlich Interesse an ihr? SchlieÃlich hatten sie sie doch vor Jahren weggegeben. Hatte er nach achtzehn Jahren plötzlich ein schlechtes Gewissen bekommen? Lillian schüttelte den Kopf, als könnte sie die Gedanken damit vertreiben. Sie versuchte sich auf das Geschehen auf den verstaubten StraÃen zu konzentrieren. Drei Jugendliche lehnten an einer Hausmauer und rauchten. Sie riefen Lillian etwas zu, als sie an ihnen vorbei ging. Sie verstand die Worte nicht, da in diesem Moment ein groÃer Lieferwagen eine Vollbremsung nur wenige Meter von ihnen entfernt machte. Lillian blieb unschlüssig stehen und beobachtete den schon etwas älteren Fahrer, der fluchend ausstieg und ein kleines Geschäft betrat. Kurz darauf folgte ihm sein Sohn, welcher jedoch noch nicht hinein ging, sondern begann den Wagen abzuladen. Lillians Herz schlug schneller, als sie sich ihm näherte. Sie räusperte sich leise, ihr Hals schien wie ausgetrocknet. „Hi.“ Sie trat unschlüssig von einem Fuà auf den anderen und spielte mit ihren Fingern.
Arturo schenkte ihr nur einen kurzen Blick und setzte seine Arbeit fort. „Hi.“
Lillian seufzte leise. „Gut...gut, dass ich dich zufällig treffe.“ Begann sie zögernd. „Ich muss dringend mit dir sprechen.“
Er runzelte die Stirn und stellte eine der Kisten unsanft auf dem Gehsteig ab. „Ich habe zu tun.“
Sie blickte auf ihre Schuhspitzen und nickte. „Vielleicht sehen wir uns später?“
„Ja, vielleicht.“ Seine Stimme klang gleichgültig.
Lillian wollte sich schon abwenden um weiter zu gehen, hielt jedoch inne. „Arturo...“ Sie biss unsicher auf ihre Unterlippe.
„Was?“
„Es tut mir leid. Wirklich.“ Sie seufzte leise und ging vorbei, ohne sich ein letztes Mal umzudrehen. Er sah ihr kurz nach, widmete sich schlieÃlich wieder seiner Arbeit.
Die Wohnungstür knarrte, als Lillian eintrat. Sie stellte ihren Rucksack ab und zog sich die Schuhe aus. Verwundert stellte sie fest, dass ihre GroÃmutter nicht zuhause war. Sie ging zu dem kleinen Sofa, auf welchem Ana eine Tageszeitung und eine Nachricht für sie hingelegt hatte. Sie würde um halb zwei von Consuela zurück sein, Lillian brauche nicht mit dem Essen zu warten, sollte sie Hunger haben. Die Enkeltochter runzelte die Stirn. Ana bestand normalerweise auf gemeinsame und fixe Essenszeiten. Sie besuchte um diese Uhrzeit auch normalerweise nicht ihre Freundin. Lillian legte den Notizzettel auf den Tisch und schlug die Zeitung auf. Nachdem sie kurz darin geblättert hatte, legte sie sie wieder beiseite und stand auf. Unschlüssig starrte sie auf das Telefon. Wut brodelte in ihr als sie an die heutige Begegnung im Central Park dachte. Sie zog die Visitenkarte aus dem Rucksack und fixierte die Buchstaben. Ohne zu wissen, was sie tatsächlich dazu trieb, begann sie die Handynummer zu wählen. Ein seltsames Gefühl beschlich ihren Körper als ein leises Freizeichen ertönte. Wenig später meldete sich eine tiefe Stimme.
Lillian atmete tief durch. Sie zögerte.
„Wer ist da?“ Er klang genervt.
„Spreche ich mit einem Mr. Dominguez?“
„Am Apparat. Mit wem habe ich das Vergnügen...“ Eine kurze Pause entstand. „Lillian?“ Seine Stimme war sanfter geworden.
Lillian runzelte die Stirn. Woher konnte er das wissen? Ihre Lippen schienen einen Moment wie ausgetrocknet, konnten keine Worte formen. Was hatte sie nur getan? Wie hatte sie nur diese Nummer wählen können? Sie hätte diese Entscheidung besser überdenken müssen. Ihre linke Hand ballte sich zu einer Faust. Sie zerknüllte die Visitenkarte.
„Deine Stimme gleicht der deiner Mutter.“ Sagte er plötzlich.
Eine wütende Falte bildete sich auf ihrer Stirn. „Mir wird allgemein gesagt, ich hätte sehr groÃe Ãhnlichkeit mit Rosa. Rosa Marquez, meine Mutter hatte einen wunderschönen Namen, nicht?“ Sie machte eine Pause. „Was wollen Sie von mir?“
„Lillian...“ Sie hörte ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Ich hatte die Suche nach dir bereits aufgegeben. Mein Leben lang hatte ich es bereut, dich niemals richtig kennen gelernt zu haben. Ich wollte dich nur um ein Treffen ersuchen. Wenn du möchtest, nur ein einziges.“
Sie runzelte die Stirn. „Wozu?“
„Du warst erst wenige Monate alt, als ich dich zum letzten Mal sah. Wir werden diese Jahre niemals aufholen können, ich will dir auch nicht deinen Vater ersetzen. Das könnte ich gar nicht. Ich möchte dich nur sehen, mit dir sprechen.“
„Und warum haben Sie dann Ihr SchoÃhündchen vorgeschickt? Ich bin nicht die, die Sie suchen. Aus diesem Grund ersuche ich Sie, vorerst auf höfliche Art und Weise, mich zukünftig in Ruhe zu lassen. Teilen Sie das auch den anderen mit!“
„Lillian...“ Er atmete tief durch. „Denke zumindest darüber nach.“
„Es tut mir leid. Sie verwechseln mich.“ Lillian legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte. Sie warf die Visitenkarte in den kleinen Mistkübel, welcher neben der Tür stand. Wie hatte er sie finden können? Ãber Oksana? Aber diese hatte doch gesagt, dass sie nichts über ihren Vater wusste, dass Sarah sie alleine gebracht hätte. Was wollte er von ihr? Was versprach er sich von einem Treffen mit ihr?
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Ana betrat die Wohnung. Lillian mühte sich um ein Lächeln. „Guten Tag, GroÃmama.“ Sie bat innerlich, dass diese ihr nichts anmerken möge.
Ana stellte ihren Korb ab. „Hast du schon etwas gegessen? Consuela hat mir etwas Kuchen mitgegeben.“
Lillian zögerte. „Ich habe schon gegessen.“ Antwortete sie schlieÃlich. Sie hatte keinen Appetit. Zuviel schlug ihr derzeit auf den Magen.
Ihre GroÃmutter runzelte die Stirn. „Warum hast du Antonio gesagt, dass er die Lade reparieren solle?“ Sie schenkte sich Wasser in ein Glas und setzte sich auf das Sofa. Lillian tat es ihr gleich. „Er wollte es ursprünglich erst am Nachmittag machen, kam jedoch schon am Vormittag vorbei.“
„Die Lade war ausgehängt. Es war dringend notwendig sie zu reparieren...“
Ana winkte ab. „Du bist viel zu verschwenderisch. Das Geld hätten wir für sinnvollere Ausgaben sparen können!“
Lillian unterdrückte ein Seufzen. „Wie geht es Consuela?“ Erkundigte sie sich schlieÃlich höflich.
Ana überging die Frage. „Wie war dein Schultag? Unverständlich wieso du dort kurz vor den Prüfungen hin musst! Sie verwirren dich doch nur. Es wäre sinnvoller, würden sie euch in Ruhe zuhause lernen lassen.“
Lillian hatte Mühe den Worten ihrer GroÃmutter zu folgen. Immer wieder wanderte ihr Blick zum Telefon. Es war ein Fehler gewesen anzurufen, dessen war sich Lillian sicher. Ihr Leben war schon kompliziert genug. Ein Mann, welcher sich für ihren Vater hielt und offenbar sein schlechtes Gewissen wieder gut machen wollte, fehlte ihr gerade noch. Erneut wünschte sich Lillian ihr altes Leben zurück. Ihre Kindheit mit Rosa und Jorge. Die Monate mit Arturo, welche sie viel zu spät wirklich zu schätzen gelernt hatte.
Ana beobachtete ihre Enkeltochter Stirn runzelnd. Sie verachtete Unehrlichkeit. Dennoch hatte sie gelogen. Sie war nur am Vormittag kurz bei Consuela gewesen. Nachdem Antonio gegangen war. Danach war sie mit der U-Bahn in ein nahe liegendes Viertel gefahren. Ana wollte nicht, dass Lillian erfuhr, wo sie gewesen war. Sie würde immer für ihre Enkeltochter da sein, diese sollte den Glauben daran nicht verlieren, sich nicht noch mehr sorgen, als sie es ohnehin schon tat. Ana würde auch diese Hürde in ihrem Leben meistern, genau wie sie schon viele davor überwunden hatte.
Hätte sie gewusst, was die kommenden Wochen bringen würden, welche Entscheidungen Lillian aufgrund ihrer verletzten Seele treffen würde, hätte sie ihr eher davon erzählt. Doch das Leben schien seinen unaufhaltsamen Lauf zu nehmen. Keiner würde die Schatten der Vergangenheit überwinden können, die sie mit sich reiÃen sollten. Mit sich, in die dunklen Tiefen des ewigen Meeres.
@ Lava: Danke für deine motivierenden Worte. Freu mich immer total darüber!
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Zitat:also war der vater von lillian also ein sohn von salvador für den penelope gearbeitet hat?ist das richtig?Ja, das stimmt.
WeiÃt du eigentlich schon, wann es bei deinen tollen FFs weitergehen wird? Stress dich aber nicht. Wollt dir nur sagen, dass ich mcih schon sehr auf neue Kapiteln von dir freue!
@Noir-Girl: Vielen Dank für dein Feedback! Hab mich sehr darüber gefreut!
Zitat:Du willst ja schlieÃlich auch DAS Buch schreibenDas hat mich zuerst total verwirrt, dann hab ich gecheckt, dass du mein ICQ Profil meinst *gg* Das war als Spaà gedacht. Schreiben ist ein Hobby von mir und natürlich wäre es toll, einmal was zu veröffentlichen. Danke, dass du mir das zutraust. Aber meiner Meinung nach muss sich mein Schreibstil noch sehr, sehr viel verbessern. Bin ziemlich skeptisch mir gegenüber.
Zitat:liest du eignetlich meine FF?Ich kenne deine FF leider noch nicht. Wie heiÃt sie denn? Würde sie gerne lesen. Werde dir dann natürlich gleich Feedback geben
@MinowaySunshine: Ach SüÃe, was redest du denn? Deine Worte sind doch nicht bedeutungslos! Sie sind sogar sehr wichtig. Ich freue mich immer so sehr über deine Feedbacks! Du motivierst mich immer richtig! Vielen Dank für deine umwerfenden Worte!
Ich habe weiter geschrieben. Bin zwar ein wenig skeptsich diesem sehr kurzen Ãbergangskapitel gegenüber, habe mich aber entschlossen es trotzdem schon mal zu posten. In dieser Woche sollte zumindest noch ein neues Kapitel folgen.
Freu mich über Feedbacks!
*hel* Bussi Selene
30. Teil
Lillian
Spanish Harlem, 2000
„Lillian Marquez?“
Lillian musterte den jungen Mann Stirn runzelnd. Er war vielleicht zehn, zwölf Jahre älter als sie selbst. Sie warf einen verächtlichen Blick auf seinen teuren Anzug, der mehr gekostet haben musste, als viele Menschen aus ihrem Viertel pro Jahr verdienten. „Wer möchte das wissen?“
„Entschuldigen Sie.“ Er reichte ihr die Hand. „Mein Name ist John Stevenson.“ John betrachtete sie eingehend und zwang sich an seine Verlobte Mary zu denken. Er konnte dennoch nicht den Blick von Lillians langem dunklen Haar und ihrem ebenmäÃigen Gesicht richten.
Sie packte das Buch und ihre Wasserflasche in ihren Rucksack und erhob sich. „Ich glaube nicht Sie zu kennen.“
„Nein...wir kennen uns auch nicht.“ John stellte sich ihr in den Weg. Er fragte sich erneut, warum ausgerechnet er, ein unerfahrener Assistent, diesen Auftrag bekommen hatte. „Es geht um Ihren Vater. Er wollte sie persönlich um ein Treffen bitten, hat jedoch den ganzen Tag eine Besprechung und...“
Lillian fuhr ihm ins Wort. „Sie müssen mich verwechseln. Mein Vater ist vor zehn Jahren verstorben. Es tut mir leid. Aber ich muss jetzt gehen. Sagen Sie Ihrem Chef, er solle sein SchoÃhündchen das nächste Mal zumindest auf die Richtige ansetzen.“ Sie wollte sich schon an ihm vorbei drängen, als er sie sanft am Handgelenk festhielt. „Warten Sie. Bitte. Nur einen Augenblick.“
„Lassen Sie mich auf der Stelle los, sonst...“
John löste den Griff. „Er möchte Sie nur kennen lernen.“ Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche des Sakkos und reichte sie ihr. „Ãberlegen Sie es sich.“
Lillian ergriff die kleine Karte widerwillig und warf einen kurzen Blick auf die schwarzen Buchstaben. „Ich sagte doch, dass Sie mich verwechseln. Aber wenn Sie mich nur dann in Ruhe lassen, werde ich es ihm eben persönlich mitteilen!“ Sie lieà die Karte achtlos in ein kleines Fach des Rucksacks fallen und ging weiter, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen.
In ihrem Viertel angekommen begann die starre Maske allmählich von ihr abzubröseln. Eine tiefe Falte bildete sich auf ihrer Stirn. Sie kannte den Namen auf der Visitenkarte, hatte ihn schon einmal gelesen. Doch warum zeigte dieser Fremde, der nicht einmal fähig gewesen war, persönlich zu kommen, plötzlich Interesse an ihr? SchlieÃlich hatten sie sie doch vor Jahren weggegeben. Hatte er nach achtzehn Jahren plötzlich ein schlechtes Gewissen bekommen? Lillian schüttelte den Kopf, als könnte sie die Gedanken damit vertreiben. Sie versuchte sich auf das Geschehen auf den verstaubten StraÃen zu konzentrieren. Drei Jugendliche lehnten an einer Hausmauer und rauchten. Sie riefen Lillian etwas zu, als sie an ihnen vorbei ging. Sie verstand die Worte nicht, da in diesem Moment ein groÃer Lieferwagen eine Vollbremsung nur wenige Meter von ihnen entfernt machte. Lillian blieb unschlüssig stehen und beobachtete den schon etwas älteren Fahrer, der fluchend ausstieg und ein kleines Geschäft betrat. Kurz darauf folgte ihm sein Sohn, welcher jedoch noch nicht hinein ging, sondern begann den Wagen abzuladen. Lillians Herz schlug schneller, als sie sich ihm näherte. Sie räusperte sich leise, ihr Hals schien wie ausgetrocknet. „Hi.“ Sie trat unschlüssig von einem Fuà auf den anderen und spielte mit ihren Fingern.
Arturo schenkte ihr nur einen kurzen Blick und setzte seine Arbeit fort. „Hi.“
Lillian seufzte leise. „Gut...gut, dass ich dich zufällig treffe.“ Begann sie zögernd. „Ich muss dringend mit dir sprechen.“
Er runzelte die Stirn und stellte eine der Kisten unsanft auf dem Gehsteig ab. „Ich habe zu tun.“
Sie blickte auf ihre Schuhspitzen und nickte. „Vielleicht sehen wir uns später?“
„Ja, vielleicht.“ Seine Stimme klang gleichgültig.
Lillian wollte sich schon abwenden um weiter zu gehen, hielt jedoch inne. „Arturo...“ Sie biss unsicher auf ihre Unterlippe.
„Was?“
„Es tut mir leid. Wirklich.“ Sie seufzte leise und ging vorbei, ohne sich ein letztes Mal umzudrehen. Er sah ihr kurz nach, widmete sich schlieÃlich wieder seiner Arbeit.
Die Wohnungstür knarrte, als Lillian eintrat. Sie stellte ihren Rucksack ab und zog sich die Schuhe aus. Verwundert stellte sie fest, dass ihre GroÃmutter nicht zuhause war. Sie ging zu dem kleinen Sofa, auf welchem Ana eine Tageszeitung und eine Nachricht für sie hingelegt hatte. Sie würde um halb zwei von Consuela zurück sein, Lillian brauche nicht mit dem Essen zu warten, sollte sie Hunger haben. Die Enkeltochter runzelte die Stirn. Ana bestand normalerweise auf gemeinsame und fixe Essenszeiten. Sie besuchte um diese Uhrzeit auch normalerweise nicht ihre Freundin. Lillian legte den Notizzettel auf den Tisch und schlug die Zeitung auf. Nachdem sie kurz darin geblättert hatte, legte sie sie wieder beiseite und stand auf. Unschlüssig starrte sie auf das Telefon. Wut brodelte in ihr als sie an die heutige Begegnung im Central Park dachte. Sie zog die Visitenkarte aus dem Rucksack und fixierte die Buchstaben. Ohne zu wissen, was sie tatsächlich dazu trieb, begann sie die Handynummer zu wählen. Ein seltsames Gefühl beschlich ihren Körper als ein leises Freizeichen ertönte. Wenig später meldete sich eine tiefe Stimme.
Lillian atmete tief durch. Sie zögerte.
„Wer ist da?“ Er klang genervt.
„Spreche ich mit einem Mr. Dominguez?“
„Am Apparat. Mit wem habe ich das Vergnügen...“ Eine kurze Pause entstand. „Lillian?“ Seine Stimme war sanfter geworden.
Lillian runzelte die Stirn. Woher konnte er das wissen? Ihre Lippen schienen einen Moment wie ausgetrocknet, konnten keine Worte formen. Was hatte sie nur getan? Wie hatte sie nur diese Nummer wählen können? Sie hätte diese Entscheidung besser überdenken müssen. Ihre linke Hand ballte sich zu einer Faust. Sie zerknüllte die Visitenkarte.
„Deine Stimme gleicht der deiner Mutter.“ Sagte er plötzlich.
Eine wütende Falte bildete sich auf ihrer Stirn. „Mir wird allgemein gesagt, ich hätte sehr groÃe Ãhnlichkeit mit Rosa. Rosa Marquez, meine Mutter hatte einen wunderschönen Namen, nicht?“ Sie machte eine Pause. „Was wollen Sie von mir?“
„Lillian...“ Sie hörte ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Ich hatte die Suche nach dir bereits aufgegeben. Mein Leben lang hatte ich es bereut, dich niemals richtig kennen gelernt zu haben. Ich wollte dich nur um ein Treffen ersuchen. Wenn du möchtest, nur ein einziges.“
Sie runzelte die Stirn. „Wozu?“
„Du warst erst wenige Monate alt, als ich dich zum letzten Mal sah. Wir werden diese Jahre niemals aufholen können, ich will dir auch nicht deinen Vater ersetzen. Das könnte ich gar nicht. Ich möchte dich nur sehen, mit dir sprechen.“
„Und warum haben Sie dann Ihr SchoÃhündchen vorgeschickt? Ich bin nicht die, die Sie suchen. Aus diesem Grund ersuche ich Sie, vorerst auf höfliche Art und Weise, mich zukünftig in Ruhe zu lassen. Teilen Sie das auch den anderen mit!“
„Lillian...“ Er atmete tief durch. „Denke zumindest darüber nach.“
„Es tut mir leid. Sie verwechseln mich.“ Lillian legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte. Sie warf die Visitenkarte in den kleinen Mistkübel, welcher neben der Tür stand. Wie hatte er sie finden können? Ãber Oksana? Aber diese hatte doch gesagt, dass sie nichts über ihren Vater wusste, dass Sarah sie alleine gebracht hätte. Was wollte er von ihr? Was versprach er sich von einem Treffen mit ihr?
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Ana betrat die Wohnung. Lillian mühte sich um ein Lächeln. „Guten Tag, GroÃmama.“ Sie bat innerlich, dass diese ihr nichts anmerken möge.
Ana stellte ihren Korb ab. „Hast du schon etwas gegessen? Consuela hat mir etwas Kuchen mitgegeben.“
Lillian zögerte. „Ich habe schon gegessen.“ Antwortete sie schlieÃlich. Sie hatte keinen Appetit. Zuviel schlug ihr derzeit auf den Magen.
Ihre GroÃmutter runzelte die Stirn. „Warum hast du Antonio gesagt, dass er die Lade reparieren solle?“ Sie schenkte sich Wasser in ein Glas und setzte sich auf das Sofa. Lillian tat es ihr gleich. „Er wollte es ursprünglich erst am Nachmittag machen, kam jedoch schon am Vormittag vorbei.“
„Die Lade war ausgehängt. Es war dringend notwendig sie zu reparieren...“
Ana winkte ab. „Du bist viel zu verschwenderisch. Das Geld hätten wir für sinnvollere Ausgaben sparen können!“
Lillian unterdrückte ein Seufzen. „Wie geht es Consuela?“ Erkundigte sie sich schlieÃlich höflich.
Ana überging die Frage. „Wie war dein Schultag? Unverständlich wieso du dort kurz vor den Prüfungen hin musst! Sie verwirren dich doch nur. Es wäre sinnvoller, würden sie euch in Ruhe zuhause lernen lassen.“
Lillian hatte Mühe den Worten ihrer GroÃmutter zu folgen. Immer wieder wanderte ihr Blick zum Telefon. Es war ein Fehler gewesen anzurufen, dessen war sich Lillian sicher. Ihr Leben war schon kompliziert genug. Ein Mann, welcher sich für ihren Vater hielt und offenbar sein schlechtes Gewissen wieder gut machen wollte, fehlte ihr gerade noch. Erneut wünschte sich Lillian ihr altes Leben zurück. Ihre Kindheit mit Rosa und Jorge. Die Monate mit Arturo, welche sie viel zu spät wirklich zu schätzen gelernt hatte.
Ana beobachtete ihre Enkeltochter Stirn runzelnd. Sie verachtete Unehrlichkeit. Dennoch hatte sie gelogen. Sie war nur am Vormittag kurz bei Consuela gewesen. Nachdem Antonio gegangen war. Danach war sie mit der U-Bahn in ein nahe liegendes Viertel gefahren. Ana wollte nicht, dass Lillian erfuhr, wo sie gewesen war. Sie würde immer für ihre Enkeltochter da sein, diese sollte den Glauben daran nicht verlieren, sich nicht noch mehr sorgen, als sie es ohnehin schon tat. Ana würde auch diese Hürde in ihrem Leben meistern, genau wie sie schon viele davor überwunden hatte.
Hätte sie gewusst, was die kommenden Wochen bringen würden, welche Entscheidungen Lillian aufgrund ihrer verletzten Seele treffen würde, hätte sie ihr eher davon erzählt. Doch das Leben schien seinen unaufhaltsamen Lauf zu nehmen. Keiner würde die Schatten der Vergangenheit überwinden können, die sie mit sich reiÃen sollten. Mit sich, in die dunklen Tiefen des ewigen Meeres.