20.03.2007, 14:50
So... ich denke ihr habt genug gewartet...
Nun kommt der neue Teil. Danke wieder an Selene, dass sie ihn so schnell durchgerattert hat
Widmung an Lava, weil sie endlich wieder da ist... :knuddel:
Viel Spass, wünsche ich euch...
Kapitel 21. Vatergefühle
Langsam reckt sie sich. Streckt sich. Dennoch schläft sie. Sanft streiche ich ihr mit der Hand über das Haar. Es ist sechs Uhr morgens. Gegen vier ist sie endlich richtig eingeschlafen. All die Stunden davor wurde sie von bösen Alpträumen geplagt. Leise murmelnd hatte sie sich die ganze Nacht hin und her gewälzt. Sie hatte geschwitzt und ich hatte sie mehrmals aufwecken müssen. Immer wieder hatte sie sich zu mir gedreht, leise weinend an mich gekuschelt und hatte versucht, erneut einzuschlafen. Ihr letzter Satz vor dem einnicken war stets:
Danke, dass du da bist... aber du solltest auch etwas schlafen... und schon war sie wieder in einen oberflächlichen Schlaf gefallen.
Am Abend hatte sie mit Otello, Sam und ihrer Mutter telefoniert. Otello hatte ihr versprochen, sich in den nächsten Flieger zu setzen um gleich Morgen früh bei ihr zu sein. Sam sagte, er habe noch etwas zu erledigen, er würde dann übermorgen ankommen. Und ihre Mutter wäre am liebsten gleich erschienen. Doch Rory lehnte das dankend ab und sagte, sie wolle versuchen etwas zu schlafen. Dass es zu diesem Zeitpunkt gerade mal fünf Uhr Nachmittags war, ignorierte sie völlig. SchlieÃlich hatte ich sie in die Dusche geschickt, damit sie sich entspannen konnte, und war mit Claire zu Doose’s gelaufen, um etwas zum Abendessen zu besorgen.
Als wir wieder kamen, war sie noch immer unter der Dusche. Ich lieà Claire auf dem Boden spielen und sah mir ihre Bücherregale zum tausendsten Mal an. Als ich an ihrem Schreibtisch ankam, bemerkte ich einen Umschlag, unter dem einige Fotos lagen. Auf dem Umschlag stand Rorys Name in Afrikas geschwungener Handschrift. Daneben ein Brief, den sie wohl vor kurzem erst gelesen hatte.
Ich spürte, wie eine einzelne Träne meine Augen verlieÃ, als ich an Afrika dachte. Dieses lebensfrohe und wache Geschöpf, einfach so wie eine Kerze ausgeblasen. Nur noch die Glut blieb übrig. Nur noch ein kleiner Hauch von Hoffnung...
Ich streckte die Hand nach den Fotos aus und zog sie unter dem Umschlag hervor. Das war gestern Abend.
Nun liege ich neben ihr auf dem Bett. Sie hat sich von mir abgewandt und schläft noch immer. Ich hoffe, dass es noch ein wenig so bleibt, denn sie hat tatsächlich nicht sehr viel Schlaf abbekommen. Ich drehe mich um und nehme die Fotos vom Nachttisch. Ich hatte sie gestern dort hingelegt, als ich sie in ihr Zimmer gebracht hatte. Sie hatte mir die einzelnen Geschichten zu den Fotos erzählt, und es half mir, ihre einstige Beziehung zu Logan besser zu verstehen.
Sie waren alle von Afrika in schwarz-weià aufgenommen worden.
Auf dem ersten lag sie auf dem Rücken auf einem Sofa und blickte direkt in die Kamera. Ihr Blick ist so einmalig, dass ich nicht weiÃ, wie ich ihn zu deuten habe. Sie erzählte mir, dass sie damals mit Afrika und Lucas zum Essen verabredet gewesen waren. Logan hatte in der Küche gestanden und gekocht, Lucas hatte sich an sein Handy gehängt und telefonierte mit seinem Kollegen, der sich bei seiner Streife unglaublich zu langweilen schien. Ihr Haar fiel offen über die Sofalehne. Und ihr Lächeln war so entspannt, wie ich es in den letzten zwei Jahren nicht sehen konnte.
Auf dem nächsten Bild, versuchte sie aufzustehen. Und dann sah ich Logan auf dem Bild. Er steht am Ende des Sofas und hält einen Kochlöffel in der Hand. Sein Ausdruck ist auÃerordentlich entspannt, gespielt zornig, doch er lacht. Rory hatte mir gestern erzählt, dass er sie spielerisch geschimpft hatte, weil sie trotz ihres Zustandes zu ihm in die Küche wollte, um ihm zu helfen.
Auf dem dritten Bild steht sie vor einem schwarzen Hintergrund und trägt nur eine Jeans und einen schwarzen BH. Ihr runder Bauch fasziniert mich vom ersten Augenblick an, und plötzlich habe ich das dringende Bedürfnis diese Situation mit ihr zu erleben.
Ich überlege, wie es wäre, wenn alles normal wäre. Wären wir zusammen? Würden wir zusammen leben? Mit Claire und Michael? Würden wir es erwägen ein drittes Kind zu bekommen? Ich schüttele müde den Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Es wird nicht dazu kommen, zumindest nicht in nächster Zeit.
Auf dem vorletzten Bild steht sie in einem Wohnzimmer. Sie trägt eine Jeans, einen Wollpulli und dicke Socken. Das Haar trägt sie nach hinten geflochten. Sie sieht nach unten, auf ihren Bauch, hält den Wollpulli hoch und grinst. Auf der anderen Seite des Bildes ist Logan, hockt auf seinen Knien und küsst ihren Bauch. Es ist das faszinierendste Bild. Ihr Ausdruck ist so stark, dass ich es kaum noch aushalte. Ich will sie wieder so lachen sehen. Wieder so fröhlich grinsen sehen. Ich will sie glücklich machen, dass sie niemals wieder ein Leid erfahren muss.
Tränen stehen mir in den Augen, als ich das letzte Bild in die Hand nehme. Darauf sind drei Personen abgebildet. Es scheint Herbst zu sein. Rory, mit einer Wollmütze, hält den kleinen Michael im Arm und lacht laut. Neben ihr Logan, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Ich kann nicht anders, ich heule. Es ist etwas verwirrend, denn ich heule sonst nie. Niemals. Aber eine so glückliche Familie zu sehen, und dann zu merken, was daraus geworden ist... von dem Bild aufzusehen und auf Rorys ausgemergelten, abgemagerten Körper zu sehen... ihre glanzlosen Augen zu betrachten, und zu wissen, es war einmal anders... ist eine Qual.
Langsam strecke ich mich. Ich fühle mich gerädert, von der langen Nacht. Ich bin oft aufgewacht, Jess hat mich oft geweckt. Er hat mich immer aus den schlimmsten Alpträumen befreit. Ich liege abgewandt von ihm, sehe nach drauÃen, direkt aus dem Fenster in den Himmel. Er ist grau und bewölkt, doch die Sonne scheint. Das tröstet mich ein bisschen, spendet mir Hoffnung und Mut. Mut mich umzudrehen und einen neuen Tag zu beginnen. Mut zu kämpfen. Mut zu leben.
Ich schlieÃe kurz die Augen und denke an Michael. Wo er wohl die Nacht verbracht hat? Ich hoffe sehr, dass Logan gut zu ihm ist. Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn nicht...
Ich merke, wie Jess aufrecht im Bett sitzt. Hinter meinem Rücken. Ich höre ein leises Schniefen. Er atmet tief ein. Ich erschrecke. Er weint nie. Ich versuche mich daran zu erinnern, wann ich ihn das letzte Mal weinen sah. Und ich komme zu dem Schluss: dass ich ihn in meinem ganzen Leben nur ein oder zweimal habe weinen sehen. Und dann weinte er nicht. Er hatte nur Tränen in den Augen.
Geräuschlos drehe ich mich um. Er sitzt da, die Augen geschlossen, versucht sich zu fangen. Er zittert. Dann fällt mein Blick auf die Bilder in seiner Hand. Und ich verstehe. Ich richte mich auf und ziehe ihn wortlos in meine Arme. Er lässt es zu und umarmt mich fest. Ich weià nicht genau, was passiert ist, was seinen Zustand auslöste. Doch er lässt mich nicht lange warten.
Es tut mir leid... flüstert er.
Nicht doch... unterbreche ich ihn leise flüsternd und drücke ihn nur fester an mich. Ich schlieÃe die Augen. Ich würde ihn so gerne lieben. Ich würde ihm so gerne zeigen, wie sehr ich ihn lieben will. Wie sehr ich ihn tatsächlich liebe. Doch meine Kraft reicht nicht aus, konzentriert sich nur auf Michael.
Ich hätte dich viel eher vor ihm retten sollen... sagt er, und ich weiÃ, er ist sich nicht bewusst, er weià nicht wirklich, was er da sagt.
Jess... du rettest mich jeden Tag von neuem, sage ich leise und drücke ihn noch einmal kurz, bevor ich mich von ihm löse. Was ist auf einmal los mit dir? Warum starrst du diese Bilder immer und immer wieder an? Das ist Vergangenheit. Und so weh es mir tut, sie ist endgültig vorbei. Warum also siehst du sie dir an?
Er sieht mich traurig an. Ich weià nicht, was in ihm vorgeht. Er beiÃt sich auf die Lippe und schweigt. Ich weiÃ, es steckt etwas dahinter, sonst würde er schnell antworten, es sei nichts.
Ich würde dich so gerne wieder so glücklich sehen wie auf den Bildern, sagt er leise und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich bin geschockt. Beunruhigt. Ich würde ihn nicht gerne belasten. Er hat schon genug Probleme. Genug Mist. Genug. Einfach nur genug.
Dass kann ich nicht, Jess... ich kann nur glücklich sein, wenn ich alle, die ich liebe, um mich haben kann. Und das kann ich im Moment nicht... Das Leben springt im Moment ziemlich hart mit mir um. Ich muss in einem vorherigen Leben wohl sehr böse gewesen sein...
Schweigend sieht er mich an. Lange. Sehr lange. Dann nimmt er meine Hand und drückt sie. Ebenfalls lange. Ich sehe tief in seine Augen, kann mich nicht beherrschen.
Ich... werde mal Frühstück machen... sagt er und will aufstehen.
Lass dir damit Zeit... antworte ich. Ich habe sowieso keinen Hunger, und Claire schläft noch. Aber wenn du Hunger hast, im Kühlschrank... nimm dir, was du brauchst.
Jess ist aufgestanden und kommt um das Bett herum. Plötzlich kniet er vor mir. Er nimmt meine Hände und sieht mir in die Augen.
Du musst etwas essen, Rory... ich fühle mich so mies, weil ich es nicht schaffe, dass es dir gut geht... du bist so dünn geworden... bitte iss etwas.
Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht. Er sorgt sich so um mich. Also... ich denke ein Kaffe und ein Toast kann wirklich nicht schaden, sage ich um ihn zu beruhigen, und weil ich bei genauerem hinhören merke, wie mein Magen rumort.
Er lächelt sanft. Ich bin unterwegs... und verschwindet in die Küche.
...
Nun kommt der neue Teil. Danke wieder an Selene, dass sie ihn so schnell durchgerattert hat

Widmung an Lava, weil sie endlich wieder da ist... :knuddel:
Viel Spass, wünsche ich euch...
Kapitel 21. Vatergefühle
Langsam reckt sie sich. Streckt sich. Dennoch schläft sie. Sanft streiche ich ihr mit der Hand über das Haar. Es ist sechs Uhr morgens. Gegen vier ist sie endlich richtig eingeschlafen. All die Stunden davor wurde sie von bösen Alpträumen geplagt. Leise murmelnd hatte sie sich die ganze Nacht hin und her gewälzt. Sie hatte geschwitzt und ich hatte sie mehrmals aufwecken müssen. Immer wieder hatte sie sich zu mir gedreht, leise weinend an mich gekuschelt und hatte versucht, erneut einzuschlafen. Ihr letzter Satz vor dem einnicken war stets:
Danke, dass du da bist... aber du solltest auch etwas schlafen... und schon war sie wieder in einen oberflächlichen Schlaf gefallen.
Am Abend hatte sie mit Otello, Sam und ihrer Mutter telefoniert. Otello hatte ihr versprochen, sich in den nächsten Flieger zu setzen um gleich Morgen früh bei ihr zu sein. Sam sagte, er habe noch etwas zu erledigen, er würde dann übermorgen ankommen. Und ihre Mutter wäre am liebsten gleich erschienen. Doch Rory lehnte das dankend ab und sagte, sie wolle versuchen etwas zu schlafen. Dass es zu diesem Zeitpunkt gerade mal fünf Uhr Nachmittags war, ignorierte sie völlig. SchlieÃlich hatte ich sie in die Dusche geschickt, damit sie sich entspannen konnte, und war mit Claire zu Doose’s gelaufen, um etwas zum Abendessen zu besorgen.
Als wir wieder kamen, war sie noch immer unter der Dusche. Ich lieà Claire auf dem Boden spielen und sah mir ihre Bücherregale zum tausendsten Mal an. Als ich an ihrem Schreibtisch ankam, bemerkte ich einen Umschlag, unter dem einige Fotos lagen. Auf dem Umschlag stand Rorys Name in Afrikas geschwungener Handschrift. Daneben ein Brief, den sie wohl vor kurzem erst gelesen hatte.
Ich habe dir ja gesagt, ich gebe dir die Bilder...
Du kannst sie ja Jess zeigen.
Es interessiert ihn sicher, was für eine schöne Schwangere du warst...
Ich hab dich lieb und freue mich schon auf die Hochzeit, und die Zeit,
die ich dann mit dir verbringen werde um sie zu organisieren...
Deine Afrika...
Du kannst sie ja Jess zeigen.
Es interessiert ihn sicher, was für eine schöne Schwangere du warst...
Ich hab dich lieb und freue mich schon auf die Hochzeit, und die Zeit,
die ich dann mit dir verbringen werde um sie zu organisieren...
Deine Afrika...
Ich spürte, wie eine einzelne Träne meine Augen verlieÃ, als ich an Afrika dachte. Dieses lebensfrohe und wache Geschöpf, einfach so wie eine Kerze ausgeblasen. Nur noch die Glut blieb übrig. Nur noch ein kleiner Hauch von Hoffnung...
Ich streckte die Hand nach den Fotos aus und zog sie unter dem Umschlag hervor. Das war gestern Abend.
Nun liege ich neben ihr auf dem Bett. Sie hat sich von mir abgewandt und schläft noch immer. Ich hoffe, dass es noch ein wenig so bleibt, denn sie hat tatsächlich nicht sehr viel Schlaf abbekommen. Ich drehe mich um und nehme die Fotos vom Nachttisch. Ich hatte sie gestern dort hingelegt, als ich sie in ihr Zimmer gebracht hatte. Sie hatte mir die einzelnen Geschichten zu den Fotos erzählt, und es half mir, ihre einstige Beziehung zu Logan besser zu verstehen.
Sie waren alle von Afrika in schwarz-weià aufgenommen worden.
Auf dem ersten lag sie auf dem Rücken auf einem Sofa und blickte direkt in die Kamera. Ihr Blick ist so einmalig, dass ich nicht weiÃ, wie ich ihn zu deuten habe. Sie erzählte mir, dass sie damals mit Afrika und Lucas zum Essen verabredet gewesen waren. Logan hatte in der Küche gestanden und gekocht, Lucas hatte sich an sein Handy gehängt und telefonierte mit seinem Kollegen, der sich bei seiner Streife unglaublich zu langweilen schien. Ihr Haar fiel offen über die Sofalehne. Und ihr Lächeln war so entspannt, wie ich es in den letzten zwei Jahren nicht sehen konnte.
Auf dem nächsten Bild, versuchte sie aufzustehen. Und dann sah ich Logan auf dem Bild. Er steht am Ende des Sofas und hält einen Kochlöffel in der Hand. Sein Ausdruck ist auÃerordentlich entspannt, gespielt zornig, doch er lacht. Rory hatte mir gestern erzählt, dass er sie spielerisch geschimpft hatte, weil sie trotz ihres Zustandes zu ihm in die Küche wollte, um ihm zu helfen.
Auf dem dritten Bild steht sie vor einem schwarzen Hintergrund und trägt nur eine Jeans und einen schwarzen BH. Ihr runder Bauch fasziniert mich vom ersten Augenblick an, und plötzlich habe ich das dringende Bedürfnis diese Situation mit ihr zu erleben.
Ich überlege, wie es wäre, wenn alles normal wäre. Wären wir zusammen? Würden wir zusammen leben? Mit Claire und Michael? Würden wir es erwägen ein drittes Kind zu bekommen? Ich schüttele müde den Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Es wird nicht dazu kommen, zumindest nicht in nächster Zeit.
Auf dem vorletzten Bild steht sie in einem Wohnzimmer. Sie trägt eine Jeans, einen Wollpulli und dicke Socken. Das Haar trägt sie nach hinten geflochten. Sie sieht nach unten, auf ihren Bauch, hält den Wollpulli hoch und grinst. Auf der anderen Seite des Bildes ist Logan, hockt auf seinen Knien und küsst ihren Bauch. Es ist das faszinierendste Bild. Ihr Ausdruck ist so stark, dass ich es kaum noch aushalte. Ich will sie wieder so lachen sehen. Wieder so fröhlich grinsen sehen. Ich will sie glücklich machen, dass sie niemals wieder ein Leid erfahren muss.
Tränen stehen mir in den Augen, als ich das letzte Bild in die Hand nehme. Darauf sind drei Personen abgebildet. Es scheint Herbst zu sein. Rory, mit einer Wollmütze, hält den kleinen Michael im Arm und lacht laut. Neben ihr Logan, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Ich kann nicht anders, ich heule. Es ist etwas verwirrend, denn ich heule sonst nie. Niemals. Aber eine so glückliche Familie zu sehen, und dann zu merken, was daraus geworden ist... von dem Bild aufzusehen und auf Rorys ausgemergelten, abgemagerten Körper zu sehen... ihre glanzlosen Augen zu betrachten, und zu wissen, es war einmal anders... ist eine Qual.
Langsam strecke ich mich. Ich fühle mich gerädert, von der langen Nacht. Ich bin oft aufgewacht, Jess hat mich oft geweckt. Er hat mich immer aus den schlimmsten Alpträumen befreit. Ich liege abgewandt von ihm, sehe nach drauÃen, direkt aus dem Fenster in den Himmel. Er ist grau und bewölkt, doch die Sonne scheint. Das tröstet mich ein bisschen, spendet mir Hoffnung und Mut. Mut mich umzudrehen und einen neuen Tag zu beginnen. Mut zu kämpfen. Mut zu leben.
Ich schlieÃe kurz die Augen und denke an Michael. Wo er wohl die Nacht verbracht hat? Ich hoffe sehr, dass Logan gut zu ihm ist. Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn nicht...
Ich merke, wie Jess aufrecht im Bett sitzt. Hinter meinem Rücken. Ich höre ein leises Schniefen. Er atmet tief ein. Ich erschrecke. Er weint nie. Ich versuche mich daran zu erinnern, wann ich ihn das letzte Mal weinen sah. Und ich komme zu dem Schluss: dass ich ihn in meinem ganzen Leben nur ein oder zweimal habe weinen sehen. Und dann weinte er nicht. Er hatte nur Tränen in den Augen.
Geräuschlos drehe ich mich um. Er sitzt da, die Augen geschlossen, versucht sich zu fangen. Er zittert. Dann fällt mein Blick auf die Bilder in seiner Hand. Und ich verstehe. Ich richte mich auf und ziehe ihn wortlos in meine Arme. Er lässt es zu und umarmt mich fest. Ich weià nicht genau, was passiert ist, was seinen Zustand auslöste. Doch er lässt mich nicht lange warten.
Es tut mir leid... flüstert er.
Nicht doch... unterbreche ich ihn leise flüsternd und drücke ihn nur fester an mich. Ich schlieÃe die Augen. Ich würde ihn so gerne lieben. Ich würde ihm so gerne zeigen, wie sehr ich ihn lieben will. Wie sehr ich ihn tatsächlich liebe. Doch meine Kraft reicht nicht aus, konzentriert sich nur auf Michael.
Ich hätte dich viel eher vor ihm retten sollen... sagt er, und ich weiÃ, er ist sich nicht bewusst, er weià nicht wirklich, was er da sagt.
Jess... du rettest mich jeden Tag von neuem, sage ich leise und drücke ihn noch einmal kurz, bevor ich mich von ihm löse. Was ist auf einmal los mit dir? Warum starrst du diese Bilder immer und immer wieder an? Das ist Vergangenheit. Und so weh es mir tut, sie ist endgültig vorbei. Warum also siehst du sie dir an?
Er sieht mich traurig an. Ich weià nicht, was in ihm vorgeht. Er beiÃt sich auf die Lippe und schweigt. Ich weiÃ, es steckt etwas dahinter, sonst würde er schnell antworten, es sei nichts.
Ich würde dich so gerne wieder so glücklich sehen wie auf den Bildern, sagt er leise und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich bin geschockt. Beunruhigt. Ich würde ihn nicht gerne belasten. Er hat schon genug Probleme. Genug Mist. Genug. Einfach nur genug.
Dass kann ich nicht, Jess... ich kann nur glücklich sein, wenn ich alle, die ich liebe, um mich haben kann. Und das kann ich im Moment nicht... Das Leben springt im Moment ziemlich hart mit mir um. Ich muss in einem vorherigen Leben wohl sehr böse gewesen sein...
Schweigend sieht er mich an. Lange. Sehr lange. Dann nimmt er meine Hand und drückt sie. Ebenfalls lange. Ich sehe tief in seine Augen, kann mich nicht beherrschen.
Ich... werde mal Frühstück machen... sagt er und will aufstehen.
Lass dir damit Zeit... antworte ich. Ich habe sowieso keinen Hunger, und Claire schläft noch. Aber wenn du Hunger hast, im Kühlschrank... nimm dir, was du brauchst.
Jess ist aufgestanden und kommt um das Bett herum. Plötzlich kniet er vor mir. Er nimmt meine Hände und sieht mir in die Augen.
Du musst etwas essen, Rory... ich fühle mich so mies, weil ich es nicht schaffe, dass es dir gut geht... du bist so dünn geworden... bitte iss etwas.
Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht. Er sorgt sich so um mich. Also... ich denke ein Kaffe und ein Toast kann wirklich nicht schaden, sage ich um ihn zu beruhigen, und weil ich bei genauerem hinhören merke, wie mein Magen rumort.
Er lächelt sanft. Ich bin unterwegs... und verschwindet in die Küche.
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