05.02.2007, 16:12
So... nun endlich ist es vollbracht. Der erste Teil meiner zweiten FF... Ich hoffe es gefällt eucht. Wer While you're sleeping mochte, wird hoffentlich nicht enttäuscht werden...
Viel Spass beim Lesen, wünsche mir FB jeder Art...
Titel: Ewig Blüht der Lotos...
Autor :MinowaySunshine
Betaleserin: Selene :knuddel:
Genre: Drama
Pairing :Literati, teilweise auch Sophie... ein bisschen JJ
Raiting :R-16
Disclaimer : Die Personen in dieser Geschichte gehören nicht mir, sondern der Serie Gilmore Girls, bis auf ein paar kleinen Ausnahmen, die meinem eigenen Kopf entsprungen sind...
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: keine Spoiler. Feedback ist mehr als erwünscht
Beschreibung: Alleine. Das Gefühl einsam zu sein, ist ein schreckliches Gefühl. Manche Menschen würden alles dafür geben, um diesem Gefühl zu entfliehen. Doch wie weit würde Rorys Ex-mann gehen? Sehr weit, weiss sie. Vielleicht sogar über Leichen. Es ist ein langer Weg, bis ans Licht kommt, was einst geschah...
So, habe mich mal einem Banner versucht. Kritik erwünscht...
[Bild: banner3copiagg4.jpg]
Edit: Widme diesen ersten Teil Selene: der ist für dich, süsse, danke fürs betalesen...
[B]Kapitel 1. Ganz von vorne[/B]
Meine Augen schmerzten, und ich spürte wie sie sich langsam mit Tränen füllten. Langsam schob ich den voll bepackten Kinderwagen vor mir her und versuchte Michael an meiner Hand zum schneller gehen zu bewegen. Der Kleine jammerte ununterbrochen und ich konnte einfach nicht mehr.
Es war ein kalter Tag, Mitte April. Wir gingen durch die FuÃgängerzone. Die Leute schubsten, stieÃen und waren kein bisschen nachsichtig. Hauptsache war, sie gelangten an ihr Ziel.
Wann sind wir denn endlich da? Fragte Michael andauernd.
Gleich, antwortete ich und versuchte munter zu klingen. Vergeblich.
Wo ist Daddy? Fragte er, lieà einfach nicht locker.
Daddy soll dahin verschwinden wo ich ihn niemals mehr wieder sehen muss, brummte ich so undeutlich, dass er mich nicht hörte.
[B]Wo gehen wir hin?[/B]
[B]Wir besuchen deine Grandma[/B], sagte ich. Ich musste anhalten und mich zu ihm bücken. Ich fühlte mich schlecht. Mein Kleiner. Er konnte doch nichts dafür. Ich nahm ihn auf den Arm und hob ihn hoch.
Warum weinst du? fragte er mich traurig.
[B]Es ist nichts, mein Schatz. Alles wird wieder gut, hörst du? Was hältst du davon, wenn wir jetzt ganz lange Zug fahren und dann Grandma besuchen?[/B]
[B]Au ja![/B] Seine Gesichtszüge erhellten sich unglaublich.
Ich hielt ihn weiter auf meinem Arm und versuchte den Kinderwagen so gut es ging in Richtung Bahnhof zu schieben.
Michael liebte es mit dem Zug zu fahren. Er stand knapp eine Stunde vor der Fensterscheibe und sah auf die an uns vorbei rauschende Landschaft. Ich saà neben ihm und betrachtete ihn liebevoll. Ich lächelte als ich merkte, dass er seinem Vater so gar nicht ähnelte. Man sah nur eine gewisse Ãhnlichkeit mit meinem Vater und mir selber.
Mummy, mir ist so komisch... er kam zu mir. Seine Gesichtszüge deuteten darauf hin, dass ihm schlecht war. Er hielt sich seine kleine Hand auf dem Bauch und war tatsächlich etwas grün um die Nase.
Kann ich mir denken, du stehst ja schon seit einer Stunde da und schaust zu wie alles an dir vorbei huscht. Komm mal her und setzt dich hin.
Ich hob ihn hoch und setzte ihn auf meinen Schoss. Er lehnte sich an mich und war bald darauf eingeschlafen. Ich sah aus dem Fenster und dachte nach.
Flashback
Der junge Mann kam langsam auf mich zu. Du bist dir also sicher? fragte er und wirkte traurig. Ich sah zu ihm auf. Er war etwa ein Meter achtzig, seine Augen schimmerten schwarz hinter seiner wirren Lockenmähne, und ich hatte mich längst an die Kombination Afrolook-Anzug gewöhnt.
Ich nickte. Hundertprozentig. Ich halte es nicht mehr aus.
Er senkte den Kopf. Als er ihn erneut hob, hatte er Tränen in den Augen. Du wirst mir fehlen... sein Kinn bebte. Ich wusste nicht mit dieser Situation umzugehen, es war in vier Jahren das erste Mal, dass ich ihn weinen sah.
Ach Sam... ich kam näher und berührte sein Gesicht. Ich fühle mich so hilflos. Ich will nicht mit achtzig in einem Lehnstuhl sitzen, unterdrückt und allein, weil mein Mann jahrelang das tut, was ihm gerade passt.
Er sah mich lange an. Nach einer Weile zog er seine schmale Nase hoch und wischte sich mit dem Handrücken darüber. Dann nahm er meine Hände in seine und versuchte zu lächeln. Vergeblich, wie mir schien.
Kannst du nicht hier bleiben, selbst wenn du ausziehst?
Ich senkte den Blick und schüttelte stumm den Kopf. Als er nichts darauf erwiderte, erklärte ich ihm den Grund.
Nein. Ich fühle es. Dahin wo ich gehe, es wird nie weit genug sein, ich spürte wie meine Tränen mich fast erdrückten. AuÃerdem habe ich es sowieso schon zu lange ausgehalten. Ich will nicht abwarten bis er sich auch noch an Michael vergreift.
Sam sah mich mit kugelrunden Augen an. Wir verklagen ihn! Du musst etwas dagegen machen! Du kannst doch nicht einfach gehen und hoffen, dass du ihn nie wieder siehst!
Er hatte mein Kopfschütteln seit dem Beginn seiner Worte nicht registriert. Nein Sam. Ich werde einfach gehen. Und dafür brauche ich deine Hilfe. Du musst ihn für mich ablenken. Ich will nicht, dass er mir folgt.
Sam nickte. Wenn es das ist was du willst. Dann helfe ich dir.
Ich hab dich lieb, Sam, sagte ich leise und meine Tränen lieÃen sich nicht mehr halten. Er nahm mich sanft in die Arme und drückte mich lange. Ich hab dich auch lieb. Und ich werde dich vermissen. Nichts wird mehr das gleiche sein.
An diesem Tag entfloh ich meiner Vergangenheit. Als es an der Tür klingelte, stand Michael mit dem bepackten Kinderwagen schon in der Küche. Sam trat ein. Ich sah ihn traurig an, küsste ihn auf Wagen und Stirn, drückte ihn ein letztes Mal und wünschte ihm ein schönes Leben. Ich flüsterte ihm zu, ich würde ihn anrufen, wenn ich angekommen war und meine letzten Worte zu ihm waren Leb wohl.
Dann begann alles. Während er meinen baldigen Ex-Mann mit nach oben ins Arbeitszimmer geleitete um mit ihm über etwas auÃerordentlich wichtiges zu sprechen, huschte ich in die Küche, holte Michael und rauschte lautlos aus dem Haus.
Flashback Ende
Meine Gedanken schweiften erneut ab als ich daran dachte was er wohl täte, wenn er merkte, dass ich heute Abend noch immer nicht zurück war. Ich hatte keine Nachricht, keinen Zettel hinterlassen, war einfach gegangen. Ich spürte, es war das Richtige.
Als wir durch Oklahoma fuhren, sank auch ich in einen oberflächlichen aber beruhigenden Schlaf.
Als ich erwachte, hing Michael erneut am Fenster. Es war fast dunkel, und ich merkte dass er die StraÃenbeleuchtungen zählte. Als er sich umdrehte und mich ansah, lächelte er.
Mummy, wie viel ist hundert? fragte er und kam auf mich zu.
Das ist ganz viel, sagte ich.
Auch ganz, ganz viel? fragte er und sah mich ungläubig an.
[B]Ja, auch ganz, ganz viel.[/B]
[B]Wie viel bist du alt?[/B] fragte er.
[B]Oh... Mummy ist ganz schön alt.[/B]
[B]So alt wie hundert?[/B] fragte er.
Ich lächelte. Nein, nicht so alt wie hundert, ich genoss das erste freie Gespräch mit meinem Sohn seit langem.
Na... wie denn dann? fragte er und rümpfte die Nase.
Siebenundzwanzig, antwortete ich.
Das klingt viel mehr als hundert, sagte er nachdenklich. Ich musste ihm Recht geben. Es klang wirklich viel mehr.
Michael ging heute Abend auf Erkundungstour. Ein älterer Herr kam in den Wagon und setzte sich uns schräg gegenüber. Ich war erneut eingenickt. Als ich die Augen öffnete sah ich Michael bei dem Herrn stehen.
Bist du hundert? fragte er ihn.
Ich schluckte trocken und sprang auf. Michael! rief ich. Ich war schnell bei ihm. Es tut mir sehr leid, stammelte ich dem Mann entgegen. Solche Sachen fragt man nicht, mein Kleiner, erklärte ich Michael.
Warum denn nicht? fragte er und zuckte verwundert mit den Schultern. Ach lassen Sie ruhig, meldete sich der Herr zu Wort.
Pädagogisch sehr wertvoll, dachte ich nur.
Ich bin das so gewohnt, von meinen eigenen Enkeln...
Was sind den Enkeln? fragte Michael.
Das sind die Kinder meiner Kinder, antwortete der Herr.
Aber die sind auch nicht hundert... oder? fragte Michael und ich sank vor Scham in den Boden.
Nein, sind sie nicht. Du heiÃt Michael, nicht? Mein Sohn heiÃt auch Michael. Er ist nicht hundert. Aber er hat schon selbst Kinder.
Michael sah ihn interessiert an. Wie heiÃt du?
Martin. Martin Seets. Und das ist deine Mama, nicht? fragte er.
Ja. Das ist meine Mummy. Wir fahren zu meiner Grandma, erklärte Michael.
So? Wo wohnt sie denn? fragte Martin.
Weiss ich nicht, Michael setzte sich neben den Herrn. Aber ich lass mich überraschen.
Ich schmunzelte. Er wirkte so groÃ. Martin Seets schien das auch aufzufallen, denn er fragte Michael wie alt er sei.
Vier, antwortete dieser stolz.
Martin Seets wandte sich an mich. Sie haben ja einen ganz schön aufgeweckten Jungen.
Ja, antwortete ich. Manchmal nicht ganz leicht, aber meistens sehr lustig.
Wollen Sie nicht ihre Sachen holen und sich hierher setzen? fragte er. Sie sehen sehr müde aus. Ich würde auf den Kleinen aufpassen, sollten Sie schlafen wollen.
Ich lächelte, holte meine Sachen und setzte mich ihm gegenüber. Ich wollte nicht schlafen, wusste nicht was ich von diesem Fremden halten sollte.
Er sah den vollen Kinderwagen und musterte mich. Es war, als könnte er aus diesen Sachen lesen wie aus einem offenem Buch. Sie sind ausgezogen, sagte er bestimmt und blickte mich an. Ich nickte.
Warum? fragt er.
Ich warf Michael einen Blick zu und sah wie beschäftigt er war, mit der Fensterscheibe und den Lichtern dahinter. Es ist nicht leicht. Neben einem Mann zu leben, der einen nicht mehr liebt. Den ich selbst nicht mehr liebe... Jemand, der nur noch beherrschend ist. Jemand, der mich nicht um meiner selbst willen liebt, sondern nicht allein sein will. Jemand, der nur leere Worte für einen hat, wo man weiss, wenn es einmal Liebe gab, oder so etwas ähnliches, dann ist sie längst verpufft.
Martin Seets nickte langsam mit dem Kopf. Er sah mich an und ich wusste, was er fragen würde. Was ist mit Ihrem Kind?
Sie wird in einer Umgebung aufwachsen, in der sie geliebt wird. In der Umgebung, in der ich geliebt worden bin, und in der auch mein Sohn von nun an groà werden soll.
Das ist schön. Glauben sie, es ist gut, wenn ein Kind ohne Vater aufwächst? Fragte er, und ich wusste, er meinte es nicht böse.
[B]Mit einem Vater hätte er es leichter. Aber nicht mit diesem. Ich habe es auch geschafft groà zu werden. Und ich habe mich durch mein ganzes Leben boxen müssen. Niemals kam mir jemand zuvor oder half mir bei besonders schwierigen Dingen. Ich will sagen: ich brauchte meines Vater treibende Kraft nicht um mich hoch zu arbeiten. Mir reichte die Kraft meiner Mutter vollkommen aus. [/B]
[B]Ich verstehe,[/B] sagte der Alte und nickte.
Wir unterhielten uns noch die ganze Fahrt über Dinge wie diese. Ich war froh, die lange Fahrt nicht ganz alleine in einer Ecke zu hocken und leise meinen Sieg über mich selbst, den Triumph der Freiheit zu feiern. Als wir Hartfort näher rückten, begann ich Michaels wenige Spielsachen zusammen zu packen und den Kleinen, der in der letzten Stunde auf dem Sitz eingeschlafen war, zu wecken. Wir verabschiedeten uns von Martin Seets.
Viel Glück! rief er mir hinterher.
Danke! Leben Sie wohl! sagte ich und wir verlieÃen den Wagon.
Als ich aus dem Zug stieg, hatte ich bereits aufgehört, das zu sein was ich seit Jahren eingeredet bekommen hatte, und mich wieder wie eine Gilmore gefühlt. Stark und ungebrochen, ihrem Ziel immer näher kommend. Ich roch den Wind meiner Heimat, meines Landes, mein eigen Fleisch und Blut. Ich fühlte mich wohl, obgleich ich noch nicht einmal angekommen war.
Als ich endlich mit Michael vor meinem eigenen wirklichen zu Hause angekommen war, war es schon sehr dunkel. Ich hielt den schlafenden Michael auf meinem Arm und versuchte den Kinderwagen so gut es ging zum Haus zu schieben.
Ich war sehr nervös als ich klingelte. Ich hatte meine Mutter seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, wir hatten zwar oft telefoniert und gemailt, trotzdem zitterten meine Knie. Und das Kind in meinem Bauch erwachte und strampelte, erfreut über die neue Heimat.
Erster Teil, wenn ihr wollt, kommt bald mehr...
bye, daniela
Viel Spass beim Lesen, wünsche mir FB jeder Art...
Titel: Ewig Blüht der Lotos...
Autor :MinowaySunshine
Betaleserin: Selene :knuddel:
Genre: Drama
Pairing :Literati, teilweise auch Sophie... ein bisschen JJ
Raiting :R-16
Disclaimer : Die Personen in dieser Geschichte gehören nicht mir, sondern der Serie Gilmore Girls, bis auf ein paar kleinen Ausnahmen, die meinem eigenen Kopf entsprungen sind...
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: keine Spoiler. Feedback ist mehr als erwünscht
Beschreibung: Alleine. Das Gefühl einsam zu sein, ist ein schreckliches Gefühl. Manche Menschen würden alles dafür geben, um diesem Gefühl zu entfliehen. Doch wie weit würde Rorys Ex-mann gehen? Sehr weit, weiss sie. Vielleicht sogar über Leichen. Es ist ein langer Weg, bis ans Licht kommt, was einst geschah...
So, habe mich mal einem Banner versucht. Kritik erwünscht...
[Bild: banner3copiagg4.jpg]
Edit: Widme diesen ersten Teil Selene: der ist für dich, süsse, danke fürs betalesen...
[B]Kapitel 1. Ganz von vorne[/B]
Meine Augen schmerzten, und ich spürte wie sie sich langsam mit Tränen füllten. Langsam schob ich den voll bepackten Kinderwagen vor mir her und versuchte Michael an meiner Hand zum schneller gehen zu bewegen. Der Kleine jammerte ununterbrochen und ich konnte einfach nicht mehr.
Es war ein kalter Tag, Mitte April. Wir gingen durch die FuÃgängerzone. Die Leute schubsten, stieÃen und waren kein bisschen nachsichtig. Hauptsache war, sie gelangten an ihr Ziel.
Wann sind wir denn endlich da? Fragte Michael andauernd.
Gleich, antwortete ich und versuchte munter zu klingen. Vergeblich.
Wo ist Daddy? Fragte er, lieà einfach nicht locker.
Daddy soll dahin verschwinden wo ich ihn niemals mehr wieder sehen muss, brummte ich so undeutlich, dass er mich nicht hörte.
[B]Wo gehen wir hin?[/B]
[B]Wir besuchen deine Grandma[/B], sagte ich. Ich musste anhalten und mich zu ihm bücken. Ich fühlte mich schlecht. Mein Kleiner. Er konnte doch nichts dafür. Ich nahm ihn auf den Arm und hob ihn hoch.
Warum weinst du? fragte er mich traurig.
[B]Es ist nichts, mein Schatz. Alles wird wieder gut, hörst du? Was hältst du davon, wenn wir jetzt ganz lange Zug fahren und dann Grandma besuchen?[/B]
[B]Au ja![/B] Seine Gesichtszüge erhellten sich unglaublich.
Ich hielt ihn weiter auf meinem Arm und versuchte den Kinderwagen so gut es ging in Richtung Bahnhof zu schieben.
Michael liebte es mit dem Zug zu fahren. Er stand knapp eine Stunde vor der Fensterscheibe und sah auf die an uns vorbei rauschende Landschaft. Ich saà neben ihm und betrachtete ihn liebevoll. Ich lächelte als ich merkte, dass er seinem Vater so gar nicht ähnelte. Man sah nur eine gewisse Ãhnlichkeit mit meinem Vater und mir selber.
Mummy, mir ist so komisch... er kam zu mir. Seine Gesichtszüge deuteten darauf hin, dass ihm schlecht war. Er hielt sich seine kleine Hand auf dem Bauch und war tatsächlich etwas grün um die Nase.
Kann ich mir denken, du stehst ja schon seit einer Stunde da und schaust zu wie alles an dir vorbei huscht. Komm mal her und setzt dich hin.
Ich hob ihn hoch und setzte ihn auf meinen Schoss. Er lehnte sich an mich und war bald darauf eingeschlafen. Ich sah aus dem Fenster und dachte nach.
Flashback
Der junge Mann kam langsam auf mich zu. Du bist dir also sicher? fragte er und wirkte traurig. Ich sah zu ihm auf. Er war etwa ein Meter achtzig, seine Augen schimmerten schwarz hinter seiner wirren Lockenmähne, und ich hatte mich längst an die Kombination Afrolook-Anzug gewöhnt.
Ich nickte. Hundertprozentig. Ich halte es nicht mehr aus.
Er senkte den Kopf. Als er ihn erneut hob, hatte er Tränen in den Augen. Du wirst mir fehlen... sein Kinn bebte. Ich wusste nicht mit dieser Situation umzugehen, es war in vier Jahren das erste Mal, dass ich ihn weinen sah.
Ach Sam... ich kam näher und berührte sein Gesicht. Ich fühle mich so hilflos. Ich will nicht mit achtzig in einem Lehnstuhl sitzen, unterdrückt und allein, weil mein Mann jahrelang das tut, was ihm gerade passt.
Er sah mich lange an. Nach einer Weile zog er seine schmale Nase hoch und wischte sich mit dem Handrücken darüber. Dann nahm er meine Hände in seine und versuchte zu lächeln. Vergeblich, wie mir schien.
Kannst du nicht hier bleiben, selbst wenn du ausziehst?
Ich senkte den Blick und schüttelte stumm den Kopf. Als er nichts darauf erwiderte, erklärte ich ihm den Grund.
Nein. Ich fühle es. Dahin wo ich gehe, es wird nie weit genug sein, ich spürte wie meine Tränen mich fast erdrückten. AuÃerdem habe ich es sowieso schon zu lange ausgehalten. Ich will nicht abwarten bis er sich auch noch an Michael vergreift.
Sam sah mich mit kugelrunden Augen an. Wir verklagen ihn! Du musst etwas dagegen machen! Du kannst doch nicht einfach gehen und hoffen, dass du ihn nie wieder siehst!
Er hatte mein Kopfschütteln seit dem Beginn seiner Worte nicht registriert. Nein Sam. Ich werde einfach gehen. Und dafür brauche ich deine Hilfe. Du musst ihn für mich ablenken. Ich will nicht, dass er mir folgt.
Sam nickte. Wenn es das ist was du willst. Dann helfe ich dir.
Ich hab dich lieb, Sam, sagte ich leise und meine Tränen lieÃen sich nicht mehr halten. Er nahm mich sanft in die Arme und drückte mich lange. Ich hab dich auch lieb. Und ich werde dich vermissen. Nichts wird mehr das gleiche sein.
An diesem Tag entfloh ich meiner Vergangenheit. Als es an der Tür klingelte, stand Michael mit dem bepackten Kinderwagen schon in der Küche. Sam trat ein. Ich sah ihn traurig an, küsste ihn auf Wagen und Stirn, drückte ihn ein letztes Mal und wünschte ihm ein schönes Leben. Ich flüsterte ihm zu, ich würde ihn anrufen, wenn ich angekommen war und meine letzten Worte zu ihm waren Leb wohl.
Dann begann alles. Während er meinen baldigen Ex-Mann mit nach oben ins Arbeitszimmer geleitete um mit ihm über etwas auÃerordentlich wichtiges zu sprechen, huschte ich in die Küche, holte Michael und rauschte lautlos aus dem Haus.
Flashback Ende
Meine Gedanken schweiften erneut ab als ich daran dachte was er wohl täte, wenn er merkte, dass ich heute Abend noch immer nicht zurück war. Ich hatte keine Nachricht, keinen Zettel hinterlassen, war einfach gegangen. Ich spürte, es war das Richtige.
Als wir durch Oklahoma fuhren, sank auch ich in einen oberflächlichen aber beruhigenden Schlaf.
Als ich erwachte, hing Michael erneut am Fenster. Es war fast dunkel, und ich merkte dass er die StraÃenbeleuchtungen zählte. Als er sich umdrehte und mich ansah, lächelte er.
Mummy, wie viel ist hundert? fragte er und kam auf mich zu.
Das ist ganz viel, sagte ich.
Auch ganz, ganz viel? fragte er und sah mich ungläubig an.
[B]Ja, auch ganz, ganz viel.[/B]
[B]Wie viel bist du alt?[/B] fragte er.
[B]Oh... Mummy ist ganz schön alt.[/B]
[B]So alt wie hundert?[/B] fragte er.
Ich lächelte. Nein, nicht so alt wie hundert, ich genoss das erste freie Gespräch mit meinem Sohn seit langem.
Na... wie denn dann? fragte er und rümpfte die Nase.
Siebenundzwanzig, antwortete ich.
Das klingt viel mehr als hundert, sagte er nachdenklich. Ich musste ihm Recht geben. Es klang wirklich viel mehr.
Michael ging heute Abend auf Erkundungstour. Ein älterer Herr kam in den Wagon und setzte sich uns schräg gegenüber. Ich war erneut eingenickt. Als ich die Augen öffnete sah ich Michael bei dem Herrn stehen.
Bist du hundert? fragte er ihn.
Ich schluckte trocken und sprang auf. Michael! rief ich. Ich war schnell bei ihm. Es tut mir sehr leid, stammelte ich dem Mann entgegen. Solche Sachen fragt man nicht, mein Kleiner, erklärte ich Michael.
Warum denn nicht? fragte er und zuckte verwundert mit den Schultern. Ach lassen Sie ruhig, meldete sich der Herr zu Wort.
Pädagogisch sehr wertvoll, dachte ich nur.
Ich bin das so gewohnt, von meinen eigenen Enkeln...
Was sind den Enkeln? fragte Michael.
Das sind die Kinder meiner Kinder, antwortete der Herr.
Aber die sind auch nicht hundert... oder? fragte Michael und ich sank vor Scham in den Boden.
Nein, sind sie nicht. Du heiÃt Michael, nicht? Mein Sohn heiÃt auch Michael. Er ist nicht hundert. Aber er hat schon selbst Kinder.
Michael sah ihn interessiert an. Wie heiÃt du?
Martin. Martin Seets. Und das ist deine Mama, nicht? fragte er.
Ja. Das ist meine Mummy. Wir fahren zu meiner Grandma, erklärte Michael.
So? Wo wohnt sie denn? fragte Martin.
Weiss ich nicht, Michael setzte sich neben den Herrn. Aber ich lass mich überraschen.
Ich schmunzelte. Er wirkte so groÃ. Martin Seets schien das auch aufzufallen, denn er fragte Michael wie alt er sei.
Vier, antwortete dieser stolz.
Martin Seets wandte sich an mich. Sie haben ja einen ganz schön aufgeweckten Jungen.
Ja, antwortete ich. Manchmal nicht ganz leicht, aber meistens sehr lustig.
Wollen Sie nicht ihre Sachen holen und sich hierher setzen? fragte er. Sie sehen sehr müde aus. Ich würde auf den Kleinen aufpassen, sollten Sie schlafen wollen.
Ich lächelte, holte meine Sachen und setzte mich ihm gegenüber. Ich wollte nicht schlafen, wusste nicht was ich von diesem Fremden halten sollte.
Er sah den vollen Kinderwagen und musterte mich. Es war, als könnte er aus diesen Sachen lesen wie aus einem offenem Buch. Sie sind ausgezogen, sagte er bestimmt und blickte mich an. Ich nickte.
Warum? fragt er.
Ich warf Michael einen Blick zu und sah wie beschäftigt er war, mit der Fensterscheibe und den Lichtern dahinter. Es ist nicht leicht. Neben einem Mann zu leben, der einen nicht mehr liebt. Den ich selbst nicht mehr liebe... Jemand, der nur noch beherrschend ist. Jemand, der mich nicht um meiner selbst willen liebt, sondern nicht allein sein will. Jemand, der nur leere Worte für einen hat, wo man weiss, wenn es einmal Liebe gab, oder so etwas ähnliches, dann ist sie längst verpufft.
Martin Seets nickte langsam mit dem Kopf. Er sah mich an und ich wusste, was er fragen würde. Was ist mit Ihrem Kind?
Sie wird in einer Umgebung aufwachsen, in der sie geliebt wird. In der Umgebung, in der ich geliebt worden bin, und in der auch mein Sohn von nun an groà werden soll.
Das ist schön. Glauben sie, es ist gut, wenn ein Kind ohne Vater aufwächst? Fragte er, und ich wusste, er meinte es nicht böse.
[B]Mit einem Vater hätte er es leichter. Aber nicht mit diesem. Ich habe es auch geschafft groà zu werden. Und ich habe mich durch mein ganzes Leben boxen müssen. Niemals kam mir jemand zuvor oder half mir bei besonders schwierigen Dingen. Ich will sagen: ich brauchte meines Vater treibende Kraft nicht um mich hoch zu arbeiten. Mir reichte die Kraft meiner Mutter vollkommen aus. [/B]
[B]Ich verstehe,[/B] sagte der Alte und nickte.
Wir unterhielten uns noch die ganze Fahrt über Dinge wie diese. Ich war froh, die lange Fahrt nicht ganz alleine in einer Ecke zu hocken und leise meinen Sieg über mich selbst, den Triumph der Freiheit zu feiern. Als wir Hartfort näher rückten, begann ich Michaels wenige Spielsachen zusammen zu packen und den Kleinen, der in der letzten Stunde auf dem Sitz eingeschlafen war, zu wecken. Wir verabschiedeten uns von Martin Seets.
Viel Glück! rief er mir hinterher.
Danke! Leben Sie wohl! sagte ich und wir verlieÃen den Wagon.
Als ich aus dem Zug stieg, hatte ich bereits aufgehört, das zu sein was ich seit Jahren eingeredet bekommen hatte, und mich wieder wie eine Gilmore gefühlt. Stark und ungebrochen, ihrem Ziel immer näher kommend. Ich roch den Wind meiner Heimat, meines Landes, mein eigen Fleisch und Blut. Ich fühlte mich wohl, obgleich ich noch nicht einmal angekommen war.
Als ich endlich mit Michael vor meinem eigenen wirklichen zu Hause angekommen war, war es schon sehr dunkel. Ich hielt den schlafenden Michael auf meinem Arm und versuchte den Kinderwagen so gut es ging zum Haus zu schieben.
Ich war sehr nervös als ich klingelte. Ich hatte meine Mutter seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, wir hatten zwar oft telefoniert und gemailt, trotzdem zitterten meine Knie. Und das Kind in meinem Bauch erwachte und strampelte, erfreut über die neue Heimat.
Erster Teil, wenn ihr wollt, kommt bald mehr...
bye, daniela