16.05.2007, 09:20
Lillian musterte ihn Stirn runzelnd. Konnte sie seinen Worten Glauben schenken? Konnte sie Sarahs Briefen Glauben schenken? Konnte sie überhaupt jemandem vertrauen? Sie überlegte einen Moment ihm von Sarahs Umschlag zu erzählen, entschied sich jedoch dagegen. Später würde sie sich die Frage stellen, ob wohl manches anders gekommen wäre, wenn sie es getan hätte.
Lillian fixierte seine Augen. Etwas in ihrem Herzen sagte ihr, dass er etwas verschwieg. Doch was? Und warum? Wollte er sie schützen, oder Sarah, oder jemanden ganz anderen oder gar sich selbst? Was war in jenem November nur vorgefallen? Wollte sie es tatsächlich wissen? Tat er ihr mit seinen Worten in Wirklichkeit einen Gefallen?
„Du hast sie niemals wieder gesehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin froh, zumindest dich endlich gefunden zu haben.“
„Du hast mich beobachten lassen...“
„Um herauszufinden, ob du es wirklich bist. Es wäre sonst sehr peinlich gewesen...“
Lillian runzelte die Stirn. „Ich fühlte mich verfolgt.“
„Entschuldige, das wollte ich gewiss nicht. Ich konnte es nur nicht fassen...nach all den Jahren. Ich hatte nicht einmal gewusst, ob du noch lebst.“
„Was waren das für Leute?“
„Wen meinst du?“
„Dieser John zum Beispiel.“
„John ist nur ein Angestellter von mir. Ich hatte einen Privatdetektiv veranlasst zu überprüfen, ob du die Richtige bist.“
„Ein Angestellter?“
„Mir gehört ein groÃes Unternehmen in Los Angeles.“
Lillian seufzte leise. „Hat sie mich geliebt?“
„Mehr als alles andere. Das kannst du mir glauben.“
Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe, nickte aber schlieÃlich. Ein Teil ihres Herzens glaubte seinen Worten. Sarahs Briefe hatten genau das ausgesagt.
„Möchten Sie noch etwas?“ Die beiden sahen irritiert hoch. Sie hatten die Kellnerin nicht kommen gehört.
„Nein, danke.“ Eduardo blickte zu Lillian, welche an ihrer Tasse nippte.
Die Kellnerin nickte lächelnd. „Und Ihre Tochter?“
Lillian verschluckte sich. Sie hustete.
Die Kellnerin runzelte irritiert die Stirn.
„Er ist nicht...ich meine...nein, danke. Ich möchte nichts mehr.“
Eduardo musterte Lillian lächelnd. „WeiÃt du schon, wie du deinen Geburtstag feiern wirst?“ Ãberging er ihre Reaktion auf die Frage der Kellnerin.
„Mit meiner GroÃmutter und abends mit Freunden in einem Club.“
„Das hört sich doch gut an.“
Sie nickte. „Ich habe schon zu lange nicht mehr ausgiebig getanzt.“
„Ich auch nicht. Das ist eins der Dinge, die mir fehlen, seitdem ich Kolumbien verlassen habe. Hier ist es nicht dasselbe.“
„Ich würde auÃerhalb unseres Viertels auch nie in ein lateinamerikanisches Lokal gehen.“
„Sie haben es einfach nicht im Blut.“
Lillian nickte. „Es mag unfair und generalisierend klingen, aber, ja, so ist es.“ Sie zündete sich eine Zigarette an und bemerkte zu ihrer eigenen Ãberraschung, dass sie sich allmählich begann zu entspannen. „Konnte Cathleen tanzen?“
„Nicht ohne zu fluchen und Schritte zu zählen.“
Lillian schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Man tanzt mit dem Herzen, nicht dem Kopf.“
Eduardo nickte. „Hast du einen guten Tanzpartner?“
Lillian verstand, was er eigentlich fragte, doch es machte ihr nichts aus. „Mein Freund hat argentinische und kubanische Wurzeln.“
„Dann muss er ja tanzen können.“
„Sehr gut sogar.“
„Und deine GroÃmutter? Wie verstehst du dich mit ihr?“
Lillian betrachtete lächelnd ihre Kaffeetasse. „Sie ist die Beste.“ Plötzlich verspürte sie erneut einen Stich im Herzen. Ana hasste Lügen. Sie wäre verletzt, wüsste sie, dass Lillian sich nicht im Central Park aufhielt. Sie versuchte die Gedanken zu verdrängen und sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Lillian verstand es selbst nicht, doch in den nächsten zwanzig Minuten war es ihr möglich sich wirklich mit Eduardo zu unterhalten. Die Themen blieben zwar auf sehr oberflächlicher Basis, doch das schien beiden im Moment angenehmer.
Nach einer weiteren Tasse schwarzen Kaffee sagte er schlieÃlich bedauernd mit einem Blick auf seine Uhr. „Mein Flug geht bald. Ich muss leider los.“ Er zog eine Karte aus seinem Portmonee. „Das ist meine Privatnummer, jene der Arbeitsstätte und auch meine E-Mail Adresse sowie Adresse in Los Angeles. Es würde mich sehr freuen, blieben wir in Kontakt. Wenn du möchtest, kannst du nächstes Monat gerne nach Kalifornien kommen, oder wann auch immer du möchtest.“
Lillian nahm die Visitenkarte entgegen. „Ich werde darüber nachdenken...über den Besuch meine ich.“
Er lächelte. „Es würde mich freuen.“ Sie zahlten und verlieÃen schweigend das Cafe. Vor der Tür vernahmen sie plötzlich eine helle Stimme. „Lillian?“ Elena kam lächelnd auf sie zu.
„Hi Elena, Emilio!“ Lillian strich dem kleinen Jungen, welcher im Kinderwagen saÃ, zärtlich über den Kopf. „Macht ihr eine Spazierfahrt bei dem schönen Wetter?“ Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie nicht alleine war. „Entschuldige.“ Sie warf Eduardo einen kurzen Blick zu.
„Elena, Emilio, das ist Eduardo. Eduardo, das ist meine beste Freundin Elena und ihr Sohn Emilio.“
„Hi.“ Eduardo reichte Elena die Hand.
Sie erwiderte sein Lächeln. „Hallo.“ Lillian bemerkte die Blicke, welche sie sich zuwarfen, nicht
Eduardo beugte sich kurz zu Emilio um auch ihn zu begrüÃen, bevor er sich wieder an Elena wandte. „Ein sehr hübsches Kind.“
Sie lachte. „Ja. Er wird eines Tages alle Frauenherzen brechen.“
„Bestimmt.“ Eduardo wandte sich wieder an Lillian. „Mein Taxi wartet. Es war schön, dich endlich ein wenig näher kennen gelernt zu haben. Du kannst jederzeit anrufen oder schreiben. Ich würde mich freuen.“ Sie verabschiedeten sich sehr kurz. Eduardo warf Elena noch einen Blick zu, ehe er um die Ecke verschwand.
Diese hängte sich bei ihrer Freundin unter. „Begleitest du uns ein Stück?“
Lillian nickte. „Gerne.“ Mit einem Mal schien ihr die ganze Situation unwirklich, wie ein verrückter Traum, aus welchem sie gleich erwachen würde.
Als sie den Central Park ereichten, fuhr Elena schlieÃlich fort. „Wer ist er? Und warum hast du Arturo gesagt, du wärst hier?“ Sie runzelte die Stirn.
Lillian seufzte leise und zog ihre Freundin weiter. Sie setzten sich auf eine Parkbank. Elena hob ihren Sohn aus dem Kinderwagen, damit er ein wenig in der Wiese spielen konnte.
Lillian atmete tief durch und begann zu erzählen. Mit jedem Wort schien sich der Druck auf ihrem Herzen zu erleichtern.
Lillian fixierte seine Augen. Etwas in ihrem Herzen sagte ihr, dass er etwas verschwieg. Doch was? Und warum? Wollte er sie schützen, oder Sarah, oder jemanden ganz anderen oder gar sich selbst? Was war in jenem November nur vorgefallen? Wollte sie es tatsächlich wissen? Tat er ihr mit seinen Worten in Wirklichkeit einen Gefallen?
„Du hast sie niemals wieder gesehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin froh, zumindest dich endlich gefunden zu haben.“
„Du hast mich beobachten lassen...“
„Um herauszufinden, ob du es wirklich bist. Es wäre sonst sehr peinlich gewesen...“
Lillian runzelte die Stirn. „Ich fühlte mich verfolgt.“
„Entschuldige, das wollte ich gewiss nicht. Ich konnte es nur nicht fassen...nach all den Jahren. Ich hatte nicht einmal gewusst, ob du noch lebst.“
„Was waren das für Leute?“
„Wen meinst du?“
„Dieser John zum Beispiel.“
„John ist nur ein Angestellter von mir. Ich hatte einen Privatdetektiv veranlasst zu überprüfen, ob du die Richtige bist.“
„Ein Angestellter?“
„Mir gehört ein groÃes Unternehmen in Los Angeles.“
Lillian seufzte leise. „Hat sie mich geliebt?“
„Mehr als alles andere. Das kannst du mir glauben.“
Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe, nickte aber schlieÃlich. Ein Teil ihres Herzens glaubte seinen Worten. Sarahs Briefe hatten genau das ausgesagt.
„Möchten Sie noch etwas?“ Die beiden sahen irritiert hoch. Sie hatten die Kellnerin nicht kommen gehört.
„Nein, danke.“ Eduardo blickte zu Lillian, welche an ihrer Tasse nippte.
Die Kellnerin nickte lächelnd. „Und Ihre Tochter?“
Lillian verschluckte sich. Sie hustete.
Die Kellnerin runzelte irritiert die Stirn.
„Er ist nicht...ich meine...nein, danke. Ich möchte nichts mehr.“
Eduardo musterte Lillian lächelnd. „WeiÃt du schon, wie du deinen Geburtstag feiern wirst?“ Ãberging er ihre Reaktion auf die Frage der Kellnerin.
„Mit meiner GroÃmutter und abends mit Freunden in einem Club.“
„Das hört sich doch gut an.“
Sie nickte. „Ich habe schon zu lange nicht mehr ausgiebig getanzt.“
„Ich auch nicht. Das ist eins der Dinge, die mir fehlen, seitdem ich Kolumbien verlassen habe. Hier ist es nicht dasselbe.“
„Ich würde auÃerhalb unseres Viertels auch nie in ein lateinamerikanisches Lokal gehen.“
„Sie haben es einfach nicht im Blut.“
Lillian nickte. „Es mag unfair und generalisierend klingen, aber, ja, so ist es.“ Sie zündete sich eine Zigarette an und bemerkte zu ihrer eigenen Ãberraschung, dass sie sich allmählich begann zu entspannen. „Konnte Cathleen tanzen?“
„Nicht ohne zu fluchen und Schritte zu zählen.“
Lillian schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Man tanzt mit dem Herzen, nicht dem Kopf.“
Eduardo nickte. „Hast du einen guten Tanzpartner?“
Lillian verstand, was er eigentlich fragte, doch es machte ihr nichts aus. „Mein Freund hat argentinische und kubanische Wurzeln.“
„Dann muss er ja tanzen können.“
„Sehr gut sogar.“
„Und deine GroÃmutter? Wie verstehst du dich mit ihr?“
Lillian betrachtete lächelnd ihre Kaffeetasse. „Sie ist die Beste.“ Plötzlich verspürte sie erneut einen Stich im Herzen. Ana hasste Lügen. Sie wäre verletzt, wüsste sie, dass Lillian sich nicht im Central Park aufhielt. Sie versuchte die Gedanken zu verdrängen und sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Lillian verstand es selbst nicht, doch in den nächsten zwanzig Minuten war es ihr möglich sich wirklich mit Eduardo zu unterhalten. Die Themen blieben zwar auf sehr oberflächlicher Basis, doch das schien beiden im Moment angenehmer.
Nach einer weiteren Tasse schwarzen Kaffee sagte er schlieÃlich bedauernd mit einem Blick auf seine Uhr. „Mein Flug geht bald. Ich muss leider los.“ Er zog eine Karte aus seinem Portmonee. „Das ist meine Privatnummer, jene der Arbeitsstätte und auch meine E-Mail Adresse sowie Adresse in Los Angeles. Es würde mich sehr freuen, blieben wir in Kontakt. Wenn du möchtest, kannst du nächstes Monat gerne nach Kalifornien kommen, oder wann auch immer du möchtest.“
Lillian nahm die Visitenkarte entgegen. „Ich werde darüber nachdenken...über den Besuch meine ich.“
Er lächelte. „Es würde mich freuen.“ Sie zahlten und verlieÃen schweigend das Cafe. Vor der Tür vernahmen sie plötzlich eine helle Stimme. „Lillian?“ Elena kam lächelnd auf sie zu.
„Hi Elena, Emilio!“ Lillian strich dem kleinen Jungen, welcher im Kinderwagen saÃ, zärtlich über den Kopf. „Macht ihr eine Spazierfahrt bei dem schönen Wetter?“ Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie nicht alleine war. „Entschuldige.“ Sie warf Eduardo einen kurzen Blick zu.
„Elena, Emilio, das ist Eduardo. Eduardo, das ist meine beste Freundin Elena und ihr Sohn Emilio.“
„Hi.“ Eduardo reichte Elena die Hand.
Sie erwiderte sein Lächeln. „Hallo.“ Lillian bemerkte die Blicke, welche sie sich zuwarfen, nicht
Eduardo beugte sich kurz zu Emilio um auch ihn zu begrüÃen, bevor er sich wieder an Elena wandte. „Ein sehr hübsches Kind.“
Sie lachte. „Ja. Er wird eines Tages alle Frauenherzen brechen.“
„Bestimmt.“ Eduardo wandte sich wieder an Lillian. „Mein Taxi wartet. Es war schön, dich endlich ein wenig näher kennen gelernt zu haben. Du kannst jederzeit anrufen oder schreiben. Ich würde mich freuen.“ Sie verabschiedeten sich sehr kurz. Eduardo warf Elena noch einen Blick zu, ehe er um die Ecke verschwand.
Diese hängte sich bei ihrer Freundin unter. „Begleitest du uns ein Stück?“
Lillian nickte. „Gerne.“ Mit einem Mal schien ihr die ganze Situation unwirklich, wie ein verrückter Traum, aus welchem sie gleich erwachen würde.
Als sie den Central Park ereichten, fuhr Elena schlieÃlich fort. „Wer ist er? Und warum hast du Arturo gesagt, du wärst hier?“ Sie runzelte die Stirn.
Lillian seufzte leise und zog ihre Freundin weiter. Sie setzten sich auf eine Parkbank. Elena hob ihren Sohn aus dem Kinderwagen, damit er ein wenig in der Wiese spielen konnte.
Lillian atmete tief durch und begann zu erzählen. Mit jedem Wort schien sich der Druck auf ihrem Herzen zu erleichtern.