[*LouLou]

Okay, der neue Teil hat leider länger gedauert als ich vorhatte. Hoffentlich gefällt er, ist mir irgendwie nicht gerade aus der Feder gefallen.


Teil 38

„Rory!“ Lorelai riss erstaunt die Augen auf und blinzelte verschlafen im Verandalicht. Mutter und Tochter standen sich gegenüber, beide unsicher was zu tun war, bis Rory die Spannung nicht mehr aushielt und ihrer Mutter in die Arme fiel. „E tut mir so schrecklich leid Mum!“, schluchzte sie. „Ich war so dumm.“
„Ach, Rory.“ Lorelai seufzte tief auf und hielt ihre Tochter fest. „Wir waren beide dumm.“
„Ich hab dich lieb“, sagte Rory und genoss die Wärme ihrer Mutter.
Lorelai lachte leise. „Kiddo, du hast keine Ahnung.“ Nach einer Weile wurde es beiden jedoch zu kühl trotz der Sommernacht und Lorelai zog sie ins Haus. „Jetzt setz dich, ich hol uns Kaffee und Schokolade. Beweg dich nicht vom Fleck! Ich bin sofort wieder da.“
Lächelnd lies sich Rory aufs Sofa plumpsen und wartete auf Lorelai, die kurz darauf voll beladen wieder kam.
„So, und jetzt erzähl Mami woher die plötzliche Erkenntnis kommt.“ Lorelai reichte ihr eine Tasse Kaffee, legte eine Decke um sie beide und sah Rory an.
Diese seufzte. „Ach Mum, ich weiß auch nicht. Plötzlich war alles so ... vernebelt. Ich war überzeugt, Vada keine gute Mutter zu sein. Ich hab Panik bekommen und bin ausgeflippt.“
Lorelai lachte kurz auf. „Wohl war.“
„Es tut mir leid“, wiederholte Rory.
„Es ist okay“, versicherte ihr Lorelai. „Erzähl weiter.“
„Gott, wo soll ich nur anfangen?“ Rory fuhr sich durch die Haare und trank erstmal einen Schluck Kaffee. „Ich war nicht mehr ich selbst. Es wurde mir einfach alles zu viel, und ich musste weg. Ich meine, sieh dich doch an, du hast alles so perfekt gemeistert, und ich? Bin überfordert obwohl ich all die Unterstützung habe die du nicht hattest. Und ich fühlte mich als Versagerin. Und dann hast du mich nicht verstanden, und dich verlobt ohne es mir zu sagen, da musste ich einfach weg von hier. Und Grandma und Grandpa hatten nunmal den Platz.“
Lorelai seufzte tief auf und legte den Arm um Rorys Schultern. „Mein Baby“, sagte sie leise und strich Rory über den Kopf.
Beide wurden aus ihren Moment gerissen als die Haustür aufging und Luke hereinkam. „Ich hasse TJ! Er hat uns in einen Strip-Club gezogen, und natürlich konnte sich Jess davor drücken und ich hatte ihn und seine verrückten betrunken Freunde am Hals und dann – Rory.“ Luke blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn. Er sah von Rory zu Lorelai. „Bin ich betrunken?“
„Nein Luke, Rory ist wirklich und real.“ Lorelai strahlte ihren Verlobten breit an.
„Okay“, sagte er gedehnt. „Dann ... werd ich euch beide mal in Ruhe reden lassen. Denk daran, morgen, zwölf Uhr. Liz’ Hochzeit. Ihr sollt etwas früher kommen, da ihr die Brautjungfern seid.“
„Machen wir Luke“, sagte Rory und grinste als Luke eilig die Treppen hochging.
„Gut, wir haben noch etwa zehn Stunden bis die Trauung anfängt“, sagte Lorelai munter. „Fang besser jetzt an zu erzählen, wie es in der Hölle ist.“
„Mum.“ Rory sah sie streng an. „Grandma und Grandpa wollten nur mein Bestes. Sie wollten dich nicht verletzen. Und ich auch nicht“, murmelte sie.
„Bei dir weiß ich das, aber bei meinen Eltern bin ich mir nicht so sicher.“ Lorelai setzte eine sture Miene auf und nahm sich eine Tafel Schokolade.

Als Luke am nächsten Morgen die Treppen runterging, konnte er nicht anders als lächeln als er Mutter und Tochter auf dem Sofa schlafen sah. Kopfschüttelnd ging er in die Küche und fing an, Frühstück zu machen.
Als Lorelai Kaffee roch, wachte sie auf und sah runter auf Rory, die in ihrem Arm lag und noch friedlich schlief. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Endlich hatte sie Rory wieder; sie konnte es kaum glauben. „Rory“, sagte sie sanft und tippte ihre Tochter wach. „Kaffee.“
Rory öffnete ihre Augen. „Hast du Kaffee gesagt?“, fragte sie grinsend und richtete sich auf.
„Ich wusste das würde dich wecken.“ Beide standen auf und gingen in die Küche, in der Luke mit Kitty auf dem Arm am Herd stand und eine Pfanne auf den Herd stellte.
„Esst, esst, wir brauchen Kraft, viel Kraft, um diesen Tag durchzustehen“, sagte er und setzte sich ebenfalls.
„Ooh, sie ist groß geworden“, sagte Rory und streckte die Arme nach ihrer Schwester aus. „Na, erinnerst du dich noch an mich?“
„Ich hab ihr jeden Tag dein Foto gezeigt“, sagte Lorelai schmunzelnd und häufte sich Rührei auf den Teller. „Hast du eigentlich schon mit Jess gesprochen?“
Sie sah auf ihren Teller. „Ich sehe ihn ja bei der Hochzeit.“
„Ich ... geh Kitty fertig machen“, sagte Luke und verzog sich eilig.
„Rory ...“, Lorelai legte ihre Gabel weg und sah ihre Tochter an. „Was ist zwischen euch passiert?“
Tief seufzend trank Rory einen Schluck Kaffee. „Wir haben uns nur noch angeschwiegen, oder gestritten. Ich weiß es auch nicht, unsere Beziehung hat unter dem ganzen Stress einfach enorm gelitten.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll.“
Lorelai seufzte und goss ihr Kaffee nach.

Nur im Handtuch kam Jess aus dem Bad, warf einen Blick auf die Uhr und fluchte leise. Liz Hochzeit war in einer Stunde, und er war immer noch nicht fertig. Seine Laune besserte sich nicht gerade, als er versuchte eine extrem quengelige Vada in ein Kleid zu packen.
„Was hat sie denn?“, fragte Dave, der durch Vada aufgewacht war und verschlafen in der Küche auf seinen Kaffee wartete.
„Sie zahnt“, sagte Jess genervt und stellte Vada auf den Tisch. „Jetzt bleib mal stehen, damit ich die Knöpfe schließen kann!“ Vada sah ihn vorwurfsvoll an und kaute auf ihrem Stoffhasen herum. Er fluchte erneut und setzte die Kleine wieder hin. „Geht doch. Passt du auf sie auf?“, wandte er sich an Dave, „damit ich mich umziehen kann?“
„Kein Problem.“ Dave nahm Vada auf den Arm und setzte sich mit ihr aufs Sofa. Währenddessen machte sich Jess in Eiltempo fertig und öffnete die Tür, als es klopfte. „Luke! Was willst du denn hier?“
„Entschuldige mal, das hier ist immer noch mein Apartment.“ Luke schob seinen Neffen zur Seite und kam herein. „Ich muss mit dir reden.“
Jess stöhnte und ging wieder zum Spiegel. „Worum geht es?“
„Rory kommt auch zur Hochzeit, und was auch immer zwischen euch ist, ihr werdet euch vertragen klar? Das ist angeblich Liz’ letzte Hochzeit, und ich will keine Szene haben. Und du wirst sie zum Altar führen!“
Stirnrunzelnd sah Jess ihn an. „Okay, reg dich ab. Himmel, Vater sein bekommt dir nicht.“
„Ich meine es ernst Jess, es ist mir egal wie erwachsen du dich fühlst, du bist neunzehn und ich habe immer noch die Verantwortung für dich, selbst wenn Liz heute hier ist.“
„Jaha, beruhig dich sonst platzt dir noch eine Ader.“ Jess nahm Vada auf den Arm und schob seinen Onkel aus der Wohnung. „Wehe, du kommst nachher nicht“, sagte er noch zu Dave, bevor er die Tür hinter sich schloss.

„Ach, ich bin so aufgeregt, dabei sollte ich Hochzeiten eigentlich schon gewohnt sein, aber es ist doch jedes Mal etwas besonderes, und TJ ist so anders als die anderen, er ist wirklich der Eine, nicht wie ich bei den anderen vier dachte, diesmal ist er es wirklich, und gleich werde ich nach vorne gehen und ihn heiraten!“ Liz redete die ganze Zeit aufgeregt vor sich hin, während Lorelai und Patty ihr beim Brautkleid halfen. „Oh, Rory, du siehst wunderhübsch aus!“, sagte sie als sie Rory entdeckte. „Die perfekte Brautjungfer! Hast du schon Jess gesehen, er sollte eigentlich schon hier sein, wenn er es sich doch anders überlegt hat, oh mein Gott, was mach ich denn dann? Vielleicht könnte Luke ...? Dieser Kirk hat sich auch schon angeboten, aber ich weiß nicht, er scheint mir ein wenig verwirrt im Kopf.“
„Liz, beruhig dich, Jess wird schon kommen“, sagte Lorelai und trat einen Schritt zurück. „Fertig.“
„Ooh!“, sagte Liz begeistert. „Ich sehe aus wie eine richtige Mittelalter-Braut!“
„Nun, das war Sinn der Sache, oder nicht?“ Lorelai ging lächelnd zu Rory und legte den Arm um ihre Schultern. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise.
Rory sah ihre Mutter an und hob die Schultern. „Irgendwann muss ich ihm begegnen.“ Zu ihrem Schrecken passierte dies früher als sie erwartet hätte.
„Liz, die anderen werden ungeduldig und fragen wo du bleibst.“ Jess kam in Pattys Studio rein und stoppte, als er sie sah. „Hey.“
Nervös lächelte Rory. „Hi.“
„Sag ihnen dass ich jetzt gleich komme“, sagte Liz und scheuchte ihren Sohn wieder aus dem Studio. Sie atmete tief durch und drehte sich zu den anderen. „Kann ich so gehen?“
Lorelai lächelte. „Natürlich. Jetzt komm, sonst bist du noch auf deiner eigenen Hochzeit zu spät.“
Die Musik begann zu spielen und Lorelai und Rory gingen gemeinsam den Weg zum Altar entlang, wo schon Luke bei TJ stand. „Immer schön lächeln“, raunte Lorelai ihr grinsend zu als sie an ganz Stars Hollow vorbeigingen. Ein wenig lächerlich kamen sich die beiden schon vor, in der ganzen mittelalterlichen Umgebung, doch Liz schien glücklich. Am Altar angekommen lies Rory den Blick durch die Menge schweifen und entdeckte Dave, der Vada auf dem Schoß hatte. Lächelnd winkte sie den beiden und konzentrierte sich auf Liz, die von Jess geführt auf TJ zukam.

Nach der Zeremonie blieb Rory noch bei Lorelai und Luke stehen, während Jess sich so schnell wie möglich zu Dave beeilt hatte. „Na, das war doch recht ... nett“, sagte Lorelai und biss sich auf die Lippe um nicht allzu sehr zu lachen.
„Unglaublich“, brummte Luke und seufzte. „Ich sage es euch, wenn die beiden wirklich nach Stars Hollow ziehen, dreh ich durch.“
„Noch ist ja nichts entschieden.“ Besänftigend legte Lorelai eine Hand auf Lukes Arm. „Und jetzt kommt, ich hab Hunger.“ Die drei setzten sich an einen der Tische und beäugten das Essen.
„Ist alles essbar, Mama Kim hat auch etwas gekocht, das würde ich jedoch nicht essen.“ Lane setzte sich neben Rory und umarmte sie. „Schön dich wieder hier zu sehen.“
Rory lächelte, doch es kam nicht ganz von Herzen. Sie hatte immer noch nicht mit Jess geredet, und auch Vada nur kurz gesehen. Kurzerhand stand sie auf. „Ich komme gleich wieder.“ Auf der Suche nach den beiden kam sie an Patty und Babette vorbei, denen sie schnell auswich, zu dem Tisch an dem Jess, Vada und Dave saßen.
„Hey.“ Nervös lächelte sie ihren Freund an.
Dave klopfte Jess auf die Schulter. „Ich lass euch dann mal alleine.“
Rory setzte sich und strich Vada über die Wange. „Hey meine Kleine.“ Vada sah sie groß an, streckte dann jedoch die Hände nach ihr aus. Erleichtert nahm Rory sie auf ihren Schoß und knuddelte sie. „Sie hat rote Wangen“, sagte sie besorgt und fühlte ihre Stirn. „Ist dir warm?“
„Sie zahnt“, sagte Jess und stellte sein Glas ab.
„Oh.“ Rory nickte und sah ihn an. „Wie war Chicago?“
„Okay.“ Die Spannung zwischen ihnen war deutlich zu spüren, und Rory versuchte krampfhaft daran etwas zu ändern, was ihm wiederum auf die Nerven ging. „Wie kommt es eigentlich, dass du hier bist?“, fragte er schließlich. „Bei Lorelai?“
Endlich ein Thema das mehr als drei Worte erforderte. „Wir haben uns vertragen“, sagte sie und nahm Vada sanft ihre Gabel aus der Hand.
„Hast du endlich kapiert dass du dich nicht gerade vernünftig verhalten hast?“
Überrascht über seinen harten Ton schwieg Rory erst einmal. „Es tut mir leid Jess“, sagte sie schließlich leise. „Alles.“
Bevor er antworten konnte bat Kirk um Aufmerksamkeit für Liz und TJ, die auf die Tanzfläche gingen und ihren ersten Tanz als Ehepaar begannen. Nach einer Weile schlossen sich andere Paare ihnen an, darunter Lorelai und Luke, auch wenn dieser nicht gerade glücklich dabei aussah. Alle sahen so glücklich aus, dass es Rory einen kleinen Stich versetzt, da sie und Jess so fremd miteinander waren.
„Hey.“ Jess beugte sich zu ihr und kratzte sich am Kinn. „Willst du tanzen?“
Sie blinzelte mehrmals. „Was? Du tanzt freiwillig?“
Er zog eine Grimasse. „Gewöhn dich nicht daran.“ Seufzend stand er auf, übergab Vada an Lane und zog Rory ans äußerste Ende der Tanzfläche, wo sie etwas abseits waren.

Please don't let this turn into something it's not
I can only give you everything I've got
I can't be as sorry as you think I should
But I still love you more than anyone else could

All that I keep thinking throughout this whole flight
Is it could take my whole damn life to make this right
This splintered mast I'm holding on won't save me long
Because I know fine well that what I did was wrong


„Es tut mir wirklich leid”, wiederholte sie und legte die Arme in seinen Nacken. „Ich weiß dass du viel mit mir durchmachen musstest, und ich deine Geduld wirklich überstrapaziert habe. Ich bin ... ausgetickt.“
„Oh ja.“ Er lachte kurz auf, hörte ihr aber weiter zu.
„Und ich will wirklich, dass wir beide das wieder auf die Reihe bekommen. Es hat zwar ein paar wirre Gedankenströme gebraucht, aber ich weiß jetzt dass wir das schaffen können?“ Sie sah ihn fragend an.
„Wieso ist dir das erst jetzt klar?“, fragte er sie, was sich alle fragten. Wieso kam sie erst jetzt zur Vernunft? Wieso wurde ihr jetzt erst das klar, was ihr von vorneherein klar gemacht wurde?

We have got through so much worse than this before
What's so different this time that you can't ignore
You say it is much more than just my last mistake
And we should spend some time apart for both our sakes

Sie seufzte leise. „Das hab ich mich auch gefragt. Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Irgendwie hab ich plötzlich erst realisiert, dass wir ein Kind haben, und die Realität hat mich umgehauen. Es war dumm von mir.“
„Und das von derjenigen, die die High School als Beste absolviert hat.“ Ein kleines Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus.
„Jess?“, fragte sie leise.
„Hm?“ Er zog sie näher zu sich heran.
Unsicher blickte sie zu ihm hoch. „Meinst du wir können zurückgehen? Ich meine, zu dem wie wir waren bevor ich ...“
„Verrückt wurde?“
„Ja.“
Er sah über sie hinweg und schwieg eine Weile. „Nein“, sagte er schließlich. „Zurück geht nicht mehr.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Aber wir können weiter nach vorne gehen.“
Sie lächelte, diesmal richtig, und schmiegte sich an ihn. „Ich hab dich vermisst.“
„Ich hatte meine anderen Freundinnen die mich abgelenkt haben.“ Rory knuffte ihn in die Seite und er grinste sie an. „Hör zu, heute Abend reicht mir mit Kitsch okay? Sparen wir und dieses ganze ‚Die Zeit ohne dich war so schrecklich’ Gerede für ein anderes Mal.“
„Jess Mariano wie er leibt und lebt“, sagte sie. „Zu cool für alles.“
Statt einer Antwort legte er eine Hand an ihre Wange und küsste sie. Mit ihrem Kuss kamen all die Gefühle wieder, und Rory spürte das vertraute Kribbeln in ihrem Bauch.
Später am Abend machten die beiden sich mit Vada auf den Weg nach Hause, in ihre Wohnung. Aufgeregt schloss sie die Tür auf und betrat ihr Zuhause. Strahlend drehte sie sich zu Jess um, der die schlafende Vada trug. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“
Er schüttelte nur den Kopf über sie und brachte Vada ins Bett.