22.05.2007, 12:31
Hallo meine SüÃen :knuddel:
@Yela:
Ich werde es aufklären, aber das dauert noch ein wenig, weil zuvor noch ein paar andere Dinge geschehen werden bzw. müssen.
Vielen Dank für dein umwerfendes Feedback! Ich hab mich total darüber gefreut :freu: Ihr motiviert mich immer total!
Ich beantworte deine PN heute abend oder spätestens morgen, kam leider noch nicht dazu.
@Anne:
Danke für dein umwerfendes Feedback :freu: Freut mich, dass du meine FF so gerne liest!
@alle: So, ihr werdet schmunzeln, oder auch nicht. Ich bin gestern so erschöpft nach der ganzen Gruppenarbeit gewesen, dass ich einfach nix mehr für die Uni tun konnte und mich abends müde vor den Laptop gesetzt habe und aus Entspannung einfach so drauf los geschrieben habe. Heraus kam tatsächlich ein neues Kapitel. Diesmal aber wohl leider wirklich das letzte für die nächsten Wochen.
Ich hoffe, es gefällt euch. Freu mich schon auf eure Feedbacks, stresst euch aber nicht. Ich weià ja, dass es euch stressmäÃig wie mir geht.
Hab euch lieb :knuddel:
Bussi Selene
39. Teil
Sarah
Stockholm, 1977/78
Der kalte Wind blies ihr mit einer Kraft entgegen, welche sie immer stärker vom Ziel fernzuhalten schien. Sie spürte wie ihre Ohren und Glieder allmählich ertaubten. Die Kälte nahm ihr mehrmals den Atem, sie stoppte jedoch nicht. Der Schmerz ihres blutenden Herzens trieb sie voran. Sie rannte und rutschte mehrmals beinahe aus. Es schien ihr wie ein Wunder als sie den Park endlich erreichte. Der längste Lauf ihres Lebens, wahrscheinlich auch der bedeutendste. Sie hielt vor der Parkbank und starrte auf den vereisten Springbrunnen.
Er war nicht da. Er war nicht gekommen. Der schwere Druck auf ihrem Herzen lieà sie endgültig erschwächen. Ihre Beine gaben nach, sie sank auf die verschneite Wiese. Die Kälte drang durch ihre Hose, sie zitterte. Würde sie erfrieren, während sie auf ihn wartete? Was würden die Zeitungen morgen berichten? Jugendliche erfroren während sie auf ihren zu Recht verärgerten Freund wartete. Jugendliche im Park erfroren, wartete vergeblich auf ihren Exfreund. Die heiÃen Tränen auf den ersteiften Wangen verursachten einen schmerzhaften Schauer. Sarah hustete. Sie schloss die Arme um ihre zitternden Knie und vergrub den Kopf darauf. Leise Schritte näherten sich und begannen die unheimliche sonntagabendliche Stille des Parks zu durchbrechen. Sarah blickte nicht hoch, hörte jedoch auf zu schluchzen. Die Erinnerung an all die furchtbaren Geschichten, welche sie gelesen und gehört hatte, lieÃen sie verstummen. Die Schritte wurden schneller, Sarahs Herz lauter. Hörte man es?
âSarah? Oh mein Gott...â Sie lieà sich von ihm hochziehen wie eine leblose Hülle.
Eduardo schloss sie in seine Arme. âDu bist ja ganz durchnässt. Hast du den Verstand verloren?â Seine Stimme hob sich.
Sie schluchzte leise, unfähig zu sprechen.
Er strich ihr sanft über die Wange. âEntschuldige. Ich wollte dich nicht anschreien. Komm mit.â Sie lieà sich von ihm wortlos zu einem Taxistand führen. Sie setzten sich auf die Rückbank. Eduardo nannte dem Fahrer den Namen seines Hotels. Er zog Sarah erneut in seine Arme und strich ihr durchs Haar. âDu bringst mich in ganz schöne Schwierigkeiten, weiÃt du das? Wenn wir im Zimmer sind wirst du umgehend deine Mutter anrufen. Wenn sie mich dann wegen Entführung anzeigt, darfst du mich die nächsten Jahre im Gefängnis besuchen.â
Sarahs Augen begannen zu tränen, sie war noch immer unfähig zu sprechen.
Als sie im Zimmer ankam, deutete er nur auf das Telefon und ging ins Badezimmer um ihr ein heiÃes Bad einzulassen.
Sarahs Finger schmerzten als sie die feuchten Handschuhe auszog. Sie betrachtete ihre geröteten Glieder und rieb sie aneinander. Sie zitterten immer noch, als sie schlieÃlich die Nummer wählte.
Maja nahm sofort ab. âSarah? Bist du es?â
âHallo...â
âWo bist du um Himmels Willen? Bist du noch ganz bei Trost? Einfach so wegzulaufen! Du wirst auf der Stelle nachhause kommen!â
Sarah räusperte sich. âIch musste mit ihm reden, hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, dass ich zum Park kommen würde.â Ihre Stimme senkte sich. âDu hast alles ruiniert. Du hast mein Leben zerstört.â
âSarah. Wir haben bereits darüber gesprochen...â
âIch liebe ihn. Ich liebe ihn mehr als alles andere.â
âSarah...â
âIch muss mit ihm reden.â Sie schluchzte leise.
âWo bist du? Im Hotel?â
âIch muss mit ihm reden.â
âSarah, wenn du mir nicht augenblicklich sagst, wo du bist, werde ich dir nicht gestatten, jemals wieder mit ihm zu sprechen!â
âIch bin im Hotel. Ich muss mit ihm sprechen. Danach werde ich nachhause kommen.â
âDu bist in spätestens zwei Stunden hier, sonst werde ich dich persönlich abholen!â
Sarah starrte auf den Telefonhörer. Maja war noch niemals zuvor so wütend gewesen, dass sie einfach aufgelegt hatte.
âSarah?â
Sie drehte sich langsam um.
âIch habe dir heiÃes Wasser eingelassen.â
âWir müssen reden.â
âIch werde dir einen heiÃen Tee bestellen.â
âEduardo...es tut mir leid. Du darfst nicht mir die Schuld geben...â
âGeh ins Badezimmer.â Er ging an ihr vorbei, ohne ihr einen einzigen Blick zu schenken, und griff nach dem Telefonhörer um das Zimmerservice anzurufen.
Sarah lieà den aufkeimenden Tränen freien Lauf und ging langsam ins Badezimmer. Sie entledigte sich mühsam der feuchten Kleidung. Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie brennen, als sie in die heiÃe Wanne stieg. Sie schrie auf.
Wenige Minuten später klingelte es an der Tür. Sie hörte, wie sich Eduardo mit einem jungen Mann unterhielt. Kurz danach klopfte es an der Badezimmertür.
âSarah? Darf ich reinkommen?â
Sie nickte leise und biss sich auf die Unterlippe, ehe sie realisierte, dass er sie ja nicht sehen konnte. âJa.â Es kam stockend.
Seine Stirn bildete eine tiefe Falte. Er reichte ihr die Tasse Tee. âHier, trink. Wenn du fertig bist, rufe mir, ich bringe dir neuen. Der Mann vom Service brachte eine Literkanne.â
Er wollte sich schon umdrehen und wieder gehen. âEduardo...bitte...lass uns reden.â
Er seufzte leise. âNachher. Du solltest dich erst aufwärmen. Du hättest dir den Tod holen können...â
âDas ist bedeutungslos...â Sie starrte auf eine Schaumblase.
Er verlieà Kopf schüttelnd das Badezimmer.
Sarah trank den Tee schluckweise aus und erhob sich langsam. Sie trocknete sich ab und lieà das Wasser aus, ehe sie in den weichen Bademantel schlüpfte, welcher im Badezimmer hing. Sarah öffnete langsam die Tür und ging in den Wohnzimmerbereich der Suite, wo sie Eduardo auf der Couch sitzend vorfand. Er betrachtete sie, als sie sich setzte. Sarah gelang es nicht seinen Blick zu deuten. âEs tut mir Leid...â Begann sie erneut.
Er seufzte leise. âEs gibt nichts, was dir Leid tun müsste.â Er strich über ihre Wange. âDu bist so wunderschön. Wie eine Rose, welche im goldenen Schein der Sonne glänzt. Du hast Gefühle in mir entfacht, die ich zuvor nicht kannte.â
âMir geht es doch genauso.â Sie blickte ihn verzweifelt an.
Er schüttelte den Kopf. âTrotzdem, es ist wahrscheinlich besser, wenn ich gleich morgen wieder abreise. Sarah, du bist erst fünfzehn...â
âDu kanntest mein Alter von Anfang an. Ich weiÃ, es war schlimm, was meine Mutter und meine GroÃmutter zu dir sagten. Glaube mir, ich hasse sie dafür. Aber bitte gib unsere Liebe deshalb nicht auf. Sie werden sich wieder beruhigen. Diese Situation ist neu für sie. Sie sorgen sich und haben gesprochen ohne zu denken.â
âAch, Sarah...â Eduardo strich durch ihr Haar. âDu bist noch so jung und unschuldig.â
âWas redest du da? Wir führen eine Beziehung. Wie Mann und Frau. Behandle mich nicht plötzlich wie ein Kind!â
âEine Frau wäre nicht einfach spätabends durch den Park gelaufen und hätte sich in den eisigen Schnee gesetzt. Du wusstest doch nicht einmal mit Sicherheit, ob ich die Nachricht überhaupt schon erhalten habe! Was wäre gewesen, wenn ich erst später zurück ins Hotel gekommen wäre oder der Rezeptionist darauf vergessen hätte?â
Sie schüttelte den Kopf. âDas war unüberlegt. Doch diese Handlung geschah nicht aus Unreife sondern aus Voreiligkeit. Ich hatte Angst du würdest verschwinden, ohne dich zu verabschieden, ohne vorher mit mir zu sprechen.â
Er verwischte ihre Tränen. âSo etwas könnte ich gar nicht tun. Dafür bedeutest du mir zu viel.â
âIch werde mit ihnen sprechen.â
Eduardo schüttelte den Kopf. âDas ist zwecklos.â
âAber...willst du denn nicht mehr mit mir zusammen sein? Willst du das alles aufgeben nur wegen einer Auseinandersetzung mit meiner Familie?â
âIch möchte es nicht. Natürlich nicht.â Er strich mit den Händen über ihre Wangen. âAm liebsten würde ich dich mit mir nehmen. Nie wieder von dir getrennt sein.â
Sie nickte. âDann mach es. Ich brauche keine Kleidung, rein gar nichts. Lass uns auf der Stelle zum Flughafen fahren.â
Er lachte gequält. âDas ist nicht so einfach, wie du denkst, mein Engel.â
Sarah runzelte die Stirn. âIch liebe dich und möchte nichts anderes als bei dir zu sein. Du glaubst doch auch an Schicksal. Wir gehören zusammen. Das ist nur eine Probe.â
Er lächelte leicht. âIch möchte keinen Keil zwischen dich und deine Familie treiben.â
Sie schüttelte den Kopf. âSie werden es akzeptieren. Und wenn sie dich erst besser kennen, werden sie anders über uns denken.â
Eduardo legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. âDenkst du das wirklich?â
Sarah nickte. âJa. Meine GroÃmutter kann Menschen allgemein bei der ersten Begegnung nicht leiden und meine Mutter ist zurzeit schlecht gelaunt. Bitte...bitte, versprich mir, dass du wiederkommst und dich mit mir nimmst. Lass mich nicht alleine.â
Plötzlich klingelte es an der Tür. Sarah zuckte zusammen. âMeine Mutter...â
Eduardo erhob sich. âGeh besser ins Badezimmer und zieh dich an, bevor sie die Polizei ruft...â Sie folgte seinen Worten. Er wartete, bis sie ins Badezimmer geschlüpft war, ehe er die Tür öffnete.
Maja stürmte in die Suite. âWo ist sie?â Ihre Augen funkelten wütend.
Er schloss die Tür des Hotelzimmers. âSarah war vollkommen durchfroren. Sie hat ein heiÃes Bad genommen.â
âWo ist das Badezimmer?â
In dem Moment kam Sarah zurück. Ihre Augen waren gerötet. Sie musterte ihre Mutter Stirn runzelnd. âIch war vollkommen durchnässt und...â
âIch weiÃ.â Schnitt Maja ihr wütend das Wort ab. âWir reden zuhause.â
âMummy...bitte...â Sarah blickte sie flehend an. âLass uns doch reden...alle gemeinsam.â
âGeh zum Wagen!â
âMummy...â
âAuf der Stelle!â
Sarah warf Eduardo einen letzten Blick zu, ehe sie das Zimmer verlieÃ. Sie hatte die Worte niemals gehört, die Maja noch zu Eduardo gesagt hatte. Weder sie noch er hatten je darüber gesprochen.
Sarah schluchzte während der gesamten Heimfahrt. Maja drehte das Radio etwas lauter und stieg kräftiger auf das Gaspedal. Etwas in ihr wollte anhalten und ihre Tochter in die Arme schlieÃen. Ihr versuchen verständlich zu machen, warum sie so handeln musste. Doch dieses etwas wurde von einem Gefühl der Wut in die hinterste Ecke ihres Herzens verbannt. Sie hielt mit einer Vollbremsung in der Hauseinfahrt. Sarah gurtete sich ab und rannte in das Haus. Ihre GroÃmutter stand im Flur, ihre Brille und eine Zeitung in der Hand. Sarah lief gruÃlos an ihr vorbei, die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Sie rutschte aus und fiel über eine Stufe. Den Schmerz ignorierend rappelte sie sich auf und ging humpelnd in ihr Zimmer.
âSarah! Komm sofort herunter!â
Sie lieà ihre Zimmertür mit einem lauten Krach ins Schloss fallen. Es schien gleichgültig. Alles schien in jenem Moment so gleichgültig. Sarah entledigte sich der Schuhe und ihrer Jacke und lieà sich in ihr Bett fallen. Sie presste ihren Kopf schluchzend an das Polster. Der Schmerz ihres blutenden Herzens begann ihr den Atem zu nehmen. Sie glaubte zu ersticken.
Die Tür knarrte als sie geöffnet wurde. âSarah?â Majas Stimme hatte sich gesenkt. Sie setzte sich auf Sarahs Bett. Diese kehrte ihr den Rücken, drehte sich auf die Wandseite.
âSarah, Schätzchen...â Maja strich ihr über den Kopf. âDu musst mich verstehen...â
Sarah schluchzte leise. âIch habe es verstanden. Du hast kein Glück in der Liebe, deshalb darf ich es auch nicht haben...â
Maja seufzte. âIch vergönne dir nichts mehr als Glück. Aber ich will dich vor Unglück schützen.â
âDu hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben. Egal, was er gesagt oder getan hätte, du wärst gegen ihn gewesen.â
âKomm.â Maja berührte ihre Tochter am Arm. âLass uns hinunter gehen und über alles sprechen.â
âEs gibt nichts mehr zu sagen. Du hast bekommen, was du wolltest. Sei zufrieden und lass mich in Ruhe.â Sarah vergrub das Gesicht in den Händen.
Maja öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, stand aber schlieÃlich schweigend auf und verlieà den Raum.
Am Morgen des nächsten Tages hinterlieà Sarah eine kurze Nachricht, dass sie in der Schule essen würde und verlieà leise das Haus. Sie rannte zur Bushaltestelle und fuhr zum Hauptplatz, wo sie in einen anderen Bus umstieg. Dieser hielt vier Häuserblocks vom Hotel entfernt. Sarah lief die eisigen StraÃen hinunter. Ihre Lungen schienen zu brennen, als sie das groÃe Gebäude erreichte. Vor dem Eingang stand ein Taxi, in welchem gerade Koffer eingeladen wurde. Sie näherte sich Stirn runzelnd Ein eisiger Druck erfasste ihr Herz, heiÃe Tränen rannen über ihre geröteten Wangen. âDu sagtest, du würdest niemals gehen ohne dich zu verabschieden!â
Eduardo musterte sie überrascht. âWas machst du hier?â
âDu wolltest einfach so verschwinden!â
âNein...â Er zog ein Kuvert aus der Manteltasche und reichte es ihr. âIch wollte ihn dir zuvor in den Briefkasten werfen...ich dachte es wäre leichter so, für uns beide...â
Ihre Hände zitterten als sie das Kuvert ergriff.
âÃffne es nicht jetzt.â
Sie starrte ihn an. âDu wirst nicht wiederkommen?â Sie schluchzte.
âSarah, es ist besser so...ich...wir...â
Sie schüttelte den Kopf. âSag nichts.â Sie drehte sich um und lief. Er rief ihr nach, doch sie ignorierte es.
Sarah weinte während der beiden Busfahrten, die starrenden Leute nicht beachtend. Sie bekam nur vage mit wie sie das Schulgebäude betrat und sich auf ihren Platz setzte. Ihre Freundinnen fragten sie besorgt, was passiert sei. Sie antwortete lediglich kurz, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Das Kuvert lag wie ein schwerer Stein in ihrer Tasche. Die Stunden zogen sich, sie war froh, dass sie niemand mehr ansprach. In der Mittagspause hielt sie es nicht mehr aus. Sie rannte auf die Toilette und riss das Kuvert auf.
Meine liebe Sarah,
Sie sank auf schluchzend auf die kalten Fliesen.
Es tut mir leid, dass ich einfach so gehen musste. Doch es hätte mein Herz noch mehr gebrochen, hätte ich dich nochmals gesehen.
Ich werde heute Mittag zurück fliegen. Es ist wahrscheinlich besser so. Vielleicht ist die Zeit für uns einfach noch nicht gekommen.
Mein Herz zerspringt in tausende Stücke, während ich das schreibe.
Ich liebe dich, mein wunderschöner Engel. Du wirst ewig in meinem Herzen sein.
In Liebe,
Eduardo
Die Tür öffnete sich. Zwei Mädchen traten ein. Sie verstummten und musterten Sarah Stirn runzelnd.
âWas glotzt ihr so?!â Sie sprang auf und zerknüllte den Brief, ehe sie ihn in den Mistkübel warf. Sarah rannte aus der Tür und prallte am Gang mit Svenja zusammen.
âSarah...was ist los?â Die Freundin musterte sie besorgt.
Sarah wurde heiser. âBitte sag der Lehrerin ich hätte Fieber oder Magenschmerzen, oder so etwas in der Art.â Bevor Svenja etwas erwidern konnte, war Sarah schon aus dem Gebäude gerannt. Eine halbe Stunde später fand sie sich im Park bei dem Springbrunnen, wo alles begonnen hatte. Sie dachte an Melissas Geschichte und schüttelte den Kopf. So etwas gab es nur in Büchern. In der Realität gab es keine glückliche Liebe. Sie trat gegen den Brunnen. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihr Bein. Sie schrie auf. Plötzlich begann es zu schneien. Erst sanfte Flöckchen, schlieÃlich wurde es stärker. Sarah verwischte die Tränen und lehnte sich an den Brunnen. Ihr Körper war geschwächt und müde. Sie glaubte an ihrem gebrochenen Herzen sterben zu müssen.
Jahre später würde nicht nur sie sich die Frage stellen, was passiert wäre, wäre sie an jenem Morgen niemals zum Hotel gefahren. Wäre Eduardo tatsächlich mittags zurück nach Bogotá geflogen. Vielleicht wäre alles anders gekommen. Vielleicht wäre sie niemals in die bodenlosen Schluchten geschlittert. Vielleicht war aber auch genau das ihr Schicksal gewesen. Das groÃe Unglück, welches Ilse viele Jahre zuvor prophezeit hatte.
@Yela:
Zitat:Ich weiss echt nicht was du hast, wieso bist du so selbstkritisch?Ich weià nicht, ich denke mir immer, das und das hätte man besser machen können. Bin auch immer unsicher, ob die Gefühle gut genug rüber gekommen sind.
Zitat:Das mit dem Buch, mein ich ernst. Ich traue es dir tatsächlich zu. Deine Story gehört zu den besten überhaupt. Wenn es in einem Buch veröffentlicht würde, ich würde es kaufen, selbst wenn ich die Geschichte schon kenne...Wow...danke, SüÃe. Du machst mich schon wieder ganz verlegen. Ich kann das Kompliment nur zurückgeben.
Zitat:Ich will an eine heile Welt glauben, die es vermutlich nicht gibt. Und ich hoffe innerlich, dass Lillians Verhältnis zu ihrer Grossmutter nicht vollkommen abschlafft. Es wäre schade, Ana ist so ein gutes Mensch, so wundervoll interesant und auf ihre eigene und sehr aufregende Weise sehr konservativ. Du bringst sie so toll rüber dass ich denke, sie schon immer zu kennen. Ich bin echt besorgt darum, was mit ihr ist. Bitte kläre das auf.Ich mag Ana auch total gern. Ich weiÃ, es klingt seltsam das über eigene Charaktere zu sagen.
Ich werde es aufklären, aber das dauert noch ein wenig, weil zuvor noch ein paar andere Dinge geschehen werden bzw. müssen.
Zitat:Kennen sich die beiden etwa? Was ist da im Busch? Bitte, spann mich nicht so auf di Folter! Damit meine ich nicht dass du dich hetzen sollst, sondern dass du im nächsten Teil, im Juni etwas mehr offenbaren sollst. Ich bin so aufgeregt, meine Fantasie brennt mit mir durch und ich beginne mir sachen vorzustellen an die ich nicht denken will. Es ist nicht gut sich so etwas vorzustellen, am Ende ist es wirklich so, und dann ist die Spannung weg.Woran denkst du denn? Du machst mich neugierig. Ich muss dir aber leider sagen, dass es noch ein paar Kapiteln dauern wird, bis ihr erfährt, was es mit den beiden auf sich hat.
Zitat:Ich drück dir fest die Daumen, für deine PrüfungenDanke, SüÃe, ich dir auch!
Vielen Dank für dein umwerfendes Feedback! Ich hab mich total darüber gefreut :freu: Ihr motiviert mich immer total!
Ich beantworte deine PN heute abend oder spätestens morgen, kam leider noch nicht dazu.
@Anne:
Zitat:Höre nebenbei auch noch Fussball. Also daher kann das Fb vielleicht ein wenig mickirg ausfallen. Es ist gerade so spannend. Schalke oder Stuttgart. Ich bin für Schalke. Nur mal so nebenbei.Wer hat denn gewonnen?
Zitat:Was kann man zu dir eigentlich noch sagen?Was kann man noch zu deinen Teilen und zu deinem Schreibstil sagen? Ich kann mich echt nur wiederholen wenn ich sage genial,perfekt,super,klasse,phänomenal und WOW.Wow, danke SüÃe. Ich werd ganz rot. Kann das Kompliment aber wieder nur zurück geben. ich liebe deinen Schreibstil und deine wunderbaren Geschichten.
Zitat:Der Anfang des Teils war einfach nur grandios geschrieben. Echt klasse. Ich mag Regenszenen.Freut mich, dass er dir so gut gefallen hat! Ich mag Regenszenen auch sehr gern. Gehe gerne im Regen spazieren oder beobachte die Regentropfen während sie am Fenster klopfen.
Zitat:Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich Eduardo und Elena vll kennen oder sich irgendwo schon mal begegnet.Bis du das erfährst wird es leider noch ein wenig dauern.
Danke für dein umwerfendes Feedback :freu: Freut mich, dass du meine FF so gerne liest!
@alle: So, ihr werdet schmunzeln, oder auch nicht. Ich bin gestern so erschöpft nach der ganzen Gruppenarbeit gewesen, dass ich einfach nix mehr für die Uni tun konnte und mich abends müde vor den Laptop gesetzt habe und aus Entspannung einfach so drauf los geschrieben habe. Heraus kam tatsächlich ein neues Kapitel. Diesmal aber wohl leider wirklich das letzte für die nächsten Wochen.
Ich hoffe, es gefällt euch. Freu mich schon auf eure Feedbacks, stresst euch aber nicht. Ich weià ja, dass es euch stressmäÃig wie mir geht.
Hab euch lieb :knuddel:
Bussi Selene
39. Teil
Sarah
Stockholm, 1977/78
Der kalte Wind blies ihr mit einer Kraft entgegen, welche sie immer stärker vom Ziel fernzuhalten schien. Sie spürte wie ihre Ohren und Glieder allmählich ertaubten. Die Kälte nahm ihr mehrmals den Atem, sie stoppte jedoch nicht. Der Schmerz ihres blutenden Herzens trieb sie voran. Sie rannte und rutschte mehrmals beinahe aus. Es schien ihr wie ein Wunder als sie den Park endlich erreichte. Der längste Lauf ihres Lebens, wahrscheinlich auch der bedeutendste. Sie hielt vor der Parkbank und starrte auf den vereisten Springbrunnen.
Er war nicht da. Er war nicht gekommen. Der schwere Druck auf ihrem Herzen lieà sie endgültig erschwächen. Ihre Beine gaben nach, sie sank auf die verschneite Wiese. Die Kälte drang durch ihre Hose, sie zitterte. Würde sie erfrieren, während sie auf ihn wartete? Was würden die Zeitungen morgen berichten? Jugendliche erfroren während sie auf ihren zu Recht verärgerten Freund wartete. Jugendliche im Park erfroren, wartete vergeblich auf ihren Exfreund. Die heiÃen Tränen auf den ersteiften Wangen verursachten einen schmerzhaften Schauer. Sarah hustete. Sie schloss die Arme um ihre zitternden Knie und vergrub den Kopf darauf. Leise Schritte näherten sich und begannen die unheimliche sonntagabendliche Stille des Parks zu durchbrechen. Sarah blickte nicht hoch, hörte jedoch auf zu schluchzen. Die Erinnerung an all die furchtbaren Geschichten, welche sie gelesen und gehört hatte, lieÃen sie verstummen. Die Schritte wurden schneller, Sarahs Herz lauter. Hörte man es?
âSarah? Oh mein Gott...â Sie lieà sich von ihm hochziehen wie eine leblose Hülle.
Eduardo schloss sie in seine Arme. âDu bist ja ganz durchnässt. Hast du den Verstand verloren?â Seine Stimme hob sich.
Sie schluchzte leise, unfähig zu sprechen.
Er strich ihr sanft über die Wange. âEntschuldige. Ich wollte dich nicht anschreien. Komm mit.â Sie lieà sich von ihm wortlos zu einem Taxistand führen. Sie setzten sich auf die Rückbank. Eduardo nannte dem Fahrer den Namen seines Hotels. Er zog Sarah erneut in seine Arme und strich ihr durchs Haar. âDu bringst mich in ganz schöne Schwierigkeiten, weiÃt du das? Wenn wir im Zimmer sind wirst du umgehend deine Mutter anrufen. Wenn sie mich dann wegen Entführung anzeigt, darfst du mich die nächsten Jahre im Gefängnis besuchen.â
Sarahs Augen begannen zu tränen, sie war noch immer unfähig zu sprechen.
Als sie im Zimmer ankam, deutete er nur auf das Telefon und ging ins Badezimmer um ihr ein heiÃes Bad einzulassen.
Sarahs Finger schmerzten als sie die feuchten Handschuhe auszog. Sie betrachtete ihre geröteten Glieder und rieb sie aneinander. Sie zitterten immer noch, als sie schlieÃlich die Nummer wählte.
Maja nahm sofort ab. âSarah? Bist du es?â
âHallo...â
âWo bist du um Himmels Willen? Bist du noch ganz bei Trost? Einfach so wegzulaufen! Du wirst auf der Stelle nachhause kommen!â
Sarah räusperte sich. âIch musste mit ihm reden, hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, dass ich zum Park kommen würde.â Ihre Stimme senkte sich. âDu hast alles ruiniert. Du hast mein Leben zerstört.â
âSarah. Wir haben bereits darüber gesprochen...â
âIch liebe ihn. Ich liebe ihn mehr als alles andere.â
âSarah...â
âIch muss mit ihm reden.â Sie schluchzte leise.
âWo bist du? Im Hotel?â
âIch muss mit ihm reden.â
âSarah, wenn du mir nicht augenblicklich sagst, wo du bist, werde ich dir nicht gestatten, jemals wieder mit ihm zu sprechen!â
âIch bin im Hotel. Ich muss mit ihm sprechen. Danach werde ich nachhause kommen.â
âDu bist in spätestens zwei Stunden hier, sonst werde ich dich persönlich abholen!â
Sarah starrte auf den Telefonhörer. Maja war noch niemals zuvor so wütend gewesen, dass sie einfach aufgelegt hatte.
âSarah?â
Sie drehte sich langsam um.
âIch habe dir heiÃes Wasser eingelassen.â
âWir müssen reden.â
âIch werde dir einen heiÃen Tee bestellen.â
âEduardo...es tut mir leid. Du darfst nicht mir die Schuld geben...â
âGeh ins Badezimmer.â Er ging an ihr vorbei, ohne ihr einen einzigen Blick zu schenken, und griff nach dem Telefonhörer um das Zimmerservice anzurufen.
Sarah lieà den aufkeimenden Tränen freien Lauf und ging langsam ins Badezimmer. Sie entledigte sich mühsam der feuchten Kleidung. Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie brennen, als sie in die heiÃe Wanne stieg. Sie schrie auf.
Wenige Minuten später klingelte es an der Tür. Sie hörte, wie sich Eduardo mit einem jungen Mann unterhielt. Kurz danach klopfte es an der Badezimmertür.
âSarah? Darf ich reinkommen?â
Sie nickte leise und biss sich auf die Unterlippe, ehe sie realisierte, dass er sie ja nicht sehen konnte. âJa.â Es kam stockend.
Seine Stirn bildete eine tiefe Falte. Er reichte ihr die Tasse Tee. âHier, trink. Wenn du fertig bist, rufe mir, ich bringe dir neuen. Der Mann vom Service brachte eine Literkanne.â
Er wollte sich schon umdrehen und wieder gehen. âEduardo...bitte...lass uns reden.â
Er seufzte leise. âNachher. Du solltest dich erst aufwärmen. Du hättest dir den Tod holen können...â
âDas ist bedeutungslos...â Sie starrte auf eine Schaumblase.
Er verlieà Kopf schüttelnd das Badezimmer.
Sarah trank den Tee schluckweise aus und erhob sich langsam. Sie trocknete sich ab und lieà das Wasser aus, ehe sie in den weichen Bademantel schlüpfte, welcher im Badezimmer hing. Sarah öffnete langsam die Tür und ging in den Wohnzimmerbereich der Suite, wo sie Eduardo auf der Couch sitzend vorfand. Er betrachtete sie, als sie sich setzte. Sarah gelang es nicht seinen Blick zu deuten. âEs tut mir Leid...â Begann sie erneut.
Er seufzte leise. âEs gibt nichts, was dir Leid tun müsste.â Er strich über ihre Wange. âDu bist so wunderschön. Wie eine Rose, welche im goldenen Schein der Sonne glänzt. Du hast Gefühle in mir entfacht, die ich zuvor nicht kannte.â
âMir geht es doch genauso.â Sie blickte ihn verzweifelt an.
Er schüttelte den Kopf. âTrotzdem, es ist wahrscheinlich besser, wenn ich gleich morgen wieder abreise. Sarah, du bist erst fünfzehn...â
âDu kanntest mein Alter von Anfang an. Ich weiÃ, es war schlimm, was meine Mutter und meine GroÃmutter zu dir sagten. Glaube mir, ich hasse sie dafür. Aber bitte gib unsere Liebe deshalb nicht auf. Sie werden sich wieder beruhigen. Diese Situation ist neu für sie. Sie sorgen sich und haben gesprochen ohne zu denken.â
âAch, Sarah...â Eduardo strich durch ihr Haar. âDu bist noch so jung und unschuldig.â
âWas redest du da? Wir führen eine Beziehung. Wie Mann und Frau. Behandle mich nicht plötzlich wie ein Kind!â
âEine Frau wäre nicht einfach spätabends durch den Park gelaufen und hätte sich in den eisigen Schnee gesetzt. Du wusstest doch nicht einmal mit Sicherheit, ob ich die Nachricht überhaupt schon erhalten habe! Was wäre gewesen, wenn ich erst später zurück ins Hotel gekommen wäre oder der Rezeptionist darauf vergessen hätte?â
Sie schüttelte den Kopf. âDas war unüberlegt. Doch diese Handlung geschah nicht aus Unreife sondern aus Voreiligkeit. Ich hatte Angst du würdest verschwinden, ohne dich zu verabschieden, ohne vorher mit mir zu sprechen.â
Er verwischte ihre Tränen. âSo etwas könnte ich gar nicht tun. Dafür bedeutest du mir zu viel.â
âIch werde mit ihnen sprechen.â
Eduardo schüttelte den Kopf. âDas ist zwecklos.â
âAber...willst du denn nicht mehr mit mir zusammen sein? Willst du das alles aufgeben nur wegen einer Auseinandersetzung mit meiner Familie?â
âIch möchte es nicht. Natürlich nicht.â Er strich mit den Händen über ihre Wangen. âAm liebsten würde ich dich mit mir nehmen. Nie wieder von dir getrennt sein.â
Sie nickte. âDann mach es. Ich brauche keine Kleidung, rein gar nichts. Lass uns auf der Stelle zum Flughafen fahren.â
Er lachte gequält. âDas ist nicht so einfach, wie du denkst, mein Engel.â
Sarah runzelte die Stirn. âIch liebe dich und möchte nichts anderes als bei dir zu sein. Du glaubst doch auch an Schicksal. Wir gehören zusammen. Das ist nur eine Probe.â
Er lächelte leicht. âIch möchte keinen Keil zwischen dich und deine Familie treiben.â
Sie schüttelte den Kopf. âSie werden es akzeptieren. Und wenn sie dich erst besser kennen, werden sie anders über uns denken.â
Eduardo legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. âDenkst du das wirklich?â
Sarah nickte. âJa. Meine GroÃmutter kann Menschen allgemein bei der ersten Begegnung nicht leiden und meine Mutter ist zurzeit schlecht gelaunt. Bitte...bitte, versprich mir, dass du wiederkommst und dich mit mir nimmst. Lass mich nicht alleine.â
Plötzlich klingelte es an der Tür. Sarah zuckte zusammen. âMeine Mutter...â
Eduardo erhob sich. âGeh besser ins Badezimmer und zieh dich an, bevor sie die Polizei ruft...â Sie folgte seinen Worten. Er wartete, bis sie ins Badezimmer geschlüpft war, ehe er die Tür öffnete.
Maja stürmte in die Suite. âWo ist sie?â Ihre Augen funkelten wütend.
Er schloss die Tür des Hotelzimmers. âSarah war vollkommen durchfroren. Sie hat ein heiÃes Bad genommen.â
âWo ist das Badezimmer?â
In dem Moment kam Sarah zurück. Ihre Augen waren gerötet. Sie musterte ihre Mutter Stirn runzelnd. âIch war vollkommen durchnässt und...â
âIch weiÃ.â Schnitt Maja ihr wütend das Wort ab. âWir reden zuhause.â
âMummy...bitte...â Sarah blickte sie flehend an. âLass uns doch reden...alle gemeinsam.â
âGeh zum Wagen!â
âMummy...â
âAuf der Stelle!â
Sarah warf Eduardo einen letzten Blick zu, ehe sie das Zimmer verlieÃ. Sie hatte die Worte niemals gehört, die Maja noch zu Eduardo gesagt hatte. Weder sie noch er hatten je darüber gesprochen.
Sarah schluchzte während der gesamten Heimfahrt. Maja drehte das Radio etwas lauter und stieg kräftiger auf das Gaspedal. Etwas in ihr wollte anhalten und ihre Tochter in die Arme schlieÃen. Ihr versuchen verständlich zu machen, warum sie so handeln musste. Doch dieses etwas wurde von einem Gefühl der Wut in die hinterste Ecke ihres Herzens verbannt. Sie hielt mit einer Vollbremsung in der Hauseinfahrt. Sarah gurtete sich ab und rannte in das Haus. Ihre GroÃmutter stand im Flur, ihre Brille und eine Zeitung in der Hand. Sarah lief gruÃlos an ihr vorbei, die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Sie rutschte aus und fiel über eine Stufe. Den Schmerz ignorierend rappelte sie sich auf und ging humpelnd in ihr Zimmer.
âSarah! Komm sofort herunter!â
Sie lieà ihre Zimmertür mit einem lauten Krach ins Schloss fallen. Es schien gleichgültig. Alles schien in jenem Moment so gleichgültig. Sarah entledigte sich der Schuhe und ihrer Jacke und lieà sich in ihr Bett fallen. Sie presste ihren Kopf schluchzend an das Polster. Der Schmerz ihres blutenden Herzens begann ihr den Atem zu nehmen. Sie glaubte zu ersticken.
Die Tür knarrte als sie geöffnet wurde. âSarah?â Majas Stimme hatte sich gesenkt. Sie setzte sich auf Sarahs Bett. Diese kehrte ihr den Rücken, drehte sich auf die Wandseite.
âSarah, Schätzchen...â Maja strich ihr über den Kopf. âDu musst mich verstehen...â
Sarah schluchzte leise. âIch habe es verstanden. Du hast kein Glück in der Liebe, deshalb darf ich es auch nicht haben...â
Maja seufzte. âIch vergönne dir nichts mehr als Glück. Aber ich will dich vor Unglück schützen.â
âDu hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben. Egal, was er gesagt oder getan hätte, du wärst gegen ihn gewesen.â
âKomm.â Maja berührte ihre Tochter am Arm. âLass uns hinunter gehen und über alles sprechen.â
âEs gibt nichts mehr zu sagen. Du hast bekommen, was du wolltest. Sei zufrieden und lass mich in Ruhe.â Sarah vergrub das Gesicht in den Händen.
Maja öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, stand aber schlieÃlich schweigend auf und verlieà den Raum.
Am Morgen des nächsten Tages hinterlieà Sarah eine kurze Nachricht, dass sie in der Schule essen würde und verlieà leise das Haus. Sie rannte zur Bushaltestelle und fuhr zum Hauptplatz, wo sie in einen anderen Bus umstieg. Dieser hielt vier Häuserblocks vom Hotel entfernt. Sarah lief die eisigen StraÃen hinunter. Ihre Lungen schienen zu brennen, als sie das groÃe Gebäude erreichte. Vor dem Eingang stand ein Taxi, in welchem gerade Koffer eingeladen wurde. Sie näherte sich Stirn runzelnd Ein eisiger Druck erfasste ihr Herz, heiÃe Tränen rannen über ihre geröteten Wangen. âDu sagtest, du würdest niemals gehen ohne dich zu verabschieden!â
Eduardo musterte sie überrascht. âWas machst du hier?â
âDu wolltest einfach so verschwinden!â
âNein...â Er zog ein Kuvert aus der Manteltasche und reichte es ihr. âIch wollte ihn dir zuvor in den Briefkasten werfen...ich dachte es wäre leichter so, für uns beide...â
Ihre Hände zitterten als sie das Kuvert ergriff.
âÃffne es nicht jetzt.â
Sie starrte ihn an. âDu wirst nicht wiederkommen?â Sie schluchzte.
âSarah, es ist besser so...ich...wir...â
Sie schüttelte den Kopf. âSag nichts.â Sie drehte sich um und lief. Er rief ihr nach, doch sie ignorierte es.
Sarah weinte während der beiden Busfahrten, die starrenden Leute nicht beachtend. Sie bekam nur vage mit wie sie das Schulgebäude betrat und sich auf ihren Platz setzte. Ihre Freundinnen fragten sie besorgt, was passiert sei. Sie antwortete lediglich kurz, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Das Kuvert lag wie ein schwerer Stein in ihrer Tasche. Die Stunden zogen sich, sie war froh, dass sie niemand mehr ansprach. In der Mittagspause hielt sie es nicht mehr aus. Sie rannte auf die Toilette und riss das Kuvert auf.
Meine liebe Sarah,
Sie sank auf schluchzend auf die kalten Fliesen.
Es tut mir leid, dass ich einfach so gehen musste. Doch es hätte mein Herz noch mehr gebrochen, hätte ich dich nochmals gesehen.
Ich werde heute Mittag zurück fliegen. Es ist wahrscheinlich besser so. Vielleicht ist die Zeit für uns einfach noch nicht gekommen.
Mein Herz zerspringt in tausende Stücke, während ich das schreibe.
Ich liebe dich, mein wunderschöner Engel. Du wirst ewig in meinem Herzen sein.
In Liebe,
Eduardo
Die Tür öffnete sich. Zwei Mädchen traten ein. Sie verstummten und musterten Sarah Stirn runzelnd.
âWas glotzt ihr so?!â Sie sprang auf und zerknüllte den Brief, ehe sie ihn in den Mistkübel warf. Sarah rannte aus der Tür und prallte am Gang mit Svenja zusammen.
âSarah...was ist los?â Die Freundin musterte sie besorgt.
Sarah wurde heiser. âBitte sag der Lehrerin ich hätte Fieber oder Magenschmerzen, oder so etwas in der Art.â Bevor Svenja etwas erwidern konnte, war Sarah schon aus dem Gebäude gerannt. Eine halbe Stunde später fand sie sich im Park bei dem Springbrunnen, wo alles begonnen hatte. Sie dachte an Melissas Geschichte und schüttelte den Kopf. So etwas gab es nur in Büchern. In der Realität gab es keine glückliche Liebe. Sie trat gegen den Brunnen. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihr Bein. Sie schrie auf. Plötzlich begann es zu schneien. Erst sanfte Flöckchen, schlieÃlich wurde es stärker. Sarah verwischte die Tränen und lehnte sich an den Brunnen. Ihr Körper war geschwächt und müde. Sie glaubte an ihrem gebrochenen Herzen sterben zu müssen.
Jahre später würde nicht nur sie sich die Frage stellen, was passiert wäre, wäre sie an jenem Morgen niemals zum Hotel gefahren. Wäre Eduardo tatsächlich mittags zurück nach Bogotá geflogen. Vielleicht wäre alles anders gekommen. Vielleicht wäre sie niemals in die bodenlosen Schluchten geschlittert. Vielleicht war aber auch genau das ihr Schicksal gewesen. Das groÃe Unglück, welches Ilse viele Jahre zuvor prophezeit hatte.