30.05.2007, 10:38
So, nach zwei Wochen verschnaufpause, gehts kampflustig weiter... hoffe es gefällt euch, freue mich auf Fb... Vielleicht denkt ihr es passiert nicht so wirklich viel. Aber bevor wir in den nächsten Teil der Story eintauchen, müssen noch einige Dinge geklärt werden...
Kapitel 30. Aufgewacht
Langsam öffne ich die Augen. Ich weià nicht, woher ich die Kraft dazu nehme, mir tut alles weh und ich will eigentlich nur noch schlafen. Ich drehe mühsam meinen Kopf zur Seite, denn ich höre Rorys gedämpfte Stimme. Ich sehe sie am Fenster stehen, ein Handy am Ohr, wo auch immer sie dies her hat. Ich höre genau, was sie sagt, ihre Stimme zittert.
Ja... er schläft noch. Nein... sie sagt er schafft es. Sie macht eine Pause und scharrt mit dem Fuà auf dem Boden herum. Warum weià ich nicht.
Was hat Luke gesagt? Fragt sie dann. Okay. Ja, ich ruf ihn an, wenn er aufwacht... Und Mum? sag ihm liebe GrüÃe und drück ihn von mir, ja?
Dann macht sie erneut eine Pause. Sie sieht aus dem Fenster. Es ist hell drauÃen, ich bin erstaunt, wie schnell die Nacht nicht mehr Nacht war. Sie lehnt ihre Stirn gegen das Fenster und seufzt. Dabei wird mir ihre innere Stärke bewusst. Wie viel sie durchleben muss, in letzter Zeit. Und sie schafft es. Sie packt das alles, wenn auch mit Rückständen.
Sie ist so tapfer...
Lorelai scheint der gleichen Meinung zu sein, denn Rory antwortet meinen Gedanken.
Das ist nach auÃen. In Wirklichkeit sterbe ich vor Angst...
Ich kann sie verstehen. Es ist nicht leicht, doch ich stehe in irgendeiner Art und Weise drauÃen. Und sie steckt mittendrin.
Mum... reiÃt sie mich erneut aus meinen müden Gedanken. Ich habe es ihm gesagt, ich sehe, wie sie schluckt und weiterhin mit dem Fuà auf dem Boden umher scharrt. Ja, und es war der denkbar schlechteste Moment, den ich dafür auswählen konnte... selbst in meinem Leben gibt es bessere... Ich... ist gut. Ja, ich ruf wieder an. Sag Claire, dass ich sie liebe. Bye... ihre Stimme wird weinerlich, bei ihren letzten Worten. Sie legt auf und klappt das Handy zusammen. Lange steht sie noch so da und schluchzt leise. Ich würde ihr gerne helfen, doch ich habe nicht mal die Kraft ihren Namen zu rufen.
Ich schlucke einmal. Zweimal. Vielleicht auch dreimal. Ich fühle mich so kraftlos, so klein und bedeutungslos. Und doch steht Rory am Fenster in meinem Krankenzimmer, und weint wegen mir. Wegen mir, Afrika, Sam und Michael. Das sind viele Verluste. Zu viele. Und mein Kopf wird schwer. Mein Herz tut weh, und ich spüre ein beklemmendes Gefühl, dass alles Schöne, alles Gute mit sich reiÃt. Und dann, endlich, dreht sie sich um und kommt zurück. Als sie aufsieht, bleibt sie wie versteinert stehen und sieht mich an.
Du bist wach, sagt sie und kommt näher. Sie berührt meine etwas fiebrige Stirn mit ihrer kühlen Hand und wischt die verklebten Haarsträhnen weg. Wie geht es dir? Fragt sie besorgt.
Mach... dir keine Sorgen... Ich lebe, ist alles was ich stockend heraus bringe. Meine Stimme ist nur ein Faden, ich höre sie selbst kaum, doch Rory scheint es verstanden zu haben. Es ist, als hätte ich nicht die Kraft zu sprechen. Doch in meinem Kopf sind die Dinge so klar wie nie.
Sie setzt sich auf den Stuhl neben mich und legt ihre Hand auf meinen gesunden Arm. Hey... sagt sie leise, und beim Klang ihrer Stimme spüre ich, wie ich lebe...
Hey... sage ich und streiche ihm mit der Hand über seinen gesunden Arm.
Seine Augenlider scheinen schwer wie Blei, denn er bekommt sie kaum auf. Er sieht mich müde an und formt die Lippen kraftlos um ein stummes „Hi.“
Ich... es tut mir leid, sage ich. Seine Augen weiten sich, dennoch sieht er müde aus. Ausgelaugt, einfach nur geschafft.
Ich... hätte ich vorher reagiert... es ist alles meine Schuld... schluchze ich und verberge das Gesicht in meinen Händen, noch immer gerötet von seinem Blut. Ich habe versucht es weg zu waschen, doch es war sehr hartnäckig.
Er hebt langsam seine gesunde Hand und legt sie auf meinen Arm. Es dauert lange bis er endlich spricht. Ich denke, er muss seine Stimme erst sammeln. Die Kraft zu sprechen scheint er nicht zu besitzen. Und doch öffnet er dann den Mund und sagt, was er zu sagen hat. Seine Stimme klingt rau, unbenutzt und verstaubt. Sie klingt dünn und zerbrechlich, wie ein überstreckter, ausgeleierter Faden. Er redet mühsam, stockend und keuchend und ich denke an die Worte seiner Ãrztin. Du... bist nicht schuld... du nicht... und ich auch nicht... Sam nicht... und vermutlich ist es nicht einmal mehr Logans Schuld...
Seine Worte werfen einige meiner Theorien über den Haufen, und bringen sehr viele offene Fragen ans Licht. Rätsel. Ich weià nicht, was er meint. Es ist, als wüsste er etwas, das ich nicht weiÃ. Und mein Gefühl, das etwas nicht in Ordnung ist, wächst von Minute zu Minute.
Trotzdem... ich denke nicht lange nach. Als ich die Hände von meinem Gesicht nehme, sehe ich ihn umso besorgter an.
Ich... ich sollte Luke anrufen. Er macht sich groÃe Sorgen. Er ist ein bisschen sauer, weil ich Mum gebeten habe, ihn nicht Mitten in der Nacht zu wecken, sondern zu warten. Sie hat es wohl nicht wirklich eingehalten, aber... ich... es fällt mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Augen füllen sich mit Tränen als ich ihn erneut ansehe. Seine Augen sind trüb und sein Haar matt. Seine Wunden sind geschwollen, und die Schrammen und blauen Flecken in seinem Gesicht erschrecken mich immer wieder. Trotzdem schafft er es und ringt sich ein schiefes Lächeln ab. Er streckt seine rechte Hand aus, mit welcher Kraft auch immer, und nimmt meine Hand.
Du wirst sehen... es wird alles gut, sagt er und klingt sehr selbstsicher.
Das stimmt doch gar nicht, sage ich leise. Ich wünschte es so sehr... aber ich weià nicht mehr, was ich glauben soll, ich drücke seine Hand so fest, dass ich denke sie müsste gleich abfallen. Doch er sieht mich nur liebevoll an, zeigt keine Reaktion auf meine Worte.
Hast du Schmerzen? Frage ich leise.
Er wendet seinen Blick ab und starrt auf die Bettdecke. Sie... sind erträglich, sagt er wieder so leise dass ich ihn kaum verstehe. Doch ich weià sofort, er lügt. Er muss höllische Schmerzen haben.
Ich nicke. Ich... bin gleich wieder da... sage ich leise, beuge mich zu ihm und küsse seine Stirn. Dann drehe ich mich um, ziehe das Handy, das heute Morgen in meiner Jackentasche war, aus der Hosentasche und wähle Lukes Nummer.
Luke sagt mir, dass er das Diner heute nicht öffnen würde. Als ich ihn anrufe, scheint er bereits auf dem Weg zu seinem Truck zu sein. Ich entschuldige mich für meine Bitte an Mum, doch er winkt ab und sagt, dass er so schnell wie möglich hier sein wird. Bevor er auflegt, höre ich noch das Aufheulen eines Motors.
Ich rede auch mit Mum. Sie ist im Hotel, es ist sehr voll. Doch sie scheint nicht bei der Sache zu sein, denn im Hintergrund höre ich Michel schimpfen, sie hätte alles vergessen oder nicht ordentlich genug gemacht. Unter normalen Umständen würde ich darüber lachen. Aber nicht heute. Nicht jetzt. Wir reden eine Weile, bis mir bewusst wird, dass Jess wach und alleine in seinem Zimmer liegt. Ich würge Mum auf gewisse Art und Weise ab, und betrete sein Zimmer erneut.
Als ich an sein Bett komme, sieht er gerade aus dem Fenster. Sein Blick ist starr, seine gesunde Hand ruht auf seiner Brust, hebt uns senkt sich langsam mit seiner Atmung. Als er spürt, dass ich an seinem Bett stehe, sieht er mich nicht an. Er sieht weiter aus dem Fenster.
Das Leben als Vogel... muss sehr befreiend sein. Ich wünschte... ich wäre einer von ihnen, sagt er, und seine Stimme kräftigt sich etwas.
Ich ringe mir ein kleines Lächeln ab, doch ich kann es nicht halten. Zu groà ist meine Sorge, zu laut schreit die Frage in meinem Kopf. Und endlich, nachdem ich nah an seinem Bett stehe, so nah dass ich nur die Hand heben muss im seinen Kopf zu berühren, finde ich die Worte sie zu stellen.
Wer hat dir das angetan, Jess? Frage ich leise.
Er schnappt nach Luft. Ich denke, er hat die Frage kommen sehen, aber alles getan um sie zu verdrängen. Seine Stimme ist erneut sehr dünn, und ich versuche mich mit den Worten der Ãrztin zu beruhigen.
Es war... der Typ aus der Tiefgarage, und ein anderer, es klingt, es würde er überhaupt nicht darüber nachdenken was er sagt, sonst würde er wissen, dass ich davon nichts weiÃ.
Welche Tiefgarage? Frage ich.
Er sieht mich lange an. Du... warst sauer auf mich... weil ich so gerast bin... sagt er stockend und hält sich mit der gesunden Hand die Schulter.
Und er erzählt mir stockend und pausierend von dem Laptop. Dass er ihn aus Sams Wagen in der Tiefgarage holte, dass er durch den Wagen durch kriechen musste, und seine Begegnung mit dem Typen, der ihm die Pistole entgegen streckte. Er erzählt mir von seiner Flucht aus dem Parkhaus, und davon, dass er Angst hatte, er könnte uns verfolgen. Er spricht langsam, stockend und immer wenn er tief einatmet, verzerrt er sein Gesicht vor Schmerzen. Ich höre zu ohne ihn zu unterbrechen. Ich schnappe abwechselnd nach Luft und halte den Atem an.
Ich schweige lange. Doch irgendwann kann ich nicht mehr. Sie haben dir den Laptop heute Nacht weg genommen, nicht? Frage ich und er nickt betrübt.
Ja. Deswegen waren sie bei mir, sagt er und scheint sich zu schämen. Ich weià nicht, ob er sich schämt, weil er den Laptop zu verteidigen versucht hat, bis zur Ohnmacht, oder weil er ihn letztendlich verloren hat. Ich versuche die Frage die mir auf den Lippen liegt zurück zu halten, doch ich kann es nicht lange.
Was war auf dem Laptop, Jess... frage ich schlieÃlich.
Er sieht mich lange und prüfend an. Sam hat’s mir verboten, Rory, sagt er ernst.
Jess... der Laptop ist doch sowieso weg. Sag mir bitte. was drauf war.
Jess räuspert sich lange. Dann beginnt er langsam, und mit sehr leiser Stimme zu erzählen. Er spricht pausiert, und mit sehr viel Mühe. Ich denke, er hat nicht wirklich die Kraft um es mir zu erzählen. Er stellt mir viele Fragen, dessen Zusammenhang ich nicht verstehen kann. Er schockiert mich mit seinen Worten, sagt Dinge, die er nie wieder wird rückgängig machen können. Ich sitze da und schlucke nur. Lange Zeit kann ich kaum ein Wort raus bringen. Es ist einfach zu heftig, was er mich da fragt, was er da feststellt. Nachdem er fertig ist, muss ich mich erst setzen. Ich löse mich von Jess und lasse mich auf dem Stuhl zurück sinken.
Und dann, während ich mich noch von seinen Worten erhole, sagt er etwas, dass ich nie vergessen werde:
Ich denke, Logan hat längst die Kontrolle über sich selbst verloren.
Es ist das längste, was er in einem Stück gesagt hat. Das längste, was er an einem Stück sagen konnte.
Ich atme lange aus. Dann beuge ich mich vor und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich muss jetzt gehen, sage ich. Ich muss zu Sam.
Doch Jess hebt seinen gesunden Arm und hält mich fest. Bitte geh noch nicht... Lass mich bitte nicht alleine, fleht er, und sein Ausdruck ist so verzweifelt, dass ich nicht weiÃ, was ich erwidern soll. Also sag ich gar nichts, und setze mich wieder auf den Stuhl.
...
Kapitel 30. Aufgewacht
Langsam öffne ich die Augen. Ich weià nicht, woher ich die Kraft dazu nehme, mir tut alles weh und ich will eigentlich nur noch schlafen. Ich drehe mühsam meinen Kopf zur Seite, denn ich höre Rorys gedämpfte Stimme. Ich sehe sie am Fenster stehen, ein Handy am Ohr, wo auch immer sie dies her hat. Ich höre genau, was sie sagt, ihre Stimme zittert.
Ja... er schläft noch. Nein... sie sagt er schafft es. Sie macht eine Pause und scharrt mit dem Fuà auf dem Boden herum. Warum weià ich nicht.
Was hat Luke gesagt? Fragt sie dann. Okay. Ja, ich ruf ihn an, wenn er aufwacht... Und Mum? sag ihm liebe GrüÃe und drück ihn von mir, ja?
Dann macht sie erneut eine Pause. Sie sieht aus dem Fenster. Es ist hell drauÃen, ich bin erstaunt, wie schnell die Nacht nicht mehr Nacht war. Sie lehnt ihre Stirn gegen das Fenster und seufzt. Dabei wird mir ihre innere Stärke bewusst. Wie viel sie durchleben muss, in letzter Zeit. Und sie schafft es. Sie packt das alles, wenn auch mit Rückständen.
Sie ist so tapfer...
Lorelai scheint der gleichen Meinung zu sein, denn Rory antwortet meinen Gedanken.
Das ist nach auÃen. In Wirklichkeit sterbe ich vor Angst...
Ich kann sie verstehen. Es ist nicht leicht, doch ich stehe in irgendeiner Art und Weise drauÃen. Und sie steckt mittendrin.
Mum... reiÃt sie mich erneut aus meinen müden Gedanken. Ich habe es ihm gesagt, ich sehe, wie sie schluckt und weiterhin mit dem Fuà auf dem Boden umher scharrt. Ja, und es war der denkbar schlechteste Moment, den ich dafür auswählen konnte... selbst in meinem Leben gibt es bessere... Ich... ist gut. Ja, ich ruf wieder an. Sag Claire, dass ich sie liebe. Bye... ihre Stimme wird weinerlich, bei ihren letzten Worten. Sie legt auf und klappt das Handy zusammen. Lange steht sie noch so da und schluchzt leise. Ich würde ihr gerne helfen, doch ich habe nicht mal die Kraft ihren Namen zu rufen.
Ich schlucke einmal. Zweimal. Vielleicht auch dreimal. Ich fühle mich so kraftlos, so klein und bedeutungslos. Und doch steht Rory am Fenster in meinem Krankenzimmer, und weint wegen mir. Wegen mir, Afrika, Sam und Michael. Das sind viele Verluste. Zu viele. Und mein Kopf wird schwer. Mein Herz tut weh, und ich spüre ein beklemmendes Gefühl, dass alles Schöne, alles Gute mit sich reiÃt. Und dann, endlich, dreht sie sich um und kommt zurück. Als sie aufsieht, bleibt sie wie versteinert stehen und sieht mich an.
Du bist wach, sagt sie und kommt näher. Sie berührt meine etwas fiebrige Stirn mit ihrer kühlen Hand und wischt die verklebten Haarsträhnen weg. Wie geht es dir? Fragt sie besorgt.
Mach... dir keine Sorgen... Ich lebe, ist alles was ich stockend heraus bringe. Meine Stimme ist nur ein Faden, ich höre sie selbst kaum, doch Rory scheint es verstanden zu haben. Es ist, als hätte ich nicht die Kraft zu sprechen. Doch in meinem Kopf sind die Dinge so klar wie nie.
Sie setzt sich auf den Stuhl neben mich und legt ihre Hand auf meinen gesunden Arm. Hey... sagt sie leise, und beim Klang ihrer Stimme spüre ich, wie ich lebe...
Hey... sage ich und streiche ihm mit der Hand über seinen gesunden Arm.
Seine Augenlider scheinen schwer wie Blei, denn er bekommt sie kaum auf. Er sieht mich müde an und formt die Lippen kraftlos um ein stummes „Hi.“
Ich... es tut mir leid, sage ich. Seine Augen weiten sich, dennoch sieht er müde aus. Ausgelaugt, einfach nur geschafft.
Ich... hätte ich vorher reagiert... es ist alles meine Schuld... schluchze ich und verberge das Gesicht in meinen Händen, noch immer gerötet von seinem Blut. Ich habe versucht es weg zu waschen, doch es war sehr hartnäckig.
Er hebt langsam seine gesunde Hand und legt sie auf meinen Arm. Es dauert lange bis er endlich spricht. Ich denke, er muss seine Stimme erst sammeln. Die Kraft zu sprechen scheint er nicht zu besitzen. Und doch öffnet er dann den Mund und sagt, was er zu sagen hat. Seine Stimme klingt rau, unbenutzt und verstaubt. Sie klingt dünn und zerbrechlich, wie ein überstreckter, ausgeleierter Faden. Er redet mühsam, stockend und keuchend und ich denke an die Worte seiner Ãrztin. Du... bist nicht schuld... du nicht... und ich auch nicht... Sam nicht... und vermutlich ist es nicht einmal mehr Logans Schuld...
Seine Worte werfen einige meiner Theorien über den Haufen, und bringen sehr viele offene Fragen ans Licht. Rätsel. Ich weià nicht, was er meint. Es ist, als wüsste er etwas, das ich nicht weiÃ. Und mein Gefühl, das etwas nicht in Ordnung ist, wächst von Minute zu Minute.
Trotzdem... ich denke nicht lange nach. Als ich die Hände von meinem Gesicht nehme, sehe ich ihn umso besorgter an.
Ich... ich sollte Luke anrufen. Er macht sich groÃe Sorgen. Er ist ein bisschen sauer, weil ich Mum gebeten habe, ihn nicht Mitten in der Nacht zu wecken, sondern zu warten. Sie hat es wohl nicht wirklich eingehalten, aber... ich... es fällt mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Augen füllen sich mit Tränen als ich ihn erneut ansehe. Seine Augen sind trüb und sein Haar matt. Seine Wunden sind geschwollen, und die Schrammen und blauen Flecken in seinem Gesicht erschrecken mich immer wieder. Trotzdem schafft er es und ringt sich ein schiefes Lächeln ab. Er streckt seine rechte Hand aus, mit welcher Kraft auch immer, und nimmt meine Hand.
Du wirst sehen... es wird alles gut, sagt er und klingt sehr selbstsicher.
Das stimmt doch gar nicht, sage ich leise. Ich wünschte es so sehr... aber ich weià nicht mehr, was ich glauben soll, ich drücke seine Hand so fest, dass ich denke sie müsste gleich abfallen. Doch er sieht mich nur liebevoll an, zeigt keine Reaktion auf meine Worte.
Hast du Schmerzen? Frage ich leise.
Er wendet seinen Blick ab und starrt auf die Bettdecke. Sie... sind erträglich, sagt er wieder so leise dass ich ihn kaum verstehe. Doch ich weià sofort, er lügt. Er muss höllische Schmerzen haben.
Ich nicke. Ich... bin gleich wieder da... sage ich leise, beuge mich zu ihm und küsse seine Stirn. Dann drehe ich mich um, ziehe das Handy, das heute Morgen in meiner Jackentasche war, aus der Hosentasche und wähle Lukes Nummer.
Luke sagt mir, dass er das Diner heute nicht öffnen würde. Als ich ihn anrufe, scheint er bereits auf dem Weg zu seinem Truck zu sein. Ich entschuldige mich für meine Bitte an Mum, doch er winkt ab und sagt, dass er so schnell wie möglich hier sein wird. Bevor er auflegt, höre ich noch das Aufheulen eines Motors.
Ich rede auch mit Mum. Sie ist im Hotel, es ist sehr voll. Doch sie scheint nicht bei der Sache zu sein, denn im Hintergrund höre ich Michel schimpfen, sie hätte alles vergessen oder nicht ordentlich genug gemacht. Unter normalen Umständen würde ich darüber lachen. Aber nicht heute. Nicht jetzt. Wir reden eine Weile, bis mir bewusst wird, dass Jess wach und alleine in seinem Zimmer liegt. Ich würge Mum auf gewisse Art und Weise ab, und betrete sein Zimmer erneut.
Als ich an sein Bett komme, sieht er gerade aus dem Fenster. Sein Blick ist starr, seine gesunde Hand ruht auf seiner Brust, hebt uns senkt sich langsam mit seiner Atmung. Als er spürt, dass ich an seinem Bett stehe, sieht er mich nicht an. Er sieht weiter aus dem Fenster.
Das Leben als Vogel... muss sehr befreiend sein. Ich wünschte... ich wäre einer von ihnen, sagt er, und seine Stimme kräftigt sich etwas.
Ich ringe mir ein kleines Lächeln ab, doch ich kann es nicht halten. Zu groà ist meine Sorge, zu laut schreit die Frage in meinem Kopf. Und endlich, nachdem ich nah an seinem Bett stehe, so nah dass ich nur die Hand heben muss im seinen Kopf zu berühren, finde ich die Worte sie zu stellen.
Wer hat dir das angetan, Jess? Frage ich leise.
Er schnappt nach Luft. Ich denke, er hat die Frage kommen sehen, aber alles getan um sie zu verdrängen. Seine Stimme ist erneut sehr dünn, und ich versuche mich mit den Worten der Ãrztin zu beruhigen.
Es war... der Typ aus der Tiefgarage, und ein anderer, es klingt, es würde er überhaupt nicht darüber nachdenken was er sagt, sonst würde er wissen, dass ich davon nichts weiÃ.
Welche Tiefgarage? Frage ich.
Er sieht mich lange an. Du... warst sauer auf mich... weil ich so gerast bin... sagt er stockend und hält sich mit der gesunden Hand die Schulter.
Und er erzählt mir stockend und pausierend von dem Laptop. Dass er ihn aus Sams Wagen in der Tiefgarage holte, dass er durch den Wagen durch kriechen musste, und seine Begegnung mit dem Typen, der ihm die Pistole entgegen streckte. Er erzählt mir von seiner Flucht aus dem Parkhaus, und davon, dass er Angst hatte, er könnte uns verfolgen. Er spricht langsam, stockend und immer wenn er tief einatmet, verzerrt er sein Gesicht vor Schmerzen. Ich höre zu ohne ihn zu unterbrechen. Ich schnappe abwechselnd nach Luft und halte den Atem an.
Ich schweige lange. Doch irgendwann kann ich nicht mehr. Sie haben dir den Laptop heute Nacht weg genommen, nicht? Frage ich und er nickt betrübt.
Ja. Deswegen waren sie bei mir, sagt er und scheint sich zu schämen. Ich weià nicht, ob er sich schämt, weil er den Laptop zu verteidigen versucht hat, bis zur Ohnmacht, oder weil er ihn letztendlich verloren hat. Ich versuche die Frage die mir auf den Lippen liegt zurück zu halten, doch ich kann es nicht lange.
Was war auf dem Laptop, Jess... frage ich schlieÃlich.
Er sieht mich lange und prüfend an. Sam hat’s mir verboten, Rory, sagt er ernst.
Jess... der Laptop ist doch sowieso weg. Sag mir bitte. was drauf war.
Jess räuspert sich lange. Dann beginnt er langsam, und mit sehr leiser Stimme zu erzählen. Er spricht pausiert, und mit sehr viel Mühe. Ich denke, er hat nicht wirklich die Kraft um es mir zu erzählen. Er stellt mir viele Fragen, dessen Zusammenhang ich nicht verstehen kann. Er schockiert mich mit seinen Worten, sagt Dinge, die er nie wieder wird rückgängig machen können. Ich sitze da und schlucke nur. Lange Zeit kann ich kaum ein Wort raus bringen. Es ist einfach zu heftig, was er mich da fragt, was er da feststellt. Nachdem er fertig ist, muss ich mich erst setzen. Ich löse mich von Jess und lasse mich auf dem Stuhl zurück sinken.
Und dann, während ich mich noch von seinen Worten erhole, sagt er etwas, dass ich nie vergessen werde:
Ich denke, Logan hat längst die Kontrolle über sich selbst verloren.
Es ist das längste, was er in einem Stück gesagt hat. Das längste, was er an einem Stück sagen konnte.
Ich atme lange aus. Dann beuge ich mich vor und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich muss jetzt gehen, sage ich. Ich muss zu Sam.
Doch Jess hebt seinen gesunden Arm und hält mich fest. Bitte geh noch nicht... Lass mich bitte nicht alleine, fleht er, und sein Ausdruck ist so verzweifelt, dass ich nicht weiÃ, was ich erwidern soll. Also sag ich gar nichts, und setze mich wieder auf den Stuhl.
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