30.05.2007, 10:38
...
Ich betrete den Raum zögernd. Es ist ein mulmiges Gefühl, nach langer Zeit bin ich wieder hier. Ich habe sie oft besucht. Doch nicht oft genug. Ich fühle mich schuldig, es wäre absolut wichtig gewesen mir etwas mehr Zeit für sie zu nehmen.
Als Luke ins Zimmer kam, drückte er mich fest an sich. Für einen Moment war er mein Vater. Es war schon immer so etwas zwischen uns gewesen, aber in diesem Moment war es mehr als eindeutig. Wir waren wie Vater und Tochter. Als wir uns voneinander lösten, wischte er eine leise Träne aus meinem Gesicht. Er küsste meine Stirn und ging dann zu Jess. Er hatte die ganze Sache beobachtet, und trotz seiner Schmerzen, lächelte er leise. Mit einem letzten Blick auf ihn, verlieà ich den Raum und lieà die beiden alleine.
Nun stehe ich hier. Und ich fühle mich schlecht. Ich habe Afrika so sehr vernachlässigt, dass ich mich selbst nicht wieder erkennen würde. Sie liegt da, alles ist unverändert. Genau wie das letzte Mal, als ich vor knapp einer Woche hier war. Die Schläuche betreten und verlassen ihren Körper und ihr dunkelblondes Haar liegt matt auf dem Kissen. Ich schlucke. Lucas steht am Fenster. Er ist noch dünner als vorher, wenn man das so sagen kann. Abgemagert und alt, sieht er aus. Seine Jeans hängt von seiner Hüpfte, nur noch von einem eng verschlossenem Gürtel gehalten. Der dunkle Pullover hat glücklicherweise einen engen Hals, sonst würde er von seinen schmalen Schultern rutschen. Und in diesem Augenblick fällt mir auf, dass ich nicht nur Afrika, sondern auch Lucas sehr vernachlässigt habe.
Ich sehe zu Boden, ertrage seinen Anblick genauso wenig wie ihren. Als ich seine raue Stimme höre, sehe ich auf. Er hat sich nicht zu mir umgedreht, doch er hat mich kommen hören, und ich denke, er weià instinktiv, wer da ist.
Ich habe das von Jess gehört, sagt er heiser und senkt den Kopf. Er hat die Arme um seinen Körper geschlungen und starrt nun zu Boden.
Ich schlucke. Ich kann nichts sagen, doch ich dränge mich innerlich dazu. Ich atme tief ein, doch bevor ich beginnen kann zu sprechen, unterbricht er mich auch schon.
Ich weiÃ, was du sagen willst, sagt er und seine Stimme klingt ungewöhnlich fest. Er schluckt, bevor er weiter spricht. Es ist nicht deine Schuld, Rory. Die Dinge passieren, auch wenn wir nichts davon wissen. Du bist weder Schuld an Afrikas Zustand, noch an dem von Jess. Du hättest es nicht voraus sehen können...
Ich schlucke und trete näher. Aber ich hätte eher eingreifen müssen, Lucas. Ich habe so viel falsch gemacht...
Endlich dreht er sich zu mir um. Vielleicht. Aber wer macht nichts falsch. Nenn mir einen Menschen, der niemals Fehler macht. Das hier ist nicht dein Fehler. Es ist ganz allein seiner. Und dafür wird er bezahlen. Ich hoffe, Otello sorgt dafür.
Ich nicke leise. Und plötzlich komme ich mir sehr egoistisch vor. Es musste erst Afrika angefahren werden, mein Sohn musste entführt werden, nur damit ich endlich begreife, dass es so nicht gut werden kann. Ist das richtig? Ist es fair? Nein, das ist es nicht. Ich habe Afrikas Leben zerstört, und Lucas winkt ab, wenn ich winselnd um Strafe bettle.
Plötzlich reiÃt er mich aus meinen Gedanken, indem er seine Hand ausstreckt und mich in seine Arme zieht.
Seit Jess eingeliefert wurde, ist es das erste Mal, dass ich weine. Lange stehe ich so da. Lucas hat seine knochigen Arme um mich geschlungen, und ich wundere mich wie wohl ich mich fühle. Er streicht mir lange über den Kopf, murmelt leise Worte, wohl eher für sich selber. Ich höre Dinge wie „Alles wird gut“, und „Ganz ruhig“, doch ich kann nicht anders. Ich weine bitter an seiner Schultern, und meine Tränen sickern in seinen Pullover, hinterlassen kreisrunde, dunkle Flecken darauf.
Ich weià nicht genau, wie lange wir dort stehen, doch irgendwann löst er sich von mir und hebt mein Kinn mit seiner Hand. Mir fallen die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. Ãberhaupt ist sein Gesicht mager und eingefallen, seine Augen sitzen tief in ihren Höhlen und seine Wangenknochen treten ungesund hervor.
Und jetzt bitte ich dich um einen Gefallen, sagt er leise. Seine Stimme ist ungewöhnlich tief, für seinen ausgemergelten Körper.
Fragend sehe ich ihn an.
Lächle, sagt er einfach.
Was? Frage ich verwundert. Ich verstehe seine Bitte nicht.
Wenn du bei Jess bist. Lächle. Es gibt ihm Kraft. Du weiÃt gar nicht, wie oft er in letzter Zeit bei mir war. Er hat Afrika oft besucht, während ich hier war. Er brachte immer Blumen mit, und immer wieder sagte er mir, er würde dich so gerne wieder lächeln sehen. Er sagte, er würde dir so gerne helfen, aber er hat einfach nicht die Kraft. Er weià nicht, was er noch tun soll. Aber er sagte, dass es seine Aufgabe sei dich zum Lächeln zu bringen. Ich wusste nicht, was er meinte, aber jetzt ist es mir klar. Du bist so traurig und kaputt, ich verstehe es, wenn er sagt, er verliert die Hoffnung. Und den Mut.
Ich schlucke schwer. Denn ich merke, er hat Recht. Er ist wahr. Ich gebe keinem in meiner Umgebung unbedingt viel Kraft, zu diesem Zeitpunkt. Ich ziehe sie alle emotionell viel zu weit in meinen dunklen Brunnen.
Ich streiche Afrika sanft über die Stirn und küsse ihre Wange. Dann sehe ich Lucas dankbar an. Und er sagt etwas, was ich nie vergessen werde.
Jess sprach von... er sagte etwas wie: „der Lotos blüht doch nicht so ewig, wie ich ursprünglich dachte...“ Ich habe es niemals verstanden. Aber ich denke, du solltest ihn vom Gegenteil überzeugen.
Ich nicke. Und ich gehe. Ich weiÃ, was gemeint war. In Jess Augen war ich immer der ewig blühende Lotos. Doch nun welkt die Farbe, die Blütenblätter werden schlaff, und ich muss versuchen, es zu verhindern.
Als ich an Jess Zimmer ankomme, stehe ich unschlüssig davor. Ich weià nicht, ob ich rein gehen soll, oder doch lieber warte bis Luke raus kommt. Als ich mich endlich entschlieÃen kann den Raum zu betreten, geht auch schon die Tür auf. Luke zuckt zusammen, als er mich dort stehen sieht, und ich ebenfalls.
Hey! Du hast mich aber erschreckt, sagt er und um seine Mundwinkel spielt ein liebevolles Lächeln.
Ja... du gehst? Frage ich ihn.
Er nickt. Ja. Ich denke, ich mache das Diner heute nicht auf. Aber Lorelai hat Claire mit ins Hotel genommen. Das kann heiter werden. AuÃerdem habe ich lange keine Zeit mehr mit meiner Enkelin verbracht... sagt er natürlich und ich nicke.
Schläft er? Frage ich und schiele an ihm vorbei.
Er nickt erneut. Ja. Ich habe ihm irgendwie etwas erzählt, da ist er eingeschlafen...
Ich sehe ihn verwirrt an. Aber es geht ihm gut, oder?
Seine Ãrztin war vorhin hier. Sie sagt, es sein normal, wenn er einfach einschläft. Er ist sehr erschöpft und sein Körper tankt so etwas Kraft.
Ich nicke zufrieden. Okay. Ich werde noch etwas hier bleiben...
Luke tritt zur Seite um mich herein zu lassen, bevor er den Raum verlässt. Doch ich halte ihn auf, rufe seinen Namen.
Luke!
Er sieht sich um.
Danke... sage ich leise.
Er kommt zurück und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Dann drückt er mich kurz an sich und lächelt mir aufmunternd zu. Ich denke an Lucas’ Worte und erwidere sein Lächeln. Dann dreht er sich um und verschwindet.
Flashback
Lange starrt sie auf die gegenüberliegende StraÃenseite. Der Wagen steht halb auf dem Bürgersteig, und sie weià genau wessen Auto es ist. Als sie sich endlich dazu entschlieÃt die StraÃe zu überqueren, wird die Ampel zum dritten Mal rot. Also bleibt sie stehen und sieht sich um. Es war ein anstrengender Unitag. Die Vorlesungen waren teilweise sehr hart, in zwei Wochen beginnen die Prüfungen.
Sie seufzt, als sie an ihn denkt. Es war alles so schön. Und doch kompliziert. Warum konnte sie sich ihre Gefühle nicht eher eingestehen? Warum musste sie es ihm jetzt sagen? Nach so langer Zeit. Sie hatten sich so gut amüsiert, waren sehr gute Freunde gewesen. Bis sie es nach Monaten wagte und ihm sagte, was sie fühlte. Sie waren nicht zusammen gewesen, und er hatte sie einfach nur stumm angesehen. Sie war sich dumm vorgekommen. Richtig dumm. Sie war aufgestanden und gegangen. Einfach so. Nun waren zwei Wochen vergangen. Die längsten zwei Wochen ihres Lebens. Sie hatte ihn nicht wieder gesehen. Er war einfach nicht erschienen. Einfach verschwunden.
Als sie aufsieht, steht er da. Am Zebrastreifen und sieht sie an. Die Ampel wird grün, und beide gehen los. Sie versucht ihn nicht zu beachten. Nicht, dass sie sauer auf ihn wäre. Nur peinlich berührt. Mit hochrotem Kopf will sie an ihm vorbei gehen, doch er greift nach ihrer Hand und hält sie fest. Erschrocken wirbelt sie herum und lässt ihre Bücher fallen. Sie will sich bücken um sie aufzuheben, doch er hält noch immer ihre Hand in seiner. Bevor sie es verhindern kann, zieht er sie an sich und küsst sie. Dass die Ampel gleich wieder rot wird, stört ihn nicht im Geringsten.
Sie hat die Augen geschlossen und genieÃt seine Nähe. Seine Lippen auf ihren zu spüren... es ist als wäre ein lang ersehnter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Ihre Haut brennt unter seiner Hand, ihr Körper kribbelt und sie würde sich schütteln, wenn sie könnte. Sie fühlt sich geborgen, frei, in seiner Nähe.
Als der Autofahrer auf der StraÃe ungeduldig zu hupen beginnt, löst er sich von ihr, sammelt schnell ihre Bücher ein und zieht sie von der StraÃe weg. Sie ist so hin und weg, dass sie nicht zu reagieren weiÃ.
Plötzlich stehen sie sich gegenüber. Sie kaut nervös auf ihrer Unterlippe und er reicht ihr ihre Bücher. Mit einem verwirrtem Lächeln nimmt sie diese entgegen. Und endlich ergreift er das Wort.
Ich wollte dir eigentlich was sagen... murmelt er und kommt einen Schritt näher.
Fragend sieht sie ihn an.
Ich... ich muss sagen, dass... er holt tief Luft und schlieÃt kurz seine Augen. Als er sie wieder öffnet, funkeln sie geheimnisvoll. Ich liebe dich auch, sagt er schnell und sieht sie unsicher an.
Sie schluckt. Sie muss sich das Lachen und die Jubelschreie verkneifen. Als sie es schafft nickt sie nur. Dann macht sie einige Schritte zurück, ihn noch immer im Blick.
Hast du gar nichts zu sagen? Fragt er, als sie sich noch immer von ihm entfernt.
Sie sieht lächelnd zu Boden und bleibt kurz stehen. Dann schüttelt sie mit dem Kopf.
Okay... sagt er leise und sieht ihr immer noch dabei zu wie sie sich langsamen Schrittes von ihm entfernt. Sie dreht sich langsam um und ist in Begriff sich endgültig von ihm zu entfernen.
Rory! Ruft er ihr nach, vollkommen verblüfft. Sie sieht sich noch einmal um. Ich... ruf dich heute Abend an, ja? Fragt er.
Sie nickt. Ich bitte darum, sagt sie laut, dann dreht sie sich um, und ehe Logan seine Gedanken ordnen kann, ist sie längst um die nächste StraÃenecke verschwunden.
Flashback Ende
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So... und nun freue ich mich auf Fb... hab euch lieb, Yela
Ich betrete den Raum zögernd. Es ist ein mulmiges Gefühl, nach langer Zeit bin ich wieder hier. Ich habe sie oft besucht. Doch nicht oft genug. Ich fühle mich schuldig, es wäre absolut wichtig gewesen mir etwas mehr Zeit für sie zu nehmen.
Als Luke ins Zimmer kam, drückte er mich fest an sich. Für einen Moment war er mein Vater. Es war schon immer so etwas zwischen uns gewesen, aber in diesem Moment war es mehr als eindeutig. Wir waren wie Vater und Tochter. Als wir uns voneinander lösten, wischte er eine leise Träne aus meinem Gesicht. Er küsste meine Stirn und ging dann zu Jess. Er hatte die ganze Sache beobachtet, und trotz seiner Schmerzen, lächelte er leise. Mit einem letzten Blick auf ihn, verlieà ich den Raum und lieà die beiden alleine.
Nun stehe ich hier. Und ich fühle mich schlecht. Ich habe Afrika so sehr vernachlässigt, dass ich mich selbst nicht wieder erkennen würde. Sie liegt da, alles ist unverändert. Genau wie das letzte Mal, als ich vor knapp einer Woche hier war. Die Schläuche betreten und verlassen ihren Körper und ihr dunkelblondes Haar liegt matt auf dem Kissen. Ich schlucke. Lucas steht am Fenster. Er ist noch dünner als vorher, wenn man das so sagen kann. Abgemagert und alt, sieht er aus. Seine Jeans hängt von seiner Hüpfte, nur noch von einem eng verschlossenem Gürtel gehalten. Der dunkle Pullover hat glücklicherweise einen engen Hals, sonst würde er von seinen schmalen Schultern rutschen. Und in diesem Augenblick fällt mir auf, dass ich nicht nur Afrika, sondern auch Lucas sehr vernachlässigt habe.
Ich sehe zu Boden, ertrage seinen Anblick genauso wenig wie ihren. Als ich seine raue Stimme höre, sehe ich auf. Er hat sich nicht zu mir umgedreht, doch er hat mich kommen hören, und ich denke, er weià instinktiv, wer da ist.
Ich habe das von Jess gehört, sagt er heiser und senkt den Kopf. Er hat die Arme um seinen Körper geschlungen und starrt nun zu Boden.
Ich schlucke. Ich kann nichts sagen, doch ich dränge mich innerlich dazu. Ich atme tief ein, doch bevor ich beginnen kann zu sprechen, unterbricht er mich auch schon.
Ich weiÃ, was du sagen willst, sagt er und seine Stimme klingt ungewöhnlich fest. Er schluckt, bevor er weiter spricht. Es ist nicht deine Schuld, Rory. Die Dinge passieren, auch wenn wir nichts davon wissen. Du bist weder Schuld an Afrikas Zustand, noch an dem von Jess. Du hättest es nicht voraus sehen können...
Ich schlucke und trete näher. Aber ich hätte eher eingreifen müssen, Lucas. Ich habe so viel falsch gemacht...
Endlich dreht er sich zu mir um. Vielleicht. Aber wer macht nichts falsch. Nenn mir einen Menschen, der niemals Fehler macht. Das hier ist nicht dein Fehler. Es ist ganz allein seiner. Und dafür wird er bezahlen. Ich hoffe, Otello sorgt dafür.
Ich nicke leise. Und plötzlich komme ich mir sehr egoistisch vor. Es musste erst Afrika angefahren werden, mein Sohn musste entführt werden, nur damit ich endlich begreife, dass es so nicht gut werden kann. Ist das richtig? Ist es fair? Nein, das ist es nicht. Ich habe Afrikas Leben zerstört, und Lucas winkt ab, wenn ich winselnd um Strafe bettle.
Plötzlich reiÃt er mich aus meinen Gedanken, indem er seine Hand ausstreckt und mich in seine Arme zieht.
Seit Jess eingeliefert wurde, ist es das erste Mal, dass ich weine. Lange stehe ich so da. Lucas hat seine knochigen Arme um mich geschlungen, und ich wundere mich wie wohl ich mich fühle. Er streicht mir lange über den Kopf, murmelt leise Worte, wohl eher für sich selber. Ich höre Dinge wie „Alles wird gut“, und „Ganz ruhig“, doch ich kann nicht anders. Ich weine bitter an seiner Schultern, und meine Tränen sickern in seinen Pullover, hinterlassen kreisrunde, dunkle Flecken darauf.
Ich weià nicht genau, wie lange wir dort stehen, doch irgendwann löst er sich von mir und hebt mein Kinn mit seiner Hand. Mir fallen die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. Ãberhaupt ist sein Gesicht mager und eingefallen, seine Augen sitzen tief in ihren Höhlen und seine Wangenknochen treten ungesund hervor.
Und jetzt bitte ich dich um einen Gefallen, sagt er leise. Seine Stimme ist ungewöhnlich tief, für seinen ausgemergelten Körper.
Fragend sehe ich ihn an.
Lächle, sagt er einfach.
Was? Frage ich verwundert. Ich verstehe seine Bitte nicht.
Wenn du bei Jess bist. Lächle. Es gibt ihm Kraft. Du weiÃt gar nicht, wie oft er in letzter Zeit bei mir war. Er hat Afrika oft besucht, während ich hier war. Er brachte immer Blumen mit, und immer wieder sagte er mir, er würde dich so gerne wieder lächeln sehen. Er sagte, er würde dir so gerne helfen, aber er hat einfach nicht die Kraft. Er weià nicht, was er noch tun soll. Aber er sagte, dass es seine Aufgabe sei dich zum Lächeln zu bringen. Ich wusste nicht, was er meinte, aber jetzt ist es mir klar. Du bist so traurig und kaputt, ich verstehe es, wenn er sagt, er verliert die Hoffnung. Und den Mut.
Ich schlucke schwer. Denn ich merke, er hat Recht. Er ist wahr. Ich gebe keinem in meiner Umgebung unbedingt viel Kraft, zu diesem Zeitpunkt. Ich ziehe sie alle emotionell viel zu weit in meinen dunklen Brunnen.
Ich streiche Afrika sanft über die Stirn und küsse ihre Wange. Dann sehe ich Lucas dankbar an. Und er sagt etwas, was ich nie vergessen werde.
Jess sprach von... er sagte etwas wie: „der Lotos blüht doch nicht so ewig, wie ich ursprünglich dachte...“ Ich habe es niemals verstanden. Aber ich denke, du solltest ihn vom Gegenteil überzeugen.
Ich nicke. Und ich gehe. Ich weiÃ, was gemeint war. In Jess Augen war ich immer der ewig blühende Lotos. Doch nun welkt die Farbe, die Blütenblätter werden schlaff, und ich muss versuchen, es zu verhindern.
Als ich an Jess Zimmer ankomme, stehe ich unschlüssig davor. Ich weià nicht, ob ich rein gehen soll, oder doch lieber warte bis Luke raus kommt. Als ich mich endlich entschlieÃen kann den Raum zu betreten, geht auch schon die Tür auf. Luke zuckt zusammen, als er mich dort stehen sieht, und ich ebenfalls.
Hey! Du hast mich aber erschreckt, sagt er und um seine Mundwinkel spielt ein liebevolles Lächeln.
Ja... du gehst? Frage ich ihn.
Er nickt. Ja. Ich denke, ich mache das Diner heute nicht auf. Aber Lorelai hat Claire mit ins Hotel genommen. Das kann heiter werden. AuÃerdem habe ich lange keine Zeit mehr mit meiner Enkelin verbracht... sagt er natürlich und ich nicke.
Schläft er? Frage ich und schiele an ihm vorbei.
Er nickt erneut. Ja. Ich habe ihm irgendwie etwas erzählt, da ist er eingeschlafen...
Ich sehe ihn verwirrt an. Aber es geht ihm gut, oder?
Seine Ãrztin war vorhin hier. Sie sagt, es sein normal, wenn er einfach einschläft. Er ist sehr erschöpft und sein Körper tankt so etwas Kraft.
Ich nicke zufrieden. Okay. Ich werde noch etwas hier bleiben...
Luke tritt zur Seite um mich herein zu lassen, bevor er den Raum verlässt. Doch ich halte ihn auf, rufe seinen Namen.
Luke!
Er sieht sich um.
Danke... sage ich leise.
Er kommt zurück und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Dann drückt er mich kurz an sich und lächelt mir aufmunternd zu. Ich denke an Lucas’ Worte und erwidere sein Lächeln. Dann dreht er sich um und verschwindet.
Flashback
Lange starrt sie auf die gegenüberliegende StraÃenseite. Der Wagen steht halb auf dem Bürgersteig, und sie weià genau wessen Auto es ist. Als sie sich endlich dazu entschlieÃt die StraÃe zu überqueren, wird die Ampel zum dritten Mal rot. Also bleibt sie stehen und sieht sich um. Es war ein anstrengender Unitag. Die Vorlesungen waren teilweise sehr hart, in zwei Wochen beginnen die Prüfungen.
Sie seufzt, als sie an ihn denkt. Es war alles so schön. Und doch kompliziert. Warum konnte sie sich ihre Gefühle nicht eher eingestehen? Warum musste sie es ihm jetzt sagen? Nach so langer Zeit. Sie hatten sich so gut amüsiert, waren sehr gute Freunde gewesen. Bis sie es nach Monaten wagte und ihm sagte, was sie fühlte. Sie waren nicht zusammen gewesen, und er hatte sie einfach nur stumm angesehen. Sie war sich dumm vorgekommen. Richtig dumm. Sie war aufgestanden und gegangen. Einfach so. Nun waren zwei Wochen vergangen. Die längsten zwei Wochen ihres Lebens. Sie hatte ihn nicht wieder gesehen. Er war einfach nicht erschienen. Einfach verschwunden.
Als sie aufsieht, steht er da. Am Zebrastreifen und sieht sie an. Die Ampel wird grün, und beide gehen los. Sie versucht ihn nicht zu beachten. Nicht, dass sie sauer auf ihn wäre. Nur peinlich berührt. Mit hochrotem Kopf will sie an ihm vorbei gehen, doch er greift nach ihrer Hand und hält sie fest. Erschrocken wirbelt sie herum und lässt ihre Bücher fallen. Sie will sich bücken um sie aufzuheben, doch er hält noch immer ihre Hand in seiner. Bevor sie es verhindern kann, zieht er sie an sich und küsst sie. Dass die Ampel gleich wieder rot wird, stört ihn nicht im Geringsten.
Sie hat die Augen geschlossen und genieÃt seine Nähe. Seine Lippen auf ihren zu spüren... es ist als wäre ein lang ersehnter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Ihre Haut brennt unter seiner Hand, ihr Körper kribbelt und sie würde sich schütteln, wenn sie könnte. Sie fühlt sich geborgen, frei, in seiner Nähe.
Als der Autofahrer auf der StraÃe ungeduldig zu hupen beginnt, löst er sich von ihr, sammelt schnell ihre Bücher ein und zieht sie von der StraÃe weg. Sie ist so hin und weg, dass sie nicht zu reagieren weiÃ.
Plötzlich stehen sie sich gegenüber. Sie kaut nervös auf ihrer Unterlippe und er reicht ihr ihre Bücher. Mit einem verwirrtem Lächeln nimmt sie diese entgegen. Und endlich ergreift er das Wort.
Ich wollte dir eigentlich was sagen... murmelt er und kommt einen Schritt näher.
Fragend sieht sie ihn an.
Ich... ich muss sagen, dass... er holt tief Luft und schlieÃt kurz seine Augen. Als er sie wieder öffnet, funkeln sie geheimnisvoll. Ich liebe dich auch, sagt er schnell und sieht sie unsicher an.
Sie schluckt. Sie muss sich das Lachen und die Jubelschreie verkneifen. Als sie es schafft nickt sie nur. Dann macht sie einige Schritte zurück, ihn noch immer im Blick.
Hast du gar nichts zu sagen? Fragt er, als sie sich noch immer von ihm entfernt.
Sie sieht lächelnd zu Boden und bleibt kurz stehen. Dann schüttelt sie mit dem Kopf.
Okay... sagt er leise und sieht ihr immer noch dabei zu wie sie sich langsamen Schrittes von ihm entfernt. Sie dreht sich langsam um und ist in Begriff sich endgültig von ihm zu entfernen.
Rory! Ruft er ihr nach, vollkommen verblüfft. Sie sieht sich noch einmal um. Ich... ruf dich heute Abend an, ja? Fragt er.
Sie nickt. Ich bitte darum, sagt sie laut, dann dreht sie sich um, und ehe Logan seine Gedanken ordnen kann, ist sie längst um die nächste StraÃenecke verschwunden.
Flashback Ende
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So... und nun freue ich mich auf Fb... hab euch lieb, Yela
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