26.06.2007, 08:32
Hey, Leutchen! Nach langen Jahrhunderten habe ich es endlich geschafft euch einen neuen Teil zu zaubern. Hat echt lange gedauert, aber nun ist er fertig. Bedanken könnt ihr euch bei meiner liebsten beta Selene, die sich trotz ihres Stresses immer ein Stückchen ihrer Zeit raussucht. Dafür bin ich ihr sehr dankbar... :knuddel:
Und nun kommt der neue Teil...
Und ich denke es ist mal an der Zeit mal wieder was zu widmen... also widme ich es diesesmal Sariche, weil sie die FF so gerne hat
Kapitel 32. Unaufhaltsam
Leise tuckert der Zug vor sich hin. Ich sehe aus dem Fenster. Die Landschaft zieht an uns vorbei und ich wundere mich, wie langsam es doch voran geht. Schläfrig starre ich in die Ferne. Kaum eine Stunde fahren wir gerade, und doch, mir kommt es vor wie ein stundenlanger Aufenthalt in diesem Kasten. Ich muss lächeln, als ich an die ganze Reise denke. Wir sind beide ziemlich geschafft.
Wir sind mit dem Flugzeug von Hartford nach San Francisco geflogen. Allein das war eine Strapaze ohnegleichen. Meine Flugangst konnte ich ihr bis kurz vor dem Start einigermaÃen gut verbergen. Danach hat sie es gemerkt. Doch sie sagte nichts. Sie drückte einfach meine Hand und strich mit ihrem Daumen über meinen. Ein beruhigendes Gefühl. Als wäre ich nicht alleine. Nie mehr alleine.
In San Francisco musste ich einige Dinge erledigen, die Gelegenheit nutzen um im Verlag vorbei zu sehen. Sie ist mir nicht von der Seite gewichen. Hat sich alles lächelnd angesehen. Sie lächelte sogar noch, als ich den Typen, der den Laden für mich führt, wegen irgendwas zu Recht wies. In energischem Ton.
Ich habe noch einige Dinge für meine Mutter besorgt und als wir an Gwens Wohnung vorbei gingen, fühlte ich mich unglaublich frei. Beflügelt und erleichtert. Ich konnte aufatmen, denn diese Zeit war Vergangenheit. Ich habe sie nicht gesehen. Und ich bin froh darüber. Ich muss mich nicht zurückziehen lassen, in meine Vergangenheit. Es war schön, doch ich hake es ab. Als Erfahrung. Ich habe damit abgeschlossen, und es ist okay. Vorbei.
Wir haben auf ein Hotelzimmer verzichtet und uns spät in den Nachtexpress von San Francisco nach L.A. gesetzt. Schlafen würden wir auch hier können, denn die achtstündige Fahrt ist durch Claires Abwesenheit mehr als nur ruhig.
Ich muss schmunzeln, als ich an sie denke. Lorelai hat Rory dazu überreden können, sie bei sich zu behalten. Sie würde mit der Kleinen in ein paar Tagen nachkommen. Ich finde es okay, so muss sich Claire nicht durch die stundenlange Fahrt quälen, kann einfach ins Flugzeug steigen und auf der anderen Seite Amerikas wieder aussteigen.
Rory schläft. Kaum saÃen wir eine halbe Stunde im Zug, ist sie auch schon an meine Schulter gesunken und friedlich eingeschlafen. Ich wünschte, ich könnte es auch. Doch meine Gedanken kreisen um das, was kommt: der Prozess. Er wird kommen, früher als erwartet, früher als geplant. Und wir rasen mit groÃer Geschwindigkeit, unaufhaltsam auf ihn zu.
Flashback
Leise klopft es an der Tür. Es ist schon spät, doch Rorys GroÃvater sitzt noch immer neben ihm. Es ist ein angenehmes Gefühl, selbst wenn er nichts sagt. Rory hatte kurz mit Luke telefoniert und sich dann einen Kaffee geholt. Dann stand sie lange Zeit am Fenster und starrte auf die immer seltener kommenden Menschen herab. Nun steht sie wieder neben Jess Bett, doch sie schweigt, ist vollkommen gefangen in ihren Gedanken.
Als es an der Tür klopft, schreckt sie zusammen, und als Lorelai ihren Kopf herein steckt, dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde und sie liegt in ihren Armen. Lange stehen sie da, Lorelai drück ihre Tochter einfach nur fest an sich, während Luke mit Claire hereinkommt und die Tür schlieÃt.
Jess fühlt sich schlecht. Immerhin ist Rory sehr mitgenommen, und das unter anderem wegen ihm. In diesem Moment verflucht er sich selbst für seine eigene Dummheit. Wie konnte ich diesen Laptop nur allem anderen vor ziehen.
Claire reiÃt ihn aus seinen Gedanken, denn sie zupft an Rorys Oberteil, und diese bückt sich zu ihrer Tochter herunter.
Hey, meine Kleine! Sagt sie lächelnd, und nimmt sie hoch. Na? Wie war’s mit Grandma?
Ganz okay, sagt die Kleine und zuckt mit den Schultern.
Sie hat Michel gefeuert, sagt Lorelai nüchtern.
Bevor Rory reagieren kann, drehen sich die beiden um, denn das erheiterte Auflachen von Jess verwandelt sich in ein ungesundes Hüsteln.
Sieht ihr ähnlich, haucht er nur und lächelt müde. Rory nickt leise und kommt mit Claire auf dem Arm einige Schritte auf das Bett zu. Richard, der neben dem Bett gesessen hatte, ist aufgestanden und begrüÃt seine Tochter, dann wendet er sich zu Luke und schüttelt seine Hand. Dann erst wendet er sich Claire zu, die er nur von den Fotos kennt die Lorelai ihm zu Weihnachten geschickt hat.
Er starrt das Mädchen an, das auf Rorys Arm hockt und mit ihr rum albert. Dann sieht er zu Jess, der die beiden liebevoll betrachtet. Er muss lächeln. Es kommt ihm vor wie eine groÃe Familie. Rory spürt seinen Blick, als er sie ansieht, und hebt den Kopf. Lange sehen sie sich an. Bis Claire ihre Mutter die Nase zu hält.
Hey! Beschwert sich Rory halb lachend.
Du hörst mir gar überhaupt nicht zu! Sagt Claire beleidigt und verschränkt die kurzen Arme vor der Brust.
Du hast Recht... gibt Rory zu und dreht sich wieder zu Claire. Schieà los.
Claire lächelt kurz, dann beginnt sie sprudelnd zu erzählen. Richard ist ziemlich gefangen von ihrem Anblick.
Grandpa hat mich reiten lassen! Sagt die Kleine lächelnd.
Reiten? Fragt Rory verständnislos. Sie weià ganz genau, dass ihre Tochter auf einem der Nachfolgerpferde reiten durfte. Als sie an sie an die beiden denkt, muss sie lächeln. Eigentlich hatten die beiden andere Namen. Doch als ihre Vorgänger vor vier Jahren starben, bekam das Dragonfly Nachschub, die zufälligerweise Gunsmoke und Pepper sehr ähnlich sahen. Und Lorelai war so traurig über das natürliche Ableben ihrer zwei Vierbeiner gewesen, dass sie Gina und Randy einfach kurzerhand umgetauft hatte.
Auf wem denn? Fragt Rory also weiter.
Auf Gunsmoke II! Ruft Claire aus und lacht übermütig. Das war sooo cool!
Warum ausgerechnet auf dem riesigen Vieh. Pepper II ist doch viel kleiner, sagt sie und dreht sich verwundert zu Jess um, als dieser leise druckst.
Pepper mag ich nicht, sagt Claire sachlich. Er hat mein Butterbrot geklaut. Dann sieht sie Richard direkt an. Wer ist das, Mummy? Fragt sie ohne ihren Blick abzuwenden.
Rory streicht ihrer Tochter einzelne dunkle Haarsträhnen aus der Stirn und lächelt. Das ist dein UrgroÃvater Richard.
Sie sieht ihn sich einige Sekunden eingehend an, dann streckt sie ihm die Hand entgegen und grinst. Hi, UrgroÃvater Richard. Ich bin Claire, sagt sie.
Lächelnd ergreift Richard ihre Hand und schüttelt sie sanft. Freut mich dich kennen zu lernen, Claire, sagt er leise, und Rory hat das Gefühl, seine Stimme würde versagen. Doch sie hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn Claire zupft schon wieder an ihrer Jacke. Mummy? Fragt sie und deutet auf den Stuhl. Kann ich mich da hin setzen?
Rory nickt und setzt sie auf dem Stuhl ab. Sie dreht sich zu Luke und Lorelai um, die an Jess FuÃende stehen und die Szene beobachten. Auch Rory starrt nun gebannt auf Claire, die sich auf dem Stuhl hinkniet und sich zu Jess beugt, ihre kleinen Ellenbogen auf das Bett stützt und leise beginnt zu sprechen.
Hi, Jess, murmelt sie, laut genug als dass alle sie hören können.
Jess dreht den Kopf zu ihr und hebt seinen gesunden Arm, streicht ihr übers Haar.
Hi, Clery... sagt er leise.
Du hast Mummy ganz schön erschreckt!
Er nickt. Ich weiÃ, sagt er.
Sie hat sich groÃe Sorgen gemacht...
Ich weiÃ, sage er erneut.
Sie hat dich ganz doll lieb, sagt sie dann.
Er muss lächeln. Denn nach all dieser Zeit, weià er es nun auch.
Ich weiÃ, sagt er zum dritten mal, und winkt sie etwas näher zu sich. Und ich hab Mummy auch ganz doll lieb, sagt er und sie lächelt verschmitzt.
Claire sieht ihn ungläubig an, und als er zustimmend nickt, beginnt sie zu lachen. Er ist ein freudiges, kicherndes Kinderlachen. Das schönste, das er je zu hören bekam. Und es machte beide, Jess und auch Rory, darauf aufmerksam, dass nichts, und wenn alles auch so grau schien, vollkommen vorbei war. Es gab Hoffnung. Und solange es diese gab, würde alles gut werden. Für immer. Vielleicht. Bestimmt.
Flashback Ende
Langsam winde ich mich. Ich versuche mich aufzusetzen, das lange regungslose Rumhocken schmerzt in jeglichen Knochen. Was ich damit unbeabsichtigt bewirke, ist, dass Rory nun langsam aufwacht. Sie gähnt müde und dreht ihren Kopf ein wenig. Dann schlägt sie langsam ihre Augen auf und sieht sich verwirrt um. Als sie ihren Kopf von meiner Schulter nimmt, setze ich mich aufrecht hin und fasse mit meiner rechten Hand an mein Bein. Augenblicklich ist sie hellwach.
Was ist passiert? Tut es weh? Fragt sie aufgescheucht.
Nein, sage ich schnell. Es ist nur unangenehm, so lange still zu sitzen. Ich denke, ich sollte einen Moment aufstehen, sage ich und angle nach dem Gehstock, der auf dem gegenüberliegendem Sitz liegt. Ich stehe auf und stütze mich darauf. Langsam humple ich aus dem Abteil und den Gang rauf. Ich spüre Rorys Blick in meinem Rücken. Es ist nicht unangenehm. Als ich mich umsehe, wendet sie gerade ihren Blick ab, fährt sich müde über die Augen und sieht erschöpft aus dem Fenster.
Ich gehe nach vorne und bleibe an der Tür stehen. Einzelne Lichter tanzen vor dem Fenster umher. Ich verliere mich in ihnen, reise mit meinen Gedanken weit weg, durch sie hindurch. Ich sehe an mir herunter. Mein Arm ist wieder vollkommen in Ordnung. Nur eine kleine Narbe erinnert an diese Wunde. Lange konnte ich diesen Arm kaum nutzen. Als ich wieder begann zu gehen, konnte ich die linke Krücke nicht halten. Als ich es endlich geschafft hatte an einem Gehstock zu gehen, konnte ich Luke nicht mal bei der Arbeit helfen. Ich brauchte nur eine Kaffeekanne halten, schon begann meine Hand zu zittern. So saà ich wochenlang in der Gegend rum und war dauernd schlecht gelaunt. Rory war es, die mir Kraft und Mut gab. Immer war sie da. Immer um mich.
Sie hat mich praktisch dazu gezwungen wieder zu ihr zu ziehen. Sie hat ihr Bettzeug in Michael Zimmer gebracht und schläft nun dort. Mich hat sie in ihr groÃes Bett verfrachtet. Sie sagte, sie wolle sich um mich kümmern, und das ginge am besten, wenn ich bei ihr wohnte.
Ich sehe weiterhin aus dem Fenster und denke an die Zeit, als sie mich im Krankenhaus besuchte. Noch bevor Claire, Lorelai und Luke kamen, war Richard kurz hinausgegangen, um zu telefonieren. Ich war sehr schwach, hätte am liebsten nur geschlafen. Und sie war bei mir. Sie war alles, was ich brauchte. Sie ist alles, was ich brauche. Und das machte sie mir an jenem Abend klar.
Flashback
Lächelnd sieht sie ihrem GroÃvater nach, der mit ein paar Münzen gewaffnet, sich auf die Suche nach dem Münztelefon des Krankenhauses macht. Es sagte, er wolle Emily anrufen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte.
Rory ist froh, dass er gekommen ist. Sie ist ihrer Mutter sehr dankbar. Bei dem Gedanken an sie, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Wie liebevoll sie doch ist. Nach all den Jahren noch voller Elan und Kraft an die Arbeit geht, frisch und erholt jeden Morgen auf neue ihren Alltag bewältigt.
Rory.... hört sie Jess Stimme, die sie aus ihren Gedanken reiÃt. Erschrocken sieht sie zu ihm. Er sagt ihren Namen sehr leise, und so beugt sie sich weiter zu ihm runter, um ihn zu verstehen.
Ja? Fragt sie mit zitternder Stimme. Warum ihre Stimme zittert, weià sie selbst nicht. Es ist eine merkwürdige Situation. Auf der einen Seite sitzt sie an Jess Krankenbett und hofft, dass er wieder gesund wird, bangt um seine Kraft und hofft, dass er sich bald erholt. Auf der anderen Seite, spürt sie Hoffnung in sich. Denn sie weiÃ, sie hat sich entschieden zu Kämpfen. Und sie wird siegen. Ja. Sie wird kämpfen und siegen.
Ich hatte einen sehr schönen Traum... seufzt er und reiÃt sie somit aus ihren Gedanken.
Was hast du denn geträumt? Fragt Rory und nimmt seine Hand.
Ich hab geträumt dass... ich auf dieser StraÃe lag... und du hast etwas sehr schönes zu mir gesagt... Du sagtest... wenn das hier vorbei ist... und Michael wieder hier ist... dann kaufen wir ein Haus... mit Garten. Und du sagtest... dass du mich liebst... lange sieht er sie einfach nur an, doch sie kann nicht reagieren. Ist das nicht ein schöner Traum, Rory? Fragt er schlieÃlich und Rory nickt gedankenverloren.
Ja, das ist ein schöner Traum, erwidert sie, und ihre Stimme klingt fest und überzeugt. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie denken, dass sie das mit dem Traum sogar glaubt. Doch sie weià es besser, und es war absolut kein Traum.
Rory sieht ein Aufflackern in seinen Augen. Es ist wohl die Enttäuschung. Und in diesem Moment, denkt sie, es gibt keinen besseren Augenblick um ihm klar zu machen, worauf er schon so lange wartet. Was er sich seit so langer Zeit erhofft, und was sie ihm immer verwährt hat. Und so beugt sich Rory weiter zu ihm und streicht ihm sanft mit der flachen Hand über die Stirn.
Aber das war kein Traum, Jess, sagt sie ruhig und es fällt ihr merkwürdigerweise kein bisschen schwer. Das habe ich tatsächlich gesagt.
Er lächelt müde, und seine fahlen Lippen spannen sich merkwürdig, als wären sie auÃergewöhnlich trocken. Ich weiÃ... sagt er zu Rorys Erstaunen. Ich weiÃ. Ich wollte nur... sicher gehen, dass du es wirklich ernst gemeint hast.
Und sie lächelt. Sie kann ihm einfach nicht böse sein. Auch wenn es eine Art Prüfung war, sie kann ihm einfach nicht böse sein. Nicht jetzt, in diesem Zustand. Und auch nicht dafür. Er wartet schon so lange auf diese Antwort, und sie fühlt sich befreit und ein Stück weit auch... glücklich, in einem merkwürdigen Rahmen.
Flashback Ende
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Und nun kommt der neue Teil...
Und ich denke es ist mal an der Zeit mal wieder was zu widmen... also widme ich es diesesmal Sariche, weil sie die FF so gerne hat

Kapitel 32. Unaufhaltsam
Leise tuckert der Zug vor sich hin. Ich sehe aus dem Fenster. Die Landschaft zieht an uns vorbei und ich wundere mich, wie langsam es doch voran geht. Schläfrig starre ich in die Ferne. Kaum eine Stunde fahren wir gerade, und doch, mir kommt es vor wie ein stundenlanger Aufenthalt in diesem Kasten. Ich muss lächeln, als ich an die ganze Reise denke. Wir sind beide ziemlich geschafft.
Wir sind mit dem Flugzeug von Hartford nach San Francisco geflogen. Allein das war eine Strapaze ohnegleichen. Meine Flugangst konnte ich ihr bis kurz vor dem Start einigermaÃen gut verbergen. Danach hat sie es gemerkt. Doch sie sagte nichts. Sie drückte einfach meine Hand und strich mit ihrem Daumen über meinen. Ein beruhigendes Gefühl. Als wäre ich nicht alleine. Nie mehr alleine.
In San Francisco musste ich einige Dinge erledigen, die Gelegenheit nutzen um im Verlag vorbei zu sehen. Sie ist mir nicht von der Seite gewichen. Hat sich alles lächelnd angesehen. Sie lächelte sogar noch, als ich den Typen, der den Laden für mich führt, wegen irgendwas zu Recht wies. In energischem Ton.
Ich habe noch einige Dinge für meine Mutter besorgt und als wir an Gwens Wohnung vorbei gingen, fühlte ich mich unglaublich frei. Beflügelt und erleichtert. Ich konnte aufatmen, denn diese Zeit war Vergangenheit. Ich habe sie nicht gesehen. Und ich bin froh darüber. Ich muss mich nicht zurückziehen lassen, in meine Vergangenheit. Es war schön, doch ich hake es ab. Als Erfahrung. Ich habe damit abgeschlossen, und es ist okay. Vorbei.
Wir haben auf ein Hotelzimmer verzichtet und uns spät in den Nachtexpress von San Francisco nach L.A. gesetzt. Schlafen würden wir auch hier können, denn die achtstündige Fahrt ist durch Claires Abwesenheit mehr als nur ruhig.
Ich muss schmunzeln, als ich an sie denke. Lorelai hat Rory dazu überreden können, sie bei sich zu behalten. Sie würde mit der Kleinen in ein paar Tagen nachkommen. Ich finde es okay, so muss sich Claire nicht durch die stundenlange Fahrt quälen, kann einfach ins Flugzeug steigen und auf der anderen Seite Amerikas wieder aussteigen.
Rory schläft. Kaum saÃen wir eine halbe Stunde im Zug, ist sie auch schon an meine Schulter gesunken und friedlich eingeschlafen. Ich wünschte, ich könnte es auch. Doch meine Gedanken kreisen um das, was kommt: der Prozess. Er wird kommen, früher als erwartet, früher als geplant. Und wir rasen mit groÃer Geschwindigkeit, unaufhaltsam auf ihn zu.
Flashback
Leise klopft es an der Tür. Es ist schon spät, doch Rorys GroÃvater sitzt noch immer neben ihm. Es ist ein angenehmes Gefühl, selbst wenn er nichts sagt. Rory hatte kurz mit Luke telefoniert und sich dann einen Kaffee geholt. Dann stand sie lange Zeit am Fenster und starrte auf die immer seltener kommenden Menschen herab. Nun steht sie wieder neben Jess Bett, doch sie schweigt, ist vollkommen gefangen in ihren Gedanken.
Als es an der Tür klopft, schreckt sie zusammen, und als Lorelai ihren Kopf herein steckt, dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde und sie liegt in ihren Armen. Lange stehen sie da, Lorelai drück ihre Tochter einfach nur fest an sich, während Luke mit Claire hereinkommt und die Tür schlieÃt.
Jess fühlt sich schlecht. Immerhin ist Rory sehr mitgenommen, und das unter anderem wegen ihm. In diesem Moment verflucht er sich selbst für seine eigene Dummheit. Wie konnte ich diesen Laptop nur allem anderen vor ziehen.
Claire reiÃt ihn aus seinen Gedanken, denn sie zupft an Rorys Oberteil, und diese bückt sich zu ihrer Tochter herunter.
Hey, meine Kleine! Sagt sie lächelnd, und nimmt sie hoch. Na? Wie war’s mit Grandma?
Ganz okay, sagt die Kleine und zuckt mit den Schultern.
Sie hat Michel gefeuert, sagt Lorelai nüchtern.
Bevor Rory reagieren kann, drehen sich die beiden um, denn das erheiterte Auflachen von Jess verwandelt sich in ein ungesundes Hüsteln.
Sieht ihr ähnlich, haucht er nur und lächelt müde. Rory nickt leise und kommt mit Claire auf dem Arm einige Schritte auf das Bett zu. Richard, der neben dem Bett gesessen hatte, ist aufgestanden und begrüÃt seine Tochter, dann wendet er sich zu Luke und schüttelt seine Hand. Dann erst wendet er sich Claire zu, die er nur von den Fotos kennt die Lorelai ihm zu Weihnachten geschickt hat.
Er starrt das Mädchen an, das auf Rorys Arm hockt und mit ihr rum albert. Dann sieht er zu Jess, der die beiden liebevoll betrachtet. Er muss lächeln. Es kommt ihm vor wie eine groÃe Familie. Rory spürt seinen Blick, als er sie ansieht, und hebt den Kopf. Lange sehen sie sich an. Bis Claire ihre Mutter die Nase zu hält.
Hey! Beschwert sich Rory halb lachend.
Du hörst mir gar überhaupt nicht zu! Sagt Claire beleidigt und verschränkt die kurzen Arme vor der Brust.
Du hast Recht... gibt Rory zu und dreht sich wieder zu Claire. Schieà los.
Claire lächelt kurz, dann beginnt sie sprudelnd zu erzählen. Richard ist ziemlich gefangen von ihrem Anblick.
Grandpa hat mich reiten lassen! Sagt die Kleine lächelnd.
Reiten? Fragt Rory verständnislos. Sie weià ganz genau, dass ihre Tochter auf einem der Nachfolgerpferde reiten durfte. Als sie an sie an die beiden denkt, muss sie lächeln. Eigentlich hatten die beiden andere Namen. Doch als ihre Vorgänger vor vier Jahren starben, bekam das Dragonfly Nachschub, die zufälligerweise Gunsmoke und Pepper sehr ähnlich sahen. Und Lorelai war so traurig über das natürliche Ableben ihrer zwei Vierbeiner gewesen, dass sie Gina und Randy einfach kurzerhand umgetauft hatte.
Auf wem denn? Fragt Rory also weiter.
Auf Gunsmoke II! Ruft Claire aus und lacht übermütig. Das war sooo cool!
Warum ausgerechnet auf dem riesigen Vieh. Pepper II ist doch viel kleiner, sagt sie und dreht sich verwundert zu Jess um, als dieser leise druckst.
Pepper mag ich nicht, sagt Claire sachlich. Er hat mein Butterbrot geklaut. Dann sieht sie Richard direkt an. Wer ist das, Mummy? Fragt sie ohne ihren Blick abzuwenden.
Rory streicht ihrer Tochter einzelne dunkle Haarsträhnen aus der Stirn und lächelt. Das ist dein UrgroÃvater Richard.
Sie sieht ihn sich einige Sekunden eingehend an, dann streckt sie ihm die Hand entgegen und grinst. Hi, UrgroÃvater Richard. Ich bin Claire, sagt sie.
Lächelnd ergreift Richard ihre Hand und schüttelt sie sanft. Freut mich dich kennen zu lernen, Claire, sagt er leise, und Rory hat das Gefühl, seine Stimme würde versagen. Doch sie hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn Claire zupft schon wieder an ihrer Jacke. Mummy? Fragt sie und deutet auf den Stuhl. Kann ich mich da hin setzen?
Rory nickt und setzt sie auf dem Stuhl ab. Sie dreht sich zu Luke und Lorelai um, die an Jess FuÃende stehen und die Szene beobachten. Auch Rory starrt nun gebannt auf Claire, die sich auf dem Stuhl hinkniet und sich zu Jess beugt, ihre kleinen Ellenbogen auf das Bett stützt und leise beginnt zu sprechen.
Hi, Jess, murmelt sie, laut genug als dass alle sie hören können.
Jess dreht den Kopf zu ihr und hebt seinen gesunden Arm, streicht ihr übers Haar.
Hi, Clery... sagt er leise.
Du hast Mummy ganz schön erschreckt!
Er nickt. Ich weiÃ, sagt er.
Sie hat sich groÃe Sorgen gemacht...
Ich weiÃ, sage er erneut.
Sie hat dich ganz doll lieb, sagt sie dann.
Er muss lächeln. Denn nach all dieser Zeit, weià er es nun auch.
Ich weiÃ, sagt er zum dritten mal, und winkt sie etwas näher zu sich. Und ich hab Mummy auch ganz doll lieb, sagt er und sie lächelt verschmitzt.
Claire sieht ihn ungläubig an, und als er zustimmend nickt, beginnt sie zu lachen. Er ist ein freudiges, kicherndes Kinderlachen. Das schönste, das er je zu hören bekam. Und es machte beide, Jess und auch Rory, darauf aufmerksam, dass nichts, und wenn alles auch so grau schien, vollkommen vorbei war. Es gab Hoffnung. Und solange es diese gab, würde alles gut werden. Für immer. Vielleicht. Bestimmt.
Flashback Ende
Langsam winde ich mich. Ich versuche mich aufzusetzen, das lange regungslose Rumhocken schmerzt in jeglichen Knochen. Was ich damit unbeabsichtigt bewirke, ist, dass Rory nun langsam aufwacht. Sie gähnt müde und dreht ihren Kopf ein wenig. Dann schlägt sie langsam ihre Augen auf und sieht sich verwirrt um. Als sie ihren Kopf von meiner Schulter nimmt, setze ich mich aufrecht hin und fasse mit meiner rechten Hand an mein Bein. Augenblicklich ist sie hellwach.
Was ist passiert? Tut es weh? Fragt sie aufgescheucht.
Nein, sage ich schnell. Es ist nur unangenehm, so lange still zu sitzen. Ich denke, ich sollte einen Moment aufstehen, sage ich und angle nach dem Gehstock, der auf dem gegenüberliegendem Sitz liegt. Ich stehe auf und stütze mich darauf. Langsam humple ich aus dem Abteil und den Gang rauf. Ich spüre Rorys Blick in meinem Rücken. Es ist nicht unangenehm. Als ich mich umsehe, wendet sie gerade ihren Blick ab, fährt sich müde über die Augen und sieht erschöpft aus dem Fenster.
Ich gehe nach vorne und bleibe an der Tür stehen. Einzelne Lichter tanzen vor dem Fenster umher. Ich verliere mich in ihnen, reise mit meinen Gedanken weit weg, durch sie hindurch. Ich sehe an mir herunter. Mein Arm ist wieder vollkommen in Ordnung. Nur eine kleine Narbe erinnert an diese Wunde. Lange konnte ich diesen Arm kaum nutzen. Als ich wieder begann zu gehen, konnte ich die linke Krücke nicht halten. Als ich es endlich geschafft hatte an einem Gehstock zu gehen, konnte ich Luke nicht mal bei der Arbeit helfen. Ich brauchte nur eine Kaffeekanne halten, schon begann meine Hand zu zittern. So saà ich wochenlang in der Gegend rum und war dauernd schlecht gelaunt. Rory war es, die mir Kraft und Mut gab. Immer war sie da. Immer um mich.
Sie hat mich praktisch dazu gezwungen wieder zu ihr zu ziehen. Sie hat ihr Bettzeug in Michael Zimmer gebracht und schläft nun dort. Mich hat sie in ihr groÃes Bett verfrachtet. Sie sagte, sie wolle sich um mich kümmern, und das ginge am besten, wenn ich bei ihr wohnte.
Ich sehe weiterhin aus dem Fenster und denke an die Zeit, als sie mich im Krankenhaus besuchte. Noch bevor Claire, Lorelai und Luke kamen, war Richard kurz hinausgegangen, um zu telefonieren. Ich war sehr schwach, hätte am liebsten nur geschlafen. Und sie war bei mir. Sie war alles, was ich brauchte. Sie ist alles, was ich brauche. Und das machte sie mir an jenem Abend klar.
Flashback
Lächelnd sieht sie ihrem GroÃvater nach, der mit ein paar Münzen gewaffnet, sich auf die Suche nach dem Münztelefon des Krankenhauses macht. Es sagte, er wolle Emily anrufen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte.
Rory ist froh, dass er gekommen ist. Sie ist ihrer Mutter sehr dankbar. Bei dem Gedanken an sie, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Wie liebevoll sie doch ist. Nach all den Jahren noch voller Elan und Kraft an die Arbeit geht, frisch und erholt jeden Morgen auf neue ihren Alltag bewältigt.
Rory.... hört sie Jess Stimme, die sie aus ihren Gedanken reiÃt. Erschrocken sieht sie zu ihm. Er sagt ihren Namen sehr leise, und so beugt sie sich weiter zu ihm runter, um ihn zu verstehen.
Ja? Fragt sie mit zitternder Stimme. Warum ihre Stimme zittert, weià sie selbst nicht. Es ist eine merkwürdige Situation. Auf der einen Seite sitzt sie an Jess Krankenbett und hofft, dass er wieder gesund wird, bangt um seine Kraft und hofft, dass er sich bald erholt. Auf der anderen Seite, spürt sie Hoffnung in sich. Denn sie weiÃ, sie hat sich entschieden zu Kämpfen. Und sie wird siegen. Ja. Sie wird kämpfen und siegen.
Ich hatte einen sehr schönen Traum... seufzt er und reiÃt sie somit aus ihren Gedanken.
Was hast du denn geträumt? Fragt Rory und nimmt seine Hand.
Ich hab geträumt dass... ich auf dieser StraÃe lag... und du hast etwas sehr schönes zu mir gesagt... Du sagtest... wenn das hier vorbei ist... und Michael wieder hier ist... dann kaufen wir ein Haus... mit Garten. Und du sagtest... dass du mich liebst... lange sieht er sie einfach nur an, doch sie kann nicht reagieren. Ist das nicht ein schöner Traum, Rory? Fragt er schlieÃlich und Rory nickt gedankenverloren.
Ja, das ist ein schöner Traum, erwidert sie, und ihre Stimme klingt fest und überzeugt. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie denken, dass sie das mit dem Traum sogar glaubt. Doch sie weià es besser, und es war absolut kein Traum.
Rory sieht ein Aufflackern in seinen Augen. Es ist wohl die Enttäuschung. Und in diesem Moment, denkt sie, es gibt keinen besseren Augenblick um ihm klar zu machen, worauf er schon so lange wartet. Was er sich seit so langer Zeit erhofft, und was sie ihm immer verwährt hat. Und so beugt sich Rory weiter zu ihm und streicht ihm sanft mit der flachen Hand über die Stirn.
Aber das war kein Traum, Jess, sagt sie ruhig und es fällt ihr merkwürdigerweise kein bisschen schwer. Das habe ich tatsächlich gesagt.
Er lächelt müde, und seine fahlen Lippen spannen sich merkwürdig, als wären sie auÃergewöhnlich trocken. Ich weiÃ... sagt er zu Rorys Erstaunen. Ich weiÃ. Ich wollte nur... sicher gehen, dass du es wirklich ernst gemeint hast.
Und sie lächelt. Sie kann ihm einfach nicht böse sein. Auch wenn es eine Art Prüfung war, sie kann ihm einfach nicht böse sein. Nicht jetzt, in diesem Zustand. Und auch nicht dafür. Er wartet schon so lange auf diese Antwort, und sie fühlt sich befreit und ein Stück weit auch... glücklich, in einem merkwürdigen Rahmen.
Flashback Ende
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