26.06.2007, 08:33
...
Ein sanftes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich daran zurück denke. So viel Zeit ist vergangen. So viel Dinge sind passiert. So viel.
Ich wende mich von der Tür ab und komme zurück, den Gang hinunter. Sie sitzt ganz dicht am Fenster und sieht hinaus in die Ferne. Ich bleibe vor dem Abteil stehen und stütze mich auf meinen Stock. Lange betrachte ich sie, bis sie es merkt.
Ich weià nicht, ob ich stark genug bin, das hier durchzustehen, sagt sie und sieht zu Boden.
Das bist du. Du bist nicht allein, sage ich und komme näher.
Das meine ich nicht. Ich meine nur... ich weià nicht, ob ich es schaffen werde fair zu bleiben. Ich will ihm nicht Unrecht tun, aber... ich bin so wütend auf ihn... sie versucht zu lächeln, und sieht auf, direkt in meine Augen. Lange stehe ich so da, vertieft in ihre wunderschönen blauen Augen, die endlich, nach so langer Zeit, wieder zu leuchten beginnen. Ich lächle sie sanft an.
Ich weiÃ... du bist sehr wütend auf ihn. Aber... vielleicht solltest du einfach daran denken, dass er es nicht schafft, dich zu unterdrücken. Ãberleg mal. In den letzten Monaten ist sehr viel passiert. Sehr viel Gutes. Alles, was er davor versucht hat zu zerstören, wächst wieder aus dem Aschhaufen hervor, den er hinterlieÃ. Denkst du vielleicht, das wäre ohne dich möglich gewesen?
Rory schüttelt verächtlich den Kopf. Ohne mich wäre es gar nicht erst zu dieser Zerstörung gekommen. Wäre ich nicht gewesen, wäre alles noch beim alten. Sam wäre glücklich...
Ich unterbreche sie. Das ist das einzige was von Logans Taten noch übrig bleibt. Und auch das wird geregelt werden. Sam wird bald wieder frei sein.
Rory schüttelt den Kopf. Nach einem Jahr. Er hat ein Jahr im Gefängnis verloren, Jess! Er hatte noch nicht mal einen Prozess! Warum? Etwa weil er schwarz ist? Ist diese gottverdammte Welt immer noch an diesem Punkt stecken geblieben? Geht es denn niemals bergauf?
Ich stütze mich auf den Gehstock und mache einen Schritt auf sie zu. So schnell, dass sie erschrocken zusammen zuckt. Ich kann mir denken, wie bedrohlich es wirken muss, denn ich stehe nur wenig von ihr entfernt und funkele sie von oben herab an.
Sam wird da rauskommen, sage ich und erinnere mich an die Zeit zurück, in der ich Woche für Woche ins Gefängnis kam und ihn besuchte. Manchmal spielten wir sogar Karten. Wenn der Wächter sich erweichen lies und ein Auge zu drückte.
Otello hat es in einem Jahr nicht geschafft, ihn da raus zu hauen. Warum sollte er es jetzt schaffen? Fragt sie leise.
Rory! Sage ich energisch und sie zuckt erneut zusammen. Wenn Sam wegen Logan im Gefängnis sitzt, muss das nur bewiesen werden. Und dafür hat Logan seinen Prozess. Wenn das alles ans Licht kommt, wird Sam keinen Prozess brauchen. Er wird es schaffen. Rede dir nicht ein, dass es ohne dich nicht dazu gekommen wäre.
Sie sieht mich lange an. Dann antwortet sie mir. Afrika wäre mit Lucas verheiratet, wenn es nicht wegen mir versaut worden wäre.
Ich schüttle den Kopf. Afrika geht es gut! Und Lucas auch. Sie warten bereits sehnsüchtig darauf, dass alles gut ist. Dann wird das, was kaputt gemacht wurde, endlich wieder gekittet.
Sie sieht mich erneut an, wütend, wie mir scheint. Ich verstehe nicht, worauf sie hinaus will. Sie denkt, alles was einst kaputt ging, kann nicht mehr gut werden. Doch sie irrt sich. Alles wird wieder gut. Egal wie lange es dauert. Doch sie reiÃt mich aus meinen Gedanken.
Das hier ist keine Bastelstube, Jess. Ich kann nicht alles zusammen kleben. Dinge, die zerstört sind, werden nicht mehr ganz gemacht. Das geht einfach nicht.
Ich schlucke. Du glaubst das tatsächlich? Du glaubst also wirklich, dass nichts mehr gut wird? Ich schnaufe wütend und wende mich ab, nur damit sie meine Tränen nicht sehen kann. Ich habe versucht ihr Hoffnung zu geben, sie damit voll zu pumpen. Aber es geht nicht. Sie wehrt sich.
Darum geht es doch gar nicht. Vielleicht wird alles gut. Aber es wird niemals wieder wie vorher sein, sie sieht mich ernst an und ich weià für einen Augenblick nicht, was ich erwidern soll.
Natürlich wird nichts wie vorher sein. Aber es ist nicht alles verloren, Rory... du bist nicht alleine. Und du solltest dir, und auch uns anderen, nicht das Gefühl geben für nichts zu kämpfen, meine Stimme klingt hart, standhaft. Fast gemein. Fast kalt.
Sie senkt den Blick und sieht erneut aus dem Fenster. Ich stehe direkt vor ihr und sehe auf sie herab. Lange schweigt sie. Ãber zehn Minuten. Bis sie unser beider Schweigen bricht. Ihre Stimme klingt ruhig, gelassen, und dennoch traurig. Ich habe Michael seit Monaten nicht gesehen, sagt sie leise.
Ich weiÃ, sage ich leise.
Sie sieht auf und ich erschrecke. Ihre Augen schwimmen in Tränen. Leise beugt sie sich vor und lehnt ihren Kopf gegen meinen Körper.
Es tut so weh, wimmert sie.
Ich weiÃ, wiederhole ich und streiche mit meiner linken Hand über ihr Haar. Ich bereue, was ich gesagt habe. Ich bereue jedes Wort, das feindselig meine Lippen verlieÃ. Wie konnte ich nur? Wir sollten zusammen halten, nicht streiten. Aber wie schon so oft, schaffen wir es ohne Worte. Ohne Worte alles wieder in Ordnung zu bringen.
Als sie den Kopf hebt, nimmt sie meine Hand. Sie rutscht zur Seite, so dass ich mich ans Fenster setzen kann. Dann sieht sie mich auffordernd an. Und ich setze mich zurück zu Rory. Sie schluckt trocken und sieht mich an. Danke, dass du da bist, sagt sie so leise, dass ich Mühe habe es zu verstehen. Ich weià nicht, was ich darauf erwidern sollte, deswegen hebe ich nur den rechten Arm und lege ihn um sie. Ich spüre wie ihre Atmung ruhiger wird, und merke wie sie ihren Kopf an meine Schulter legt. Ich rieche ihren Duft und sehe wie sie atmend lebt. Und ich lächle leise. Ja. Sie ist der Mensch, den ich liebe. Und sie weià es.
Ich habe Angst, sagt sie leise und alles, was ich tun kann, ist ihr einen Kuss auf das seidige Haar zu geben.
Alles wird gut, flüstere ich, und gemeinsam sehen wir aus dem Fenster, wie unser Zug in die morgendliche Dämmerung, und unaufhaltsam der Wahrheit entgegen, rast.
_____
Und jetzt freue mich auf schön Fb... :freu:
Ein sanftes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich daran zurück denke. So viel Zeit ist vergangen. So viel Dinge sind passiert. So viel.
Ich wende mich von der Tür ab und komme zurück, den Gang hinunter. Sie sitzt ganz dicht am Fenster und sieht hinaus in die Ferne. Ich bleibe vor dem Abteil stehen und stütze mich auf meinen Stock. Lange betrachte ich sie, bis sie es merkt.
Ich weià nicht, ob ich stark genug bin, das hier durchzustehen, sagt sie und sieht zu Boden.
Das bist du. Du bist nicht allein, sage ich und komme näher.
Das meine ich nicht. Ich meine nur... ich weià nicht, ob ich es schaffen werde fair zu bleiben. Ich will ihm nicht Unrecht tun, aber... ich bin so wütend auf ihn... sie versucht zu lächeln, und sieht auf, direkt in meine Augen. Lange stehe ich so da, vertieft in ihre wunderschönen blauen Augen, die endlich, nach so langer Zeit, wieder zu leuchten beginnen. Ich lächle sie sanft an.
Ich weiÃ... du bist sehr wütend auf ihn. Aber... vielleicht solltest du einfach daran denken, dass er es nicht schafft, dich zu unterdrücken. Ãberleg mal. In den letzten Monaten ist sehr viel passiert. Sehr viel Gutes. Alles, was er davor versucht hat zu zerstören, wächst wieder aus dem Aschhaufen hervor, den er hinterlieÃ. Denkst du vielleicht, das wäre ohne dich möglich gewesen?
Rory schüttelt verächtlich den Kopf. Ohne mich wäre es gar nicht erst zu dieser Zerstörung gekommen. Wäre ich nicht gewesen, wäre alles noch beim alten. Sam wäre glücklich...
Ich unterbreche sie. Das ist das einzige was von Logans Taten noch übrig bleibt. Und auch das wird geregelt werden. Sam wird bald wieder frei sein.
Rory schüttelt den Kopf. Nach einem Jahr. Er hat ein Jahr im Gefängnis verloren, Jess! Er hatte noch nicht mal einen Prozess! Warum? Etwa weil er schwarz ist? Ist diese gottverdammte Welt immer noch an diesem Punkt stecken geblieben? Geht es denn niemals bergauf?
Ich stütze mich auf den Gehstock und mache einen Schritt auf sie zu. So schnell, dass sie erschrocken zusammen zuckt. Ich kann mir denken, wie bedrohlich es wirken muss, denn ich stehe nur wenig von ihr entfernt und funkele sie von oben herab an.
Sam wird da rauskommen, sage ich und erinnere mich an die Zeit zurück, in der ich Woche für Woche ins Gefängnis kam und ihn besuchte. Manchmal spielten wir sogar Karten. Wenn der Wächter sich erweichen lies und ein Auge zu drückte.
Otello hat es in einem Jahr nicht geschafft, ihn da raus zu hauen. Warum sollte er es jetzt schaffen? Fragt sie leise.
Rory! Sage ich energisch und sie zuckt erneut zusammen. Wenn Sam wegen Logan im Gefängnis sitzt, muss das nur bewiesen werden. Und dafür hat Logan seinen Prozess. Wenn das alles ans Licht kommt, wird Sam keinen Prozess brauchen. Er wird es schaffen. Rede dir nicht ein, dass es ohne dich nicht dazu gekommen wäre.
Sie sieht mich lange an. Dann antwortet sie mir. Afrika wäre mit Lucas verheiratet, wenn es nicht wegen mir versaut worden wäre.
Ich schüttle den Kopf. Afrika geht es gut! Und Lucas auch. Sie warten bereits sehnsüchtig darauf, dass alles gut ist. Dann wird das, was kaputt gemacht wurde, endlich wieder gekittet.
Sie sieht mich erneut an, wütend, wie mir scheint. Ich verstehe nicht, worauf sie hinaus will. Sie denkt, alles was einst kaputt ging, kann nicht mehr gut werden. Doch sie irrt sich. Alles wird wieder gut. Egal wie lange es dauert. Doch sie reiÃt mich aus meinen Gedanken.
Das hier ist keine Bastelstube, Jess. Ich kann nicht alles zusammen kleben. Dinge, die zerstört sind, werden nicht mehr ganz gemacht. Das geht einfach nicht.
Ich schlucke. Du glaubst das tatsächlich? Du glaubst also wirklich, dass nichts mehr gut wird? Ich schnaufe wütend und wende mich ab, nur damit sie meine Tränen nicht sehen kann. Ich habe versucht ihr Hoffnung zu geben, sie damit voll zu pumpen. Aber es geht nicht. Sie wehrt sich.
Darum geht es doch gar nicht. Vielleicht wird alles gut. Aber es wird niemals wieder wie vorher sein, sie sieht mich ernst an und ich weià für einen Augenblick nicht, was ich erwidern soll.
Natürlich wird nichts wie vorher sein. Aber es ist nicht alles verloren, Rory... du bist nicht alleine. Und du solltest dir, und auch uns anderen, nicht das Gefühl geben für nichts zu kämpfen, meine Stimme klingt hart, standhaft. Fast gemein. Fast kalt.
Sie senkt den Blick und sieht erneut aus dem Fenster. Ich stehe direkt vor ihr und sehe auf sie herab. Lange schweigt sie. Ãber zehn Minuten. Bis sie unser beider Schweigen bricht. Ihre Stimme klingt ruhig, gelassen, und dennoch traurig. Ich habe Michael seit Monaten nicht gesehen, sagt sie leise.
Ich weiÃ, sage ich leise.
Sie sieht auf und ich erschrecke. Ihre Augen schwimmen in Tränen. Leise beugt sie sich vor und lehnt ihren Kopf gegen meinen Körper.
Es tut so weh, wimmert sie.
Ich weiÃ, wiederhole ich und streiche mit meiner linken Hand über ihr Haar. Ich bereue, was ich gesagt habe. Ich bereue jedes Wort, das feindselig meine Lippen verlieÃ. Wie konnte ich nur? Wir sollten zusammen halten, nicht streiten. Aber wie schon so oft, schaffen wir es ohne Worte. Ohne Worte alles wieder in Ordnung zu bringen.
Als sie den Kopf hebt, nimmt sie meine Hand. Sie rutscht zur Seite, so dass ich mich ans Fenster setzen kann. Dann sieht sie mich auffordernd an. Und ich setze mich zurück zu Rory. Sie schluckt trocken und sieht mich an. Danke, dass du da bist, sagt sie so leise, dass ich Mühe habe es zu verstehen. Ich weià nicht, was ich darauf erwidern sollte, deswegen hebe ich nur den rechten Arm und lege ihn um sie. Ich spüre wie ihre Atmung ruhiger wird, und merke wie sie ihren Kopf an meine Schulter legt. Ich rieche ihren Duft und sehe wie sie atmend lebt. Und ich lächle leise. Ja. Sie ist der Mensch, den ich liebe. Und sie weià es.
Ich habe Angst, sagt sie leise und alles, was ich tun kann, ist ihr einen Kuss auf das seidige Haar zu geben.
Alles wird gut, flüstere ich, und gemeinsam sehen wir aus dem Fenster, wie unser Zug in die morgendliche Dämmerung, und unaufhaltsam der Wahrheit entgegen, rast.
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Und jetzt freue mich auf schön Fb... :freu:
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