Before Gilmore Girls
#12

So, es geht weiter...

Frühstück bei Hausdrachen
Es war ein Tag wie jeder andere, wenn man mal ausklammerte, dass Chris Gast in meinem heimatlichen Gefängnis sein würde. Er begann wie immer, aufstehen, waschen, anziehen, ein eher unangenehmes Frühstück mit den Hausdrachen . . . Du kennst das sicher, Sue, diese Tage, die wie immer beginnen und doch dein Leben verändern sollen.

„Könntest du mir mal bitte die Butter reichen“, forderte Emily ihre Tochter über den Tisch hinweg auf und deutete dabei bekräftigend in die entsprechende Richtung.
Doch Lorelai starrte nur auf ihren eigenen Teller, die Ellbogen links und rechts von demselben auf der schneeweißen Tischdecke abgestützt, das Kinn mit einem trotzigen Ausdruck in dem hübschen Gesicht auf den gefalteten Händen gebetet. Richard saß gegenüber seiner Frau, las mit regem Interesse die Morgenzeitung und schien nichts weiter von seiner Umgebung wahrzunehmen.
„Lorelai!“, Mrs. Gilmore betrachtete das Mädchen nicht ohne einen Hauch von Verständnislosigkeit. „Was soll denn das? Hast du mich denn nicht gehört?“
Die Gefragte ließ sich reichlich Zeit mit ihrer Antwort, die Wanduhr tickte gefährlich in die Stille hinein, das Rascheln von Papier war zu hören, Mr. Gilmore blätterte um.
„Ich bete“, erklärte Lorelai schließlich, wobei sie nicht eine Miene verzog, die blauen Augen fest an ihre Mutter geheftet. „Ich bete für die vielen arbeitslosen Hausmädchen, mögen sie niemals den Weg hierher finden“, setzte sie feierlich fort. „Und natürlich für Christopher, für den dasselbe gilt.“
„Aber das ist doch - !“, Emily stockte, atmete einmal tief durch, bedachte ihre Tochter mit einem wütenden, auch leicht entgeisterten Blick. „Richard!“, rief sie plötzlich aus und wandte sich hiermit an ihren Mann. „Richard!“
„Hm“, machte Mr. Gilmore ohne auch nur für einen Moment daran zu denken seine Lektüre beiseite zulegen.
„Hast du denn nicht auch was dazu zu sagen?“, verärgert wollte sie ihre Aufmerksamkeit erneut ganz und gar auf Lorelai richten, da fand sie - und das besänftigte ihre Wut nicht gerade - ihren Platz leer und verlassen vor.
Richard, der keine wichtigeren Veränderungen bemerkt zu haben schien, erinnerte sich für kurze Zeit an seine Pflichten, sowohl als Ehemann als auch als Vater: „Tu was deine Mutter sagt.“
Der Satz stand so im Raum und keiner der beiden, weder der Lesende noch die Verdatterte schienen es für nötig zu halten, auch nur ein Wort dieser Unterhaltung hinzuzufügen.

Zugegeben, wenn ich jetzt daran zurückdenke, würde ich gern alles anders machen. Die Zeit zurückdrehen. Nicht, dass ich das Gespräch am Frühstückstisch aus meinem Leben löschen würde. Nein. Ich möchte einfach noch mal durch diese Tür treten, das Haus verlassen und nie wieder zurückkehren. Doch so war es nicht und warum in Erinnerungen schwelgen, wenn man doch nichts ungeschehen machen kann? Was soll ich denn jetzt noch tun, wo nichts mehr sein wird wie früher?
Ich sitze hier und schütte dir mein Herz aus, weil niemand da ist, dem ich sonst anvertrauen könnte, was ich hier niederschreibe.

„Wir können uns noch vor dem Essen drücken“, meinte Lorelai, während sie an Chris’ Seite den Gang entlang und an den Kätchen vorbei ging. Die anderen Schüler - eilend, die meisten noch im berühmten Halbschlafzustand – wichen dem Paar dennoch geschickt aus, wagten es nicht sie voneinander zu trennen, weil eine solche Tat niemandem gestattet war.
Der Junge lachte auf, blieb an seinem Schrank stehen und schloss diesen auf: „Ist das dein Ernst?“ Er verstaute die soeben noch im Arm gehaltenen Bücher, beförderte eine dicke, blaue Mappe zutage und wandte sich schließlich wieder an seine Freundin.
„Sicher“, das Mädchen nickte bekräftigend.
„Hast du einen Plan“, erkundigte sich Christopher weiter, wobei er die Brauen soweit hochzog, dass sie beinahe unter seinem blonden Haar verschwanden.
„Natürlich“, erwiderte Lorelai und legte die Arme ums einen Hals. „Ein wasserdichter Plan, das wird kinderleicht.“
„Du weißt, dass wir nicht zaubern können, oder?“, erinnerte sie der Junge, er legte seinerseits die Arme um sie und verzog keine Miene.
„Hm“, sie hob fast ein wenig trotzig das Kinn. „Können wir nicht?“
Chris legte den Kopf leicht schief, ein Grinsen war kaum noch zu verbergen: „Nein.“
„Schade“, war Lorelais Kommentar, sie schien ehrlich enttäuscht. „Das muss ich wohl vergessen haben.“ Und mit dem altbekannten Läuten der Schulglocke legten sich ihre Lippen auf die seinen.

Nicht, dass ich dich jetzt mit allen Einzelheiten, den kleinsten Details nerven will. Doch ich erinnere mich zu genau. Diesen Kuss nicht hier schwarz auf weiß festzuhalten, das wäre wie die Tasse ohne Kaffee, denn nichts ist schlimmer als das.
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liet denn ncoh wer?

Der „T-shirt-Wettbewerb“

Nun will ich aber mal zur Sache kommen.
Diesen Abend habe ich bis jetzt hartnäckig verdrängt, ich schwöre bei Gott, ich hätte es irgendwie geschafft bis zum Rest meines erbärmlichen Lebens nicht mehr daran zu denken – und dann kommst du und schmeißt meinen Plan durcheinander. Einfach so.
Ja genau, Sue, ich gebe dir die Schuld an all dem, denn irgendjemand ist immer der Schuldige, auf irgendeinen muss man immer alles abladen. Und wieso gerade du? Einfach so.

„Lorelai!“, rief Emily die Treppe hinauf, wie sie es so oft tat. „Nun komm doch endlich, sie werden jeden Moment da sein!“
„Emily“, Richard kam die Treppe hinunter, wobei er mit einer Hand am hölzernen Geländer entlang fuhr, in seiner Stimme lag tiefste Verwirrung. „Emily, wieso schreist du denn so?“
Mrs. Gilmore verschränkte entrüstet die Arme vor der Brust: „Deine Tochter hält es nicht führ angebracht nach unten zu kommen.“ Ihr Blick hätte den härtesten Felsen durchbohren können, weshalb sich wohl ihr Mann dazu genötigt fühlte auch etwas gegen dieses Unglück zu unternehmen.
„Lorelai!“, rief er seinerseits hinauf, wobei er sich zu diesem Zweck halb auf der letzten Stufe umwandte. „Tu was deine Mutter dir sagt!“
In dem Moment lief seine Tochter die Treppe auch schon halb hinab, als sie sogleich von Mum zurückgehalten wurde. „Was zum Teufel hast du denn da an?!“, entgeistert starrte sie Lorelai an, als hätte sie diese noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Das Mädchen strich ihr pinkes T-shirt glatt, auf dem quer über ihre Brust in weißen, unheimlich fetten und sehr sichtbaren Buchstaben ‚GROPE US’ zu lesen war.
„Mum“, erwiderte Lorelai in einem tadelnden Tonfall, aus welchem man ziemlich eindeutig das nach außen hin verborgene Lächeln erkennen konnte. „Du fluchst?“
„Also – das ist doch-“, und dann geschah es: Mrs. Gilmore war vollkommen sprachlos. Ihr Mund klappte auf und zu wie ein auf dem Trockenen liegender und nach Luft schnappender Fisch.
Mr. Gilmore war die letzte Stufe inzwischen hinabgestiegen, er hatte die Hände vor dem Bauch verschränkt und fühlte sich doch etwas hilflos, da seine Frau so plötzlich verstummt war. „Zieh dir was anderes-“, begann er schließlich in die plötzliche Stille hineinzusagen, als das bekannte Läuten der Glocke ihn unhöflicher Weise zu unterbrechen wagte.
„Ich geh schon“, rief Lorelai fröhlich aus, sprang die letzten Stufen hinunter und rannte zur Tür, welche sie auch sogleich aufriss. Das alles geschah so schnell, dass niemand, nicht einmal Emily Gilmore sie aufhalten hätte können.
„Das Hausmädchen muss gefeuert werden“, zischte sie mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderen und setzte anschließend ein gezwungenes Lächeln auf. „Kommt nur herein“, ihre Stimme überfreundlich, forderte sie die Freunde auf doch das Haus zu betreten und nicht für den Rest ihres Lebens draußen zu bleiben um wie gebannt auf die Aufforderung von Lorelais T-shirt zu starren.
„Ja – natürlich“, Mr. Hayden führte seine Frau etwas verdattert herein. „Sicher.“
„Ähm“, Emily kam schnellen Schrittes auf die Gäste zu, sie wollte nun wild entschlossen das Beste aus dem Abend herausholen, soweit dies eben möglich war. „Nehmt doch die Jacken ab.“ Sie wandte sich ungeduldig um, während ihr Mann den Ankömmlingen nach der Reihe die Hand zur Begrüßung reichte. „Roberta!“
Das Hausmädchen kam schuldbewusst angelaufen, den Blick gesenkt nahm sie die ihr dargereichten Kleidungsstücke an. „Wie oft habe ich ihnen schon gesagt, dass im Haus nicht gerannt wird?“, beschwerte Mrs. Gilmore sich auch sofort, ihre Wut stieg ins unermessliche.
„Entschuldigen sie, Mrs. Gilmore“, kam die verschüchterte, unheimlich leise Antwort.
„Schickes Shirt“, raunte Chris, der dicht hinter seinen Eltern folgte seiner Freundin anerkennend zu.
Lorlai grinste und schloss die Tür: „Danke.“ Und dann, als der Junge seine Jacke an das unglückliche Hausmädchen weitergab, konnte sie das Kompliment nur erwidern: „Deins ist auch ein Blickfang.“ Das Grinsen wurde um einiges breiter und am liebsten hätte sie der knallroten Aufforderung folge geleistet, die auf seinem weißen T-shirt abgebildet war und durch einen Pfeil, der nach unten in derselben, unübersehbaren Farbe ausgerichtet war, unterstützt wurde: ‚GROPE ME'.

Ich weiß was du jetzt denkst, ich meine, ich vermute, dass du das denken würdest, wenn du könntest, du glaubst, wir hatten uns abgesprochen. Du glaubst, wir hatten alles genau durchdacht, bis ins kleinste Detail geplant. Doch die Wahrheit ist, wir hatten nie auch nur die kleinste Ahnung, dass der andere ein solches Kleidungsstück überhaupt besaß.
Ich nenne es mal Gedankenübertragung, wobei ich jetzt nicht andeuten will, dass ich an Hexerei oder ähnliches glaube; es ist wie es ist. Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich war mir in dem Moment unglaublich sicher, dass das Band zwischen Chris und mir inzwischen so stark geworden war, dass ich einfach wusste, ich sollte dieses Shirt an gerade diesem Abend überstreifen.
Und wer weiß – vielleicht kam ihm ja in dem Moment auch derselbe Gedanke.

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Before Gilmore Girls - von Coffee Machine - 18.05.2007, 21:16
Before Gilmore Girls - von dawn_mariano - 18.05.2007, 23:41
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