31.07.2007, 11:39
Hallo meine SüÃen :knuddel:
Vielen Dank nochmals, Yela. Und es ist echt kein Problem, wenn du nicht immer sofort Feedback geben kannst. Kann ich ja auch nicht. AuÃerdem lohnt es sich doch auf Feedbacks zu warten.
Gurke, vielen, vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass dir meine Geschichte so gut gefällt!
Anne und Zora, seid mir bitte nicht böse, ich muss das ausführliche Re-FB erneut aufschieben. Wie ihr wisst, bin ich krank, und nachdem ich vorhin doch etwas länger am PC gesessen bin, hab ich wieder ziemliche Kopfschmerzen und werde mich dann wieder hinlegen.
Da ich gestern und vorgestern am Laptop (hab dort leider keinen Internetzugang) ein wenig weitergeschrieben habe, möchte ich noch schnell ein neues Kapitel online stellen, bevor ich mich wieder hinlege.
Ich hoffe, es gefällt euch. Wie immer, freu ich mich schon sehr auf jedes Feedback, seid knallhart und ehrlich
Schönen Tag noch!
HEL Bussi Selene
41. Teil
Lillian
New York City, 2000
Die sanfte Brise des Sommers umgab sie wie ein zarter Schleier. Lillian lehnte sich zurück an die Lehne der alten Holzbank. Die Jahreszeit hatte den Gräsern und Bäumen ein sattes Grün verliehen. Bunte Blumen sprossen aus den Wiesenmeeren. Ein weiteres Mal wurde Lillian bewusst, wie sehr sie New York City liebte. Und den Central Park, welcher dieser niemals schlafenden Weltmetropole einen Hauch Natur verlieh. Ihr Blick folgte Emilio, welcher gerade auf einem Klettergerüst turnte.
Elena räusperte sich leise. Es schienen Stunden vergangen zu sein, seitdem Lillian geendet hatte, dabei waren es nur Sekunden gewesen. „Dein Vater?“
Lillian betrachtete ihre Freundin. „Mein biologischer Vater.“, verbesserte sie.
Elena schüttelte den Kopf. „Wie alt ist er?“
Lillian runzelte die Stirn und überlegte, ob er sein Alter erwähnt hatte. „Ich weià es nicht. Ende dreiÃig oder Anfang vierzig, würde ich schätzen.“
„Er wirkte jünger.“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Das haben manche Menschen so an sich...“
Elena strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte kurz zu ihrem Sohn, welcher noch immer am Gerüst kletterte. „Ich hätte ihn für höchstens Mitte dreiÃig geschätzt. Allerhöchstens. Vielleicht eher für knappe dreiÃig.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich konnte das Alter anderer noch nie schätzen. Esteban hielt ich bei unserer ersten Begegnung für Anfang zwanzig, dabei war er schon siebenundzwanzig.“
„Esteban sah auch jünger aus.“
„Ja...“ Elenas Blick wurde nachdenklich. SchlieÃlich fing sie sich wieder. „Wie ist Eduardo so? Er wirkt sympathisch.“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Ich kenne ihn noch zu wenig, um das beurteilen zu können.“
Elena nickte.
„Wir sprachen eigentlich hauptsächlich über sehr oberflächliche Themen...“, fuhr Lillian fort. „Doch ich denke das ist normal beim ersten Gespräch. Worüber hätten wir schon diskutieren sollen?“
„Ja...“ Elenas Blick wanderte wieder zu Emilio, welcher sich nun bei der Rutsche anstellte. „Ich denke, das ist nur in sehr kitschigen Filmen so...dass man sich auf Anhieb versteht, über Philosophie diskutiert und sich für einen Campingausflug verabredet.“
„Camping? Philosophie?“ Lillian schüttelte den Kopf. „Ich kenne eindeutig zu wenig Filme...“
„Du weiÃt, was ich meine. Dieser übliche Hollywoodschwachsinn. In einem Hollywoodfilm hätte er dich wahrscheinlich mit einer Limousine zurück nach Spanish Harlem gebracht.“ Elena lachte. „Consuela Moldavos Blick hätte ich dann gerne gesehen! In einem Hollywoodfilm würde mir auch wahrscheinlich genau jetzt...in diesem Park...mein Zukünftiger begegnen...“
Plötzlich gingen zwei ältere Herren in eleganten Anzügen an der Bank vorbei und warfen Elena einen kurzen Blick zu.
Lillian prustete los. „Du hast die Qual der Wahl.“, flüsterte sie immer noch lachend. Einer der Männer drehte sich kurz verwundert zu ihnen um.
Elena stieà ihrer Freundin sanft in die Rippen. „Mit dir ist es manchmal einfach nur peinlich, weiÃt du das?“
Lillian lachte. „Du solltest eben aufhören, ständig die Blicke aller Männer auf dich zu ziehen.“
Elenas Augen weiteten sich. „Was kann ich denn dafür, dass ich einfach zu sexy für diese Welt bin?“ Sie blickte den Männern nach. „Vielleicht hätte ich wirklich einen der beiden dazu bringen sollen, mich zu heiraten. Sie würden mich wenigstens bald beerben, ich müsste nicht zu oft mit ihnen schlafen.“
Lillian schmunzelte. „Ich entdecke ganz neue Seiten an dir.“
„Tja...“ Elena blickte zu Emilio, welcher wieder auf das Gerüst geklettert war. „...was tut man nicht alles, damit es die Kinder besser haben, als man selbst.“
„Er hat es besser als du...er hat die beste Mamá...und darum geht es.“
Elena lächelte. „Ich weiÃ...“
„Ich weiÃ, du hasst dieses Thema...aber...“Lillian hielt inne und überlegte, wie sie ihre Gedanken formulieren sollte. „Esteban war ein groÃartiger Mensch. Niemand wird ihn jemals ersetzen können. Aber du darfst dich deshalb nicht für immer vor den Männern verstecken...“
„Fang jetzt bitte nicht schon wieder mit Antonio an...“ Elena seufzte leise.
Lillian schüttelte den Kopf. „Antonio ist verrückt nach dir. Er würde alles für dich und Emilio tun. Antonio ist nicht der Spieler, den er manchmal zu sein vorgibt. Es ist ihm ernst mit dir...mit euch...“
Elena wich ihrem Blick aus. „Ich weiÃ...er gibt mir seit über einem Jahr eindeutige Signale...aber, Lillian, Gefühle...die kann man nicht erzwingen. Es wäre einfach ihn zu heiraten, mir mit ihm und Emilio eine Wohnung zu teilen. Aber ich könnte ihm das nicht antun...“ Elena biss sich auf ihre Unterlippe. „Ich empfinde nichts für ihn. Daran kann ich nichts ändern.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, jemals wieder für einen Mann so etwas wie Liebe empfinden zu können. Selbst wenn ich es wollte, meine Gefühle zu Antonio gleichen nicht den seinen zu mir. Ich habe Angst, er könnte sich zu groÃe Hoffnungen machen, obwohl ich stets Distanz wahre. Ich will ihn nicht verletzen, ihn nicht als Freund verlieren. Aber mehr als ein Freund wird er niemals für mich sein...zumindest noch nicht, nicht jetzt.“
Lillian nickte. „Gefühle kann man nicht erzwingen. Ich dachte nur, dass du vielleicht empfindest wie er, es jedoch nicht zulassen möchtest...“
Elena schüttelte den Kopf. „Manchmal wünsche ich mir von Herzen, dass es so wäre...“
Lillian drückte ihre Hand. Sie sprach nicht aus, dass das auch ihr Wunsch war. Lillian wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass Elena wieder glücklich sein würde.
„Wie man hört, läuft es ja zwischen Arturo und dir ausgezeichnet...“, meinte Elena plötzlich lächelnd. Lillian blickte sie verwirrt an. Sie bewunderte ihre Freundin dafür, dass sie nicht nur so schnell auf ein neues Thema wechseln konnte, sondern dabei nach auÃen auch noch stets so wirkte, als hätte es das Gespräch davor und den Grund für den Themenwechsel niemals gegeben. Früher hatte sie Elena oft auf diese extreme Art der Verdrängung aufmerksam gemacht, es aber schlieÃlich aufgegeben. „Ja.“, antwortete sie nur.
Elena nickte. „Seid ihr nun endlich richtig zusammen?“
Lillian lächelte leicht. Sie wusste, was nun folgen würde. „Ja.“
„Das wurde aber auch Zeit!“ Elena schüttelte den Kopf. „Das ganze war ja schon lächerlich.“ Sie hob ihre Stimme. „Lillian und Arturo haben es nach eineinhalb Jahren endlich gecheckt, dass ihnen diese lockere Nummer gar nicht entsprach.“
Lillian runzelte die Stirn. „Es haben sich gerade dreihundert Leute umgedreht. Musst du so schreien? Du bist fast zwei Jahre älter als ich und solltest mir daher ein Vorbild sein.“
Elena tätschelte Lillians Wange. „Das habe ich schon vor Jahrzehnten aufgegeben.“ Sie zwinkerte. „Bist du glücklich?“
Ihre Freundin lächelte. „Ja...zumindest was die Sache mit Arturo betrifft...“
„Ich habe es immer gewusst...schon als du mir damals von seiner heldenhaften Tat erzähltest...“
Lillian rollte mit den Augen. „Ich weiÃ...du hast immer gewusst, dass da mehr zwischen uns ist...“
„Schön, dass ihr euch endlich getraut habt, es ernster zu machen. Ich freue mich ehrlich für euch. Versaut es jetzt bloà nicht!“
„Ich werde es versuchen.“
„Gut.“ Elena strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Plötzlich wurden ihre Gesichtszüge ernster. „Wieso hast du ihn belogen? Wieso hast du ihm nicht von Eduardo erzählt? Und von Sarahs Briefen?“
Lillian wich ihrem Blick aus und fixierte ihre Zehenspitzen. „Ich weià es nicht...“, antwortete sie schlieÃlich. „Vielleicht weil ich es selbst noch nicht begreife...noch nicht wahrhaben will...“
Elena wollte gerade etwas erwidern, als Emilio auf die beiden zugelaufen kam. „Hast du gesehen? Ich war ganz oben!“, erzählte er stolz.
Da Elena ihn im ersten Moment nur verwirrt musterte, antwortete Lillian. „Das ist ja groÃartig. Ich habe mich in deinem Alter noch nicht so hoch zu klettern getraut.“
„Du bist ja auch ein Mädchen.“
Lillian tauschte einen Blick mit Elena. „Da hast du recht, ja.“
Elena zog ihn in ihre Arme. „Was habe ich dir schon mehrmals gesagt?“
„Immer Zähne putzen vor dem Schlafen gehen?“
Elena blickte kurz zu Lillian und zischte leise: „Ist das dein Einfluss?“ SchlieÃlich wandte sie sich wieder an ihren Sohn. „Bezüglich des Klettergerüsts, meinte ich. Du darfst nicht zu hoch klettern.“
Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber sonst macht es keinen SpaÃ. Antonio hat es mir das letzte Mal erlaubt...“
Elena schüttelte den Kopf. „Ich bin deine Mamá. Antonio ist nur ein Freund. Auch wenn er auf dich aufpasst, gelten meine Gesetze.“
„Mit Antonio und Lillian ist es lustiger als mit dir!“
Elena blickte zu ihrer Freundin, welche nur mit den Schultern zuckte. Sie nahm ihren Sohn auf den SchoÃ. „Sie sind deshalb lustiger, weil sie nicht den ganzen Tag darauf achten müssen, dass du nichts anstellst.“ Sie küsste ihn auf seine Wangen.
Lillian wandte ihren Blick ab und fixierte den groÃen Baum neben der Telefonzelle.
Jorge breitete die rotweiÃkarierte Decke auf einer der Grünflächen der Parkanlage aus. Lillian hielt einen Plüschbären in den Händen und sprang aufgeregt auf und ab.
„Was hast du denn, Schätzchen?“ Rosa beobachtete ihre fünfjährige Tochter Stirn runzelnd.
„Hunger.“ Lillian fixierte den Picknickkorb, welchen Rosa in die Mitte der Decke stellte.
„Okay, dann schauen wir mal, was wir da haben...“ Jorge setzte sich auf die Decke und schob den Deckel des Korbes zur Seite. Rosa setzte sich ebenfalls und zog Lillian auf ihren SchoÃ.
„Wie wäre es zuerst mit einem Apfel?“, fragte Rosa.
Lillian verzog den Mund und schüttelte mit dem Kopf. „Schokolade.“
Jorge grinste und tauschte einen kurzen Blick mit Rosa. „Brot mit Käse und Ei?“
„Schokolade.“
„Eine Marmeladesemmel?“
„Schokolade!“ Lillian zappelte unruhig.
„Mal sehen, ob wir Schokolade haben...“ Jorge täuschte vor im Korb zu wühlen.
Lillian riss verzweifelt die Augen auf. Eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
SchlieÃlich zog ihr Vater einen groÃen Schokoladeriegel aus dem Picknickkorb. „Ja was haben wir denn da? Der schaut aber lecker aus. Vielleicht sollte ich ihn selbst essen...“ Er begann die Verpackung zu öffnen.
Lillian schüttelte den Kopf. „Du kannst dafür meinen Apfel haben. Und das Brot. Und Teddy.“
Jorge lachte und reichte ihr den Schokoladeriegel, worauf Rosa ihn vorwurfsvoll anblickte.
„Was? Sei doch froh, dass die Kleine schon jetzt weiÃ, was sie will...“
Lillian biss herzhaft in die Schokolade. „Ich bin nicht klein. Ich bin schon fünf Jahre alt.“
„Du hast recht. Du bist unser groÃes Mädchen.“
Nachdem Lillian aufgegessen hatte, kroch sie zu ihrem Vater und drückte ihm ihren Plüschbären in die Hand. „Für dich.“
Jorge zog sie in die Arme. „Nein, Spätzchen, der gehört dir. Aber Papá will einen Kuss.“
Lillian küsste ihn auf die Wange.
Er lächelte. „Das war eine ganze Ladung Schokoriegel wert.“
Lillians Augen begannen augenblicklich zu funkeln.
„Nein!“ Rosa schüttelte den Kopf. „Bring sie nicht auf falsche Gedanken. Das Kind wächst dank dir mit völlig falschen Werten auf. Sie denkt, dass sie immer alles bekommt, was sie will, so lange sie nur lange genug darauf besteht und süà lächelt.“
„Rosa, sie ist fünf Jahre alt...“ Jorge strich Lillian durchs Haar. „Würdest du deinen Apfel essen?“
Lillian nickte. „Aber nur für dich, Papá.“
Jorge schenkte Rosa einen triumphierenden Blick und reichte seiner Tochter einen Apfel. Lillian ergriff ihn zuerst sehr motiviert, drehte ihn schlieÃlich einige Male in den Händen, bevor sie Stirn runzelnd hinein biss.
„Ist er nicht lecker?“, fragte Rosa.
Lillian tauschte einen verschwörerischen Blick mit Jorge, ehe sie sich an ihre Mutter wandte. „Doch, Mamá. Ich werde jetzt nach jedem Schokoriegel einen Apfel essen.“
Jorge lachte. „Ich glaube, unsere Tochter hat noch eine groÃe Zukunft vor sich.“
Vielen Dank nochmals, Yela. Und es ist echt kein Problem, wenn du nicht immer sofort Feedback geben kannst. Kann ich ja auch nicht. AuÃerdem lohnt es sich doch auf Feedbacks zu warten.
Gurke, vielen, vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass dir meine Geschichte so gut gefällt!
Anne und Zora, seid mir bitte nicht böse, ich muss das ausführliche Re-FB erneut aufschieben. Wie ihr wisst, bin ich krank, und nachdem ich vorhin doch etwas länger am PC gesessen bin, hab ich wieder ziemliche Kopfschmerzen und werde mich dann wieder hinlegen.
Da ich gestern und vorgestern am Laptop (hab dort leider keinen Internetzugang) ein wenig weitergeschrieben habe, möchte ich noch schnell ein neues Kapitel online stellen, bevor ich mich wieder hinlege.
Ich hoffe, es gefällt euch. Wie immer, freu ich mich schon sehr auf jedes Feedback, seid knallhart und ehrlich
Schönen Tag noch!
HEL Bussi Selene
41. Teil
Lillian
New York City, 2000
Die sanfte Brise des Sommers umgab sie wie ein zarter Schleier. Lillian lehnte sich zurück an die Lehne der alten Holzbank. Die Jahreszeit hatte den Gräsern und Bäumen ein sattes Grün verliehen. Bunte Blumen sprossen aus den Wiesenmeeren. Ein weiteres Mal wurde Lillian bewusst, wie sehr sie New York City liebte. Und den Central Park, welcher dieser niemals schlafenden Weltmetropole einen Hauch Natur verlieh. Ihr Blick folgte Emilio, welcher gerade auf einem Klettergerüst turnte.
Elena räusperte sich leise. Es schienen Stunden vergangen zu sein, seitdem Lillian geendet hatte, dabei waren es nur Sekunden gewesen. „Dein Vater?“
Lillian betrachtete ihre Freundin. „Mein biologischer Vater.“, verbesserte sie.
Elena schüttelte den Kopf. „Wie alt ist er?“
Lillian runzelte die Stirn und überlegte, ob er sein Alter erwähnt hatte. „Ich weià es nicht. Ende dreiÃig oder Anfang vierzig, würde ich schätzen.“
„Er wirkte jünger.“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Das haben manche Menschen so an sich...“
Elena strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte kurz zu ihrem Sohn, welcher noch immer am Gerüst kletterte. „Ich hätte ihn für höchstens Mitte dreiÃig geschätzt. Allerhöchstens. Vielleicht eher für knappe dreiÃig.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich konnte das Alter anderer noch nie schätzen. Esteban hielt ich bei unserer ersten Begegnung für Anfang zwanzig, dabei war er schon siebenundzwanzig.“
„Esteban sah auch jünger aus.“
„Ja...“ Elenas Blick wurde nachdenklich. SchlieÃlich fing sie sich wieder. „Wie ist Eduardo so? Er wirkt sympathisch.“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Ich kenne ihn noch zu wenig, um das beurteilen zu können.“
Elena nickte.
„Wir sprachen eigentlich hauptsächlich über sehr oberflächliche Themen...“, fuhr Lillian fort. „Doch ich denke das ist normal beim ersten Gespräch. Worüber hätten wir schon diskutieren sollen?“
„Ja...“ Elenas Blick wanderte wieder zu Emilio, welcher sich nun bei der Rutsche anstellte. „Ich denke, das ist nur in sehr kitschigen Filmen so...dass man sich auf Anhieb versteht, über Philosophie diskutiert und sich für einen Campingausflug verabredet.“
„Camping? Philosophie?“ Lillian schüttelte den Kopf. „Ich kenne eindeutig zu wenig Filme...“
„Du weiÃt, was ich meine. Dieser übliche Hollywoodschwachsinn. In einem Hollywoodfilm hätte er dich wahrscheinlich mit einer Limousine zurück nach Spanish Harlem gebracht.“ Elena lachte. „Consuela Moldavos Blick hätte ich dann gerne gesehen! In einem Hollywoodfilm würde mir auch wahrscheinlich genau jetzt...in diesem Park...mein Zukünftiger begegnen...“
Plötzlich gingen zwei ältere Herren in eleganten Anzügen an der Bank vorbei und warfen Elena einen kurzen Blick zu.
Lillian prustete los. „Du hast die Qual der Wahl.“, flüsterte sie immer noch lachend. Einer der Männer drehte sich kurz verwundert zu ihnen um.
Elena stieà ihrer Freundin sanft in die Rippen. „Mit dir ist es manchmal einfach nur peinlich, weiÃt du das?“
Lillian lachte. „Du solltest eben aufhören, ständig die Blicke aller Männer auf dich zu ziehen.“
Elenas Augen weiteten sich. „Was kann ich denn dafür, dass ich einfach zu sexy für diese Welt bin?“ Sie blickte den Männern nach. „Vielleicht hätte ich wirklich einen der beiden dazu bringen sollen, mich zu heiraten. Sie würden mich wenigstens bald beerben, ich müsste nicht zu oft mit ihnen schlafen.“
Lillian schmunzelte. „Ich entdecke ganz neue Seiten an dir.“
„Tja...“ Elena blickte zu Emilio, welcher wieder auf das Gerüst geklettert war. „...was tut man nicht alles, damit es die Kinder besser haben, als man selbst.“
„Er hat es besser als du...er hat die beste Mamá...und darum geht es.“
Elena lächelte. „Ich weiÃ...“
„Ich weiÃ, du hasst dieses Thema...aber...“Lillian hielt inne und überlegte, wie sie ihre Gedanken formulieren sollte. „Esteban war ein groÃartiger Mensch. Niemand wird ihn jemals ersetzen können. Aber du darfst dich deshalb nicht für immer vor den Männern verstecken...“
„Fang jetzt bitte nicht schon wieder mit Antonio an...“ Elena seufzte leise.
Lillian schüttelte den Kopf. „Antonio ist verrückt nach dir. Er würde alles für dich und Emilio tun. Antonio ist nicht der Spieler, den er manchmal zu sein vorgibt. Es ist ihm ernst mit dir...mit euch...“
Elena wich ihrem Blick aus. „Ich weiÃ...er gibt mir seit über einem Jahr eindeutige Signale...aber, Lillian, Gefühle...die kann man nicht erzwingen. Es wäre einfach ihn zu heiraten, mir mit ihm und Emilio eine Wohnung zu teilen. Aber ich könnte ihm das nicht antun...“ Elena biss sich auf ihre Unterlippe. „Ich empfinde nichts für ihn. Daran kann ich nichts ändern.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, jemals wieder für einen Mann so etwas wie Liebe empfinden zu können. Selbst wenn ich es wollte, meine Gefühle zu Antonio gleichen nicht den seinen zu mir. Ich habe Angst, er könnte sich zu groÃe Hoffnungen machen, obwohl ich stets Distanz wahre. Ich will ihn nicht verletzen, ihn nicht als Freund verlieren. Aber mehr als ein Freund wird er niemals für mich sein...zumindest noch nicht, nicht jetzt.“
Lillian nickte. „Gefühle kann man nicht erzwingen. Ich dachte nur, dass du vielleicht empfindest wie er, es jedoch nicht zulassen möchtest...“
Elena schüttelte den Kopf. „Manchmal wünsche ich mir von Herzen, dass es so wäre...“
Lillian drückte ihre Hand. Sie sprach nicht aus, dass das auch ihr Wunsch war. Lillian wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass Elena wieder glücklich sein würde.
„Wie man hört, läuft es ja zwischen Arturo und dir ausgezeichnet...“, meinte Elena plötzlich lächelnd. Lillian blickte sie verwirrt an. Sie bewunderte ihre Freundin dafür, dass sie nicht nur so schnell auf ein neues Thema wechseln konnte, sondern dabei nach auÃen auch noch stets so wirkte, als hätte es das Gespräch davor und den Grund für den Themenwechsel niemals gegeben. Früher hatte sie Elena oft auf diese extreme Art der Verdrängung aufmerksam gemacht, es aber schlieÃlich aufgegeben. „Ja.“, antwortete sie nur.
Elena nickte. „Seid ihr nun endlich richtig zusammen?“
Lillian lächelte leicht. Sie wusste, was nun folgen würde. „Ja.“
„Das wurde aber auch Zeit!“ Elena schüttelte den Kopf. „Das ganze war ja schon lächerlich.“ Sie hob ihre Stimme. „Lillian und Arturo haben es nach eineinhalb Jahren endlich gecheckt, dass ihnen diese lockere Nummer gar nicht entsprach.“
Lillian runzelte die Stirn. „Es haben sich gerade dreihundert Leute umgedreht. Musst du so schreien? Du bist fast zwei Jahre älter als ich und solltest mir daher ein Vorbild sein.“
Elena tätschelte Lillians Wange. „Das habe ich schon vor Jahrzehnten aufgegeben.“ Sie zwinkerte. „Bist du glücklich?“
Ihre Freundin lächelte. „Ja...zumindest was die Sache mit Arturo betrifft...“
„Ich habe es immer gewusst...schon als du mir damals von seiner heldenhaften Tat erzähltest...“
Lillian rollte mit den Augen. „Ich weiÃ...du hast immer gewusst, dass da mehr zwischen uns ist...“
„Schön, dass ihr euch endlich getraut habt, es ernster zu machen. Ich freue mich ehrlich für euch. Versaut es jetzt bloà nicht!“
„Ich werde es versuchen.“
„Gut.“ Elena strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Plötzlich wurden ihre Gesichtszüge ernster. „Wieso hast du ihn belogen? Wieso hast du ihm nicht von Eduardo erzählt? Und von Sarahs Briefen?“
Lillian wich ihrem Blick aus und fixierte ihre Zehenspitzen. „Ich weià es nicht...“, antwortete sie schlieÃlich. „Vielleicht weil ich es selbst noch nicht begreife...noch nicht wahrhaben will...“
Elena wollte gerade etwas erwidern, als Emilio auf die beiden zugelaufen kam. „Hast du gesehen? Ich war ganz oben!“, erzählte er stolz.
Da Elena ihn im ersten Moment nur verwirrt musterte, antwortete Lillian. „Das ist ja groÃartig. Ich habe mich in deinem Alter noch nicht so hoch zu klettern getraut.“
„Du bist ja auch ein Mädchen.“
Lillian tauschte einen Blick mit Elena. „Da hast du recht, ja.“
Elena zog ihn in ihre Arme. „Was habe ich dir schon mehrmals gesagt?“
„Immer Zähne putzen vor dem Schlafen gehen?“
Elena blickte kurz zu Lillian und zischte leise: „Ist das dein Einfluss?“ SchlieÃlich wandte sie sich wieder an ihren Sohn. „Bezüglich des Klettergerüsts, meinte ich. Du darfst nicht zu hoch klettern.“
Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber sonst macht es keinen SpaÃ. Antonio hat es mir das letzte Mal erlaubt...“
Elena schüttelte den Kopf. „Ich bin deine Mamá. Antonio ist nur ein Freund. Auch wenn er auf dich aufpasst, gelten meine Gesetze.“
„Mit Antonio und Lillian ist es lustiger als mit dir!“
Elena blickte zu ihrer Freundin, welche nur mit den Schultern zuckte. Sie nahm ihren Sohn auf den SchoÃ. „Sie sind deshalb lustiger, weil sie nicht den ganzen Tag darauf achten müssen, dass du nichts anstellst.“ Sie küsste ihn auf seine Wangen.
Lillian wandte ihren Blick ab und fixierte den groÃen Baum neben der Telefonzelle.
Jorge breitete die rotweiÃkarierte Decke auf einer der Grünflächen der Parkanlage aus. Lillian hielt einen Plüschbären in den Händen und sprang aufgeregt auf und ab.
„Was hast du denn, Schätzchen?“ Rosa beobachtete ihre fünfjährige Tochter Stirn runzelnd.
„Hunger.“ Lillian fixierte den Picknickkorb, welchen Rosa in die Mitte der Decke stellte.
„Okay, dann schauen wir mal, was wir da haben...“ Jorge setzte sich auf die Decke und schob den Deckel des Korbes zur Seite. Rosa setzte sich ebenfalls und zog Lillian auf ihren SchoÃ.
„Wie wäre es zuerst mit einem Apfel?“, fragte Rosa.
Lillian verzog den Mund und schüttelte mit dem Kopf. „Schokolade.“
Jorge grinste und tauschte einen kurzen Blick mit Rosa. „Brot mit Käse und Ei?“
„Schokolade.“
„Eine Marmeladesemmel?“
„Schokolade!“ Lillian zappelte unruhig.
„Mal sehen, ob wir Schokolade haben...“ Jorge täuschte vor im Korb zu wühlen.
Lillian riss verzweifelt die Augen auf. Eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
SchlieÃlich zog ihr Vater einen groÃen Schokoladeriegel aus dem Picknickkorb. „Ja was haben wir denn da? Der schaut aber lecker aus. Vielleicht sollte ich ihn selbst essen...“ Er begann die Verpackung zu öffnen.
Lillian schüttelte den Kopf. „Du kannst dafür meinen Apfel haben. Und das Brot. Und Teddy.“
Jorge lachte und reichte ihr den Schokoladeriegel, worauf Rosa ihn vorwurfsvoll anblickte.
„Was? Sei doch froh, dass die Kleine schon jetzt weiÃ, was sie will...“
Lillian biss herzhaft in die Schokolade. „Ich bin nicht klein. Ich bin schon fünf Jahre alt.“
„Du hast recht. Du bist unser groÃes Mädchen.“
Nachdem Lillian aufgegessen hatte, kroch sie zu ihrem Vater und drückte ihm ihren Plüschbären in die Hand. „Für dich.“
Jorge zog sie in die Arme. „Nein, Spätzchen, der gehört dir. Aber Papá will einen Kuss.“
Lillian küsste ihn auf die Wange.
Er lächelte. „Das war eine ganze Ladung Schokoriegel wert.“
Lillians Augen begannen augenblicklich zu funkeln.
„Nein!“ Rosa schüttelte den Kopf. „Bring sie nicht auf falsche Gedanken. Das Kind wächst dank dir mit völlig falschen Werten auf. Sie denkt, dass sie immer alles bekommt, was sie will, so lange sie nur lange genug darauf besteht und süà lächelt.“
„Rosa, sie ist fünf Jahre alt...“ Jorge strich Lillian durchs Haar. „Würdest du deinen Apfel essen?“
Lillian nickte. „Aber nur für dich, Papá.“
Jorge schenkte Rosa einen triumphierenden Blick und reichte seiner Tochter einen Apfel. Lillian ergriff ihn zuerst sehr motiviert, drehte ihn schlieÃlich einige Male in den Händen, bevor sie Stirn runzelnd hinein biss.
„Ist er nicht lecker?“, fragte Rosa.
Lillian tauschte einen verschwörerischen Blick mit Jorge, ehe sie sich an ihre Mutter wandte. „Doch, Mamá. Ich werde jetzt nach jedem Schokoriegel einen Apfel essen.“
Jorge lachte. „Ich glaube, unsere Tochter hat noch eine groÃe Zukunft vor sich.“