06.08.2007, 09:32
Erst noch was an die Allgemeinheit: Tut mir nochmals leid wegen gestern, aber da konnte ich nicht!
Ok, Re-Fb:
@ DramaQueen:
mile: Danke!
@ Caro:
mile: (Ich schreibe mittlerweile auch schon wieder an der Fortsetzungs FF. *g* Das letzte Kapitel dieser Story ist gestern fertig geworden!)
Ok, also jetzt gibts mal den neuen Teil, und zum wieder gut machen wegen gestern heute Nachmittag/Abend noch einen. Ok?
mile:
10. Kapitel
Sie stand gleichzeitig überrascht und geschockt in der Tür, brachte lange keinen Ton heraus. Jess machte den Anfang. „Hey...“ Er hatte seine Hände tief in den Jackentaschen vergraben und man merkte, er war mindestens so unsicher wie sie. Rory fing sich wieder. „Jess, was... tust du hier?“ Er sah zu Boden, scharrte mit dem Fuà ein paar Steinchen von links nach rechts, sah auf, zuckte die Schultern. „Luke hat’s mir gesagt.“ „Und... Was willst du jetzt hier?“ „Mit dir drüber reden.“ Leise hörte man Oliver drinnen zu weinen beginnen, beide sahen Richtung Wohnzimmer. Rory fühlte sich ertappt und wurde sogar etwas rot, obwohl Jess es jetzt sowieso schon wusste. „Komm doch rein.“ Sie machte einen Schritt zur Seite. Langsam betrat er nach langer Zeit wieder das Haus, schloss hinter sich die Tür und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort blieb er stehen und sah Rory zu, wie sie sich um seinen Sohn kümmerte.
Sie beugte sich über das kleine Gitterbett, streichelte sein Köpfchen und redete Oliver gut zu. „Hey, mein Kleiner! Was ist denn los? Schlecht geträumt?“ Vorsichtig hob sie ihn aus seinem Bett und lehnte ihn gegen ihre Brust. Die Stimme, Wärme und die Berührungen seiner Mutter lieÃen Oliver ruhiger werden. Er wimmerte nur mehr leise. Jess kam zögernd ein Stück auf sie zu. Rory tat es ihm, Oliver ständig sanft den Rücken streichelnd, gleich. „Willst du ihn auch mal halten?“ Er ging gleich wieder zwei Schritte zurück. „Nein! Nein. Jetzt noch nicht.“ Rory nahm es still zur Kenntnis und setzte sich mit dem Kleinen am Arm auf die Couch. „Aber Hunger hast du nicht schon wieder, oder? Das letzte Mal ist doch erst eine Stunde her!“ Da Oliver noch nicht wieder aufgehört hatte zu wimmern und schluchzen, probierte sie es trotzdem aus.
Jess fand diesen Anblick irgendwie eigenartig. Es war zwar nicht so, als ob er Rorys Brüste noch nie gesehen hatte, nein, er kannte sie schon, aber... Zum einen waren sie jetzt gröÃer als beim letzten Mal, was ihm nicht mal so gefiel. So kannte er seine Rory einfach nicht und er fand auch, dass es nicht zu ihr passte. Zum anderen war ihm das ganze System hinter dem stillen immer schon etwas suspekt gewesen. Wieso kam die Milch gerade aus den Brüsten? Sie war doch keine Kuh!
Schlussendlich siegte aber seine Neugier über die Unsicherheit. Er setzte sich neben Rory ans andere Ende der Couch und beobachtete die beiden eine Weile von der Seite. Dem Kleinen schien es anscheinend zu schmecken. Jess wollte gerne ein Gespräch anfangen, wusste aber nicht wie. Sie kam ihm glücklicherweise zuvor. „Er heiÃt Oliver.“ Er nickte. „Ich weiÃ.“ Jess sah ihn an. Oliver hatte sich wieder von Rorys Brust gelöst und schien nun rundum zufrieden. Sie lehnte ihn gegen ihre Schulter und strich ihm über den Rücken, um ihm beim Bäuerchen machen zu helfen. Jess musste grinsen, als der Kleine fertig war. „Das hat er eindeutig von dir! So jung schon so rülpsen zu können, das ist nicht normal!“ Rory grinste zurück.
Er zog seine Jacke aus als er merkte, dass er sie immer noch trug und rückte ein Stück näher. Jetzt war er zwar schon gut 20 Minuten lang da, aber so richtig angesehen hatte er Oliver noch immer nicht. Jess nahm all seinen Mut zusammen. „Kann ich ihn jetzt kurz halten?“ „Sicher.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, als Rory ihm Oliver in die Arme legte. „Warte...“ Sie schob seine Hand noch etwas weiter unter den kleinen Kopf, legte seine Arme zurecht, lehnte sich wieder zurück und beobachtete die beiden. Sie sahen sich gegenseitig an.
Jess fühlte sich unbeschreiblich. Jetzt hatte er Oliver gerade mal zum ersten Mal am Arm und alles war so neu für ihn, aber trotzdem glaubte er, schon so etwas wie Vatergefühle für ihn zu empfinden. ‚Das ist mein Oliver!’ Er lächelte erneut und diesmal hielt es sogar an. Am liebsten hätte er ihn auf die Stirn, oder den Bauch, oder sonst wohin geküsst, aber er wusste, dass er sich selbst nur blöd vorkäme, würde er es wirklich tun, also lieà er es. Stattdessen begann er, nicht mal bewusst, Oliver ein wenig zu schaukeln. Rory freute sich über diesen Anblick, den ihr die beiden gaben. Sie rückte ein Stück näher. „Hattest du Angst, dass er mit ‚Dodger’ zu viel Prügel in der Schule kriegt?“ fragte Jess und grinste ein wenig, ohne aber zu Rory aufzusehen. Sie musste ebenfalls lächeln. „Nein, das nicht, aber Oliver gefiel mir besser.“ Der Kleine gähnte. Rory streichelte seine Wange mit einem Finger und kurz darauf war er eingeschlafen. Jess wollte ihn ihr wieder zurückgeben. „Du kannst ihn auch ruhig selbst in sein Bett legen.“
Sie musste lachen, als er sie wirklich sehr zweifelnd ansah. „Das geht schon. Ist nicht so schwer!“
Sehr vorsichtig und langsam stand er auf, in der Angst, Oliver könnte ihm jeden Augenblick hinunterfallen. Wenigstens stand das Gitterbett direkt neben Rory. Weit hatte er es also nicht. Als Jess direkt davor stand, drehte er sich noch einmal fragend zu ihr hinüber. „Einfach nur auf den Rücken hineinlegen!“ Ebenso vorsichtig wie er aufgestanden war, beugte Jess sich nun über das Bett, legte Oliver hinein und zog ganz langsam seine Arme unter ihm weg. Danach deckte er ihn behutsam zu und streichelte sacht seinen Kopf. Rory rückte ein Stück nach links, damit Jess direkt neben seinem Sohn sitzen konnte. „Wie alt ist er jetzt?“ Er streichelte ihn immer noch. „Morgen wir er vier Wochen alt, also 27 Tage. Sein Geburtstag ist am vierten März, er kam fünf Tage zu früh zur Welt.“ Jess nickte stumm. „Und... Lief alles soweit okay?“ „Meinst du die Geburt?“ „Ja. Nein, allgemein. Auch davor...“ Er traute sich nicht, sie anzusehen. „Es lief alles ganz gut... Meine GroÃeltern haben mich erst hängen lassen. Sie dachten, ich werde jetzt wie Mom damals, aber mit Grandpa verstehe ich mich schon wieder. Mom war mir eine groÃe Hilfe in den letzten Monaten... Luke ebenso.“ Wieder war seine einzige Reaktion ein stummes Nicken. Er machte sich im Moment über seine nächste Frage die meisten Gedanken und wendete sich ihr nun zu. „Und was machen wir jetzt?“ Jess sah sie fragend an. Rory seufzte traurig und zuckte die Schultern. „Ich weià es nicht... Musst, oder wolltest, du nicht wieder weg?“ „Da hatte ich ja noch nichts von ihm gewusst.“ Er deutete mit dem Kinn in Olivers Richtung. Rory betrachtete den Boden. „Und... Was willst du jetzt?“ Er sah sie von der Seite an. „Ich weià es nicht. Ich denke... Ich bleibe mal noch bis morgen Früh und dann sehen wir weiter.“ Sie sah zu ihm auf. „Du würdest vielleicht bleiben?“ „Hey, es wäre etwas scheinheilig, wenn ich erst nie wie mein Vater werden will und dann doch verschwinde.“ Er versuchte zu lächeln.
Rory überlegte. Er würde vielleicht hier bleiben! Für Oliver! Sie könnte ihre Familie wieder kriegen, die sie sich gerade in den letzten Monaten so sehr gewünscht hatte! Aber irgendetwas machte sie an dieser Vorstellung nicht mehr glücklich. So eine Familie wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass Jess nur hier bleibt, weil er sich irgendwann mal gesagt hatte, er wolle nicht so wie sein eigener Vater werden. Wenn er wirklich bleiben wollte, dann nur aus der Ãberzeugung heraus, mit ihr und Oliver eine Familie zu werden. Er sollte sich genauso um seinen Sohn kümmern, sollte genauso nachts wach bleiben, wenn er die ganze Zeit schrie, sollte genauso mit ihm zum Arzt und spazieren gehen. Sie wollte nicht, dass Jess nur „eben da“ war. Da konnte er genauso gut wieder gehen. „Woran denkst du?“ Sie sah ihn erst stumm an, aber begann dann, ihm ihre Forderungen und Befürchtungen mitzuteilen. „Es freut mich, wenn du hier bleiben willst, aber so einfach geht das nicht, Jess.“ Er hörte ihr zu. „Ich will nicht, dass du bleibst, aber Oliver und ich nichts von dir haben, weil du dich wieder nur ständig irgendwo rumtreibst oder dich mit irgendwem prügelst. Wenn du hier bleiben willst, musst du Verantwortung übernehmen, Jess. Für mich und vor allem für Oliver. Nur, weil er nicht unbedingt ein Wunschkind war heiÃt das nicht, dass du nicht genauso etwas dafür kannst und schön aus dem Schneider bist! Du musst dich um ihn kümmern. Du bist sein Vater, egal ob oder wie sehr dir das nun gefällt oder auch nicht. Ich will, dass auch mal du die Windeln wechselst, du ihn mal badest oder beruhigst, wenn er weint. Wir... Wir müssen ja nicht gleich zusammenziehen oder so, aber ich will, dass du ihn so oft es geht siehst und dich mit ihm beschäftigst. Etwas anderes hat keinen einfach keinen Sinn!“
Er starrte auf den Boden, seit er dieses Wörtchen „Verantwortung“ gehört hatte. Ihm war schon klar, dass er welche übernehmen musste, wollte er hier bleiben. Aber konnte er das auch? Da war er sich momentan selbst nicht so sicher...
„Okay... Nicht, dass ich damit gerechnet hätte, sofort eine Antwort zu kriegen, aber... sag was.“ Sie saÃen sich schon lange schweigend gegenüber und diese Stille machte sie langsam nervös. Er sah ihr direkt in die Augen. „Okay.“ „Okay?“ „Ich kann nichts versprechen, aber... ich versuch’s. Ich versuch’ alles, was du gesagt hast.“ Eigentlich war es ja eine gute Nachricht, aber Rory war seine schnelle Einwilligung nicht geheuer. Sie bekam ein flaues Gefühl im Magen, schüttelte bittend den Kopf. „Sag das nicht. Noch nicht. Ãberleg’ dir bitte gut, was du willst. Ich kenne dich Jess, und ich will nicht in einem Monat wieder alleine da stehen.“ „Und wenn ich dir sage, dass ich mir sicher bin?“ Sehr überzeugend klang er dabei aber nicht. „Du hast vorher selbst gesagt, du bleibst noch bis morgen, dann sehen wir weiter. Also, überlege es dir bis morgen, okay? Und bitte, sag jetzt nichts mehr dazu. Ich habe im Moment wirklich keine Nerven für solche Versprechungen.“ Dabei deutete sie in Olivers Richtung. „Hast du’s dir nicht so vorgestellt, wie es ist?“ fragte er vorsichtig, um das Thema zu wechseln. „Doch. Es ist nicht so schlimm. Es ist nur eben allgemein anstrengend.“ Jess drehte sich wieder Richtung Gitterbett. „Aber lieb ist er...“ Rory lächelte. „Ja, das ist er.“
„Lorelai Ver... Vic... Lorelai Gilmore!“ Blitzschnell verschwand ihr Handy wieder in der Tasche. „Ich wollte sie nicht anrufen! Ich wollte nur nachsehen, ob ich eine SMS bekommen habe, oder einen Anruf, oder so...“ Sie wurde zunehmend kleinlauter. Sookie sah sie schief an. „Ja klar!“ Lorelai kuschelte sich an einen ihrer Couchpolster. „Victoria.“ Ihre ständig gut gelaunte Freundin stoppte den Film. „Rory ist erwachsen, Lorelai. Sie kommt schon zurecht! Und falls nicht - sie kennt meine Telefonnummer, sie kennt meine Adresse und deine Handynummer natürlich auch!“ „Ich weiÃ, es ist nur... Ich hab’ sie noch nie als Mutter alleine gelassen!“ Sookie rutschte näher zu ihr. „Ich habe es zwar gerade gesagt, aber für dich sag’ ich es meinetwegen auch noch einmal: Sollte Rory wirklich ein Problem haben, kennt sie alle für sie wichtigen Adressen und Telefonnummern! Sollten wir es also wirklich nicht merken, dass sie anruft, klingelt oder klopft, das heiÃt, sollten unsere Ohren plötzlich den Geist aufgeben und wir hoffnungslos ertauben, kann sie immer noch zu Luke! Luke ist der Letzte, der Rory nicht helfen würde und das weiÃt du!“ „Ja.“ Sie klang wie ein trotziges Kind, das nicht bekam was es wollte, aber sie wusste auch, dass Sookie Recht hatte. Rory war nicht dumm. Hätte sie wirklich ein Problem, würde sie sofort Hilfe holen. Und Luke würde selbst nachts um halb drei innerhalb weniger Minuten vor ihrer Türe stehen.
Sookie lieà den Film weiterlaufen. „Und jetzt konzentrierst du dich endlich mal! So macht es keinen SpaÃ...“
Sie unterdrückte ein gähnen und sah auf die Uhr. Schon elf? Wo war denn die Zeit hinverschwunden? Jess war schon zwei einhalb Stunden da? So lange kam es ihr gar nicht vor. Er hatte auch auf die Uhr geschaut. „Ich glaube, ich geh’ dann mal wieder. Deine Mom wird ja auch bald wiederkommen.“ Er angelte nach seiner Jacke. „Nein, sie ist über Nacht bei Sookie.“ Er hielt kurz in seiner Bewegung inne. „Du... kannst auch hier übernachten, wenn du willst.“ Rory lächelte ihn vorsichtig an. Jess überlegte. „Ich weià nicht... Ich glaube fast, zum nachdenken es ist besser, wenn ich bei Luke schlafe. Dort habe ich mehr Ruhe.“ er grinste schief. Rory nickte. „Okay.“ Er zog sich seine Jacke an, strich Oliver ein letztes Mal für heute über den kleinen Kopf und ging zur Tür. Rory folgte ihm. „Wir sehen uns dann ja morgen früh.“ „Ja... Und bitte: Ãberleg’ es dir gut. Ich kann... mit beiden Entscheidungen leben.“ Er nickte stumm, strich ihr zum Abschied kurz über den Arm und verlieà das Haus.
Rory seufzte. Sie konnte nicht mit beiden Entscheidungen leben. Das wusste sie. Aber sie wollte Jess auch keinen Druck machen. Zurück im Wohnzimmer merkte sie, dass Oliver schon wieder wach war. „Was machen wir mit deinem Dad, hm?“ Er umklammerte den ihm hingestreckten Finger.
„Wie bist du hier reingekommen?“ Luke saà überrascht auch seiner Couch. „Du hast unten nicht abgesperrt.“ „Was??“ Jess warf sich auf sein Bett. „Gute Nacht.“ Luke stürmte hinunter in seinen Laden. Und wunderte sich über sich selbst. Nicht nur darüber, dass er tatsächlich vergessen hatte abzusperren, zumindest fand er keine Spuren eines Aufbruchs des Schlosses, sondern viel mehr darüber, dass er neugierig war. Richtig neugierig.
„Wie ist es gelaufen?“ fragte er daher ganz „nebenbei“, als er wieder in seiner Wohnung ankam. „Ich sagte: Gute Nacht!“ vernahm er ein nur leises Murmeln aus dem Polster. „Bleibst du nur bis morgen hier, oder länger?“ Jess richtete sich genervt wieder auf. „Bis morgen bleibe ich sicher, sonst würde ich nicht hier pennen. Und wenn du mich jetzt auch noch in Ruhe lässt, kann ich überlegen, was ich weiter mache! Das habe ich Rory nämlich versprochen!“ Er lieà sich auf den Bauch fallen und presste sich den Polster über den Kopf. Luke lächelte. Jess dachte also über seine Zukunft nach... Das war doch schon mal ein gutes Zeichen, egal, wie er sich schlussendlich entscheiden würde! Obwohl Luke natürlich für Rory und Oliver hoffte, Jess würde endlich einmal die Verantwortung übernehmen, die er sowieso schon trug...
------
Fb wie immer erwünscht!
mile:
Edit: Hab den Banner gerade reingestellt, falls ihn sich nachträglich noch wer ansehen will. :wink:
Ok, Re-Fb:
@ DramaQueen:
Zitat:TOLL TOLL TOLL, ach ja hab ich gesagt das der teil TOLL ist ???

Zitat:hoffe aber das er nicht so eine beziehung zu seinem kind haben wird wie er eine mit jimmy hat.Da hab ich schon drauf geschaut, dass es nicht so kritisch sein wird! *g* Keine Sorge!
@ Caro:
Zitat:Du machst es mir wirklich nicht einfach! Ich kann doch nicht deine ganze FF zitieren!?!Wenn du willst... Ich habe nicht dagegen! *g* :wink:
Zitat:Deine FF ist so voller Charme und Witz. Natürlich ein bisschen Drama Baby..:redface2: Freut mich, dass sie dir so gut gefällt!

Ok, also jetzt gibts mal den neuen Teil, und zum wieder gut machen wegen gestern heute Nachmittag/Abend noch einen. Ok?

10. Kapitel
Sie stand gleichzeitig überrascht und geschockt in der Tür, brachte lange keinen Ton heraus. Jess machte den Anfang. „Hey...“ Er hatte seine Hände tief in den Jackentaschen vergraben und man merkte, er war mindestens so unsicher wie sie. Rory fing sich wieder. „Jess, was... tust du hier?“ Er sah zu Boden, scharrte mit dem Fuà ein paar Steinchen von links nach rechts, sah auf, zuckte die Schultern. „Luke hat’s mir gesagt.“ „Und... Was willst du jetzt hier?“ „Mit dir drüber reden.“ Leise hörte man Oliver drinnen zu weinen beginnen, beide sahen Richtung Wohnzimmer. Rory fühlte sich ertappt und wurde sogar etwas rot, obwohl Jess es jetzt sowieso schon wusste. „Komm doch rein.“ Sie machte einen Schritt zur Seite. Langsam betrat er nach langer Zeit wieder das Haus, schloss hinter sich die Tür und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort blieb er stehen und sah Rory zu, wie sie sich um seinen Sohn kümmerte.
Sie beugte sich über das kleine Gitterbett, streichelte sein Köpfchen und redete Oliver gut zu. „Hey, mein Kleiner! Was ist denn los? Schlecht geträumt?“ Vorsichtig hob sie ihn aus seinem Bett und lehnte ihn gegen ihre Brust. Die Stimme, Wärme und die Berührungen seiner Mutter lieÃen Oliver ruhiger werden. Er wimmerte nur mehr leise. Jess kam zögernd ein Stück auf sie zu. Rory tat es ihm, Oliver ständig sanft den Rücken streichelnd, gleich. „Willst du ihn auch mal halten?“ Er ging gleich wieder zwei Schritte zurück. „Nein! Nein. Jetzt noch nicht.“ Rory nahm es still zur Kenntnis und setzte sich mit dem Kleinen am Arm auf die Couch. „Aber Hunger hast du nicht schon wieder, oder? Das letzte Mal ist doch erst eine Stunde her!“ Da Oliver noch nicht wieder aufgehört hatte zu wimmern und schluchzen, probierte sie es trotzdem aus.
Jess fand diesen Anblick irgendwie eigenartig. Es war zwar nicht so, als ob er Rorys Brüste noch nie gesehen hatte, nein, er kannte sie schon, aber... Zum einen waren sie jetzt gröÃer als beim letzten Mal, was ihm nicht mal so gefiel. So kannte er seine Rory einfach nicht und er fand auch, dass es nicht zu ihr passte. Zum anderen war ihm das ganze System hinter dem stillen immer schon etwas suspekt gewesen. Wieso kam die Milch gerade aus den Brüsten? Sie war doch keine Kuh!
Schlussendlich siegte aber seine Neugier über die Unsicherheit. Er setzte sich neben Rory ans andere Ende der Couch und beobachtete die beiden eine Weile von der Seite. Dem Kleinen schien es anscheinend zu schmecken. Jess wollte gerne ein Gespräch anfangen, wusste aber nicht wie. Sie kam ihm glücklicherweise zuvor. „Er heiÃt Oliver.“ Er nickte. „Ich weiÃ.“ Jess sah ihn an. Oliver hatte sich wieder von Rorys Brust gelöst und schien nun rundum zufrieden. Sie lehnte ihn gegen ihre Schulter und strich ihm über den Rücken, um ihm beim Bäuerchen machen zu helfen. Jess musste grinsen, als der Kleine fertig war. „Das hat er eindeutig von dir! So jung schon so rülpsen zu können, das ist nicht normal!“ Rory grinste zurück.
Er zog seine Jacke aus als er merkte, dass er sie immer noch trug und rückte ein Stück näher. Jetzt war er zwar schon gut 20 Minuten lang da, aber so richtig angesehen hatte er Oliver noch immer nicht. Jess nahm all seinen Mut zusammen. „Kann ich ihn jetzt kurz halten?“ „Sicher.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, als Rory ihm Oliver in die Arme legte. „Warte...“ Sie schob seine Hand noch etwas weiter unter den kleinen Kopf, legte seine Arme zurecht, lehnte sich wieder zurück und beobachtete die beiden. Sie sahen sich gegenseitig an.
Jess fühlte sich unbeschreiblich. Jetzt hatte er Oliver gerade mal zum ersten Mal am Arm und alles war so neu für ihn, aber trotzdem glaubte er, schon so etwas wie Vatergefühle für ihn zu empfinden. ‚Das ist mein Oliver!’ Er lächelte erneut und diesmal hielt es sogar an. Am liebsten hätte er ihn auf die Stirn, oder den Bauch, oder sonst wohin geküsst, aber er wusste, dass er sich selbst nur blöd vorkäme, würde er es wirklich tun, also lieà er es. Stattdessen begann er, nicht mal bewusst, Oliver ein wenig zu schaukeln. Rory freute sich über diesen Anblick, den ihr die beiden gaben. Sie rückte ein Stück näher. „Hattest du Angst, dass er mit ‚Dodger’ zu viel Prügel in der Schule kriegt?“ fragte Jess und grinste ein wenig, ohne aber zu Rory aufzusehen. Sie musste ebenfalls lächeln. „Nein, das nicht, aber Oliver gefiel mir besser.“ Der Kleine gähnte. Rory streichelte seine Wange mit einem Finger und kurz darauf war er eingeschlafen. Jess wollte ihn ihr wieder zurückgeben. „Du kannst ihn auch ruhig selbst in sein Bett legen.“
Sie musste lachen, als er sie wirklich sehr zweifelnd ansah. „Das geht schon. Ist nicht so schwer!“
Sehr vorsichtig und langsam stand er auf, in der Angst, Oliver könnte ihm jeden Augenblick hinunterfallen. Wenigstens stand das Gitterbett direkt neben Rory. Weit hatte er es also nicht. Als Jess direkt davor stand, drehte er sich noch einmal fragend zu ihr hinüber. „Einfach nur auf den Rücken hineinlegen!“ Ebenso vorsichtig wie er aufgestanden war, beugte Jess sich nun über das Bett, legte Oliver hinein und zog ganz langsam seine Arme unter ihm weg. Danach deckte er ihn behutsam zu und streichelte sacht seinen Kopf. Rory rückte ein Stück nach links, damit Jess direkt neben seinem Sohn sitzen konnte. „Wie alt ist er jetzt?“ Er streichelte ihn immer noch. „Morgen wir er vier Wochen alt, also 27 Tage. Sein Geburtstag ist am vierten März, er kam fünf Tage zu früh zur Welt.“ Jess nickte stumm. „Und... Lief alles soweit okay?“ „Meinst du die Geburt?“ „Ja. Nein, allgemein. Auch davor...“ Er traute sich nicht, sie anzusehen. „Es lief alles ganz gut... Meine GroÃeltern haben mich erst hängen lassen. Sie dachten, ich werde jetzt wie Mom damals, aber mit Grandpa verstehe ich mich schon wieder. Mom war mir eine groÃe Hilfe in den letzten Monaten... Luke ebenso.“ Wieder war seine einzige Reaktion ein stummes Nicken. Er machte sich im Moment über seine nächste Frage die meisten Gedanken und wendete sich ihr nun zu. „Und was machen wir jetzt?“ Jess sah sie fragend an. Rory seufzte traurig und zuckte die Schultern. „Ich weià es nicht... Musst, oder wolltest, du nicht wieder weg?“ „Da hatte ich ja noch nichts von ihm gewusst.“ Er deutete mit dem Kinn in Olivers Richtung. Rory betrachtete den Boden. „Und... Was willst du jetzt?“ Er sah sie von der Seite an. „Ich weià es nicht. Ich denke... Ich bleibe mal noch bis morgen Früh und dann sehen wir weiter.“ Sie sah zu ihm auf. „Du würdest vielleicht bleiben?“ „Hey, es wäre etwas scheinheilig, wenn ich erst nie wie mein Vater werden will und dann doch verschwinde.“ Er versuchte zu lächeln.
Rory überlegte. Er würde vielleicht hier bleiben! Für Oliver! Sie könnte ihre Familie wieder kriegen, die sie sich gerade in den letzten Monaten so sehr gewünscht hatte! Aber irgendetwas machte sie an dieser Vorstellung nicht mehr glücklich. So eine Familie wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass Jess nur hier bleibt, weil er sich irgendwann mal gesagt hatte, er wolle nicht so wie sein eigener Vater werden. Wenn er wirklich bleiben wollte, dann nur aus der Ãberzeugung heraus, mit ihr und Oliver eine Familie zu werden. Er sollte sich genauso um seinen Sohn kümmern, sollte genauso nachts wach bleiben, wenn er die ganze Zeit schrie, sollte genauso mit ihm zum Arzt und spazieren gehen. Sie wollte nicht, dass Jess nur „eben da“ war. Da konnte er genauso gut wieder gehen. „Woran denkst du?“ Sie sah ihn erst stumm an, aber begann dann, ihm ihre Forderungen und Befürchtungen mitzuteilen. „Es freut mich, wenn du hier bleiben willst, aber so einfach geht das nicht, Jess.“ Er hörte ihr zu. „Ich will nicht, dass du bleibst, aber Oliver und ich nichts von dir haben, weil du dich wieder nur ständig irgendwo rumtreibst oder dich mit irgendwem prügelst. Wenn du hier bleiben willst, musst du Verantwortung übernehmen, Jess. Für mich und vor allem für Oliver. Nur, weil er nicht unbedingt ein Wunschkind war heiÃt das nicht, dass du nicht genauso etwas dafür kannst und schön aus dem Schneider bist! Du musst dich um ihn kümmern. Du bist sein Vater, egal ob oder wie sehr dir das nun gefällt oder auch nicht. Ich will, dass auch mal du die Windeln wechselst, du ihn mal badest oder beruhigst, wenn er weint. Wir... Wir müssen ja nicht gleich zusammenziehen oder so, aber ich will, dass du ihn so oft es geht siehst und dich mit ihm beschäftigst. Etwas anderes hat keinen einfach keinen Sinn!“
Er starrte auf den Boden, seit er dieses Wörtchen „Verantwortung“ gehört hatte. Ihm war schon klar, dass er welche übernehmen musste, wollte er hier bleiben. Aber konnte er das auch? Da war er sich momentan selbst nicht so sicher...
„Okay... Nicht, dass ich damit gerechnet hätte, sofort eine Antwort zu kriegen, aber... sag was.“ Sie saÃen sich schon lange schweigend gegenüber und diese Stille machte sie langsam nervös. Er sah ihr direkt in die Augen. „Okay.“ „Okay?“ „Ich kann nichts versprechen, aber... ich versuch’s. Ich versuch’ alles, was du gesagt hast.“ Eigentlich war es ja eine gute Nachricht, aber Rory war seine schnelle Einwilligung nicht geheuer. Sie bekam ein flaues Gefühl im Magen, schüttelte bittend den Kopf. „Sag das nicht. Noch nicht. Ãberleg’ dir bitte gut, was du willst. Ich kenne dich Jess, und ich will nicht in einem Monat wieder alleine da stehen.“ „Und wenn ich dir sage, dass ich mir sicher bin?“ Sehr überzeugend klang er dabei aber nicht. „Du hast vorher selbst gesagt, du bleibst noch bis morgen, dann sehen wir weiter. Also, überlege es dir bis morgen, okay? Und bitte, sag jetzt nichts mehr dazu. Ich habe im Moment wirklich keine Nerven für solche Versprechungen.“ Dabei deutete sie in Olivers Richtung. „Hast du’s dir nicht so vorgestellt, wie es ist?“ fragte er vorsichtig, um das Thema zu wechseln. „Doch. Es ist nicht so schlimm. Es ist nur eben allgemein anstrengend.“ Jess drehte sich wieder Richtung Gitterbett. „Aber lieb ist er...“ Rory lächelte. „Ja, das ist er.“
„Lorelai Ver... Vic... Lorelai Gilmore!“ Blitzschnell verschwand ihr Handy wieder in der Tasche. „Ich wollte sie nicht anrufen! Ich wollte nur nachsehen, ob ich eine SMS bekommen habe, oder einen Anruf, oder so...“ Sie wurde zunehmend kleinlauter. Sookie sah sie schief an. „Ja klar!“ Lorelai kuschelte sich an einen ihrer Couchpolster. „Victoria.“ Ihre ständig gut gelaunte Freundin stoppte den Film. „Rory ist erwachsen, Lorelai. Sie kommt schon zurecht! Und falls nicht - sie kennt meine Telefonnummer, sie kennt meine Adresse und deine Handynummer natürlich auch!“ „Ich weiÃ, es ist nur... Ich hab’ sie noch nie als Mutter alleine gelassen!“ Sookie rutschte näher zu ihr. „Ich habe es zwar gerade gesagt, aber für dich sag’ ich es meinetwegen auch noch einmal: Sollte Rory wirklich ein Problem haben, kennt sie alle für sie wichtigen Adressen und Telefonnummern! Sollten wir es also wirklich nicht merken, dass sie anruft, klingelt oder klopft, das heiÃt, sollten unsere Ohren plötzlich den Geist aufgeben und wir hoffnungslos ertauben, kann sie immer noch zu Luke! Luke ist der Letzte, der Rory nicht helfen würde und das weiÃt du!“ „Ja.“ Sie klang wie ein trotziges Kind, das nicht bekam was es wollte, aber sie wusste auch, dass Sookie Recht hatte. Rory war nicht dumm. Hätte sie wirklich ein Problem, würde sie sofort Hilfe holen. Und Luke würde selbst nachts um halb drei innerhalb weniger Minuten vor ihrer Türe stehen.
Sookie lieà den Film weiterlaufen. „Und jetzt konzentrierst du dich endlich mal! So macht es keinen SpaÃ...“
Sie unterdrückte ein gähnen und sah auf die Uhr. Schon elf? Wo war denn die Zeit hinverschwunden? Jess war schon zwei einhalb Stunden da? So lange kam es ihr gar nicht vor. Er hatte auch auf die Uhr geschaut. „Ich glaube, ich geh’ dann mal wieder. Deine Mom wird ja auch bald wiederkommen.“ Er angelte nach seiner Jacke. „Nein, sie ist über Nacht bei Sookie.“ Er hielt kurz in seiner Bewegung inne. „Du... kannst auch hier übernachten, wenn du willst.“ Rory lächelte ihn vorsichtig an. Jess überlegte. „Ich weià nicht... Ich glaube fast, zum nachdenken es ist besser, wenn ich bei Luke schlafe. Dort habe ich mehr Ruhe.“ er grinste schief. Rory nickte. „Okay.“ Er zog sich seine Jacke an, strich Oliver ein letztes Mal für heute über den kleinen Kopf und ging zur Tür. Rory folgte ihm. „Wir sehen uns dann ja morgen früh.“ „Ja... Und bitte: Ãberleg’ es dir gut. Ich kann... mit beiden Entscheidungen leben.“ Er nickte stumm, strich ihr zum Abschied kurz über den Arm und verlieà das Haus.
Rory seufzte. Sie konnte nicht mit beiden Entscheidungen leben. Das wusste sie. Aber sie wollte Jess auch keinen Druck machen. Zurück im Wohnzimmer merkte sie, dass Oliver schon wieder wach war. „Was machen wir mit deinem Dad, hm?“ Er umklammerte den ihm hingestreckten Finger.
„Wie bist du hier reingekommen?“ Luke saà überrascht auch seiner Couch. „Du hast unten nicht abgesperrt.“ „Was??“ Jess warf sich auf sein Bett. „Gute Nacht.“ Luke stürmte hinunter in seinen Laden. Und wunderte sich über sich selbst. Nicht nur darüber, dass er tatsächlich vergessen hatte abzusperren, zumindest fand er keine Spuren eines Aufbruchs des Schlosses, sondern viel mehr darüber, dass er neugierig war. Richtig neugierig.
„Wie ist es gelaufen?“ fragte er daher ganz „nebenbei“, als er wieder in seiner Wohnung ankam. „Ich sagte: Gute Nacht!“ vernahm er ein nur leises Murmeln aus dem Polster. „Bleibst du nur bis morgen hier, oder länger?“ Jess richtete sich genervt wieder auf. „Bis morgen bleibe ich sicher, sonst würde ich nicht hier pennen. Und wenn du mich jetzt auch noch in Ruhe lässt, kann ich überlegen, was ich weiter mache! Das habe ich Rory nämlich versprochen!“ Er lieà sich auf den Bauch fallen und presste sich den Polster über den Kopf. Luke lächelte. Jess dachte also über seine Zukunft nach... Das war doch schon mal ein gutes Zeichen, egal, wie er sich schlussendlich entscheiden würde! Obwohl Luke natürlich für Rory und Oliver hoffte, Jess würde endlich einmal die Verantwortung übernehmen, die er sowieso schon trug...
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Fb wie immer erwünscht!

Edit: Hab den Banner gerade reingestellt, falls ihn sich nachträglich noch wer ansehen will. :wink:
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
(Albert Einstein)