11.08.2007, 19:15
Hi!
mile:
@ LL-Junkie:
mile:
Lass dir auch ruhig Zeit, mit dem Fb, ich kenn sowas eh auch von mir... :wink:
Habe dir jetzt vorher gerade den unzensierten Teil per Mail geschickt!
@ niese: Schön, dass dir die FF gefällt!
mile: Habe dir das Kapitel geschickt!
@ Caro:
Ok, weiter gehts!
16. Kapitel
Sie rannte nervös in ihrem Zimmer auf und ab, suchte planlos verschiedene Bücher, CDâs und Kleidungsstücke, nur, um sie sofort wieder fallen zu lassen, sobald sie sie gefunden hatte. Jess saà in einer nagelneuen schwarzen Jeans ohne Auswaschungen, Löchern, oder anderen Alterserscheinungen und einem dünnen dunkelroten Pullover auf ihrem Bett und sah ihr grinsend nach. Vormittags war er noch sauer auf seine Freundin gewesen, als sie ihn ohne Widerrede zum Gewand kaufen geschliffen hatte, aber dieses ganze Tamtam, fast drei Stunden bevor sie losfahren mussten, machte alles wieder wett. Rory kam mit zwei verschiedenen Kleidern auf ihn zu. âWelches findest du... Nein, ich frage lieber Mom.â Schon war sie zur Türe raus.
Er streckte sich auf ihrem Bett aus und betrachtete ihr Zimmer. Es sah genauso aus wie früher, nur das ein Gitterbett und jede Menge Babysachen wie Gewand, Spielzeug, Sabbertücher, Schnuller und Windeln dazugekommen waren. Ihre Pinnwand war immer noch mit Yale-âFanartikelnâ gespickt, in Schrank und Kommode war alles fein säuberlich eingeräumt.
Oliver begann in seinem Bett zu weinen. Jess rappelte sich auf, beugte sich über das kleine Bettchen und hob ihn heraus. Kopf gegen die Schulter lehnen, im Zimmer auf und ab gehen und ihm gut zureden, hatte Rory ihm erklärt. Danach würde er sich eigentlich immer wieder beruhigen - auÃer sein Weinen lag an Hunger oder einer vollen Windel. Vorsichtig setzte er nun einen Schritt vor den anderen und drehte mit dem Keinen am Arm seine Bahnen. âOkay, ich soll dir was erzählen? Was willst du denn hören? Ãhm... Hi, ich bin dein Dad! Gut, das ist nichts Neues, ich weiÃ.â Er begann den Kleinen zusätzlich zu schaukeln. âOkay, ähm, wir fahren in ein paar Stunden zu deinen UrgroÃeltern - du hast beide schon mal gesehen - und deine Mom dreht deshalb gerade ein wenig durch. Hast du das eigentlich gemerkt, als sie gerade die ganze Zeit im Zimmer auf und ab rannte? Nein, wahrscheinlich nicht, dazu hast du einen zu tiefen Schlaf. Dich weckt ja gar nichts.â Jess wechselte gerade wieder die Richtung und wendete sich der Tür zu, als er dort Rory mit verschränkten Armen stehen sah. âIch drehe durch? Und wer hatte heute Vormittag noch solche Panik vor ihnen?â Er rechtfertigte sich. âHey! Natürlich kriegâ ich Panik, wenn du ständig welche machst!â Rory wollte gerade kontern, als sie einfach nur zu lächeln begann. âWas ist?â âGlückwunsch! Er hat sich beruhigt.â Jess drehte seinen Kopf so weit es ging zu Olivers hinüber. âJa, stimmt!â Stolz sah er Rory an.
âEmily, ich kann meine Fliege nirgends finden!â Mit fliegenden Fingern stand Richard vor seiner Kommode und durchwühlte alle Laden. âWelche Fliege meinst du?â In einen Bademantel gehüllt und mit Lippenstift in der Hand trat Emily aus dem Badezimmer. âIch meine die dunkel... Wie siehst du denn aus?! Die Kinder kommen doch in...â Er sah auf seine Uhr. âNicht einmal mehr dreiÃig Minuten!â âIch weiÃ, ich bin fast fertig! Ich muss mir nur mehr die Lippen machen und mein Kleid anziehen!â Sie machte sich wieder auf de Weg ins Bad. âDie Fliege liegt übrigens unten, auf dem Tisch in der Halle. Ich habe sie erst vor einer Stunde aus der Reinigung geholt!â Schnellen Schrittes verlieà Richard den Raum. âVerdammt, jetzt bin hinausgefahren!â murmelte Emily sauer und wischte sich den Lippenstift aus dem Mundwinkel.
âLadies and Gentlemen - das Tor zur Hölle!â Rory und Jess standen wie versteinert vor der schweren Eingangstür, Lorelai stand - halb die beiden schützend, halb sich selbst versteckend - nervös hinter ihrer Tochter und ihrem hoffentlich-noch-lange-nicht-Schwiegersohn. Selbst der - wie immer - schlafende Oliver wirkte ängstlich.
Da sich keiner der beiden Gilmore Frauen dazu durchringen konnte, drückte Jess schlieÃlich die Klingel. âOkay, das warâs dann.â murmelte Lorelai nüchtern und setzte ein gequältes Lächeln auf, als ihre Mutter die Tür öffnete.
Sie strahlte ihre beiden Nachkommen an. âLorelai! Rory! Jess.â Emily reichte ihm höflich die Hand. âGuten Abend, Misses Gilmore.â Sein Lächeln wirkte unbeholfen. âKommt doch herein!â Sie trat einen Schritt zu Seite. âOh, hi.â Ein Dienstmädchen zog Lorelai den Mantel förmlich aus. âDas ist Beth, sie kommt aus Groà Britannien.â stellte die Gastgeberin ihr neues Hauspersonal vor. âAh, hi Beth! Freut mich.â Die blonde Mittzwanzigerin rang sich ein kurzes, kaltes Lächeln ab, nahm auch Rorys Mantel und Jessâ Lederjacke entgegen und verschwand.
âNa los, kommt schon herein!â Sie rauschte ins Wohnzimmer ab. âBitte, nach euch!â Lorelai schob Jess und Rory vor sich her.
Richard saà Zeitung lesend im Wohnzimmer. âHi, Dad.â Er sah auf. âIhr seid schon hier? Oh tut, mir leid, ich war so in meine Zeitung vertieft, ich habe die Klingel gar nicht gehört.â Er legte den Stapel an Papier zur Seite und stand auf. âIst schon okay, Grandpa.â Rory lächelte.
Er kam auf die drei zu und umarmte seine Tochter und seine Enkelin. Jess stand schweigend neben ihn. Rory stellte ihn Richard vor. âGrandpa, das ist Jess, Olivers Vater. Jess, das ist mein Grandpa.â Sie schüttelten sich die Hände. âJess... Ja, Emily hat mir von Ihnen erzählt. Sie sind schon seit einigen Tage wieder hier.â âJa, das stimmt.â âUnd haben Rory geküsst.â âJa...â Er starrte verlegen auf den Boden. Rory ergriff seinen Arm. Jetzt war wohl der beste Augenblick dazu. âGrandpa, Grandma. Jess und ich sind wieder zusammen.â Die beiden sahen sich erstaunt an. Richard begann zu lächeln. âIch freue mich für euch! Komm her!â Er drückte Rory an sich, reichte Jess nochmals die Hand und verbeugte sich beinahe vor ihm. âMeinen Glückwunsch, euch beiden!â Er war froh, dass Rory nicht denselben Fehler wie Lorelai beging, und Oliver alleine groà ziehen wollte. Oliver. Gerade wollte er nach seinem Urenkel fragen, als er ihn, gerade am Aufwachen, in seiner Babyschale liegen sah, die neben Rory auf dem Boden stand. Er beugte sich zu dem Kleinen hinunter und nahm ihn auf den Arm.
Emily stand immer noch erstaunt mitten im Raum und starrte abwechselnd Rory, Jess und Lorelai an. âWieso hast du mir nichts davon gesagt?â fragte sie ihre Tochter, bemüht, nicht allzu herrschend zu klingen. Sie hob abwehrend die Hände. âIch habe es doch selbst erst gestern erfahren!â Richard griff wieder ein. âAber Emily, das ist doch groÃartig! Oliver wird mit seinem Vater aufwachsen! Was spricht da dagegen?â Sie riss sich wieder zusammen und lächelte. âGar nichts, du hast Recht.â
âSetzt euch doch mal!â Sie bot ihnen die beiden Sofas an. âWollt ihr etwas trinken?â Richard legte Oliver zurück in den Kindersitz und ging zu dem Servierwagen. âEinen Martini, bitte.â âIch nur ein Wasser.â âUnd Sie, Jess?â Richard wendete sich ihm zu. âWasser, Cola oder Saft.â murmelte Rory, nur für ihren Freund neben ihr hörbar. Sie hatte ihm versprochen, ihn so gut es geht durch den Abend zu bringen, Fehler zu vermeiden und ihm dabei zu helfen, bei ihren GroÃeltern einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sie wollte nicht, dass er sie von ihrer unangenehmen Seite kennen lernte, oder dass sie ihn aufgrund irgendwelcher ÃuÃerungen schlecht behandelten. âEin Cola wäre schön.â kam es zögerlich hervor. âEin Cola, gerne. Emily, könntest du Jess ein Cola aus dem Kühlschrank bringen?â âNatürlich.â Artig stand sie auf, strich ihren Rock glatt und ging in die Küche.
Richard kam mit den Getränken. âEs freut mich, dass wir endlich wieder gemeinsam hier sitzen und dass ich Sie, Jess, auch noch kennen lerne.â Er nickte lächelnd. âFreut mich ebenfalls. Rory hat mir schon oft von ihnen erzählt. Nur Gutes.â Der schnurrbärtige Herr lächelte verlegen. âJa, unsere Rory ist schon etwas Besonderes. Aber, Rory...â Er sah sie an. âGenieÃe lieber den Abend und hör damit auf, Jess wie ein kleines Kind führen zu wollen. Ich denke, er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen.â Sie wurde etwas rot. Jess hätte Rory gerne verteidigt, irgendetwas gesagt, was sie entlastet hätte, doch ihm fiel partout nichts Brauchbares ein. Zu seinem - und auch Rorys - groÃen Erstaunen war es Lorelai, die gleich beide auf einmal in Schutz nahm. âNimm es nicht so ernst, Dad. Sie sind heute beide schon den ganzen Tag lang recht nervös. Für Jess ist es immerhin das erste Freitagabendessen mit euch beiden auf einmal und für Rory eigentlich auch das erste Richtige nach langer Zeit. Sie wollten sich nur gegenseitig etwas aus der Patsche helfen.â Richard lachte. âEs wird schon nichts Besonderes passieren, heute Abend. Einfach ein nettes Essen mit der Familie, um Neuigkeiten auszutauschen und Sie, Jess, etwas näher kennen zu lernen.â
Emily kam mit einer Dose Cola und einem Glas aus der Küche zurück und stellte es vor Jess auf den Tisch. âDanke.â Er schenkte sich ein.
âMisses Gilmore, das Essen ist fertig.â âDanke, Beth.â Das Hausmädchen verbeugte sich und war, so leise und flink wie sie gekommen war, auch wieder verschwunden.
Die Vorspeise, schlichter Salat mit Tomaten, Oliven und einem Käse, der sowohl Rory, Lorelai als auch Jess völlig unbekannt war, wurde serviert, und mit ihr der Startschuss zu einem Verhör, wie es Rory und Lorelai schon lange nicht mehr erlebt hatten.
âNun, Jess, Rory erzählte mir, Sie haben die letzten Monate bei Ihrem Vater verbracht?â Richard sah ihn an. âJa, das stimmt. Ich habe bei ihm in Kalifornien gelebt.â âUnd was haben Sie dort gemacht? Studiert, gearbeitet?â âIch habe gearbeitet. Habe in verschiedenen Läden Bestellungen entgegengenommen, die Lager eingeräumt, oder in den Läden die Regale. Und die Buchhaltung habe ich auch öfters übernommen.â setzte er zwar leicht betont, aber völlig ruhig hinzu, als wäre es für ihn das Normalste überhaupt. Rorys Grandpa nickte. âUnd was machen Sie, seit Sie wieder zurück sind?â âIch arbeite in dem Café meines Onkels. Kümmere mich wieder um das Lager und die Buchhaltung aber auch um die Gäste. Und ich bin gerade dabei, mir einen zweiten Job zu suchen.â Emily sah von ihrem Teller auf. âWarum denn das?â âNun ja... Je mehr ich verdiene, desto mehr kommt Rory und Oliver zugute. Ich zahle ihnen einen monatlichen Beitrag.â Richard war plötzlich sehr interessiert. âUnd in welcher Höhe befinden sich diese Beiträge? Gerade genug zum überleben, oder bleibt am Monatsende auch etwas übrig, wovon sich Rory noch etwas Kleines für sich selbst leisten kann?â âDad!â Lorelai griff ein. Dass er so von ihren Eltern schikaniert wurde, wollte nicht einmal sie. âWas ist denn? Das ist doch eine angemessene Frage, wenn es um meine Enkelin und ihren Sohn geht!â âNein, ist es nicht! Jess gibt sich wirklich alle Mühe, um für Rory und Oliver sorgen zu können und du ziehst ihn gleich von vornherein in den Dreck!â Sie wunderte sich über sich selbst. Wieso nahm sie Jess eigentlich so plötzlich in ihren totalen Schutz? Wollte sie nicht selbst erst hören, was er sagte, bevor sie ihm das Leben schwer machte? Ihr entging nicht, dass sie von allen angestarrt wurde. Ihre Eltern, klar, die wunderten sich mal wieder über ihr âseltsames Verhaltenâ oder ihren âunangebrachten Tonfallâ oder was auch immer. Und Rory und Jess, tja, die waren beide höchst erstaunt, wie sehr sie plötzlich für Jess kämpfte.
Bis zur Hauptspeise hatte Stille geherrscht. Zwei Mal hatte Lorelai ihren Vater mit eiskalten Blicken vor neuen Fragen abgewürgt. Aber nun, mit einem sich füllenden Magen, ging das Rennen um Akzeptanz oder Untergang in die nächste Runde.
âHabt ihr euch eigentlich schon eine Wohnung gesucht?â Natürlich war es Richard, der die Befragung weiter führte. âWofür?â Rory kaute auf einem Stück Spargel herum. âNa für euch! Ihr habt doch vor, zusammenzuziehen?â âNein, eigentlich nicht. Zumindest nicht jetzt.â Sowohl Richard als auch Emily saÃen mit einem Schlag kerzengerade auf ihren Stühlen. âIhr wollt nicht zusammenziehen?â Emily war fassungslos. âGrandma, wird doch gerade erst wieder zusammen gekommen! Jess ist gerade erst wieder gekommen! Wir müssen doch beide noch in diese Familienkonstruktion hinein wachsen!â âJa aber wie wollt ihr das machen, ohne einer gemeinsamen Wohnung? Wie wollt ihr euch gemeinsam um den Kleinen kümmern?â Richard war verwirrt. Was es nicht das Normalste und Natürlichste der Welt, dass man als Familie zusammen lebte? Ihm kam gleich ein weiterer Gedanke, der ihn erschreckte. âWollt ihr etwa auch nicht heiraten?â Das kam doch gar nicht erst in Frage, dass Rory und Jess nicht heirateten, wenn Jess schon hier war! Er würde es nicht zulassen, dass Rory genauso wie Lorelai Schande über die Familie brachte! Noch ein uneheliches Kind - wo kämen sie denn da hin? âKeine Ahnung. Vielleicht irgendwann einmal. Aber nicht im Moment.â antwortete Jess, der zurzeit eindeutig der Ruhigere der beiden war. Er sah, wie Rory kurz vor einer innerlichen Explosion stand. Alles in ihr brodelte bereits. âDad, und auch Mom, lasst es doch mal gut sein, für heute. Man braucht doch nicht alles gleich am ersten Abend zu klären.â Lorelai probierte sich wieder als Schlichterin zwischen den Parteien. âIch halte diese Fragen aber ebenfalls für sehr wichtig!â warf Emily ein. âAber kannst du sie nicht auch noch nächste Woche wichtig finden? Oder übernächste?â Prompt gerieten sie in einen Streit.
âIch glaubâs einfach nicht...â vor sich hinmurmelnd schüttelte sie den Kopf. âWas?â Jess sah sie von der Seite an und erschrak beinahe. Er hätte schwören können, dass ihre schönen, eisblauen Augen für einen Moment vor lauter Zorn blutrot gefunkelt hatten. âRory...â Er nahm ihre Hand in seine, und versuchte sie zu beruhigen. âIst doch alles nicht so schlimm. Das klären wir schon noch.â Doch Rory lieà sich nicht beruhigen. Sie hatte doch gewusst, warum sie den ganzen Tag über eine ständige, leichte Angst vor dem Abend gehabt hatte! Ihre Vorstellung, beziehungsweise die ihren GroÃeltern, eines gemütlichen, versöhnlichen Essens waren einfach grundverschiedene. Sie starrte die beiden abwechselnd böse an. Sie stritten gerade mit Lorelai darum, wie wichtig eine Hochzeit vor Ende von Olivers erstem Lebensjahr war. âSagt mal, habt ihr sie noch alle??â Eine sofortige Stille trat ein. âGrandpa, ich hatte mich nach unserem Treffen wirklich gefreut, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung war! Und Grandma, von dir dachte ich ebenfalls, du würdest es diesmal ernst meinen! Aber dann kommen wir zu euch, und was passiert? Ihr bohrt nur nach, wie viel Geld Jess uns geben will und wann wir endlich heiraten! Habt ihr noch nie etwas von Taktgefühl gehört? Oder Anstand?â âAber Rory!â âNein, Grandma! Ihr seid einfach unmöglich! Beide! Und wisst ihr was? In Zukunft werde ich mich nicht mehr mit einem netten Gespräch einschmeicheln lassen! In Zukunft wird das alles nach meinen Regeln laufen!â âSchatz-â Ihre Mom versuchte sie zu stoppen, doch Rory war nicht mehr aufzuhalten. âIn Zukunft werdet ihr zu uns zum Essen kommen und es wird ausschlieÃlich über Themen geredet, die Mom und ich in unserem Haus wünschen!â Lorelai riss die Augen auf. Bitte was?! Ihre Eltern sollten von nun an ernsthaft wöchentlich bei ihnen antanzen? Sie redete unbeirrt weiter. âWeiters werdet ihr Jess und mich solche Entscheidungen wie zu einer Wohnung oder Heirat uns überlassen, denn es geht auch schlieÃlich niemanden auÃer uns beiden etwas an! Oh, und damit auch diese Sache gleich von vorne herein geklärt ist: Ihr werdet euch unter keinen Umständen in die Erziehung, in seine spätere Interessen oder die Schulbildung unseres Sohnes einmischen! Wir werden ihm sagen, was er darf und was nicht, was gut ist und was schlecht, er wird selbst entscheiden, ob oder auf welches College er gehen will und er wird um keinen Preis dieser Welt auch nur zu einer einzigen dieser langweiligen Veranstaltungen mitgehen, die keinen interessieren und für nichts gut sind! Ansonsten kann ich auch gerne Moms Methoden von damals übernehmen! Okay?â Sie stand auf, schnappte sich Oliver und zog Jess an einer Hand hinter sich her. âÃhm, auf Wiedersehen.â murmelte er über seine Schulter und verschwand durch die Tür. Richard und Emily sahen den beiden verwirrt und entsetzt nach. Lorelai trank still ihren Martini aus und folgte ihnen.
âAlso erst mal: Wow! Deine Rede hat mich echt beeindruckt, Gratulation!â Sie nickte ihrer Tochter anerkennend zu, als diese zu ihnen vor das Haus trat und ihren Wagen aufsperrte. âAber... Willst du sie wirklich jede Woche bei uns zu Hause sitzen haben?â fragte sie beinahe flehend, es sich nochmals zu überlegen. âWarten wir mal ab, wie sie jetzt in den nächsten Tagen und Wochen überhaupt reagieren.â Sie stieg ein. âOh, und Jess: Willkommen zurück im Fegefeuer!â Sie grinste ihn verräterisch an.
Auf der ganzen Fahrt nach Hause wurde eigentlich nicht viel gesprochen. Kurz vor Stars Hollow wendete Lorelai sich an ihren Mitfahrer. âWo soll ich dich eigentlich rauslassen? Bei Luke oder kommst du noch mit zu uns?â Er sah sie erstaunt an. âAlso, ich komme gerne noch mit zu Ihnen, wenn ich darf.â Lorelai zuckte die Schultern. âKlar, warum nicht? Bist ja schlieÃlich ihr Freund.â Sie deutete auf Rory neben sich. âUnd es ist noch nicht mal neun.â
Nachdem sie vor ihrem Haus ausgestiegen war, und Rory Jess vorgeschickt hatte, um Oliver ins Bett zu bringen, wandte sie sich zum ersten Mal seit Beginn der Fahrt direkt an ihre Mutter. âMom, warum hast du das eigentlich gemacht?â âWas, Schatz?â âNa das alles. Uns so verteidigt. Jess... so verteidigt.â âAch Schatz...â Lorelai hakte sich bei ihr unter und ging zum Haus. âEr tat mir einfach leid. Meinen Eltern sollte niemand ausgesetzt werden... Eigentlich hatte ich nicht vor, auch nur irgendetwas zu ihm oder über ihn heute zu sagen. Ich wollte mir ansehen, ob er sich wirklich so verändert hat, wie du meintest, oder ob er es würdig war, weiter gehasst zu werden. Aber dann war da dieser... kindliche, hilflose Ausdruck in seinen Augen, als mein Dad mit seinen Fragen loslegte und da hat sich mein eiskaltes Herz doch noch erwärmt.â Sie hatte ihre letzten Worte absichtlich stark ins Lächerliche gezogen, um nicht vor Rory zugeben zu müssen, dass sie wirklich Mitleid mit ihm gehabt hatte, und langsam begann, ihn so etwas wie zu mögen. Jess war zu ihr zurückgekommen, hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, und bei ihr und seinem Sohn bleiben wollte, sich um sie kümmern wollte. Zu gerne hätte sie das alles vor über 19 Jahren von Christopher gehört. Aber er war schon zu stark von seinen und ihren Eltern manipuliert worden, wollte sie die ganze Zeit nur mehr heiraten, egal, was sie selbst davon hielt, oder ob es wirklich das Richtige war. Die Gesellschaft, in der sich deren Eltern früher und auch heute noch bewegten hielt es für das Richtige, eine eigene Meinung war nie von Bedeutung gewesen.
Ein wenig betrübt saà sie in der Küche und sah durch die offene Tür in Rorys Zimmer. Jess hatte es sich auf Rorys Bett bequem gemacht, Rory selbst stand noch vor dem Gitterbett und streichelte Olivers Kopf. Nach einigen Minuten legte sie sich neben ihren Freund und kuschelte sich an ihn. Er küsste sie. Eine richtig idyllische, kleine Familie. Lorelai hätte am liebsten geweint.

@ LL-Junkie:
Zitat:Hab deine FF vor ner Woche endeckt und finde sie total klasse.Freut mich, danke!

Lass dir auch ruhig Zeit, mit dem Fb, ich kenn sowas eh auch von mir... :wink:
Zitat:Ich bin eigentlich ein Vollblut JJ durch und durch
Habe dir jetzt vorher gerade den unzensierten Teil per Mail geschickt!
@ niese: Schön, dass dir die FF gefällt!

@ Caro:
Zitat:....wow....das hast du ja alles gegeben....find ich gut!![]()
Zitat:Ach ja und zu deinem Re-FBHmm... Du hast natürlich auch recht, aber lassen wir es jetzt einfach mal bei meiner Rory, ist das in Ordnung? :wink: (Hab nämlich ehrlich gesagt keine Lust, das nochmal irgendwie umzuschreiben. *g*)
Ok, weiter gehts!
16. Kapitel
Sie rannte nervös in ihrem Zimmer auf und ab, suchte planlos verschiedene Bücher, CDâs und Kleidungsstücke, nur, um sie sofort wieder fallen zu lassen, sobald sie sie gefunden hatte. Jess saà in einer nagelneuen schwarzen Jeans ohne Auswaschungen, Löchern, oder anderen Alterserscheinungen und einem dünnen dunkelroten Pullover auf ihrem Bett und sah ihr grinsend nach. Vormittags war er noch sauer auf seine Freundin gewesen, als sie ihn ohne Widerrede zum Gewand kaufen geschliffen hatte, aber dieses ganze Tamtam, fast drei Stunden bevor sie losfahren mussten, machte alles wieder wett. Rory kam mit zwei verschiedenen Kleidern auf ihn zu. âWelches findest du... Nein, ich frage lieber Mom.â Schon war sie zur Türe raus.
Er streckte sich auf ihrem Bett aus und betrachtete ihr Zimmer. Es sah genauso aus wie früher, nur das ein Gitterbett und jede Menge Babysachen wie Gewand, Spielzeug, Sabbertücher, Schnuller und Windeln dazugekommen waren. Ihre Pinnwand war immer noch mit Yale-âFanartikelnâ gespickt, in Schrank und Kommode war alles fein säuberlich eingeräumt.
Oliver begann in seinem Bett zu weinen. Jess rappelte sich auf, beugte sich über das kleine Bettchen und hob ihn heraus. Kopf gegen die Schulter lehnen, im Zimmer auf und ab gehen und ihm gut zureden, hatte Rory ihm erklärt. Danach würde er sich eigentlich immer wieder beruhigen - auÃer sein Weinen lag an Hunger oder einer vollen Windel. Vorsichtig setzte er nun einen Schritt vor den anderen und drehte mit dem Keinen am Arm seine Bahnen. âOkay, ich soll dir was erzählen? Was willst du denn hören? Ãhm... Hi, ich bin dein Dad! Gut, das ist nichts Neues, ich weiÃ.â Er begann den Kleinen zusätzlich zu schaukeln. âOkay, ähm, wir fahren in ein paar Stunden zu deinen UrgroÃeltern - du hast beide schon mal gesehen - und deine Mom dreht deshalb gerade ein wenig durch. Hast du das eigentlich gemerkt, als sie gerade die ganze Zeit im Zimmer auf und ab rannte? Nein, wahrscheinlich nicht, dazu hast du einen zu tiefen Schlaf. Dich weckt ja gar nichts.â Jess wechselte gerade wieder die Richtung und wendete sich der Tür zu, als er dort Rory mit verschränkten Armen stehen sah. âIch drehe durch? Und wer hatte heute Vormittag noch solche Panik vor ihnen?â Er rechtfertigte sich. âHey! Natürlich kriegâ ich Panik, wenn du ständig welche machst!â Rory wollte gerade kontern, als sie einfach nur zu lächeln begann. âWas ist?â âGlückwunsch! Er hat sich beruhigt.â Jess drehte seinen Kopf so weit es ging zu Olivers hinüber. âJa, stimmt!â Stolz sah er Rory an.
âEmily, ich kann meine Fliege nirgends finden!â Mit fliegenden Fingern stand Richard vor seiner Kommode und durchwühlte alle Laden. âWelche Fliege meinst du?â In einen Bademantel gehüllt und mit Lippenstift in der Hand trat Emily aus dem Badezimmer. âIch meine die dunkel... Wie siehst du denn aus?! Die Kinder kommen doch in...â Er sah auf seine Uhr. âNicht einmal mehr dreiÃig Minuten!â âIch weiÃ, ich bin fast fertig! Ich muss mir nur mehr die Lippen machen und mein Kleid anziehen!â Sie machte sich wieder auf de Weg ins Bad. âDie Fliege liegt übrigens unten, auf dem Tisch in der Halle. Ich habe sie erst vor einer Stunde aus der Reinigung geholt!â Schnellen Schrittes verlieà Richard den Raum. âVerdammt, jetzt bin hinausgefahren!â murmelte Emily sauer und wischte sich den Lippenstift aus dem Mundwinkel.
âLadies and Gentlemen - das Tor zur Hölle!â Rory und Jess standen wie versteinert vor der schweren Eingangstür, Lorelai stand - halb die beiden schützend, halb sich selbst versteckend - nervös hinter ihrer Tochter und ihrem hoffentlich-noch-lange-nicht-Schwiegersohn. Selbst der - wie immer - schlafende Oliver wirkte ängstlich.
Da sich keiner der beiden Gilmore Frauen dazu durchringen konnte, drückte Jess schlieÃlich die Klingel. âOkay, das warâs dann.â murmelte Lorelai nüchtern und setzte ein gequältes Lächeln auf, als ihre Mutter die Tür öffnete.
Sie strahlte ihre beiden Nachkommen an. âLorelai! Rory! Jess.â Emily reichte ihm höflich die Hand. âGuten Abend, Misses Gilmore.â Sein Lächeln wirkte unbeholfen. âKommt doch herein!â Sie trat einen Schritt zu Seite. âOh, hi.â Ein Dienstmädchen zog Lorelai den Mantel förmlich aus. âDas ist Beth, sie kommt aus Groà Britannien.â stellte die Gastgeberin ihr neues Hauspersonal vor. âAh, hi Beth! Freut mich.â Die blonde Mittzwanzigerin rang sich ein kurzes, kaltes Lächeln ab, nahm auch Rorys Mantel und Jessâ Lederjacke entgegen und verschwand.
âNa los, kommt schon herein!â Sie rauschte ins Wohnzimmer ab. âBitte, nach euch!â Lorelai schob Jess und Rory vor sich her.
Richard saà Zeitung lesend im Wohnzimmer. âHi, Dad.â Er sah auf. âIhr seid schon hier? Oh tut, mir leid, ich war so in meine Zeitung vertieft, ich habe die Klingel gar nicht gehört.â Er legte den Stapel an Papier zur Seite und stand auf. âIst schon okay, Grandpa.â Rory lächelte.
Er kam auf die drei zu und umarmte seine Tochter und seine Enkelin. Jess stand schweigend neben ihn. Rory stellte ihn Richard vor. âGrandpa, das ist Jess, Olivers Vater. Jess, das ist mein Grandpa.â Sie schüttelten sich die Hände. âJess... Ja, Emily hat mir von Ihnen erzählt. Sie sind schon seit einigen Tage wieder hier.â âJa, das stimmt.â âUnd haben Rory geküsst.â âJa...â Er starrte verlegen auf den Boden. Rory ergriff seinen Arm. Jetzt war wohl der beste Augenblick dazu. âGrandpa, Grandma. Jess und ich sind wieder zusammen.â Die beiden sahen sich erstaunt an. Richard begann zu lächeln. âIch freue mich für euch! Komm her!â Er drückte Rory an sich, reichte Jess nochmals die Hand und verbeugte sich beinahe vor ihm. âMeinen Glückwunsch, euch beiden!â Er war froh, dass Rory nicht denselben Fehler wie Lorelai beging, und Oliver alleine groà ziehen wollte. Oliver. Gerade wollte er nach seinem Urenkel fragen, als er ihn, gerade am Aufwachen, in seiner Babyschale liegen sah, die neben Rory auf dem Boden stand. Er beugte sich zu dem Kleinen hinunter und nahm ihn auf den Arm.
Emily stand immer noch erstaunt mitten im Raum und starrte abwechselnd Rory, Jess und Lorelai an. âWieso hast du mir nichts davon gesagt?â fragte sie ihre Tochter, bemüht, nicht allzu herrschend zu klingen. Sie hob abwehrend die Hände. âIch habe es doch selbst erst gestern erfahren!â Richard griff wieder ein. âAber Emily, das ist doch groÃartig! Oliver wird mit seinem Vater aufwachsen! Was spricht da dagegen?â Sie riss sich wieder zusammen und lächelte. âGar nichts, du hast Recht.â
âSetzt euch doch mal!â Sie bot ihnen die beiden Sofas an. âWollt ihr etwas trinken?â Richard legte Oliver zurück in den Kindersitz und ging zu dem Servierwagen. âEinen Martini, bitte.â âIch nur ein Wasser.â âUnd Sie, Jess?â Richard wendete sich ihm zu. âWasser, Cola oder Saft.â murmelte Rory, nur für ihren Freund neben ihr hörbar. Sie hatte ihm versprochen, ihn so gut es geht durch den Abend zu bringen, Fehler zu vermeiden und ihm dabei zu helfen, bei ihren GroÃeltern einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sie wollte nicht, dass er sie von ihrer unangenehmen Seite kennen lernte, oder dass sie ihn aufgrund irgendwelcher ÃuÃerungen schlecht behandelten. âEin Cola wäre schön.â kam es zögerlich hervor. âEin Cola, gerne. Emily, könntest du Jess ein Cola aus dem Kühlschrank bringen?â âNatürlich.â Artig stand sie auf, strich ihren Rock glatt und ging in die Küche.
Richard kam mit den Getränken. âEs freut mich, dass wir endlich wieder gemeinsam hier sitzen und dass ich Sie, Jess, auch noch kennen lerne.â Er nickte lächelnd. âFreut mich ebenfalls. Rory hat mir schon oft von ihnen erzählt. Nur Gutes.â Der schnurrbärtige Herr lächelte verlegen. âJa, unsere Rory ist schon etwas Besonderes. Aber, Rory...â Er sah sie an. âGenieÃe lieber den Abend und hör damit auf, Jess wie ein kleines Kind führen zu wollen. Ich denke, er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen.â Sie wurde etwas rot. Jess hätte Rory gerne verteidigt, irgendetwas gesagt, was sie entlastet hätte, doch ihm fiel partout nichts Brauchbares ein. Zu seinem - und auch Rorys - groÃen Erstaunen war es Lorelai, die gleich beide auf einmal in Schutz nahm. âNimm es nicht so ernst, Dad. Sie sind heute beide schon den ganzen Tag lang recht nervös. Für Jess ist es immerhin das erste Freitagabendessen mit euch beiden auf einmal und für Rory eigentlich auch das erste Richtige nach langer Zeit. Sie wollten sich nur gegenseitig etwas aus der Patsche helfen.â Richard lachte. âEs wird schon nichts Besonderes passieren, heute Abend. Einfach ein nettes Essen mit der Familie, um Neuigkeiten auszutauschen und Sie, Jess, etwas näher kennen zu lernen.â
Emily kam mit einer Dose Cola und einem Glas aus der Küche zurück und stellte es vor Jess auf den Tisch. âDanke.â Er schenkte sich ein.
âMisses Gilmore, das Essen ist fertig.â âDanke, Beth.â Das Hausmädchen verbeugte sich und war, so leise und flink wie sie gekommen war, auch wieder verschwunden.
Die Vorspeise, schlichter Salat mit Tomaten, Oliven und einem Käse, der sowohl Rory, Lorelai als auch Jess völlig unbekannt war, wurde serviert, und mit ihr der Startschuss zu einem Verhör, wie es Rory und Lorelai schon lange nicht mehr erlebt hatten.
âNun, Jess, Rory erzählte mir, Sie haben die letzten Monate bei Ihrem Vater verbracht?â Richard sah ihn an. âJa, das stimmt. Ich habe bei ihm in Kalifornien gelebt.â âUnd was haben Sie dort gemacht? Studiert, gearbeitet?â âIch habe gearbeitet. Habe in verschiedenen Läden Bestellungen entgegengenommen, die Lager eingeräumt, oder in den Läden die Regale. Und die Buchhaltung habe ich auch öfters übernommen.â setzte er zwar leicht betont, aber völlig ruhig hinzu, als wäre es für ihn das Normalste überhaupt. Rorys Grandpa nickte. âUnd was machen Sie, seit Sie wieder zurück sind?â âIch arbeite in dem Café meines Onkels. Kümmere mich wieder um das Lager und die Buchhaltung aber auch um die Gäste. Und ich bin gerade dabei, mir einen zweiten Job zu suchen.â Emily sah von ihrem Teller auf. âWarum denn das?â âNun ja... Je mehr ich verdiene, desto mehr kommt Rory und Oliver zugute. Ich zahle ihnen einen monatlichen Beitrag.â Richard war plötzlich sehr interessiert. âUnd in welcher Höhe befinden sich diese Beiträge? Gerade genug zum überleben, oder bleibt am Monatsende auch etwas übrig, wovon sich Rory noch etwas Kleines für sich selbst leisten kann?â âDad!â Lorelai griff ein. Dass er so von ihren Eltern schikaniert wurde, wollte nicht einmal sie. âWas ist denn? Das ist doch eine angemessene Frage, wenn es um meine Enkelin und ihren Sohn geht!â âNein, ist es nicht! Jess gibt sich wirklich alle Mühe, um für Rory und Oliver sorgen zu können und du ziehst ihn gleich von vornherein in den Dreck!â Sie wunderte sich über sich selbst. Wieso nahm sie Jess eigentlich so plötzlich in ihren totalen Schutz? Wollte sie nicht selbst erst hören, was er sagte, bevor sie ihm das Leben schwer machte? Ihr entging nicht, dass sie von allen angestarrt wurde. Ihre Eltern, klar, die wunderten sich mal wieder über ihr âseltsames Verhaltenâ oder ihren âunangebrachten Tonfallâ oder was auch immer. Und Rory und Jess, tja, die waren beide höchst erstaunt, wie sehr sie plötzlich für Jess kämpfte.
Bis zur Hauptspeise hatte Stille geherrscht. Zwei Mal hatte Lorelai ihren Vater mit eiskalten Blicken vor neuen Fragen abgewürgt. Aber nun, mit einem sich füllenden Magen, ging das Rennen um Akzeptanz oder Untergang in die nächste Runde.
âHabt ihr euch eigentlich schon eine Wohnung gesucht?â Natürlich war es Richard, der die Befragung weiter führte. âWofür?â Rory kaute auf einem Stück Spargel herum. âNa für euch! Ihr habt doch vor, zusammenzuziehen?â âNein, eigentlich nicht. Zumindest nicht jetzt.â Sowohl Richard als auch Emily saÃen mit einem Schlag kerzengerade auf ihren Stühlen. âIhr wollt nicht zusammenziehen?â Emily war fassungslos. âGrandma, wird doch gerade erst wieder zusammen gekommen! Jess ist gerade erst wieder gekommen! Wir müssen doch beide noch in diese Familienkonstruktion hinein wachsen!â âJa aber wie wollt ihr das machen, ohne einer gemeinsamen Wohnung? Wie wollt ihr euch gemeinsam um den Kleinen kümmern?â Richard war verwirrt. Was es nicht das Normalste und Natürlichste der Welt, dass man als Familie zusammen lebte? Ihm kam gleich ein weiterer Gedanke, der ihn erschreckte. âWollt ihr etwa auch nicht heiraten?â Das kam doch gar nicht erst in Frage, dass Rory und Jess nicht heirateten, wenn Jess schon hier war! Er würde es nicht zulassen, dass Rory genauso wie Lorelai Schande über die Familie brachte! Noch ein uneheliches Kind - wo kämen sie denn da hin? âKeine Ahnung. Vielleicht irgendwann einmal. Aber nicht im Moment.â antwortete Jess, der zurzeit eindeutig der Ruhigere der beiden war. Er sah, wie Rory kurz vor einer innerlichen Explosion stand. Alles in ihr brodelte bereits. âDad, und auch Mom, lasst es doch mal gut sein, für heute. Man braucht doch nicht alles gleich am ersten Abend zu klären.â Lorelai probierte sich wieder als Schlichterin zwischen den Parteien. âIch halte diese Fragen aber ebenfalls für sehr wichtig!â warf Emily ein. âAber kannst du sie nicht auch noch nächste Woche wichtig finden? Oder übernächste?â Prompt gerieten sie in einen Streit.
âIch glaubâs einfach nicht...â vor sich hinmurmelnd schüttelte sie den Kopf. âWas?â Jess sah sie von der Seite an und erschrak beinahe. Er hätte schwören können, dass ihre schönen, eisblauen Augen für einen Moment vor lauter Zorn blutrot gefunkelt hatten. âRory...â Er nahm ihre Hand in seine, und versuchte sie zu beruhigen. âIst doch alles nicht so schlimm. Das klären wir schon noch.â Doch Rory lieà sich nicht beruhigen. Sie hatte doch gewusst, warum sie den ganzen Tag über eine ständige, leichte Angst vor dem Abend gehabt hatte! Ihre Vorstellung, beziehungsweise die ihren GroÃeltern, eines gemütlichen, versöhnlichen Essens waren einfach grundverschiedene. Sie starrte die beiden abwechselnd böse an. Sie stritten gerade mit Lorelai darum, wie wichtig eine Hochzeit vor Ende von Olivers erstem Lebensjahr war. âSagt mal, habt ihr sie noch alle??â Eine sofortige Stille trat ein. âGrandpa, ich hatte mich nach unserem Treffen wirklich gefreut, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung war! Und Grandma, von dir dachte ich ebenfalls, du würdest es diesmal ernst meinen! Aber dann kommen wir zu euch, und was passiert? Ihr bohrt nur nach, wie viel Geld Jess uns geben will und wann wir endlich heiraten! Habt ihr noch nie etwas von Taktgefühl gehört? Oder Anstand?â âAber Rory!â âNein, Grandma! Ihr seid einfach unmöglich! Beide! Und wisst ihr was? In Zukunft werde ich mich nicht mehr mit einem netten Gespräch einschmeicheln lassen! In Zukunft wird das alles nach meinen Regeln laufen!â âSchatz-â Ihre Mom versuchte sie zu stoppen, doch Rory war nicht mehr aufzuhalten. âIn Zukunft werdet ihr zu uns zum Essen kommen und es wird ausschlieÃlich über Themen geredet, die Mom und ich in unserem Haus wünschen!â Lorelai riss die Augen auf. Bitte was?! Ihre Eltern sollten von nun an ernsthaft wöchentlich bei ihnen antanzen? Sie redete unbeirrt weiter. âWeiters werdet ihr Jess und mich solche Entscheidungen wie zu einer Wohnung oder Heirat uns überlassen, denn es geht auch schlieÃlich niemanden auÃer uns beiden etwas an! Oh, und damit auch diese Sache gleich von vorne herein geklärt ist: Ihr werdet euch unter keinen Umständen in die Erziehung, in seine spätere Interessen oder die Schulbildung unseres Sohnes einmischen! Wir werden ihm sagen, was er darf und was nicht, was gut ist und was schlecht, er wird selbst entscheiden, ob oder auf welches College er gehen will und er wird um keinen Preis dieser Welt auch nur zu einer einzigen dieser langweiligen Veranstaltungen mitgehen, die keinen interessieren und für nichts gut sind! Ansonsten kann ich auch gerne Moms Methoden von damals übernehmen! Okay?â Sie stand auf, schnappte sich Oliver und zog Jess an einer Hand hinter sich her. âÃhm, auf Wiedersehen.â murmelte er über seine Schulter und verschwand durch die Tür. Richard und Emily sahen den beiden verwirrt und entsetzt nach. Lorelai trank still ihren Martini aus und folgte ihnen.
âAlso erst mal: Wow! Deine Rede hat mich echt beeindruckt, Gratulation!â Sie nickte ihrer Tochter anerkennend zu, als diese zu ihnen vor das Haus trat und ihren Wagen aufsperrte. âAber... Willst du sie wirklich jede Woche bei uns zu Hause sitzen haben?â fragte sie beinahe flehend, es sich nochmals zu überlegen. âWarten wir mal ab, wie sie jetzt in den nächsten Tagen und Wochen überhaupt reagieren.â Sie stieg ein. âOh, und Jess: Willkommen zurück im Fegefeuer!â Sie grinste ihn verräterisch an.
Auf der ganzen Fahrt nach Hause wurde eigentlich nicht viel gesprochen. Kurz vor Stars Hollow wendete Lorelai sich an ihren Mitfahrer. âWo soll ich dich eigentlich rauslassen? Bei Luke oder kommst du noch mit zu uns?â Er sah sie erstaunt an. âAlso, ich komme gerne noch mit zu Ihnen, wenn ich darf.â Lorelai zuckte die Schultern. âKlar, warum nicht? Bist ja schlieÃlich ihr Freund.â Sie deutete auf Rory neben sich. âUnd es ist noch nicht mal neun.â
Nachdem sie vor ihrem Haus ausgestiegen war, und Rory Jess vorgeschickt hatte, um Oliver ins Bett zu bringen, wandte sie sich zum ersten Mal seit Beginn der Fahrt direkt an ihre Mutter. âMom, warum hast du das eigentlich gemacht?â âWas, Schatz?â âNa das alles. Uns so verteidigt. Jess... so verteidigt.â âAch Schatz...â Lorelai hakte sich bei ihr unter und ging zum Haus. âEr tat mir einfach leid. Meinen Eltern sollte niemand ausgesetzt werden... Eigentlich hatte ich nicht vor, auch nur irgendetwas zu ihm oder über ihn heute zu sagen. Ich wollte mir ansehen, ob er sich wirklich so verändert hat, wie du meintest, oder ob er es würdig war, weiter gehasst zu werden. Aber dann war da dieser... kindliche, hilflose Ausdruck in seinen Augen, als mein Dad mit seinen Fragen loslegte und da hat sich mein eiskaltes Herz doch noch erwärmt.â Sie hatte ihre letzten Worte absichtlich stark ins Lächerliche gezogen, um nicht vor Rory zugeben zu müssen, dass sie wirklich Mitleid mit ihm gehabt hatte, und langsam begann, ihn so etwas wie zu mögen. Jess war zu ihr zurückgekommen, hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, und bei ihr und seinem Sohn bleiben wollte, sich um sie kümmern wollte. Zu gerne hätte sie das alles vor über 19 Jahren von Christopher gehört. Aber er war schon zu stark von seinen und ihren Eltern manipuliert worden, wollte sie die ganze Zeit nur mehr heiraten, egal, was sie selbst davon hielt, oder ob es wirklich das Richtige war. Die Gesellschaft, in der sich deren Eltern früher und auch heute noch bewegten hielt es für das Richtige, eine eigene Meinung war nie von Bedeutung gewesen.
Ein wenig betrübt saà sie in der Küche und sah durch die offene Tür in Rorys Zimmer. Jess hatte es sich auf Rorys Bett bequem gemacht, Rory selbst stand noch vor dem Gitterbett und streichelte Olivers Kopf. Nach einigen Minuten legte sie sich neben ihren Freund und kuschelte sich an ihn. Er küsste sie. Eine richtig idyllische, kleine Familie. Lorelai hätte am liebsten geweint.
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
(Albert Einstein)