[JeryRoss]

Soo, an sich sollte jetzt jeder haben, was er wollte!

Ok, hier zum vorletzten Kapitel!

19. Kapitel
„Sag mal, Schatz, wo bist du heute Mittag?“ Lorelai war schon halb aus der Türe hinaus. „Ich weiß nicht. Entweder bei Jess oder hier. Warum?“ Rory sah sie fragend an. „Nur so. Luke bringt heute Mittag etwas vorbei, hat er gesagt. Ich muss ihm jetzt noch schnell sagen gehen, dass er mich anrufen soll, bevor er losfährt, damit ich es mir auch ansehen kann.“ Ihre Tochter drehte sich neugierig auf der Couch um. „Was ist es denn? Ist es für dich oder mich? Und wann genau kommt Luke? Immerhin, bei Jess hat ein ‚morgen früh’ auch schon mal bis am Nachmittag gedauert!“ Lorelai grinste breit. „Ich werde dir gar nichts sagen, außer, dass es eine Überraschung ist! Kannst ja mal deinen Schatz fragen, ob er für dich etwas aus Luke raus kriegt! Oder ihn selbst fragen. Aber sei einfach heute Mittag zu Hause. So, und jetzt muss ich wirklich los! Bye, hab dich lieb!“
Rory war sauer. Sie hasste Überraschungen! Nein, so stimmte das nicht. Sie liebte Überraschungen, aber sie hasste es, wenn ihr schon vorher jemand sagte, sie bekäme eine!
Gedankenversunken kaute sie auf ihrer Unterlippe. So wie ihre Mom geredet hatte, war diese Überraschung anscheinend für sie, Rory, bestimmt. Aber mit was sollte Luke sie überraschen? Was wollte er vorbei bringen? Gerade, als sie versuchte in ihrem Kopf eine Liste an Dingen zu erstellen, die ihr jemand wie Luke schenken könnte, läutete ihr Handy. Abwesend hob sie ab, merkte gar nicht, dass sie nichts sagte. „Rory? ... Hallo?“ Immer noch war sie zu sehr mit ihrer Liste beschäftigt. „Hey, Ollie hat gerade gekotzt!!“ „Was?!“ Sofort wurde sie hellhörig. Er lachte. „Wow, mit was hast du dich denn jetzt gerade beschäftigt? Du warst ja völlig weg!“ Sie strich sich verlegen ihre Haare hinters Ohr. „Ach, mit nichts. War nicht so wichtig.“ „Wenn du meinst.“ Er wechselte das Thema. „Kommst du heute wieder rüber?“ Sie seufzte jammernd. „Ich würde gerne, aber es war gestern wirklich so entsetzlich langweilig, die ganze Zeit nur blöd ’rumzusitzen, das kannst du dir nicht vorstellen! Ich habe ja nichts zu tun, im Gegensatz zu dir!“ Er verstand es ja, aber etwas traurig war er trotzdem. „Okay... Kommst du zumindest mal kurz rüber?“ „Das tue ich sicher, ja.“ Seine Laune besserte sich wieder ein wenig. „Gut, dann bis später!“ Er wollte gerade auflegen, da fiel ihr noch etwas ein. „Oh, Jess?“ „Ja?“ „Kannst du vielleicht noch ganz unauffällig Luke ausquetschen, was er heute Mittag uns vorbeibringen will? Mom hat da irgendetwas angedeutet, und ich will jetzt wissen, was es ist!“ Sie sah Jess richtig vor sich, wie er in Lukes Wohnung saß und in den Hörer grinste. „Ich werde mal sehen, was ich tun kann...“ „Dafür liebe ich dich auch!“ „Vergiss das nur mal nicht!“ setzte er grinsend nach und legte auf.

„Luke?“ Jess kam die Treppe in den Laden hinunter. „Ja?“ Er stellte gerade die Ketchup- und Senfflaschen auf die Tische. „Rory will wissen, was sie heute von dir kriegt. Was kann ich ihr sagen?“ „Sag ihr, dass es etwas für Oliver ist.“ Jess runzelte die Stirn. „Du schenkst Oliver was?“ „Ja, das tue ich.“ „Und was?“ Luke holte die Salz- und Pfefferstreuer. „Das wirst du heute Mittag sehen.“ „Komm schon Luke, mir kannst du’s doch wohl sagen?!“ Ein Geschenk von seinem Onkel an Oliver - das machte auch ihn stutzig. Doch Luke zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Natürlich könnte ich. Aber ich will nicht.“ Jess schüttelte trotzig den Kopf und ging an die Arbeit. „Du bist ein wirklich eigenartiger Mensch...“

„Rory! Und Oliver!!“ Lane freute sich riesig. Schon lange hatte Rory sie nicht mehr besucht. Und heute war es auch gleich das erste Mal mit Baby! „Hey, komm rein, komm rein! Fühl’ dich wie zu Hause!“ Sie nahm Rory den Kinderwagen aus der Hand und führte ihn die Wohnung. „Du hast wirklich den Kleinen mitgenommen!!“ Schon lehnte er an ihrer Schulter und wurde von Lane mit größter Begeisterung gestreichelt, während sie mit seiner Mutter ins Wohnzimmer ging. „Bleibst du über Mittag? Jetzt ist es ja schon... halb elf!“ Rory lehnte dankend ab, und erzählte ihr von Lukes Überraschung. „Luke schenkt dir etwas?“ Lane war genauso verwundert, wie Rory es heute morgen gewesen war. „Ja. Jess versucht gerade für mich herauszukriegen, was es ist.“

„Michel, kommen Sie heute Mittag ein paar Stunden ohne mich zu Recht?“ Er stand an der Rezeption und spielte Solitaire am Computer. „Das muss ich mir erst überlegen: Ein paar Stunden ohne Sie - so etwas musste ich ja noch nie durchstehen! Wie soll ich es denn nur ohne Sie schaffen? Was, wenn Sookie jemanden zum reden braucht? Und sie wären nicht da? Soll sie Sie anrufen? Oder soll ich mit ihr reden? Und was ist erst, wenn neue Gäste kommen? Was soll ich dann mit ihnen tun? Ich fürchte, dann werden sie auf Sie warten müssen...“ Gelangweilt, sarkastisch, an nichts interessiert - der ewig gleich bleibende Michel. „Okay, dann verschwinde ich in ’ner halben Stunde.“

„Sag mal, kann ich mitkommen und mir diese Überraschung ansehen? Ein Geschenk von Luke habe ich noch nie gesehen.“ Lane saß im Schneidersitz neben ihr auf der Couch und grinste wie ein kleines Kind. Rory überlegte. „Nachdem ich selbst nicht weiß, in welche Richtung dieses Geschenk geht, würde ich es mir anfangs lieber mal alleine anschauen. Aber danach kannst du sofort vorbeikommen!“ Ihre Freundin nickte. „Ist in Ordnung! Hat er gesagt wann er es bringt?“ „Nein, er hat nur gesagt ‚heute Mittag’.“ Sie wollte gerade auf die Uhr sehen, als ihr Handy läutete. „Schatz, bist du schon zu Hause? Luke hat gesagt, er kommt jetzt gleich vorbei!“ Lorelai klang richtig aufgeregt. „Nein, ich bin noch bei Lane, aber ich komme gleich!“ entgegnete Rory und legte auf. „Ich muss los, Luke kommt gleich.“
Sie verabschiedete sich schnell von Lane, nahm den Kinderwagen, in welchem Oliver friedlich lag und ging nach Hause.

„Pass doch auf!“ meckerte Luke seinen Neffen an, als dieser etwas grob mit dem riesigen Umzugskarton umging. „Verdammt, ich hab doch gar nichts getan! Trag’ ihn doch selbst, wenn du mir nichts zutraust!“ schnauzte dieser zurück und hievte die große Kiste die Veranda hoch. „Warte, ich helfe dir!“ Lorelai kam ihm freudig entgegengelaufen.
„Da sieht man ja gar nicht, was drin ist!“ beschwerte sie sich auch schon, als sie bei Jess und der Überraschung ankam. „Du wirst es schon noch sehen...“ meine Luke grinsend, der den beiden beim tragen zusah.
„Luke - der Gentleman vom Dienst, wie? Lässt meine arme Mutter und meinen armen Freund die ganze Arbeit machen!“ Nun war auch Rory grinsend zu den anderen gestoßen - die Runde war komplett. „So schwer ist das Teil auch nicht.“ rechtfertigte er sich. „Ha! Hast du das schon mal in der Hand gehabt?“ widersprach ihm eine abgequälte Lorelai. „Nein, hat er nicht.“ setzte Jess mürrisch nach. „Trägst du mir dafür den Kinderwagen rein?“ lächelte Rory Luke lieb an. „Natürlich.“ Von ihr ließ er sich einfach immer erweichen. Er hatte Rory noch nie etwas abschlagen können und jetzt, wo sie auch noch mit seinem Neffen so ein süßes, kleines Kind hatte, konnte er es noch viel weniger.

„Mach’s auf, mach’s auf, mach’s auf! Komm schon, mach endlich! Kann ich’s aufmachen?“ Lorelai wurde von allen Seiten breit grinsend beobachtet, wie sie aufgeregt um den Karton hüpfte. „Ich mach ja schon! Nur die Ruhe!“ Rory holte eine Schere, schnitt das Klebeband durch, und öffnete einen kleinen Spalt weit die Schachtel, so dass gerade sie hineinsehen konnte. „Und?? Wie sieht’s aus??“ Ihre Mom starrte sie mit glänzenden Augen an. „Ich weiß es nicht, ich kann nichts erkennen.“ Als sie sich daran machte, die Kiste ganz zu öffnen, kam Jess hinter sie, umschlang ihre Hüften und lugte über ihre Schulter. „Eine Wiege!“ Sie riss sich von Jess los und fiel dessen Onkel um den Hals. „Gott, danke Luke! Eine Wiege! Ist die schön!“ „Hol sie doch mal raus.“ lächelte er ihr zufrieden entgegen. Sofort machte sie sich mit Jess’ Hilfe daran, die Wiege aus der Box zu holen.
Etwa einen Meter lang und gut 50 bis 60 Zentimeter breit, stand nun eine wunderschöne, weiß lackierte Wiege im Wohnzimmer. Zusammen gebaut aus dicken, massiven Holzplatten, mit gekreuzten Beinen und zwei abnehmbaren Bögen schaukelte sie sanft vor ihnen her. „Ich liebe sie.“ flüsterte Rory staunend und lächelnd vor sich hin. „Ich weiß, sie kommt ein wenig spät, aber besser spät als nie, oder?“ Er kratzte sich, entschuldigend lächelnd, am Hinterkopf. „Das macht nichts, sie ist wirklich so wunderschön.“ Ohne Luke anzusehen schüttelte sie ihren Kopf. „Stimmt, das hast du toll hingekriegt!“ pflichtete Lorelai ihrer Tochter bei und drückte ihn an sich.
Luke ging auf die Wiege zu und kniete sich auf den Boden. „Okay, ähm, die beiden Bögen hier unten kann man auch abnehmen, dann ist es ein normales Babybett, und...“ Er entfernte die Schaukelfunktion und drehte die Wiege zur Seite. „...und hier habe ich noch seinen Namen eingemeißelt für den Fall, dass euch die Wiege mal gestohlen werden sollte. Dann kann der Dieb zumindest nichts mehr damit anfangen.“ Auf der nun zu ihnen gerichteten Seite stand in leicht geschwungener Schrift Oliver und auf der anderen Gilmore Mariano, da Luke nicht gewusst hatte, ob Rory den Kleinen nach seinem Vater oder sich benannt hatte.
Jess holte Oliver, der immer noch im Kinderwagen schlief heraus, und legte ihn vorsichtig in die Wiege. „Also reinpassen wird er da noch eine Zeit lang.“ Doch dadurch, dass er nun direkt auf dem harten, unbequemen Holz lag, verzog er beklagenswert sein Gesicht, schluchzte ein paar Mal auf und zappelte mit den Ärmchen in seinem neuen Bett umher. „Noch ist es nicht zum schlafen gedacht, da legen wir dir schon noch was unter.“ erklärte ihm seine Grandma beruhigend und hob ihn wieder heraus.

Am späteren Nachmittag saßen Rory und ihre Mom gemeinsam auf Rorys Bett und schauten Oliver bei seinem ersten Schlaf in seinem neuen Bett zu. Die Matratze war für die Wiege zu groß gewesen, so hatten sie ihm fürs Erste eine dicke Fleecedecke untergelegt.
„Weißt du, was ich mir gestern Abend bei Luke überlegt habe?“ Lorelai lehnte ihren Kopf an Rorys Schulter. „Nein, was?“ „Ich hab’ mir überlegt, dass du und Jess unbedingt vor mir und Luke heiraten müsstet, sollte einer von uns überhaupt heiraten wollen.“ Rory sah sie verwundert an. „Wie kommst du auf so etwas?“ Ihre Mom richtete sich wieder auf. „Na schau: Wenn Luke und ich vor euch heiraten würdet, dann wärt ihr verwandt! Ihr wärt zwar nur Stiefcousins, aber ihr wärt verwandt! Und wie klingt das denn, wenn Oliver mal im Kindergarten oder in der Schule erzählt ‚Meine Mommy ist die Cousine von meinen Daddy!’?“ Ihre Tochter sah sie immer noch verwundert, und nun auch etwas verwirrt, an. „Aber auch wenn wir vor euch heiraten: Sobald ihr euch traut, sind Jess und ich sowieso wieder verwandt!“ „Ja schon, aber das würde erst nach eurer Eheschließung passieren und wäre nicht mehr ganz so eigenartig. Außerdem habe ich mir noch etwas überlegt!“ „Oh je...“ Rory grinste. Lorelai blickte sie strafend an. „Ich habe mir überlegt, dass wir noch eine richtig, richtig komplizierte Familienzusammenstellung hätten. Nicht nur, dass ihr beide verwandt wärt, Luke wäre auch noch gleichzeitig Olivers Stiefopa und Großonkel, sowie ich gleichzeitig Grandma und Großtante wäre. Du wärst auch noch seine Mom und Stiefcousine zweiten, oder dritten Grades, oder so, da du ja Jess’ Stiefcousine bist, sowie er-“ „...Olivers Dad und Stiefcousin zweiten oder dritten Grades wäre?“ „Genau! Total krank!“
Rory dachte nach. „Krank“ war kein Ausdruck dafür... Das war eher unheimlich. „Aber sollte es mal soweit kommen, also dass wir beide heiraten, dann belassen wir es am besten bei der einfachsten Form: Mom, Dad, Grandma, Grandpa.“ „Ja. Die genauere Version heben wir uns auf, bis er etwa... keine Ahnung, zwanzig oder dreißig ist.“ Rory grinste. „Ich denke, zwanzig reicht.“