13.09.2007, 01:43
So, es ist schon wieder ewig her, dass ich geschrieben habe, aber ich kam in letzter Zeit einfach nicht zum Schreiben 
@Melanie: Danke für dein liebes FB, du weiÃt ja, ich freue mich immer wahnsinnig darüber. Und ja... vielleicht weiÃt du jetzt ansatzweise, was du mir mit der RR-Sache antust.
@Coco14: Du weiÃt gar nicht, wie ich geguckt habe, als ich dein FB gesehen habe. Hätte nie gedacht, dass sich jemand die Mühe macht die ganze FF durchzulesen... umso mehr hat es mich natürlich gefreut
Und wenn es dann auch noch ein langes FB ist, höre ich nicht mehr auf zu strahlen :p Achja, ich finde es schön, dass du Marty magst... ich mag ihn nämlich auch sehr *g*
Ich hoffe, dass nicht allzu viele Tippfehler drin sind, muss zugeben, dass ich einfach zu müde bin, ich den Teil aber unbedingt noch heute posten wollte. Gucke ihn mir nochmal an, wenn ich meine Augen wieder offen halten kann
Würde mich über Eure ehrliche Meinung freuen... und ganz besonders, ob Euch solche Flashbacks wie in diesem Teil gefallen oder ob es Euch lieber wäre, wenn ich die weglasse und die "wirkliche Handlung" dafür schneller vorangeht?
Wo steckst du???
Versuche dich seit Ewigkeiten
Zu erreichen, habe es bei
Dir zuhause, in Stars Hollow
Und auf dem Handy versucht.
Ist etwas passiert???
Marty
Rory starrte auf die SMS und bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich wirklich schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei Marty gemeldet. Wie oft hatte sie eine Nachricht von ihm bekommen oder einen entgangenen Anruf gesehen und einen Anruf bei ihm immer wieder verschoben? Er wusste ja nicht einmal wie ihr Englandaufenthalt geendet hatte, ob sie noch mit James zusammen war…
,,Rory?“ Die Stimme ihrer Mutter holte sie zurück aus ihren Gedanken.
,,Ja?“ Rory blickte zu ihrer Mutter, die mit verschränkten Armen und ernstem Gesichtsausdruck im Hotelzimmer stand. Eigentlich hatte Rory schon einen Verdacht, um was sich das Gespräch drehen würde. SchlieÃlich hatte Lorelai seit Dean’s Einladung nichts mehr gesagt und selbst als Rory begonnen hatte ihre Klamotten neu zu falten und sie ordentlich in ihren Koffer zurückzulegen, war Lorelai auf dem Bett gesessen und hatte schweigend zugeschaut, was sehr untypisch für sie war. Rory wusste, dass ihrer Mutter die Vorstellung, dass sie mit Dean nach Chicago fahren würde, nicht gefiel.
,,Hast du wirklich vor mit Dean nach Chicago zu fahren?“
,,Ja. Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht auf Lara aufpassen könntest? Ihr würde es sicher besser gefallen bei dir zu sein. Wäre das ok?“
,,Ich weià nicht.“
,,Dann werde ich sie wohl mitnehmen.“
,,Rory?“
,,Was?"
,,Ich mache mir Sorgen um dich."
,,Und wieso?"
Lorelai schüttelte leicht den Kopf. ,,Kannst du dir das nicht denken?" Als Rory schwieg, redete sie weiter: ,,Du und Dean-"
,,Ja? Was ist mit uns?" fragte Rory und fuhr fort ihre Klamotten zusammenzulegen, um nicht mehr in das besorgte Gesicht ihrer Mutter blicken zu müssen.
,,Ich habe Angst, dass du dich in etwas verrennst,..."
,,Ich weià nicht, was du meinst."
,,Rory, bitte! Hör auf die Klamotten zu sortieren und schau mich an!"
,,Ich weià nicht, was das Ganze soll."
,,Oh doch, das weiÃt du. Ich fürchte, dass dich das Ganze an früher erinnert, dass du dich in diese Zeit zurückwünschst, dass du vielleicht etwas tust, was …“
,,Das ist nicht wahr,“ fiel Rory ihr ins Wort. ,,Nichts davon ist auch nur im Entferntesten wahr.“
,,Nein? Rory, ich habe doch gesehen, wie du ihn ansiehst.“
,,Und wie sehe ich ihn an?"
,,Das kann ich nicht beschreiben. Aber ich kann sagen, dass es nicht die Art ist, wie eine verheiratete Frau ihren Exfreund anschauen sollte."
Rory, die bei den letzten Sätzen geradezu verzweifelt versucht hatte ein neutrales Gesicht zu wahren, bemerkte plötzlich, dass sich ihre Finger in den roten Stoff des T-Shirts, das ganz oben im Koffer lag, gekrallt hatten.
,,Ich denke, es ist ganz natürlich, dass du etwas eifersüchtig auf Dean’s Verlobte bist,“ fuhr Lorelai fort. ,,Ich meine, welche Frau, die gerade ziemliche Eheprobleme hat, wäre nicht neidisch auf eine andere Frau, die Alles zu haben scheint? Noch dazu, wenn sich diese Frau plötzlich einbildet, dass sie das Alles auch haben hätte können, wenn sie damals vor Jahren nicht diesen kleinen Fehler gemacht hätte."
Rory wollte etwa erwidern, wollte ihrer Mutter widersprechen, doch der Kloà in ihrem Hals verhinderte jedes Wort und führte nur zu einem Schluchzer, den Rory so gut wie möglich zu unterdrücken versuchte.
,,Doch so darfst du nicht denken. Was geschehen ist, ist geschehen und man kann es nicht mehr zurücknehmen, so sehr man es sich auch in manchen Momenten wünscht. Glaub mir, ich kenne diese Momente nur allzu gut. Ich bin die unangefochtene Queen, wenn es darum geht Fehler zu machen. Selbst Britney verblasst neben mir.“ Lorelai trat zu Rory und legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Rory, bitte mache nicht noch so einen Fehler. Du und Dean wart schon einmal in einer ähnlichen Situation und wir wissen beide, wie das ausgegangen ist. Ich will für Euch beide nicht, dass sich das noch mal wiederholt. Damals wart Ihr neunzehn, also Teenager und vielleicht konnte man Euch deswegen leichter verzeihen, doch in der Welt der Erwachsenen läuft das nicht so, das weiÃt du. Ich kann dir nichts mehr verbieten, aber vielleicht nimmst du ja meinen Rat an. Ich weiÃ, wie verlockend es sein kann, wenn man nach Jahren die Möglichkeit bekommt mit seiner ersten Liebe Zeit zu verbringen. Alles ist toll, unbeschwert und man glaubt sich so sorglos fühlen zu können wie mit sechzehn. Aber ich weià auch wie schnell man in einem solchen Moment Fehler machen kann. Fehler, die einem teuer zu stehen kommen. Also fahre nicht.“ Lorelai spürte wie die Schultern ihrer Tochter zu zucken begannen, deshalb legte sie einen Arm um sie und flüsterte an ihre Schulter: ,,Ich will doch nur, dass du vorsichtig bist.“
Rory atmete tief durch, versuchte den Kloà in ihrer Kehle loszuwerden, bevor sie ein ,,Ich weiÓ zurückgab. Sie glaubte die Befürchtungen ihrer Mutter zu verstehen. Sie wusste ja nicht einmal selbst, was sie dazu bewegt hat mitzufahren, nachdem sie bei ihren Zusammentreffen immer so nervös gewesen war. Und doch wusste sie, dass sie den Rat ihrer Mutter nicht beherzigen würde.
Vielleicht war es unvernünftig, vielleicht war es falsch, aber irgendwas in ihr sagte, dass sie sich die Gelegenheit mit Dean Zeit zu verbringen nicht entgehen lassen sollte. Selbst wenn der einzige Grund dieser Fahrt vielleicht darin bestehen sollte, zu verstehen, dass sie ihn freigeben, endgültig gehen lassen musste.
Sie saà im Auto, starrte aus dem Fenster und klopfte mit ihren Fingern nervös auf ihrer Handtasche herum. Sie riskierte einen Blick nach links zu Dean, unglücklicherweise wählte er denselben Moment, um sie anzusehen, richtete seine Augen aber sofort wieder nach vorne auf die StraÃe. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Die Autofahrt war vielleicht etwas unangenehm, weil keiner der beiden wusste, was er sagen sollte und dennoch genoss er es ein kleines Bisschen mit Rory zusammen zu sein. Er war überrascht gewesen, dass Rory so schnell seiner Einladung zugestimmt hatte und sich auch nicht von ihrer Mutter, die nicht allzu begeistert von diesem Vorschlag zu sein schien, umstimmen lieÃ. ,,Es ist ein bisschen seltsam, nicht?“ Er beschloss, die Situation nicht noch mit sinnlosem Smalltalk zu verschlimmern, sondern einfach die Wahrheit zu sagen.
,,Ich mache mir nur etwas Sorgen um Mum und Lara,“ sagte Rory, weil sie nicht zugeben wollte, dass Dean’s Anwesenheit sie so nervös machte. Lorelai hatte schlieÃlich doch noch zugestimmt auf Lara aufzupassen. Ãber Rory's Entscheidung mit Dean mitzukommen hatte Lorelai jedoch kein Wort mehr verloren. Sie und Rory hatten den frühen Nachmittag mit einem Spaziergang um den kleinen See, der zum Hotel gehörte und auf dem Spielplatz verbracht. ,,Lara und ich sind eigentlich so gut wie nie getrennt und ich habe Angst, dass…“ Sie sah von der Seite aus Dean’s Grinsen und gab schlieÃlich zu: ,,Es ist wirklich ein wenig seltsam. Ich meine, du und ich… nicht, dass ich es schlimm finde oder so, sonst wäre ich ja gar nicht mitgefahren. Es ist nur…“
,,Wirklich seltsam,“ vollendete Dean den Satz und musste dann an Rory's Satz denken, dass sie und Lara kaum Zeit getrennt verbrachten. ,,Sag mal, was hast du später vor? Ich meine, was das Arbeiten betrifft? Möchtest du irgendwann…“
Rory lieà ihm gar nicht die Möglichkeit den Satz zu beenden, sondern fiel ihm ins Wort: ,,Ja, natürlich. Spätestens, wenn Lara im Kindergarten ist, möchte ich arbeiten.“
,,Eine andere Antwort habe ich von dir auch gar nicht erwartet,“ meinte Dean lächelnd. ,,Ich war ganz schön überrascht, als ich erfahren habe, dass du nicht arbeitest. Aber es ist ja ganz natürlich, dass du erst einmal bei deiner Tochter zuhause bleibst.“
,,Es ist schwierig. Auf der einen Seite möchte ich natürlich rund um die Uhr für Lara da sein, aber auf der anderen Seite…“ Rory wusste nicht, wie sie es erklären sollte, ohne, dass Dean sie sofort für eine schlechte Mutter hielt. SchlieÃlich hatte ihr James auf unmissverständliche Art zu verstehen gegeben, dass eine gute Mutter nicht einmal auf die Idee kam, über so etwas nachzudenken. Rory musste an das Gespräch denken, das sie geführt hatten, als Lara etwa ein halbes Jahr alt war.
FLASHBACK
James stand gerade vor dem Spiegel im Schlafzimmer, als Rory herein kam, ihn vom Spiegel wegschubste und ihn mit sich auf das Bett zog.
,,Rory, bitte!“ Er befreite sich aus ihrem Griff und setzte sich auf. ,,Ich muss mich fertig machen."
Mit einem Seufzen setzte sich Rory ebenfalls wieder auf. ,,Wie wäre es, wenn du im Büro anrufst und sagst, dass du krank bist?“
,,Und wieso sollte ich das tun?“
,,Dann könntest du hier bei mir bleiben,“ gab Rory zurück und versuchte ein verführerisches Lächeln aufzusetzen, was ihr aber misslang, als sie beobachtete wie James mit zusammengepressten Lippen auf sein weiÃes Hemd blickte, es glatt strich und dann an seiner Krawatte herumzupfte.
,,Du weiÃt, dass das nicht geht.“ James wollte schon aufstehen, als Rory ihn am Arm festhielt.
,,Du hast deinen Chef noch nie angelogen, also ist es doch einmal nicht schlimm, oder?"
,,Oh doch, das ist es.“ Endlich gelang es ihm sich aus Rory’s Klammergriff zu befreien und zurück zum Spiegel zu gehen, wo er anfing seine Krawatte noch einmal neu zu binden.
,,Mir ist aber langweilig,“ sagte Rory mit schmollenden Unterton in der Stimme, setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und verschränkte die Arme. Sie kam sich selbst vor wie ein dreijähriges Kind, aber das war ihr in diesem Moment relativ egal.
,,Dann unternimm was,“ schlug James vor, während er sein Jackett überzog.
Rory biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war jetzt genau der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. ,,James? Was würdest du eigentlich dazu sagen, wenn ich anfangen würde zu arbeiten? Ich weià natürlich, dass du-“
,,Nein,“ fiel ihr James ins Wort. ,,Dieses Thema hatten wir doch schon einmal, oder nicht?“
,,Ja, schon, aber…“
,,Dann weiÃt du ja sicherlich auch noch, dass ich nicht viel davon halte. Eine Mutter sollte nicht arbeiten.“
,,Aber ich würde ja auch nicht zu oft arbeiten, nicht einmal Halbtags. Marty hat mir von einer Bibliothek erzählt, die immer mal wieder Aushilfen suchen. Es wäre vielleicht für ein paar Stunden in der Woche,“ erklärte Rory und hoffte, dass James ihr überhaupt noch richtig zuhörte. Er hatte sich nämlich grade auf den Stuhl neben dem Bett gesetzt und kramte in seiner Tasche. ,,James?“
Genervt blickte er auf und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Muss ich darauf wirklich antworten?“
,,Ja. Ich möchte doch nur den Grund wissen. Was wäre daran do schlimm?“
,,Denk doch einmal nach! Was wäre mit Lara?“
,,Wie gesagt, es wäre nur für ein paar Stunden in der Woche und wir würden sicher jemanden finden, der auf die aufpasst.“
,,Bibliothek,“ stieà James verächtlich hervor. ,,Was willst du dort? Eine Yalestudentin, die irgendeinen Aushilfsjob annimmt und sich ausbeuten lässt? Hast du irgendwann schon einmal gehört, dass jemand mit einem super Abschluss einer Eliteuniversität darum bettelt einen solchen Job annehmen zu dürfen?“
,,Es ist vielleicht kein Traumjob, ich werde auch nur so lange dort arbeiten, wie es mir Spaà macht. Spätestens wenn Lara im Kindergarten ist, möchte ich in dem Job beginnen, für den ich den super Abschluss auf der Eliteuni gemacht habe,“ sagte sie und in den letzten Worten schwang ein leichter ironischer Ton mit.
,,Wieso? Wieso willst du das? Wofür brauchst du Geld? Sag es mir und ich kaufe es dir.“
,,Mir geht es nicht um das Geld. Ich muss einfach mal raus.“
,,Ich verstehe dich einfach nicht. WeiÃt du, wie viele Frauen davon träumen nicht arbeiten zu müssen und trotzdem alles zu bekommen?“
,,Ich bin aber nicht eine von diesen Frauen. Ich MÃCHTE arbeiten und wenn es anfangs nur ein paar Stunden pro Woche sind. Mir fällt die Decke auf den Kopf, verstehst du das nicht?“
,,Dir fällt die Decke auf den Kopf? Nach ein paar Monaten? Welche Mutter sagt so etwas?“ James’ Stimme war laut geworden, als er nun kopfschüttelnd vor ihr stand.
,,Eine Mutter, die ein paar Stunden für sich haben will,“ gab Rory zurück.
,,Ich glaube es einfach nicht!“ James fuhr sich durch die Haare und wusste anscheinend nicht, was er noch sagen konnte. ,,Lassen wir das, ich muss los!“
,,James, bitte!“ Genervt sah Rory ihm zu, wie er in seine Schuhe schlüpfte, einen prüfenden Blick in den Spiegel warf und Richtung Tür ging. Sie hasste es, wenn er einem Gespräch einfach so auswich, weil er nicht mehr weiterwusste. ,,Denk wenigstens darüber nach, ok?“
,,Da gibt es nichts zum Nachdenken. Eine gute Mutter geht nicht arbeiten, sondern bleibt zuhause. Wenn du nach einem halben Jahr schon genug hast, wie soll das in den nächsten Jahren werden?“
,,Willst du sagen, dass ich eine schlechte Mutter bin?“
,,Das habe ich nicht gesagt,“ meinte James besänftigend und ging noch einmal zu ihr hinüber. Er holte seine Geldbörse hervor, legte ihr seine Bankkarte auf das Bett und gab ihr einen Kuss auf die Wange. ,,Mach dir einen schönen Tag, ok?“ Ohne eine Antwort abzuwarten verlieà er das Zimmer. Rory lieà sich in die Kissen zurückfallen und drehte James’ Karte nachdenklich. Wieso konnte er einfach nicht verstehen, dass es ihr nicht um das Geld ging? Gerade er, dem seine Arbeit so wichtig zu sein schien, müsste sie doch eigentlich verstehen.
FLASHBACK ENDE
,,Auf der anderen Seite fehlt dir die Arbeit, nicht?“
Dean’s Stimme riss Rory aus den Gedanken. ,,Ja. Aber ich werde wohl noch etwas warten müssen. Mein Mann hält nichts davon, wenn Frauen mit Kindern arbeiten gehen. Ich weià nicht, aber wenn man immer nur die Gesellschaft eines einjährigen Kindes hat, vermisst man manchmal schon richtige Gespräche und Diskussionen. Oh man, das hört sich jetzt echt furchtbar egoistisch an.“
,,Ich verstehe schon, was du meinst. Aber es gibt doch viele berufstätige Mütter und ich glaube nicht, dass Kinder darunter leiden,… sofern es nicht ein Job ist, bei dem die Mutter den ganzen Tag weg ist.“
,,Ah, hat der Donna Reed Verfechter neue Horizonte entdeckt?“ fragte Rory grinsend.
Ein leichtes Lächeln erschien auch auf Dean’s Gesicht. ,,Wie damals schon gesagt: Meine Mutter ging immer arbeiten, wenn auch nur halbtags.“ Er deutete aus dem Fenster. ,,Wir sind gleich da. Siehst du das Haus rechts? Dort befindet sich unsere Wohnung. Wir müssen nur einmal rundherum fahren, da sich der Parkplatz auf der anderen Seite befindet.“
,,Du wohnst in einem Hochhaus?“ fragte Rory überrascht, als sie interessiert nach drauÃen blickte. Es passte nicht zu Dean, zumindest nicht zu dem Dean, der damals in Stars Hollow gewohnt hatte und bei ihrem erstem Date schon zugegeben hatte, dass es ihm in der Kleinstadt sehr gut gefiel und er auch die vielen Bäume zu schätzen wusste.
,,Hast du vor in der GroÃstadt zu bleiben?“
,,Naja, erst einmal schon. Mindestens so lang bis ich mit dem Studium fertig bin. Aber ich muss zugeben, dass ich das Kleinstadtleben vermisse und nicht mein ganzes Leben in der GroÃstadt verbringen will.“
,,Es ist seltsam, mein ganzes Leben lang wusste ich, dass Stars Hollow etwas Besonderes ist, aber manchmal hat es mich auch genervt, dass jeder alles von jedem wusste. Ich habe jetzt einige Jahre nicht in Stars Hollow verbracht und obwohl ich nie vorhatte wieder dauerhaft dorthin zu ziehen, erwische ich mich immer öfters dabei, dass ich die Stadt vermisse - mit all’ ihren Verrücktheiten. Die besonderen Menschen, die absolut verrückten Feste, von denen sonst noch kein Mensch gehört hat,...“
Dean hatte das Auto geparkt und zog nun den Schlüssel aus dem Zündschloss. Er hielt inne und sah zu Rory hinüber, bevor er leise sagte; ,,Mir geht es ganz genauso.“ Rory erwiderte seinen Blick und spürte die Verbundenheit. Die Liebe zu dieser Kleinstadt verband sie. Sie würde sich wohl mit jedem verbunden fühlen, der einmal in Stars Hollow gelebt hatte und sich der Faszination der Stadt nicht entziehen konnte. ,,Sandra ist sich aber nicht sicher, ob sie umziehen will, schlieÃlich lebt sie ihr ganzes Leben lang schon in Chicago.“
Rory nickte nur und der besondere Moment mit Dean war vorüber. Noch immer war ihr nicht ganz wohl, wenn das Gespräch auf Sandra kam.
,,So,“ Dean öffnete die Autotür, während Rory still sitzen blieb. Sie wusste nicht, ob Dean vorhatte sie mit in die Wohnung zu nehmen oder ob er erwartete, dass sie so lange im Auto bleiben sollte. ,,Willst du nicht mit hochkommen und dir die Wohnung anschauen?“
Rory löste ihren Sicherheitsgurt und kam der Aufforderung nur zu gern nach.
,,Da wären wir.“ Dean schloss die Wohnungstür auf, wartete darauf, dass Rory die Wohnung betrat und folgte ihr dann. Sie stand etwas unsicher im Flur, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich um. ,,Schön,“ urteilte sie schlieÃlich und hörte wie Dean, der hinter ihr stand, anfing mit dem Schlüsselbund zu klimpern. Sie traute sich jedoch nicht einfach ins nächste Zimmer weiterzugehen, sondern wartete stattdessen bis Dean an ihr vorbeiging und die erste Tür öffnete.
,,Das ist die Küche.“ Er deutete in den Raum. ,,Wie man ja zweifellos erkennen kann,“ fügte er mit einem Lächeln hinzu und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Plötzlich merkte er, wie nervös er wirklich war. Deshalb wandte er sich schnell ab und deutete auf die gegenüberliegende, geschlossene Tür. ,,Da ist das Badezimmer. Und das ist unser Wohnzimmer.“ Einen Moment stand er einfach im Türrahmen zwischen Wohnzimmer und Flur, dann durchquerte er das Wohnzimmer und öffnete eine Tür zu einem kleinem Zimmer, in dem sich Kartons stapelten. ,,Das ist bis jetzt unser Lagerraum,“ erklärte er entschuldigend, ohne sich jedoch zu Rory umzudrehen. ,,Wir sind noch nicht mit allem fertig, weil wir erst jetzt richtig hier einziehen und wir noch soviel mit der Hochzeit zu tun hatten. Aber irgendwann wird das so was wie ein Büro… wenn der Schreibtisch geliefert wird, alle Kartons ausgepackt sind und so weiter.“ Er wandte sich wieder zu Rory um, die immer noch im Flur stand und schweigend nickte.
,,Sieht hübsch aus,“ brachte sie schlieÃlich heraus und setzte ein Lächeln auf, bevor sie das Wohnzimmer betrat und zielstrebig zum Bücherregal hinüber ging. Sie hatte es schon immer gehasst, in unangenehmen Situationen nichts mit ihren Händen anfangen zu wissen. Doch Bücher gaben ihr immer auf eine seltsame Weise das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben. Sie fuhr mit einem Finger über die Bücherreihen, nickte bei bekannten Titeln und nahm manche Bücher aus dem Regal, um sie genauer zu betrachten.
,,Ich hätte mir denken können, dass dich die Bücher mehr interessieren, als meine langweilige Führung,“ sagte Dean, der nun hinter ihr stand.
,,Tut mir leid.“ Mit einem entschuldigendem Lächeln drehte sie sich zu ihm um. ,,Ich wollte ja die Wohnung sehen, aber bei Büchern kann ich einfach nicht anders. Du kennst mich ja.“
,,Allerdings.“ Er nickte wissend, schien einen Moment beinahe abwesend zu sein, als er ihr direkt in die Augen blickte. Verlegen wandte Rory die Augen zu Boden, blickte dann aber hastig wieder zu den Büchern.
,,Du hast ganz schön viele medizinische Bücher hier. Ich wusste ja gar nicht, dass du dich so für die Gesundheit des Menschen interessierst.“
,,Das sind Sandra’s. Sie studiert Medizin, na ja eigentlich ist sie jetzt mit dem Studium fertig.“
,,Sehr schön.“ Rory konnte einfach nicht verhindern, dass es ihr bei Sandra’s Namen komisch zumute wurde. ,,Und die Tür hier neben dem Bücherregal? Welches Zimmer ist das? Du hast mir alle Zimmer gezeigt, nur das nicht. Was ist dort drin? Ist es eine Schatzkammer?“
,,Leider nicht. Es ist nur das Schlafzimmer.“ Dean guckte sie abwartend an. Er wusste nicht, ob es der Anstand gestattete einer Exfreundin das Schlafzimmer zu zeigen.
,,Oh!“ Verlegen steckte sich Rory eine Haarsträhne hinter das Ohr und fragte sich insgeheim, wie sie so dumm sein konnte. Mit etwas Verstand hätte sie selbst darauf kommen müssen, dass es nur das Schlafzimmer sein konnte. ,,Du musst es mir natürlich nicht zeigen.“
,,Kein Problem.“ Gespielt gleichgültig stieà Dean die angelehnte Tür mit dem Fuà auf. ,,Das war auch schon alles. Unsere Wohnung ist nicht wirklich groÃ.“
,,Aber es genügt doch,“ meinte Rory, als sie neben Dean trat und so beiläufig wie möglich den Blick durchs Schlafzimmer gleiten lieÃ. Wie auch die anderen Zimmer war der Raum mit unauffälligen Möbeln eingerichtet. Rory’s Blick verhaarte jedoch plötzlich auf der Wand über dem Bett, wo eine groÃe Fotocollage hing. Es waren verschiedene, zum Teil ausgeschnittene, Fotos von Sandra und Dean zu sehen und dazwischen immer wieder kleine Zeichnungen und auch Texte.
,,Sandra bastelt gerne,“ erklärte Dean nur, der ihrem Blick gefolgt war. ,,Das war ihr Geschenk zu unserem ersten Jahrestag.“
,,Eine wirklich nette Idee,“ gab Rory zurück, merkte jedoch wie sich ein Kloà in ihrer Kehle ausbreitete. Plötzlich verspürte sie das dringende Verlangen James anzurufen. Es war ihr egal, dass es in Europa, falls er sich noch dort aufhalten sollte, jetzt schon nach Mitternacht war. Sie musste jetzt einfach seine Stimme hören, musste hören, dass er sie vermisste… Sie ignorierte die kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagen wollte, dass James vielleicht nicht das sagen würde, was sie sich wünschte und bat Dean: ,,Könnte ich kurz bei dir telefonieren?“
,,Natürlich,“ sagte Dean etwas überrascht. ,,Das Telefon steht im Zimmer mit den vielen Kisten.“
,,Danke.“ Rory hastete an ihm vorbei in das kleine Zimmer und schloss die Tür. Dann nahm sie das Telefon aus der Ladestation, das auf einem kleinen Tisch stand, und begann James’ Handynummer zu wählen. Als sie jedoch einige Sekunden später die verschlafene Stimme am anderen Ende des Telefons hörte, wanderte ihr Daumen wie automatisch auf die Auflegetaste und kurz darauf hörte sie das gleichmäÃige Tuten. Während sie das Telefon mit der rechten Hand weiter umklammert hielt, stützte sie sich mit ihrer linken Hand am Tisch ab, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine jede Sekunde nachgeben könnten.

@Melanie: Danke für dein liebes FB, du weiÃt ja, ich freue mich immer wahnsinnig darüber. Und ja... vielleicht weiÃt du jetzt ansatzweise, was du mir mit der RR-Sache antust.
@Coco14: Du weiÃt gar nicht, wie ich geguckt habe, als ich dein FB gesehen habe. Hätte nie gedacht, dass sich jemand die Mühe macht die ganze FF durchzulesen... umso mehr hat es mich natürlich gefreut

Ich hoffe, dass nicht allzu viele Tippfehler drin sind, muss zugeben, dass ich einfach zu müde bin, ich den Teil aber unbedingt noch heute posten wollte. Gucke ihn mir nochmal an, wenn ich meine Augen wieder offen halten kann

Würde mich über Eure ehrliche Meinung freuen... und ganz besonders, ob Euch solche Flashbacks wie in diesem Teil gefallen oder ob es Euch lieber wäre, wenn ich die weglasse und die "wirkliche Handlung" dafür schneller vorangeht?
Wo steckst du???
Versuche dich seit Ewigkeiten
Zu erreichen, habe es bei
Dir zuhause, in Stars Hollow
Und auf dem Handy versucht.
Ist etwas passiert???
Marty
Rory starrte auf die SMS und bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich wirklich schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei Marty gemeldet. Wie oft hatte sie eine Nachricht von ihm bekommen oder einen entgangenen Anruf gesehen und einen Anruf bei ihm immer wieder verschoben? Er wusste ja nicht einmal wie ihr Englandaufenthalt geendet hatte, ob sie noch mit James zusammen war…
,,Rory?“ Die Stimme ihrer Mutter holte sie zurück aus ihren Gedanken.
,,Ja?“ Rory blickte zu ihrer Mutter, die mit verschränkten Armen und ernstem Gesichtsausdruck im Hotelzimmer stand. Eigentlich hatte Rory schon einen Verdacht, um was sich das Gespräch drehen würde. SchlieÃlich hatte Lorelai seit Dean’s Einladung nichts mehr gesagt und selbst als Rory begonnen hatte ihre Klamotten neu zu falten und sie ordentlich in ihren Koffer zurückzulegen, war Lorelai auf dem Bett gesessen und hatte schweigend zugeschaut, was sehr untypisch für sie war. Rory wusste, dass ihrer Mutter die Vorstellung, dass sie mit Dean nach Chicago fahren würde, nicht gefiel.
,,Hast du wirklich vor mit Dean nach Chicago zu fahren?“
,,Ja. Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht auf Lara aufpassen könntest? Ihr würde es sicher besser gefallen bei dir zu sein. Wäre das ok?“
,,Ich weià nicht.“
,,Dann werde ich sie wohl mitnehmen.“
,,Rory?“
,,Was?"
,,Ich mache mir Sorgen um dich."
,,Und wieso?"
Lorelai schüttelte leicht den Kopf. ,,Kannst du dir das nicht denken?" Als Rory schwieg, redete sie weiter: ,,Du und Dean-"
,,Ja? Was ist mit uns?" fragte Rory und fuhr fort ihre Klamotten zusammenzulegen, um nicht mehr in das besorgte Gesicht ihrer Mutter blicken zu müssen.
,,Ich habe Angst, dass du dich in etwas verrennst,..."
,,Ich weià nicht, was du meinst."
,,Rory, bitte! Hör auf die Klamotten zu sortieren und schau mich an!"
,,Ich weià nicht, was das Ganze soll."
,,Oh doch, das weiÃt du. Ich fürchte, dass dich das Ganze an früher erinnert, dass du dich in diese Zeit zurückwünschst, dass du vielleicht etwas tust, was …“
,,Das ist nicht wahr,“ fiel Rory ihr ins Wort. ,,Nichts davon ist auch nur im Entferntesten wahr.“
,,Nein? Rory, ich habe doch gesehen, wie du ihn ansiehst.“
,,Und wie sehe ich ihn an?"
,,Das kann ich nicht beschreiben. Aber ich kann sagen, dass es nicht die Art ist, wie eine verheiratete Frau ihren Exfreund anschauen sollte."
Rory, die bei den letzten Sätzen geradezu verzweifelt versucht hatte ein neutrales Gesicht zu wahren, bemerkte plötzlich, dass sich ihre Finger in den roten Stoff des T-Shirts, das ganz oben im Koffer lag, gekrallt hatten.
,,Ich denke, es ist ganz natürlich, dass du etwas eifersüchtig auf Dean’s Verlobte bist,“ fuhr Lorelai fort. ,,Ich meine, welche Frau, die gerade ziemliche Eheprobleme hat, wäre nicht neidisch auf eine andere Frau, die Alles zu haben scheint? Noch dazu, wenn sich diese Frau plötzlich einbildet, dass sie das Alles auch haben hätte können, wenn sie damals vor Jahren nicht diesen kleinen Fehler gemacht hätte."
Rory wollte etwa erwidern, wollte ihrer Mutter widersprechen, doch der Kloà in ihrem Hals verhinderte jedes Wort und führte nur zu einem Schluchzer, den Rory so gut wie möglich zu unterdrücken versuchte.
,,Doch so darfst du nicht denken. Was geschehen ist, ist geschehen und man kann es nicht mehr zurücknehmen, so sehr man es sich auch in manchen Momenten wünscht. Glaub mir, ich kenne diese Momente nur allzu gut. Ich bin die unangefochtene Queen, wenn es darum geht Fehler zu machen. Selbst Britney verblasst neben mir.“ Lorelai trat zu Rory und legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Rory, bitte mache nicht noch so einen Fehler. Du und Dean wart schon einmal in einer ähnlichen Situation und wir wissen beide, wie das ausgegangen ist. Ich will für Euch beide nicht, dass sich das noch mal wiederholt. Damals wart Ihr neunzehn, also Teenager und vielleicht konnte man Euch deswegen leichter verzeihen, doch in der Welt der Erwachsenen läuft das nicht so, das weiÃt du. Ich kann dir nichts mehr verbieten, aber vielleicht nimmst du ja meinen Rat an. Ich weiÃ, wie verlockend es sein kann, wenn man nach Jahren die Möglichkeit bekommt mit seiner ersten Liebe Zeit zu verbringen. Alles ist toll, unbeschwert und man glaubt sich so sorglos fühlen zu können wie mit sechzehn. Aber ich weià auch wie schnell man in einem solchen Moment Fehler machen kann. Fehler, die einem teuer zu stehen kommen. Also fahre nicht.“ Lorelai spürte wie die Schultern ihrer Tochter zu zucken begannen, deshalb legte sie einen Arm um sie und flüsterte an ihre Schulter: ,,Ich will doch nur, dass du vorsichtig bist.“
Rory atmete tief durch, versuchte den Kloà in ihrer Kehle loszuwerden, bevor sie ein ,,Ich weiÓ zurückgab. Sie glaubte die Befürchtungen ihrer Mutter zu verstehen. Sie wusste ja nicht einmal selbst, was sie dazu bewegt hat mitzufahren, nachdem sie bei ihren Zusammentreffen immer so nervös gewesen war. Und doch wusste sie, dass sie den Rat ihrer Mutter nicht beherzigen würde.
Vielleicht war es unvernünftig, vielleicht war es falsch, aber irgendwas in ihr sagte, dass sie sich die Gelegenheit mit Dean Zeit zu verbringen nicht entgehen lassen sollte. Selbst wenn der einzige Grund dieser Fahrt vielleicht darin bestehen sollte, zu verstehen, dass sie ihn freigeben, endgültig gehen lassen musste.
Sie saà im Auto, starrte aus dem Fenster und klopfte mit ihren Fingern nervös auf ihrer Handtasche herum. Sie riskierte einen Blick nach links zu Dean, unglücklicherweise wählte er denselben Moment, um sie anzusehen, richtete seine Augen aber sofort wieder nach vorne auf die StraÃe. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Die Autofahrt war vielleicht etwas unangenehm, weil keiner der beiden wusste, was er sagen sollte und dennoch genoss er es ein kleines Bisschen mit Rory zusammen zu sein. Er war überrascht gewesen, dass Rory so schnell seiner Einladung zugestimmt hatte und sich auch nicht von ihrer Mutter, die nicht allzu begeistert von diesem Vorschlag zu sein schien, umstimmen lieÃ. ,,Es ist ein bisschen seltsam, nicht?“ Er beschloss, die Situation nicht noch mit sinnlosem Smalltalk zu verschlimmern, sondern einfach die Wahrheit zu sagen.
,,Ich mache mir nur etwas Sorgen um Mum und Lara,“ sagte Rory, weil sie nicht zugeben wollte, dass Dean’s Anwesenheit sie so nervös machte. Lorelai hatte schlieÃlich doch noch zugestimmt auf Lara aufzupassen. Ãber Rory's Entscheidung mit Dean mitzukommen hatte Lorelai jedoch kein Wort mehr verloren. Sie und Rory hatten den frühen Nachmittag mit einem Spaziergang um den kleinen See, der zum Hotel gehörte und auf dem Spielplatz verbracht. ,,Lara und ich sind eigentlich so gut wie nie getrennt und ich habe Angst, dass…“ Sie sah von der Seite aus Dean’s Grinsen und gab schlieÃlich zu: ,,Es ist wirklich ein wenig seltsam. Ich meine, du und ich… nicht, dass ich es schlimm finde oder so, sonst wäre ich ja gar nicht mitgefahren. Es ist nur…“
,,Wirklich seltsam,“ vollendete Dean den Satz und musste dann an Rory's Satz denken, dass sie und Lara kaum Zeit getrennt verbrachten. ,,Sag mal, was hast du später vor? Ich meine, was das Arbeiten betrifft? Möchtest du irgendwann…“
Rory lieà ihm gar nicht die Möglichkeit den Satz zu beenden, sondern fiel ihm ins Wort: ,,Ja, natürlich. Spätestens, wenn Lara im Kindergarten ist, möchte ich arbeiten.“
,,Eine andere Antwort habe ich von dir auch gar nicht erwartet,“ meinte Dean lächelnd. ,,Ich war ganz schön überrascht, als ich erfahren habe, dass du nicht arbeitest. Aber es ist ja ganz natürlich, dass du erst einmal bei deiner Tochter zuhause bleibst.“
,,Es ist schwierig. Auf der einen Seite möchte ich natürlich rund um die Uhr für Lara da sein, aber auf der anderen Seite…“ Rory wusste nicht, wie sie es erklären sollte, ohne, dass Dean sie sofort für eine schlechte Mutter hielt. SchlieÃlich hatte ihr James auf unmissverständliche Art zu verstehen gegeben, dass eine gute Mutter nicht einmal auf die Idee kam, über so etwas nachzudenken. Rory musste an das Gespräch denken, das sie geführt hatten, als Lara etwa ein halbes Jahr alt war.
FLASHBACK
James stand gerade vor dem Spiegel im Schlafzimmer, als Rory herein kam, ihn vom Spiegel wegschubste und ihn mit sich auf das Bett zog.
,,Rory, bitte!“ Er befreite sich aus ihrem Griff und setzte sich auf. ,,Ich muss mich fertig machen."
Mit einem Seufzen setzte sich Rory ebenfalls wieder auf. ,,Wie wäre es, wenn du im Büro anrufst und sagst, dass du krank bist?“
,,Und wieso sollte ich das tun?“
,,Dann könntest du hier bei mir bleiben,“ gab Rory zurück und versuchte ein verführerisches Lächeln aufzusetzen, was ihr aber misslang, als sie beobachtete wie James mit zusammengepressten Lippen auf sein weiÃes Hemd blickte, es glatt strich und dann an seiner Krawatte herumzupfte.
,,Du weiÃt, dass das nicht geht.“ James wollte schon aufstehen, als Rory ihn am Arm festhielt.
,,Du hast deinen Chef noch nie angelogen, also ist es doch einmal nicht schlimm, oder?"
,,Oh doch, das ist es.“ Endlich gelang es ihm sich aus Rory’s Klammergriff zu befreien und zurück zum Spiegel zu gehen, wo er anfing seine Krawatte noch einmal neu zu binden.
,,Mir ist aber langweilig,“ sagte Rory mit schmollenden Unterton in der Stimme, setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und verschränkte die Arme. Sie kam sich selbst vor wie ein dreijähriges Kind, aber das war ihr in diesem Moment relativ egal.
,,Dann unternimm was,“ schlug James vor, während er sein Jackett überzog.
Rory biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war jetzt genau der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. ,,James? Was würdest du eigentlich dazu sagen, wenn ich anfangen würde zu arbeiten? Ich weià natürlich, dass du-“
,,Nein,“ fiel ihr James ins Wort. ,,Dieses Thema hatten wir doch schon einmal, oder nicht?“
,,Ja, schon, aber…“
,,Dann weiÃt du ja sicherlich auch noch, dass ich nicht viel davon halte. Eine Mutter sollte nicht arbeiten.“
,,Aber ich würde ja auch nicht zu oft arbeiten, nicht einmal Halbtags. Marty hat mir von einer Bibliothek erzählt, die immer mal wieder Aushilfen suchen. Es wäre vielleicht für ein paar Stunden in der Woche,“ erklärte Rory und hoffte, dass James ihr überhaupt noch richtig zuhörte. Er hatte sich nämlich grade auf den Stuhl neben dem Bett gesetzt und kramte in seiner Tasche. ,,James?“
Genervt blickte er auf und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Muss ich darauf wirklich antworten?“
,,Ja. Ich möchte doch nur den Grund wissen. Was wäre daran do schlimm?“
,,Denk doch einmal nach! Was wäre mit Lara?“
,,Wie gesagt, es wäre nur für ein paar Stunden in der Woche und wir würden sicher jemanden finden, der auf die aufpasst.“
,,Bibliothek,“ stieà James verächtlich hervor. ,,Was willst du dort? Eine Yalestudentin, die irgendeinen Aushilfsjob annimmt und sich ausbeuten lässt? Hast du irgendwann schon einmal gehört, dass jemand mit einem super Abschluss einer Eliteuniversität darum bettelt einen solchen Job annehmen zu dürfen?“
,,Es ist vielleicht kein Traumjob, ich werde auch nur so lange dort arbeiten, wie es mir Spaà macht. Spätestens wenn Lara im Kindergarten ist, möchte ich in dem Job beginnen, für den ich den super Abschluss auf der Eliteuni gemacht habe,“ sagte sie und in den letzten Worten schwang ein leichter ironischer Ton mit.
,,Wieso? Wieso willst du das? Wofür brauchst du Geld? Sag es mir und ich kaufe es dir.“
,,Mir geht es nicht um das Geld. Ich muss einfach mal raus.“
,,Ich verstehe dich einfach nicht. WeiÃt du, wie viele Frauen davon träumen nicht arbeiten zu müssen und trotzdem alles zu bekommen?“
,,Ich bin aber nicht eine von diesen Frauen. Ich MÃCHTE arbeiten und wenn es anfangs nur ein paar Stunden pro Woche sind. Mir fällt die Decke auf den Kopf, verstehst du das nicht?“
,,Dir fällt die Decke auf den Kopf? Nach ein paar Monaten? Welche Mutter sagt so etwas?“ James’ Stimme war laut geworden, als er nun kopfschüttelnd vor ihr stand.
,,Eine Mutter, die ein paar Stunden für sich haben will,“ gab Rory zurück.
,,Ich glaube es einfach nicht!“ James fuhr sich durch die Haare und wusste anscheinend nicht, was er noch sagen konnte. ,,Lassen wir das, ich muss los!“
,,James, bitte!“ Genervt sah Rory ihm zu, wie er in seine Schuhe schlüpfte, einen prüfenden Blick in den Spiegel warf und Richtung Tür ging. Sie hasste es, wenn er einem Gespräch einfach so auswich, weil er nicht mehr weiterwusste. ,,Denk wenigstens darüber nach, ok?“
,,Da gibt es nichts zum Nachdenken. Eine gute Mutter geht nicht arbeiten, sondern bleibt zuhause. Wenn du nach einem halben Jahr schon genug hast, wie soll das in den nächsten Jahren werden?“
,,Willst du sagen, dass ich eine schlechte Mutter bin?“
,,Das habe ich nicht gesagt,“ meinte James besänftigend und ging noch einmal zu ihr hinüber. Er holte seine Geldbörse hervor, legte ihr seine Bankkarte auf das Bett und gab ihr einen Kuss auf die Wange. ,,Mach dir einen schönen Tag, ok?“ Ohne eine Antwort abzuwarten verlieà er das Zimmer. Rory lieà sich in die Kissen zurückfallen und drehte James’ Karte nachdenklich. Wieso konnte er einfach nicht verstehen, dass es ihr nicht um das Geld ging? Gerade er, dem seine Arbeit so wichtig zu sein schien, müsste sie doch eigentlich verstehen.
FLASHBACK ENDE
,,Auf der anderen Seite fehlt dir die Arbeit, nicht?“
Dean’s Stimme riss Rory aus den Gedanken. ,,Ja. Aber ich werde wohl noch etwas warten müssen. Mein Mann hält nichts davon, wenn Frauen mit Kindern arbeiten gehen. Ich weià nicht, aber wenn man immer nur die Gesellschaft eines einjährigen Kindes hat, vermisst man manchmal schon richtige Gespräche und Diskussionen. Oh man, das hört sich jetzt echt furchtbar egoistisch an.“
,,Ich verstehe schon, was du meinst. Aber es gibt doch viele berufstätige Mütter und ich glaube nicht, dass Kinder darunter leiden,… sofern es nicht ein Job ist, bei dem die Mutter den ganzen Tag weg ist.“
,,Ah, hat der Donna Reed Verfechter neue Horizonte entdeckt?“ fragte Rory grinsend.
Ein leichtes Lächeln erschien auch auf Dean’s Gesicht. ,,Wie damals schon gesagt: Meine Mutter ging immer arbeiten, wenn auch nur halbtags.“ Er deutete aus dem Fenster. ,,Wir sind gleich da. Siehst du das Haus rechts? Dort befindet sich unsere Wohnung. Wir müssen nur einmal rundherum fahren, da sich der Parkplatz auf der anderen Seite befindet.“
,,Du wohnst in einem Hochhaus?“ fragte Rory überrascht, als sie interessiert nach drauÃen blickte. Es passte nicht zu Dean, zumindest nicht zu dem Dean, der damals in Stars Hollow gewohnt hatte und bei ihrem erstem Date schon zugegeben hatte, dass es ihm in der Kleinstadt sehr gut gefiel und er auch die vielen Bäume zu schätzen wusste.
,,Hast du vor in der GroÃstadt zu bleiben?“
,,Naja, erst einmal schon. Mindestens so lang bis ich mit dem Studium fertig bin. Aber ich muss zugeben, dass ich das Kleinstadtleben vermisse und nicht mein ganzes Leben in der GroÃstadt verbringen will.“
,,Es ist seltsam, mein ganzes Leben lang wusste ich, dass Stars Hollow etwas Besonderes ist, aber manchmal hat es mich auch genervt, dass jeder alles von jedem wusste. Ich habe jetzt einige Jahre nicht in Stars Hollow verbracht und obwohl ich nie vorhatte wieder dauerhaft dorthin zu ziehen, erwische ich mich immer öfters dabei, dass ich die Stadt vermisse - mit all’ ihren Verrücktheiten. Die besonderen Menschen, die absolut verrückten Feste, von denen sonst noch kein Mensch gehört hat,...“
Dean hatte das Auto geparkt und zog nun den Schlüssel aus dem Zündschloss. Er hielt inne und sah zu Rory hinüber, bevor er leise sagte; ,,Mir geht es ganz genauso.“ Rory erwiderte seinen Blick und spürte die Verbundenheit. Die Liebe zu dieser Kleinstadt verband sie. Sie würde sich wohl mit jedem verbunden fühlen, der einmal in Stars Hollow gelebt hatte und sich der Faszination der Stadt nicht entziehen konnte. ,,Sandra ist sich aber nicht sicher, ob sie umziehen will, schlieÃlich lebt sie ihr ganzes Leben lang schon in Chicago.“
Rory nickte nur und der besondere Moment mit Dean war vorüber. Noch immer war ihr nicht ganz wohl, wenn das Gespräch auf Sandra kam.
,,So,“ Dean öffnete die Autotür, während Rory still sitzen blieb. Sie wusste nicht, ob Dean vorhatte sie mit in die Wohnung zu nehmen oder ob er erwartete, dass sie so lange im Auto bleiben sollte. ,,Willst du nicht mit hochkommen und dir die Wohnung anschauen?“
Rory löste ihren Sicherheitsgurt und kam der Aufforderung nur zu gern nach.
,,Da wären wir.“ Dean schloss die Wohnungstür auf, wartete darauf, dass Rory die Wohnung betrat und folgte ihr dann. Sie stand etwas unsicher im Flur, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich um. ,,Schön,“ urteilte sie schlieÃlich und hörte wie Dean, der hinter ihr stand, anfing mit dem Schlüsselbund zu klimpern. Sie traute sich jedoch nicht einfach ins nächste Zimmer weiterzugehen, sondern wartete stattdessen bis Dean an ihr vorbeiging und die erste Tür öffnete.
,,Das ist die Küche.“ Er deutete in den Raum. ,,Wie man ja zweifellos erkennen kann,“ fügte er mit einem Lächeln hinzu und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Plötzlich merkte er, wie nervös er wirklich war. Deshalb wandte er sich schnell ab und deutete auf die gegenüberliegende, geschlossene Tür. ,,Da ist das Badezimmer. Und das ist unser Wohnzimmer.“ Einen Moment stand er einfach im Türrahmen zwischen Wohnzimmer und Flur, dann durchquerte er das Wohnzimmer und öffnete eine Tür zu einem kleinem Zimmer, in dem sich Kartons stapelten. ,,Das ist bis jetzt unser Lagerraum,“ erklärte er entschuldigend, ohne sich jedoch zu Rory umzudrehen. ,,Wir sind noch nicht mit allem fertig, weil wir erst jetzt richtig hier einziehen und wir noch soviel mit der Hochzeit zu tun hatten. Aber irgendwann wird das so was wie ein Büro… wenn der Schreibtisch geliefert wird, alle Kartons ausgepackt sind und so weiter.“ Er wandte sich wieder zu Rory um, die immer noch im Flur stand und schweigend nickte.
,,Sieht hübsch aus,“ brachte sie schlieÃlich heraus und setzte ein Lächeln auf, bevor sie das Wohnzimmer betrat und zielstrebig zum Bücherregal hinüber ging. Sie hatte es schon immer gehasst, in unangenehmen Situationen nichts mit ihren Händen anfangen zu wissen. Doch Bücher gaben ihr immer auf eine seltsame Weise das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben. Sie fuhr mit einem Finger über die Bücherreihen, nickte bei bekannten Titeln und nahm manche Bücher aus dem Regal, um sie genauer zu betrachten.
,,Ich hätte mir denken können, dass dich die Bücher mehr interessieren, als meine langweilige Führung,“ sagte Dean, der nun hinter ihr stand.
,,Tut mir leid.“ Mit einem entschuldigendem Lächeln drehte sie sich zu ihm um. ,,Ich wollte ja die Wohnung sehen, aber bei Büchern kann ich einfach nicht anders. Du kennst mich ja.“
,,Allerdings.“ Er nickte wissend, schien einen Moment beinahe abwesend zu sein, als er ihr direkt in die Augen blickte. Verlegen wandte Rory die Augen zu Boden, blickte dann aber hastig wieder zu den Büchern.
,,Du hast ganz schön viele medizinische Bücher hier. Ich wusste ja gar nicht, dass du dich so für die Gesundheit des Menschen interessierst.“
,,Das sind Sandra’s. Sie studiert Medizin, na ja eigentlich ist sie jetzt mit dem Studium fertig.“
,,Sehr schön.“ Rory konnte einfach nicht verhindern, dass es ihr bei Sandra’s Namen komisch zumute wurde. ,,Und die Tür hier neben dem Bücherregal? Welches Zimmer ist das? Du hast mir alle Zimmer gezeigt, nur das nicht. Was ist dort drin? Ist es eine Schatzkammer?“
,,Leider nicht. Es ist nur das Schlafzimmer.“ Dean guckte sie abwartend an. Er wusste nicht, ob es der Anstand gestattete einer Exfreundin das Schlafzimmer zu zeigen.
,,Oh!“ Verlegen steckte sich Rory eine Haarsträhne hinter das Ohr und fragte sich insgeheim, wie sie so dumm sein konnte. Mit etwas Verstand hätte sie selbst darauf kommen müssen, dass es nur das Schlafzimmer sein konnte. ,,Du musst es mir natürlich nicht zeigen.“
,,Kein Problem.“ Gespielt gleichgültig stieà Dean die angelehnte Tür mit dem Fuà auf. ,,Das war auch schon alles. Unsere Wohnung ist nicht wirklich groÃ.“
,,Aber es genügt doch,“ meinte Rory, als sie neben Dean trat und so beiläufig wie möglich den Blick durchs Schlafzimmer gleiten lieÃ. Wie auch die anderen Zimmer war der Raum mit unauffälligen Möbeln eingerichtet. Rory’s Blick verhaarte jedoch plötzlich auf der Wand über dem Bett, wo eine groÃe Fotocollage hing. Es waren verschiedene, zum Teil ausgeschnittene, Fotos von Sandra und Dean zu sehen und dazwischen immer wieder kleine Zeichnungen und auch Texte.
,,Sandra bastelt gerne,“ erklärte Dean nur, der ihrem Blick gefolgt war. ,,Das war ihr Geschenk zu unserem ersten Jahrestag.“
,,Eine wirklich nette Idee,“ gab Rory zurück, merkte jedoch wie sich ein Kloà in ihrer Kehle ausbreitete. Plötzlich verspürte sie das dringende Verlangen James anzurufen. Es war ihr egal, dass es in Europa, falls er sich noch dort aufhalten sollte, jetzt schon nach Mitternacht war. Sie musste jetzt einfach seine Stimme hören, musste hören, dass er sie vermisste… Sie ignorierte die kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagen wollte, dass James vielleicht nicht das sagen würde, was sie sich wünschte und bat Dean: ,,Könnte ich kurz bei dir telefonieren?“
,,Natürlich,“ sagte Dean etwas überrascht. ,,Das Telefon steht im Zimmer mit den vielen Kisten.“
,,Danke.“ Rory hastete an ihm vorbei in das kleine Zimmer und schloss die Tür. Dann nahm sie das Telefon aus der Ladestation, das auf einem kleinen Tisch stand, und begann James’ Handynummer zu wählen. Als sie jedoch einige Sekunden später die verschlafene Stimme am anderen Ende des Telefons hörte, wanderte ihr Daumen wie automatisch auf die Auflegetaste und kurz darauf hörte sie das gleichmäÃige Tuten. Während sie das Telefon mit der rechten Hand weiter umklammert hielt, stützte sie sich mit ihrer linken Hand am Tisch ab, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine jede Sekunde nachgeben könnten.
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