22.09.2007, 18:52
Hallo!
Da meine Geschichte zeitlich und örtlich auf mehreren Ebenen spielt, habe ich schon ein paar Kapiteln begonnen bzw. fertig geschrieben, welche erst später kommen sollen. Das kommende ist eines davon. Ich hätte es eigentlich erst als übernächstes gepostet, aber ich dachte mir, wenn ich es schon so lange habe, kann ich es auch jetzt schon posten.
Freu mich auf Feedbacks.
Bussi Selene
44. Teil
Los Angeles
Penelope blickte sich in dem geräumigen Salon um. Er erinnerte sie an ihr früheres Leben. Die Möbel waren in mediterranen Stil gehalten, die Wände in warmen Tönen gestrichen. Sie strich sich eine ergraute Haarsträhne aus der Stirn und blickte auf eines der Bilder auf der Wandseite gegenüber der Ledercouch. Es zeigte das alte Haus der Dominguez in einem Vorort Bogotás. Penelope hatte viele Jahre dort verbracht. Es war ihr Zuhause gewesen, und selbst wenn sie es aus traurigen Gründen verlassen hatte müssen, ein Teil ihres Herzens vermisste ihre Zeit als Kindermädchen und Haushälterin. Die Tür knarrte ein wenig, als sie geöffnet wurde. Penelope betrachtete Eduardo Stirn runzelnd, als er eintrat und sie lächelnd begrüÃte. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er fünfundzwanzig gewesen. Sie stellte fest, dass er sich in den letzten achtzehn Jahren äuÃerlich sehr verändert hatte. Jedoch keineswegs zum Negativen. Wie sein Vater einst, war auch er noch mit Anfang vierzig ein sehr attraktiver Mann.
Penelopes Gatte James hatte nicht verstanden, warum sie unbedingt Eduardos Bitte nachgehen musste, ihn zu besuchen. Sie erhob sich langsam und erwiderte seine Umarmung zur BegrüÃung. Eduardo war wie ein Sohn für sie, trotz allem, was passiert war. Doch das hatte James nie verstanden. Eduardo betrachtete sie lächelnd. âMöchtest du Rotwein? Den trinkst du doch noch gerne?â
Penelope nickte. âJa, bitte.â
Er schenkte ihnen ein und nahm ihr gegenüber, in einem Lehnstuhl, Platz. âWie geht es dir?â, fragte er, als hätten sie sich erst letzte Woche zuletzt gesehen. Als wäre niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen. Als wäre er immer noch der kleine Junge, der, nachdem sie ihm eine Geschichte erzählt hatte, in ihren Armen eingeschlafen war.
Penelope lehnte sich an das weiche Leder der Couch und nippte an dem Wein. Eduardo beobachtete sie aufmerksam. Etwas Seltsames lag in seinem Blick. Penelope runzelte die Stirn. War es Unsicherheit? Angst? âEs geht mir gut.â, antwortete sie schlieÃlich.
âWie geht es deinem Gatten?â
Penelope fuhr mit der Zungenspitze über die Lippe. Der Wein hatte einen bitteren Nachgeschmack. Wie diese Situation. âEs geht ihm sehr gut.â
Eduardo nickte. âDas freut mich.â Er lächelte kurz. Es war kein ehrliches Lächeln, das wusste Penelope. Eduardo hatte ihr niemals verziehen.
âDas mit deinem Vater tut mir Leid.â Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. âMein Beileid.â
Plötzlich veränderte sich etwas in Eduardos Augen. War es nur Schmerz über den Verlust seines Vaters? âDanke.â Er nickte leicht und entzog ihr langsam seine Hand. âIch bin froh, dass du gekommen bist.â
âDas war doch selbstverständlich.â Ihre Stimme hatte einen sanften Ton bekommen.
âWar es das?â Er betrachtete sie Stirn runzelnd.
Penelope nickte. âJa.â
âWarum warst du nicht auf der Beerdigung?â
Sie seufzte leise. âIch konnte es nicht.â
âHat er dich daran gehindert?â
Penelope runzelte die Stirn. âSein Name ist James. Nein, er hat mich nicht daran gehindert.â
âWeià er es?â
Sie wich seinem Blick aus. âIch habe es ihm nie erzählt...aber ich denke, er hat es immer gewusst.â
Eduardo fixierte sein Weinglas. Eine geradezu unheimliche Stille entstand. Penelope begann zu frösteln. âDu hast ein sehr schönes Haus.â, sagte sie schlieÃlich, um die Kälte des Schweigens zu brechen.
Er sah auf. Für einen Moment schien beinahe so etwas wie Dankbarkeit in seinen Augen aufzublitzen. âIch wusste, dass es dir gefallen würde. Du hast diesen Stil schon immer geschätzt.â
Sarah hätte es auch gefallen. Penelope versuchte den Gedanken zu verdrängen. Doch es gelang nicht. Sie sah Sarahs Gesicht vor sich. Den Ausdruck in ihren Augen. Penelope unterdrückte die Tränen. Sie nippte an ihrem Wein und atmete tief durch. âLebst du alleine hier?â, fragte sie schlieÃlich, nur um irgendetwas zu sagen.
Eduardo nickte. âJa. Das ist im Moment besser so.â Er runzelte die Stirn. âEs gibt noch einen anderen Grund, als den Tod meines Vaters, warum ich dich gebeten hatte zu kommen. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Unsere letzte Begegnung war alles andere als schön.â
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihr Herz. âNein, das war sie nicht.â
âEs hat mir immer sehr Leid getan, dass diese Sache die letzten Jahre zwischen uns gestanden hat. Es wäre schön, könnten wir das bereinigen.â
Penelope wich seinem Blick aus. Ein schwerer Druck begann ihr Herz zu erfassen. Sie hob den Kopf. âIch habe dir unseren Streit vergeben. Für alles andere musst du dich nicht vor mir rechtfertigen, sondern vor Gott.â
Eduardo lehnte sich zurück und betrachtete sie Stirn runzelnd. âIch wüsste nicht, wofür ich mich rechtfertigen sollte. Zudem hat dein Gott noch nie irgendetwas für mich getan, wozu sollte ich mich also an ihn wenden?â
Penelope schüttelte den Kopf. âDu kannst mir nichts vormachen. Ich sehe es in deinen Augen. Sie erzählen mir mehr, als du möchtest. Das haben sie schon immer.â
âDu gibst mir noch immer die Schuld an allem, habe ich Recht? Ich war es nicht, der plötzlich spurlos verschwand!â
Penelope musterte ihn lange. Plötzlich durchfuhr sie eine dunkle Ahnung. Sie zuckte zusammen. âDu weiÃt es. Du weiÃt, was mit ihr passiert ist. Du hast sie gefunden.â
Eduardo blickte ihr in die Augen. âIch habe Sarah seit jenem Abend nie wieder gesehen.â
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Er wirkte ehrlich. Doch etwas teilte ihr mit, dass er nicht die Wahrheit gesprochen hatte.
Da meine Geschichte zeitlich und örtlich auf mehreren Ebenen spielt, habe ich schon ein paar Kapiteln begonnen bzw. fertig geschrieben, welche erst später kommen sollen. Das kommende ist eines davon. Ich hätte es eigentlich erst als übernächstes gepostet, aber ich dachte mir, wenn ich es schon so lange habe, kann ich es auch jetzt schon posten.
Freu mich auf Feedbacks.
Bussi Selene
44. Teil
Los Angeles
Penelope blickte sich in dem geräumigen Salon um. Er erinnerte sie an ihr früheres Leben. Die Möbel waren in mediterranen Stil gehalten, die Wände in warmen Tönen gestrichen. Sie strich sich eine ergraute Haarsträhne aus der Stirn und blickte auf eines der Bilder auf der Wandseite gegenüber der Ledercouch. Es zeigte das alte Haus der Dominguez in einem Vorort Bogotás. Penelope hatte viele Jahre dort verbracht. Es war ihr Zuhause gewesen, und selbst wenn sie es aus traurigen Gründen verlassen hatte müssen, ein Teil ihres Herzens vermisste ihre Zeit als Kindermädchen und Haushälterin. Die Tür knarrte ein wenig, als sie geöffnet wurde. Penelope betrachtete Eduardo Stirn runzelnd, als er eintrat und sie lächelnd begrüÃte. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er fünfundzwanzig gewesen. Sie stellte fest, dass er sich in den letzten achtzehn Jahren äuÃerlich sehr verändert hatte. Jedoch keineswegs zum Negativen. Wie sein Vater einst, war auch er noch mit Anfang vierzig ein sehr attraktiver Mann.
Penelopes Gatte James hatte nicht verstanden, warum sie unbedingt Eduardos Bitte nachgehen musste, ihn zu besuchen. Sie erhob sich langsam und erwiderte seine Umarmung zur BegrüÃung. Eduardo war wie ein Sohn für sie, trotz allem, was passiert war. Doch das hatte James nie verstanden. Eduardo betrachtete sie lächelnd. âMöchtest du Rotwein? Den trinkst du doch noch gerne?â
Penelope nickte. âJa, bitte.â
Er schenkte ihnen ein und nahm ihr gegenüber, in einem Lehnstuhl, Platz. âWie geht es dir?â, fragte er, als hätten sie sich erst letzte Woche zuletzt gesehen. Als wäre niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen. Als wäre er immer noch der kleine Junge, der, nachdem sie ihm eine Geschichte erzählt hatte, in ihren Armen eingeschlafen war.
Penelope lehnte sich an das weiche Leder der Couch und nippte an dem Wein. Eduardo beobachtete sie aufmerksam. Etwas Seltsames lag in seinem Blick. Penelope runzelte die Stirn. War es Unsicherheit? Angst? âEs geht mir gut.â, antwortete sie schlieÃlich.
âWie geht es deinem Gatten?â
Penelope fuhr mit der Zungenspitze über die Lippe. Der Wein hatte einen bitteren Nachgeschmack. Wie diese Situation. âEs geht ihm sehr gut.â
Eduardo nickte. âDas freut mich.â Er lächelte kurz. Es war kein ehrliches Lächeln, das wusste Penelope. Eduardo hatte ihr niemals verziehen.
âDas mit deinem Vater tut mir Leid.â Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. âMein Beileid.â
Plötzlich veränderte sich etwas in Eduardos Augen. War es nur Schmerz über den Verlust seines Vaters? âDanke.â Er nickte leicht und entzog ihr langsam seine Hand. âIch bin froh, dass du gekommen bist.â
âDas war doch selbstverständlich.â Ihre Stimme hatte einen sanften Ton bekommen.
âWar es das?â Er betrachtete sie Stirn runzelnd.
Penelope nickte. âJa.â
âWarum warst du nicht auf der Beerdigung?â
Sie seufzte leise. âIch konnte es nicht.â
âHat er dich daran gehindert?â
Penelope runzelte die Stirn. âSein Name ist James. Nein, er hat mich nicht daran gehindert.â
âWeià er es?â
Sie wich seinem Blick aus. âIch habe es ihm nie erzählt...aber ich denke, er hat es immer gewusst.â
Eduardo fixierte sein Weinglas. Eine geradezu unheimliche Stille entstand. Penelope begann zu frösteln. âDu hast ein sehr schönes Haus.â, sagte sie schlieÃlich, um die Kälte des Schweigens zu brechen.
Er sah auf. Für einen Moment schien beinahe so etwas wie Dankbarkeit in seinen Augen aufzublitzen. âIch wusste, dass es dir gefallen würde. Du hast diesen Stil schon immer geschätzt.â
Sarah hätte es auch gefallen. Penelope versuchte den Gedanken zu verdrängen. Doch es gelang nicht. Sie sah Sarahs Gesicht vor sich. Den Ausdruck in ihren Augen. Penelope unterdrückte die Tränen. Sie nippte an ihrem Wein und atmete tief durch. âLebst du alleine hier?â, fragte sie schlieÃlich, nur um irgendetwas zu sagen.
Eduardo nickte. âJa. Das ist im Moment besser so.â Er runzelte die Stirn. âEs gibt noch einen anderen Grund, als den Tod meines Vaters, warum ich dich gebeten hatte zu kommen. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Unsere letzte Begegnung war alles andere als schön.â
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihr Herz. âNein, das war sie nicht.â
âEs hat mir immer sehr Leid getan, dass diese Sache die letzten Jahre zwischen uns gestanden hat. Es wäre schön, könnten wir das bereinigen.â
Penelope wich seinem Blick aus. Ein schwerer Druck begann ihr Herz zu erfassen. Sie hob den Kopf. âIch habe dir unseren Streit vergeben. Für alles andere musst du dich nicht vor mir rechtfertigen, sondern vor Gott.â
Eduardo lehnte sich zurück und betrachtete sie Stirn runzelnd. âIch wüsste nicht, wofür ich mich rechtfertigen sollte. Zudem hat dein Gott noch nie irgendetwas für mich getan, wozu sollte ich mich also an ihn wenden?â
Penelope schüttelte den Kopf. âDu kannst mir nichts vormachen. Ich sehe es in deinen Augen. Sie erzählen mir mehr, als du möchtest. Das haben sie schon immer.â
âDu gibst mir noch immer die Schuld an allem, habe ich Recht? Ich war es nicht, der plötzlich spurlos verschwand!â
Penelope musterte ihn lange. Plötzlich durchfuhr sie eine dunkle Ahnung. Sie zuckte zusammen. âDu weiÃt es. Du weiÃt, was mit ihr passiert ist. Du hast sie gefunden.â
Eduardo blickte ihr in die Augen. âIch habe Sarah seit jenem Abend nie wieder gesehen.â
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Er wirkte ehrlich. Doch etwas teilte ihr mit, dass er nicht die Wahrheit gesprochen hatte.