[JeryRoss]

Titel: Even in death
Autor : ich, Babsi/JeryRoss
Genre: Schmerz
Pairing: JJ
Raiting: ich denke, PG-13
Disclaimer: Mir nicht gehört nichts außer der Idee und ich habe auch nicht vor, irgendeinen Nutzen aus dieser Geschichte zu ziehen
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: ich denke keine

Even in death

Ich habe es dir gleich angesehen, als ich heute Morgen dein Krankenzimmer betrat: Heute Nacht ist etwas mit dir passiert, es ist weiter vorangegangen. Das warst nicht mehr du, der da gelegen hat, das war lediglich eine Hülle, ein kranker Körper ohne jegliche Lebenskraft. Ich weiß nicht wie oder warum, aber ich spürte es. Ich spürte, heute musste ich mich von dir verabschieden, musste dich loslassen. Am zwanzigsten Dezember 2012, einem wirklich widerlichen Datum.
Gestern Abend, kurz nachdem ich gegangen bin, hatte es zum ersten Mal in diesem Winter zu schneien begonnen. Spontan war mir wieder in den Sinn gekommen, wie du mir damals, vor vielen Jahren, meine ganz persönliche Eisbahn gebaut hast. Weißt du noch, wie ich mich damals darüber gefreut habe? Die ganzen nächsten Tage habe ich meine Runden gedreht, sogar auf deinen göttlichen Kaffee hätte ich öfters beinahe schlichtweg vergessen. Lieber wäre ich auf meiner Bahn erfroren, als auch nur einen Fuß davon zu setzen. Aber Gott sei Dank hatten wir ja Rory. Du hast ihr den Kaffee mitgegeben, sie hat ihn mir eingeflößt, alle waren wieder glücklich. Nein, das stimmt ja gar nicht. Ich bekam eine Woche später eine schreckliche Grippe, bin tagelang unbrauchbar im Bett gelegen, weil ich bei dieser Kälte immer so lange draußen gewesen war. Damals war ich gar nicht glücklich.
Ich wollte dir heute davon erzählen, weißt du? Gott, mir kommt so vieles plötzlich wieder in den Sinn. Lauter kleine Sachen, die ich schon fast vergessen hatte, die nie so wichtig waren, aber jetzt eine ganz eigene Bedeutung kriegen. Jedes Mal, das du mich genötigt hast, etwas Gesundes zu essen, jedes Mal, das wir uns gestritten haben, über lauter unwichtige Kleinigkeiten, alles fällt mir wieder ein.
Rory ist gestern, nachdem ich heimgekommen bin, auch etwas eingefallen. Du hast nie gesagt, was mit deinem Laden geschehen soll. Aber niemand aus der Stadt will ihn verlieren. Wir werden uns alle bemühen, ihn zu erhalten, ihn wieder zu eröffnen. Er gehört einfach zu Stars Hollow. So wie du...

Okay, ich muss schnell an etwas anderes denken, etwas Schönes, ich will nicht wieder heulen. Ich habe in letzter Zeit schon so oft geheult.
Okay, wo war ich? Ach ja, bei deinem Laden. Weißt du noch, wie wir ihn gemeinsam gestrichen haben? Ich habe dich damit genervt, bis du irgendwann einfach eingewilligt hast! Und die Stelle, die wir ausgelassen haben, die, an der dein Vater einmal eine Bestellung notiert hat, die wird auch in Zukunft immer so bleiben. Egal, wie oft dein Laden noch renoviert oder neu gestrichen werden muss, diese Stelle wird immer so bleiben, wie sie ist. Dafür sorge ich schon!
Da fällt mir gerade etwas ganz anderes ein... Unsere liebe Stella! Und du wolltest mir damals nicht glauben, dass mir ein Küken entlaufen ist! Da hast du aber schön dämlich geschaut, als auch du die Kleine entdeckt hast!
Tut mir leid, dass ich gerade so lachen muss. Es ist nur alles zu komisch! Du bist tot, Rory hatte zu viel Angst davor, dich zu sehen und ist jetzt weiß Gott wo, ich sitze hier mit dir alleine und weiß nicht, was ich machen soll und denke an Stella! Gott, das Leben hat es wieder verdammt gut mit mir gemeint! Eben wie immer! Es geschieht doch alles immer nur mir!
Okay, langsam sollte ich vielleicht wirklich wieder aufhören zu lachen. Was sollen denn die Ärzte oder Schwestern oder die ganzen anderen Leute hier denken? Ich sitze neben einem Toten und kriege mich nicht wieder ein!
Gott, oh Gott, ich bin einfach nur krank! Vielleicht sogar noch kränker, als du es warst!

Als du es warst... Danke, du hast es mal wieder geschafft. Jetzt wird sich keiner mehr etwas denken. Jetzt passt meine Stimmung wieder zur Situation. Weißt du eigentlich, wie oft ich in den letzten fünf Monaten wegen dir geweint habe? Um dich geweint habe?
Ich verstehe es einfach nicht! Du bist - warst der gesündeste Mensch, den ich gekannt habe! Aber das ist wohl das Leben, was? Es trifft doch immer nur die, von denen man es am Wenigsten erwartet. Erwartet. Das ist so ein eigenartiges Wort. Vor allem in diesem Zusammenhang. Erwarte ich denn von irgend jemandem, dass er stirbt? Das tut man doch von ganz alleine...
Aber weißt du, was du noch hättest abwarten können? Ja, abwarten, nicht erwarten. Du hättest es noch abwarten können, bis Jess kam. Du hättest noch acht verdammte Minuten warten können, doch das hast du nicht. Er kam zu spät... Weißt du eigentlich, wie er dagestanden hat, wie er erst mich, dann dich angestarrt hat, als ich ihm sagen musste, es ist vorbei? Ich habe ihn vorher noch nie weinen sehen. Hörst du? Er, Jess, dein Neffe, hat geweint! Er hat richtig geheult!
Du weißt gar nicht, wie wichtig du ihm warst, wie viel du ihm bedeutet hast. Er sah dich schon lange nicht mehr als „nur“ seinen Onkel an. Du warst viel mehr für ihn. Sein Coach, sein Anwalt, seine Vaterfigur, sein Lehrer. Du hast etwas aus ihm gemacht. Er wäre nie so weit gekommen, wäre er weiter bei Liz geblieben. Aber das ist jetzt alles egal. Die Hauptsache ist die, dass er keine Chance mehr hatte, sich von dir zu verabschieden, dir noch irgendetwas zu sagen.
Er ist nach ein paar Minuten wieder gegangen, hat es hier nicht mehr ausgehalten. Rory ist ihm glaube ich nach, zumindest habe ich seither nichts mehr von ihr gehört. Meine Rory... Eigentlich war sie ja fast schon unsere Rory. Wie du dich immer um sie gekümmert hast... Du bist - warst einfach der bessere Vater für sie. Okay, Christopher ist ihr biologischer Vater, aber von der ganzen emotionalen, erzieherischen, - eben der anderen Seite, warst es immer du. Sie hat dich so geliebt....
Und ich erst. Wie soll ich das denn nur ohne dich anstellen? Verdammt, ich brauche dich doch! Ich brauche dich für alles, immer und überall! Ich brauche meinen Kaffeemann, meinen Handwerker, meinen Seelenklempner, meinen Retter in der Not - meinen Liebhaber...

Wieso du? Ich verstehe es nicht! Nenn’ mir einen plausiblen Grund! Einen Grund, warum ausgerechnet du Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen musstest! Und noch einen weiteren, warum die Ärzte so verdammt lange gebraucht haben, eine richtige Diagnose zu stellen! Von wegen, die Symptome wären so ähnlich mit denen anderer Krankheiten gewesen! Von wegen, man hätte diesen Ausschlaggebenden Gendefekt nicht schon früher feststellen können! Es hätte doch irgendeine Möglichkeit geben müssen, dir zu helfen! Aber nein, wir haben ja nur den Zettel mit deinen Untersuchungsergebnissen erhalten, ein „Es tut mir leid“ dieses Idioten von Arzt und danach durfte ich dir beim sterben zusehen!
Oh mein Gott, ich kann einfach nicht mehr! Ich will nicht mehr! Und Taschentücher gibt es hier scheinbar auch nirgends! Verdammt, ich will jetzt ein Taschentuch haben!
Die letzten Monate waren so schrecklich. Schrecklich für uns beide, ich weiß. Sie dauerten so endloslange an, waren so ungewiss. Du hast beinahe jeden Tag ein wenig schlechter ausgesehen...
Erinnerst du dich noch an deine besseren Tage? Die Tage, an denen Rory und ich mit dir zum Angeln oder einem Football- oder Baseballspiel gefahren sind? Du hast dich jedes Mal so gefreut, aus dem Bett und Haus zu kommen, unsere Ausflüge haben dir Spaß gemacht, auch wenn du es nicht gezeigt hast, oder nicht mehr zeigen konntest. Ich habe es gespürt. Ich habe es einfach gespürt...

Gott, ich will es einfach nur vergessen... Die letzte Woche war die schlimmste meines ganzen Lebens. Ich hatte schon lange vorher diese Furcht, diese riesengroße Angst, ich würde dich nicht mehr mit nach Hause nehmen, brächte ich dich jetzt ins Krankhaus, doch es musste einfach sein. Zu Hause hätte ich dir nicht deine Schmerzen nehmen können, hätte dich nur unnötig gequält, dich für nichts leiden lassen. Es war die richtige Entscheidung.
Diese letzte Woche hast du aber gar nicht mehr richtig mitgekriegt, oder? Jeden Tag war ich bei dir Schatz, jeden Tag. Rory war auch hier, etwa jeden zweiten Tag, aber immer nur ganz kurz. Sie hat es nicht verkraftet, dich so zu sehen. So kannte sie dich nicht, so wollte sie dich nicht kennen...
Die ersten drei Tage habe ich hier neben deinem Bett auf dem Boden geschlafen, bin gar nicht mehr heimgefahren. Doch der Oberarzt hat mir verboten, es weiterhin zu machen, nachdem er aus seinem Urlaub zurückkam. Ich habe so lange auf ihn eingeredet, wollte dich nicht alleine lassen, doch es hat nichts geholfen. Von sieben Uhr in der Früh, bis um zehn am Abend war ich daraufhin bei dir. Das habe ich nach vielen Streitereien, vielem Bitten und Betteln herausschlagen können. Ich habe auch allen Schwestern, Ärzten und Arzthelfen meine Handynummer und unsere Festnetznummer gegeben, damit sie mich ja sofort anrufen, wenn mit dir etwas nicht in Ordnung war. Einmal haben sie es auch getan... Vorgestern Nacht, um genau zwei Uhr neunzehn. Ich war innerhalb von vier Minuten bei dir. Habe mich gar nicht umgezogen, bin ohne großartig nachzusehen über jede Kreuzung gefahren. Verkehr war doch sowieso keiner, zu dieser Zeit. Keiner von den ganzen Leuten hier hatte es geschafft, mir zu erklären, was nun wirklich mit dir los war. Was ich genau weiß ist, dass du für kurze Zeit einen Atemstillstand und noch irgendetwas hattest. Aber zu atmen hast du ja Gott sei Dank wieder begonnen... In dieser Nacht bin ich noch über zwei Stunden bei dir geblieben, dann hat man mich wieder heimgeschickt.

Weißt du was? Ich will, dass der heutige Tag so schnell wie möglich vorbei geht. Ich habe mir vorgenommen realistisch zu bleiben, du wirst wohl kaum wie durch ein Wunder wieder zum leben erwachen. Aber es sagen doch alle, dass es mit der Zeit leichter wird. Diese Zeit soll jetzt sofort beginnen! Ich will am besten heute noch dieses Jahr ’rum haben, will so schnell wie möglich wieder zurück zu Sookie und ins Hotel, danach einen schönen Frühling und Sommer erleben und danach nichts mehr.
Keinen Herbst, der mich daran erinnert, wie schlecht es dir schon ging, keinen Winter, der deinen Todestag immer näher rücken lässt. Und ich will nie, nie wieder in meinem Leben Schnee sehen. Ich habe den Schnee immer so sehr geliebt, doch seit heute hasse ich ihn einfach nur mehr. Vielleicht hat es gestern ja sogar aus einem bestimmten Grund zu schneien begonnen. Vielleicht hat dieser Schnee deinen „Anfang vom Ende“ eingeläutet, oder so etwas in der Art. Vielleicht wollte man mir damit etwas sagen. Und für die Tatsache, dass es wirklich so sein könnte, hasse ich den Schnee noch viel mehr. Er hat mir absichtlich eine Bananenschale in den Weg geschmissen, wollte mich am Boden sehen. Mein ehemaliger Verbündeter, bester Freund...
Mein Gott, sieben Stunden. Sieben Stunden ist es her. Seit sieben Stunden sitze ich hier neben dir. Oder viel mehr neben dem, was du einmal warst. Seit neun Uhr vierzehn. Ich will um diese Uhrzeit nie mehr in meinem Leben auf die Uhr sehen müssen. Es würde auch noch in zwanzig Jahren dieselben Gefühle wie heute in mir hervorrufen.
Aber wenigsten hast du keine Schmerzen mehr gehabt, bist friedlich eingeschlafen. Das ist doch auch etwas Schönes...

Weißt du, was mir gerade auffällt? In fünf Tagen ist Weihnachten. Ich habe dein Geschenk schon seit gut drei Monaten, wollte es dir am liebsten zu Hause überreichen, wenn Rory und Jess dabei gewesen wären. Ja, das wäre dein zweites Geschenk gewesen! Wir haben Jess eingeladen, mit uns zu feiern. Nun musste er schon früher kommen, um dich noch einmal zu sehen...
Ich hoffe, Rory findet ihn und überredet ihn, noch hier zu bleiben. Das hättest du gewollt, das weiß ich. Du hättest gewollt, dass wir uns einen schönen Tag machen und feiern und nicht Trübsal blasen und trauern.

Draußen ist es schon ganz dunkel. Dabei ist es noch nicht mal halb fünf. Ich will nicht gehen. Ich will für immer hier neben dir sitzen, doch der Arzt hinter mir in der Türe, will dich wegbringen. Ich werde schauen, dass ich dich noch vor deiner Beerdigung noch einmal sehe. Deine Beerdigung... Sie wird toll werden, das verspreche ich dir! Dafür sorge ich! Vielleicht sagt auch Rory noch etwas über dich. Ach, natürlich, sie sagt ganz bestimmt etwas. Sie würde es nicht zulassen, dass man dich ohne weiteres begräbt und vergisst. Das würde ich auch nicht und Jess hätte bestimmt auch etwas dagegen. Wir werden alle drei etwas für dich machen. Eine Rede schreiben, oder uns um das organisatorische kümmern oder um die Todesanzeigen und einen Nachruf. Niemand in Stars Hollow wird dich vergessen, niemand! Selbst Taylor und Kirk werden dir nachweinen, vielleicht stirbt Taylor auch noch an einem Herzinfarkt! Das würde dir doch gefallen, oder etwa nicht?!
Mein Gott, an was denke ich da! Ich wünsche Taylor den Tod!? Nein, das tue ich natürlich nicht! Aber ich frage mich schon, wie es sein wird. So ohne euren Streitereien. Bestimmt verdammt langweilig...
Soll ich dir etwas sagen? Dieser Trottel in weiß hinter mir soll noch schön weiter warten! Ich bleibe noch bei dir, bis Rory mit Jess kommt. Ich lasse dich nicht alleine. Das habe ich die letzten Monate nicht gemacht und damit werde ich jetzt auch nicht beginnen.
Ich liebe dich, Luke Danes, vergiss das nie.