Tod eines Bruders
#10

Thx für die süßen Kommis erst mal schon im Voraus und im nachhinein und ich möchte euch nochmal daran erinnern, dass alles, die szenerie usw existiert Rolleyes - mein bruder lebt zwar noch und geht mir immer noch auf die nerven^^
aber die beziehungen, so wie sie stehen, gibt es real auch.
Näheres dazu werdet ihr in den folgenden kapiteln erfahren, denn ich werde aus diesem Oneshot, so wie er eigentlich geplant war ne hübsche/traurige story machen...
Ich hoffe mal ihr kommt damit klar, auch wenn einiges teilweise sehr verwirrend werden könnte, ich blick in meinem leben ja auch nich durch momentan :koch:Help

3
Der Schnee glitzerte weiß auf dem breiten Waldweg, auf dem sie zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder, zum See hinunterging.
Sie war nachdenklich und fühlte sich einsam ohne sein Lachen, die Sticheleien oder die anderen Blödeleien, die er immer veranstaltet hatte, wenn sie nach draußen gingen, um sich mit den anderen zu treffen.
Sie hatte sich mit niemandem verabredet, aber sehen wollte sie jetzt auch keinen.
Zu Hause hatte sie das ständige Schluchzen ihrer Mutter oder das wütende, eigentlich nicht ernst gemeinte, Gebrüll ihres Vaters nicht mehr ausgehalten und die Kälte, die durch jeden Raum fuhr, war ihr unangenehmer geworden als die winterlichen Temperaturen im Dorf.
Zwei Wochen war sie nicht mehr draußen gewesen, und zwei Wochen hatte sie nur mit leerem Blick vor sich hingestarrt.
Die Bilder immer wieder im Hinterkopf habend.
Diese Leere in seinen Augen und das immer langsamer werdende Herz. Sie sah es richtig vor sich, wie es pulsierte und dann immer langsamer wurde.
Wie er auf die Knie fiel und dann zur Seite wegsackte.
Sie bemerkte die Tränen gar nicht mehr, die ihr über die Wange liefen, denn sie waren zu einem Teil ihres Lebens geworden. Das neue Leben, ohne ihn.
Langsam stieg sie die Steinstufen hinab, die er im letzten Sommer gebaut hatte, um es einem etwas älteren Angler leichter zu machen, hinunter ans Seeufer zu gelangen, an dem sie immer saßen und ihre Geschichten erzählten, während sie ihre Zigaretten rauchten.
Der Angler lebte noch…
Hinter sich hörte sie näher kommende Schritte und sie horchte auf. Hoffnung schimmerte in ihren Augen, als sie sich umdrehte. Doch es war nur Chris, der sich ihr näherte.
Melody wandte sich enttäuscht wieder ab und nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die sie schon seit zwei Wochen nicht mehr angerührt hatte. Der bittere Nachgeschmack des ersten Zugs war irgendwie tröstlich und sie kostete ihn voll aus, ehe sie sich wieder umwandte und Chris traurig anlächelte.
Sie waren lange nicht mehr allein in der Kälte gewesen und auch jetzt traute sich keiner zuerst zu sprechen.
Er ging einen Schritt auf sie zu, um sich dann vor ihr auf einen Stein zu setzen, den er irgendwann einmal mit Phil gebaut hatte, so wie auch alles andere, was an diesem Steinbruch verändert worden war.
Die Steine lagen seit dem Sommer nicht mehr nutzlos herum, sondern waren in einem Halbkreis um das Ufer angeordnet worden. Sie hatten hier schon gegrillt und Eishockey auf dem gefrorenen Wasser gespielt. Jetzt schien das alles unendlich weit zurückzuliegen.
Vieles hatte sich hier verändert, seit sie mit drei und fünf von Rostock in das kleine Dorf am Rande der Zivilisation gezogen waren. Mit vier kam sie zum ersten Mal in den neuen Kindergarten im Nachbardorf, wo sie ganz normale, lebensfrohe Kinder kennen lernte. Wegen ihrer mandelförmigen Augen und den Pausbäckchen wurde sie oft gehänselt, bis sie in die Mittelschule kam, wo sie langsam ihr Selbstbewusstsein wieder erlangte und sich zur Wehr setzte.
Melodys Pausbacken verschwanden und sie begann ihre Augen mehr zu mögen, als alles andere an ihrem Körper.
Ihr großer Bruder war von Anfang an anders gewesen. Er war beliebt bei allem und jedem und fing an die dichten schwarzen Locken immer kürzer zu schneiden. Seine Augen waren ebenso dunkel, fast schwarz, wie ihre und seine haut ein paar Farbnuancen dunkler als die der anderen, während sie eher blässlich wirkte.
Man erkannte sie nicht als Bruder und Schwester, nur wenn man es den Fragenden sagte, aber selbst dann sah man die Geschwister eher ungläubig an.
Und nun gab es nur noch zwei Schwestern, die sich noch unähnlicher waren. Ganze acht Jahre lagen zwischen ihnen und Melody verstand die Entscheidung ihrer Eltern immer noch nicht. Sie war fast sicher, dass Nadja nur ein Unfall war, aber das sagte sie nie laut.
Während Melody sich die dunkelblonden Haare kürzer schnitt und sie dunkelrot färbte, war Nadja mit ihren graublauen Augen und den weißblonden Haaren eher unscheinbar und ziemlich klein für ihr Alter.
Chris sah sie schon eine ganze Weile nachdenklich an, doch in ihrem Kopf ratterte es immer noch, bis sie zurück ins Diesseits kam.
„Ist mit dir alles okay?“, fragte er, während sie den letzten Zug ihrer Zigarette nahm und diese dann wegschnippte.
Dass sie zitterte, wurde ihr erst jetzt bewusst.
Sie hob die Schultern und wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Ihr Blick ging wieder ins leere, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben, aber Chris, der sich ihre hoffnungslose Miene nicht ansehen konnte, zog sie zu sich und sie platzierte sich auf seinem Schoß, wieder zum See hinausschauend.
Auf dem steinernen Steg, den Phil ebenfalls gebaut hatte, stand er nun und warf etwas ins Wasser, dann sah er sie an und zeigte ihr übertrieben die Zunge, woraufhin sie leise „Du bist fies.“ Zu ihm flüsterte und er verschwand.
Das Zittern hatte aufgehört, während sie sich an Chris’ Körper schmiegte und versuchte sich an jede Einzelheit in seinem Leben mit ihr zu erinnern.
Ihr war immer noch kalt, obwohl es relativ warm auf dem Schoß ihres besten Freundes war, der sie teilweise regelrecht an sich presste.
Aber die Kälte kam auch nicht aus der Umgebung, nicht vom Schnee, der erneut auf die Erde hinabrieselte, auch nicht vom Wind, der die gefrorenen Blätter auffliegen ließ und sie umherwehte. Diese eisige Kälte kam auch nicht vom Wasser, das bis zur Hälfte gefroren war, aber noch nicht dick genug, um darauf gehen zu können.
Nein, denn das alles war ihr unwichtig.
Das was ihr wichtig war, war gegangen und ihr Herz schien zu erfrieren.
Melody wandte sich vom See ab und legte gedankenverloren ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich weiß nicht, ob alles in Ordnung ist, Chris. Ich weiß noch nicht einmal, ob je wieder alles in Ordnung sein wird.“, antwortete sie leise auf seine Frage, die er schon vor Stunden gestellt zu haben schien.
Chris nickte nur strich ihr eine Strähne des weinroten Haares aus der Stirn.
„Ich will nicht mehr nach Hause zurück. Nicht zu meiner Mom, die mich noch wahnsinnig macht, oder meinem Dad, der nicht trauert, sondern immer aggressiver wird. Ich will nicht zu Nadja, die mich ständig fragt, wo er ist. Ich will… ich will das alles nicht mehr. Ich will einfach nur, dass er zurückkommt und alles wieder so wird wie früher.“, flüsterte sie leise und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke, die nicht mehr ordentlich zuging, da der Reißverschluss gerissen war.
Er umfasste sie fester und zog sie noch näher an sich, dann seufzte er und begann zu sprechen. „Es hört sie dämlich an, wenn ich sage, dass es vielleicht das Schicksal war, das ihn mitgenommen hat, weil du weißt, dass ich an so nen Mist nicht glaube, aber vielleicht war es ja wirklich so. Vielleicht sollte es so sein. Du darfst dich deswegen nicht so fertig machen, auch wenn er dein Bruder war. Er wird es immer sein und niemand wird seinen Platz hier einnehmen.
Glaub mir, er fehlt uns allen und wie versuchen nur dir nicht zu zeigen, dass wir ihn eigentlich genauso vermissen, wie du es tust.“
„Er hat ne Menge Scheiße gebaut, huh?“, fragte sie und sah ihn an. Die türkisblauen Augen sahen sie traurig an, als er nickte, aber sie wusste, dass er eigentlich lieber den Kopf schütteln wollte, um ihr zu sagen, dass er nicht immer so ein schlechter Mensch war.
Er hatte sie alle mit seinen Sticheleien belästigt und teilweise auch genervt und nie wusste jemand, wie ernst er es meinte, aber nie hatte er jemandem wehtun wollen. Zumindest daran glaubte sie fest.
Wie sie immer fest an alles Gute in ihm geglaubt hatte.
Jetzt war es ihr egal, wie er gewesen war, sie wollte ihn einfach nur zurückhaben.

Freundschaft flieߟt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt
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