Tod eines Bruders
#19

Hey Leute, es ist soweit, es geht weiter und da ich das in den Weihnachtstagen fabriziert habe, muss ich mich echt mal selber loben :pfeif:
aber Eigenlob stinkt ja bekanntlich und ich wills euch ja nicht versauen Wink Ich danke euch zwei für die Kommis und hoffe, dass nach den Feiertagen wie ein paar mehr die Zeit dazu finden meine Story zu lesen, denn über Feedback würde ich mich wirklich sehr freuen, aber es ist ja kein Muss... trotzdem schon mal danke =)
so und hier erst einmal:
5
Es war vollkommen still, als sie am Abend das Wohnzimmer betraten und die Geschenke unter dem geschmückten Baum sahen.
Nadja stürzte sofort darauf zu und fragte erst gar nicht, was ihr gehörte.
Melody allerdings stand wie angewurzelt in der Tür und wartete.
Sie wartete, und wartete, aber es passierte einfach nichts, bis sie begriff, warum sie immer noch in der Tür stand.
Sie wartete darauf, dass Phil an ihr vorbeistürmte und den zweiten Geschenkhaufen bestürmte.
Beinahe dachte sie schon, man hätte ihre Päckchen vergessen, bis sie registrierte, dass es ab jetzt nur noch zwei Geschenkstapel geben würde.
Ihren und den ihrer Schwester, die sich bereits über ihr erstes Geschenkt hermachte, das Batteriebetrieben war und laufen und bellen konnte, wenn man es anschaltete. Vor genau vierzehn Jahren hatte Phil auch so einen Hund gehabt.
Von hinten wurde sie angeschoben ins Wohnzimmer in das große Wohnzimmer zu gehen, dass von Glockenklängen und Engelsstimmen erfüllt war, die sich wie auf der Beerdigung anhörten.
Nie wieder würde sie so etwas beiwohnen, das schwor sie sich.
Wie in Trance packte sie eine teure Bettelarmbanduhr, Bettwäsche, ein Plüschtier und eine CD aus. Den Glückstee legte sie weit von sich, weil sie wusste, dass er ihr nichts bringen würde.
Kathrin verließ schweigend den Raum und taucht erst zum Abendessen wieder auf. Blutunterlaufen waren ihre Augen und Melody fragte sich, wie sie das den Rest ihres Lebens aushalten sollte.
Nadja schien nichts davon zu bemerken und sagte immer wieder, dass ihr Bruder bestimmt auch etwas zu Weihnachten bekam, wenn er im Himmel schön artig war.
Das wiederholte sie immer öfter, bis ihr Daddy sie anherrschte endlich Ruhe zu geben. Aber stattdessen plärrt Nadja los und rannte aus der Küche.
Die Familie löste sich daraufhin auf und jeder verzog sich in seine eigenen vier Wände. So auch Melody, die genug für heute hatte. Sie las in einem Buch, dass sie taub machte für alles, was um sie herum passierte.
Sie hörte ihr Mom nicht im Badezimmer schluchzen, sie hörte ihren Dad nicht herumschreien, weil nicht so war, wie es sein sollte – sie hörte lediglich ihr Blut in den Ohren rauschen und Rascheln der Seiten, wenn sie in ihr Buch umblätterte.
Phil hatte so gut wie nie Bücher gelesen, weil er entweder zu faul war, oder nach dem vierten Satz einschlief.
Und nun las sie ein Buch über das Schlittschuhlaufen vor einem Internat, in dem zwei Mädchen und ein Junge Selbstmord begangen hatten.
Am liebsten hätte sie das Buch an die Wand geschleudert und für den Rest der Nacht einfach so getan, als würde das alles nicht passiert sein. Als wäre Phil nicht tot und würde nebenan sein neues X-Box-Spiel spielen. Als stünde ihre Mutter nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und würde stattdessen im Wohnzimmer sitzen und sich mit Nadja irgendeinen Weihnachtsfilm ansehen. Als würde ihr Dad nicht im Schlafzimmer sitzen und sich fragen, was in seinem Leben noch alles falsch laufen könnte.
Sie wollte so tun, als würde es ihr gut gehen und nicht alles im Chaos versinken.
Aber das konnte sie nicht und so las sie weiter, weil es etwas seltsam beruhigendes hatte, die eigene Geschichte in etwas anderer Form zu lesen. Doch irgendwann wurde ihr selbst das Buch zu lebensecht und sie beschloss nach draußen zu gehen.
Dort gab es nichts Besonderes, was es zu Hause nicht auch gab. Zwar sah man überall in den bunt beleuchteten Fenstern glückliche Gesichter und strahlende Augen, aber es gab überall die gleichen Glockenklänge, die Melody Kopfschmerzen bereiteten.
Langsam ging sie durch die Dunkelheit und wagte sich auf den von hohen, undurchlässigen Bäumen umgebenen Weg.
Schritt für Schritt ging sie hinunter zum See und Schritt für Schritt tappte sie über die Steine auf das noch dünne Eis zu.
Tausenden Gedanken strömten auf sie ein und ließen sie die Orientierung und die Zeit vergessen.
Phil verpasste sein achtzehntes Weihnachtsfest. Kathrin fand Nachts nur noch in ihrem Zimmer Ruhe. Chris hatte sie geküsst und ließ sie seitdem nicht mehr aus den Augen, als hätte er Angst, sie würde etwas erzählen.
Das würde sie nie. Sie könnte es gar nicht. Das alles war viel zu verwirrend, um es irgendjemandem zu erzählen. Selbst für sie hörte es sich so an, als würde jemand eine Geschichte erzählen und nicht, als wäre ihr das alles wirklich passiert.
Es klang alles so irreal.
Auf ihren Wangen war es warm und nass, was sie überhaupt nicht störte.
Sie ging Schritt für Schritt weiter und überhörte das Knacken hinter ihr. Risse bildeten sich zu allen Seiten ihrer Füße, die sie bereits über das erste Viertel des Sees getragen hatten. Jetzt befand sie sich zwischen zwei Inseln und dem Ufer hinter Chris’ Haus. Das Ufer mit dem kleinen Badestrand, wo sie im Sommer manchmal saß und nachdachte. Das hatte sie ewig nicht mehr getan.
Als sie zurückblickte sah sie eine große Gestalt genau dort stehen, wo ein großer Stein als Sitz diente, der ein wenig aus dem Wasser ragte. Aber es interessierte sie nicht, wer das war oder ob sie wieder nur halluzinierte.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie genau da angekommen war, wo sie hinwollte. Genau hier würde sie die Antworten auf ihre Fragen finden. Die Ordnung zu dem Chaos in ihrem Kopf.
Sie sah nach unten und entdeckte gefrorene Blätter und Seetang unter dem dünnen Eis, dass ihr nur wenig Halt bot, aber sie sah noch etwas anderes.
Sie sah sein Gesicht und seine Hand, die nach ihr greifen wollte, es aber wegen dem Eis nicht schaffte.
Aus einem Impuls heraus, ging Melody in die Knie und fing an auf das Eis einzuhämmern. Sie wollte ihn da rausholen. Ihn retten und wieder in ihre Arme schließen können. Sie wollte, dass ihre Familie wieder so glücklich wurde wie früher und hämmerte immer weiter auf das Eis ein.
Überall entstanden tiefe Risse und ihre Fäuste platzten auf und waren überströmt mit Blut, aber das störte sie nicht.
Das erste Loch war im Eis, aber es war nicht groß genug, wie sie feststellen musste, und so hämmerte sie weiter darauf ein, bis alles um sie herum zu brechen begann und sie auf der schmelzenden Eisscholle nach unten sank.
Ihr war jemand gefolgt, denn sie hörte hinter sich einen entsetzten Aufschrei und den verzweifelten Ruf nach ihrem Namen, aber den registrierte sie auch nur am Rande.
Etwas anderes war ihr jetzt viel wichtiger.
Phil war nicht mehr da. Sie sah ihn nicht mehr unter dem Eis nach ihrer Hand greifen, oder sich aus dem Eis heben. Er war weg! Aber sie wusste, dass er ihr nicht mehr fern war und so ließ sie sich einfach treiben und vom Eis unter Wasser drücken.
Immer dunkler wurde es um sie herum und das Eis über ihrem Körper nahm sie auch nur noch am Rande wahr, als sie langsam immer tiefer sank und das Licht plötzlich gänzlich verschwand und sie in einen tiefen Schlaf gehüllt war.
Das letzte was sie hörte, bevor sie bewusstlos wurde und darauf wartete neben Phil aufzuwachen, war ihr Name, der einige Meter von ihr entfernt ausgerufen wurde. Als würde sie unter einer dicken Winterdecke liegen und ihr Daddy würde kommen, um sie zu wecken…

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euch auch noch mal frohe Weihnachten

Freundschaft flieߟt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt
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