28.01.2008, 16:04
Und hier das neue Kapitel!
mile: Viel Spaà damit! :wink:
5. Kapitel
Rorys Vermutung hatte sich bestätigt. Das Magazin war am nächsten Morgen wieder unauffindbar verschwunden gewesen. Heimlich hatte sie sich das kleine Foto von Jess, welches neben der Buchbeschreibung abgedruckt war, herausgeschnitten und im Schrank zwischen ihren Sachen verstaut. Er sah gut aus. Wie immer. Die Haare trug er wieder etwas kürzer, er war unrasiert, was gar nicht so schlecht aussah, und sogar sein vorsichtiges, schiefes Lächeln hatte er aufgesetzt. Rory seufzte glücklich, als sie das kleine Bild zwischen zwei Pullis hervorzog und scheu betrachtete. Zeit, es sich genauer anzusehen, hatte sie vorerst genug. Nachdem vor drei Tagen abends zwei Polizisten vor ihrer Tür gestanden und nach ihr gefragt hatten, hatte Logan einen kleinen Kühlschrank gekauft, ihn ins Schlafzimmer gestellt und sie tagsüber dort eingesperrt. In den nächsten Tagen würde er auch noch die Wand zum Badezimmer durchbrechen, damit sie zumindest noch ein richtiges Klo hatte, hatte er ihr versichert. Aber einen weiteren Besuch der Polizei wollte er um jeden Preis vermeiden. Und das ging nun mal am Besten, wenn Rory keine Möglichkeit hatte, jemandem die Tür zu öffnen.
Vorsichtig schob sie das kleine Bild zurück zwischen ihre Pullis und legte sich auf ihr Bett. Von dem Besuch der beiden Officer hatte sie nicht viel mitgekriegt. Sie hatte zu der Zeit schon geschlafen, da sie den ganzen Tag schon so unglaublich müde gewesen war. Logan hatte die Beamten in ein Gespräch über ihren Job verwickelt, um sie abzulenken, und lediglich einen kurzen Blick ins Schlafzimmer werfen lassen. Gesehen hatte man von ihren Verletzungen gar nichts, obwohl sie den Männern mit dem Gesicht zugewandt auf dem Bett lag. Doch die geschwollene Lippe war geschickt hinter dem Polsterzipfel versteckt gewesen und der rechte Arm, auf dessen Hinterseite sie einen groÃen Bluterguss hatte - welcher aber auch schon wieder am abklingen war -, hatte so auf der Decke gelegen, dass gerade nichts zu sehen gewesen war. Die Dunkelheit im Zimmer tat dann noch ihr übriges.
Zwar hätten die beiden Männer noch gerne mit ihr und Logan geredet und sie ein wenig befragt, doch irgendwie hatte er es immer wieder durch seine Fragen geschafft, sie vom Thema abschweifen zu lassen und nach einer Weile elegant hinausgeschmissen.
Rory begann zu überlegen. Wieso hatte er die beiden eigentlich hinausgeworfen? Er hatte sich doch nichts vorzuwerfen! Die paar blauen Flecken, die geschwollene Lippe, das war doch nicht seine Schuld... Oder doch..? Schnell schüttelte sie den Kopf. Nein. Er hatte gar nichts damit zu tun! Das wusste sie doch genauso gut wie er selbst! Wie konnte sie nur an so etwas denken?
Seufzend setzte sie sich auf und tastete unter dem Bett nach einer der vielen Plastikflaschen, mit den breiten Ãffnungen. Wie gesagt, zur Zeit hatte sie keine Toilette...
In Gedanken versunken stand Lorelai hinter dem Empfangstresen und starrte auf den Bildschirm des Computers, während ein älteres Ehepaar vor ihr geduldig darauf wartete, an die Reihe zu kommen.
Sie verstand es einfach nicht. Nichts soll losgewesen sein, hatten die Polizisten gesagt. Rory soll ganz normal ausgesehen haben, hatten sie sich gegenseitig bestätigt. Und überhaupt sei Logan sehr sympathisch und aufgeschlossen gewesen, keine Spur von aggressiv oder leicht reizbar.
Wütend biss sie die Zähne zusammen. Natürlich sieht man in einem verdunkelten Zimmer, mit hochgezogener Decke ganz normal aus! Diese... Diese Idioten hätten sich nicht einfach abwimmeln lassen sollen! Sie hätten zu Rory ans Bett gehen, sie wecken und befragen müssen! Sie die Kleidung ausziehen lassen müssen! Vermutlich hätte Rory zwar alle Anschuldigungen abgestritten und Logan hätte noch schnell ein paar kleine âUnfälleâ erfunden, aber sie hätten doch alleine an der Art, wie sie sich verhielt und redete erkennen müssen, dass da etwas nicht stimmt!
âEntschuldigen Sie, junge Dame...â mischte sich die alte Frau nun unbeholfen in ihre Gedanken, doch sie wartete nun schon eine ganze Weile. Lorelai fuhr zusammen, als hätte man sie gerade auf einem tiefen Schlaf gerissen. âOh, ähm, tut mir leid, Verzeihung!â stotterte sie versöhnlich lächelnd vor sich hin und drückte dem Paar ihren Zimmerschlüssel in die Hand.
Der Mittagsverkehr rauschte laut hupend vorbei, ein paar neugepflanzte, dünne Bäumchen wehten im Fahrtwind. Von auÃen sah dieses groÃe Wohnhaus, direkt neben der StraÃe, gar nicht so hässlich aus. Ein Neubau, nicht älter als fünf, sechs Jahre, in einem hellen Grün gestrichen, mit elegant gestalteter AuÃenfassade. Von hier unten aus gesehen, war es die linke Terrasse der beiden Dachwohnungen, die zu Rorys und Logans Apartment gehörte. Sie passte so gar nichts ins Gesamtbild. Die Farbe blätterte schon von den Wänden ab, ein paar Ãste und Blätter vertrockneter Pflanzen hingen durch die dünnen Stäbe der Brüstung und die Fenster waren dreckig. Sogar hier vom Boden aus konnte man das noch erkennen.
Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Luke an seinem Truck und seufzte tief. Er wusste nicht, was er tun sollte. Zu Rory gehen? Wieder heimfahren? Würde sie ihm überhaupt öffnen, nachdem Lorelai Logan die Polizei in den Nacken gesetzt hatte?
Stöhnend senkte er den Kopf und rieb seinen steif gewordenen Nacken. Nein, sie würde ihm wohl nicht öffnen. AuÃerdem war es viel zu gefährlich, mal einfach so an die Tür zu klopfen und sie mitzunehmen. Zwar hätte Logan nicht die Kraft dazu, ihn durch den Flur fliegen zu lassen, aber auf eine Schlägerei legte es Luke auch nicht unbedingt an. Ganz davon abgesehen, was er danach alles Rory antun könnte und vermutlich auch antun würde. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen. Aber was..?
mile: Viel Spaà damit! :wink:5. Kapitel
Rorys Vermutung hatte sich bestätigt. Das Magazin war am nächsten Morgen wieder unauffindbar verschwunden gewesen. Heimlich hatte sie sich das kleine Foto von Jess, welches neben der Buchbeschreibung abgedruckt war, herausgeschnitten und im Schrank zwischen ihren Sachen verstaut. Er sah gut aus. Wie immer. Die Haare trug er wieder etwas kürzer, er war unrasiert, was gar nicht so schlecht aussah, und sogar sein vorsichtiges, schiefes Lächeln hatte er aufgesetzt. Rory seufzte glücklich, als sie das kleine Bild zwischen zwei Pullis hervorzog und scheu betrachtete. Zeit, es sich genauer anzusehen, hatte sie vorerst genug. Nachdem vor drei Tagen abends zwei Polizisten vor ihrer Tür gestanden und nach ihr gefragt hatten, hatte Logan einen kleinen Kühlschrank gekauft, ihn ins Schlafzimmer gestellt und sie tagsüber dort eingesperrt. In den nächsten Tagen würde er auch noch die Wand zum Badezimmer durchbrechen, damit sie zumindest noch ein richtiges Klo hatte, hatte er ihr versichert. Aber einen weiteren Besuch der Polizei wollte er um jeden Preis vermeiden. Und das ging nun mal am Besten, wenn Rory keine Möglichkeit hatte, jemandem die Tür zu öffnen.
Vorsichtig schob sie das kleine Bild zurück zwischen ihre Pullis und legte sich auf ihr Bett. Von dem Besuch der beiden Officer hatte sie nicht viel mitgekriegt. Sie hatte zu der Zeit schon geschlafen, da sie den ganzen Tag schon so unglaublich müde gewesen war. Logan hatte die Beamten in ein Gespräch über ihren Job verwickelt, um sie abzulenken, und lediglich einen kurzen Blick ins Schlafzimmer werfen lassen. Gesehen hatte man von ihren Verletzungen gar nichts, obwohl sie den Männern mit dem Gesicht zugewandt auf dem Bett lag. Doch die geschwollene Lippe war geschickt hinter dem Polsterzipfel versteckt gewesen und der rechte Arm, auf dessen Hinterseite sie einen groÃen Bluterguss hatte - welcher aber auch schon wieder am abklingen war -, hatte so auf der Decke gelegen, dass gerade nichts zu sehen gewesen war. Die Dunkelheit im Zimmer tat dann noch ihr übriges.
Zwar hätten die beiden Männer noch gerne mit ihr und Logan geredet und sie ein wenig befragt, doch irgendwie hatte er es immer wieder durch seine Fragen geschafft, sie vom Thema abschweifen zu lassen und nach einer Weile elegant hinausgeschmissen.
Rory begann zu überlegen. Wieso hatte er die beiden eigentlich hinausgeworfen? Er hatte sich doch nichts vorzuwerfen! Die paar blauen Flecken, die geschwollene Lippe, das war doch nicht seine Schuld... Oder doch..? Schnell schüttelte sie den Kopf. Nein. Er hatte gar nichts damit zu tun! Das wusste sie doch genauso gut wie er selbst! Wie konnte sie nur an so etwas denken?
Seufzend setzte sie sich auf und tastete unter dem Bett nach einer der vielen Plastikflaschen, mit den breiten Ãffnungen. Wie gesagt, zur Zeit hatte sie keine Toilette...
In Gedanken versunken stand Lorelai hinter dem Empfangstresen und starrte auf den Bildschirm des Computers, während ein älteres Ehepaar vor ihr geduldig darauf wartete, an die Reihe zu kommen.
Sie verstand es einfach nicht. Nichts soll losgewesen sein, hatten die Polizisten gesagt. Rory soll ganz normal ausgesehen haben, hatten sie sich gegenseitig bestätigt. Und überhaupt sei Logan sehr sympathisch und aufgeschlossen gewesen, keine Spur von aggressiv oder leicht reizbar.
Wütend biss sie die Zähne zusammen. Natürlich sieht man in einem verdunkelten Zimmer, mit hochgezogener Decke ganz normal aus! Diese... Diese Idioten hätten sich nicht einfach abwimmeln lassen sollen! Sie hätten zu Rory ans Bett gehen, sie wecken und befragen müssen! Sie die Kleidung ausziehen lassen müssen! Vermutlich hätte Rory zwar alle Anschuldigungen abgestritten und Logan hätte noch schnell ein paar kleine âUnfälleâ erfunden, aber sie hätten doch alleine an der Art, wie sie sich verhielt und redete erkennen müssen, dass da etwas nicht stimmt!
âEntschuldigen Sie, junge Dame...â mischte sich die alte Frau nun unbeholfen in ihre Gedanken, doch sie wartete nun schon eine ganze Weile. Lorelai fuhr zusammen, als hätte man sie gerade auf einem tiefen Schlaf gerissen. âOh, ähm, tut mir leid, Verzeihung!â stotterte sie versöhnlich lächelnd vor sich hin und drückte dem Paar ihren Zimmerschlüssel in die Hand.
Der Mittagsverkehr rauschte laut hupend vorbei, ein paar neugepflanzte, dünne Bäumchen wehten im Fahrtwind. Von auÃen sah dieses groÃe Wohnhaus, direkt neben der StraÃe, gar nicht so hässlich aus. Ein Neubau, nicht älter als fünf, sechs Jahre, in einem hellen Grün gestrichen, mit elegant gestalteter AuÃenfassade. Von hier unten aus gesehen, war es die linke Terrasse der beiden Dachwohnungen, die zu Rorys und Logans Apartment gehörte. Sie passte so gar nichts ins Gesamtbild. Die Farbe blätterte schon von den Wänden ab, ein paar Ãste und Blätter vertrockneter Pflanzen hingen durch die dünnen Stäbe der Brüstung und die Fenster waren dreckig. Sogar hier vom Boden aus konnte man das noch erkennen.
Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Luke an seinem Truck und seufzte tief. Er wusste nicht, was er tun sollte. Zu Rory gehen? Wieder heimfahren? Würde sie ihm überhaupt öffnen, nachdem Lorelai Logan die Polizei in den Nacken gesetzt hatte?
Stöhnend senkte er den Kopf und rieb seinen steif gewordenen Nacken. Nein, sie würde ihm wohl nicht öffnen. AuÃerdem war es viel zu gefährlich, mal einfach so an die Tür zu klopfen und sie mitzunehmen. Zwar hätte Logan nicht die Kraft dazu, ihn durch den Flur fliegen zu lassen, aber auf eine Schlägerei legte es Luke auch nicht unbedingt an. Ganz davon abgesehen, was er danach alles Rory antun könnte und vermutlich auch antun würde. Er musste sich irgendetwas einfallen lassen. Aber was..?
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
(Albert Einstein)

