31.05.2008, 00:27
Beide brauchten eine Pause und wollten sich einen Kaffee einschenken, doch der war mittlerweile kalt und ungenieÃbar geworden. Darum gingen sie zusammen in die Küche, um neuen zu kochen. Während das Wasser durch die Maschine lief, sagten sie nichts und dachten nach.
Maggie versuchte, alles zu verarbeiten, hatte sie doch gerade erfahren, dass sie nicht die war, für die sie sich jahrelang gehalten hatte. Ihren leiblichen Vater kannte sie nicht, war sich aber auch nicht sicher, ob sie ihn kennen lernen wollte, schlieÃlich kannte sie den Mann, der neben ihr stand. Und war mehr denn je ihr Vater.
Hauptsächlich freute sich Don, dass sein Bruder noch lebte, aber sobald er seine Gedanken zu seiner Ziehtochter wandern lieÃ, machten sich in ihm Sorgen breit. Er wusste, dass es irgendwann herausgekommen wäre, aber es hätte nicht so überraschend kommen sollen. Nun wollte er ihr helfen, aber sie musste für sich selbst eine Lösung finden, ehe er sich einmischen konnte.
Als der Kaffee fertig war, gingen sie gemeinsam zurück ins Esszimmer. Dort angekommen schenkte er Kaffee in zwei Becher, zu denen er einen Schluck Milch goss. Aber nur in ihren Becher lieà er ein Stück Zucker fallen und reichte ihn ihr dann.
Gedankenverloren schaute sie in das braune Getränk, als ob sie darin nach der Wahrheit suchte. Wer war dieser Mann, der so plötzlich in ihr Leben getreten war, fragte sie sich immer wieder und nippte an ihrem Kaffee. Diesen stellte sie dann auf den Tisch und schaute Don direkt an. "Erzähl mir bitte von ihm."
Tief schaute er ihr in die Augen und versuchte zu ergründen, worauf sie hinauswollte, war sich aber nicht sicher. "Was möchtest Du wissen?"
"Mehr", antwortete sie schlicht und schaute auch ihm in die Augen, von denen ein Leuchten ausging. Trotz seines farblosen Gesichts schienen sie aufgelebt zu sein, seit er die Schrift wieder erkannt hatte.
Wo er anfangen sollte, wusste er nicht, darum begann er ganz am Anfang: "Als ich vier Jahre alt war, sagten meine Eltern mir, dass ich ein Geschwisterchen bekommen werde. Ein paar Monate später, Dad war mit Mum ins Krankenhaus gefahren und hatte mich zu Verwandten gebracht, wurde ich abgeholt und lernte Charlie kennen. Schon damals hatte er pechschwarze Locken, die er nie verlieren sollte." Bei dem Gedanken an dieses Bild, das auch auf vielen Fotos festgehalten war, musste Don Lächeln. Dann schaute er Maggie an. "Du bist das Ebenbild Deines Vaters und bist es auch schon immer gewesenâ, genau betrachtete er sie, ehe er fortfuhr, âaber zurück zur Geschichte. Ich habe ihn vom ersten Blick an geliebt, wie man einen Bruder nur lieben kann. Ein paar Tage später kam Mum dann mit ihm nach Hause; er bezog das Zimmer, in dem Du noch heute schläfst." Voller Gefühl sprach er von diesen ersten Erinnerungen, die sein Leben geprägt hatten.
"Aber all das änderte sich, als seine Hochbegabung immer offensichtlicher wurde. Danach wurde er von unseren Eltern behütet, gefördert und unterstützt, dagegen kämpfte ich mich alleine durchs Leben, so kam es mir zumindest damals vor. Heute weià ich aber, dass ich nicht der Mensch wäre, der ich heute bin, wenn es nicht so gewesen wäre. Durch diese Situation habe ich viel über das Leben gelernt, was mir sehr geholfen hat. Deswegen verdanke ich Charlie viel." Indem er an seinem Kaffee nippte, schaffte er sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. "Aber genug von mir, das ist nicht das, was Du wissen möchtest. Wir beide hatten eine schwere Kindheit, denn wir waren beide auf den anderen eifersüchtig. Das haben wir leider erst spät geklärt. Er wollte gerne das unbeschwerte Leben führen, das ich hatte, während ich gerne die Aufmerksamkeit der Eltern wollte, die er hatte. Im Abschlussjahr waren wir dann in einer eine Klasse, wechselten in dieser Zeit aber kaum ein Wort miteinander. Gemeinsam machten wir in dem Jahr unseren Abschluss, nur war er gerade 13 und ich schon 18. Danach trennten sich unsere Wege für ein paar Jahre, denn er ging mit Mum nach Princeton zum Studieren. Später kehrte er zurück, promovierte an der CalSci und begann auch dort zu unterrichten, während er gleichzeitig forschte und für die NSA sowie das FBI als Berater tätig war.â
Er wusste genau, wo er weitererzählen musste, denn nun kam der Teil, der Maggie wahrscheinlich am meisten interessierte. âAn der CalSci, wo Du auch studierst, hat er dann auch Deine Mutter kennen gelernt, sie war seine Doktorandin. Nachdem sie endlich alle Steine aus dem Weg geräumt hatten, sie also promoviert hatte, machte er ihr einen Antrag. Keine vier Wochen später heirateten sie und wir feierten das Fest des Jahres hinten im Garten." Er dachte daran, wie viel Spaà sie an diesem Tag alle gehabt hatten.
"Unsere Differenzen hatten Charlie und ich zu dem Zeitpunkt geklärt und wir waren wieder die Brüder, die wir vor der Hochbegabung waren. Für mich war er unersetzlich geworden, als Bruder sowieso, aber auch als mathematischer Berater. Oft habe ich damals auf seine Hilfe zurückgegriffen, wenn Fälle aussichtslos erschienen oder ich einfach mal eine geniale Sichtweise benötigte. Du kannst Dir nicht vorstellen, was Mathematik alles kann. Sofort nach der Hochzeit arbeiteten die beiden an Nachwuchs, was aber nicht recht klappen wollte. Als sich dann aber eines Tages der Streifen pink färbte, warst Du unterwegs und alle, wirklich alle waren glücklich, besonders Deine Eltern, aber auch mich und Deinen GroÃvater. Du warst sein erstes und bist sein einziges Enkelkind geblieben, wodurch Du ihn zum glücklichsten Opa der Welt gemacht hast, denn die Hoffnung eine Fortsetzung seiner Familie hatte er damals schon längst aufgegeben.â Die Aussage bestätigte er noch einmal mit einem wissenden Nicken, denn er erinnerte sich noch gut an die Zeit, als sein Vater ihn und seinen Bruder drängelten, endlich eine Frau zu finden, um mit ihr kleine, süÃe Enkelkinder zu zeugen.
âIch glaube, Amita war im achten Monat schwanger, zumindest war ihr Bauch schon so groà wie ein Kürbis, als ich den Fall zugewiesen bekam. Wieder mal war Charlie enthusiastisch bei der Sache und wollte mir unbedingt helfen. Was danach passierte, habe ich Dir ja schon erzählt. Trotzdem muss ich Dir noch eines sagen: Deine Eltern waren beide stolz auf Dich und Charlie ist es noch immer. Er liebt Dich ebenso sehr, wie er Deine Mutter geliebt hat.â Nachdem er das gesagt hatte, musste Don wegschauen und sich sammeln. Seine Erzählung hatte zu viele Erinnerungen in ihm wachgerufen, die zwar schön waren, ihn aber auch an die Hässlichkeit der Situation erinnerten. Trotzdem schaute er sie nun an.
Derweil kämpften in Maggie zwei Gefühle. Zusehends erkannte sie sich selbst in dem Mann, der ihr soeben beschrieben worden war, gleichzeitig sah sie jedoch in die Augen ihres Ziehvaters, dem sie sich im Moment nahe fühlte, sehr viel Liebe. Aus diesem Grund rückte sie noch näher an ihn heran und umarmte ihn. âDankeâ, flüsterte sie dabei.
Obwohl er es nicht wahrhaben wollte, wusste er, dass dieser Moment nicht von Dauer war und sie ihre Entscheidung schon getroffen hatte. 21 Jahre hatte er sie verstanden und geliebt, so auch in diesem Moment, trotzdem würde jetzt alles auseinander brechen.
Langsam löste sie sich. âIch werde ...â, begann sie.
Er brachte sie zum Schweigen, indem er seinen Zeigefinger auf ihre Lippen legte. âIch weiÃâ, entgegnete er und drückte ein letztes Mal an die Brust. âDabei werde ich Dir helfen, so gut es geht.â
Verwirrt schaute sie ihn an und begann von vorne: âIch werde jetzt mit Dir frühstücken und dann meine anderen Geschenke öffnen, denn dies ist mein Leben und Du bist mein Dad - zumindest der gefühlte. Die Biologie kann ich nicht ändern, aber ich werde ihr auch nicht hinterherhetzen.â
Maggie versuchte, alles zu verarbeiten, hatte sie doch gerade erfahren, dass sie nicht die war, für die sie sich jahrelang gehalten hatte. Ihren leiblichen Vater kannte sie nicht, war sich aber auch nicht sicher, ob sie ihn kennen lernen wollte, schlieÃlich kannte sie den Mann, der neben ihr stand. Und war mehr denn je ihr Vater.
Hauptsächlich freute sich Don, dass sein Bruder noch lebte, aber sobald er seine Gedanken zu seiner Ziehtochter wandern lieÃ, machten sich in ihm Sorgen breit. Er wusste, dass es irgendwann herausgekommen wäre, aber es hätte nicht so überraschend kommen sollen. Nun wollte er ihr helfen, aber sie musste für sich selbst eine Lösung finden, ehe er sich einmischen konnte.
Als der Kaffee fertig war, gingen sie gemeinsam zurück ins Esszimmer. Dort angekommen schenkte er Kaffee in zwei Becher, zu denen er einen Schluck Milch goss. Aber nur in ihren Becher lieà er ein Stück Zucker fallen und reichte ihn ihr dann.
Gedankenverloren schaute sie in das braune Getränk, als ob sie darin nach der Wahrheit suchte. Wer war dieser Mann, der so plötzlich in ihr Leben getreten war, fragte sie sich immer wieder und nippte an ihrem Kaffee. Diesen stellte sie dann auf den Tisch und schaute Don direkt an. "Erzähl mir bitte von ihm."
Tief schaute er ihr in die Augen und versuchte zu ergründen, worauf sie hinauswollte, war sich aber nicht sicher. "Was möchtest Du wissen?"
"Mehr", antwortete sie schlicht und schaute auch ihm in die Augen, von denen ein Leuchten ausging. Trotz seines farblosen Gesichts schienen sie aufgelebt zu sein, seit er die Schrift wieder erkannt hatte.
Wo er anfangen sollte, wusste er nicht, darum begann er ganz am Anfang: "Als ich vier Jahre alt war, sagten meine Eltern mir, dass ich ein Geschwisterchen bekommen werde. Ein paar Monate später, Dad war mit Mum ins Krankenhaus gefahren und hatte mich zu Verwandten gebracht, wurde ich abgeholt und lernte Charlie kennen. Schon damals hatte er pechschwarze Locken, die er nie verlieren sollte." Bei dem Gedanken an dieses Bild, das auch auf vielen Fotos festgehalten war, musste Don Lächeln. Dann schaute er Maggie an. "Du bist das Ebenbild Deines Vaters und bist es auch schon immer gewesenâ, genau betrachtete er sie, ehe er fortfuhr, âaber zurück zur Geschichte. Ich habe ihn vom ersten Blick an geliebt, wie man einen Bruder nur lieben kann. Ein paar Tage später kam Mum dann mit ihm nach Hause; er bezog das Zimmer, in dem Du noch heute schläfst." Voller Gefühl sprach er von diesen ersten Erinnerungen, die sein Leben geprägt hatten.
"Aber all das änderte sich, als seine Hochbegabung immer offensichtlicher wurde. Danach wurde er von unseren Eltern behütet, gefördert und unterstützt, dagegen kämpfte ich mich alleine durchs Leben, so kam es mir zumindest damals vor. Heute weià ich aber, dass ich nicht der Mensch wäre, der ich heute bin, wenn es nicht so gewesen wäre. Durch diese Situation habe ich viel über das Leben gelernt, was mir sehr geholfen hat. Deswegen verdanke ich Charlie viel." Indem er an seinem Kaffee nippte, schaffte er sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. "Aber genug von mir, das ist nicht das, was Du wissen möchtest. Wir beide hatten eine schwere Kindheit, denn wir waren beide auf den anderen eifersüchtig. Das haben wir leider erst spät geklärt. Er wollte gerne das unbeschwerte Leben führen, das ich hatte, während ich gerne die Aufmerksamkeit der Eltern wollte, die er hatte. Im Abschlussjahr waren wir dann in einer eine Klasse, wechselten in dieser Zeit aber kaum ein Wort miteinander. Gemeinsam machten wir in dem Jahr unseren Abschluss, nur war er gerade 13 und ich schon 18. Danach trennten sich unsere Wege für ein paar Jahre, denn er ging mit Mum nach Princeton zum Studieren. Später kehrte er zurück, promovierte an der CalSci und begann auch dort zu unterrichten, während er gleichzeitig forschte und für die NSA sowie das FBI als Berater tätig war.â
Er wusste genau, wo er weitererzählen musste, denn nun kam der Teil, der Maggie wahrscheinlich am meisten interessierte. âAn der CalSci, wo Du auch studierst, hat er dann auch Deine Mutter kennen gelernt, sie war seine Doktorandin. Nachdem sie endlich alle Steine aus dem Weg geräumt hatten, sie also promoviert hatte, machte er ihr einen Antrag. Keine vier Wochen später heirateten sie und wir feierten das Fest des Jahres hinten im Garten." Er dachte daran, wie viel Spaà sie an diesem Tag alle gehabt hatten.
"Unsere Differenzen hatten Charlie und ich zu dem Zeitpunkt geklärt und wir waren wieder die Brüder, die wir vor der Hochbegabung waren. Für mich war er unersetzlich geworden, als Bruder sowieso, aber auch als mathematischer Berater. Oft habe ich damals auf seine Hilfe zurückgegriffen, wenn Fälle aussichtslos erschienen oder ich einfach mal eine geniale Sichtweise benötigte. Du kannst Dir nicht vorstellen, was Mathematik alles kann. Sofort nach der Hochzeit arbeiteten die beiden an Nachwuchs, was aber nicht recht klappen wollte. Als sich dann aber eines Tages der Streifen pink färbte, warst Du unterwegs und alle, wirklich alle waren glücklich, besonders Deine Eltern, aber auch mich und Deinen GroÃvater. Du warst sein erstes und bist sein einziges Enkelkind geblieben, wodurch Du ihn zum glücklichsten Opa der Welt gemacht hast, denn die Hoffnung eine Fortsetzung seiner Familie hatte er damals schon längst aufgegeben.â Die Aussage bestätigte er noch einmal mit einem wissenden Nicken, denn er erinnerte sich noch gut an die Zeit, als sein Vater ihn und seinen Bruder drängelten, endlich eine Frau zu finden, um mit ihr kleine, süÃe Enkelkinder zu zeugen.
âIch glaube, Amita war im achten Monat schwanger, zumindest war ihr Bauch schon so groà wie ein Kürbis, als ich den Fall zugewiesen bekam. Wieder mal war Charlie enthusiastisch bei der Sache und wollte mir unbedingt helfen. Was danach passierte, habe ich Dir ja schon erzählt. Trotzdem muss ich Dir noch eines sagen: Deine Eltern waren beide stolz auf Dich und Charlie ist es noch immer. Er liebt Dich ebenso sehr, wie er Deine Mutter geliebt hat.â Nachdem er das gesagt hatte, musste Don wegschauen und sich sammeln. Seine Erzählung hatte zu viele Erinnerungen in ihm wachgerufen, die zwar schön waren, ihn aber auch an die Hässlichkeit der Situation erinnerten. Trotzdem schaute er sie nun an.
Derweil kämpften in Maggie zwei Gefühle. Zusehends erkannte sie sich selbst in dem Mann, der ihr soeben beschrieben worden war, gleichzeitig sah sie jedoch in die Augen ihres Ziehvaters, dem sie sich im Moment nahe fühlte, sehr viel Liebe. Aus diesem Grund rückte sie noch näher an ihn heran und umarmte ihn. âDankeâ, flüsterte sie dabei.
Obwohl er es nicht wahrhaben wollte, wusste er, dass dieser Moment nicht von Dauer war und sie ihre Entscheidung schon getroffen hatte. 21 Jahre hatte er sie verstanden und geliebt, so auch in diesem Moment, trotzdem würde jetzt alles auseinander brechen.
Langsam löste sie sich. âIch werde ...â, begann sie.
Er brachte sie zum Schweigen, indem er seinen Zeigefinger auf ihre Lippen legte. âIch weiÃâ, entgegnete er und drückte ein letztes Mal an die Brust. âDabei werde ich Dir helfen, so gut es geht.â
Verwirrt schaute sie ihn an und begann von vorne: âIch werde jetzt mit Dir frühstücken und dann meine anderen Geschenke öffnen, denn dies ist mein Leben und Du bist mein Dad - zumindest der gefühlte. Die Biologie kann ich nicht ändern, aber ich werde ihr auch nicht hinterherhetzen.â
~Ende~
Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!