02.06.2008, 23:02
Titel: Wenn Engel schweigen
Rating: R-16
Genre: Drama/Tragedy
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir, nur die Idee
Wenn Engel schweigen
âUnd du bist dir wirklich sicher, dass du das schaffst, Katja?â, Basti sah seiner Kollegin besorgt in die Augen. Katja seufzte leise. âSebastian⦠Ich sagâs dir jetzt noch ein letztes Mal. Ich bin schwanger und nicht krank! Und wie du siehst, geht es mir bestens.â
âNatürlich, aber du weiÃt doch, was der Arzt gesagt hat. Du sollst kürzer treten â auch wenn es dir gut geht. Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen!â
Katja musste lachen. âWeiÃt du eigentlich, dass du dich anhörst wie Fred? Wenn es nach dem ginge, säÃe ich den ganzen Tag zu Hause und würde wahllos Essen in mich reinstopfen.â
âDann sag Freddy mal-⦠AUA!â, mit verzogenem Gesicht rieb er sich sein schmerzendes Schienbein. âWas sollte das denn?!â
Katja funkelte ihn wütend an. âErstens: Er heiÃt Fred. Und zweitens: Ich bin erst im fünften Monat, Sebastian, bis du mich los bist, dauert es noch ein Weilchen.â
âSo hab ich das doch nicht gemeint⦠Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich und die Mini-Katja hierâ¦â, vorsichtig legte Basti eine Hand auf Katjas Bauch. Diese lächelte. âWeià ich dochâ¦â, entgegnete sie. âAber mir gehtâs gut. Wirklich. Und jetzt lass uns fahren, die Mandantin wartet sicher.â
Basti nickte und die beiden machten sich auf den Weg zum Auto. âSchwanger bist du echt noch schlimmer als sonstâ¦â, grummelte er. Katja puffte ihn in die Seite. âDas hab ich gehörtâ¦â
Basti lachte. âUmso besser.â, erwiderte er und startete den Motor.
âKatja⦠Hey⦠Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar ausâ¦â, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. âMir gehtâs gutâ¦â, flüsterte sie. âIch hab nur Bauchschmerzenâ¦â
Basti riss erschrocken die Augen auf. âWAS?!â, rief er. âIst das denn normal?!â
Katja nickte. âMach dir keine Sorgen, Basti⦠Ich war gestern beim Arzt und der hat mir gesagt, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt, es ist alles in Ordnung.â, sie lächelte kaum merklich. Basti seufzte leise. âWenn er das sagtâ¦â, murmelte er. âAber willst du nicht doch lieber nach Hause fahren und dich ausruhen?â
Kopfschütteln. âIch beià schon die Zähne zusammen.â, entgegnete Katja. âWir müssen doch den Fall abschlieÃen⦠Du weiÃt, wie wichtig dieser Auftrag für Ingo ist.â
Basti seufzte leise. âMag ja sein, SüÃe, aber deine Gesundheit geht nun mal vor, vor allem in deinem Zustand.â
Katja rollte mit den Augen. âDas übergehe ich jetzt einfachâ¦â, zischte sie. âAber gut⦠Ich werde Ingo heute bitten, mir ab morgen ein paar Trage Urlaub zu geben. Vielleicht tut mir ein bisschen Ruhe wirklich gut.â
Basti lächelte. âSchön⦠Dann nehm ich dich mit. Unter einer Bedingung.â
Ein nicht zu definierendes Geräusch war aus Katjas Richtung zu vernehmen. âDie wäre?â, fragte sie. Basti begann zu strahlen. âIch werd Taufpate.â
Katja musste lachen. âDas lässt sich einrichtenâ¦â, sie hauchte Basti einen Kuss auf die Wange und war im nächsten Augenblick verschwunden.
âDu sagst wirklich, wennâs nicht mehr geht, oder Katja?â, Basti sah Katja eindringlich in die Augen. Diese seufzte leise. âEs geht mir doch schon viel besser, Bastiâ¦â
âTrotzdem.â, entgegnete er. âAchtung, die Zielperson kommt!â, er wandte seinen Blick sofort wieder nach vorne. âScheiÃe, der haut ja ab!â
Ohne nachzudenken sprang Katja auf und lief dem Mann hinterher, dicht gefolgt von Basti. Völlig auÃer Atem kam sie schlieÃlich fünf Minuten später wieder bei ihm an. âTut mir Leidâ¦â, keuchte sie. âEr ist mir entwischtâ¦â
Basti seufzte. âSüÃe, du sollst doch nicht⦠Katja? Kleine⦠Oh mein Gottâ¦â
Katja war in sich zusammengesunken, hatte ihre Arme fest um den Bauch geschlungen. Ihr Atem ging schnell und unregelmäÃig, sie war innerhalb von Sekunden unfassbar blass geworden. Sanft tätschelte er ihre Wange. âBleib bei mir, SüÃeâ¦â, flüsterte er kaum hörbar. âKomm, Kleine, mach jetzt nicht schlapp!â
Doch Katja konnte ihn nicht hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.
âFrau Hansen? Frau Hansen, können Sie mich hören?â Katja öffnete mühsam die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht eines älteren Herrn. âJa?â, fragte sie kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Der Mann lächelte. âSchön, dass Sie wach sindâ¦â
âWo⦠wo bin ich?â, Katja wollte sich ein kleines bisschen aufrichten, doch sie war zu schwach. Das Lächeln des Arztes gefror. âSie sind im Krankenhausâ¦â, entgegnete er. Katja riss erschrocken die Augen auf. Fast panisch tastete sie nach ihrem Bauch. âDas Babyâ¦â, presste sie mit aller Kraft hervor. Der Arzt seufzte leise. âIch habe eine schlechte Nachricht für Sie, Frau Hansenâ¦â, murmelte er. âDas Kind hat Ihren Zusammenbruch zwar überlebt, jedoch wird es bleibende Schäden davontragen.â
âInwiefern?â, fragte Katja leise. Der Arzt sah ihr tief in die Augen. âDas genaue Ausmaà kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedoch wird Ihre Tochter mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommen.â
Katjas Körper begann zu zittern. âWie bitte?â, ihre Stimme sollte stark klingen, doch sie war fast unhörbar leise. Dr. Steinberg nickte. âEs tut mir sehr Leid⦠Ich werde in ein paar Stunden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.â, er wandte sich um und war im nächsten Moment aus Katjas Zimmer verschwunden.
âNa SüÃe?â, vorsichtig setzte sich Basti auf Katjas Bettkante. â Wie gehtâs dir denn? Du hast uns allen ja einen gehörigen Schrecken eingejagtâ¦â
Katja blickte starr geradeaus. âWie sollâs mir schon gehenâ¦â, zischte sie. âFred hat sich von mir getrennt, ich bin Schuld, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt⦠Wunderbar gehtâs mir Sebastian⦠Wirklich.â
Behutsam legte Basti eine Hand auf Katjas Schulter. âEs tut mir so Leid, meine Kleineâ¦â, flüsterte er. âEs tut mir so unglaublich leidâ¦â
âUm Himmels Willen⦠Katja! SüÃe! Hey⦠Nicht ohnmächtig werden⦠Bleib bei mir!â, vorsichtig nahm Basti Katjas Kopf in seine Hände. Sie lag mit blutüberströmten Handgelenken auf dem Boden und umklammerte mit drei Fingern fest eine riesige Glasscherbe. Im Bad war der Spiegel in tausend Stücke gebrochen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und legte sie zurück auf ihr Bett. Er lief aus dem Zimmer, kam wenig später mit zwei Ãrzten zurück. âSie⦠sie hat versucht sich umzubringenâ¦â, stotterte er, unfähig Luft zu holen. âIch konnte nichts tun⦠Ich war doch nur kurz weg und als ich zurückkamâ¦.â
Einer der Ãrzte wandte sich zu Basti um. âHerr Thiele, beruhigen Sie sich bitte⦠Sie können im Moment nichts für Frau Hansen tun!â
âAber sie⦠sie kommt doch durch?â, fragte Basti aufgebracht. âSie schafft es doch?! Und das Baby auch?â
Der Arzt seufzte. âIch weià es nicht.â, entgegnete er. âEs tut mir Leid⦠Könnten Sie uns jetzt bitte unsere Arbeit machen lassen? Wir haben keine Zeit zu verlieren.â
âWie geht es ihr?!â, Basti sprang auf und kam dem Arzt entgegengelaufen, der gerade Katjas Zimmer verlieÃ. Er wandte sich um. âEs geht ihr den Umständen entsprechend gut.â, entgegnete er. âSie ist noch nicht auÃer Lebensgefahr, aber ich bin zuversichtlich, dass sie und das Baby es schaffen.â
Basti atmete erleichtert auf. âGott sei Dankâ¦â, flüsterte er. Der Arzt seufzte. âHerr Thiele, da gibt es noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen mussâ¦â
Basti musste schlucken. âJa?â, fragte er. âWorum geht es?â
âSoweit ich mitbekommen habe, sind Sie im Moment der Einzige, der sich um Frau Hansen sorgt⦠Also müssen Sie entscheiden, was mit ihr geschieht.â
Basti sah dem Arzt tief in die Augen. âWie⦠wie meinen Sie das?â, die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
âIch will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Thiele.â, erwiderte der Arzt. âFrau Hansens psychischer Zustand ist sehr labil, ich halte es für äuÃerst angebracht, sie vorerst in die Psychiatrie einzuweisen.â
Basti riss erschrocken die Augen auf. âUnd das⦠das soll ich entscheiden?!â, rief er. Der Arzt nickte. Basti sah zu Boden. âDas kann ich nichtâ¦â, flüsterte er. âEs tut mir Leid, Dr. Steinberg⦠Aber ich werde nicht über das Leben meiner besten Freundin entscheidenâ¦â, er wandte seinen Blick ab und war im nächsten Moment verschwunden.
âHey, meine SüÃeâ¦â, zärtlich strich Basti Katja eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn müde, mit leeren Augen an. âHeyâ¦â, murmelte sie. Basti nahm vorsichtig ihre Hand. âKatja, du⦠du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, hörst du? Ich hab so groÃe Angst um dich gehabtâ¦â
Katja nickte kaum merklich. âVersprochenâ¦â, flüsterte sie. âDas Babyâ¦â
Basti legte sanft einen Finger auf ihren Mund. âStreng dich nicht so an, SüÃe⦠Dem Baby fehlt nichtsâ¦â, er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. âJetzt wird alles gut⦠Versprochenâ¦â
âWarum fahren wir nicht nach Hause, Sebastian? Was is los? Wo bringst du mich hin?â, nervös trommelte Katja mit den Fingern an die Fensterscheibe. Basti seufzte leise. âWir⦠wir fahren in eine Klinik, SüÃeâ¦â, entgegnete er, nicht fähig ihr in die Augen zu sehen.
âDort wird man dir helfenâ¦â
Katja riss erschrocken die Augen auf. âIch⦠ich soll in die Psychiatrie?!â, schrie sie. âNein! Nein, Sebastian, ich geh da nicht hin! Ich bin nicht krank!â
Basti biss sich auf die Unterlippe. âEs geht nicht anders, Katjaâ¦â, flüsterte er. âUnd es⦠es ist doch nur zu deinem Bestenâ¦â
âZu meinem Besten?!â, kreischte sie. âBasti, du⦠du weiÃt nicht, was dort vor sich geht! Bring mich nach Hause, und zwar sofort!â
Basti atmete tief durch. âEs tut mir leid, SüÃeâ¦â, er wandte sich zu ihr um. In Katjas Augen hatten sich Tränen gebildet, ihr Blick war hasserfüllt. So hatte er sie noch niemals zuvor gesehen. âSpar dir dein âTut mir Leid, SüÃeâ! Ich⦠ich kann es einfach nicht glauben⦠Dass mein bester Freund mich so im Stich lässt⦠Gerade jetztâ¦â, sie blickte starr aus dem Fenster. Basti musste schlucken. âKatja, Kleine, jetzt⦠jetzt sag doch wasâ¦.â
âIch hab dir nichts mehr zu sagenâ¦â, zischte Katja. Basti seufzte leise. âSüÃe, bitte... Es⦠es liegt nicht in meiner Macht, zu entscheiden, was mit dir geschieht⦠Dr. Steinberg hat es beschlossen und ich muss dich dorthin bringenâ¦â
âLügner!â, schrie Katja. âDu bist die längste Zeit mein bester Freund gewesen⦠Ich hasse dich, Sebastian! Ich verabscheue dich! Wag es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!â
Basti wandte seinen Blick ab. âKatjaâ¦â
âHalt den Mund!â, fuhr sie ihn an. âFür mich bist du gestorben!
âHier, Frau Hansen, nehmen Sie das, das wird Ihnen gut tun.â, eine Ãrztin reichte Katja eine Hand voll Tabletten. Diese schüttelte den Kopf. âIch⦠ich bin doch schwangerâ¦â, entgegnete sie. âIch kann nichtâ¦â
Die Ãrztin lächelte. âIhrem Baby geschieht nichts⦠Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind hier in besten Händen.â
âKatja? Kleine, heyâ¦â, langsam betrat Basti Katjas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, starrte ihn mit weit aufgerissenen, ausdruckslosen Augen an. Auf ihrem Nachttisch lag ein Messbecher voller winziger Tabletten. Wie lange sie schon gezwungen wurde, Medikamente zu schlucken, so dass sie nun nicht einmal mehr fähig war, sie selbstständig einzunehmen? Es tat ihm so unglaublich weh, sie so zu sehen⦠Vorsichtig löste er die strammgezogenen Fesseln von ihren Handgelenken, doch Katja regte sich nicht. Konnte sie überhaupt etwas wahrnehmen? Zärtlich streichelte Basti über ihre Stirn. Sie war glühend heiÃ. Katja hatte Fieber. âIch hol dich hier raus, meine Kleineâ¦â, flüsterte er. âDann wird alles gut⦠Das verspreche ich dir.â
âBasti, ich⦠ich schaff das nicht!â, schluchzend klammerte sich Katja an Bastis T-Shirt fest. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zu akzeptieren, dass es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Er war der einzige gewesen, der sie selbst an den schlimmsten Tagen besucht hatte. Alle anderen hatten sie lägnst aufgegeben. Sie war verstoÃen worden. âIch sterbeâ¦â, flüsterte sie unter Tränen. âIch⦠ich kann das Baby nicht bekommen⦠Nicht jetzt! Ich sterbe, Sebastian!â
Basti strich ihr behutsam durch die Haare. âDu schaffst das, SüÃeâ¦â, entgegnete er lächelnd. âDu bist doch stark⦠Und wenn die Kleine auf der Welt ist, dann kommst du zu mir⦠Du musst nie wieder dorthin zurück, meine Kleine⦠Nie wiederâ¦â
âHerzlichen Glückwunsch, Frau Hansenâ¦â, vorsichtig legte eine Schwester Katja ihr Baby in die Arme. âSie haben soeben eine gesunde, kleine Tochter geboren.â
Katja lächelte erschöpft. âGesund?â, fragte sie kaum hörbar. Die Schwester nickte. âKerngesund.â, entgegnete sie. Müde blickte Katja zu Basti, der sie überglücklich anstrahlte. âDu hast es geschafft, meine SüÃeâ¦â, flüsterte er. âIch bin so unglaublich stolz auf dichâ¦.â
Unter Tränen schloss Katja die Augen. âKümmer dich um sie, Bastiâ¦â, murmelte sie. Basti runzelte die Stirn. âWas sagst du da, Katja?â, er konnte kaum die Besorgnis in seiner Stimme unterdrücken.
âSag meiner kleinen Emilia es tut mir Leidâ¦â, flüsterte sie. âSei ihr ein guter Vater⦠Sie soll jemanden haben, der sie liebtâ¦â
âKatja!â, Basti tätschelte sanft ihre Wange. âKatja, Kleine, wach auf!â, hektisch suchte er nach ihrem Puls. âBitte, SüÃe, tu mir das nicht an!â, flehte er und versuchte weiterhin verzweifelt, sie wach zu bekommen. Doch es hatte keinen Zweck. Katja war gestorben.
Rating: R-16
Genre: Drama/Tragedy
Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir, nur die Idee
Wenn Engel schweigen
âNatürlich, aber du weiÃt doch, was der Arzt gesagt hat. Du sollst kürzer treten â auch wenn es dir gut geht. Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen!â
Katja musste lachen. âWeiÃt du eigentlich, dass du dich anhörst wie Fred? Wenn es nach dem ginge, säÃe ich den ganzen Tag zu Hause und würde wahllos Essen in mich reinstopfen.â
âDann sag Freddy mal-⦠AUA!â, mit verzogenem Gesicht rieb er sich sein schmerzendes Schienbein. âWas sollte das denn?!â
Katja funkelte ihn wütend an. âErstens: Er heiÃt Fred. Und zweitens: Ich bin erst im fünften Monat, Sebastian, bis du mich los bist, dauert es noch ein Weilchen.â
âSo hab ich das doch nicht gemeint⦠Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich und die Mini-Katja hierâ¦â, vorsichtig legte Basti eine Hand auf Katjas Bauch. Diese lächelte. âWeià ich dochâ¦â, entgegnete sie. âAber mir gehtâs gut. Wirklich. Und jetzt lass uns fahren, die Mandantin wartet sicher.â
Basti nickte und die beiden machten sich auf den Weg zum Auto. âSchwanger bist du echt noch schlimmer als sonstâ¦â, grummelte er. Katja puffte ihn in die Seite. âDas hab ich gehörtâ¦â
Basti lachte. âUmso besser.â, erwiderte er und startete den Motor.
âKatja⦠Hey⦠Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar ausâ¦â, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. âMir gehtâs gutâ¦â, flüsterte sie. âIch hab nur Bauchschmerzenâ¦â
Basti riss erschrocken die Augen auf. âWAS?!â, rief er. âIst das denn normal?!â
Katja nickte. âMach dir keine Sorgen, Basti⦠Ich war gestern beim Arzt und der hat mir gesagt, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt, es ist alles in Ordnung.â, sie lächelte kaum merklich. Basti seufzte leise. âWenn er das sagtâ¦â, murmelte er. âAber willst du nicht doch lieber nach Hause fahren und dich ausruhen?â
Kopfschütteln. âIch beià schon die Zähne zusammen.â, entgegnete Katja. âWir müssen doch den Fall abschlieÃen⦠Du weiÃt, wie wichtig dieser Auftrag für Ingo ist.â
Basti seufzte leise. âMag ja sein, SüÃe, aber deine Gesundheit geht nun mal vor, vor allem in deinem Zustand.â
Katja rollte mit den Augen. âDas übergehe ich jetzt einfachâ¦â, zischte sie. âAber gut⦠Ich werde Ingo heute bitten, mir ab morgen ein paar Trage Urlaub zu geben. Vielleicht tut mir ein bisschen Ruhe wirklich gut.â
Basti lächelte. âSchön⦠Dann nehm ich dich mit. Unter einer Bedingung.â
Ein nicht zu definierendes Geräusch war aus Katjas Richtung zu vernehmen. âDie wäre?â, fragte sie. Basti begann zu strahlen. âIch werd Taufpate.â
Katja musste lachen. âDas lässt sich einrichtenâ¦â, sie hauchte Basti einen Kuss auf die Wange und war im nächsten Augenblick verschwunden.
âDu sagst wirklich, wennâs nicht mehr geht, oder Katja?â, Basti sah Katja eindringlich in die Augen. Diese seufzte leise. âEs geht mir doch schon viel besser, Bastiâ¦â
âTrotzdem.â, entgegnete er. âAchtung, die Zielperson kommt!â, er wandte seinen Blick sofort wieder nach vorne. âScheiÃe, der haut ja ab!â
Ohne nachzudenken sprang Katja auf und lief dem Mann hinterher, dicht gefolgt von Basti. Völlig auÃer Atem kam sie schlieÃlich fünf Minuten später wieder bei ihm an. âTut mir Leidâ¦â, keuchte sie. âEr ist mir entwischtâ¦â
Basti seufzte. âSüÃe, du sollst doch nicht⦠Katja? Kleine⦠Oh mein Gottâ¦â
Katja war in sich zusammengesunken, hatte ihre Arme fest um den Bauch geschlungen. Ihr Atem ging schnell und unregelmäÃig, sie war innerhalb von Sekunden unfassbar blass geworden. Sanft tätschelte er ihre Wange. âBleib bei mir, SüÃeâ¦â, flüsterte er kaum hörbar. âKomm, Kleine, mach jetzt nicht schlapp!â
Doch Katja konnte ihn nicht hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.
âFrau Hansen? Frau Hansen, können Sie mich hören?â Katja öffnete mühsam die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht eines älteren Herrn. âJa?â, fragte sie kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Der Mann lächelte. âSchön, dass Sie wach sindâ¦â
âWo⦠wo bin ich?â, Katja wollte sich ein kleines bisschen aufrichten, doch sie war zu schwach. Das Lächeln des Arztes gefror. âSie sind im Krankenhausâ¦â, entgegnete er. Katja riss erschrocken die Augen auf. Fast panisch tastete sie nach ihrem Bauch. âDas Babyâ¦â, presste sie mit aller Kraft hervor. Der Arzt seufzte leise. âIch habe eine schlechte Nachricht für Sie, Frau Hansenâ¦â, murmelte er. âDas Kind hat Ihren Zusammenbruch zwar überlebt, jedoch wird es bleibende Schäden davontragen.â
âInwiefern?â, fragte Katja leise. Der Arzt sah ihr tief in die Augen. âDas genaue Ausmaà kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedoch wird Ihre Tochter mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommen.â
Katjas Körper begann zu zittern. âWie bitte?â, ihre Stimme sollte stark klingen, doch sie war fast unhörbar leise. Dr. Steinberg nickte. âEs tut mir sehr Leid⦠Ich werde in ein paar Stunden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.â, er wandte sich um und war im nächsten Moment aus Katjas Zimmer verschwunden.
âNa SüÃe?â, vorsichtig setzte sich Basti auf Katjas Bettkante. â Wie gehtâs dir denn? Du hast uns allen ja einen gehörigen Schrecken eingejagtâ¦â
Katja blickte starr geradeaus. âWie sollâs mir schon gehenâ¦â, zischte sie. âFred hat sich von mir getrennt, ich bin Schuld, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt⦠Wunderbar gehtâs mir Sebastian⦠Wirklich.â
Behutsam legte Basti eine Hand auf Katjas Schulter. âEs tut mir so Leid, meine Kleineâ¦â, flüsterte er. âEs tut mir so unglaublich leidâ¦â
âUm Himmels Willen⦠Katja! SüÃe! Hey⦠Nicht ohnmächtig werden⦠Bleib bei mir!â, vorsichtig nahm Basti Katjas Kopf in seine Hände. Sie lag mit blutüberströmten Handgelenken auf dem Boden und umklammerte mit drei Fingern fest eine riesige Glasscherbe. Im Bad war der Spiegel in tausend Stücke gebrochen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und legte sie zurück auf ihr Bett. Er lief aus dem Zimmer, kam wenig später mit zwei Ãrzten zurück. âSie⦠sie hat versucht sich umzubringenâ¦â, stotterte er, unfähig Luft zu holen. âIch konnte nichts tun⦠Ich war doch nur kurz weg und als ich zurückkamâ¦.â
Einer der Ãrzte wandte sich zu Basti um. âHerr Thiele, beruhigen Sie sich bitte⦠Sie können im Moment nichts für Frau Hansen tun!â
âAber sie⦠sie kommt doch durch?â, fragte Basti aufgebracht. âSie schafft es doch?! Und das Baby auch?â
Der Arzt seufzte. âIch weià es nicht.â, entgegnete er. âEs tut mir Leid⦠Könnten Sie uns jetzt bitte unsere Arbeit machen lassen? Wir haben keine Zeit zu verlieren.â
âWie geht es ihr?!â, Basti sprang auf und kam dem Arzt entgegengelaufen, der gerade Katjas Zimmer verlieÃ. Er wandte sich um. âEs geht ihr den Umständen entsprechend gut.â, entgegnete er. âSie ist noch nicht auÃer Lebensgefahr, aber ich bin zuversichtlich, dass sie und das Baby es schaffen.â
Basti atmete erleichtert auf. âGott sei Dankâ¦â, flüsterte er. Der Arzt seufzte. âHerr Thiele, da gibt es noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen mussâ¦â
Basti musste schlucken. âJa?â, fragte er. âWorum geht es?â
âSoweit ich mitbekommen habe, sind Sie im Moment der Einzige, der sich um Frau Hansen sorgt⦠Also müssen Sie entscheiden, was mit ihr geschieht.â
Basti sah dem Arzt tief in die Augen. âWie⦠wie meinen Sie das?â, die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
âIch will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Thiele.â, erwiderte der Arzt. âFrau Hansens psychischer Zustand ist sehr labil, ich halte es für äuÃerst angebracht, sie vorerst in die Psychiatrie einzuweisen.â
Basti riss erschrocken die Augen auf. âUnd das⦠das soll ich entscheiden?!â, rief er. Der Arzt nickte. Basti sah zu Boden. âDas kann ich nichtâ¦â, flüsterte er. âEs tut mir Leid, Dr. Steinberg⦠Aber ich werde nicht über das Leben meiner besten Freundin entscheidenâ¦â, er wandte seinen Blick ab und war im nächsten Moment verschwunden.
âHey, meine SüÃeâ¦â, zärtlich strich Basti Katja eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn müde, mit leeren Augen an. âHeyâ¦â, murmelte sie. Basti nahm vorsichtig ihre Hand. âKatja, du⦠du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, hörst du? Ich hab so groÃe Angst um dich gehabtâ¦â
Katja nickte kaum merklich. âVersprochenâ¦â, flüsterte sie. âDas Babyâ¦â
Basti legte sanft einen Finger auf ihren Mund. âStreng dich nicht so an, SüÃe⦠Dem Baby fehlt nichtsâ¦â, er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. âJetzt wird alles gut⦠Versprochenâ¦â
âWarum fahren wir nicht nach Hause, Sebastian? Was is los? Wo bringst du mich hin?â, nervös trommelte Katja mit den Fingern an die Fensterscheibe. Basti seufzte leise. âWir⦠wir fahren in eine Klinik, SüÃeâ¦â, entgegnete er, nicht fähig ihr in die Augen zu sehen.
âDort wird man dir helfenâ¦â
Katja riss erschrocken die Augen auf. âIch⦠ich soll in die Psychiatrie?!â, schrie sie. âNein! Nein, Sebastian, ich geh da nicht hin! Ich bin nicht krank!â
Basti biss sich auf die Unterlippe. âEs geht nicht anders, Katjaâ¦â, flüsterte er. âUnd es⦠es ist doch nur zu deinem Bestenâ¦â
âZu meinem Besten?!â, kreischte sie. âBasti, du⦠du weiÃt nicht, was dort vor sich geht! Bring mich nach Hause, und zwar sofort!â
Basti atmete tief durch. âEs tut mir leid, SüÃeâ¦â, er wandte sich zu ihr um. In Katjas Augen hatten sich Tränen gebildet, ihr Blick war hasserfüllt. So hatte er sie noch niemals zuvor gesehen. âSpar dir dein âTut mir Leid, SüÃeâ! Ich⦠ich kann es einfach nicht glauben⦠Dass mein bester Freund mich so im Stich lässt⦠Gerade jetztâ¦â, sie blickte starr aus dem Fenster. Basti musste schlucken. âKatja, Kleine, jetzt⦠jetzt sag doch wasâ¦.â
âIch hab dir nichts mehr zu sagenâ¦â, zischte Katja. Basti seufzte leise. âSüÃe, bitte... Es⦠es liegt nicht in meiner Macht, zu entscheiden, was mit dir geschieht⦠Dr. Steinberg hat es beschlossen und ich muss dich dorthin bringenâ¦â
âLügner!â, schrie Katja. âDu bist die längste Zeit mein bester Freund gewesen⦠Ich hasse dich, Sebastian! Ich verabscheue dich! Wag es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!â
Basti wandte seinen Blick ab. âKatjaâ¦â
âHalt den Mund!â, fuhr sie ihn an. âFür mich bist du gestorben!
âHier, Frau Hansen, nehmen Sie das, das wird Ihnen gut tun.â, eine Ãrztin reichte Katja eine Hand voll Tabletten. Diese schüttelte den Kopf. âIch⦠ich bin doch schwangerâ¦â, entgegnete sie. âIch kann nichtâ¦â
Die Ãrztin lächelte. âIhrem Baby geschieht nichts⦠Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind hier in besten Händen.â
âKatja? Kleine, heyâ¦â, langsam betrat Basti Katjas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, starrte ihn mit weit aufgerissenen, ausdruckslosen Augen an. Auf ihrem Nachttisch lag ein Messbecher voller winziger Tabletten. Wie lange sie schon gezwungen wurde, Medikamente zu schlucken, so dass sie nun nicht einmal mehr fähig war, sie selbstständig einzunehmen? Es tat ihm so unglaublich weh, sie so zu sehen⦠Vorsichtig löste er die strammgezogenen Fesseln von ihren Handgelenken, doch Katja regte sich nicht. Konnte sie überhaupt etwas wahrnehmen? Zärtlich streichelte Basti über ihre Stirn. Sie war glühend heiÃ. Katja hatte Fieber. âIch hol dich hier raus, meine Kleineâ¦â, flüsterte er. âDann wird alles gut⦠Das verspreche ich dir.â
âBasti, ich⦠ich schaff das nicht!â, schluchzend klammerte sich Katja an Bastis T-Shirt fest. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zu akzeptieren, dass es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Er war der einzige gewesen, der sie selbst an den schlimmsten Tagen besucht hatte. Alle anderen hatten sie lägnst aufgegeben. Sie war verstoÃen worden. âIch sterbeâ¦â, flüsterte sie unter Tränen. âIch⦠ich kann das Baby nicht bekommen⦠Nicht jetzt! Ich sterbe, Sebastian!â
Basti strich ihr behutsam durch die Haare. âDu schaffst das, SüÃeâ¦â, entgegnete er lächelnd. âDu bist doch stark⦠Und wenn die Kleine auf der Welt ist, dann kommst du zu mir⦠Du musst nie wieder dorthin zurück, meine Kleine⦠Nie wiederâ¦â
âHerzlichen Glückwunsch, Frau Hansenâ¦â, vorsichtig legte eine Schwester Katja ihr Baby in die Arme. âSie haben soeben eine gesunde, kleine Tochter geboren.â
Katja lächelte erschöpft. âGesund?â, fragte sie kaum hörbar. Die Schwester nickte. âKerngesund.â, entgegnete sie. Müde blickte Katja zu Basti, der sie überglücklich anstrahlte. âDu hast es geschafft, meine SüÃeâ¦â, flüsterte er. âIch bin so unglaublich stolz auf dichâ¦.â
Unter Tränen schloss Katja die Augen. âKümmer dich um sie, Bastiâ¦â, murmelte sie. Basti runzelte die Stirn. âWas sagst du da, Katja?â, er konnte kaum die Besorgnis in seiner Stimme unterdrücken.
âSag meiner kleinen Emilia es tut mir Leidâ¦â, flüsterte sie. âSei ihr ein guter Vater⦠Sie soll jemanden haben, der sie liebtâ¦â
âKatja!â, Basti tätschelte sanft ihre Wange. âKatja, Kleine, wach auf!â, hektisch suchte er nach ihrem Puls. âBitte, SüÃe, tu mir das nicht an!â, flehte er und versuchte weiterhin verzweifelt, sie wach zu bekommen. Doch es hatte keinen Zweck. Katja war gestorben.
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