17.06.2008, 21:50
Titel: Für immer
Autor: meinereine
Genre: Drama
Pairing: -
Raiting: 14+
Disclaimer: mir gehört keine der figuren. ich hab mir nur die namen ausgeborgt. die credits für den song nur zu besuch gehen an die toten hosen
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: lasst euch von dem fandom (demselben wie bei XxPruexX) nicht abschrecken, es hat, abgesehen vom namen, nix damit zu tun.
Für immer
Langsam setzte er einen Fuà vor den Anderen. Schritt für Schritt. Stück vor Stück kam er vorwärts. Vorwärts. Wollte er das überhaupt? Wollte er, dass es vorwärts, dass es weiter ging? Er wusste es nicht. Er wusste so vieles nicht mehr.
Auch wenn es nicht unbedingt auf dem ersten Blick erkennbar war, hatte sich sein Leben in den letzten Wochen vollkommen gewandelt. Und obwohl er sich nichts lieber, nichts sehnlicher wünschte, als dies ändern, rückgängig machen zu können, es ging nicht. Er konnte nichts tun. Nichts auÃer zu versuchen zu lernen damit umzugehen. Es würde lange dauern, schwer werden. Dem war er sich vollauf bewusst. Und doch musste er es probieren. Wegen den Anderen, für sich selbst. Aber vor allem wegen ihr.
Seufzend setzte er den nächsten Schritt. Es war ein schmaler, heller freundlicher Weg, den er entlang lief. Kaum zwei Meter breit. Auf dem erdigen, mit kleinen Kieselsteinen bedeckten Boden lagen schon ein paar herabgefallene Blätter in den unterschiedlichsten Farbnuancen, die den sich nähernden Herbst ankündigten. Gelbe und rötliche, aber auch braune.
Sie raschelten unter seinen FüÃen, doch er registrierte es nicht. Die Geräusche schienen, seit dem er aus dem Auto gestiegen war, so weit weg zu sein, verstummt. Verschluckt von den Bäumen. Alles war so, ja... friedlich.
Für einen winzigen Augenblick zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ab, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden. Verschwinden. Genau das, was er jetzt am liebsten auch tun würde. Verschwinden und sich für eine Weile irgendwo verkriechen. Nur er. Alleine.
Aber es ging nicht. SchlieÃlich konnte er nicht einfach mal für ein paar Tage, Wochen oder auch Monate untertauchen und die Arbeit liegen lassen beziehungsweise auf die Anderen abschieben. Es wäre nicht fair. Wobei, was war denn schon noch fair? Nüchtern betrachtet war es ein Wort mit vier Buchstaben. Vier lumpige Buchstaben, nicht mehr. Zumindest kam es ihm im Moment nicht mehr vor. Wenn es wirklich Fairness, Gerechtigkeit gäbe, hätte er nicht soviele Gründe nachzudenken. Dann würde er nicht das tun, was er gerade im Begriff war zu tun. Dann wäre vieles anders.
Zum Glück gab es seine Kollegen, die ihn verstanden, ihn unterstützten, so gut halfen, wie es in der Situation eben möglich war. Ohne sie, hätte er sich vermutlich längst selbst aufgegeben, das Handtuch geworfen. Einmal wäre es fast sogar dazu gekommen. Doch daran wollte er nicht denken. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht in der Zukunft.
Sein Blick rutschte ein Stück tiefer, fiel auf seine linke Hand in der er einen Strauà mit roten und weiÃen Nelken hielt. Die Verkäuferin in dem Geschäft hatte ihn etwas seltsam angesehen, als er sie ausgesucht und bezahlt hatte, aber nichts weiter gesagt.
Vielleicht hatten die Farben oder die Sorte eine Bedeutung, von der er nichts ahnte, aber wenn er ehrlich war, interessierte ihn das im Moment nicht sonderlich. Der Strauà war ihm gleich ins Auge gefallen, weil er so hübsch war. Dazu kam noch, dass sie rot sehr mochte. Es war ihre Lieblingsfarbe. Das hatte sie ihm vor einer Weile mal erzählt. Sie freute sich bestimmt darüber. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, brauchte sie sich nicht weiter daran stören. Der Strauà würde bald wieder weggeräumt. Weggeräumt so wie all die anderen verwelkten Pflanzen. Entsorgt und weggeworfen. Blumen hielten keine Ewigkeit.
Nichts hielt ewig. Jedenfalls nichts was man berühren, was man erfassen, in die Finger nehmen konnte. All das war vergänglich, war endlich, löste sich auf, entwickelte sich zu etwas anderem oder verschwand einfach. Manchmal innerhalb von Sekunden, manchmal dauerte es gewisse Zeit. Selbst bei Emotionen und Empfindungen fiel es oft schwer, obwohl dort die Möglichkeit vorhanden war. Die Möglichkeit, das Gefühl bis zum eigenen Lebensende zu bewahren, zu halten.
Seine Konzentration richtete sich wieder auf das, was vor ihm lag und er bemerkte, dass er schon fast die Bank passiert hatte. Von dort aus gesehen war es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel. Er spürte, wie sein Herz ein wenig schneller klopfte bei dem Gedanken und doch lieà er sich die Zeit, den Weg in Ruhe entlang zu gehen. Er brauchte sich nicht zu beeilen. Es war abgesprochen, dass er wegen dem Besuch später kommen durfte. Ingo hatte deshalb keinerlei Einwände gehabt, ihn sogar gebeten, GrüÃe von allen zu bestellen. Einen Gefallen, den er gerne ausführen würde. Sowohl Ingo als auch die Anderen dachten noch oft an sie. Wenn es die Gelegenheit erlaubte, nutzten sie die Zeit für einen Besuch. Genau wie er es heute tat.
Inzwischen war er schon oft da gewesen, kannte den Weg sehr gut. Wusste wie lange er benötigtem wo er abbiegen musste. Und so konnte er beim Laufen ungestört Gedanken Gedanken sein lassen, ohne dass ihn irgendjemand oder etwas unterbrach. Als er den Mülleimer neben der Bank erreichte, blieb er einen Augenblick stehen, um das Papier, in das die Blumen eingewickelt waren, wegzuwerfen.
Während er vorsichtig an den Tesastreifen nestelte, überlegte er, ob sie ihn wieder fragen würde, wie es ihm denn ging. Bis jetzt hatte sie es jedes Mal getan. Und jedes Mal hatte er mit okay geantwortet, damit sie sich keine Sorgen machte. Wobei das wahrscheinlich eh blödsinn war, da sie längst davon wissen dürfte.
Seufzend machte er sich daran das letzte Stück des Weges zurückzulegen. Erst jetzt registrierte er wie kühl es doch eigentlich war. Okay, es war noch relativ früh, das sollte man nicht auÃer acht lassen, aber es war auch schon mal wärmer gewesen um diese Zeit. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Sommer allmählich durch den Herbst verdrängt wurde.
Wie schnell doch die Zeit verging. Etwas mehr als fünf Jahre kannten sie sich schon. Er konnte sich noch gut an ihr erstes Treffen erinnern, fast so als ob es gestern gewesen wäre. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie hatten sich von Beginn an hervorragend verstanden. Manchmal hatte es kleinere Kabbeleien, Reibereien gegeben, aber nie etwas ernsthaftes, nichts was geklärt werden müsste. Sie hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt. Wie Bruder und Schwester. Bis zum Tag, wo...
Ein schleifendes Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken, lieà ihn aufsehen. Er war nicht mehr alleine unterwegs. Eine junge Frau, vielleicht so um die zwanzig, kam ihm entgegen und schob dabei einen Rollstuhl vor sich her, in dem allen Anschein nach ihr GroÃvater saÃ. Er machte Platz, so dass die beiden problemlos passieren konnten, wofür sie ihm ein dankbares Nicken schenkten, und bog anschlieÃend, nach ein paar weiteren Schritten, links ein. Jetzt waren es ungefähr noch fünfzehn Meter, an den Bäumen vorbei und dann...
Er spürte, wie sich ein Kloà in seinem Hals bildete. Es sah aus wie beim letzten Mal. Nichts schien sich geändert zu haben. Noch immer leuchtete der Garten in einer bunten Blütenpracht, fast als wolle er in ihrem Namen sagen 'Hey mach dir nicht so einen Kopf. Ich bin okay. Mir geht’s gut.' Dies war natürlich positiv, keine Frage. Und trotzdem konnte er an kaum etwas anderes denken. Ob nun beim Aufstehen, bei der Fahrt zur Arbeit oder abends. Selbst bis in den Schlaf verfolgte es ihn zum Teil.
Meistens konnte er sich nicht genau daran erinnern. Aber es gab auch Nächte, in denen alles ganz deutlich, ganz klar war. Diese fand er beinahe schlimmer als die ungewissen, wo nur das zerwühlte Laken als Indiz herhielt, dass er mal wieder geträumt hatte. Er war jedes Mal aufs Neue erleichtert, wenn der nächste Morgen anbrach. Der Tag versprach wenigstens etwas Ablenkung.
Schluckend begann er mit der Suche nach einem Behältnis für die Nelken. Allerdings erfolglos. Da er den Strauà jedoch schlecht einfach ablegen konnte, entschloss er sich dazu, ihn gegen die Lilien, die er beim letzten Mal mitgebracht hatte, auszutauschen. Sie waren nicht mehr besonders frisch. Ein paar lieÃen bereits die Köpfe hängen.
Er war schon im Begriff den kompletten Bund zu nehmen, als er sich anders besann und nur die herauszog, die nicht mehr in Ordnung waren. Am Ende blieb ungefähr ein Drittel in der Vase zurück. Sie wirkten etwas einsam und verloren, weil es so wenige waren. Dies änderte sich jedoch, nachdem er die anderen dazu gestellt hatte. Die beiden Sorten passten gut zusammen. Es war wirklich hübsch und würde ihr bestimmt gefallen.
Er richtete sich, leicht kopfschüttelnd über den Gedanken, wieder auf – was machte es schon aus, ob es ihr gefiel oder nicht – und ging die fünf Schritte hinüber zu dem abgesägten Stamm eines Baumes, der nun als Sitzmöglichkeit diente. Nichts. Vor ein paar Wochen wäre es noch etwas anderes gewesen, aber jetzt...
Er seufzte, blickte erneut zu dem kleinen Garten. Nach ein paar Momenten - wie viele es genau waren, konnte er nicht sagen – bemerkte er, wie die Schatten tiefer wurden, die Kontraste sich verstärkten. Er brauchte nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, was gerade passierte. Ohne es wirklich zu registrieren, erschien ein kaum sichtbares, aber dennoch vorhandenes Lächeln auf seinen Lippen, als die ersten Sonnenstrahlen den leicht unebenen Boden erreichten und ihn mit einem Muster aus Licht und Schatten verzierten.
Seine Augen wanderten zu einer Stelle hinter dem Garten. Eine Weile genoss er den Moment einfach nur, bevor er schlieÃlich durchatmete und anfing zu reden. Er erzählte von der Arbeit, wie es beim aktuellen Fall lief, bei dem sie mittlerweile zwar einen Verdächtigen hatten, aber immer noch jede Spur von dem vermissten Mädchen fehlte, berichtete von den Anderen und dem Versuch, Ingo den Umgang mit dem Computer etwas näher zu bringen, was nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen war, erwähnte die kurze Geiselnahme in der Kanzlei, die, Karl-Heinz sei Dank. unblutig beendet werden konnte, um gleich darauf die neueste Anekdote über Ralf - der ziemlich tollpatschigen Vertretung von Julia – hinterher zu schieben.
Langsam richtete Christian sich wieder auf, ohne dabei den Blick von dem hellgrauen Stein abzuwenden. Mit Sandra hatte er nicht nur eine wundervolle Kollegin und Partnerin, sondern gleichzeitig auch [SIZE=2]einen der Menschen, der ihm am meisten bedeutete, seine beste Freundin, verloren. [/SIZE][SIZE=2]Viel zu früh, völlig unerwartet. Gerade mal sieben Wochen war es her. Ein unglücklicher Sturz von der Leiter. Er hatte sie drei Stunden später gefunden. Trotz seiner sofort eingeleiteten MaÃnahmen, war jede Hilfe zu spät gekommen.[/SIZE]
Christian spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, still seine Wangen hinab liefen und zu Boden tropften, unternahm jedoch nicht mal den Versuch, sie zu stoppen. Seitdem Sandra nicht mehr da war, fehlte auch ein Teil von ihm.
Die Wunde war noch relativ frisch. Irgendwann, eines Tages würde sie sich schlieÃen. Doch die Narbe blieb für immer.
Autor: meinereine
Genre: Drama
Pairing: -
Raiting: 14+
Disclaimer: mir gehört keine der figuren. ich hab mir nur die namen ausgeborgt. die credits für den song nur zu besuch gehen an die toten hosen
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: lasst euch von dem fandom (demselben wie bei XxPruexX) nicht abschrecken, es hat, abgesehen vom namen, nix damit zu tun.
Für immer
Langsam setzte er einen Fuà vor den Anderen. Schritt für Schritt. Stück vor Stück kam er vorwärts. Vorwärts. Wollte er das überhaupt? Wollte er, dass es vorwärts, dass es weiter ging? Er wusste es nicht. Er wusste so vieles nicht mehr.
Auch wenn es nicht unbedingt auf dem ersten Blick erkennbar war, hatte sich sein Leben in den letzten Wochen vollkommen gewandelt. Und obwohl er sich nichts lieber, nichts sehnlicher wünschte, als dies ändern, rückgängig machen zu können, es ging nicht. Er konnte nichts tun. Nichts auÃer zu versuchen zu lernen damit umzugehen. Es würde lange dauern, schwer werden. Dem war er sich vollauf bewusst. Und doch musste er es probieren. Wegen den Anderen, für sich selbst. Aber vor allem wegen ihr.
Seufzend setzte er den nächsten Schritt. Es war ein schmaler, heller freundlicher Weg, den er entlang lief. Kaum zwei Meter breit. Auf dem erdigen, mit kleinen Kieselsteinen bedeckten Boden lagen schon ein paar herabgefallene Blätter in den unterschiedlichsten Farbnuancen, die den sich nähernden Herbst ankündigten. Gelbe und rötliche, aber auch braune.
Sie raschelten unter seinen FüÃen, doch er registrierte es nicht. Die Geräusche schienen, seit dem er aus dem Auto gestiegen war, so weit weg zu sein, verstummt. Verschluckt von den Bäumen. Alles war so, ja... friedlich.
Für einen winzigen Augenblick zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ab, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden. Verschwinden. Genau das, was er jetzt am liebsten auch tun würde. Verschwinden und sich für eine Weile irgendwo verkriechen. Nur er. Alleine.
Aber es ging nicht. SchlieÃlich konnte er nicht einfach mal für ein paar Tage, Wochen oder auch Monate untertauchen und die Arbeit liegen lassen beziehungsweise auf die Anderen abschieben. Es wäre nicht fair. Wobei, was war denn schon noch fair? Nüchtern betrachtet war es ein Wort mit vier Buchstaben. Vier lumpige Buchstaben, nicht mehr. Zumindest kam es ihm im Moment nicht mehr vor. Wenn es wirklich Fairness, Gerechtigkeit gäbe, hätte er nicht soviele Gründe nachzudenken. Dann würde er nicht das tun, was er gerade im Begriff war zu tun. Dann wäre vieles anders.
Zum Glück gab es seine Kollegen, die ihn verstanden, ihn unterstützten, so gut halfen, wie es in der Situation eben möglich war. Ohne sie, hätte er sich vermutlich längst selbst aufgegeben, das Handtuch geworfen. Einmal wäre es fast sogar dazu gekommen. Doch daran wollte er nicht denken. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht in der Zukunft.
Sein Blick rutschte ein Stück tiefer, fiel auf seine linke Hand in der er einen Strauà mit roten und weiÃen Nelken hielt. Die Verkäuferin in dem Geschäft hatte ihn etwas seltsam angesehen, als er sie ausgesucht und bezahlt hatte, aber nichts weiter gesagt.
Vielleicht hatten die Farben oder die Sorte eine Bedeutung, von der er nichts ahnte, aber wenn er ehrlich war, interessierte ihn das im Moment nicht sonderlich. Der Strauà war ihm gleich ins Auge gefallen, weil er so hübsch war. Dazu kam noch, dass sie rot sehr mochte. Es war ihre Lieblingsfarbe. Das hatte sie ihm vor einer Weile mal erzählt. Sie freute sich bestimmt darüber. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, brauchte sie sich nicht weiter daran stören. Der Strauà würde bald wieder weggeräumt. Weggeräumt so wie all die anderen verwelkten Pflanzen. Entsorgt und weggeworfen. Blumen hielten keine Ewigkeit.
Nichts hielt ewig. Jedenfalls nichts was man berühren, was man erfassen, in die Finger nehmen konnte. All das war vergänglich, war endlich, löste sich auf, entwickelte sich zu etwas anderem oder verschwand einfach. Manchmal innerhalb von Sekunden, manchmal dauerte es gewisse Zeit. Selbst bei Emotionen und Empfindungen fiel es oft schwer, obwohl dort die Möglichkeit vorhanden war. Die Möglichkeit, das Gefühl bis zum eigenen Lebensende zu bewahren, zu halten.
Seine Konzentration richtete sich wieder auf das, was vor ihm lag und er bemerkte, dass er schon fast die Bank passiert hatte. Von dort aus gesehen war es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel. Er spürte, wie sein Herz ein wenig schneller klopfte bei dem Gedanken und doch lieà er sich die Zeit, den Weg in Ruhe entlang zu gehen. Er brauchte sich nicht zu beeilen. Es war abgesprochen, dass er wegen dem Besuch später kommen durfte. Ingo hatte deshalb keinerlei Einwände gehabt, ihn sogar gebeten, GrüÃe von allen zu bestellen. Einen Gefallen, den er gerne ausführen würde. Sowohl Ingo als auch die Anderen dachten noch oft an sie. Wenn es die Gelegenheit erlaubte, nutzten sie die Zeit für einen Besuch. Genau wie er es heute tat.
Inzwischen war er schon oft da gewesen, kannte den Weg sehr gut. Wusste wie lange er benötigtem wo er abbiegen musste. Und so konnte er beim Laufen ungestört Gedanken Gedanken sein lassen, ohne dass ihn irgendjemand oder etwas unterbrach. Als er den Mülleimer neben der Bank erreichte, blieb er einen Augenblick stehen, um das Papier, in das die Blumen eingewickelt waren, wegzuwerfen.
Während er vorsichtig an den Tesastreifen nestelte, überlegte er, ob sie ihn wieder fragen würde, wie es ihm denn ging. Bis jetzt hatte sie es jedes Mal getan. Und jedes Mal hatte er mit okay geantwortet, damit sie sich keine Sorgen machte. Wobei das wahrscheinlich eh blödsinn war, da sie längst davon wissen dürfte.
Seufzend machte er sich daran das letzte Stück des Weges zurückzulegen. Erst jetzt registrierte er wie kühl es doch eigentlich war. Okay, es war noch relativ früh, das sollte man nicht auÃer acht lassen, aber es war auch schon mal wärmer gewesen um diese Zeit. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Sommer allmählich durch den Herbst verdrängt wurde.
Wie schnell doch die Zeit verging. Etwas mehr als fünf Jahre kannten sie sich schon. Er konnte sich noch gut an ihr erstes Treffen erinnern, fast so als ob es gestern gewesen wäre. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie hatten sich von Beginn an hervorragend verstanden. Manchmal hatte es kleinere Kabbeleien, Reibereien gegeben, aber nie etwas ernsthaftes, nichts was geklärt werden müsste. Sie hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander gehabt. Wie Bruder und Schwester. Bis zum Tag, wo...
Ein schleifendes Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken, lieà ihn aufsehen. Er war nicht mehr alleine unterwegs. Eine junge Frau, vielleicht so um die zwanzig, kam ihm entgegen und schob dabei einen Rollstuhl vor sich her, in dem allen Anschein nach ihr GroÃvater saÃ. Er machte Platz, so dass die beiden problemlos passieren konnten, wofür sie ihm ein dankbares Nicken schenkten, und bog anschlieÃend, nach ein paar weiteren Schritten, links ein. Jetzt waren es ungefähr noch fünfzehn Meter, an den Bäumen vorbei und dann...
Er spürte, wie sich ein Kloà in seinem Hals bildete. Es sah aus wie beim letzten Mal. Nichts schien sich geändert zu haben. Noch immer leuchtete der Garten in einer bunten Blütenpracht, fast als wolle er in ihrem Namen sagen 'Hey mach dir nicht so einen Kopf. Ich bin okay. Mir geht’s gut.' Dies war natürlich positiv, keine Frage. Und trotzdem konnte er an kaum etwas anderes denken. Ob nun beim Aufstehen, bei der Fahrt zur Arbeit oder abends. Selbst bis in den Schlaf verfolgte es ihn zum Teil.
Meistens konnte er sich nicht genau daran erinnern. Aber es gab auch Nächte, in denen alles ganz deutlich, ganz klar war. Diese fand er beinahe schlimmer als die ungewissen, wo nur das zerwühlte Laken als Indiz herhielt, dass er mal wieder geträumt hatte. Er war jedes Mal aufs Neue erleichtert, wenn der nächste Morgen anbrach. Der Tag versprach wenigstens etwas Ablenkung.
Schluckend begann er mit der Suche nach einem Behältnis für die Nelken. Allerdings erfolglos. Da er den Strauà jedoch schlecht einfach ablegen konnte, entschloss er sich dazu, ihn gegen die Lilien, die er beim letzten Mal mitgebracht hatte, auszutauschen. Sie waren nicht mehr besonders frisch. Ein paar lieÃen bereits die Köpfe hängen.
Er war schon im Begriff den kompletten Bund zu nehmen, als er sich anders besann und nur die herauszog, die nicht mehr in Ordnung waren. Am Ende blieb ungefähr ein Drittel in der Vase zurück. Sie wirkten etwas einsam und verloren, weil es so wenige waren. Dies änderte sich jedoch, nachdem er die anderen dazu gestellt hatte. Die beiden Sorten passten gut zusammen. Es war wirklich hübsch und würde ihr bestimmt gefallen.
Er richtete sich, leicht kopfschüttelnd über den Gedanken, wieder auf – was machte es schon aus, ob es ihr gefiel oder nicht – und ging die fünf Schritte hinüber zu dem abgesägten Stamm eines Baumes, der nun als Sitzmöglichkeit diente. Nichts. Vor ein paar Wochen wäre es noch etwas anderes gewesen, aber jetzt...
Er seufzte, blickte erneut zu dem kleinen Garten. Nach ein paar Momenten - wie viele es genau waren, konnte er nicht sagen – bemerkte er, wie die Schatten tiefer wurden, die Kontraste sich verstärkten. Er brauchte nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, was gerade passierte. Ohne es wirklich zu registrieren, erschien ein kaum sichtbares, aber dennoch vorhandenes Lächeln auf seinen Lippen, als die ersten Sonnenstrahlen den leicht unebenen Boden erreichten und ihn mit einem Muster aus Licht und Schatten verzierten.
Seine Augen wanderten zu einer Stelle hinter dem Garten. Eine Weile genoss er den Moment einfach nur, bevor er schlieÃlich durchatmete und anfing zu reden. Er erzählte von der Arbeit, wie es beim aktuellen Fall lief, bei dem sie mittlerweile zwar einen Verdächtigen hatten, aber immer noch jede Spur von dem vermissten Mädchen fehlte, berichtete von den Anderen und dem Versuch, Ingo den Umgang mit dem Computer etwas näher zu bringen, was nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen war, erwähnte die kurze Geiselnahme in der Kanzlei, die, Karl-Heinz sei Dank. unblutig beendet werden konnte, um gleich darauf die neueste Anekdote über Ralf - der ziemlich tollpatschigen Vertretung von Julia – hinterher zu schieben.
Und so rede ich mit dir wie immer
so als ob es wie früher wär
[SIZE=1]so als hätten wir jede Menge Zeit [/SIZE]
so als ob es wie früher wär
[SIZE=1]so als hätten wir jede Menge Zeit [/SIZE]
Zeit war etwas seltsames. Manchmal schien sie förmlich zu rasen, wie im Flug vorbei zu gehen. Manchmal konnte eine Sekunde aber auch zur Unendlichkeit werden, sowohl in unangenehmen als auch in schönen Situationen. Wenn er sich für einen der Punkte entscheiden müsste, um sein aktuelles Empfinden zu beschreiben, wäre es wohl das zweite. Einfach weil er sich in diesem Augenblick, jetzt in dieser Sekunde, den Umständen entsprechend ganz gut fühlte.
Ich spür dich ganz nah hier bei mir
kann deine Stimme im Wind hören
und wenn es regnet, weià ich, dass du manchmal weinst
bis die Sonne scheint, bis sie wieder scheint
kann deine Stimme im Wind hören
und wenn es regnet, weià ich, dass du manchmal weinst
bis die Sonne scheint, bis sie wieder scheint
Mittlerweile war es angenehm warm geworden, zumindest dann, wenn man, wie er, in der Sonne saÃ, die sich inzwischen vollständig durch die relativ dicke Wolke gekämpft hatte.
Er überlegte gerade, ob er sich vielleicht seine Jacke ausziehen sollte, als ihm auffiel, dass etwas in der Innentasche steckte. Ein wenig überrascht darüber griff er hinein und beförderte den Gegenstand ans Tageslicht.
Im ersten Augenblick konnte er nicht genau einordnen, warum er die Karte bei sich trug. Doch das änderte sich schlagartig, nachdem er einen Blick auf die Vorderseite – auf der die Golden Gate Bridge abgebildet war – geworfen hatte. Sofort tauchten wieder die Bilder in seinem Kopf auf. Er konnte sich erinnern, als wäre es erst vor ein paar Minuten geschehen.
Es war ein bewölkter Tag. Ein Mittwoch. Er hatte die Kanzlei verlassen und war auf dem Weg zum Auto, um zu ihr zu fahren, wurde jedoch an der Tür von dem Postboten aufgehalten, der gerade angekommen war. Da sie sich vom Sehen her kannten, hatte ihm der Briefträger die Post direkt gegeben, anstatt sie einzuwerfen.
Es war nur ein dicker Umschlag für Ingo gewesen und eben diese Postkarte, die sich als erster Gruà von Julia herausstellen sollte. Die Sekretärin hatte sich ihren kompletten Urlaub von diesem und dem letzten Jahr geben lassen, um mit einer guten Freundin drei Monate durch die USA zu reisen. Ein Jugendtraum der sich endlich erfüllte.
Er spürte, wie sich bei dem Gedanken wieder ein Kloà in seinem Hals bildete. Auch er hatte Träume gehabt. Manche von ihnen hatte er bereits erreicht, andere wollte er noch irgendwann erreichen. Allerdings gab es auch einen, der immer nur ein Traum bleiben würde. Unerreichbar geworden an dem Tag, als er die Post entgegen genommen hatte. Obwohl er das zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte.
Er überlegte gerade, ob er sich vielleicht seine Jacke ausziehen sollte, als ihm auffiel, dass etwas in der Innentasche steckte. Ein wenig überrascht darüber griff er hinein und beförderte den Gegenstand ans Tageslicht.
Im ersten Augenblick konnte er nicht genau einordnen, warum er die Karte bei sich trug. Doch das änderte sich schlagartig, nachdem er einen Blick auf die Vorderseite – auf der die Golden Gate Bridge abgebildet war – geworfen hatte. Sofort tauchten wieder die Bilder in seinem Kopf auf. Er konnte sich erinnern, als wäre es erst vor ein paar Minuten geschehen.
Es war ein bewölkter Tag. Ein Mittwoch. Er hatte die Kanzlei verlassen und war auf dem Weg zum Auto, um zu ihr zu fahren, wurde jedoch an der Tür von dem Postboten aufgehalten, der gerade angekommen war. Da sie sich vom Sehen her kannten, hatte ihm der Briefträger die Post direkt gegeben, anstatt sie einzuwerfen.
Es war nur ein dicker Umschlag für Ingo gewesen und eben diese Postkarte, die sich als erster Gruà von Julia herausstellen sollte. Die Sekretärin hatte sich ihren kompletten Urlaub von diesem und dem letzten Jahr geben lassen, um mit einer guten Freundin drei Monate durch die USA zu reisen. Ein Jugendtraum der sich endlich erfüllte.
Er spürte, wie sich bei dem Gedanken wieder ein Kloà in seinem Hals bildete. Auch er hatte Träume gehabt. Manche von ihnen hatte er bereits erreicht, andere wollte er noch irgendwann erreichen. Allerdings gab es auch einen, der immer nur ein Traum bleiben würde. Unerreichbar geworden an dem Tag, als er die Post entgegen genommen hatte. Obwohl er das zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte.
Einmal durchatmend richtete er sich auf, ging hinüber zu der Einfassung des Gartens, blickte hinab und lieà seine Augen über die Ansammlung von Pflanzen wandern. Es gefiel ihr, da war er sich plötzlich sicher. Ganz bestimmt. Er versuchte ein wenig zu lächeln, doch es wollte ihm, so sehr er sich bemühte, nicht gelingen. Warum auch? Er hatte nur noch selten einen Grund dafür.
Sein Blick rutschte zu seiner linken Hand, in der er immer noch die Postkarte hielt. Julia ausgenommen wusste bis jetzt niemand davon. Es war keine Absicht oder gar Böswilligkeit gewesen. Er hatte schlicht und einfach nicht mehr dran gedacht, es vergessen. Andere Dinge waren in den Vordergrund getreten. Dinge, die nicht hätten geschehen dürfen. Dinge, die er am liebsten rückgängig machen würde. Aber es war nicht möglich. Und ob er nun wollte oder nicht, er musste es akzeptieren.
Er hob seinen Arm und begann mit zittriger Stimme Julias UrlaubsgrüÃe vorzulesen. Es war eine dieser typischen Postkarten, wie sie zuhauf um die Erde geschickt wurden.
Sie seien gut angekommen, schönes Wetter, das Hotel könnte besser sein, die Frage, ob in der Kanzlei alles okay wäre, liebe GrüÃe an alle.
Liebe GrüÃe an alle... liebe GrüÃe... Seufzend lieà er seine Augen wiederholt über den Pflanzenteppich wandern, suchte eine passende Stelle. Als er sie schlieÃlich gefunden hatte, hockte er sich hin und lehnte die Karte gegen die zweite grüne Vase, um anschlieÃend zu einer der beiden Schmalseiten zu sehen.
Sein Blick rutschte zu seiner linken Hand, in der er immer noch die Postkarte hielt. Julia ausgenommen wusste bis jetzt niemand davon. Es war keine Absicht oder gar Böswilligkeit gewesen. Er hatte schlicht und einfach nicht mehr dran gedacht, es vergessen. Andere Dinge waren in den Vordergrund getreten. Dinge, die nicht hätten geschehen dürfen. Dinge, die er am liebsten rückgängig machen würde. Aber es war nicht möglich. Und ob er nun wollte oder nicht, er musste es akzeptieren.
Er hob seinen Arm und begann mit zittriger Stimme Julias UrlaubsgrüÃe vorzulesen. Es war eine dieser typischen Postkarten, wie sie zuhauf um die Erde geschickt wurden.
Sie seien gut angekommen, schönes Wetter, das Hotel könnte besser sein, die Frage, ob in der Kanzlei alles okay wäre, liebe GrüÃe an alle.
Liebe GrüÃe an alle... liebe GrüÃe... Seufzend lieà er seine Augen wiederholt über den Pflanzenteppich wandern, suchte eine passende Stelle. Als er sie schlieÃlich gefunden hatte, hockte er sich hin und lehnte die Karte gegen die zweite grüne Vase, um anschlieÃend zu einer der beiden Schmalseiten zu sehen.
Und so red ich mit dir wie immer
und ich verspreche dir
wir haben irgendwann wieder jede Menge Zeit
dann werden wir uns wiedersehn,
du kannst dich ja kümmern wenn du willst,
dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint
dass die Sonne scheint, dass sie wieder scheint
und ich verspreche dir
wir haben irgendwann wieder jede Menge Zeit
dann werden wir uns wiedersehn,
du kannst dich ja kümmern wenn du willst,
dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint
dass die Sonne scheint, dass sie wieder scheint
Langsam richtete Christian sich wieder auf, ohne dabei den Blick von dem hellgrauen Stein abzuwenden. Mit Sandra hatte er nicht nur eine wundervolle Kollegin und Partnerin, sondern gleichzeitig auch [SIZE=2]einen der Menschen, der ihm am meisten bedeutete, seine beste Freundin, verloren. [/SIZE][SIZE=2]Viel zu früh, völlig unerwartet. Gerade mal sieben Wochen war es her. Ein unglücklicher Sturz von der Leiter. Er hatte sie drei Stunden später gefunden. Trotz seiner sofort eingeleiteten MaÃnahmen, war jede Hilfe zu spät gekommen.[/SIZE]
Christian spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, still seine Wangen hinab liefen und zu Boden tropften, unternahm jedoch nicht mal den Versuch, sie zu stoppen. Seitdem Sandra nicht mehr da war, fehlte auch ein Teil von ihm.
Die Wunde war noch relativ frisch. Irgendwann, eines Tages würde sie sich schlieÃen. Doch die Narbe blieb für immer.
"An actors job is the business of telling the truth in an imaginary situation."
- Tom Hiddleston