08.08.2008, 10:26
The success
Der junge Mann Mitte 30 hastete schnellen Schrittes über die Promenade. Rechts von ihm lagen die Grundstücke der Schönen und Reichen, links von ihm die unendlichen Weiten des Ozeans. Die letzen Badegäste packten ihre Sachen zusammen. Die Sonne stand immer noch hoch über seinem Kopf und trieb ihm den Schweià auf die Stirn.
15 Minuten hatte er vor der Firma gestanden und verzweifelt versucht, ein Taxi zu ergattern, dann hatte er es aufgegeben und er war losgelaufen. Er hatte seinem Vater versprochen, diesmal pünktlich zu sein. Doch wieder würde er sich um 20 Minuten verspäten.
Junge Mädchen in knappen Tops und abgeschnittenen Jeans blickten ihm nach, als er weiter den Strand entlang lief. Er war sich bewusst, dass er gut aussah. In seinem dunklen Anzug und dem weiÃen Hemd. Doch in diesem Moment wünschte er, er hätte das Sakko im Büro gelassen. Er spürte, dass sein Rücken klatschnass war. Ein paar Frauen seines Alters drehten sich ebenfalls um. Doch er hatte schon lange keine Augen mehr für sie.
Die Aktentasche in seiner rechten Hand fühlte sich von Meter zu Meter schwerer an. Doch es war Gott sei Dank nicht mehr weit. Er überquerte die StraÃe und bog in eine Seitengasse ein. Hier waren die Gründstücke nicht mehr ganz so groà und die Villen etwas weniger protzig. Dennoch sah man auf den ersten Blick, dass auch hier noch sehr wohlhabende Leute wohnen mussten.
An einem groÃen weiÃen Tor blieb er stehen, tippte in den Schaltkasten unter der Ãberwachungskamera einen Code ein und betrat das Grundstück, als das Tor summend aufging. Er lief die 30 Meter über den gepflasterten Gartenweg, während sich hinter ihm das Tor wieder schloss.
An der Haustür kramte er erst nach den Schlüsseln, entschied sich dann aber anders und rannte durch den Garten zur Terrasse. Ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. Richtig geraten. Sein Vater hatte mal wieder die groÃe Glastür offen stehen lassen, damit ein Luftzug durchs Haus ziehen konnte. Grinsend schüttelte er den Kopf. Wann würde er endlich verstehen, wie die Klimaanlage funktioniert.
Er ging durch die Tür und stand mitten in einer groÃen, weiÃen Wohnküche. Er durchquerte sie schnell, und gelangte durch eine weitere Tür in eine groÃe, geflieste Vorhalle. Auf einem Stuhl stellte er seine Aktentasche ab und wischte sich über die schweiÃnasse Stirn. Endlich konnte er auch sein Sakko ausziehen und das Hemd ein wenig aufknöpfen. Dann ging er zu einem kleinen Kasten an der Wand und tippte 3 Zahlen ein. Surrend schaltete sich über seinem Kopf die Klimaanlage ein. Er lauschte kurz, bis er Stimmen aus dem Obergeschoss hörte. Bevor er die Treppe nach oben stieg, blickte er sich kurz in dem Haus um. Seinem Haus. Vor zwei Jahren hatte er es gekauft.
Kaum zu glauben, dass er es so weit gebracht hatte. Anfangs hatte er nur als Aushilfe in dem Musikladen gearbeitet. Doch schnell hatte er sich hochgearbeitet, und jetzt, mit 35, gehörte ihm das bekannteste Plattenlabel in Kalifornien.
Als er die oberste Stufe erreichte, drehte er sich nach rechts und drückte eine Tür auf. Dahinter befand sich ein groÃes Kinderzimmer. Als er das Haus gekauft hatte, waren es einmal 2 kleinere Zimmer, doch Jess hatte kurzerhand die Wand heraus gebrochen, und stattdessen eine riesige Spielecke eingerichtet. Für seine Tochter war ihm nichts zu schade.
Auf dem Bett mit der Goofy-Bettwäsche saà sein Vater mit einem dunklen Lockenschopf auf dem SchoÃ. Er las der Dreijährigen gerade aus einem Buch vor. Als die Tür aufging, blickte er auf.
„Du bist spät“, begrüÃte ihn sein Vater.
„Ich weiÃ, tut mir leid, Jimmy“, entschuldigte er sich. Er hatte seinen Vater noch nie „Dad“ genannt. Dafür hatten sie zu wenig gemeinsame Vergangenheit.
„Schon okay“, meinte Jimmy nur und stellte das kleine Mädchen auf den Boden. Schnell watschelte sie auf ihren Vater zu und juchzte fröhlich, als dieser sie hoch hob.
„Na, SüÃe, was hast du heute mit dem Grandpa gemacht“, erkundigte er sich und drückte ihr einen Kuss in die Locken.
„Balu“, lachte das Mädchen und zeigte mit ihren kleinen Fingern auf Jimmy.
Dieser stand auf und drückte Jess das Buch, das sie gerade gelesen hatten, in die Hand.
„Wir haben gerade das Dschungelbuch gelesen. Jeannie möchte jetzt gerne einen Bären haben“, erklärte Jimmy lachend und Jess musste grinsen.
„Das sieht der kleinen ähnlich“, meinte er und warf das Mädchen einmal hoch in die Luft. Jeannie gluckste fröhlich, als Jess sie mit seinen starken Armen wieder auffing.
„Also, ich wird dann gehen. Sasha wartet bestimmt schon eine Ewigkeit mit dem Essen auf mich. Wäre nett, wenn du nächstes Mal ein wenig früher heim kommen könntest“, erklärte Jimmy missmutig.
„Ich versuche es“, murmelte Jess. Er wusste, dass Jimmy nicht wirklich sauer war. Im Grunde war ihm nichts lieber, als mit seiner Enkelin Geschichten zu lesen, die SesamstraÃe anzugucken und ihr beim Mittagsschlaf zuzusehen.
„Kannst du morgen wieder kommen?“, fragte Jess seinen Vater.
„Ich denke, das könnte sich ausgehen.“
Jimmy hatte vor einem Jahr seine Hot-Dog-Bude verkauft und war seither Jeannies Babysitter. Jess war froh, dass er seine kleine Tochter bei jemandem lassen konnte, den er kannte und dem er vertraute und Jimmy tat ohnehin nichts Lieberes als auf sie aufzupassen.
„Die Post liegt unten auf dem Tisch“, erklärte Jimmy und ging zur Zimmertür. Bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal um.
„Ach, und deine Ex hat angerufen.“
„Nenn sie bitte Darcy“, ermahnte ihn Jess nun schon zum hundertsten Mal.
„Wie dem auch sei. Sie holt den kleinen Engel Freitagmittag ab, wenn dir das Recht ist.“
Jess nickte und murmelte noch ein „Bis morgen“, dann verschwand Jimmy.
Jeannie blickte ihren Vater mit ihren groÃen, braunen Augen an und er musste seufzen. Er hatte Darcy geheiratet, als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei. Doch bald hatten sie gemerkt, dass sie nicht wirklich viel gemeinsam hatten, auÃer eine Tochter und tollen Sex. Ein Jahr nach Jeannies Geburt trennten sie sich, und Jess hatte mit einer ganzen Kompanie an Anwälten um das Sorgerecht gekämpft. Und gewonnen. Danach hatte er dieses Haus gekauft.
Doch eigentlich hatte er sich mit Darcy immer gut verstanden und er wollte seiner Tochter auf keinen Fall zumuten, so aufwachsen zu müssen wie er. Also hatte er sich mit Darcy verabredet und sie hatten sich auÃergerichtlich darauf geeinigt, dass sie Jeannie jedes zweite Wochenende zu sich holen durfte.
„Also, SüÃe, hast du auch Hunger? Daddy hat einen Bärenhunger“, fragte Jess seine Tochter.
„Wie Balu?“
„Ja, wie Balu“, meinte Jess lachend.
Er setzte Jeannie auf seine Schultern und ging die Treppe hinunter in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Stapel Kuverts. Er sah sie kurz durch. Das meiste waren Rechnungen und Sendungen von Musikern, die ihm entweder danken wollten oder ihn verfluchten. Doch ein Brief stach ihm ins Auge. Irgendwie kam ihm diese Handschrift bekannt vor.
Der junge Mann Mitte 30 hastete schnellen Schrittes über die Promenade. Rechts von ihm lagen die Grundstücke der Schönen und Reichen, links von ihm die unendlichen Weiten des Ozeans. Die letzen Badegäste packten ihre Sachen zusammen. Die Sonne stand immer noch hoch über seinem Kopf und trieb ihm den Schweià auf die Stirn.
15 Minuten hatte er vor der Firma gestanden und verzweifelt versucht, ein Taxi zu ergattern, dann hatte er es aufgegeben und er war losgelaufen. Er hatte seinem Vater versprochen, diesmal pünktlich zu sein. Doch wieder würde er sich um 20 Minuten verspäten.
Junge Mädchen in knappen Tops und abgeschnittenen Jeans blickten ihm nach, als er weiter den Strand entlang lief. Er war sich bewusst, dass er gut aussah. In seinem dunklen Anzug und dem weiÃen Hemd. Doch in diesem Moment wünschte er, er hätte das Sakko im Büro gelassen. Er spürte, dass sein Rücken klatschnass war. Ein paar Frauen seines Alters drehten sich ebenfalls um. Doch er hatte schon lange keine Augen mehr für sie.
Die Aktentasche in seiner rechten Hand fühlte sich von Meter zu Meter schwerer an. Doch es war Gott sei Dank nicht mehr weit. Er überquerte die StraÃe und bog in eine Seitengasse ein. Hier waren die Gründstücke nicht mehr ganz so groà und die Villen etwas weniger protzig. Dennoch sah man auf den ersten Blick, dass auch hier noch sehr wohlhabende Leute wohnen mussten.
An einem groÃen weiÃen Tor blieb er stehen, tippte in den Schaltkasten unter der Ãberwachungskamera einen Code ein und betrat das Grundstück, als das Tor summend aufging. Er lief die 30 Meter über den gepflasterten Gartenweg, während sich hinter ihm das Tor wieder schloss.
An der Haustür kramte er erst nach den Schlüsseln, entschied sich dann aber anders und rannte durch den Garten zur Terrasse. Ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus. Richtig geraten. Sein Vater hatte mal wieder die groÃe Glastür offen stehen lassen, damit ein Luftzug durchs Haus ziehen konnte. Grinsend schüttelte er den Kopf. Wann würde er endlich verstehen, wie die Klimaanlage funktioniert.
Er ging durch die Tür und stand mitten in einer groÃen, weiÃen Wohnküche. Er durchquerte sie schnell, und gelangte durch eine weitere Tür in eine groÃe, geflieste Vorhalle. Auf einem Stuhl stellte er seine Aktentasche ab und wischte sich über die schweiÃnasse Stirn. Endlich konnte er auch sein Sakko ausziehen und das Hemd ein wenig aufknöpfen. Dann ging er zu einem kleinen Kasten an der Wand und tippte 3 Zahlen ein. Surrend schaltete sich über seinem Kopf die Klimaanlage ein. Er lauschte kurz, bis er Stimmen aus dem Obergeschoss hörte. Bevor er die Treppe nach oben stieg, blickte er sich kurz in dem Haus um. Seinem Haus. Vor zwei Jahren hatte er es gekauft.
Kaum zu glauben, dass er es so weit gebracht hatte. Anfangs hatte er nur als Aushilfe in dem Musikladen gearbeitet. Doch schnell hatte er sich hochgearbeitet, und jetzt, mit 35, gehörte ihm das bekannteste Plattenlabel in Kalifornien.
Als er die oberste Stufe erreichte, drehte er sich nach rechts und drückte eine Tür auf. Dahinter befand sich ein groÃes Kinderzimmer. Als er das Haus gekauft hatte, waren es einmal 2 kleinere Zimmer, doch Jess hatte kurzerhand die Wand heraus gebrochen, und stattdessen eine riesige Spielecke eingerichtet. Für seine Tochter war ihm nichts zu schade.
Auf dem Bett mit der Goofy-Bettwäsche saà sein Vater mit einem dunklen Lockenschopf auf dem SchoÃ. Er las der Dreijährigen gerade aus einem Buch vor. Als die Tür aufging, blickte er auf.
„Du bist spät“, begrüÃte ihn sein Vater.
„Ich weiÃ, tut mir leid, Jimmy“, entschuldigte er sich. Er hatte seinen Vater noch nie „Dad“ genannt. Dafür hatten sie zu wenig gemeinsame Vergangenheit.
„Schon okay“, meinte Jimmy nur und stellte das kleine Mädchen auf den Boden. Schnell watschelte sie auf ihren Vater zu und juchzte fröhlich, als dieser sie hoch hob.
„Na, SüÃe, was hast du heute mit dem Grandpa gemacht“, erkundigte er sich und drückte ihr einen Kuss in die Locken.
„Balu“, lachte das Mädchen und zeigte mit ihren kleinen Fingern auf Jimmy.
Dieser stand auf und drückte Jess das Buch, das sie gerade gelesen hatten, in die Hand.
„Wir haben gerade das Dschungelbuch gelesen. Jeannie möchte jetzt gerne einen Bären haben“, erklärte Jimmy lachend und Jess musste grinsen.
„Das sieht der kleinen ähnlich“, meinte er und warf das Mädchen einmal hoch in die Luft. Jeannie gluckste fröhlich, als Jess sie mit seinen starken Armen wieder auffing.
„Also, ich wird dann gehen. Sasha wartet bestimmt schon eine Ewigkeit mit dem Essen auf mich. Wäre nett, wenn du nächstes Mal ein wenig früher heim kommen könntest“, erklärte Jimmy missmutig.
„Ich versuche es“, murmelte Jess. Er wusste, dass Jimmy nicht wirklich sauer war. Im Grunde war ihm nichts lieber, als mit seiner Enkelin Geschichten zu lesen, die SesamstraÃe anzugucken und ihr beim Mittagsschlaf zuzusehen.
„Kannst du morgen wieder kommen?“, fragte Jess seinen Vater.
„Ich denke, das könnte sich ausgehen.“
Jimmy hatte vor einem Jahr seine Hot-Dog-Bude verkauft und war seither Jeannies Babysitter. Jess war froh, dass er seine kleine Tochter bei jemandem lassen konnte, den er kannte und dem er vertraute und Jimmy tat ohnehin nichts Lieberes als auf sie aufzupassen.
„Die Post liegt unten auf dem Tisch“, erklärte Jimmy und ging zur Zimmertür. Bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal um.
„Ach, und deine Ex hat angerufen.“
„Nenn sie bitte Darcy“, ermahnte ihn Jess nun schon zum hundertsten Mal.
„Wie dem auch sei. Sie holt den kleinen Engel Freitagmittag ab, wenn dir das Recht ist.“
Jess nickte und murmelte noch ein „Bis morgen“, dann verschwand Jimmy.
Jeannie blickte ihren Vater mit ihren groÃen, braunen Augen an und er musste seufzen. Er hatte Darcy geheiratet, als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei. Doch bald hatten sie gemerkt, dass sie nicht wirklich viel gemeinsam hatten, auÃer eine Tochter und tollen Sex. Ein Jahr nach Jeannies Geburt trennten sie sich, und Jess hatte mit einer ganzen Kompanie an Anwälten um das Sorgerecht gekämpft. Und gewonnen. Danach hatte er dieses Haus gekauft.
Doch eigentlich hatte er sich mit Darcy immer gut verstanden und er wollte seiner Tochter auf keinen Fall zumuten, so aufwachsen zu müssen wie er. Also hatte er sich mit Darcy verabredet und sie hatten sich auÃergerichtlich darauf geeinigt, dass sie Jeannie jedes zweite Wochenende zu sich holen durfte.
„Also, SüÃe, hast du auch Hunger? Daddy hat einen Bärenhunger“, fragte Jess seine Tochter.
„Wie Balu?“
„Ja, wie Balu“, meinte Jess lachend.
Er setzte Jeannie auf seine Schultern und ging die Treppe hinunter in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Stapel Kuverts. Er sah sie kurz durch. Das meiste waren Rechnungen und Sendungen von Musikern, die ihm entweder danken wollten oder ihn verfluchten. Doch ein Brief stach ihm ins Auge. Irgendwie kam ihm diese Handschrift bekannt vor.
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte: Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.