31.12.2004, 19:11
![[Bild: fanfic_pic2.png]](http://img.photobucket.com/albums/v393/gilmores/fanfic_pic2.png)
Gauner/Halunke/Betrüger
âAlso daaas war mit Abstand der längste Flug meines Lebens!â, schniefte Lorelai und lieà sich mitten in der Eingangshalle vom Flughafen London Heathrow nieder. âAber Mom, wir waren doch bloà 2 Stunden in der Luft!â Skeptisch beäugelte die dunkelhaarige Frau im Schneidersitz das 18-jährige Mädchen, das vor ihr stand. âBist DU meine Tochter? Sind wir in irgendeiner Weise verwandt?â âIch meine ja nur! Die Reise von Connecticut nach Paris hat 5 Mal so lange gedauertâ, meinte Rory und verdrehte genervt die Augen. Lorelai stupste ihre Tochter an und schüttelte verwirrt den Kopf: âWas ist eigentlich los mit dir? Seit der Abschlussfeier bist du so eigenartig. Ständig meckerst du herum, pausenlos, in einer Tour. Du hast dich doch so auf diesen Europatrip gefreut und nun â¦â Beleidigt und mit einem Schmollmund zog Lorelai die Beine an die Brust. âIn Paris hast du nicht einmal gelacht, wie ich Michel nachgeäfft habe und glaub mir, das war eine meiner besten Interpretationen von unserem Concierge.â âTut mir Leid. Ich weià auch nicht, was mit mir los ist.â âSetz dich niederâ, wurde Rory mit eisernem und strengem Blick aufgefordert. âWas?!â âLos, komm schon! Lass dich auf dem Land der Queen höchstpersönlich nieder und nun erzähl mir schön langsam und der Reihe nach, was hier eigentlich los ist.â Seufzend plumpste Rory auf den Boden. âAlso gut, wissen Sie Frau Psychologin Dr. Dr. Dr. Lorelai Gilmore â¦â, begann sie. Rory versuchte ihrer Mutter alles verständlich zu machen, was auf der Abschlussfeier passiert war â Jess Anruf, ihr Monolog am Telefon, ihre Gefühle â die Wut und gröÃtenteils die Trauer, die sie nun empfand. âIsch verstehe, isch verstehe, diesen Bastard sollten Sie sofort vergessen.â Rory konnte ein Grinsen nicht unterdrücken: âMom, lass den armen Michel aus dem Spiel.â âIsch meine ja nur â¦â *ring* *ring* âEnschuldigen Sie misch einen klissekleinen Augenblicke, Mademoiselle!â Verzweifelt kramte Lorelai in ihrer Handtasche bis sie ihr Mobiltelefon triumphierend in der Hand hielt. âFlughafen London Heathrow. Michel am Apparatâ, säuselte sie gekonnt mit einem französischen Akzent in ihr Handy. âDas ischt nischt lustig! Hören Sie misch, L o r e l a i!â âOh Sookie, gleich lach ich mich tot. Du kannst Michel fast besser nachmachen als ich. Gratulation!â âIsch bin nischt Sookie!â âDu bist nicht ⦠oh, hmmm, oh, Michel, hmmm, ja, was verschafft mir die Ehre?â Rory hielt sich verzweifelt den Bauch und konnte einen Lachanfall nur schwer zurückhalten. âLorelai, unterlassen Sie solche niveaulosen SpäÃe in nächster Zeit!â âMichel, ⦠sind Sie, ⦠Michel, ich kann Sie kaum verstehen, sind Sie noch dran? Schhhhh, hören Sie ⦠dieses Rauschen ⦠Schhhhh ⦠die Verbindung ist super, super ⦠Schhhhh ⦠schlecht. Prinz ⦠Schhhhh ⦠William ⦠Schhhhh ⦠Kuss ⦠Bye!â âDas war ziemlich unhöflich!â Rory schüttelte ihren Kopf mit einem verschmitzen Lächeln auf dem Gesicht. âOh ja, finde ich auch. Was denkt sich der Kerl eigentlich? Mich in flagranti mit Prinz William zu stören. Falls das noch mal vorkommt ⦠ich schwöre dir ⦠dann ⦠dann.â âWir sollten unsere Koffer endlich vom Förderband holen.â âOKâ, willigte Lorelai fröhlich ein und sprang auf, als hätte das Gespräch zwischen ihr und Michel nie stattgefunden.
âIch wusste es. Verdammt, ich hab es ja geahnt!â, fluchte Lorelai lauthals vor sich hin. Auch an den anderen, gerade eben gelandeten Passagieren war der Ausbruch der Amerikanerin nicht vorbeigegangen. âMom, beruhige dich doch ⦠die Leute ⦠sie â¦!â âICH? MICH beruhigen? Nachdem mich Morton so hintergangen hat? Soll das ein Scherz sein? Meine Prada Handtasche, mein Versace Kleid und meine Gucci Schuhe auf dem Weg nach ⦠ja, wohin eigentlich? ASIEN womöglich!â, schluchzte Lorelai aus tiefstem Herzen. âDu hast doch überhaupt keine Prada Handtasche, kein Versa â¦â, fing Rory an, doch sie wurde von Lorelai unterbrochen. â âMan kann ihm vertrauenâ, hast du gesagt. âEr ist zuverlässigâ, hast du mir scheinheilig versichert und nun hat sich dieser Gauner Schrägstrich Halunke Schrägstrich Betrüger Schrägstrich â¦â Lorelai holte tief Luft: â⦠KOFFER, einfach aus dem Staub gemacht. Ich hätte ihn gleich zurückgeben sollen, hätte mich nicht mit dem kaputten Zipp abfinden dürfen, pah, und dieser Gestank, nach frischem Leder, der ist mir gleich verdächtig vorgekommen!â âMom, sie werden dir den Koffer nach Berlin schicken. Solange kannst du meine Kleidung haben.â âAusgenutzt von einem Koffer. Hintergangen von einem Gepäcksstück. Wie tief kann frau sinken? Aber das werde ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich werde aufstehen und gegen Morton vorgehen. Das hat Konsequenzen, mein Lieber, das sage ich dir!â
Angeschlagen von der Kofferlappalie und müde von dem Flug saÃen Rory und Lorelai bei Starbucks Coffee und schlürften einen heiÃen Kaffee. âSo haben wir uns das â¦â, begann Lorelai. â⦠gar nicht vorgestelltâ, beendete Rory den Satz. âIch könnte Morton bei Ebay verhökern!â âMom, der Koffer ist jetzt unwichtig.â âOder â¦â, fuhr Lorelai das Selbstgespräch fort. â⦠ich könnte den Gauner Schrägstrich Halunke Schrägstrich Betrüger Schrägstrich Koffer Michel schenken. Das wärs doch. Ein Souvenir aus seinem Heimatland Fronkreisch, wie er zu sagen pflegt.â
Eine halbe Stunde später bummelten die zwei die Oxford Street entlang. âMom?â âJa, HasenfüÃchen, Zuckerschnäuzchen, Mäusepüpschen?â âSollten wir nicht zuerst die Koffer aufs Hotel bringen?â âKoffer? Welche Koffer? Ich sehe DIE Koffer nicht! Ich sehe nur DEN Koffer und der grinst mich schon seit über einer Viertelstunde gemeiner als gemein an.â Lorelai gab dem gelben Gepäcksstück, das Rory hinter sich herzog einen Klaps. Mit gespielter Wut blieb Rory stehen: âLass gefälligst MEINEN Koffer aus dem Spiel! Der hat nichts damit zu tun!â âWoher willst du das wissen. Sie haben sich bestimmt verbündet.â
Nachdem sie im Hotel eingecheckt hatten, schlenderten Rory und Lorelai durch London. âSieh mal, Big Ben!â, jauchzte Rory los. âGuck mal, â¦â, meinte Lorelai und deutete auf ein Schaufenster. â⦠ein loyaler Koffer!â âLorelai Victoria Gilmore, ich verbiete dir hiermit dir London durch einen Koffer vermiesen zu lassen. Ich gebe mir schlieÃlich auch Mühe Jess zu vergessen!â Lorelai seufzte: âIch weiÃ. Andere Geschäfte haben auch schöne Koffer, hab ich Recht?!â
Bei ihrem Streifzug durch London bekamen die beiden Gilmores einige Sehenswürdigkeiten zu Gesicht â St. Paulâs Cathedral, Westminster Abbey, Tower Bridge und Houses of Parliament. Sie begutachteten die Stars bei Madame Tussaudâs, schossen Fotos mit ihren Lieblingen und machten am Abend im Hotelzimmer eine Pro und Contra Liste, wer von den männlichen VIPs am besten zu ihnen passen würde. Rory war gerade dabei zu erklären, warum SIE Prinz William heiraten musste und Lorelai dafür Harry abbekam, als plötzlich das Handy läutete. âWehe das ist Michel!â, grummelte Lorelai. âGrüà Gott, die Frau ohne Koffer am Apparat. Mit wem spreche ich? ⦠Luke!? ⦠oh, uns geht es hervorragend, ja, mhhh ⦠dein G e s c h e n k ⦠ich soll dir einen Tipp geben? Tja, es ist, wie soll ich sagen ⦠europäisch?! ⦠danke, dir auch eine gute Nacht. Machs gut!â âPuh, das war ja knapp. Wir sollten endlich ein passendes Souvenir für Luke suchen!â, warf Rory ein. Die Antwort âWir könnten ihm den Koffer schenken!â brachte Lorelai nur strafende Blicke ihrer Tochter ein.
Als Lorelai am nächsten Morgen ihre Mailbox abhörte konnte sie einen Lachanfall nicht zurückhalten. âMom, warum lachst du so laut. Meine Ohren. Es ist doch erst 9 Uhrâ, krächzte Rory in ihr Kissen. âHör malâ, vernahm Rory noch, bevor ihr das kalte Handy ans Ohr gepresst wurde. âSie sind mit dem Mobiltelefon von Lorelai Gilmore verbunden. Ganz recht, L o r e l a i Gilmore, die am Flughafen Heathrow von Morton sitzengelassen wurde, kaltblütig und hartherzig. Falls Sie also wissen, wo sich mein unzuverlässiger Liebhaber herumtreibt, sprechen sie nach dem *piep* ⦠äh ⦠Lorelai ⦠ich bins ⦠Emily. Wer ist Morton? Kannst du das verantworten, dass du dich während der Reise mit deiner Tochter mit einem Mann triffst? ⦠äh ⦠wie auch immer. Warum meldest du dich nicht? Ihr seid also in London. Das ist ⦠gut ⦠gut. Ruf mich an. Richte Rory schöne GrüÃe aus.â âMusste diese Mailboxansage sein?â, stöhnte Rory. âKlar, die ganze Welt soll erfahren, was für ein hinterlistiges Gepäcksstück Morton ist.â
Nach einem ausgiebigen Frühstück und zwei Kannen Kaffee, verlieÃen Rory und Lorelai das Hotel Richtung Harrods, einem der teuersten und exklusivsten Geschäfte in London. Einmal in dem Kaufhaus drinnen, kamen die beiden aus dem Staunen nicht mehr heraus. âSieh mal Rory! Diese Kette will ich haben. Du bist doch mein Baby, mein Ein und Alles! Willst du deiner lieben Mommy nicht ein diamantenbesetztes Schmuckstück kaufen?â âRück die 5599 Pfund und die 98 Cent raus und die Sache ist geritztâ, scherzte Rory. âIgitt, wäh, grauselig, gruselig, zuselig!â, stieà Lorelai wie aus heiterem Himmel hervor. âWas ist denn?â, fragte Rory verwirrt. âDa, die Taschen- und Kofferabteilung. Ich bin blind. Der Service in dem Schuppen hier ist unerhört. Es wäre doch angebracht so was wie ein Warnschild aufzustellen â âAchtung! Koffergefahr! Kinder haften für ihre Eltern!â â oder so ähnlich.â âKomm schon, lass uns gehen. Du spinnst doch.â, entgegnete Rory kopfschüttelnd.
Am letzten Tag in London erhielt Lorelai einen Anruf vom Flughafenservice â Morton war aufgetaucht. Jauchzend und glücklich schlang Lorelai ihre Arme um den Koffer. âIch dachte du magst ihn nicht mehr?â âWie bitte, wann hab ich das denn gesagt? Er ist doch bloà ein AusreiÃer Schrägstrich Drückeberger Schrägstrich Deserteur Schrägstrich Koffer. Wie könnte ich ihm da böse sein?â
Lorelai hatte endlich ihr Gepäcksstück zurück, Rory musste nicht mehr jede Minute an Jess denken und die Zeit in London war doch, letztendlich, gar nicht sooo schlecht gewesen.
![[Bild: signatur2_verndert.jpg]](http://img.photobucket.com/albums/v393/gilmores/signatur2_verndert.jpg)
Merry Christmas!