28.01.2009, 18:05
es ist mittwoch und hier bin ich wieder 
@ ~Loorie~: ich kann eigentlich nur danke für das review sagen. denn den rest wirst du selbst sehen. ich wünsche dir viel spaà beim neuen chap.
und allen anderen die es lesen auch und ich hoffe ihr hinterlasst mir mal ein review so wie die liebe ~Loorie~

@ ~Loorie~: ich kann eigentlich nur danke für das review sagen. denn den rest wirst du selbst sehen. ich wünsche dir viel spaà beim neuen chap.
und allen anderen die es lesen auch und ich hoffe ihr hinterlasst mir mal ein review so wie die liebe ~Loorie~
Von Pflastern, Küssen und groÃen Schwestern
âDas ihr Winchesters alle gleich sein müsst.â Grummelte Mary, während sie die aufgesprungene Lippe ihres ältesten Sohnes versorgte.
âAberâ¦â
âHalt still und vor allem, halt den Mund.â
Dean schmollte, aber er schwieg, während Sam sich einen Kühlbeutel auf den leichten Riss an der Wange drückte. Dazu würde Mary gleich noch kommen.
âWer von euch hat diesmal den Helden gespielt?â
âWer sagt dennâ¦â warf Dean ein, doch ein Blick seiner Mutter lieà ihn verstummen.
âEs geht dabei doch immer um ein Mädchen. Also, wer ist es diesmal?â
âDu kennst sie nichtâ¦â versuchte Dean sich herauszureden, doch Sam war gnadenlos.
âBelladonna.â
Mary hielt in der Bewegung inne und sah ihren ältesten Sohn mit hochgezogenen Augenbrauen an. âDiesmal hat sie wenigstens Verstand.â
Darauf wäre Dean sicherlich etwas eingefallen, wenn John in diesem Moment nicht nach Hause gekommen wäre.
âWas ist heute passiert?â fragte er sofort.
âDean hat Bella beschützt, das ist alles.â Antwortete Sam und sah seinen Vater mit ungetrübter Ruhe an.
âUnd deswegen musstest du gleich eine Prügelei vom Zaun reiÃen?â fuhr John seinen ältesten Sohn an.
âEr hat sie geschlagen.â Sagte Dean ebenso aufgebracht wie sein Vater es war. âDad, der Mistkerl hat Bella geschlagen.â
âUnd ihr habt euch in Schwierigkeiten gebracht.â
âJohn.â Sagte Mary mit derartiger Sanftheit in der Stimme, dass sie sämtliche Spannungen auflöste. âIch glaube, du solltest es dabei bewenden lassen.â
John seufzte, nickte jedoch. âGeht nach oben und erledigt eure Hausaufgaben.â
Die beiden Türen im ersten Stockwerk waren noch nicht ganz zugeschlagen, als Mary ihren Mann mit einem Lächeln ansah. âGibâs zu, du bist stolz auf die beiden.â
John nickte unmerklich. âDas bin ich.â
Mr. Johnson hatte uns â trotz meines Protests â nach Hause geschickt, nachdem er mir ins Gesicht gesehen hatte.
Mürrisch jagte ich den roten Scirocco die StraÃe hinunter und seufzte, als der Song âManchmal haben Frauenâ durch das Auto klang.
Ironie ist etwas Dummes.
Lorelai drückte auf einen der Knöpfe und lächelte amüsiert, als stattdessen das Lied âIch bin ein Mannâ erklang.
âÃrger dich nicht, Bella.â Sagte sie. âEs ist gut, das Johnson uns nach Hause geschickt hat.â
âWarum?â murmelte ich und überholte einen silbergrauen BMW. âWeil du deine Hausaufgaben nicht hattest?â
âJa, deswegen auch.â Antwortete mein Zwilling und streckte sich entspannt auf dem Sitz aus.
Ich schwieg daraufhin nur und genoss die kurze Stille.
âWillst du wissen, was ich denke?â fragte sie schlieÃlich.
âWeià ich das nicht längst?â
âEs ärgert dich doch am meisten, das du dich bei ihm bedanken musst.â
âWer sagt, das ich das vorhabe?â
âIch.â
Ich grummelte vor mich hin und parkte schlieÃlich rückwärts ein. âDas frisst mich jetzt irgendwie an.â
âDas war mir klar.â Antwortete sie schlug die Tür des Autos zu. âAch, wie herrlich wird es sein, wenn ich meinen Führerschein wieder habe.â
âDen bekommst du erst zu Weihnachten.â Kicherte ich und fing mir einen bösen Blick.
âSolange kann ich mir ja deinen ausleihen.â
Bevor Sie fragen â ja, das würde sie wirklich tun.
âWenn ich dich erwischeâ¦â
ââ¦machst du mir das Frühstück?â
âZwinge ich dich Tomatensaft zu trinken.â
Wie nicht anders zu erwarten war, regte sich unsere Mutter schrecklich über Nathan auf â und war Dean und Sam sogar dankbar.
Nicht das ich Nathan nicht vollends fertig gemacht hätte, wenn ich wieder auf den Beinen gewesen wäreâ¦aber trotzdem.
Auch Jason war stinksauer. Herrgott, das war als groÃer Bruder sein gutes Recht.
Erst am späten Abend, als Lorelai und ich unsere Hausaufgaben beendet hatten, wurde ich ein wenig unruhig.
Mein Zwilling wusste genau warum und wartete scheinheilig, bis ich von selbst damit heraus rückte.
Sind Geschwister nicht was Schönes?
âWie spät ist es?â fragte ich schlieÃlich und Lorelai sah auf die Uhr. Nicht, das sie das nicht schon vorher getan hätte, aber das gehörte zum Spielchen dazu.
âKurz vor neun.â
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. âNa schön, du hast gewonnen.â
âIch weià gar nicht, was du meinst.â Sagte sie scheinheilig und ich stand grinsend auf.
âGut, dann kannst du ja hier bleiben.â
âWie, du nimmst mich nicht mit?â
âDu weiÃt doch gar nicht, was ich meine, oder? Dann musst du ja auch nicht mitkommen.â
Sie sah mich spottend an. Ich lachte und öffnete die Tür ihres Zimmers. âJa, willst du nun mitkommen, oder nicht?â
âBlöde Frage.â Murmelte sie, schnappte die Bluse die über dem Stuhl hing und folgte mir in die Dunkelheit.
Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich zögernd, wie eine verknallte Grundschülerin das Haus verlieÃ. Nicht das es Lorelai anders gehen würde â sie war genauso hibbelig wie ich und kicherte laufend â aber das hierâ¦hm.
SchlieÃlich erklärte ich mich selbst für ein Kleinkind und klingelte. Als Mary öffnete, war ich wieder die Ruhe selbst.
âOh, Bella, Lorelai. Kommt doch herein.â
âDanke, Mrs. Winchester.â Sagte Lorelai höflich aber sie winkte ab.
âIhr könnt mich Mary nennen. Wie geht es dir, Bella?â wechselte sie überraschend das Thema und ich lächelte schwach. âNur ein Kratzer, nichts schlimmes.â
âWas kann ich für euch tun?â
âWir wollten wissen, wie es Dean und Sam geht.â Sagte Lorelai offen. Sehen Sie, noch so ein Mensch, der direkt ansprach, was er wollte. âSie sind wegen unsâ¦â
ââ¦wegen mirâ¦â unterbrach ich.
ââ¦wegen UNS in Schwierigkeiten geraten.â Beendete mein Zwilling.
Mary lächelte und nickte. âSie müssten oben sein. Nur zu, ich hoffe nicht, das sie euch beiÃen werden.â
Mir entrang sich ein Grinsen, als ich mit Lorelai zusammen die Stufen hinauf ging.
Wie leise wir auf einmal warenâ¦wie die Einbrecher, stahlen wir uns durch das fremde Haus.
Wir mussten gerade am Treppenabsatz angekommen sein, als Lorelai mir zunickte. Ich seufzte, gab jedoch nach.
âDean?â rief ich und beinahe war zu hören, wie die Stille Gestalt annahm.
âWir sind hier.â Antwortete jemand und Lorelai öffnete die Tür zu ihrer linken.
Die zwei schienen es ebenso wie wir zu halten, denn Dean hatte sich auf dem Sofa ausgestreckt, während Sam am Schreibtisch saà und bis jetzt etwas nachgesehen haben musste.
âWas macht ihr denn hier?â fragte er überrascht und drehte sich mit dem Stuhl zu uns um.
Mein Zwilling lächelte zögernd. Sie wissen schon, dieser herrlich verlegene Augenaufschlag von unten, der alles im Umkreis von 10 Metern zum schmelzen bringen soll.
Muss ich sagen, dass sie Erfolg hatte?
âWir wolltenâ¦â ich riss mich zusammen und stellte mich dem amüsierten Blick der dunklen Augen. ââ¦nach euch sehen.â
âWie kommst du denn dazu?â spottete Dean und ignorierte gekonnt das genervte Aufseufzen seines Bruders.
âMum kommt nach Hause.â Bemerkte Lorelai plötzlich und ich sah auf.
âOh Gott, wir sollten eigentlich da sein.â
Die zwei erhoben sich. âIst schon gut.â Sagte Sam und lächelte meinem Zwilling zu. âWir bringen euch eben noch rüber, damit sie weiÃ, wo ihr wart.â
Dean und ich wechselten kein Wort, während wir die Stufen hinab stiegen. Lorelai und Sam dagegen unterhielten sich munter über dies und jenes und flirteten so ungeniert, das selbst Mary die Augenbrauen hob, als wir uns an ihr vorbei nach drauÃen schoben.
Wir nickten Catherine zu, die mit den Gedanken natürlich wieder ganz woanders war.
âGute Nacht.â Sagte Lorelai, die schon halb die Tür geöffnet hatte. Sam lächelte, küsste sie kurz auf die Wange und ging.
Sie wurde einen Moment lang still, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie ging als erstes ins Haus.
Blieben noch Dean und ich. Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
âUnd was genau wolltest du nun, Prinzessin?â
Ich überging den Seitenhieb, riss mich zusammen und sah ihn offen an. âDanke.â
âWofür?â
âFür die Hilfe.â Brachte ich zwischen den Zähnen hervor und er sah mich spottend an.
âWenn dich jemand anpackt, dann bin ich das.â
Und ich wollte freundlich sein? So viel dazu.
Trotzdem.
âWie wäre es mit einem Kuss als Wiedergutmachung?â
Ich musste lachen. âWie wäre es, wenn ich das Machoweib als Wiedergutmachung einfach vergesse?â
Er trat einen Schritt auf mich zu, hob die Hand und strich leicht über meine geschwollene Wange. âDas wäre ein Anfang.â
Als er sich zu mir neigte, legte ich ihm mit einem amüsierten Lächeln einen Finger auf die Lippen. âKennst du das Märchen vom Froschkönig nicht?â
âKüss mich, dann werde ich ein Prinz.â Antwortete er und ich sah ihn so überrascht an, das er begann zu lachen.
âDarauf fällt mir jetzt nichts ein.â Sagte ich ehrlich.
âMir schon.â Erwiderte Dean, hob mein Kinn an und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
âTräume süÃ, Prinzessin.â
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und folgte seinem Bruder.
Erst als ich die Haustür verdattert hinter mir schloss und hörte, wie mein Zwilling glücklich kichernd durch den Flur hüpfte, wurde mir bewusst, dass er mich einfach stehen gelassen hatte.
Ich lag nachts noch wach, konnte nicht schlafen und stand schlieÃlich auf. Mit einem Buch und ein paar Kerzen setzte ich mich auf die Rundung vor dem Fenster, die schon immer gepolstert gewesen war und begann zu lesen.
Unser Vater hatte schon früher immer gesagt, dass das Lesen im Halbdunkel mir nicht gut tun würde - ich hatte es trotzdem getan.
Irgendwann würde ich deswegen vielleicht eine Brille tragen müssen, aber hey, nobody is perfect. Ich sag´s nicht weiter, wenn Sie es ebenso halten.
Warum auch immer, der Kuss hatte mich ein wenig aus der Fassung gebracht. Es stimmte schon, mit Nathan hatte ich kein Glück gehabt - das zeigte mein Spiegelbild mir spätestens jetzt â aber so wie Dean hatte er mich nie geküsst.
Okay, er war eben weder zärtlich noch sanft gewesen aber da warâ¦verstehen Sie, da war einfach etwasâ¦das ich nicht betiteln konnte.
Es war wieâ¦wieâ¦Strom, der durch meine Blutbahn jagte und die Funken auf meinen Lippen tanzen lieÃ, auch wenn der Nachdruck der Berührung längst verklungen war.
Ob Lorelai sich wohl auch so fühlte?
Ich war drauf und dran aufzustehen, als ich bemerkte, was ich tun wollte.
Warum sollte ich sie jetzt wecken?
Um ihr die Widersprüche zu erklären, die sich in mir auftaten? Die Abgründe zu erforschen, die ich nicht erkunden wollte? Oder doch nur, um das wissende Lächeln meines Zwillings zu sehen, das sich nach und nach zu einem Grinsen ausbreiteten würde?
Nein, ich würde sie nicht wecken.
Ich nahm meine Decke und setzte mich ans Fenster. Das gepolsterte Sofa verlieh mir dieselbe Sicherheit, wie einem kleinen Mädchen das Bett.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn ich hörte schon nicht mehr, wie die Tür meiner Schwester sich öffnete.
Auch sie konnte nicht schlafen und stieg die Stufen in den Flur hinunter. Sie trug nur den Schlafanzug und die Strickjacke darüber, die sie letztes Jahr zu Weihnachten von unserer GroÃmutter bekommen hatte.
Ich konnte diese Jacken nicht tragen, denn die Wolle juckte auf der Haut zu sehr. Es hatte mich fast verrückt gemacht.
Lorelai jedoch trug sie gern und setzte sich nun schweigend auf die Hollywoodschaukel, die auf der Veranda stand. Es war knapp vier Uhr am Morgen.
Sowohl sie als auch ich hatten natürlich Erinnerungen an unseren Vater. Sie hatten manchmal zusammen dort gesessen und über die Dinge gesprochen, die mein Zwilling noch tun wollte.
Pläne, Wünsche, Hoffnungen.
Makaber, wenn ich daran dachte, das Jonathan keine vier Monate danach starb.
Sie hatte ebenso an ihm gehangen, wie ich. Jason hatte sich nie gut mit ihm verstanden. So saà mein Zwilling dort und lieà die Gespräche Revue passieren.
Es war ein heiÃer Sommertag gewesen, als sie auf die Frage gekommen waren, was Lorelai einmal werden wollte. Das Thema war damals noch in weiter Ferne gewesen, denn unser 10 Geburtstag, war kaum zwei Wochen her.
âLorelai?â
âJa, Dad?â
Ist es nicht seltsam, wie naiv ein Kind ist? Sie sind immer ehrlich, in der festen Ãberzeugung, dass ihnen niemand etwas Böses will.
âWas willst du einmal werden?â
Das kleine Mädchen, das meine Schwester einmal gewesen war, dachte angestrengt nach, dann lächelte sie. âAnwältin.â
âWarum?â fragte unser Vater leise lachend. âWeil deine Mum es auch ist?â
âNein.â Antwortete sie fröhlich. âWeil ich dann nichts falsch machen kann.â
âWie kommst du darauf?â
Die kindliche Ãberzeugung war ihrem Gesicht deutlich anzusehen. âWeil Mum auch immer nur böse Menschen anklagt.â
âSo einfach ist das nicht, mein Schatz.â
âWarum nicht?â wollte sie wissen und versuchte ihre Ordnung wieder ins Lot zu bringen. In diesem Punkt waren sie und ich einander auch ähnlich. Wir beide hatten unsere Auffassung von manchen Dingen. Wir waren zwar bereit zuzuhören, aber wenn jemand durcheinander brachte, war für uns selbstverständlich war, brauchten wir einen Moment um die Basisgleichung wieder herzustellen.
âManchmal muss sie jemanden anklagen, nur weil der Verdacht besteht.â
Lorelai überlegte einen Augenblick lang. âDas finde ich nicht richtig.â
Jonathan lachte und strich ihr durch das kastanienbraune Haar. âDas ist es manchmal auch nicht.â
âAber warum klagt Mum sie dann an?â bohrte Lorelai weiter.
âWeil sie keine andere Wahl hat.â
âMan hat immer eine Wahl.â Hielt mein Zwilling dagegen.
Daran können Sie sehen, das KlugscheiÃer schon von klein auf so sind.
âDas wirst du verstehen, wenn du groà bist.â Hatte unser Vater geantwortet.
Ãber die Erinnerungen hinweg, war Lorelai eingeschlafen.
Es musste kurz nach acht Uhr früh sein, als mich das Geklingel an der Tür aus dem Schlaf riss. Ich wollte mich gerade auf die andere Seite meines Bettes drehen, als ich von der Fensterbank fiel und hart auf den kalten Dielen aufkam.
Hellwach hastete ich die Stufen hinunter, denn die offene Zimmertür meiner Schwester machte mir Sorgen.
Ich riss die Haustür auf. âWas ist passiert?â
Sam schob sich mit der schlafenden Lorelai auf dem Arm an mir vorbei. Sie war eiskalt und durchgefroren.
âSie hat drauÃen auf der Hollywoodschaukel gesessen.â Sagte Sam.
âIch mach ihr â¦einen Tee.â Antwortete ich. âIhr Zimmer ist das rechte gegenüber der Treppe.â
âOkay.â Ohne ein Wort stieg er die Treppe hinauf.
âGeht das bei euch immer so ab?â spottete jemand von der Tür her und ich hob den Kopf. Dean lehnte im Türrahmen und musterte mich beinahe kalt. Ich konnte nicht sagen warum, aber allein die Art, wie er mich ansah, machte mich zornig.
âWas meinst du damit?â
âSie beschützt dich und du versagst auf ganzer Linie?â
âVorsicht.â Sagte ich kalt.
Er sollte wirklich den Mund halten, denn er traf einen verdammt Wunden Punkt.
âWieso?â fragte er verächtlich. âWeil du nicht einmal auf deine kleine Schwester aufpassen kannst?â
âDu hast doch keine Ahnung.â Knurrte ich und ging in die Küche.
Es war nicht das erste Mal, das Lorelai dort drauÃen gesessen hatte. Das tat sie öfters aber es war noch nie passiert, dass ich sie nicht herein geholt hatte.
Wenn Winter gewesen wäre, hätte es böse enden können.
Ob es mir nun passte oder nicht, Dean hatte Recht. Ich musste besser auf sie aufpassen.
âAch nein? Sie legt sich wegen dir mit einem Lehrer an und du kriegst es nicht mal mit, wenn sie sich auf der Veranda den Tod holt?â
âRaus.â Sagte ich und die Ruhe die in meinem Tonfall lag, war mehr als bestimmend.
âWeil du die Wahrheit nicht verträgst?â
âRAUS!â
Er ging und das war gut für ihn.
Ich erinnerte mich noch gut an eine Szenerie mit unserem Vater.
Lorelai und ich waren allein zu Hause gewesen. Mum war in einer Verhandlung, Jonathan hatte Jason zum Angeln mitgenommen.
Ich war älter als Lorelai â zwar nur dreizehn Minuten â aber das spielte keine Rolle. Ein Instinkt, nichts weiter, das mich dazu antrieb meinen Zwilling zu beschützen.
Wir hatten im Keller gespielt, obwohl unsere Eltern es ausdrücklich verboten hatten. Wir mussten 5, vielleicht 6 gewesen sein.
Die Treppe die hinunter führte war morsch, das hatte Jason uns erklärt aber wir hatten nicht hören wollen. Lorelai war vor mir die Stufen hinab gesprungen â wir hatten Fangen gespielt â und war durch das alte Holz gebrochen. Ich konnte heute nicht mehr sagen, wie tief sie gefallen war, doch sie hatte sich damals das Sprunggelenk gebrochen.
Als unser Vater nach Hause gekommen war, hatte er wohl gleich gespürt, dass etwas nicht stimmt und hatte laut nach uns gerufen. Ich hatte versucht meine Schwester wieder nach oben zu bringen, doch nachdem ich durch das Loch nach unten geklettert war, waren wir nicht mehr nach oben zurückgekommen.
Jonathan hatte den Krankenwagen gerufen, doch bis wir beide aus dem dunklen Keller gekommen waren, war mein Zwilling schon bewusstlos. Ihre Haut war auch damals bitterkalt gewesen.
âWas hast du dir dabei gedacht?â hatte Jonathan mich angefahren. âDu hättest auf sie aufpassen müssen. Du bist ihre groÃe Schwester.â
Von da an hatte ich sie nur selten aus den Augen gelassen. Nach seinem Tod hatte ich mich gefragt, ob ich auch auf ihn hätte aufpassen müssen, aber Jason hatte nur den Kopf geschüttelt und mich an sich gezogen, bis ich nicht mehr geweint hatte.
Wie konnte Dean es wagen, infrage zu stellen, ob ich auf sie aufpasste?
Ich kochte ihr Tee, wickelte die Wärmflasche sorgfältig in eins der Handtücher ein, das unsere GroÃmutter geduldig bestickt hatte und lief die Stufen hinauf.
Als ich ins Zimmer hinein kam, saà Sam auf der Bettkante. Lorelai war in ihre Decke gewickelt zwischen den Kissen vergraben.
Ich stellte den Tee und die Wärmflasche auf dem Nachttisch ab und schüttelte sie sanft an den Schultern. âLorelai?â
Sie kam zu sich und sah mich an. Furchtbar blass war sie, die Kälte schien ihr alle Farbe aus dem Gesicht getrieben zu haben.
âBellaâ¦â murmelte sie und sah sich im Zimmer um. âSam?â
Er nickte und sie lächelte leicht.
âLorelai?â fragte ich und sie sah mich wieder an. âIch habe dir eine Badewanne eingelassen. Du solltest dich aufwärmen und ein bisschen schlafen.â
âIst gut.â Murmelte sie und richtete sich auf. âMir ist ganz kalt.â Stellte sie überrascht fest und ich sah, wie Sam nachsichtig lächelte. Wie ich gesagt hatte, meine kleine Schwester war chaotisch.
Sie stand auf, strauchelte und kippte nach hinten um. Sam fing sie auf und folgte mir mit ihr auf dem Arm den Flur hinab.
âDu bist wohl noch etwas schwach auf den Beinen.â Stellte er fest.
So eisig es auch gewesen sein mochte, ich könnte schwören, dass ihr im Augenblick alles andere als kalt war.
Im Bad angekommen, lieà ich die Tür offen und kippte ein wenig Erkältungsbad ins heiÃe Wasser. Meine Schwester war ungenieÃbar, wenn sie erstmal krank war. Also lieà ich es am besten gar nicht erst dazu kommen.
Sam lieà sie auf ihre eigenen FüÃe zurück, stand jedoch bei ihr, falls sie noch einmal das Gleichgewicht verlieren würde.
Ich sah ihn einen Augenblick lang abwartend an, dann räusperte ich mich.
âSam?â
Er wandte den Kopf und sah mich an. âWas denn?â
Ich stellte beinahe demonstrativ das Badewasser ab, hob die Augenbrauen und sah ihn an.
Keine Reaktion.
âSamâ¦sie ist ein Mädchen.â
âOh.â Entfuhr es ihm. Er errötete und trat einen Schritt zurück. âEntschuldige. Ich wollte nichtâ¦â
âSchon gut.â Unterbrach ich ihn und lieà mich mit dem Rücken am Rand der Badewanne herab sinken, als die Tür zu und mein Zwilling im heiÃen Wasser war.
Einen Moment lang herrschte Stille zwischen uns beiden.
âWie geht es dir?â fragte ich dann, mehr um die Stille zu durchbrechen, als eine Antwort zu hören.
Sie nieste und mir entrang sich ein schwaches Lächeln. âIch hole dir einen neuen Schlafanzug.â
âBella?â
âJa?â ich drehte mich an der Tür noch einmal zu ihr um.
âZieh dir bitte was anderes an.â
âWiesoâ¦â ich sah an mir herunter.
Wenn ich eben noch behauptet hatte, dass Sam rot geworden war, dann wäre mein Kopf jetzt in völliger Dunkelheit drei Meilen weit zu sehen gewesen.
Ich trug ein langes Hemd meines Vaters und Unterwäsche.
Na herrlich.
Das Wasser war kalt geworden und Sam und ich hatten Lorelai zu Bett gebracht, ehe ich die zwei allein gelassen hatte.
Ich war zu aufgewühlt, um über irgendwas nachzudenken. AuÃerdem traute ich Sam gerade noch zu, nicht über meinen Zwilling herzufallen, während sie schlief.
Hol´s der Henker, ich vertraute Dean und Sam.
âWarum warst du da drauÃen?â wollte Sam wissen, als Lorelai aufrecht im Bett saà und an dem süÃen Tee nippte, den ich ihr nach oben gebracht hatte.
Trotz des heiÃen Bades, waren ihre Finger noch kalt.
âIch sitze öfters dort.â
âMitten in der Nacht?â fragte er und hob die Augenbrauen.
âJa.â antwortete mein Zwilling.
âWarum?â
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Es war nicht die fordernde oder spottende Art, wie Dean nach solchen Dingen fragen würde. Vielmehr war es eine Bitte, ja, die Frage, die er gestellt hatte. Er lieà ihr die Möglichkeit nein zu sagen.
âIch habe dort oft mit meinem Dad gesessen.â Sagte sie schlieÃlich und stellte die Tasse auf den Nachttisch zurück.
âEntschuldige die Frage.â Erwiderte Sam sofort, aber mein Zwilling lächelte nur und schüttelte den Kopf. âIst schon gut. Sie war ja berechtigt.â
âDu solltest schlafen.â Bemerkte er aber Lorelai schüttelte den Kopf und drängte sich etwas tiefer in die dicke Decke.
âIch kann nicht.â
âWarum?â
âEs ist zu kalt.â Antwortete sie.
Ja, zugegeben, das war ein so was von deutlicher Seitenwink gewesen, aber wäre Sam Winchester der Gentleman, der er war, wenn er so wie sein Bruder gehandelt hätte?
Wahrscheinlich nicht.
âIch verstehe.â
Meine Schwester zögerte, dann sah sie ihn an und errötete, ebenso wie er es zuvor getan hatte.
âKommst duâ¦zu mir?â
Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen, doch er tat ihr den Gefallen und setzte sich beinahe angespannt zu ihr. Das übliche Zögern, die zu groÃe Vorsicht? Wer wusste das schon?
Sie rutschte zur Seite und schmiegte das Gesicht an seine Schulter. âDu bist schön warm.â Murmelte sie.
Es dauerte tatsächlich nicht lange und sie war eingeschlafen.
Sam blieb bei ihr und bemerkte sehr wohl, dass sie sich im Schlaf immer enger an ihn schmiegte, bis er die Arme um sie schloss.
Wenn es bei Dean und mir doch auch so einfach wäre.
Review ist wie immer erwünscht.
Lg und Cous jessy
âAberâ¦â
âHalt still und vor allem, halt den Mund.â
Dean schmollte, aber er schwieg, während Sam sich einen Kühlbeutel auf den leichten Riss an der Wange drückte. Dazu würde Mary gleich noch kommen.
âWer von euch hat diesmal den Helden gespielt?â
âWer sagt dennâ¦â warf Dean ein, doch ein Blick seiner Mutter lieà ihn verstummen.
âEs geht dabei doch immer um ein Mädchen. Also, wer ist es diesmal?â
âDu kennst sie nichtâ¦â versuchte Dean sich herauszureden, doch Sam war gnadenlos.
âBelladonna.â
Mary hielt in der Bewegung inne und sah ihren ältesten Sohn mit hochgezogenen Augenbrauen an. âDiesmal hat sie wenigstens Verstand.â
Darauf wäre Dean sicherlich etwas eingefallen, wenn John in diesem Moment nicht nach Hause gekommen wäre.
âWas ist heute passiert?â fragte er sofort.
âDean hat Bella beschützt, das ist alles.â Antwortete Sam und sah seinen Vater mit ungetrübter Ruhe an.
âUnd deswegen musstest du gleich eine Prügelei vom Zaun reiÃen?â fuhr John seinen ältesten Sohn an.
âEr hat sie geschlagen.â Sagte Dean ebenso aufgebracht wie sein Vater es war. âDad, der Mistkerl hat Bella geschlagen.â
âUnd ihr habt euch in Schwierigkeiten gebracht.â
âJohn.â Sagte Mary mit derartiger Sanftheit in der Stimme, dass sie sämtliche Spannungen auflöste. âIch glaube, du solltest es dabei bewenden lassen.â
John seufzte, nickte jedoch. âGeht nach oben und erledigt eure Hausaufgaben.â
Die beiden Türen im ersten Stockwerk waren noch nicht ganz zugeschlagen, als Mary ihren Mann mit einem Lächeln ansah. âGibâs zu, du bist stolz auf die beiden.â
John nickte unmerklich. âDas bin ich.â
Mr. Johnson hatte uns â trotz meines Protests â nach Hause geschickt, nachdem er mir ins Gesicht gesehen hatte.
Mürrisch jagte ich den roten Scirocco die StraÃe hinunter und seufzte, als der Song âManchmal haben Frauenâ durch das Auto klang.
Ironie ist etwas Dummes.
Lorelai drückte auf einen der Knöpfe und lächelte amüsiert, als stattdessen das Lied âIch bin ein Mannâ erklang.
âÃrger dich nicht, Bella.â Sagte sie. âEs ist gut, das Johnson uns nach Hause geschickt hat.â
âWarum?â murmelte ich und überholte einen silbergrauen BMW. âWeil du deine Hausaufgaben nicht hattest?â
âJa, deswegen auch.â Antwortete mein Zwilling und streckte sich entspannt auf dem Sitz aus.
Ich schwieg daraufhin nur und genoss die kurze Stille.
âWillst du wissen, was ich denke?â fragte sie schlieÃlich.
âWeià ich das nicht längst?â
âEs ärgert dich doch am meisten, das du dich bei ihm bedanken musst.â
âWer sagt, das ich das vorhabe?â
âIch.â
Ich grummelte vor mich hin und parkte schlieÃlich rückwärts ein. âDas frisst mich jetzt irgendwie an.â
âDas war mir klar.â Antwortete sie schlug die Tür des Autos zu. âAch, wie herrlich wird es sein, wenn ich meinen Führerschein wieder habe.â
âDen bekommst du erst zu Weihnachten.â Kicherte ich und fing mir einen bösen Blick.
âSolange kann ich mir ja deinen ausleihen.â
Bevor Sie fragen â ja, das würde sie wirklich tun.
âWenn ich dich erwischeâ¦â
ââ¦machst du mir das Frühstück?â
âZwinge ich dich Tomatensaft zu trinken.â
Wie nicht anders zu erwarten war, regte sich unsere Mutter schrecklich über Nathan auf â und war Dean und Sam sogar dankbar.
Nicht das ich Nathan nicht vollends fertig gemacht hätte, wenn ich wieder auf den Beinen gewesen wäreâ¦aber trotzdem.
Auch Jason war stinksauer. Herrgott, das war als groÃer Bruder sein gutes Recht.
Erst am späten Abend, als Lorelai und ich unsere Hausaufgaben beendet hatten, wurde ich ein wenig unruhig.
Mein Zwilling wusste genau warum und wartete scheinheilig, bis ich von selbst damit heraus rückte.
Sind Geschwister nicht was Schönes?
âWie spät ist es?â fragte ich schlieÃlich und Lorelai sah auf die Uhr. Nicht, das sie das nicht schon vorher getan hätte, aber das gehörte zum Spielchen dazu.
âKurz vor neun.â
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. âNa schön, du hast gewonnen.â
âIch weià gar nicht, was du meinst.â Sagte sie scheinheilig und ich stand grinsend auf.
âGut, dann kannst du ja hier bleiben.â
âWie, du nimmst mich nicht mit?â
âDu weiÃt doch gar nicht, was ich meine, oder? Dann musst du ja auch nicht mitkommen.â
Sie sah mich spottend an. Ich lachte und öffnete die Tür ihres Zimmers. âJa, willst du nun mitkommen, oder nicht?â
âBlöde Frage.â Murmelte sie, schnappte die Bluse die über dem Stuhl hing und folgte mir in die Dunkelheit.
Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich zögernd, wie eine verknallte Grundschülerin das Haus verlieÃ. Nicht das es Lorelai anders gehen würde â sie war genauso hibbelig wie ich und kicherte laufend â aber das hierâ¦hm.
SchlieÃlich erklärte ich mich selbst für ein Kleinkind und klingelte. Als Mary öffnete, war ich wieder die Ruhe selbst.
âOh, Bella, Lorelai. Kommt doch herein.â
âDanke, Mrs. Winchester.â Sagte Lorelai höflich aber sie winkte ab.
âIhr könnt mich Mary nennen. Wie geht es dir, Bella?â wechselte sie überraschend das Thema und ich lächelte schwach. âNur ein Kratzer, nichts schlimmes.â
âWas kann ich für euch tun?â
âWir wollten wissen, wie es Dean und Sam geht.â Sagte Lorelai offen. Sehen Sie, noch so ein Mensch, der direkt ansprach, was er wollte. âSie sind wegen unsâ¦â
ââ¦wegen mirâ¦â unterbrach ich.
ââ¦wegen UNS in Schwierigkeiten geraten.â Beendete mein Zwilling.
Mary lächelte und nickte. âSie müssten oben sein. Nur zu, ich hoffe nicht, das sie euch beiÃen werden.â
Mir entrang sich ein Grinsen, als ich mit Lorelai zusammen die Stufen hinauf ging.
Wie leise wir auf einmal warenâ¦wie die Einbrecher, stahlen wir uns durch das fremde Haus.
Wir mussten gerade am Treppenabsatz angekommen sein, als Lorelai mir zunickte. Ich seufzte, gab jedoch nach.
âDean?â rief ich und beinahe war zu hören, wie die Stille Gestalt annahm.
âWir sind hier.â Antwortete jemand und Lorelai öffnete die Tür zu ihrer linken.
Die zwei schienen es ebenso wie wir zu halten, denn Dean hatte sich auf dem Sofa ausgestreckt, während Sam am Schreibtisch saà und bis jetzt etwas nachgesehen haben musste.
âWas macht ihr denn hier?â fragte er überrascht und drehte sich mit dem Stuhl zu uns um.
Mein Zwilling lächelte zögernd. Sie wissen schon, dieser herrlich verlegene Augenaufschlag von unten, der alles im Umkreis von 10 Metern zum schmelzen bringen soll.
Muss ich sagen, dass sie Erfolg hatte?
âWir wolltenâ¦â ich riss mich zusammen und stellte mich dem amüsierten Blick der dunklen Augen. ââ¦nach euch sehen.â
âWie kommst du denn dazu?â spottete Dean und ignorierte gekonnt das genervte Aufseufzen seines Bruders.
âMum kommt nach Hause.â Bemerkte Lorelai plötzlich und ich sah auf.
âOh Gott, wir sollten eigentlich da sein.â
Die zwei erhoben sich. âIst schon gut.â Sagte Sam und lächelte meinem Zwilling zu. âWir bringen euch eben noch rüber, damit sie weiÃ, wo ihr wart.â
Dean und ich wechselten kein Wort, während wir die Stufen hinab stiegen. Lorelai und Sam dagegen unterhielten sich munter über dies und jenes und flirteten so ungeniert, das selbst Mary die Augenbrauen hob, als wir uns an ihr vorbei nach drauÃen schoben.
Wir nickten Catherine zu, die mit den Gedanken natürlich wieder ganz woanders war.
âGute Nacht.â Sagte Lorelai, die schon halb die Tür geöffnet hatte. Sam lächelte, küsste sie kurz auf die Wange und ging.
Sie wurde einen Moment lang still, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie ging als erstes ins Haus.
Blieben noch Dean und ich. Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
âUnd was genau wolltest du nun, Prinzessin?â
Ich überging den Seitenhieb, riss mich zusammen und sah ihn offen an. âDanke.â
âWofür?â
âFür die Hilfe.â Brachte ich zwischen den Zähnen hervor und er sah mich spottend an.
âWenn dich jemand anpackt, dann bin ich das.â
Und ich wollte freundlich sein? So viel dazu.
Trotzdem.
âWie wäre es mit einem Kuss als Wiedergutmachung?â
Ich musste lachen. âWie wäre es, wenn ich das Machoweib als Wiedergutmachung einfach vergesse?â
Er trat einen Schritt auf mich zu, hob die Hand und strich leicht über meine geschwollene Wange. âDas wäre ein Anfang.â
Als er sich zu mir neigte, legte ich ihm mit einem amüsierten Lächeln einen Finger auf die Lippen. âKennst du das Märchen vom Froschkönig nicht?â
âKüss mich, dann werde ich ein Prinz.â Antwortete er und ich sah ihn so überrascht an, das er begann zu lachen.
âDarauf fällt mir jetzt nichts ein.â Sagte ich ehrlich.
âMir schon.â Erwiderte Dean, hob mein Kinn an und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
âTräume süÃ, Prinzessin.â
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und folgte seinem Bruder.
Erst als ich die Haustür verdattert hinter mir schloss und hörte, wie mein Zwilling glücklich kichernd durch den Flur hüpfte, wurde mir bewusst, dass er mich einfach stehen gelassen hatte.
Ich lag nachts noch wach, konnte nicht schlafen und stand schlieÃlich auf. Mit einem Buch und ein paar Kerzen setzte ich mich auf die Rundung vor dem Fenster, die schon immer gepolstert gewesen war und begann zu lesen.
Unser Vater hatte schon früher immer gesagt, dass das Lesen im Halbdunkel mir nicht gut tun würde - ich hatte es trotzdem getan.
Irgendwann würde ich deswegen vielleicht eine Brille tragen müssen, aber hey, nobody is perfect. Ich sag´s nicht weiter, wenn Sie es ebenso halten.
Warum auch immer, der Kuss hatte mich ein wenig aus der Fassung gebracht. Es stimmte schon, mit Nathan hatte ich kein Glück gehabt - das zeigte mein Spiegelbild mir spätestens jetzt â aber so wie Dean hatte er mich nie geküsst.
Okay, er war eben weder zärtlich noch sanft gewesen aber da warâ¦verstehen Sie, da war einfach etwasâ¦das ich nicht betiteln konnte.
Es war wieâ¦wieâ¦Strom, der durch meine Blutbahn jagte und die Funken auf meinen Lippen tanzen lieÃ, auch wenn der Nachdruck der Berührung längst verklungen war.
Ob Lorelai sich wohl auch so fühlte?
Ich war drauf und dran aufzustehen, als ich bemerkte, was ich tun wollte.
Warum sollte ich sie jetzt wecken?
Um ihr die Widersprüche zu erklären, die sich in mir auftaten? Die Abgründe zu erforschen, die ich nicht erkunden wollte? Oder doch nur, um das wissende Lächeln meines Zwillings zu sehen, das sich nach und nach zu einem Grinsen ausbreiteten würde?
Nein, ich würde sie nicht wecken.
Ich nahm meine Decke und setzte mich ans Fenster. Das gepolsterte Sofa verlieh mir dieselbe Sicherheit, wie einem kleinen Mädchen das Bett.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn ich hörte schon nicht mehr, wie die Tür meiner Schwester sich öffnete.
Auch sie konnte nicht schlafen und stieg die Stufen in den Flur hinunter. Sie trug nur den Schlafanzug und die Strickjacke darüber, die sie letztes Jahr zu Weihnachten von unserer GroÃmutter bekommen hatte.
Ich konnte diese Jacken nicht tragen, denn die Wolle juckte auf der Haut zu sehr. Es hatte mich fast verrückt gemacht.
Lorelai jedoch trug sie gern und setzte sich nun schweigend auf die Hollywoodschaukel, die auf der Veranda stand. Es war knapp vier Uhr am Morgen.
Sowohl sie als auch ich hatten natürlich Erinnerungen an unseren Vater. Sie hatten manchmal zusammen dort gesessen und über die Dinge gesprochen, die mein Zwilling noch tun wollte.
Pläne, Wünsche, Hoffnungen.
Makaber, wenn ich daran dachte, das Jonathan keine vier Monate danach starb.
Sie hatte ebenso an ihm gehangen, wie ich. Jason hatte sich nie gut mit ihm verstanden. So saà mein Zwilling dort und lieà die Gespräche Revue passieren.
Es war ein heiÃer Sommertag gewesen, als sie auf die Frage gekommen waren, was Lorelai einmal werden wollte. Das Thema war damals noch in weiter Ferne gewesen, denn unser 10 Geburtstag, war kaum zwei Wochen her.
âLorelai?â
âJa, Dad?â
Ist es nicht seltsam, wie naiv ein Kind ist? Sie sind immer ehrlich, in der festen Ãberzeugung, dass ihnen niemand etwas Böses will.
âWas willst du einmal werden?â
Das kleine Mädchen, das meine Schwester einmal gewesen war, dachte angestrengt nach, dann lächelte sie. âAnwältin.â
âWarum?â fragte unser Vater leise lachend. âWeil deine Mum es auch ist?â
âNein.â Antwortete sie fröhlich. âWeil ich dann nichts falsch machen kann.â
âWie kommst du darauf?â
Die kindliche Ãberzeugung war ihrem Gesicht deutlich anzusehen. âWeil Mum auch immer nur böse Menschen anklagt.â
âSo einfach ist das nicht, mein Schatz.â
âWarum nicht?â wollte sie wissen und versuchte ihre Ordnung wieder ins Lot zu bringen. In diesem Punkt waren sie und ich einander auch ähnlich. Wir beide hatten unsere Auffassung von manchen Dingen. Wir waren zwar bereit zuzuhören, aber wenn jemand durcheinander brachte, war für uns selbstverständlich war, brauchten wir einen Moment um die Basisgleichung wieder herzustellen.
âManchmal muss sie jemanden anklagen, nur weil der Verdacht besteht.â
Lorelai überlegte einen Augenblick lang. âDas finde ich nicht richtig.â
Jonathan lachte und strich ihr durch das kastanienbraune Haar. âDas ist es manchmal auch nicht.â
âAber warum klagt Mum sie dann an?â bohrte Lorelai weiter.
âWeil sie keine andere Wahl hat.â
âMan hat immer eine Wahl.â Hielt mein Zwilling dagegen.
Daran können Sie sehen, das KlugscheiÃer schon von klein auf so sind.
âDas wirst du verstehen, wenn du groà bist.â Hatte unser Vater geantwortet.
Ãber die Erinnerungen hinweg, war Lorelai eingeschlafen.
Es musste kurz nach acht Uhr früh sein, als mich das Geklingel an der Tür aus dem Schlaf riss. Ich wollte mich gerade auf die andere Seite meines Bettes drehen, als ich von der Fensterbank fiel und hart auf den kalten Dielen aufkam.
Hellwach hastete ich die Stufen hinunter, denn die offene Zimmertür meiner Schwester machte mir Sorgen.
Ich riss die Haustür auf. âWas ist passiert?â
Sam schob sich mit der schlafenden Lorelai auf dem Arm an mir vorbei. Sie war eiskalt und durchgefroren.
âSie hat drauÃen auf der Hollywoodschaukel gesessen.â Sagte Sam.
âIch mach ihr â¦einen Tee.â Antwortete ich. âIhr Zimmer ist das rechte gegenüber der Treppe.â
âOkay.â Ohne ein Wort stieg er die Treppe hinauf.
âGeht das bei euch immer so ab?â spottete jemand von der Tür her und ich hob den Kopf. Dean lehnte im Türrahmen und musterte mich beinahe kalt. Ich konnte nicht sagen warum, aber allein die Art, wie er mich ansah, machte mich zornig.
âWas meinst du damit?â
âSie beschützt dich und du versagst auf ganzer Linie?â
âVorsicht.â Sagte ich kalt.
Er sollte wirklich den Mund halten, denn er traf einen verdammt Wunden Punkt.
âWieso?â fragte er verächtlich. âWeil du nicht einmal auf deine kleine Schwester aufpassen kannst?â
âDu hast doch keine Ahnung.â Knurrte ich und ging in die Küche.
Es war nicht das erste Mal, das Lorelai dort drauÃen gesessen hatte. Das tat sie öfters aber es war noch nie passiert, dass ich sie nicht herein geholt hatte.
Wenn Winter gewesen wäre, hätte es böse enden können.
Ob es mir nun passte oder nicht, Dean hatte Recht. Ich musste besser auf sie aufpassen.
âAch nein? Sie legt sich wegen dir mit einem Lehrer an und du kriegst es nicht mal mit, wenn sie sich auf der Veranda den Tod holt?â
âRaus.â Sagte ich und die Ruhe die in meinem Tonfall lag, war mehr als bestimmend.
âWeil du die Wahrheit nicht verträgst?â
âRAUS!â
Er ging und das war gut für ihn.
Ich erinnerte mich noch gut an eine Szenerie mit unserem Vater.
Lorelai und ich waren allein zu Hause gewesen. Mum war in einer Verhandlung, Jonathan hatte Jason zum Angeln mitgenommen.
Ich war älter als Lorelai â zwar nur dreizehn Minuten â aber das spielte keine Rolle. Ein Instinkt, nichts weiter, das mich dazu antrieb meinen Zwilling zu beschützen.
Wir hatten im Keller gespielt, obwohl unsere Eltern es ausdrücklich verboten hatten. Wir mussten 5, vielleicht 6 gewesen sein.
Die Treppe die hinunter führte war morsch, das hatte Jason uns erklärt aber wir hatten nicht hören wollen. Lorelai war vor mir die Stufen hinab gesprungen â wir hatten Fangen gespielt â und war durch das alte Holz gebrochen. Ich konnte heute nicht mehr sagen, wie tief sie gefallen war, doch sie hatte sich damals das Sprunggelenk gebrochen.
Als unser Vater nach Hause gekommen war, hatte er wohl gleich gespürt, dass etwas nicht stimmt und hatte laut nach uns gerufen. Ich hatte versucht meine Schwester wieder nach oben zu bringen, doch nachdem ich durch das Loch nach unten geklettert war, waren wir nicht mehr nach oben zurückgekommen.
Jonathan hatte den Krankenwagen gerufen, doch bis wir beide aus dem dunklen Keller gekommen waren, war mein Zwilling schon bewusstlos. Ihre Haut war auch damals bitterkalt gewesen.
âWas hast du dir dabei gedacht?â hatte Jonathan mich angefahren. âDu hättest auf sie aufpassen müssen. Du bist ihre groÃe Schwester.â
Von da an hatte ich sie nur selten aus den Augen gelassen. Nach seinem Tod hatte ich mich gefragt, ob ich auch auf ihn hätte aufpassen müssen, aber Jason hatte nur den Kopf geschüttelt und mich an sich gezogen, bis ich nicht mehr geweint hatte.
Wie konnte Dean es wagen, infrage zu stellen, ob ich auf sie aufpasste?
Ich kochte ihr Tee, wickelte die Wärmflasche sorgfältig in eins der Handtücher ein, das unsere GroÃmutter geduldig bestickt hatte und lief die Stufen hinauf.
Als ich ins Zimmer hinein kam, saà Sam auf der Bettkante. Lorelai war in ihre Decke gewickelt zwischen den Kissen vergraben.
Ich stellte den Tee und die Wärmflasche auf dem Nachttisch ab und schüttelte sie sanft an den Schultern. âLorelai?â
Sie kam zu sich und sah mich an. Furchtbar blass war sie, die Kälte schien ihr alle Farbe aus dem Gesicht getrieben zu haben.
âBellaâ¦â murmelte sie und sah sich im Zimmer um. âSam?â
Er nickte und sie lächelte leicht.
âLorelai?â fragte ich und sie sah mich wieder an. âIch habe dir eine Badewanne eingelassen. Du solltest dich aufwärmen und ein bisschen schlafen.â
âIst gut.â Murmelte sie und richtete sich auf. âMir ist ganz kalt.â Stellte sie überrascht fest und ich sah, wie Sam nachsichtig lächelte. Wie ich gesagt hatte, meine kleine Schwester war chaotisch.
Sie stand auf, strauchelte und kippte nach hinten um. Sam fing sie auf und folgte mir mit ihr auf dem Arm den Flur hinab.
âDu bist wohl noch etwas schwach auf den Beinen.â Stellte er fest.
So eisig es auch gewesen sein mochte, ich könnte schwören, dass ihr im Augenblick alles andere als kalt war.
Im Bad angekommen, lieà ich die Tür offen und kippte ein wenig Erkältungsbad ins heiÃe Wasser. Meine Schwester war ungenieÃbar, wenn sie erstmal krank war. Also lieà ich es am besten gar nicht erst dazu kommen.
Sam lieà sie auf ihre eigenen FüÃe zurück, stand jedoch bei ihr, falls sie noch einmal das Gleichgewicht verlieren würde.
Ich sah ihn einen Augenblick lang abwartend an, dann räusperte ich mich.
âSam?â
Er wandte den Kopf und sah mich an. âWas denn?â
Ich stellte beinahe demonstrativ das Badewasser ab, hob die Augenbrauen und sah ihn an.
Keine Reaktion.
âSamâ¦sie ist ein Mädchen.â
âOh.â Entfuhr es ihm. Er errötete und trat einen Schritt zurück. âEntschuldige. Ich wollte nichtâ¦â
âSchon gut.â Unterbrach ich ihn und lieà mich mit dem Rücken am Rand der Badewanne herab sinken, als die Tür zu und mein Zwilling im heiÃen Wasser war.
Einen Moment lang herrschte Stille zwischen uns beiden.
âWie geht es dir?â fragte ich dann, mehr um die Stille zu durchbrechen, als eine Antwort zu hören.
Sie nieste und mir entrang sich ein schwaches Lächeln. âIch hole dir einen neuen Schlafanzug.â
âBella?â
âJa?â ich drehte mich an der Tür noch einmal zu ihr um.
âZieh dir bitte was anderes an.â
âWiesoâ¦â ich sah an mir herunter.
Wenn ich eben noch behauptet hatte, dass Sam rot geworden war, dann wäre mein Kopf jetzt in völliger Dunkelheit drei Meilen weit zu sehen gewesen.
Ich trug ein langes Hemd meines Vaters und Unterwäsche.
Na herrlich.
Das Wasser war kalt geworden und Sam und ich hatten Lorelai zu Bett gebracht, ehe ich die zwei allein gelassen hatte.
Ich war zu aufgewühlt, um über irgendwas nachzudenken. AuÃerdem traute ich Sam gerade noch zu, nicht über meinen Zwilling herzufallen, während sie schlief.
Hol´s der Henker, ich vertraute Dean und Sam.
âWarum warst du da drauÃen?â wollte Sam wissen, als Lorelai aufrecht im Bett saà und an dem süÃen Tee nippte, den ich ihr nach oben gebracht hatte.
Trotz des heiÃen Bades, waren ihre Finger noch kalt.
âIch sitze öfters dort.â
âMitten in der Nacht?â fragte er und hob die Augenbrauen.
âJa.â antwortete mein Zwilling.
âWarum?â
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Es war nicht die fordernde oder spottende Art, wie Dean nach solchen Dingen fragen würde. Vielmehr war es eine Bitte, ja, die Frage, die er gestellt hatte. Er lieà ihr die Möglichkeit nein zu sagen.
âIch habe dort oft mit meinem Dad gesessen.â Sagte sie schlieÃlich und stellte die Tasse auf den Nachttisch zurück.
âEntschuldige die Frage.â Erwiderte Sam sofort, aber mein Zwilling lächelte nur und schüttelte den Kopf. âIst schon gut. Sie war ja berechtigt.â
âDu solltest schlafen.â Bemerkte er aber Lorelai schüttelte den Kopf und drängte sich etwas tiefer in die dicke Decke.
âIch kann nicht.â
âWarum?â
âEs ist zu kalt.â Antwortete sie.
Ja, zugegeben, das war ein so was von deutlicher Seitenwink gewesen, aber wäre Sam Winchester der Gentleman, der er war, wenn er so wie sein Bruder gehandelt hätte?
Wahrscheinlich nicht.
âIch verstehe.â
Meine Schwester zögerte, dann sah sie ihn an und errötete, ebenso wie er es zuvor getan hatte.
âKommst duâ¦zu mir?â
Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen, doch er tat ihr den Gefallen und setzte sich beinahe angespannt zu ihr. Das übliche Zögern, die zu groÃe Vorsicht? Wer wusste das schon?
Sie rutschte zur Seite und schmiegte das Gesicht an seine Schulter. âDu bist schön warm.â Murmelte sie.
Es dauerte tatsächlich nicht lange und sie war eingeschlafen.
Sam blieb bei ihr und bemerkte sehr wohl, dass sie sich im Schlaf immer enger an ihn schmiegte, bis er die Arme um sie schloss.
Wenn es bei Dean und mir doch auch so einfach wäre.
Review ist wie immer erwünscht.
Lg und Cous jessy