20.03.2009, 20:09
Hey! Und wieder ein kurzer neuer Teil :-)
RORY
2027 Als Sarah Dylan Parker kennenlernt, sitzen sie beide nebeneinander und bekommen eine Infusion. âWeswegen bist du hier?â, fragt sie, und ich blicke sofort von meinem Buch auf, weil ich mich nicht erinnern kann, dass Sarah in all den Jahren, die sie bereits ambulant behandelt wird, schon mal von sich aus mit irgendwem ein Gespräch angefangen hat.
Der Junge mit dem sie spricht, ist nicht viel älter als sie mit ihren 14 Jahren, vielleicht 16. Er hat braune Augen, die tanzen und trägt eine Mütze von den Boston Red Sox auf dem kahlen Schädel. âWeil's hier Gratiscocktails gibtâ, antwortet er und die Grübchen in seinen Wangen werden tiefer.
Sarah grinst. âHappy Hourâ, sagt sie und blickt zu dem Beutel mit Thrombozyten hoch, die ihr eingeflöÃt werden. âIch bin Dylan.â Er streckt ihr die Hand hin. âAML.â âSarah. APL.â
Er stöÃt einen leisen Pfiff aus und zieht die Augenbrauen hoch. âHopplaâ, sagt er. âWas ganz Besonderes.â Sarah wirft ihr Haar nach hinten. âSind wir das nicht alle?â
Ich schaue zu und staune. Wer ist diese kokette Person und was hat sie mit meinem kleinen Mädchen gemacht?
âThrombozytenâ, sagt er mit Blick auf das Etikett an ihrem Infusionsbeutel. âBist du in Remission?â
âHeute jedenfalls.â Sarah sieht zu seinem Infusionsständer hinüber, an dem der verräterische schwarze Beutel hängt, der das Cytoxan verhüllt. âChemo?â
âJa. Heute jedenfallsâ, sagt Dylan. Er hat diesen schlaksigen Welpencharme eines 16-jährigen, mit knochigen Knien und dicken Fingern und Wangenknochen, in die er erst noch hineinwachsen muss. Als er die Arme verschränkt, treten die Muskeln hervor. Ich merke, dass er das absichtlich macht und senke den Kopf, um ein Schmunzeln zu verbergen. âUnd was machst du so, wenn du nicht im Krankenhaus bist?â Sie überlegt und dann strahlt sie ihn an. âAbwarten, bis ich wieder wegen irgendwas her kommen muss.â
Dylan lacht laut auf. âVielleicht können wir ja mal zusammen abwartenâ, sagt er und reicht ihr eine leere Verbandgazepackung. âKann ich deine Telefonnummer haben?â
Während Sarah sie aufschreibt, fängt Dylans Infusion an zu piepen. Die Krankenschwester kommt und löst den Schlauch. âRaus mit dir, Dylanâ, sagt sie. âWirst du abgeholt?â
âJa, die warten unten. Alles klar.â Er steigt langsam aus dem gepolsterten Sessel, fast schwach, das erste Anzeichen dafür, dass die Situation nicht alltäglich ist. Er steckt sich den Zettel mit der Telefonnummer in die Tasche. âOkay, ich ruf dich an, Sarah.â
Als er weg ist, stöÃt Sarah einen dramatischen Seufzer aus, Sie reckt den Hals, um ihrer neuen Bekanntschaft hinterherzuschauen. âHilfeâ, keucht sie. âIst der süÃ.â
Die Krankenschwester, die Sarahs Tropf überprüft, grinst. âDas kannst du laut sagen, Liebes. Wenn ich nur 30 Jahre jünger wäre.â
Sarah sieht mich an, rosig angehaucht. âMeinst du, er ruft an?â
âVielleichtâ, sage ich.
âWas meinst du, ob wir mal ins Kino gehen oder so?â
Ich denke an Logan, der immer gesagt hat, dass Sarah einen Freund haben kann ... wenn sie 40 ist. âImmer schön eins nach dem anderenâ, schlage ich vor. Aber am liebsten würde ich laut singen.
Das Arsen, das Sarah letztlich in Remission brachte, wirkte seinen Zauber, indem es sie niederstreckte. Dylan Parker, eine völlig andere Droge, entfaltet seinen Zauber, indem er sie aufbaut. Es wird zur Gewohnheit: Wenn das Telefon abends um sieben klingelt, springt Sarah vom Esstisch auf und versteckt sich mit dem schnurlosen Gerät in irgendeiner stillen Ecke. Wir übrigen räumen den Tisch ab und machen es uns im Wohnzimmer gemütlich, während wir die ganze Zeit über Kichern und Flüstern hören und dann taucht Sarah aus ihrem Kokon wieder auf, mit rotem, strahlendem Gesicht und die erste Verliebtheit vibriert wie ein Kolobriflügel in ihrer Kehle. Jedes mal, wenn das passiert, kann ich einfach nicht aufhören, sie anzustarren. Nicht weil Sarah so schön ist, obwohl sie das ist, sondern weil ich mir nie die Vorstellung erlaubt habe, dass ich sie als junges Mädchen erleben werde.
Eines Abends folge ich ihr nach einem ihrer Marathontelefonate ins Badezimmer. Sarah mustert sich im Spiegel, spitzt die Lippen und zieht die Augenbrauen zu einer auffordernden Miene hoch. Ihre Hand greift in das blonde Haar â nach der Chemo ist es nicht wieder wellig nachgewachsen, sondern in dichten, glatten Büscheln. Sie hält die geöffnete Hand vor sich, als rechnete sie immer noch damit, Haare zu verlieren.
âWas meinst du, was er sieht, wenn er mich anschaut?â, fragt Sarah.
Ich stelle mich neben sie. Sie ist nicht das Kind, das mich widerspiegelt und doch, wenn wir so Seite an Seite stehen, sind durchaus Ãhnlichkeiten zu erkennen. Es ist nicht die Form des Mundes, sondern der Zug darum herum, die klare Entschlossenheit, die unsere Augen mit Glanz überzieht.
âIch denke, er sieht ein Mädchen, das weiÃ, was er durchmachtâ, sage ich ehrlich.
âIch hab im Internet über AML gelesenâ, sagt sie. âSeine Leukämie hat ziemlich gute Heilungschancen.â Sie sieht mich an. âWenn einem das Leben eines anderen wichtiger ist als das eigene, ... ist das Liebe?â Auf einmal habe ich Mühe, eine Antwort durch meine Kehle zu pressen. âDas ist Liebe.â
Sarah dreht den Wasserhahn auf und wäscht sich das Gesicht mit Seifenschaum. Ich reiche ihr ein Handtuch und als sie aus der Frotteewolke auftaucht sagt sie: âIrgendwas Schlimmes wird passieren.â
Sofort bin ich alarmiert und will wissen, wie sie darauf kommt. âWieso, was ist los?â
âNichts. Aber so läuft das immer. Wenn es in meinem Leben so was Schönes gibt wie Dylan, dann muss ich dafür bezahlen.â
âAch was, sei nicht albernâ, sage ich automatisch, aber ganz unrecht hat sie nicht. Alle, die meinen, Menschen hätten es letzten Endes in der Hand, was das Leben ihnen beschert, bräuchten nur einmal einen Tag in der Haut eines Kindes mit Leukämie zu stecken. Oder seiner Mutter.
âVielleicht hast du ja endlich mal Glückâ, sage ich.
Drei Tage später eröffnet uns der Hämatologe nach einem routinemäÃigen groÃen Blutbild, dass Sarah wieder Promyelozyten aufweist, der erste Rutscher am steilen Hang des Rückfalls hinunter.
Sarah:
![[Bild: picture.php?albumid=352&pictureid=2565]](http://www.gilmoregirls.de/forum/picture.php?albumid=352&pictureid=2565)
Dylan:
RORY
2027 Als Sarah Dylan Parker kennenlernt, sitzen sie beide nebeneinander und bekommen eine Infusion. âWeswegen bist du hier?â, fragt sie, und ich blicke sofort von meinem Buch auf, weil ich mich nicht erinnern kann, dass Sarah in all den Jahren, die sie bereits ambulant behandelt wird, schon mal von sich aus mit irgendwem ein Gespräch angefangen hat.
Der Junge mit dem sie spricht, ist nicht viel älter als sie mit ihren 14 Jahren, vielleicht 16. Er hat braune Augen, die tanzen und trägt eine Mütze von den Boston Red Sox auf dem kahlen Schädel. âWeil's hier Gratiscocktails gibtâ, antwortet er und die Grübchen in seinen Wangen werden tiefer.
Sarah grinst. âHappy Hourâ, sagt sie und blickt zu dem Beutel mit Thrombozyten hoch, die ihr eingeflöÃt werden. âIch bin Dylan.â Er streckt ihr die Hand hin. âAML.â âSarah. APL.â
Er stöÃt einen leisen Pfiff aus und zieht die Augenbrauen hoch. âHopplaâ, sagt er. âWas ganz Besonderes.â Sarah wirft ihr Haar nach hinten. âSind wir das nicht alle?â
Ich schaue zu und staune. Wer ist diese kokette Person und was hat sie mit meinem kleinen Mädchen gemacht?
âThrombozytenâ, sagt er mit Blick auf das Etikett an ihrem Infusionsbeutel. âBist du in Remission?â
âHeute jedenfalls.â Sarah sieht zu seinem Infusionsständer hinüber, an dem der verräterische schwarze Beutel hängt, der das Cytoxan verhüllt. âChemo?â
âJa. Heute jedenfallsâ, sagt Dylan. Er hat diesen schlaksigen Welpencharme eines 16-jährigen, mit knochigen Knien und dicken Fingern und Wangenknochen, in die er erst noch hineinwachsen muss. Als er die Arme verschränkt, treten die Muskeln hervor. Ich merke, dass er das absichtlich macht und senke den Kopf, um ein Schmunzeln zu verbergen. âUnd was machst du so, wenn du nicht im Krankenhaus bist?â Sie überlegt und dann strahlt sie ihn an. âAbwarten, bis ich wieder wegen irgendwas her kommen muss.â
Dylan lacht laut auf. âVielleicht können wir ja mal zusammen abwartenâ, sagt er und reicht ihr eine leere Verbandgazepackung. âKann ich deine Telefonnummer haben?â
Während Sarah sie aufschreibt, fängt Dylans Infusion an zu piepen. Die Krankenschwester kommt und löst den Schlauch. âRaus mit dir, Dylanâ, sagt sie. âWirst du abgeholt?â
âJa, die warten unten. Alles klar.â Er steigt langsam aus dem gepolsterten Sessel, fast schwach, das erste Anzeichen dafür, dass die Situation nicht alltäglich ist. Er steckt sich den Zettel mit der Telefonnummer in die Tasche. âOkay, ich ruf dich an, Sarah.â
Als er weg ist, stöÃt Sarah einen dramatischen Seufzer aus, Sie reckt den Hals, um ihrer neuen Bekanntschaft hinterherzuschauen. âHilfeâ, keucht sie. âIst der süÃ.â
Die Krankenschwester, die Sarahs Tropf überprüft, grinst. âDas kannst du laut sagen, Liebes. Wenn ich nur 30 Jahre jünger wäre.â
Sarah sieht mich an, rosig angehaucht. âMeinst du, er ruft an?â
âVielleichtâ, sage ich.
âWas meinst du, ob wir mal ins Kino gehen oder so?â
Ich denke an Logan, der immer gesagt hat, dass Sarah einen Freund haben kann ... wenn sie 40 ist. âImmer schön eins nach dem anderenâ, schlage ich vor. Aber am liebsten würde ich laut singen.
Das Arsen, das Sarah letztlich in Remission brachte, wirkte seinen Zauber, indem es sie niederstreckte. Dylan Parker, eine völlig andere Droge, entfaltet seinen Zauber, indem er sie aufbaut. Es wird zur Gewohnheit: Wenn das Telefon abends um sieben klingelt, springt Sarah vom Esstisch auf und versteckt sich mit dem schnurlosen Gerät in irgendeiner stillen Ecke. Wir übrigen räumen den Tisch ab und machen es uns im Wohnzimmer gemütlich, während wir die ganze Zeit über Kichern und Flüstern hören und dann taucht Sarah aus ihrem Kokon wieder auf, mit rotem, strahlendem Gesicht und die erste Verliebtheit vibriert wie ein Kolobriflügel in ihrer Kehle. Jedes mal, wenn das passiert, kann ich einfach nicht aufhören, sie anzustarren. Nicht weil Sarah so schön ist, obwohl sie das ist, sondern weil ich mir nie die Vorstellung erlaubt habe, dass ich sie als junges Mädchen erleben werde.
Eines Abends folge ich ihr nach einem ihrer Marathontelefonate ins Badezimmer. Sarah mustert sich im Spiegel, spitzt die Lippen und zieht die Augenbrauen zu einer auffordernden Miene hoch. Ihre Hand greift in das blonde Haar â nach der Chemo ist es nicht wieder wellig nachgewachsen, sondern in dichten, glatten Büscheln. Sie hält die geöffnete Hand vor sich, als rechnete sie immer noch damit, Haare zu verlieren.
âWas meinst du, was er sieht, wenn er mich anschaut?â, fragt Sarah.
Ich stelle mich neben sie. Sie ist nicht das Kind, das mich widerspiegelt und doch, wenn wir so Seite an Seite stehen, sind durchaus Ãhnlichkeiten zu erkennen. Es ist nicht die Form des Mundes, sondern der Zug darum herum, die klare Entschlossenheit, die unsere Augen mit Glanz überzieht.
âIch denke, er sieht ein Mädchen, das weiÃ, was er durchmachtâ, sage ich ehrlich.
âIch hab im Internet über AML gelesenâ, sagt sie. âSeine Leukämie hat ziemlich gute Heilungschancen.â Sie sieht mich an. âWenn einem das Leben eines anderen wichtiger ist als das eigene, ... ist das Liebe?â Auf einmal habe ich Mühe, eine Antwort durch meine Kehle zu pressen. âDas ist Liebe.â
Sarah dreht den Wasserhahn auf und wäscht sich das Gesicht mit Seifenschaum. Ich reiche ihr ein Handtuch und als sie aus der Frotteewolke auftaucht sagt sie: âIrgendwas Schlimmes wird passieren.â
Sofort bin ich alarmiert und will wissen, wie sie darauf kommt. âWieso, was ist los?â
âNichts. Aber so läuft das immer. Wenn es in meinem Leben so was Schönes gibt wie Dylan, dann muss ich dafür bezahlen.â
âAch was, sei nicht albernâ, sage ich automatisch, aber ganz unrecht hat sie nicht. Alle, die meinen, Menschen hätten es letzten Endes in der Hand, was das Leben ihnen beschert, bräuchten nur einmal einen Tag in der Haut eines Kindes mit Leukämie zu stecken. Oder seiner Mutter.
âVielleicht hast du ja endlich mal Glückâ, sage ich.
Drei Tage später eröffnet uns der Hämatologe nach einem routinemäÃigen groÃen Blutbild, dass Sarah wieder Promyelozyten aufweist, der erste Rutscher am steilen Hang des Rückfalls hinunter.
Sarah:
Dylan: