Where you lead I will follow
#19

Part 2 .

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Rory parkte ihren silbernen Toyota in einen der zahlreichen Seitenstraßen der Washington Heights, nur wenige Gehminuten von der Columbia University entfernt. Der Grund dafür war die Tatsache, dass sie nach ihrem Vorstellungsgespräch bei der Times, geschlagene eineinhalb Stunden gebraucht hatte um mit dem Auto aus Manhattan wieder herauszukommen. Der Verkehr war ein Albtraum gewesen, und sie war in so vielen unterschiedlichen Sprachen beschimpft worden, dass sie davon noch heute ein regelrechtes Trauma hatte. Sie warf sich ihre braune Tasche über die Schultern, packte ihre Laptoptasche und machte sich auf den Weg in Richtung U-Bahn Station. Knappe eineinhalb Stunden hatte sie von Stars Hollow bis hier gebraucht, nun kam noch eine 20 minütige Fahrt mit der U-Bahn vom Stadtrand New Yorks nach Manhattan auf sie zu. Mit schnellen Schritten lief sie beim Psychologie Gebäude der Columbia University vorbei, vor dem sich bereits um kurz vor halb 8 einige Studenten tummelten. Kurz dachte sie zurück an ihre Studienzeit, an all die Erfahrungen und Erlebnisse, an ihre alten Freunde und für den Bruchteil einer Sekunde auch an Logan. Sie musste sich zusammenreißen! Diese Gedanken hatten in ihrem Kopf jetzt keinen Platz, nicht heute, und schon gar nicht an ihrem ersten Arbeitstag bei der New York Times! Während sie die Straße hochlief, entdeckte sie in einen der typischen New Yorker Backsteingebäuden die den Weg säumten, ein kleines Cafe namens Jou Jou. Da die erste Dosis Koffein an diesem Tag sowieso überfällig war, bestellte sie in den kleinen Laden schnell einen Kaffe to-go. Mit dem Kaffebecher in der Hand stapfte sie weiter durch den Schnee – der inzwischen zu braunen Matsch geschmolzen war – in Richtung U-Bahn Station. An einer roten Ampel musste sie kurz inne halten und nutzte die Zeit um einen Schluck von dem dampfend heißen Getränk in ihrer Hand zu nehmen, sofort verzog sie das Gesicht, schmeckte das widerlich! Mit einer schwungvollen Bewegung beförderte sie den noch vollen Pappbecher in den Mistkübel rechts von ihr, durchquerte noch ein Stück des Mitchell Square Parks und erreichte nach einen 5 minütigen Fußweg den Eingang der U-Bahnstation. Sie stieg die Treppen hinab und kaufte von der Dame hinter den Schalter mit den Panzerglasfenstern eine aufladbare Metrokarte für 3 Monate. Tausende Menschen tummelten sich um diese Uhrzeit in der U-Bahnstation und sie hatte einige Mühe den richtigen Abgang zu ihrem Gleis zu finden. Mit einigen Nachfragen klappte es ohne größere Probleme, und zwei Minuten später stand sie dicht gedrängt, mit hunderten anderen Menschen in einer U-Bahn der LinieA, in Richtung Lefferts Boulevard. Mit der linken Hand presste sie ihre Handtasche sowie ihre Laptoptasche fest an sich , während sie sich mit der anderen krampfhaft versuchte an der Metallstange über ihr festzuhalten – was eigentlich, wie sie mit einen Blick feststellte, unnötig war, denn umfallen war in dieser Sardinenbüchse wohl kaum möglich. Während die U-Bahn nur so dahin raste, und Rory bei jeder kleinsten Kurve das Gefühl hatte sie würde gleich entgleisen, beobachtete sie die Menschen im Wagon. Die Mehrheit der Leute waren wohl Pendler wie sie, auf dem Weg zur Arbeit, die meisten von ihnen verbrachten die Fahrt damit grimmig auf die Zeitung oder den Ipod in ihrer Hand zu starrten. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie die gestresste Mutter neben sich, die ihre drei kleinen Kindern an den Händen hielt, oder den Mann, ein Stückchen rechts von ihr, der sich mit seinem Spiegelbild im Glas der U-Bahn Fenster stritt. Das war also New York, und diese Strecke würde sie nun jeden Tag zurücklegen. 4 Stationen und gefühlte 10 Ellbogenstöße später, stieg sie am Port Authority Bus Terminal aus, und kämpfte sich durch die riesige Halle in Richtung Ausgang. Draußen angekommen musste sie erstmals nach Luft schnappen, die ersten Züge der kalten Winterluft füllten ihre Lunge und waren nach der stickigen U-Bahnfahrt beinahe ein Segen. Sie schlug die Angebote, der auf Kunden wartenden Taxifahrer aus und lief die letzten Meter auf der 8th Avenue in nördliche Richtung zum Hauptgebäude der Times. 10 Minuten zu früh drückte sie die schweren Eingangstüren der Zeitung auf und begab sich – wie es in Madison Smiths E-Mail geheißen hatte – zum Mitarbeiter Schalter. Während sie die Lobby durchquerte stellte sie mit schnellen Blick auf die Frauen die an ihr vorbeistolzierten fest, dass sie mit ihren schwarzen Rock, dazu passenden Stiefeln und weißer Bluse auf jeden Fall besser ins Bild passte als das letzte Mal. Am Mitarbeiterschalter bekam sie ihren vorläufigen Ausweis, für den am heutigen Tag noch Fotos gemacht werden sollten, und begab sich dann zu den Aufzügen um in die 19. Etage hochzufahren. Laut den Informationen der E-Mail würde sie jetzt kurz auf Madison Smith und den zweiten Bewerber treffen, und mit ihnen gemeinsam den Tagesablauf besprechen. Vor den Aufzügen warteten bereits Trauben von Menschen um nach oben zu gelangen, sie nutzte die Gelegenheit um einige von ihnen zu mustern, denn jeder von ihnen konnte ihr Konkurrent für die nächsten 3 Monate sein. Rory hatte versucht nicht sonderlich viele Gedanken an den oder die Andere zu verschwenden, doch jetzt so kurz davor machte sie sich mal wieder Sorgen. Was wenn der andere Kandidat mehr journalistische Erfahrung hatte als sie? Was wenn sie mit ihm nicht klarkommen würde? Oben angekommen wurde sie von derselben älteren, freundlichen Dame begrüßt wie bei ihrem Vorstellungsgespräch, sie war darauf eingestellt gewesen noch etwas warten zu müssen, doch zu ihrer Verwunderung wurde sie direkt in Madison Smiths Büro geführt. Als sie das riesige Büro betrat, erblickte sie Madison telefonierend hinter dem Schreibtisch, die ihr mit einer Handbewegung andeutete auf einen der beiden Stühle davor platzzunehmen. Ihr Herz schlug Rory bis zum Hals, und auch der Koffeinentzug machte sich langsam bemerkbar, sie war das Ebenbild ihrer Mutter was Kaffe betraf – das wurde ihr in diesem Moment mehr denn je bewusst. Madison flüsterte ihr zu, dass sie wohl noch zwei Minuten brauchen würde und verdrehte während sie weiter in das Telefon schimpfte, genervt die Augen. Rory überlegte gerade ob das riesige Gebäude, dass sie durch die Glasfront erkennen konnte, das Empire State Building oder das Rockefeller Center war, als erneut die Tür geöffnet wurde.
„Mrs. Smith, Ihr zweiter 8 Uhr Termin ist eingetroffen!“ verkündete die Sekretärin, die in der Tür stehen geblieben war und unsicher in ihre Richtung blickte. Madison beendete rasch ihr Telefongespräch und erhob sich, Rory tat es ihr gleich.
„Na dann schicken Sie ihn bitte doch mal hinein“ antwortete Madison und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Sehr gerne, Mrs. Smith“ nickte die ältere Frau und watschelte davon.
Es war also ein „Er“, ein männlicher Konkurrent, sie war mittlerweile so nervös dass sie nicht wusste was sie mit ihren Händen tun sollte schlussendlich entschloss sie sich dafür, sie hinter ihrem Rücken zu verschränken.
„Ah, kommen Sie nur rein, kommen sie nur rein!“ lächelte Madison in Richtung Bürotür, und Rory die dieser die ganze Zeit den Rücken zugewandt hatte, drehte sich langsam um. Der erste Gedanke der ihr durch den Kopf schoss war, dass Madison und der Mann der soeben die Tür schloss, ein perfektes Paar für eine neue Armani Werbung wären. Unbeholfen starrte sie ihn an, er hatte etwas dunklerer Haut, kurz geschorene schwarze Haare und dunkelbraune ja fast schon schwarze Augen. Er trug einen beigefarbenen Anzug, mit weißem Hemd und Silber-grauer Krawatte, sein Blick wirke entschlossen, vielleicht sogar fast etwas kämpferisch.
„Mr. Castillo, nehmen sie bitte neben Ms. Gilmore Platz“ sagte Madison, während sie ihm kurz die Hand schüttelte und verwies dabei auf den freien Stuhl neben Rory.
„Danke“
„So, ich gratuliere Ihnen, sie beide haben es geschafft sich gegen 50 Mitkandidaten durchzusetzen, darauf können sie durchaus stolz sein. Doch die kommenden 3 Monate werden hart, ich erwarte von Ihnen Disziplin, Ausdauer und vor allem Teamfähigkeit, sie werden schnell herausfinden, dass exzellente Kontakte zu anderen Mitarbeitern lebensnotwendig sind. Vergessen sie 8-Stunden Arbeitstage, freie Wochenenden und eine fixe Zeiteinteilung, denn sie müssen immer bereit sein, zu jeder Tageszeit!“
Die beiden nickten zustimmend, und Rory linste für einen Moment zu dem grimmig dreinblickenden Mann neben ihr hinüber, wie alt konnte er sein? Maximal 2, vielleicht 3 Jahre älter als sie selbst.
„Also, sie beide werden jede Woche einen anderen Resort und somit einen anderen unserer Journalisten zugeteilt werden. Ihre erste Arbeitswoche werden sie mit Anthony Bryans, unserem Politredakteur verbringen, er ist für die gesamte politische Berichterstattung im Großraum New York zuständig. Anthony ist ein netter Mensch, aber sehr individuell – sie müssen lernen mit verschiedenartigen Persönlichkeiten klarzukommen, um möglichst viel Erfahrung zu sammeln.“
Wieder nickten die beiden, und Madison fuhr fort.
„Sie werden sich ein Büro teilen müssen, wobei man das Zimmer wohl eher als Schuhschachtel bezeichnen sollte. Aber hey, es ist warm darin, sie haben zwei Schreibtische und die Toilette gleich ums Eck! Praktisch, nicht? Sie sollten sich das ganze jetzt einmal ansehen, und Anthony wird sie dann in 20 Minuten zu sich holen, um mit Ihnen den weiteren Tagesablauf durchzugehen, wir sehen uns dann Freitag um zu besprechen wie die erste Woche gelaufen ist! Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, das werden Sie mit Sicherheit brauchen!“
Madison stand auf und begleitete sie aus dem Büro, mit der Hand zeigte sie auf eine Tür am anderen Ende des Ganges, hinter der sich wohl ihr neues Büro befinden sollt, verabschiedete sich von den beiden und marschierte dann in die andere Richtung davon.
Rory blickte Madison unsicher hinterher, beschloss dann aber die Selbstzweifel zur Seite zu schieben und wandte sich an den Mann neben ihr, den sie bis jetzt nur als Mr. Castillo kannte.
„Ich bin Rory“ lächelte sie höflich und streckte ihm die Hand entgegen.
„Luis“ erwiderte er mit rauer Stimme und schüttelte kurz ihre Hand.
Luis schien nicht sonderlich viel von Smalltalk zu halten, denn ohne ein weiteres Wort zu verlieren machte er kehrt und ging den Gang entlang zu dem Büro, dass sie sich in Zukunft teilen würden. Rory seufzte, das fing schon mal ganz toll an, ein Kollege, nein - ein Konkurrent, der anscheinend nicht mal mit ihr reden wollte. Sie riss sich zusammen, schließlich war sie nicht hier um neue Freundschaften zu knüpfen, sondern um den Job zu bekommen, und unter keinen Umständen würde sie sich diese Chance entgehen lassen. Als sie einen ersten Blick in das winzige, dunkle Zimmer warf, wusste sie warum es Madison als Schuhschachtel bezeichnet hatte. In der Mitte des kargen Raumes standen zwei Holzschreibtische Seite an Seite, an denen sich Luis gerade zu schaffen machte, scheinbar wollte er seinen Schreibtisch an das andere Ende des Zimmers schieben. Ihr sollte es Recht sein, wenn er wollte konnte er auch gerne am Gang arbeiten, sie stellte ihre Laptoptasche auf den anderen Schreibtisch ab und sah sich um. Klar, es war nicht Madisons edles Luxusbüro, aber sie hatte einen eigenen Platz wo sie sich hinsetzen konnte um zu schreiben – und das bei der New York Times. Die nächsten 5 Minuten verbrachte sie damit, den PC der auf ihren Tisch stand hochzufahren und die Tischplatte von Staub zu befreien. Als sie sich umdrehte um nach einer Steckdose für ihren Laptop zu suchen, erblickte sie Luis der lässig an seinen Schreibtisch gelehnt stand, und sie anstarrte. Was sollte das?
„Auf welcher Universität warst du?“ fragte Luis, während er sprach blitzten seine strahlend weißen Zähne hervor.
„Yale“ antwortete sie knapp, was sollte das werden? Ein Verhör? Sie fühlte sich unwohl, dieser Typ war ihr nicht geheuer.
„Hm, lass mich raten, dein Werdegang sah in etwa so aus: Privatschule – Schülerzeitung – Jahrgangsbeste - Unizeitung – Chefredakteurin – und noch ein klein wenig Erfahrung außerhalb und dann hast du diesen Job hier bekommen?“ lächelte er spöttisch.
Rory stand wie erstarrt in der Mitte des Raumes und fühlte sich – auch wenn es dafür keinen Grund gab – ertappt.
„Woher-?“ stammelte sie.
„Ich das weiß?“ beendete er den Satz mit hochgezogenen Augenbrauen.
Rory nickte, unfähig auch nur ein Wort herauszubekommen.
„Nur geraten“ meinte er mit einer abfälligen Handbewegung, als er noch etwas hinzufügen wollte, klopfte es an der Tür und ein Mann um die 50, mit für seinen Körperumfang viel zu enger Anzughose betrat den Raum.
„Gilmore? Castillo? Folgen Sie mir in mein Büro“ forderte er sie ohne Begrüßung auf. Luis stieß sich von seinen Schreibtisch ab und folgte dem Mann mit schnellen Schritten, während sie selbst zwei Sekunden brauchte um sich aus ihrer Starre zu lösen.
In Anthony Bryans Büro dominierte die Farbe Schwarz, auf Rory wirkte dadurch alles etwas schwer und ungemütlich, was nicht gerade dazu beitrug ihre Laune zu heben. Mr. Bryans erklärte ihnen zuerst allgemeine Abläufe bei der Times, und danach das heutige Tagesprogramm. Luis und sie, sollten am Nachmittag eine Rede des Bürgermeisters von New York – Michael Bloomberg – im World Financial Center besuchen, um für Mr. Bryans eine Zusammenfassung der wichtigsten Standpunkte schreiben.
Nach dem Gespräch mit Mr. Bryans fuhren sie in die 13 Etage um bei einer Frau Namens Kaitlynn, die Bilder für ihren Mitarbeiterausweis schießen zu lassen. Natürlich war sie mit ihrem Foto unzufrieden, ihre Haut glänzte viel zu stark und irgendwie wirkte ihr Blick abwesend.
Um 12 Uhr begann ihre 30 minütige Mittagspause, so machte sie sich auf den Weg in die Cafeteria im Erdgeschoss. Es war ihr erster Tag, und da sie außer Luis noch niemanden kannte, hatte sie angenommen, sie würden gemeinsam Essen, doch das stellte sich als falsch heraus. Als der Aufzug im Erdgeschoss hielt, sprang Luis nahezu heraus und rannte in Richtung Ausgangstür, anscheinend hatte er andere Pläne für seine Mittagspause.
„Du bist ja mal ein ganz netter, Luis“ zischte sie und folgte der Menschenmenge in Richtung Cafeteria. Das Angebot an Essen war fantastisch, es gab verschiedene Pasta – Sandwich – und Sushi Stationen, sowie eine eigene Nachspeisentheke. Rory bestellte ein paar California Rolls mit einer Cola, und entschied sich für einen Platz an der riesigen Glasfront. Sie hatte beschlossen, die Mittagspause für Recherchen zu nutzen, und dafür ihren Laptop mitgenommen. Während sie ihre California Rolls aß und dabei versuchte, sich nicht mit Sojasauce voll zu kleckern, las sie alle Informationen im Internet, die sie über Michael Bloomberg finden konnte. Eigentlich kannte sie sowieso alle wissenswerten Fakten auswendig, doch vielleicht würde es ihr später einen entscheidenden Vorteil bringen. So sehr sie auch versuchte, sich auf den Bürgermeister zu konzentrieren, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Luis ab. Was war mit diesem Mann nur los? Er sah allen anderen Leuten in die Augen, nur ihr nicht, er wich ihren Blicken aus … seufzend holte sie ihr Handy aus der Tasche, sie konnte eine Aufheiterung nun wirklich gebrauchen! Langsam wählte sie die Nummer ihrer Mutter.
„Hallo“ meldete sich ihre Mum mit fröhlich klingender Stimme.
„Hi Mum“
„Wer spricht denn da bitte?“ fragte Lorelai mit gespielter Unwissenheit.
„Mum-“
„Oh mein Gott, ist das wirklich Rory Gilmore von der New York Times am anderen Ende der Leitung?“ wurde sie von ihrer Mutter unterbrochen.
„Ja, Mum“
„Könnten Sie mir bitte ein Autogramm zukommen lassen?“ kicherte sie ins Telefon.
„An wem soll ich sie adressieren, an die verrückte Frau aus Stars Hollow?“
„Hach Schatz, das wäre nicht so gut, da könnten sich noch genügend andere Menschen angesprochen fühlen“
„Wer?“
„Patty, Babette, Sookie! Nur ein paar die mir auf die Schnelle einfallen, was ist los? Haben sie dich schon zur Königin der New York Times gemacht?“
„Nein, im Moment versuche ich gerade Sushi zu Essen, ohne meinen Rock mit Sojasauce zu ruinieren“
„Mittagspause?“ wollte ihre Mum wissen.
„Jap“
„Die haben bei der New York Times Mittags- Sushi?“
„Mhm“
„Ich wette sie sind nicht so kreativ und haben Variationen a la Nachttisch-Sushi, wie wir damals“
„Nein, das glaub ich auch nicht“ seufzte Rory und trank einen Schluck aus ihrem noch randvollen Cola Glas.
„Was ist los?“
„Nichts, es läuft nur etwas anders als ich es mir vorgestellt habe, der andere Bewerber – Luis – oder sollte ich besser sagen Mr. Arrogant, redet nichts mit mir, das Foto auf meinen Mitarbeiterausweis sieht aus als wäre ich in eine Puderdose gefallen, und so eben ist mir Sojasauce auf den Ärmel meines Blazers getropft“ beschwerte sich Rory, während sie versuchte den Fleck auf dem weißen Stoff mit einem Taschentuch zu entfernen.
„Das ist aber eine ganze Menge für die ersten paar Stunden“ kicherte Lorelai.
„Das ist nicht witzig Mum“
„Ich weiß, und dieser Luis – hat er wenigstens eine Glatze oder einen Bierbauch?“
„Nein, er sieht aus wie eine 10 Jahre jüngere Version von Wentworth Miller“
„Oha, ich versuche mir das gerade vorzustellen …“
„Mum, vielleicht hätte ich mir einen anderen Beruf aussuchen sollen-“
„Zum Beispiel?“
„Richterin, Ärztin, Feuerwehrfrau“
„Pfui! Hast du schon mal an die Uniformen gedacht? Richter müssen diesen komischen Talar tragen, Ärzte diese fiesen weißen Kittel – und mein Kind, du hast schon eine helle Haut – weiß steht dir nicht sonderlich, da wirkst du so blass wie eine Leiche! Und von der Feuerwehruniform möchte ich erst gar nicht reden“
„Danke, für die Aufmunterung“ seufzte Rory in ihr Handy.
„Hach Schatz, du machst das schon! Hau sie um, okay?“
„Okay, ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns Abends zu Hause“
Hastig schnappte sie sich ihren Laptop samt Tasche und lief in Richtung Toilette, dort angekommen versuchte sie Vergebens den Fleck aus ihrem Blazer zu waschen, mit dem Ergebnis, dass ihr halber Ärmel nass war und der Sojasaucen-Fleck genauso aussah wie davor.
Sie mussten sich mit Luis ein Taxi zum World Financial Center teilen, eine äußerst unangenehme Fahrt. Während Rory versuchte den pakistanischen Taxifahrer mit Händen und Füßen zu erklären, zu welchem Eingang des Gebäudes sie mussten, hatte Luis die ganze Zeit trotzig aus dem Seitenfenster gestarrt. Als sie den riesigen Konferenzraum betraten,und die zwei reservierten Plätze nebeneinander, mit ihren Namen darauf entdeckten, schien er noch wütender zu werden. Langsam wurde sie ebenfalls sauer, was sollte das? Ja, Luis und sie waren wohl Konkurrenten, aber sowie er sich benahm sah er sie eher als Todfeindin.
Verärgert schob sie die Gedanken beiseite, das hier war ihr Traumjob, so viele Jahre hatte sie darauf hingearbeitet, von niemand würde sie sich das ruinieren lassen. Als Michael Bloomberg den zum bersten vollen Raum, mit Journalisten aus aller Welt betrat, blitzten die Kameras um die Wette. Es war ihre erste Rede, die sie als Mitarbeiterin der New York Times live miterlebte, und sie war begeistert. Michael Bloomberg war ein toller Redner, wortgewandt, eloquent und schlagfertig, was natürlich wenn es um Arbeitslosigkeit, Kündigungswellen und Wirtschaftskrise ging, nur von Vorteil sein konnte. Gerade als Stacy Young von der New York Post eine Frage zu dem erwarteten Wirtschaftswachstum stellte, um Bloomberg damit gekonnt aus der Reserve zu locken, zog Luis sein Blackberry aus dem Sakko und lächelte. Rory vernahm das Ganze nur mit einem schnellen Blick zur Seite, hielt aber trotzdem ihre Gedankengänge zur Antwort des Bürgermeisters fest. Luis hingegen schien voll und ganz mit seinem Handy beschäftigt zu sein, als er es wieder in seiner Tasche verschwinden ließ, blickte er verwirrt um sich. Rory seufzte innerlich, vielleicht war es die Möglichkeit mit Luis Frieden zu schließen, wenn sie ihm ihre Notizen gab, dann würde er vielleicht verstehen, dass sie auch normal miteinander klarkommen könnten. Innerlich gab sie sich einen Ruck und schob ihre Notizen zu Luis hinüber, der sie nur erstaunt anblickte, jedoch schien er dann relativ schnell zu verstehen und notierte sich einige von Rorys Aufzeichnungen. Als er damit fertig war, gab es weder ein Dankeschön noch eine sonstige Geste seinerseits, auch ihre Hoffnungen auf ein paar nette Worte nach der Rede, machte Luis zunichte. Schweigend gingen sie nebeneinander in Richtung Taxi, und auch die Fahrt zurück zum Hauptgebäude nutzte er wie die Hinfahrt, um aus dem Fenster zu starren.
Die U-Bahnfahrt nach Feierabend zurück in die Washington Heights war beschwerlicher als in den Morgenstunden. Am Port Authority Bus Terminal musste sie zwei U-Bahnen abwarten, bevor sie überhaupt in einer Platz fand, wobei sie während der Fahrt mit ihrem Gesicht an die schmierige U-Bahn Tür gepresst wurde. Der Rest des Tages war unspektakulär verlaufen, zurück bei der Times hatten sie Mr. Bryans ihre Aufzeichnungen überreicht, und ihm ein paar Fragen beantwortet. Luis hatte sie weder angesehen, noch sich verabschiedet, aus diesem Mann wurde sie einfach nicht schlau. Der Tag kam ihr schon ewig lang vor, und als sie endlich die Stadteinfahrt von Stars Hollow passierte, fühlte sie sich gleich besser. Von weitem erkannte sie schon den Jeep ihrer Mum, der vor Lukes Cafe parkte, genau das brauchte sie jetzt! Aufheiterung und eine Tasse von Lukes Kaffe.
„Rory, Schatz … komm setz dich“ freute sich Lorelai ihre Tochter zu sehen, und Rory nahm neben ihr auf einen der Hocker am Tresen Platz.
„Was machst du mit den ganzen Kaffebechern?“ fragte sie verwundert, angesichts der gut 10 leeren Kaffetassen die in einer Reihe vor ihrer Mutter aufgestellt waren.
„Hm, ich glaube es ist eine Verschwörung in Gang! Die Kaffetassen sind nicht alle gleich groß, ich vermute stark, dass Luke uns immer kleine Tassen gibt – während er allen anderen große Tassen gibt“ flüsterte ihre Mutter hochkonzentriert, legte dann ihren Kopf auf den Tresen um die Becher aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
„Weiß Luke was du hier machst? Und wo ist er überhaupt?“ wollte Rory wissen, und zog ihren dicken Wintermantel aus. Nur wenige Sekunden später erschien Luke hinter dem Vorhang und starrte seine Verlobte unglaubwürdig an.
„Lass das Lorelai!“ funkelte er sie böse an, machte sich sofort daran die Kaffebecher zurück ins Regal zu stellen.
„Du bist verrückt!“ trotzte sie ihm mit ausgestreckter Zunge, während sie versuchte so viele Tassen wie möglich festzuhalten.
„Ja, sowie Norman Bates in Psycho“ stellte Luke fest.
„Nein, eher wie die böse Hexe des Westens in der Zauberer von Oz, oder Schneewittchens böse Stiefmutter!“ kreischte Lorelai.
„Das sind doch alles Frauen?“ fragte Luke sichtlich irritiert.
„Wenn ihr einen Erwachsenen braucht, lasst es mich wissen“ kicherte Rory.
„Spielverderberin!“ stänkerte Lorelai in die Richtung ihrer Tochter.
„Ich habe die schon hundert Mal gesagt, dass ich einheitliche Tassen kaufen, schon seit Jahren!“ sagte Luke mit monotoner Stimme.
Lorelai sah ihn mit großen Augen an, dann blickte sie auf die vier verbleibenden Tassen in ihren Händen.
„Wenn du mir nicht sofort, die übrigen Tassen gibst – hast du für heute Kaffesperre“ setzte er nach und streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. Mürrisch schob sie die Becher zu ihm hinüber, die von Luke zurück ins Regal geräumt wurden, der sich danach ein paar Bestellungen schnappte und an seine wartenden Kunden verteilte.
„Huuu“ Lorelai zuckte erschrocken zusammen, irgendwas oder irgendwer hatte ihr von hinten auf die Schultern getippt. Sie drehte sich hastig um, und erkannte Babette die schmunzelnd hinter ihr stand.
„Hey Babette, na wie geht’s dir?“ lächelte Lorelai.
„Mir gehts gut, Süße! Nur Morey ist etwas erkältet, kein Wunder bei dem kalten Winter!“
„Der Arme, sag ihm gute Besserung“
„Mach ich, mach ich. Und du hast keine kalten Füße, Süße?“
„Oh, nein! Ich habe immer meine Wanderstiefel an – und dieses Jahr hab ich sie auch imprägniert – da kommt also kein Schnee durch!“
„Hach, doch nicht deine Schuhe! Wegen der Hochzeit!“ kreischte Babette und schlug die Hände zusammen.
„Ah, verstehe“ nickte Lorelai, diese Stadt samt ihren Bewohnern war einfach so verdammt neugierig.
„Du machst also nicht wieder einen Rückzieher?“ fragte Babette und musterte sie eindringlich.
„Nein, ich habe es nicht vor!“ antwortete Lorelai.
„Gut, gut, weißt du Patty und ich machen uns manchmal Sorgen, dass wir nicht lang genug leben werden um bei deiner Hochzeit dabei zu sein“
„Hach, wer weiß vielleicht übernehme ich noch die Rolle von Julia Roberts in die Braut die sich nicht traut“
„Das ist nicht witzig Lorelai“ flüsterte Babette mit ernstem Gesicht.
„Nein, Babette! Es ist alles in Ordnung, am Samstag werde ich Luke heiraten“ seufzte sie genervt.
„Okay, ich muss noch schnell zu Doose´s Kräutertee für Morey kaufen, der Arzt hat gesagt dass hilft ihn schneller wieder gesund zu werden, wir sehen uns dann zu deiner Hochzeit am Samstag“ erklärte Babette, und warf Lorelai bei den Worten ´Hochzeit und Samstag´ ermahnende Blicke zu.
„Bis dann, Babette“ verabschiedete sich Lorelai und wandte sich wieder den Tresen und ihrer Tochter zu.
„Man, die Stadt nervt mich im Moment“ stöhnte Lorelai.
„Wenn du Julia Roberts in Pretty Woman ersetzten willst, kannst du wenigstens Richard Gere heiraten“ ermutigte sie Rory.
„Danke meine liebreizende Tochter, komm wir fahren nach Hause, bevor noch die ganze Stadt durchdreht“ stänkerte Lorelai, gab Luke einen schnellen Kuss und marschierte aus den Laden.

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