19.11.2011, 13:50
So, nach etwas längerer Zeit geht´s mal wieder weiter.
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11. Ahead!
„Noch sind wir die Auflagenstärkste Zeitung des Landes, aber alleine im letzten Quartal haben wir laut Statistik mehr als 14.600 Leser verloren! Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich: Was geht mich das an? Das ist doch ein Fall für die Marketingabteilung, und nicht für uns Journalisten, doch da liegen sie falsch! Einfach komplett falsch, wir müssen unsere Berichterstattung den Leserwünschen anpassen, und dazu werden wir eine Kampagne starten“ sagte Madison Smith mit verschwörerischer Stimme und stützte sich dabei mit ihren Händen auf dem Glastisch des Besprechungszimmers ab. Aufmerksam musterte sie mit zusammengekniffenen Augen jeden einzelnen ihrer Mitarbeiter, von denen einige Entschlossen manche aber auch Ãberrascht zurückblickten.
Rory saà neben Luis in einen der schwarzen Ledersessel an der Wand, ein Stückchen abseits der übrigen Journalisten. Normalerweise träumt sie von jenem Tag, an dem sie auch einmal mit den anderen Mitarbeitern an der Besprechung teilnehmen durfte, doch in dieser Situation fühlte sie sich in ihrer Haut vollkommen wohl.
Es war ein trüber Freitagmittag was bedeutete, dass ihr erster Monat bei der Times beinahe um war. Die letzten vier Wochen waren vollgestopft gewesen mit Arbeit, von der sie jedoch beinahe jede einzelne Minute genossen hatte. Mittlerweile kannte sie das Gebäude, die Menschen, und ab und zu hatte sie auch ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickelt. Sie wusste bereits wo man in dem riesigen Gebäude den besten Kaffee herbekam, hatte sich einer Gruppe junger Kollegen angeschlossen mit denen sie meist gemeinsam zu Mittag aÃ, und endlich verstanden wie man den komplizierten Drucker bediente, ohne einen Stromschlag zu bekommen.
„Jeder von Ihnen hat eine Kopie der Zahlen des letzten Quartals bekommen, lesen Sie sich diese durch und versuchen sie daraus Rückschlüsse auf Ihre eigene Arbeitsleistung zu ziehen! Ach ja und die nette Tafel hinter mir mit den Diagrammen und Analysen ist nicht nur zum Spaà da, werfen Sie beim rausgehen einen Blick darauf! Gilmore, Castillo kommen sie noch einen Moment zu mir“ richtete Madison ihre abschlieÃenden Worte an die Journalisten.
Die rund 20 Frauen und Männer erhoben sich von ihren Stühlen und verlieÃen in Trauben das Büro, die meisten von ihnen in hitzige Diskussionen vertieft. Rory und Luis marschierten mit ihren Notizen bewaffnet zu Madison hinüber, die in ihren sündhaft teuren Highheels ein gutes Stück gröÃer war als Rory selbst.
„Also, hier sind einige Auswertungen von Telefon Interviews die wir mit unseren Abonnenten in den letzten Wochen geführt haben, sehen sie sich diese dann genau an! Was ich von Ihnen erwarte ist eine Zusammenfassung der gröÃten Kritikpunkte, diese senden sie dann bis heute spätestens 5 Uhr an Jay Olivier der daraus einen Artikel samt Verbesserungsvorschlägen für die Sonntagsbeilage entwerfen wird“ erklärte sie ihnen und sammelte dabei mit genervten Gesichtsausdruck einige liegen gebliebene Zettel vom Tisch ein.
Die beiden nickten stumm.
„Ja, ich weià sie sind jung und könnten sich wahrscheinlich hunderte Sachen vorstellen die sie an einen Freitagnachmittag lieber machen würde, aber hey so läuft das hier! Gewöhnen sie sich daran, desto schneller umso besser“ fügte Madison hinzu, wandte ihnen dann den Rücken zu und lief zu ihrem Schreibtisch.
Schweigend ging Rory neben Luis den Gang entlang zu ihrem kleinen Büro, dass sie mittlerweile sogar mochte.
Die Arbeit die Madison ihnen auferlegt hatte, konnten sie bis zum Abgabetermin nur schaffen, wenn sie zusammenarbeiten würden, das wussten sie beide. Rory lieà sich in ihren Schreibtischsessel fallen, Luis tat es ihr gleich, die Stimmung war angespannt.
„Also, irgendwelche Vorschläge?“ raunte er kurz angebunden vom anderen Ende des Raumes, seine dunklen ja fast schwarzen Augen musterten sie abschätzig.
„Ich würde sagen wir teilen uns die Auswertungen auf, schreiben unsere Gedanken dazu nieder und fassen sie am Ende gemeinsam zusammen“ schlug Rory achselzuckend vor.
Warum wirkte er immer so verbissen wenn er mit ihr alleine war? Diese steife Haltung, die zusammengepressten Lippen die dadurch noch ein wenig schmaler wirkten, dieser Blick indem etwas lag dass sie nicht näher deuten konnte.
„Von mir aus“ zischte er und wandte sich seinen Computer zu, mit leichtem Kopfschütteln tat sie es ihm gleich.
Rory dachte an das Freitagsdinner bei den GroÃeltern, nahm das Handy aus ihrer Tasche und tippte schnell eine Nachricht an ihre Mum, dass sie sich direkt in Hartford treffen würden.
Nach nur einer Stunde realisierten die beiden, dass sie es unmöglich bis 5 Uhr schaffen würden. Glücklicherweise konnte sie Jay Olivier, ihren Redakteur dazu überreden die Abgabefrist bis 7 Uhr zu verlängern.
Während Rory sich durch die hunderten Telefoninterviews durchkämpfte, sah sie einigen ihrer Arbeitskollegen voller Wehmut zu, wie sie das Büro in Richtung Wochenende verlieÃen. Voller Schuldgefühle schrieb sie noch eine Message an ihre Mum, dass sie es heute nicht mehr zum Essen bei den GroÃeltern schaffen würde. Ausgerechnet heute.
„Rory kann heute nicht kommen, sie steckt in der Arbeit fest“ seufzte Lorelai an Luke gewandt und klappte ihr silbernes Handy zu.
„Das ist aber-“ setzte er an.
„Dad! Dad! Dad“ rief ein schwarzhaariges Mädchen mit blauer Strickweste und roter Reisetasche in der Hand, das mit schnellen Schritte auf ihn zulief.
Kurz davor lieà April all ihre Sachen achtlos auf den Boden fallen und warf sich ihren Vater in die Arme.
„Hey, Schätzchen“ flüsterte Luke und drückte seine Tochter fest an sich.
„Tut mir leid, dass der Flug Verspätung hatte, aber in New Mexico gab es einen ziemlich heftigen Sandsturm, deswegen konnten wir nicht eher starten“ entschuldigte sie sich lächelnd.
„Kein Problem“ antwortete Luke und sammelte das verstreut liegende Gepäck seiner Tochter ein.
„Hey Lorelai! Ich hoffe ihr musstet nicht zu lang warten“ sagte April und umarmte herzlich die Frau ihres Vaters.
„Hach, gar nicht! Wir haben die Zeit genützt um die lustigen Läden am Flughafen zu erkunden, besonders die Zeitungen mit den arabischen und asiatischen Schriftzeichen fand ich witzig“ entgegnete diese fröhlich.
„Ja, und dann hast du eine halbe Stunde so getan als würdest du mir daraus vorlesen“ schüttelte Luke den Kopf.
„Hey, das war witzig, ich bin fast sicher daraus könnte man eine Comedy Show machen“
„Ganz bestimmt, April soll ich dir das Teil auch noch abnehmen?“ fragte Luke an seine Tochter gewandt und zeigte auf die kleine schwarze Tasche die auf ihrer Schulter ruhte.
„Aber Dad, das ist doch eine Frauenhandtasche, die trägt man so“ erwiderte seine Tochter verwirrt.
„Tja, Schätzchen dein Dad muss noch einiges lernen was uns Frauen anbelangt“ kicherte Lorelai und marschierte mit April in Richtung Parkhaus davon.
„Und wie soll ich die beiden ansprechen? Grandma und Grandpa? Ich habe ja schon eine Grandma, das würde mir irgendwie komisch vorkommen. Oder Mr. & Mrs. Gilmore?“ fragte April vom Rücksitz aus sichtlich verwirrt, während sie die letzten Meter nach Hartford zurücklegten.
„Nenn sie einfach Mr. Rechthaberisch & Mrs. Egoistisch, da fühlen sie sich gleich angesprochen“
„Lorelai, sag ihr doch so etwas nicht! April, nenn sie einfach Emily und Richard“ warf Luke ein.
„Lorelai, du magst deine Eltern nicht sonderlich?“ hakte April nach.
„Kennst du das, wenn du im Winter mit deinen Freunden eine Schnellballschlacht machst, und dir jemand den Schnee unter die Kleidung steckt, und dieser dann eiskalt deinen Rücken hinunter läuft?“
„Ja“ bestätigte die mittlerweile 15 Jährige neugierig.
„So fühlt sich eine Umarmung meiner Mutter an“
„Oh schön, dass ihr gekommen seid! Rory hat uns vorher schon benachrichtigt, dass sie uns leider heute nicht Gesellschaft leisten kann, aber so gilt unsere gesamte Aufmerksamkeit heute dir, junge Dame“ säuselte Emily und nahm April ihren grauen Mantel ab.
„Wenn Rory nicht da ist, haben wir keinen Puffer zwischen uns“ stänkerte Lorelai und reichte ihren Mantel dem neuen Dienstmädchen.
„Lorelai, bitte, der Abend ist für uns alle eine Herausforderung“ zischte Luke, missmutig folgte sie den dreien ins Wohnzimmer.
„Richard, gib bitte die Zeitung zur Seite und schau wer hier ist!“ richtete Emily das Wort an ihren Mann, und legte dabei ihre beiden Hände auf Aprils Schulter.
„Guten Tag“ sagte diese leise.
Richard faltete das Wallstreet Journal zusammen, platzierte es am Couchtisch und erhob sich.
„Guten Tag, junge Dame! Kein Grund schüchtern zu sein, wir beiÃen nicht“ schmunzelte Richard und schüttelte der Tochter seines Schwiegersohnes aufmunternd die Hand.
„Es ist uns heute eine Freude, dass du da bist! Setz dich doch schon mal auf die Couch, wir haben noch ein kleines Geschenk für dich“ lächelte Emily und verschwand nach oben.
Luke und Lorelai lieÃen sich rechts und links von April auf das Sofa fallen, während Richard wie gewohnt die Drinks zubereitete. Gerade als er die fertigen Getränke servierte, erschien Emily mit eine groÃen, in blaues Papier eingewickelten Paket.
„Das wäre wirklich nicht nötig gewesen“ flüsterte April und wandte sich mit hilfesuchendem Blick an ihren Vater, der nur unschlüssig mit den Schultern zuckte.
„Mum, findest du das nicht etwas übertrieben? Immerhin lernt ihr euch gerade erst kennen?“
„Ganz und gar nicht“ antwortete Emily mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht und überreichte April das Geschenk.
„Es ist schwer“ grinste diese Verlegen.
„Los, mach es auf“ forderte sie Richard auf und rückte seine Brille zurecht.
Vorsichtig öffnete April die Laschen des Geschenkpapiers um es ja nicht einzureiÃen oder zu beschädigen, behutsam nahm sie den Inhalt heraus.
„Oh, wow! Dankeschön!“ grinste sie und machte sich sofort daran den Klappentext des Buches zu lesen.
„Gefällt es dir?“ erkundigte sich Emily und ihre Augen strahlten dabei.
„Es ist umwerfend, ich wollte es schon ewig haben, aber es war immer überall vergriffen! Einmal ist Mum mit mir sogar 150 Meilen bis nach Santa Fe gefahren, weil Jessica Clearwater aus meiner Klasse behauptete, dass sie es dort hätten. Als wir dort ankamen gab es das Buch natürlich nicht, später hat sich herausgestellt dass Jessica sauer auf mich war, weil ich in der Pause mit Cathy Henderson gesprochen hatte, und die beiden hatten vorher einen üblen Streit. Auf jeden Fall hatte Jessica mich deshalb sprichwörtlich in die Wüste geschickt, “
„Mit dem Wälzer könnte man glatt jemanden erschlagen“ stellte Lorelai in Anbetracht des 800 SeitenWerkes fest.
„Lorelai, das ist ein wissenschaftliches Buch, ich erwarte nicht dass du dich damit auskennst“ belehrte sie ihr Vater.
„Die Entstehung der Arten von Charles Darwin” las Luke den Titel laut vor “Das klingt nach einer leichten Lektüre“ setzte er nach.
„Charles Darwin war der Begründer der Evolutionstheorie, er ist der unumstrittene Meister auf seinen Gebiet“ klärte April ihren Vater auf.
„Tja, Luke deine Tochter hat ein Fable für seit über hundert Jahren tote Männer mit langen weiÃen Bärten“ kicherte Lorelai amüsiert.
„Woher … ahm woher wusstet ihr, dass ich meine … ich mir dieses Buch wünsche?“ fragte April ein wenig schüchtern nach.
„Sie haben sicher den Geheimdienst auf dich angesetzt gehabt, wenn du wüsstest, die beiden haben exzellente Verbindungen zur CIA“
„Lorelai!“ rief Emily kopfschüttelnd.
„Als wir uns bei der Hochzeit kurz unterhalten haben, hast du angedeutet dass du dich für Biologie interessierst, und Rory hat uns dann den entscheidenden Hinweis gegeben“ brachte Richard Licht ins Dunkel.
„Vielen Dank“ strahlte April und schlug neugierig die ersten Seiten des Buches auf.
„Und zum Dessert hat Juanita Cupcakes gefüllt mit Vanillecreme und ganz viel rosa Zuckerglasur gebacken, ich hoffe du magst so etwas?“ wandte sich Emily an April, die rechts von ihr am Esstisch saÃ.
„Cupcakes? In diesem Haus gab es solange ich denken kann niemals Cupcakes! Einmal hab ich nach der Schule von Billy´s Bakery zwei Stück mitgenommen und du hast gesagt wenn ich nur einen Bissen davon esse, werden mir alle Zähne ausfallen“ unterbrach Lorelai aufgeregt die Unterhaltung.
„Das hab ich ganz bestimmt nicht gesagt, Loelai. Du fantasierst mal wieder“ antwortete Emily mit ihren gewohnt abschätzigen Blick.
Schmollend verschränkte Lorelai die Arme vor der Brust und blickte zu Boden.
„Ich esse sehr gerne Cupcakes“ lächelte April.
„Wunderbar!“ freute sich Emily.
„Also ich finde die beiden wirklich nett“ sagte April während sie ihre Reisetasche in Rorys Zimmer abstellte, wo sie die nächsten beiden Nächte auf einen Klappbett verbringen würde.
„Hach, Schätzchen, April … ich sag es dir nur ungern aber sie haben sich eingewickelt“ seufzte Lorelai theatralisch und reichte April eine zusätzliche Decke.
„Echt? Ohne das ich es gemerkt habe? Komisch, ansonsten merke ich es sofort wenn ich manipuliert werde! Ich habe einen sechsten Sinn für sowas“
„Keine Sorge, du wurdest von den absoluten Profis hereingelegt, das passiert den besten“
„Wahrscheinlich, ich werde jetzt bald zu Bett gehen, ich bin ziemlich müde“ gähnte April und machte es sich zwischen den zahlreichen Kissen bequem.
„Klar, und wenn du noch was brauchst, ruf einfach! Schlaf gut“ lächelte Lorelai.
„Danke, kannst du mir nur noch das Buch geben, ich will noch ein bisschen darin blättern“
„Aber sicherlich“ antwortete Lorelai und reichte ihr den dicken Wälzer den sie von Emily und Richard geschenkt bekommen hatte.
Leise schloss Lorelai die Tür hinter sich und begab sich ins Wohnzimmer um mit Luke noch ein wenig fernzusehen. Während sie sich von der Late night show mit David Letterman berieseln lieÃ, schweiften ihre Gedanken immer wieder unfreiwillig ab.
Seit wenigen Wochen war sie nun verheiratet, und es fühlte sich richtig gut an. Klar, es würden noch eine Menge Probleme auf sie zukommen, Luke würde weiterhin einmal im Monat über das Wochenende nach New Mexico zu Anna und April fliegen, sie wollte unbedingt noch ein Kind haben, und dann war da noch die Sache mit Rory. Eigentlich mit Rory und Jess. Seit ihrem Gespräch auf der Veranda vor einiger Zeit hatte ihre Tochter nie wieder ein Wort darüber verloren, ständig war sie mit Arbeit überhäuft gewesen, selbst am Wochenende. Lorelai kam, so sehr sie sich auch noch bemühte, einfach nicht an Rory ran, als hätte diese eine dicke Mauer um sich herum errichtet. Wahrscheinlich war genau das der Fall, ein Schutzmechanismus den sie von sich selbst nur zu gut kannte, der auf Dauer aber nur zur Einsamkeit führte. Und das wollte sie ihrer Tochter unbedingt ersparen, denn aus Erfahrung wusste sie, wie schmerzvoll es war einsam zu sein.
„Hast du es endlich fertig? Mach schneller, die Abgabefrist ist in weniger als zwei Minuten zu Ende“ drängte Luis und spielte nervös mit dem Stift in seiner Hand.
Rory war fix und fertig, noch zwei weitere Male hatten sie die Abgabefrist nach hinten versetzen müssen, und ihre endgültige Deadline schwebte wie ein Damoklesschwert über ihnen. Mittlerweile war es bereits nach 11 Uhr, die Druckerei würde keinen erneuten Aufschub dulden, denn die Zeitungen mussten für Morgen gedruckt werden.
„Ich mach ja schon … nur noch das hier, in den Ordner verschieben! Unsere Namen einfügen“
„Du hast sogar meinen Namen als erstes geschrieben“ raunte Luis ungläubig.
„So bin ich eben! Das war es! Wir sind fertig“ grinste Rory triumphierend, drückte die Enter Taste um die Datenübertragung zu starten, erschöpft lieà sie sich in ihren Stuhl sinken.
„Tja, Gilmore, wir haben es doch noch geschafft“
Rory blickte ihn unsicher an, es war das erste Mal, dass er sie so direkt ansprach, auÃerdem hätte sie schwören können den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht wahrgenommen zu haben.
„Manchmal geschehen eben doch noch Wunder. Ich muss jetzt los, es ist schon spät und ich hab es noch ziemlich weit bis nach Hause“ gähnte Rory, stand auf und schnappte sich ihren Mantel den sie über die Stuhllene gelegt hatte.
Luis nickte und tat es ihr gleich, schweigend – jedoch gemeinsam – verlieÃen sie das Büro und nahmen den Fahrstuhl nach unten. In der Lobby, wo ansonsten hektischer Betrieb herrschte, war es fast gespenstisch still, nur der Nachtwächter verabschiedete die beiden mit einem Handzeichen.
Genüsslich atmete Rory die eiskalte Nachtluft ein, Sirenengeheul der Polizei, hupende Autos und Gelächter erfüllten die Luft. Luis stand ihr gegenüber, hastig blickte er links und rechts die StraÃe hinunter, fast so als würde er hinter der nächsten Ecke ein Unglück vermuten. Unauffällig schob sie den Ãrmel ihres Mantels ein Stückchen hoch um einen Blick auf ihre Armbanduhr zu werfen, mittlerweile war es kurz vor halb 12, und der Weg bis nach Stars Hollow war noch weit. Ihr schauderte es bei dem Gedanken an die 20 minütige U-Bahn bis an den Stadtrand von New York, die ihr noch bevorstand.
„Wo hast du dein Auto geparkt?“ raunte Luis und blickte auf seine schwarzen Schuhe.
„Ahm, in den Washington Heights, aber das ist kein Problem, ich nehm die Subway-“
„Alleine? Als Frau? Mitten in der Nacht? Ich fahr dich zu deinem Auto, meines steht hier gleich um die Ecke“
„Nein, das musst du wirklich nicht-“
„Glaubst du ich will schuld sein, dass du draufgehst?“ fuhr er sie an, und das freundliche aus seinen Augen war verschwunden.
Bemüht mit ihm Schritt zu halten, folgte sie ihm zu einer Parkgarage ein paar StraÃen weiter, zielstrebig ging er auf einen schwarzen Lexus zu.
„Was ist? Steigst du jetzt ein?“ rief er Rory zu, die in einigen Metern Entfernung stehen geblieben war.
„Ich komm schon“
Obwohl sie seit mehr als einen Monat mit Luis zusammenarbeitete, wusste sie auÃer seinen Namen, so gut wie nichts von ihm, unsicher stieg sie in den Wagen.
Luis startete das Auto und verlieà den Parkplatz in nördliche Richtung, den Blick stur geradeaus gerichtet. Die Heizung des Autos lief auf Hochtouren, während sie die verschneiten StraÃen entlang fuhren, der Radiosprecher verkündete irgendwas vom längsten Winter seit 50 Jahren. Rory sah sich im Auto um, die Sitze glänzten und es hatte noch diesen typischen neuen Geruch, zufällig blieb ihr Blick an dem goldenen Amulett hängen, dass am Rückspiegel befestigt war. Zuerst sah es so aus als wäre am Ende der goldenen Kette, nur ein Anhänger befestigt, doch als Luis um die Kurve bog, drehte es sich und Rory erkannte, dass darin auch ein Foto angebracht war. Eindeutig war darauf ein Kind abgebildet, ein kleines Mädchen mit dunklen Locken, die Gesichtszüge waren denen von Luis zum verwechseln ähnlich. Konnte das sein, hatte Luis eine Tochter?
„Ihr Name ist Carley, sie ist vor kurzem 3 geworden“ flüsterte er kaum merklich, die Augen weiterhin ausschlieÃlich auf die StraÃe gerichtet.
„Ist sie … ist sie deine Tochter?“ stotterte Rory.
Luis nickte langsam, der Rest der Fahrt verlief schweigend. Nachdem er sie in den Washington Heights abgesetzt hatte, stieg Rory in ihren Toyota und machte sich auf den Weg nach Hause. Die ganze Fahrt über musste sie an Luis denken, und dass er eine Tochter hatte, war er vielleicht sogar verheiratet? Er trug zumindest keinen Ring. Als sie ihren Wagen in der frischbetonierten Auffahrt parkte, war es bereits 2 Uhr morgens, völlig übermüdet fiel sie in ihr Bett.
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Würde mich über FB wie immer freuen.
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11. Ahead!
„Noch sind wir die Auflagenstärkste Zeitung des Landes, aber alleine im letzten Quartal haben wir laut Statistik mehr als 14.600 Leser verloren! Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich: Was geht mich das an? Das ist doch ein Fall für die Marketingabteilung, und nicht für uns Journalisten, doch da liegen sie falsch! Einfach komplett falsch, wir müssen unsere Berichterstattung den Leserwünschen anpassen, und dazu werden wir eine Kampagne starten“ sagte Madison Smith mit verschwörerischer Stimme und stützte sich dabei mit ihren Händen auf dem Glastisch des Besprechungszimmers ab. Aufmerksam musterte sie mit zusammengekniffenen Augen jeden einzelnen ihrer Mitarbeiter, von denen einige Entschlossen manche aber auch Ãberrascht zurückblickten.
Rory saà neben Luis in einen der schwarzen Ledersessel an der Wand, ein Stückchen abseits der übrigen Journalisten. Normalerweise träumt sie von jenem Tag, an dem sie auch einmal mit den anderen Mitarbeitern an der Besprechung teilnehmen durfte, doch in dieser Situation fühlte sie sich in ihrer Haut vollkommen wohl.
Es war ein trüber Freitagmittag was bedeutete, dass ihr erster Monat bei der Times beinahe um war. Die letzten vier Wochen waren vollgestopft gewesen mit Arbeit, von der sie jedoch beinahe jede einzelne Minute genossen hatte. Mittlerweile kannte sie das Gebäude, die Menschen, und ab und zu hatte sie auch ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickelt. Sie wusste bereits wo man in dem riesigen Gebäude den besten Kaffee herbekam, hatte sich einer Gruppe junger Kollegen angeschlossen mit denen sie meist gemeinsam zu Mittag aÃ, und endlich verstanden wie man den komplizierten Drucker bediente, ohne einen Stromschlag zu bekommen.
„Jeder von Ihnen hat eine Kopie der Zahlen des letzten Quartals bekommen, lesen Sie sich diese durch und versuchen sie daraus Rückschlüsse auf Ihre eigene Arbeitsleistung zu ziehen! Ach ja und die nette Tafel hinter mir mit den Diagrammen und Analysen ist nicht nur zum Spaà da, werfen Sie beim rausgehen einen Blick darauf! Gilmore, Castillo kommen sie noch einen Moment zu mir“ richtete Madison ihre abschlieÃenden Worte an die Journalisten.
Die rund 20 Frauen und Männer erhoben sich von ihren Stühlen und verlieÃen in Trauben das Büro, die meisten von ihnen in hitzige Diskussionen vertieft. Rory und Luis marschierten mit ihren Notizen bewaffnet zu Madison hinüber, die in ihren sündhaft teuren Highheels ein gutes Stück gröÃer war als Rory selbst.
„Also, hier sind einige Auswertungen von Telefon Interviews die wir mit unseren Abonnenten in den letzten Wochen geführt haben, sehen sie sich diese dann genau an! Was ich von Ihnen erwarte ist eine Zusammenfassung der gröÃten Kritikpunkte, diese senden sie dann bis heute spätestens 5 Uhr an Jay Olivier der daraus einen Artikel samt Verbesserungsvorschlägen für die Sonntagsbeilage entwerfen wird“ erklärte sie ihnen und sammelte dabei mit genervten Gesichtsausdruck einige liegen gebliebene Zettel vom Tisch ein.
Die beiden nickten stumm.
„Ja, ich weià sie sind jung und könnten sich wahrscheinlich hunderte Sachen vorstellen die sie an einen Freitagnachmittag lieber machen würde, aber hey so läuft das hier! Gewöhnen sie sich daran, desto schneller umso besser“ fügte Madison hinzu, wandte ihnen dann den Rücken zu und lief zu ihrem Schreibtisch.
Schweigend ging Rory neben Luis den Gang entlang zu ihrem kleinen Büro, dass sie mittlerweile sogar mochte.
Die Arbeit die Madison ihnen auferlegt hatte, konnten sie bis zum Abgabetermin nur schaffen, wenn sie zusammenarbeiten würden, das wussten sie beide. Rory lieà sich in ihren Schreibtischsessel fallen, Luis tat es ihr gleich, die Stimmung war angespannt.
„Also, irgendwelche Vorschläge?“ raunte er kurz angebunden vom anderen Ende des Raumes, seine dunklen ja fast schwarzen Augen musterten sie abschätzig.
„Ich würde sagen wir teilen uns die Auswertungen auf, schreiben unsere Gedanken dazu nieder und fassen sie am Ende gemeinsam zusammen“ schlug Rory achselzuckend vor.
Warum wirkte er immer so verbissen wenn er mit ihr alleine war? Diese steife Haltung, die zusammengepressten Lippen die dadurch noch ein wenig schmaler wirkten, dieser Blick indem etwas lag dass sie nicht näher deuten konnte.
„Von mir aus“ zischte er und wandte sich seinen Computer zu, mit leichtem Kopfschütteln tat sie es ihm gleich.
Rory dachte an das Freitagsdinner bei den GroÃeltern, nahm das Handy aus ihrer Tasche und tippte schnell eine Nachricht an ihre Mum, dass sie sich direkt in Hartford treffen würden.
Nach nur einer Stunde realisierten die beiden, dass sie es unmöglich bis 5 Uhr schaffen würden. Glücklicherweise konnte sie Jay Olivier, ihren Redakteur dazu überreden die Abgabefrist bis 7 Uhr zu verlängern.
Während Rory sich durch die hunderten Telefoninterviews durchkämpfte, sah sie einigen ihrer Arbeitskollegen voller Wehmut zu, wie sie das Büro in Richtung Wochenende verlieÃen. Voller Schuldgefühle schrieb sie noch eine Message an ihre Mum, dass sie es heute nicht mehr zum Essen bei den GroÃeltern schaffen würde. Ausgerechnet heute.
„Rory kann heute nicht kommen, sie steckt in der Arbeit fest“ seufzte Lorelai an Luke gewandt und klappte ihr silbernes Handy zu.
„Das ist aber-“ setzte er an.
„Dad! Dad! Dad“ rief ein schwarzhaariges Mädchen mit blauer Strickweste und roter Reisetasche in der Hand, das mit schnellen Schritte auf ihn zulief.
Kurz davor lieà April all ihre Sachen achtlos auf den Boden fallen und warf sich ihren Vater in die Arme.
„Hey, Schätzchen“ flüsterte Luke und drückte seine Tochter fest an sich.
„Tut mir leid, dass der Flug Verspätung hatte, aber in New Mexico gab es einen ziemlich heftigen Sandsturm, deswegen konnten wir nicht eher starten“ entschuldigte sie sich lächelnd.
„Kein Problem“ antwortete Luke und sammelte das verstreut liegende Gepäck seiner Tochter ein.
„Hey Lorelai! Ich hoffe ihr musstet nicht zu lang warten“ sagte April und umarmte herzlich die Frau ihres Vaters.
„Hach, gar nicht! Wir haben die Zeit genützt um die lustigen Läden am Flughafen zu erkunden, besonders die Zeitungen mit den arabischen und asiatischen Schriftzeichen fand ich witzig“ entgegnete diese fröhlich.
„Ja, und dann hast du eine halbe Stunde so getan als würdest du mir daraus vorlesen“ schüttelte Luke den Kopf.
„Hey, das war witzig, ich bin fast sicher daraus könnte man eine Comedy Show machen“
„Ganz bestimmt, April soll ich dir das Teil auch noch abnehmen?“ fragte Luke an seine Tochter gewandt und zeigte auf die kleine schwarze Tasche die auf ihrer Schulter ruhte.
„Aber Dad, das ist doch eine Frauenhandtasche, die trägt man so“ erwiderte seine Tochter verwirrt.
„Tja, Schätzchen dein Dad muss noch einiges lernen was uns Frauen anbelangt“ kicherte Lorelai und marschierte mit April in Richtung Parkhaus davon.
„Und wie soll ich die beiden ansprechen? Grandma und Grandpa? Ich habe ja schon eine Grandma, das würde mir irgendwie komisch vorkommen. Oder Mr. & Mrs. Gilmore?“ fragte April vom Rücksitz aus sichtlich verwirrt, während sie die letzten Meter nach Hartford zurücklegten.
„Nenn sie einfach Mr. Rechthaberisch & Mrs. Egoistisch, da fühlen sie sich gleich angesprochen“
„Lorelai, sag ihr doch so etwas nicht! April, nenn sie einfach Emily und Richard“ warf Luke ein.
„Lorelai, du magst deine Eltern nicht sonderlich?“ hakte April nach.
„Kennst du das, wenn du im Winter mit deinen Freunden eine Schnellballschlacht machst, und dir jemand den Schnee unter die Kleidung steckt, und dieser dann eiskalt deinen Rücken hinunter läuft?“
„Ja“ bestätigte die mittlerweile 15 Jährige neugierig.
„So fühlt sich eine Umarmung meiner Mutter an“
„Oh schön, dass ihr gekommen seid! Rory hat uns vorher schon benachrichtigt, dass sie uns leider heute nicht Gesellschaft leisten kann, aber so gilt unsere gesamte Aufmerksamkeit heute dir, junge Dame“ säuselte Emily und nahm April ihren grauen Mantel ab.
„Wenn Rory nicht da ist, haben wir keinen Puffer zwischen uns“ stänkerte Lorelai und reichte ihren Mantel dem neuen Dienstmädchen.
„Lorelai, bitte, der Abend ist für uns alle eine Herausforderung“ zischte Luke, missmutig folgte sie den dreien ins Wohnzimmer.
„Richard, gib bitte die Zeitung zur Seite und schau wer hier ist!“ richtete Emily das Wort an ihren Mann, und legte dabei ihre beiden Hände auf Aprils Schulter.
„Guten Tag“ sagte diese leise.
Richard faltete das Wallstreet Journal zusammen, platzierte es am Couchtisch und erhob sich.
„Guten Tag, junge Dame! Kein Grund schüchtern zu sein, wir beiÃen nicht“ schmunzelte Richard und schüttelte der Tochter seines Schwiegersohnes aufmunternd die Hand.
„Es ist uns heute eine Freude, dass du da bist! Setz dich doch schon mal auf die Couch, wir haben noch ein kleines Geschenk für dich“ lächelte Emily und verschwand nach oben.
Luke und Lorelai lieÃen sich rechts und links von April auf das Sofa fallen, während Richard wie gewohnt die Drinks zubereitete. Gerade als er die fertigen Getränke servierte, erschien Emily mit eine groÃen, in blaues Papier eingewickelten Paket.
„Das wäre wirklich nicht nötig gewesen“ flüsterte April und wandte sich mit hilfesuchendem Blick an ihren Vater, der nur unschlüssig mit den Schultern zuckte.
„Mum, findest du das nicht etwas übertrieben? Immerhin lernt ihr euch gerade erst kennen?“
„Ganz und gar nicht“ antwortete Emily mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht und überreichte April das Geschenk.
„Es ist schwer“ grinste diese Verlegen.
„Los, mach es auf“ forderte sie Richard auf und rückte seine Brille zurecht.
Vorsichtig öffnete April die Laschen des Geschenkpapiers um es ja nicht einzureiÃen oder zu beschädigen, behutsam nahm sie den Inhalt heraus.
„Oh, wow! Dankeschön!“ grinste sie und machte sich sofort daran den Klappentext des Buches zu lesen.
„Gefällt es dir?“ erkundigte sich Emily und ihre Augen strahlten dabei.
„Es ist umwerfend, ich wollte es schon ewig haben, aber es war immer überall vergriffen! Einmal ist Mum mit mir sogar 150 Meilen bis nach Santa Fe gefahren, weil Jessica Clearwater aus meiner Klasse behauptete, dass sie es dort hätten. Als wir dort ankamen gab es das Buch natürlich nicht, später hat sich herausgestellt dass Jessica sauer auf mich war, weil ich in der Pause mit Cathy Henderson gesprochen hatte, und die beiden hatten vorher einen üblen Streit. Auf jeden Fall hatte Jessica mich deshalb sprichwörtlich in die Wüste geschickt, “
„Mit dem Wälzer könnte man glatt jemanden erschlagen“ stellte Lorelai in Anbetracht des 800 SeitenWerkes fest.
„Lorelai, das ist ein wissenschaftliches Buch, ich erwarte nicht dass du dich damit auskennst“ belehrte sie ihr Vater.
„Die Entstehung der Arten von Charles Darwin” las Luke den Titel laut vor “Das klingt nach einer leichten Lektüre“ setzte er nach.
„Charles Darwin war der Begründer der Evolutionstheorie, er ist der unumstrittene Meister auf seinen Gebiet“ klärte April ihren Vater auf.
„Tja, Luke deine Tochter hat ein Fable für seit über hundert Jahren tote Männer mit langen weiÃen Bärten“ kicherte Lorelai amüsiert.
„Woher … ahm woher wusstet ihr, dass ich meine … ich mir dieses Buch wünsche?“ fragte April ein wenig schüchtern nach.
„Sie haben sicher den Geheimdienst auf dich angesetzt gehabt, wenn du wüsstest, die beiden haben exzellente Verbindungen zur CIA“
„Lorelai!“ rief Emily kopfschüttelnd.
„Als wir uns bei der Hochzeit kurz unterhalten haben, hast du angedeutet dass du dich für Biologie interessierst, und Rory hat uns dann den entscheidenden Hinweis gegeben“ brachte Richard Licht ins Dunkel.
„Vielen Dank“ strahlte April und schlug neugierig die ersten Seiten des Buches auf.
„Und zum Dessert hat Juanita Cupcakes gefüllt mit Vanillecreme und ganz viel rosa Zuckerglasur gebacken, ich hoffe du magst so etwas?“ wandte sich Emily an April, die rechts von ihr am Esstisch saÃ.
„Cupcakes? In diesem Haus gab es solange ich denken kann niemals Cupcakes! Einmal hab ich nach der Schule von Billy´s Bakery zwei Stück mitgenommen und du hast gesagt wenn ich nur einen Bissen davon esse, werden mir alle Zähne ausfallen“ unterbrach Lorelai aufgeregt die Unterhaltung.
„Das hab ich ganz bestimmt nicht gesagt, Loelai. Du fantasierst mal wieder“ antwortete Emily mit ihren gewohnt abschätzigen Blick.
Schmollend verschränkte Lorelai die Arme vor der Brust und blickte zu Boden.
„Ich esse sehr gerne Cupcakes“ lächelte April.
„Wunderbar!“ freute sich Emily.
„Also ich finde die beiden wirklich nett“ sagte April während sie ihre Reisetasche in Rorys Zimmer abstellte, wo sie die nächsten beiden Nächte auf einen Klappbett verbringen würde.
„Hach, Schätzchen, April … ich sag es dir nur ungern aber sie haben sich eingewickelt“ seufzte Lorelai theatralisch und reichte April eine zusätzliche Decke.
„Echt? Ohne das ich es gemerkt habe? Komisch, ansonsten merke ich es sofort wenn ich manipuliert werde! Ich habe einen sechsten Sinn für sowas“
„Keine Sorge, du wurdest von den absoluten Profis hereingelegt, das passiert den besten“
„Wahrscheinlich, ich werde jetzt bald zu Bett gehen, ich bin ziemlich müde“ gähnte April und machte es sich zwischen den zahlreichen Kissen bequem.
„Klar, und wenn du noch was brauchst, ruf einfach! Schlaf gut“ lächelte Lorelai.
„Danke, kannst du mir nur noch das Buch geben, ich will noch ein bisschen darin blättern“
„Aber sicherlich“ antwortete Lorelai und reichte ihr den dicken Wälzer den sie von Emily und Richard geschenkt bekommen hatte.
Leise schloss Lorelai die Tür hinter sich und begab sich ins Wohnzimmer um mit Luke noch ein wenig fernzusehen. Während sie sich von der Late night show mit David Letterman berieseln lieÃ, schweiften ihre Gedanken immer wieder unfreiwillig ab.
Seit wenigen Wochen war sie nun verheiratet, und es fühlte sich richtig gut an. Klar, es würden noch eine Menge Probleme auf sie zukommen, Luke würde weiterhin einmal im Monat über das Wochenende nach New Mexico zu Anna und April fliegen, sie wollte unbedingt noch ein Kind haben, und dann war da noch die Sache mit Rory. Eigentlich mit Rory und Jess. Seit ihrem Gespräch auf der Veranda vor einiger Zeit hatte ihre Tochter nie wieder ein Wort darüber verloren, ständig war sie mit Arbeit überhäuft gewesen, selbst am Wochenende. Lorelai kam, so sehr sie sich auch noch bemühte, einfach nicht an Rory ran, als hätte diese eine dicke Mauer um sich herum errichtet. Wahrscheinlich war genau das der Fall, ein Schutzmechanismus den sie von sich selbst nur zu gut kannte, der auf Dauer aber nur zur Einsamkeit führte. Und das wollte sie ihrer Tochter unbedingt ersparen, denn aus Erfahrung wusste sie, wie schmerzvoll es war einsam zu sein.
„Hast du es endlich fertig? Mach schneller, die Abgabefrist ist in weniger als zwei Minuten zu Ende“ drängte Luis und spielte nervös mit dem Stift in seiner Hand.
Rory war fix und fertig, noch zwei weitere Male hatten sie die Abgabefrist nach hinten versetzen müssen, und ihre endgültige Deadline schwebte wie ein Damoklesschwert über ihnen. Mittlerweile war es bereits nach 11 Uhr, die Druckerei würde keinen erneuten Aufschub dulden, denn die Zeitungen mussten für Morgen gedruckt werden.
„Ich mach ja schon … nur noch das hier, in den Ordner verschieben! Unsere Namen einfügen“
„Du hast sogar meinen Namen als erstes geschrieben“ raunte Luis ungläubig.
„So bin ich eben! Das war es! Wir sind fertig“ grinste Rory triumphierend, drückte die Enter Taste um die Datenübertragung zu starten, erschöpft lieà sie sich in ihren Stuhl sinken.
„Tja, Gilmore, wir haben es doch noch geschafft“
Rory blickte ihn unsicher an, es war das erste Mal, dass er sie so direkt ansprach, auÃerdem hätte sie schwören können den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht wahrgenommen zu haben.
„Manchmal geschehen eben doch noch Wunder. Ich muss jetzt los, es ist schon spät und ich hab es noch ziemlich weit bis nach Hause“ gähnte Rory, stand auf und schnappte sich ihren Mantel den sie über die Stuhllene gelegt hatte.
Luis nickte und tat es ihr gleich, schweigend – jedoch gemeinsam – verlieÃen sie das Büro und nahmen den Fahrstuhl nach unten. In der Lobby, wo ansonsten hektischer Betrieb herrschte, war es fast gespenstisch still, nur der Nachtwächter verabschiedete die beiden mit einem Handzeichen.
Genüsslich atmete Rory die eiskalte Nachtluft ein, Sirenengeheul der Polizei, hupende Autos und Gelächter erfüllten die Luft. Luis stand ihr gegenüber, hastig blickte er links und rechts die StraÃe hinunter, fast so als würde er hinter der nächsten Ecke ein Unglück vermuten. Unauffällig schob sie den Ãrmel ihres Mantels ein Stückchen hoch um einen Blick auf ihre Armbanduhr zu werfen, mittlerweile war es kurz vor halb 12, und der Weg bis nach Stars Hollow war noch weit. Ihr schauderte es bei dem Gedanken an die 20 minütige U-Bahn bis an den Stadtrand von New York, die ihr noch bevorstand.
„Wo hast du dein Auto geparkt?“ raunte Luis und blickte auf seine schwarzen Schuhe.
„Ahm, in den Washington Heights, aber das ist kein Problem, ich nehm die Subway-“
„Alleine? Als Frau? Mitten in der Nacht? Ich fahr dich zu deinem Auto, meines steht hier gleich um die Ecke“
„Nein, das musst du wirklich nicht-“
„Glaubst du ich will schuld sein, dass du draufgehst?“ fuhr er sie an, und das freundliche aus seinen Augen war verschwunden.
Bemüht mit ihm Schritt zu halten, folgte sie ihm zu einer Parkgarage ein paar StraÃen weiter, zielstrebig ging er auf einen schwarzen Lexus zu.
„Was ist? Steigst du jetzt ein?“ rief er Rory zu, die in einigen Metern Entfernung stehen geblieben war.
„Ich komm schon“
Obwohl sie seit mehr als einen Monat mit Luis zusammenarbeitete, wusste sie auÃer seinen Namen, so gut wie nichts von ihm, unsicher stieg sie in den Wagen.
Luis startete das Auto und verlieà den Parkplatz in nördliche Richtung, den Blick stur geradeaus gerichtet. Die Heizung des Autos lief auf Hochtouren, während sie die verschneiten StraÃen entlang fuhren, der Radiosprecher verkündete irgendwas vom längsten Winter seit 50 Jahren. Rory sah sich im Auto um, die Sitze glänzten und es hatte noch diesen typischen neuen Geruch, zufällig blieb ihr Blick an dem goldenen Amulett hängen, dass am Rückspiegel befestigt war. Zuerst sah es so aus als wäre am Ende der goldenen Kette, nur ein Anhänger befestigt, doch als Luis um die Kurve bog, drehte es sich und Rory erkannte, dass darin auch ein Foto angebracht war. Eindeutig war darauf ein Kind abgebildet, ein kleines Mädchen mit dunklen Locken, die Gesichtszüge waren denen von Luis zum verwechseln ähnlich. Konnte das sein, hatte Luis eine Tochter?
„Ihr Name ist Carley, sie ist vor kurzem 3 geworden“ flüsterte er kaum merklich, die Augen weiterhin ausschlieÃlich auf die StraÃe gerichtet.
„Ist sie … ist sie deine Tochter?“ stotterte Rory.
Luis nickte langsam, der Rest der Fahrt verlief schweigend. Nachdem er sie in den Washington Heights abgesetzt hatte, stieg Rory in ihren Toyota und machte sich auf den Weg nach Hause. Die ganze Fahrt über musste sie an Luis denken, und dass er eine Tochter hatte, war er vielleicht sogar verheiratet? Er trug zumindest keinen Ring. Als sie ihren Wagen in der frischbetonierten Auffahrt parkte, war es bereits 2 Uhr morgens, völlig übermüdet fiel sie in ihr Bett.
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Würde mich über FB wie immer freuen.
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