Where you lead I will follow
#60

So, es geht weiter .
Euch vieren vielen, vielen dank für das Feedback, das freut mich wirklich jedes Mal. (:

Dieser Teil war schwer zum schreiben, aber seht selbst .

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14. Einestages, vielleicht.
I'm so tired of being here
Suppressed by all my childish fears
And if you have to leave
I wish that you would just leave
Your presence still lingers here
And it won't leave me alone
These wounds won't seem to heal
This pain is just too real
There's just too much that time cannot erase
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All of me
You used to captivate me
By your resonating light
Now I'm bound by the life you left behind
Your face it haunts
My once pleasant dreams
Your voice it chased away
All the sanity in me
These wounds won't seem to heal
This pain is just too real
There's just too much that time cannot erase
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All of me
I've tried so hard to tell myself that you're gone
But though you're still with me
I've been alone all along
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All...of me
All...of me
All...of me
... All ...

„Ich möchte wetten, mit dem Briefgeheimnis nimmst du es auch nicht so genau“ raunte er und blickte sie forschend an. Seine Augen wirkten müde, als hätte er die gesamte Nacht wachgelegen.
„Ah! Jess du hast mich erschreckt“ schrie Rory auf, und versuchte dabei das Skript zur Seite zu schieben. „Es tut mir leid“ stotterte sie anschließend.
Jess hatte seine Hände in den Jackentaschen vergraben, seine Augen ruhten auf ihr, sein Blick wirkte verständnislos vielleicht sogar ein wenig feindselig.
Rory erschrak, sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet dass Jess vielleicht gar nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, ihr Herz begann zu rasen.
Mit einem Satz sprang sie vom Stuhl, was für ihn vollkommen überraschend kam, hastig machte er zwei Schritte zurück, der Ausdruck in seinem Gesicht blieb unverändert.
Rory wurde heiß und kalt gleichzeitig, ihr Wangen hatte einen hellroten Farbton angenommen, beinahe konnte sie spüren wie sie wärme abstrahlten, auf ihrem Rücken bildeten sich Schweißperlen, während ihre nackten Füße auf dem hellen Parkettboden froren. In ihrem Kopf rotierten die Gedanken, er wartete eindeutig darauf, dass sie etwas sagte oder tat. All die Antworten die sie sich vorher so schön zurechtgelegt hatte waren verschwunden, als wären sie durch ein imaginäres Fenster in ihrem Kopf nach draußen geflüchtet.
Allmählich wurde es ihm zu bunt, wie sie da vollkommen verstört in seinem schwarzen Metallica Shirt stand, dass sie noch dazu verkehrt trug, weshalb die Innennähte - und nicht das Logo der Band - sichtbar waren.
„Und wenn du schon meine Fotos von der Wand nimmst, dann häng bitte wenigstens jedes an seinen richtigen Platz zurück“ durchbrach er mit emotionsloser Stimme die Stille, durchquerte zielstrebig mit hochgezogenen Schultern den Raum, nahm die Bilder vom Haken und tauschte ihre Position.
Für einen kurzen Moment betrachtete er die beiden Aufnahmen, die nichts weiter als den Versuch darstellten glückliche Momente zu konservieren, fast so wie man Lebensmittel haltbar machte, nur ohne Ablaufdatum. Mit leichtem Kopfschütteln streifte er seine dunkelblaue Jacke ab, warf sie achtlos auf die schwarze Ledercouch, und wandte sich wieder der jungen Frau zu, die neben seinem neuen Esstisch stand und angespannt auf ihren Lippen kaute. Eine Angewohnheit die er von ihr nicht kannte, aber es wunderte ihn nicht.
Hätte er sich gestern eine Person ausmalen müssen, die heute Morgen barfuß und nur mit einem Shirt bekleidet in seinem Apartment stehen würde, dann wäre es unter keinen Umständen sie gewesen. Was aber nicht bedeutete, dass er nicht geträumt, gehofft und manchmal sogar dafür gebetet hatte dass es Einestages soweit sein würde.
Einestages. Die Stimme tief in seinem inneren, die er so oft gekonnt ignorierte, versuchte ihm unmissverständlich klarzumachen dass der Tag noch nicht gekommen war.
Bevor er sich auf einen der Stühle setzte, kramte er seinen Schlüsselbund samt Portemonnaie aus der Hosentasche und ließ sie achtlos auf den Glastisch fallen. Von dem dabei entstandenen Klirren zuckte Rory merklich zusammen.
„Na, so schreckhaft heute?“ richtete er das Wort an dem Menschen, dessen Anwesenheit in seinem Apartment ihm immer noch surreal vorkam.
Sie öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch es misslang ihr, sie brachte keinen Ton hervor. Rory war zu perplex und die gesamte Situation wiederum zu komplex als dass sie in jenem Moment hätte erfassen können. Trotzdem wurde ihr langsam klar, dass Jess über ihr unangekündigtes Auftauchen nicht sonderlich erfreut schien.
„Huh, Rory?“ wagte er einen erneuten Versuch sie zum Reden zu bringen, dieses Mal wirkte der Unterton in seiner Stimme nicht mehr so hart.
Sie bemerkte die leichte Veränderung in seiner Stimme, doch das Unbehagen blieb, warum war sie nur hergekommen? Vorsichtig ließ sie ihren Blick über Jess Erscheinung gleiten, er saß auf einen der Stühle, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf auf den Handflächen ruhend, die dunklen Haare die noch ein paar Millimeter kürzer schienen, als bei der Hochzeit standen in alle Richtungen ab. Seine Augenbrauen hatte er soweit zusammengezogen, dass sie kaum erkennen konnte wo die eine aufhörte und die andere begann. Seine Mundwinkel zuckten, er versuchte ihr Zeit zu geben, hatte aber alle Mühe dabei seine eigene Ungeduld zu verbergen.
„Es tut mir leid“ flüsterte sie gequält und senkte den Blick, sie konnte ihn einfach nicht ansehen.
„Geht’s dir gut?“ fragte er mit besorgter Mine, ohne auf ihren vorigen Kommentar einzugehen.
Ging es ihr gut? Nun, die Antwort darauf wäre einfach gewesen, hätte sie ehrlich sein wollen oder können. Sie fühlte sich regelrecht ´erschlagen´ von der Situation, den Gefühlen und ihren unkontrollierten Handlungen. Eine von diesen hatte sie genau hierhergebracht, in jene ausweglose Situation in der sie sich gerade befand. Doch dabei handelte es sich um ihre Sorgen, ihre Ängste und ihre Probleme, mit all dem wollte sie Jess nicht weiter belästigen, schlimm genug was Gestern passiert war.
Als Reaktion auf Jess Frage nickte sie kaum merklich, setzte dazu ein gezwungenes Lächeln auf oder versuchte es zumindest.
„Dir geht’s also gut, lassen wir mal die Tatsache außen vor, dass du bis jetzt noch keine zwei aneinandergereihten Sätze von dir gegeben hast, was ansonsten eigentlich meine Aufgabe ist, oder den Fakt das dein Gesicht aussieht als würdest du gerade furchtbare Schmerzen erleiden, stellt sich mir noch immer die Frage, was gestern Abend mit dir los war?“
Sein Tonfall war ruhig, gelassen, vielleicht sogar ein wenig sarkastisch, aber das entsprach nicht seinen tatsächlichen Gefühlen. Am liebsten wäre er aufgesprungen, hätte sie geschüttet, sie angeschrien was zum Teufel in ihr vorging – es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen- versucht sie zur Vernunft zu bringen, stattdessen ballte er seine Hände zu Fäusten zusammen.
„Ich hatte ein Blackout“ versuchte sie es mit der erstbesten Ausrede die ihr in den Sinn kam.
Jess schüttelte fassungslos den Kopf, wäre die Situation nicht dermaßen ernst gewesen, er hätte vielleicht sogar über ihre Antwort gelacht.
„Der Kuss bei der Hochzeit?“ fragte er geradehinaus.
Sie stand noch immer an derselben Stelle wie zu Beginn des Gespräches, auf der anderen Seite des Tisches, die rechte Hand mit den zarten Fingern auf die Sessellehne gelegt.
„Ein Blackout“ antwortete Rory mit erstickter Stimme, ohne ihn anzusehen.
Hielt sie ihn etwa für so dämlich? Oder versuchte sie sich selbst das Geschehene auf diese Weise zu erklären? Er würde es rausfinden.
„Der Kuss bei Truncheon vor über 3 Jahren?“ wollte er mit wehmütiger Stimme wissen, die Erinnerung an damals war lebendiger denn je und schmerzte heute noch.
Steif wie aus Stein gemeißelt stand sie da, unfähig etwas zu erwidern, der Schmerz in seiner Stimme verursachte eine Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper.
„Auch ein Blackout“ beantwortete er seine eigene Frage.
Rory nickte, sie hätte niemals herkommen dürfen, innerlich verfluchte sie sich selbst.
„Meinst du nicht, dass das ganz schön viele Blackouts sind die mich betreffen?“ warf er ein.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, dass sie davonlaufen wollte, ihre Augen wanderten suchend durch den Raum und fixierten dann die Eingangstür, doch stattdessen sackte sie auf den Stuhl – an dem sie sich die gesamte Zeit über krampfhaft festgehalten hatte – zusammen. Er vernahm weder ein schluchzen, noch schnappte sie nach Luft, das einzige was er sah waren Tränen die über ihre Wangen liefen. Selbst in diesem Moment versuchte sie sich in seiner Gegenwart zu kontrollieren.
Er presste seine Finger noch ein wenig fester ineinander, danach schloss für einen kurzen Moment die Augen, die Versuchung zu ihr zu gehen, und sie in den Arm zu nehmen raubte ihm beinahe den Verstand.
„Es tut mir leid, Jess. Alles, alles was passiert ist“ sagte sie mit tränenerstickter Stimme, während sie versuchte dieselben mit dem kurzen Ärmel des schwarzen Shirts zu trocknen.
Ihre innere Schutzmauer hatte tiefe Risse erlitten, an einigen Stellen begann sie bereits zu bröckeln, mit letzter Kraft versuchte sie sich dagegen zu stemmen um den kompletten Einsturz zu verhindern.
„Was tut dir leid?“ ließ er nicht locker, obwohl er Angst vor ihrer Antwort hatte, eine scheißangst sogar.
Das erste Mal sah sie ihm während des Gespräches direkt ins Gesicht, ihre Augen hatten wie immer dieses wunderschöne blau, aber es sah aus als hätte jemand einen grauen Schleier darübergelegt, die Fröhlichkeit darin war dem Schmerz gewichen. Wohl schon vor einiger Zeit.
„Es tut mir leid, dass ich dich so oft verletzt habe, ohne es selbst zu bemerken. Es tut mir leid, dass ich damals gesagt habe, dass ich nicht mit dir zusammen sein möchte, dass ich dich benutzt habe als es mir schlecht ging, ohne daran zu denken wie du dich dabei fühlen musst. Es tut mir leid, dass ich dich immer wieder an mich rangelassen habe, dich hoffen habe lassen und am Ende wieder weggestoßen habe“
Nachdem sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, war es totenstill im Raum, nur der Kühlschrank brummte leise vor sich hin.
Ihre Augen ruhten auf denen des jeweils anderen, die ein Spiegelbild ihrer Gefühle waren.
„Warum ausgerechnet jetzt?“ durchbrach er erneut die Stille.
Er spürte einen kleinen Funken Hoffnung in sich aufkeimen, erstickte ihn jedoch sofort wieder – wie eine Kerze die der raue Wind erbarmungslos ausblies.
„Ich weiß es nicht, das was auf der Hochzeit passiert ist, hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich hatte andauernd dieses verlangen mit dir zu sprechen“
Jess schnaubte verächtlich auf, er bezweifelte stark, dass es sich dabei um dasselbe ´Verlangen´ handelte, dass er oft fühlte und weswegen er sich manchmal beinahe selbst vergaß.
Von Minute zu Minute wurde es heller in dem Raum, so konnte er die dunklen Ringe unter ihren Augen und die eingefallenen Wangen deutlicher wahrnehmen. Die Zeiger der Wanduhr standen mittlerweile auf halb 8 Uhr morgens.
„Weißt du was ich denke, Rory?“ richtete er das Wort an sie, und sah die junge Frau aus seinen braunen Augen forschend an.
Energisch schüttelte sie den Kopf. Sie wusste gar nichts mehr.
„Wie lang ist es her seit du seinen Heiratsantrag abgelehnt hast? Beinahe zwei Jahre? Kommt das in etwa hin?“ erkundigte er sich, und fuhr sich dabei mit der rechten Hand durch das zerzauste Haar, während die linke weiterhin eine Faust bildete. Bewusst vermied er es ´seinen´ Namen auszusprechen.
„Ja“ bestätigte Rory die Frage, ahnungslos worauf er hinauswollte.
„Gut, also bist du seit zwei Jahren verlassen, alleine, einsam – wie auch immer. Du bist nicht der Mensch der gerne als Individuum durchs Leben geht, du brauchst immer jemanden an deiner Seite um dich als Ganzes zu fühlen. War es nicht auch so bei der Hochzeit deiner Mum? Du warst verzweifelt, wusstest nicht wie es weiter gehen soll, und ich war einfach da, die perfekte Lösung“
Die letzten Worte waren nicht mehr als ein flüstern, der Schmerz in seiner Stimme riss ihr ein Loch ins Herz.
Jess Mariano hatte all das was sie in den letzten Tagen, Wochen, sogar Monaten verdrängt hatte, in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht. Fassungslos blickte sie ihn an, schlug die Hände vor das Gesicht und drehte sich zur Seite.
Nun war es Zeit für ihn zu sprechen, über 6 Jahre waren seit ´damals´ vergangen. In diesem Zeitraum waren sie sich unter den verschiedensten Umständen begegnet, ihre gemeinsame Vergangenheit hatten sie bei jedem Aufeinandertreffen außen vorgelassen, bis heute.
Heute war der Tag der Wahrheiten.
„Glaubst du noch immer dass ich dich damals als ich nach Kalifornien abgehauen bin, verlassen wollte?“ riss sie seine Stimme aus den Gedanken.
Auf diese Frage war sie – wie auf so viele andere an diesem Morgen – nicht vorbereitet gewesen. In ihrem Kopf schwirrten Bilder ihrer letzten Begegnung als Paar umher.
Sie saß im vorderen Teil des Busses, ihr Geschichtsbuch zugeklappt in der rechten Hand, sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Es lag nicht an den dichtgedrängten Leuten um sie herum, dem Stimmengewirr oder an dem Busfahrer der mal wieder Gewinnspiele im Radio hörte, es hatte eine andere Ursache. Noch dazu würde sie in der dritten Stunde einen Test über den Ursprung der amerikanischen Revolution schreiben, für den sie dringend die Kapitel 3-7 in ihrem Buch hätte wiederholen sollen. Der Bus hielt an einer Haltestelle, die Türen öffneten sich und einige Menschen stiegen aus, lustlos ließ sie ihren Blick durch die Sitzreihen streifen. Dann entdeckte sie ihn, ihren Freund, mit dem sie seit der verhängnisvollen Schlägerei vor wenigen Tagen nicht mehr gesprochen hatte, ihre Blicke trafen sich. Unsicher hatte sie ihren gelben Schulrucksack gepackt und war zu ihm nach hinten gegangen, was machte er in diesem Bus? Warum hatte er sich nicht bei ihr gemeldet? Doch dieses Mal würde sie warten bis er etwas sagte, sie hatte es satt dass sie aus ihm nicht schlau wurde, dass er ihr nie etwas mitteilte. Stattdessen fing er ein Gespräch über belanglose Dinge an, warum sie mit dem späteren Bus zur Schule fuhr, was es sonst neues gab und über Frans Beerdigung, nach wenigen Sekunden fehlte es ihnen an Gesprächsstoff. Schweigend saßen sie nebeneinander, den Blick Richtung Boden gewandt, ihre Oberarme berührten sich leicht. Noch heute erinnerte sie sich daran, dass sie ´ es´ in diesem Moment gespürt hatte, noch bevor er ihr mitgeteilt hatte, dass er keine Karten für den Abschlussball bekommen konnte. Sie hatte gespürt, wie dieses dünne Band das sie am Ende noch zusammengehalten hatte ganz zerriss, sie fühlte die Distanz zwischen ihnen, die sich in den letzten Tagen zu einer breiten Schlucht entwickelt hatte. Diese Situation hatte etwas endgültiges, das hatte sie schon damals verstanden. Er versprach sie anzurufen und nicht einmal daran glaubte sie mehr. Der Bus hielt an ihrer Station, bevor sie ausstieg warf sie ihn noch einen letzten Blick zu, in ihm lag Resignation – das wissen jemanden verloren zu haben, gepaart mit einen unsichtbaren Funken Hoffnung, dass sie sich doch irrte.
„Ich glaube du konntest damals nicht anders“ antwortete sie nach einiger Zeit ehrlich, mit zitternden Fingern steckte sie eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
„Ich hatte so viele Probleme damals, in der Schule, mit Luke, mit meinem Vater, ich hab das alles nicht mehr verkraftet. Nach außen hin schien mir alles immer gleichgültig zu sein, aber innerlich hat es mich aufgefressen, ich wollte ausbrechen aus meiner Haut, aus meinem Leben, einfach aus allem. Wärst du nicht gewesen, wäre ich schon viel früher abgehauen, und nicht erst als Jimmy kam. Doch nach kurzer Zeit hatte ich begriffen wie sehr ich dich brauchte, was sich in idiotischen Versuchen geäußert hat dich dazu zu bringen mit mir nach New York abzuhauen, noch heute bin ich dankbar dafür dass du es nicht getan hast“ sprach er nach so vielen Jahren endlich die Wahrheit aus, er fühlte sich dadurch nicht befreit, aber ein wenig leichter.
„Es gab Zeiten in denen ich mir gewünscht habe, ich wäre mit dir mitgegangen“ gestand sie ihm, der Anflug eines verbitterten Lächelns zeichnete sich dabei auf ihrem Gesicht ab.
„Zum Glück hast du das nicht getan, ich hätte mir das nie verziehen“ entfuhr es ihm.
„Warum?“
„Weil du einen anderen Weg gehen musstest, und ich ebenso. Aber das ist eine andere Geschichte“ seufzte er mit einer wegwerfenden Handbewegung.
„Und werden die beiden Pfade sich irgendwann wieder kreuzen?“ flüsterte Rory, langsam hob sie ihren Kopf und sah ihm in die Augen in denen sich Verwunderung abzeichnete.
Er wusste dass sie orientierungslos war, sich erst über ihre Gefühle klar werden musste – vor allem was ihm betraf. Es wäre ein leichtes für ihn gewesen, sie glauben zu lassen, dass sie ihn immer noch liebte, dass sie zusammengehörten. Er hätte endlich mit dem einzigen Menschen auf dieser Welt den er liebte und je lieben würde zusammen sein können, die gewaltige Leere die auf sein Herz drückte wäre verschwunden, ebenso die schrecklichen Träume in denen er ihr Gesicht sah.
Doch das konnte er nicht. Jess Mariano war nicht einer von der Sorte Mensch der so etwas tat, auch wenn er sich in jenem Moment nichts sehnsüchtiger wünschte als ein solcher zu sein.
Einestages würde sie es hoffentlich von selber verstehen. Einestages. Und der Tag war noch nicht gekommen. So tat er das was er schon einmal getan hatte, er stellte ihre Bedürfnisse über seine.
„Ich weiß es nicht, Rory. Ich möchte einfach keine Notlösung für dich sein, nicht mehr“
Seine Stimme klang dünn und brüchig, als würde jedes ausgesprochene Wort ihm einen Stich ins Herz versetzen.
Er erhob sich, seine gesamte Muskulatur war verkrampft, besonders seine geballten Finger schmerzten. Aber das war nichts gegen den Schmerz in seiner Seele.
Rory tat es ihm gleich, sie stand auf, ihre Beine fühlten sich an als wären sie aus Pudding, ihr Kopf schmerzte mehr denn je.
Tränen liefen über ihr Gesicht, Tränen der Verzweiflung und der Trauer.
Jess war nicht mehr der Mensch mit dem sie vor vielen Jahren zusammen gewesen war, zugegeben maßen kannte sie sein heutiges Ich überhaupt nicht. Er war nun jemand mit dem man über Gefühle reden konnte, der Vernünftig handelte und ein eigenes Leben aufgebaut hatte. Sie empfand etwas für ihn dass sie nicht in Worte fassen konnte, aber es war die ganze Zeit über dagewesen.
Nun standen sie hier, an einen kalten Sonntagmorgen im März 2009, nur durch eine knappe Armlänge getrennt. Sie blickten einander stumm in die Augen, unsicher was die Zukunft bringen würde oder ob es für sie beiden überhaupt je eine Zukunft geben würde.
Jess legte seinen Kopf schräg und musterte sie, auch wenn ihr Gesicht von der kurzen Nacht und dem Weinen geschwollen war, fand er sie einfach wunderschön. Zaghaft fasste er sie an den Handgelenken, überrascht blickte sie ihn an, als sie sich berührten beschleunigte sich sein Herzschlag. Er wollte sie küssen, ihr die Tränen von der Wange wischen und sie nie wieder loslassen. Aber das durfte er nicht. Stattdessen zog er sie an sich und umarmte sie.
Damit hatte sie nicht gerechnet, nicht nachdem was er gesagt hatte. Doch seine Nähe zu spüren tat ihr unglaublich gut, mit ihren Fingern krallte sie sich in seinem blauen Pullover fest, sie spürte seinen Herzschlag an ihrer Brust. Erneut liefen Tränen über ihre Wange, schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seinem Hals.
Seine Hände zitterten so sehr musste er sich zusammenreißen, es war Jahre her dass sie einander so nahe gewesen waren. Sie roch nach Rory, nach seiner Rory, die er all die Jahre schmerzlich vermisst hatte. Dieser Duft nach süßer Vanille gepaart mit einer Brise Sandelholz und Kaffebohnen.
„Es tut mir leid, Jess“ wiederholte sie zum X-ten Mal an diesem Morgen.
Sanft schob er sie von sich weg, hielt sie aber noch für einen kurzen Augenblick an den Händen fest.
„Irgendwann einmal, vielleicht“ sagte er leise und nickte ihr dabei zu.
„Irgendwann“ wiederholte sie langsam.
„Ich muss jetzt in den Laden, es sind nur 200 Meter geradeaus, dort steht auch dein Wagen. Und ich hab Luke gestern angerufen, damit er und deine Mum wissen, dass dir nichts passiert ist“ erklärte er und ließ ihre Hand los.
Ein letztes Mal sah er sie an, prägte sich alle Details ein, die Länge ihrer Haare, die beiden kleinen Sommersprossen auf ihrer Nase und die Konturen ihrer Lippen.
„Danke, Jess für alles“ sagte sie aufrichtig.
Er nickte leicht, schlüpfte in seine Jacke und wandte sich in Richtung Eingangstür.
„Ich lass dir den Schlüssel hier, leg ihn dann einfach unter die Fußmatte“
Dieses Mal war sie es die stumm nickte.
„Bye, Rory“ waren seine letzten Worte.
Er atmete tief ein, sein Verstand sagte ihm dass er das richtige tat, aber sein Herz fühlte sich an als würde es erneut zerbrechen.
„Bye, Jess“ flüsterte sie, dieses Mal konnte sie die Tränen zurückhalten.
Mit einem leisen Klicken fiel die Tür ins Schloss.

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