25.01.2013, 12:33
Hallo Leute. Auch wenn ich keine Beta-Leserin mehr gefunden habe, möchte ich euch das nächste Kapitel trotzdem nicht vorenthalten!! ;D
Kapitel 6
âBis später!â, verabschiedeten sich Ella und Fin vom Rest der Gruppe, wobei Ellas Worte kaum hörbar waren.
Innerlich atmete sie aber erleichtert aus. Auch wenn der Weg vom Brunnen bis in die Eingangshalle der Schule nicht lang war, zog er sich extrem im Anbetracht der Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Im GroÃem und Ganzen war Ella sowieso dabei gewesen sich eine Erklärung für das eigenartige Auftreten der Hastings-Zwillinge zu suchen. Leider aber auch ohne Erfolg.
Die Clique trennte sich, da Ella und Fin sich für alle fortgeschrittenen Kurse eintragen wollten und die anderen nur meist die Grundkurse besuchten.
âMeinst du die Stimmung zwischen euch wird irgendwann einmal besser werden?â, fragte Fin Ella als sie zu dem Stand gingen, wo sie sich einschreiben wollten.
âDie Stimmung ist doch bestens oder etwa nicht?â, stellte Ella die Gegenfrage, überdrehte dabei jedoch die Augen.
Was konnte sie dafür, dass Hunt sie missbilligte und Aaron einfach zu blöd für die Welt war. Sie musste nicht Freundschaft mit den beiden schlieÃen. Jay reichte ihr und mit Fin und OâMurphy verstand sie sich ja auch besser.
âElla, ich weiÃ, dass du schüchtern bist und alles, aber wenn du sie nur besser kennenlernen würdest, würde nicht immer so ein Tamtam aus unseren Treffen gemacht werdenâ, redete Fin und stoppte Ella indem er sie bei den Oberarmen festhielt.
Für eine Sekunde sagte niemand etwas, sondern sie starrten sich nur in die Augen. Dann jedoch befreite sich Ella ohne Mühe aus Fins Griff.
âWarum sollte ich das tun? Wenn ihr auf die Blutwiese zum Spielen geht, bin ich doch sowieso nie dabei und die seltenen Fälle, wo Jay mich zu irgendetwas einlädt, bei dem auch alle dabei sind, übersteh ich schonâ, verteidigte sich Ella und ging weiter.
Jetzt waren sie in der Warteschlange angekommen, die nicht lang war, denn wer schrieb sich schon für alle fortgeschrittenen Kurse ein. Vor ihnen stand ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem Outfit, welches für Lexi und Jessica wieder einmal ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Sie hatte eine schwarze Jogginghose an, die auf den Seiten zwei violette Streifen hatte, dazu ein Trägertop in violett und eine weite weiÃe Weste darüber. Man konnte nicht sagen, dass es ihr nicht stand, es umspielte ihren Körper sogar perfekt, jedoch würde sich keiner in der Schule so anziehen wollen, da man von der âkeine-Jogginghosen-in-der-Schuleâ-Regel wusste.
âEs geht ja nicht nur allein um dichâ, meinte Fin und setzte einen Fuà nach vor, da die Schlange sich bewegt hatte.
âAch, nein?â, wollte Ella neugierig wissen, âUm wen geht es den dabei?â
âNun ja⦠ähmm..â, fing Fin langsam an, um jedoch schnell zu sagen, âNatürlich um Jay!â
âJay?â, fragte Ella erneut und sah ihren gegenüber skeptisch an.
âJetzt überleg doch mal, es wäre sicher für ihn angenehmer, wenn sich alle verstehen würden und du öfters dabei sein könntest.â
âWarum sollte Jay wollen, dass ich öfter dabei bin? Ich gebe ihm seinen Freiraum und man braucht doch nicht wirklich überall seine beste Freundin mit. Vor allem wenn es um FuÃball geht.â
Ella verstand die Welt nicht mehr, wieso machte sich Fin so viele Gedanken um sie und Jay. Es war doch gut, dass die Jungs ihre Zeit für sich alleine hatten. AuÃerdem war sie doch auch immer dabei, wenn Hunt oder Aaron oder beide zusammen nicht dabei waren. Was wiederum aber selten vorkam. Doch das tat jetzt nichts zu Sache.
Von Ellas Seite aus betrachtet, war es so wie es war gut. Natürlich könnte es besser sein, aber wieso sich anstrengen, wenn man es von Haus aus nicht wollte. Sie wollte keinen besseren Draht zu Hunt und Aaron und sie wollte auch, dass Jay sich nicht bedrängt von ihr fühlte. Ella versuchte diese Gedanken noch einmal in Worte zu fassen, damit es Fin leicht fallen würde, es zu verstehen, jedoch kam ihr der blondhaarige Tormann zuvor.
âDirekt beim FuÃball spielen meinte ich doch auch gar nicht, sondern eher mehr als Fan, der uns anspornt und uns das Gefühl gibt etwas besonderes seinâ, versuchte es Fin weiter und gestikulierte wild mit den Händen mit.
Ella hingegen blieb ruhig und schritt wieder einige kleine Schritte nach vorne, da die Warteschlange immer kürzer wurde.
âDer Jay das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein, meinst du in meinem Fall eher oder?â, antwortete Ella nur so beiläufig, da sie sich ganz sicher war, dass Fin sich nur versprochen hatte.
Dieser seufzte angestrengt aus und auch seine Miene wurde trauriger. Allerdings bekam das Ella nicht mit. Sie war am Anfang der Schlange vor dem Tresen angekommen und von einem Moment auf den nächsten das kleine schüchterne Mädchen geworden.
âName, bitte!â, lieà der Mann, der auf einem Sessel hinter dem Tisch saÃ, langweilig von sich.
Vor ihm lag ein Blatt Papier auf dem er alle Teilnehmer der fortgeschrittenen Kurse eintrug. Daneben befand sich ein Stoà mit Stundenplänen, da man die Fächer schon einteilen konnte. Nachdem die Schüler, die sich bei diesem Stand einschrieben, sich nur für die fortgeschrittenen Kurse entschieden haben, konnte es auch zu keine Komplikationen mit anderen Fächern kommen, denn Wahlfächer praktizierte man im Allgemeinen am Nachmittag.
Während Ella stotternd ihren Namen preisgab, schüttelte Fin noch einmal den Kopf, welches das dunkelhaarige Mädchen, die vor ihnen in der Reihe gestanden hatte und nun weggehen wollte, bemerkte.
âSie versteht es nicht oder?â, meinte sie nur trocken.
Fin war verwirrt. Erstens, weil sie einfach mit ihm redete und zweitens, weil er es wirklich nicht verstand.
âBitte was?â, wollte, er mit einem verdutzen Gesichtsausdruck von ihr wissen.
âSie versteht nicht, was du wirklich damit meinst!â, probierte es das Mädchen noch einmal.
âWas ich womit meine?â, fragte Fin wieder verwirrt.
âNaja, mit dem Fan sein und mehr zusammen unternehmen und so weiterâ¦â
âWas meine ich damit?â, der Tormann stand sichtlich auf der Leitung.
Plötzlich fing das Mädchen zu lächeln an. Dieses Mal war sie diejenige die den Kopf schüttelte. Ella bekam von der ganzen Diskussion nichts mit, da der Mann, der ihren Namen eingetragen hatte, sie gerade mit Informationen vollstopfte und den ganzen Ablauf der Stunden erklärte.
Da Fin nur verdattert drein blickte und das Grinsen des Mädchens beobachtete und nicht wirklich verstand, was es damit auf sich hatte, entschied er sich nicht noch ein weiteres Mal nachzufragen, um nicht noch blöder vor ihr da zustehen.
âDas gibt es doch nicht!â, freute sich die Schwarzhaarige, âDu realisierst es selbst noch nicht einmal oder willst du es nicht zugeben?â
âWas?â
âNa das kann ja noch heiter werden. Euch behalt ich im Auge.â
Mit einer letzten Bewegung, bei der sie zwei Finger in Richtung ihrer Augen und darauffolgend in seine zeigte, verschwand sie lachend den Gang entlang und hinterlieà einen fassungslosen Fin, der angestrengt die Augen zukniff. Damit hoffte er, dass er irgendwie den Sinn dieses Gespräches herausfischen konnte. Doch er kam zu keinem grünen Zweig.
âWas wollte sie von dir?â, fragte Ella, die alle Angaben getätigt hatte und nur noch den letzten Satz des Mädchens mit verfolgen hatte können.
Wirr schüttelte Fin ein weiteres Mal den Kopf: âIch weià es absolut nicht!â
âKomischâ, erwiderte das brünette Mädchen, âHast du sie schon mal an der Schule gesehen?â
âNicht das ich wüssteâ, musste Fin zugeben.
Gerade als er gehen wollte, um seine Freunde zu suchen, tippte ihn Ella schnell an. Fin zuckte zusammen, auch wenn er sonst nicht so schreckhaft war, aber die vorherige Begegnung hatte ihn komplett aus dem Ruder gebracht.
âWas ist?â, fragte er deshalb etwas gereizt.
âWillst du dich nicht zu den Kursen anmelden?â, wollte Ella scherzhaft wissen, ohne auf den wütenden Unterton ihres Kumpels einzugehen.
Dieser schlug sich kopfschüttelnd mit der Handfläche auf die Stirn.
âHeute ist wohl nicht mein Tagâ, sagte Fin und lieà sich von dem Mann hinter dem Tisch in die Kurse einschreiben.
Als der Tormann während dem Gespräch mit dem gelangweilten Lehrer zu Ella blickte, nutzte diese den Moment aus, um kurz auf die Türen der Damentoiletten zu zeigen, da sie dorthin verschwinden wollte. Fin nickte und verabschiedete sich von ihr mit einem kleinen GruÃ, bei dem er flüchtig die Hand hob.
Auf leisen Sohlen ging sie in diese Richtung und öffnete die Tür kurz danach. Langsam schaute sie sich im Raum um. Es war niemand auÃer ihr hier.
Mit einem Seufzer blickte sie in ihr Spiegelbild, versuchte ihre Haare mit den Händen etwas zu kämen und hörte dann wieder aussichtslos auf. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das Gespräch, das sie mit Fin geführt hatte.
Plötzlich hörte Ella von drauÃen schnelle Stöckelschuhschritte näher kommen. Das war nie gut. Vor allem für Mädchen namens Ella Adams. Schnell verschwand sie in eine der Toilettenkabinen, stieg auf die Klobrille, damit man unterhalb der Tür ihre FüÃe nicht sehen konnte und atmete schneller.
Einige Sekunden vergingen als der Eingang zum Damen WC aufgerissen wurde.
âDa rein mit dir!â, fauchte eine Stimme, die Ella leider zu gut kannte, Lexi Hastings, âSieh nach, ob noch jemand hier ist, Jess.â
Natürlich war sie im Schlepptau von ihrer besten Freundin. Es gab kaum Momente, wo die beiden getrennt voneinander waren. Sie machten fast alles zusammen Kaum war die Schule zu Ende gingen sie entweder shoppen, zu Lexi nach Hause oder hatten ihre Cliquentreffen im Cafè gegenüber der Schule. Gerade mal am Abend, wenn sie kein Date gemeinsam mit Jungs fürs Kino oder ins A&E, Adam und Eva eine Jugendbar, die zu Ellas Pech ihren Eltern gehörte, hatten, waren sie wahrscheinlich alleine. Wahrscheinlich.
Doch halt, wollte Jessica nicht gerade auf Anweisung von Lexi die Kabinen untersuchen?
Ella verkrampfte sich. Sie war in der vorletzten Toilette und sie hatte sie auch nicht nach dem Betreten verschlossen. Natürlich würde es jetzt auffallen, wenn sie ruckartig die Kabine versperren würde. Nein, Ella musste einfach so bleiben. Ihr Herz schlug schneller, als sie Jessicas Schritte näher den WCs hörte. Es waren nur drei Kabinen vor ihr dran. Ihre Hände wurden feucht und sie hoffte, dass sie nicht von der Klobrille abrutschte oder ihr irgendein Laut auskam. Jetzt musste sie bald da sein.
Plötzlich stoppte Jessica.
Einige Zeit später gab sie die Entwarnung:
âNiemand hier, Lexi!â
Anscheinend hatte sie sich nur gebückt und so wie Ella vermutet unter die Klotüren geblickt, ob sie irgendwelche Schuhe sah, aber auch dass keine der Kabinen als geschlossen gekennzeichnet waren, könnte ihre Rettung gewesen sein.
Erst als sie das Tapsen der Stöckelschuhe von sich entfernen hörte, atmete sie erleichtert aus. Jedoch angefacht von der Tatsache, dass niemand das Gespräch das gleich stattfinden würde, hören sollte, wurde Ella neugierig. Diese Situation könnte auch der Grund für Lexis komisches Verhalten am Morgen gewesen sein. Nichtsdestotrotz und gegen alle schüchternen MaÃregelungen, öffnete Ella die Toilettentür einen Spalt breit, um hindurch zu blicken. Für diese Aktion musste sie sich ein klein bisschen verrenken, da sie im Anbetracht ihrer GröÃe einige Schwierigkeiten hatte nach vorn zu kommen, ohne von der Klobrille zu rutschen.
In ihrem Blickfeld befanden sich die Anführerin Lexi und ihre treue Untergebene Jessica. Wenn man die beiden nicht kannte, konnte man fast glauben, dass die zwei Schwestern sein müssten. Die Mädchen hatten einen schwarzen Minirock mit Falten an. Lexi kombinierte diesen mit einem rosaroten T-Shirt mit weitem runden Ausschnitt und Glitzersteinen darauf. Jetzt wusste Ella woher ihre Schwester Beth diesen Funkelwahn her hatte. Jessica trug zu ihrem Rock ein schlichtes hellgrünes Trägertop und eine kurze kurzärmlige Jeansjacke, die nicht einmal bis zum Bauchnabel reichte, sondern unter dem Busen aufhörte. Die dritte Person, die Lexi in die Toilette getrieben hatte, konnte sie leider nicht sehen.
âWas soll das, Lex?â, fragte das unbekannte Mädchen mit einem genervten Unterton.
Lex? Ella war verwirrt. Sie hatte noch nie jemanden diesen Spitznamen sagen hören. Wer war diese Fremde? Und wieso erlaubte sie sich solche Ausdrücke? Keine Schülerin würde sich nur annähernd trauen Lexi so zu nennen. Und sofern Ella es mitbekam, nannte auch ihr Bruder sie niemals so.
Ella konnte durch den Spalt in der Tür sehen, wie die Wut in Lexi aufkochte und ihr Gesicht leicht rot wurde. Demonstrativ verschränkte die Anführerin die Hände vor der Brust.
âOkay, hör mir gut zu, Liebes!â, fing Lexi an, während Jessica ebenfalls die Arme überkreuzte, âErstens, nenn mich nie wieder in der Schule oder zu Hause oder sonst irgendwo, Lex. Hast du mich verstanden?â
Die Stimmung wurde eiskalt, als der fremden Person auch noch kurz ein kleines Lachen entkam. Für Ella unverständlich. Wieso lachte dieses Mädchen über Lexis Aussage und wieso sollte sie sie daheim so nennen? Wer war diese Unbekannte, die Ella nicht erblicken konnte, egal wie sehr sie sich verrenkte?
Trotzdem war sie sich irgendwie sicher, die Stimme schon einmal gehört zu haben und vor allem dieses Lachen? Ihr Unterbewusstsein musste es irgendwo mal aufgeschnappt haben.
âUnd zweitens?â, fragte die Fremde nach, welches jedoch nicht allzu interessiert klang.
âZweitensâ, setzte Lexi an, ohne auf ihren gegenüber zu achten, âwirst du dich hier in meiner Schule mir fügen. Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!â
Lexi wechselte ihr Standbein. Ihre Worte hatte sie so giftig ausgesprochen, dass sie mit einem kleinen Lächeln lobend zu Jessica blickte.
Ein weiteres Mal kam ein kurzes Schnauben von der dritten Person hervor.
âDu fühlst dich wirklich von mir bedroht?â, fragte sie unglaubwürdig.
âDas würde dir so gefallen, nicht wahr?â, konterte Lexi kaltschnäuzig zurück.
Ella konnte förmlich sehen, wie Lexi ihr Temperament zurück halten musste. Es würde nicht allzu lange mehr dauern, dann würde das reiche Mädchen der fremden Person förmlich an die Gurgeln gehen.
âMir egal!â, erwiderte die Unbekannte, âIch bin erstensâ, sie betonte das Wort so stark, wie Lexi zuvor, ânicht herrschsüchtig und zweitens bin ich nicht nach New Castle gekommen, um dich von deinem âThronâ zu stürzen. AuÃerdem könntest du ein bisschen mehr mitfühlender sein. Hast âduâ verstanden, Lex?â
Natürlich sagte sie ein weiteres Mal provozierend ihren gehassten Spitznamen. Ella hatte noch nie jemanden so mit Lexi reden hören. Jedoch musste sie so viel Einfluss haben, dass die Anführerin sie fürchtete und sie sofort einschüchtern wollte.
Was allerdings meinte die Fremde mit mitfühlend? Diese Aussage passte so gar nicht in das Gespräch. Genauso wie Lexis starke Reaktion auf das Gesagte.
âWie du willst, Liebes. Ich hab es mit der sanften Methode versucht, aber wenn das nicht hilft, muss ich eben zu den harten Geschützen greifenâ, redete die Blondine, ging einen Schritt zurück und schnippte kriegerisch mit den Fingern.
Plötzlich bewegte sich Jessica von ihrem Platz weg und fing an die fremde Person mit einem bösen Blick zu umkreisen. Ella musste davon nicht alles sehen, sie wusste genau was passierte, wenn die beiden Mädchen ihre Rollen tauschten.
âLexi, komm schon, willst du wirklich dieses Spiel spielen?â, wollte die fremde Person wissen und ignorierte Jessica so gut es ging.
Lexi wehrte ihre Aussage nur mit der Hand ab. Jetzt war es an der Zeit, dass Jessica ihren Part übernahm. Ella hörte sie kurz räuspern.
âIch weiÃ, dass du nicht auf den Mund gefallen bistâ, fing Jessica mit ernstem und aggressivem Ton an zu sprechen, âDoch hier an dieser Schule gibt es nur eine Person, die das tun darf, was sie will und alle anderen müssen sich ihr fügen. Und genau diese Person bist nicht du und du wirst es auch niemals sein!â
Bei dem Wort âduâ, blieb Jessica stehen und blickte dem Mädchen mit eiskalten Blick stich gerade in die Augen. Doch die Fremde lieà sich noch immer nicht unterbuttern.
âIch denke nicht, dass du mich kennst. Und schon gar nicht, dass du weiÃt, was gerade in mir vorgehtâ, erwiderte die Person kleinlaut, ohne sich von Jessica eingeschüchtert zu fühlen, âWas soll dieser ganze Unsinn hier überhaupt? Lexi, ich will dir nicht den Rangâ¦â
âStill, Weib!â, blaffte Jessica sie an, begann wieder ihre Runden zu drehen und fing langsam zu sprechen an, âWie gesagt, Lexi will, dass du dich fügst.â
âDas hab ich doch gerade gesagt, dass ich das machen werde. Wo liegt da noch das Problem?â, unterbrach die Unbekannte die Rede und kassierte damit nur einen weiteren hasserfüllten Blick, den sie kopfschüttelnd und seufzend hinnahm.
Jessica fuhr fort, als ob das Mädchen nichts gesagt hätte: âAnsonsten werden wir dein Leben zur Hölle machen. Vielleicht ist es dir noch nicht bewusst, aber frag doch einfach mal andere Mädels hier an der Schule, welche Macht Lexi ausübt, dann wirst du gleich ein neues Bild von ihr haben.â
Das fremde Mädchen schnaubte nur wieder verächtlich. Anscheinend hörte niemand ihr wirklich zu, denn dann würde das ganze Spiel ziemlich sinnlos wirken.
âHast du mich verstanden?â, schrie Jessica auf einmal, ging einige Schritte rückwärts und stand genau mit dem Rücken vor Ellas Kabine. Ellas Sicht war versperrt und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Jessica musste sich nur umdrehen, dann würde sie Ella entdecken und weià Gott was mit ihr anstellen. Langsam richtete sich das kleine schüchterne Mädchen wieder auf, um in eine Position zu kommen, die keine Muskelanspannung benötigte. Sie hörte wieder das Aufkommen von Stöckelschuhen auf dem Fliesenboden. Jessica stand noch immer mit dem Rücken zu ihr, also musste Lexi sich bewegt haben.
Auf Jessicas ärgerlichen Aufschrei gab es keine Antwort von dem unbekannten Mädchen.
âLangsam werde ich es leid mit dir. Willst du wirklich, dass ich gegen dich arbeite?â, hörte Ella Lexi fragen.
Die Fremde seufzte und sagte in langsamen Schritten: âJetzt Lexi, hör mir ganz genau zu. Ich füge mich dir. Du musst keine Angst vor mir haben. So wie ihr euch auÃerdem aufführt, will ich das ganz sicher nicht, dass ihr euch mit mir verfeindet. Ich hab hier doch niemanden auÃer dich, Zake und meinem Bruder.â
Anscheinend zeigte diese Ansprache ihre Wirkung. Lexi warf Jessica wieder einen besonderen Blick zu, denn es herrschte kurz eine Pause. Danach bewegte sich Lexis zweite Hälfte wieder und zu Ellas Glück, von ihr weg. Jessica ging wieder in Richtung des Mädchens, warf ihr einen weiteren gehässigen Blick zu und wechselte dann die Richtung. Die Anführerin schritt ebenfalls zum Ausgang der Toiletten.
Kurz vor der Tür blieben die beiden noch einmal stehen.
Ein letztes Mal warf Lexi einen Blick auf die verwirrte Fremde und meinte: âHalt dich an deine Abmachung. Ich über dir. Ich bin der Chef. Nächstes Treffen heute nach der Schule im Cafè.â
âWarum sollte ich da auftauchen?â, fragte das Mädchen schnell verblüfft nach.
âWeil du dich jetzt eine von uns nennen darfstâ, erklärte Lexi etwas angewidert.
âWas?! Nein, halt, stoppâ, erwiderte die Fremde, âDas will ich absolut nicht!â
âIch eigentlich auch nicht, aber du gehörst zur Familie und dein Name wird hier ein höheres Ansehen bekommen. Da ist es selbstverständlich, dass du in meinem besten Freundeskreis aufgenommen wirst. Ich bin doch nicht unmenschlichâ, grinste die Anführerin und verlieà mit diesen Worten, dicht gefolgt von Jessica, das Damen WC.
Ella brauchte eine ganze Weile, um die gerade erfahrenen Informationen zu verdauen. Dieses Mädchen, das wahrscheinlich noch immer mitten im Raum stand und die Welt auch nicht mehr ganz kapierte, war also eine Hastings. Eine weitere. Sie gehörte nun zur Clique der Obercoolen und würde genauso Hochachtung bekommen, wie die anderen in der Gruppe auch.
Die Welt war ungerecht.
Das schüchterne Mädchen hörte das Klingeln der Pausenglocke. Die Fremde stürmte zum Gang hinaus, was Ella auch tun wollte, jedoch klug genug war, es bleiben zu lassen. Hätte sie mitbekommen, dass Ella das ganze Gespräch mit verfolgt hatte, würde sie sicher einen hohen Preis dafür zahlen müssen. So harrte sie noch einige Minuten in der Kabine aus, um dann das erste Mal verspätet zum Unterricht erscheinen zu können.
Kapitel 6
âBis später!â, verabschiedeten sich Ella und Fin vom Rest der Gruppe, wobei Ellas Worte kaum hörbar waren.
Innerlich atmete sie aber erleichtert aus. Auch wenn der Weg vom Brunnen bis in die Eingangshalle der Schule nicht lang war, zog er sich extrem im Anbetracht der Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Im GroÃem und Ganzen war Ella sowieso dabei gewesen sich eine Erklärung für das eigenartige Auftreten der Hastings-Zwillinge zu suchen. Leider aber auch ohne Erfolg.
Die Clique trennte sich, da Ella und Fin sich für alle fortgeschrittenen Kurse eintragen wollten und die anderen nur meist die Grundkurse besuchten.
âMeinst du die Stimmung zwischen euch wird irgendwann einmal besser werden?â, fragte Fin Ella als sie zu dem Stand gingen, wo sie sich einschreiben wollten.
âDie Stimmung ist doch bestens oder etwa nicht?â, stellte Ella die Gegenfrage, überdrehte dabei jedoch die Augen.
Was konnte sie dafür, dass Hunt sie missbilligte und Aaron einfach zu blöd für die Welt war. Sie musste nicht Freundschaft mit den beiden schlieÃen. Jay reichte ihr und mit Fin und OâMurphy verstand sie sich ja auch besser.
âElla, ich weiÃ, dass du schüchtern bist und alles, aber wenn du sie nur besser kennenlernen würdest, würde nicht immer so ein Tamtam aus unseren Treffen gemacht werdenâ, redete Fin und stoppte Ella indem er sie bei den Oberarmen festhielt.
Für eine Sekunde sagte niemand etwas, sondern sie starrten sich nur in die Augen. Dann jedoch befreite sich Ella ohne Mühe aus Fins Griff.
âWarum sollte ich das tun? Wenn ihr auf die Blutwiese zum Spielen geht, bin ich doch sowieso nie dabei und die seltenen Fälle, wo Jay mich zu irgendetwas einlädt, bei dem auch alle dabei sind, übersteh ich schonâ, verteidigte sich Ella und ging weiter.
Jetzt waren sie in der Warteschlange angekommen, die nicht lang war, denn wer schrieb sich schon für alle fortgeschrittenen Kurse ein. Vor ihnen stand ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem Outfit, welches für Lexi und Jessica wieder einmal ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Sie hatte eine schwarze Jogginghose an, die auf den Seiten zwei violette Streifen hatte, dazu ein Trägertop in violett und eine weite weiÃe Weste darüber. Man konnte nicht sagen, dass es ihr nicht stand, es umspielte ihren Körper sogar perfekt, jedoch würde sich keiner in der Schule so anziehen wollen, da man von der âkeine-Jogginghosen-in-der-Schuleâ-Regel wusste.
âEs geht ja nicht nur allein um dichâ, meinte Fin und setzte einen Fuà nach vor, da die Schlange sich bewegt hatte.
âAch, nein?â, wollte Ella neugierig wissen, âUm wen geht es den dabei?â
âNun ja⦠ähmm..â, fing Fin langsam an, um jedoch schnell zu sagen, âNatürlich um Jay!â
âJay?â, fragte Ella erneut und sah ihren gegenüber skeptisch an.
âJetzt überleg doch mal, es wäre sicher für ihn angenehmer, wenn sich alle verstehen würden und du öfters dabei sein könntest.â
âWarum sollte Jay wollen, dass ich öfter dabei bin? Ich gebe ihm seinen Freiraum und man braucht doch nicht wirklich überall seine beste Freundin mit. Vor allem wenn es um FuÃball geht.â
Ella verstand die Welt nicht mehr, wieso machte sich Fin so viele Gedanken um sie und Jay. Es war doch gut, dass die Jungs ihre Zeit für sich alleine hatten. AuÃerdem war sie doch auch immer dabei, wenn Hunt oder Aaron oder beide zusammen nicht dabei waren. Was wiederum aber selten vorkam. Doch das tat jetzt nichts zu Sache.
Von Ellas Seite aus betrachtet, war es so wie es war gut. Natürlich könnte es besser sein, aber wieso sich anstrengen, wenn man es von Haus aus nicht wollte. Sie wollte keinen besseren Draht zu Hunt und Aaron und sie wollte auch, dass Jay sich nicht bedrängt von ihr fühlte. Ella versuchte diese Gedanken noch einmal in Worte zu fassen, damit es Fin leicht fallen würde, es zu verstehen, jedoch kam ihr der blondhaarige Tormann zuvor.
âDirekt beim FuÃball spielen meinte ich doch auch gar nicht, sondern eher mehr als Fan, der uns anspornt und uns das Gefühl gibt etwas besonderes seinâ, versuchte es Fin weiter und gestikulierte wild mit den Händen mit.
Ella hingegen blieb ruhig und schritt wieder einige kleine Schritte nach vorne, da die Warteschlange immer kürzer wurde.
âDer Jay das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein, meinst du in meinem Fall eher oder?â, antwortete Ella nur so beiläufig, da sie sich ganz sicher war, dass Fin sich nur versprochen hatte.
Dieser seufzte angestrengt aus und auch seine Miene wurde trauriger. Allerdings bekam das Ella nicht mit. Sie war am Anfang der Schlange vor dem Tresen angekommen und von einem Moment auf den nächsten das kleine schüchterne Mädchen geworden.
âName, bitte!â, lieà der Mann, der auf einem Sessel hinter dem Tisch saÃ, langweilig von sich.
Vor ihm lag ein Blatt Papier auf dem er alle Teilnehmer der fortgeschrittenen Kurse eintrug. Daneben befand sich ein Stoà mit Stundenplänen, da man die Fächer schon einteilen konnte. Nachdem die Schüler, die sich bei diesem Stand einschrieben, sich nur für die fortgeschrittenen Kurse entschieden haben, konnte es auch zu keine Komplikationen mit anderen Fächern kommen, denn Wahlfächer praktizierte man im Allgemeinen am Nachmittag.
Während Ella stotternd ihren Namen preisgab, schüttelte Fin noch einmal den Kopf, welches das dunkelhaarige Mädchen, die vor ihnen in der Reihe gestanden hatte und nun weggehen wollte, bemerkte.
âSie versteht es nicht oder?â, meinte sie nur trocken.
Fin war verwirrt. Erstens, weil sie einfach mit ihm redete und zweitens, weil er es wirklich nicht verstand.
âBitte was?â, wollte, er mit einem verdutzen Gesichtsausdruck von ihr wissen.
âSie versteht nicht, was du wirklich damit meinst!â, probierte es das Mädchen noch einmal.
âWas ich womit meine?â, fragte Fin wieder verwirrt.
âNaja, mit dem Fan sein und mehr zusammen unternehmen und so weiterâ¦â
âWas meine ich damit?â, der Tormann stand sichtlich auf der Leitung.
Plötzlich fing das Mädchen zu lächeln an. Dieses Mal war sie diejenige die den Kopf schüttelte. Ella bekam von der ganzen Diskussion nichts mit, da der Mann, der ihren Namen eingetragen hatte, sie gerade mit Informationen vollstopfte und den ganzen Ablauf der Stunden erklärte.
Da Fin nur verdattert drein blickte und das Grinsen des Mädchens beobachtete und nicht wirklich verstand, was es damit auf sich hatte, entschied er sich nicht noch ein weiteres Mal nachzufragen, um nicht noch blöder vor ihr da zustehen.
âDas gibt es doch nicht!â, freute sich die Schwarzhaarige, âDu realisierst es selbst noch nicht einmal oder willst du es nicht zugeben?â
âWas?â
âNa das kann ja noch heiter werden. Euch behalt ich im Auge.â
Mit einer letzten Bewegung, bei der sie zwei Finger in Richtung ihrer Augen und darauffolgend in seine zeigte, verschwand sie lachend den Gang entlang und hinterlieà einen fassungslosen Fin, der angestrengt die Augen zukniff. Damit hoffte er, dass er irgendwie den Sinn dieses Gespräches herausfischen konnte. Doch er kam zu keinem grünen Zweig.
âWas wollte sie von dir?â, fragte Ella, die alle Angaben getätigt hatte und nur noch den letzten Satz des Mädchens mit verfolgen hatte können.
Wirr schüttelte Fin ein weiteres Mal den Kopf: âIch weià es absolut nicht!â
âKomischâ, erwiderte das brünette Mädchen, âHast du sie schon mal an der Schule gesehen?â
âNicht das ich wüssteâ, musste Fin zugeben.
Gerade als er gehen wollte, um seine Freunde zu suchen, tippte ihn Ella schnell an. Fin zuckte zusammen, auch wenn er sonst nicht so schreckhaft war, aber die vorherige Begegnung hatte ihn komplett aus dem Ruder gebracht.
âWas ist?â, fragte er deshalb etwas gereizt.
âWillst du dich nicht zu den Kursen anmelden?â, wollte Ella scherzhaft wissen, ohne auf den wütenden Unterton ihres Kumpels einzugehen.
Dieser schlug sich kopfschüttelnd mit der Handfläche auf die Stirn.
âHeute ist wohl nicht mein Tagâ, sagte Fin und lieà sich von dem Mann hinter dem Tisch in die Kurse einschreiben.
Als der Tormann während dem Gespräch mit dem gelangweilten Lehrer zu Ella blickte, nutzte diese den Moment aus, um kurz auf die Türen der Damentoiletten zu zeigen, da sie dorthin verschwinden wollte. Fin nickte und verabschiedete sich von ihr mit einem kleinen GruÃ, bei dem er flüchtig die Hand hob.
Auf leisen Sohlen ging sie in diese Richtung und öffnete die Tür kurz danach. Langsam schaute sie sich im Raum um. Es war niemand auÃer ihr hier.
Mit einem Seufzer blickte sie in ihr Spiegelbild, versuchte ihre Haare mit den Händen etwas zu kämen und hörte dann wieder aussichtslos auf. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das Gespräch, das sie mit Fin geführt hatte.
Plötzlich hörte Ella von drauÃen schnelle Stöckelschuhschritte näher kommen. Das war nie gut. Vor allem für Mädchen namens Ella Adams. Schnell verschwand sie in eine der Toilettenkabinen, stieg auf die Klobrille, damit man unterhalb der Tür ihre FüÃe nicht sehen konnte und atmete schneller.
Einige Sekunden vergingen als der Eingang zum Damen WC aufgerissen wurde.
âDa rein mit dir!â, fauchte eine Stimme, die Ella leider zu gut kannte, Lexi Hastings, âSieh nach, ob noch jemand hier ist, Jess.â
Natürlich war sie im Schlepptau von ihrer besten Freundin. Es gab kaum Momente, wo die beiden getrennt voneinander waren. Sie machten fast alles zusammen Kaum war die Schule zu Ende gingen sie entweder shoppen, zu Lexi nach Hause oder hatten ihre Cliquentreffen im Cafè gegenüber der Schule. Gerade mal am Abend, wenn sie kein Date gemeinsam mit Jungs fürs Kino oder ins A&E, Adam und Eva eine Jugendbar, die zu Ellas Pech ihren Eltern gehörte, hatten, waren sie wahrscheinlich alleine. Wahrscheinlich.
Doch halt, wollte Jessica nicht gerade auf Anweisung von Lexi die Kabinen untersuchen?
Ella verkrampfte sich. Sie war in der vorletzten Toilette und sie hatte sie auch nicht nach dem Betreten verschlossen. Natürlich würde es jetzt auffallen, wenn sie ruckartig die Kabine versperren würde. Nein, Ella musste einfach so bleiben. Ihr Herz schlug schneller, als sie Jessicas Schritte näher den WCs hörte. Es waren nur drei Kabinen vor ihr dran. Ihre Hände wurden feucht und sie hoffte, dass sie nicht von der Klobrille abrutschte oder ihr irgendein Laut auskam. Jetzt musste sie bald da sein.
Plötzlich stoppte Jessica.
Einige Zeit später gab sie die Entwarnung:
âNiemand hier, Lexi!â
Anscheinend hatte sie sich nur gebückt und so wie Ella vermutet unter die Klotüren geblickt, ob sie irgendwelche Schuhe sah, aber auch dass keine der Kabinen als geschlossen gekennzeichnet waren, könnte ihre Rettung gewesen sein.
Erst als sie das Tapsen der Stöckelschuhe von sich entfernen hörte, atmete sie erleichtert aus. Jedoch angefacht von der Tatsache, dass niemand das Gespräch das gleich stattfinden würde, hören sollte, wurde Ella neugierig. Diese Situation könnte auch der Grund für Lexis komisches Verhalten am Morgen gewesen sein. Nichtsdestotrotz und gegen alle schüchternen MaÃregelungen, öffnete Ella die Toilettentür einen Spalt breit, um hindurch zu blicken. Für diese Aktion musste sie sich ein klein bisschen verrenken, da sie im Anbetracht ihrer GröÃe einige Schwierigkeiten hatte nach vorn zu kommen, ohne von der Klobrille zu rutschen.
In ihrem Blickfeld befanden sich die Anführerin Lexi und ihre treue Untergebene Jessica. Wenn man die beiden nicht kannte, konnte man fast glauben, dass die zwei Schwestern sein müssten. Die Mädchen hatten einen schwarzen Minirock mit Falten an. Lexi kombinierte diesen mit einem rosaroten T-Shirt mit weitem runden Ausschnitt und Glitzersteinen darauf. Jetzt wusste Ella woher ihre Schwester Beth diesen Funkelwahn her hatte. Jessica trug zu ihrem Rock ein schlichtes hellgrünes Trägertop und eine kurze kurzärmlige Jeansjacke, die nicht einmal bis zum Bauchnabel reichte, sondern unter dem Busen aufhörte. Die dritte Person, die Lexi in die Toilette getrieben hatte, konnte sie leider nicht sehen.
âWas soll das, Lex?â, fragte das unbekannte Mädchen mit einem genervten Unterton.
Lex? Ella war verwirrt. Sie hatte noch nie jemanden diesen Spitznamen sagen hören. Wer war diese Fremde? Und wieso erlaubte sie sich solche Ausdrücke? Keine Schülerin würde sich nur annähernd trauen Lexi so zu nennen. Und sofern Ella es mitbekam, nannte auch ihr Bruder sie niemals so.
Ella konnte durch den Spalt in der Tür sehen, wie die Wut in Lexi aufkochte und ihr Gesicht leicht rot wurde. Demonstrativ verschränkte die Anführerin die Hände vor der Brust.
âOkay, hör mir gut zu, Liebes!â, fing Lexi an, während Jessica ebenfalls die Arme überkreuzte, âErstens, nenn mich nie wieder in der Schule oder zu Hause oder sonst irgendwo, Lex. Hast du mich verstanden?â
Die Stimmung wurde eiskalt, als der fremden Person auch noch kurz ein kleines Lachen entkam. Für Ella unverständlich. Wieso lachte dieses Mädchen über Lexis Aussage und wieso sollte sie sie daheim so nennen? Wer war diese Unbekannte, die Ella nicht erblicken konnte, egal wie sehr sie sich verrenkte?
Trotzdem war sie sich irgendwie sicher, die Stimme schon einmal gehört zu haben und vor allem dieses Lachen? Ihr Unterbewusstsein musste es irgendwo mal aufgeschnappt haben.
âUnd zweitens?â, fragte die Fremde nach, welches jedoch nicht allzu interessiert klang.
âZweitensâ, setzte Lexi an, ohne auf ihren gegenüber zu achten, âwirst du dich hier in meiner Schule mir fügen. Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!â
Lexi wechselte ihr Standbein. Ihre Worte hatte sie so giftig ausgesprochen, dass sie mit einem kleinen Lächeln lobend zu Jessica blickte.
Ein weiteres Mal kam ein kurzes Schnauben von der dritten Person hervor.
âDu fühlst dich wirklich von mir bedroht?â, fragte sie unglaubwürdig.
âDas würde dir so gefallen, nicht wahr?â, konterte Lexi kaltschnäuzig zurück.
Ella konnte förmlich sehen, wie Lexi ihr Temperament zurück halten musste. Es würde nicht allzu lange mehr dauern, dann würde das reiche Mädchen der fremden Person förmlich an die Gurgeln gehen.
âMir egal!â, erwiderte die Unbekannte, âIch bin erstensâ, sie betonte das Wort so stark, wie Lexi zuvor, ânicht herrschsüchtig und zweitens bin ich nicht nach New Castle gekommen, um dich von deinem âThronâ zu stürzen. AuÃerdem könntest du ein bisschen mehr mitfühlender sein. Hast âduâ verstanden, Lex?â
Natürlich sagte sie ein weiteres Mal provozierend ihren gehassten Spitznamen. Ella hatte noch nie jemanden so mit Lexi reden hören. Jedoch musste sie so viel Einfluss haben, dass die Anführerin sie fürchtete und sie sofort einschüchtern wollte.
Was allerdings meinte die Fremde mit mitfühlend? Diese Aussage passte so gar nicht in das Gespräch. Genauso wie Lexis starke Reaktion auf das Gesagte.
âWie du willst, Liebes. Ich hab es mit der sanften Methode versucht, aber wenn das nicht hilft, muss ich eben zu den harten Geschützen greifenâ, redete die Blondine, ging einen Schritt zurück und schnippte kriegerisch mit den Fingern.
Plötzlich bewegte sich Jessica von ihrem Platz weg und fing an die fremde Person mit einem bösen Blick zu umkreisen. Ella musste davon nicht alles sehen, sie wusste genau was passierte, wenn die beiden Mädchen ihre Rollen tauschten.
âLexi, komm schon, willst du wirklich dieses Spiel spielen?â, wollte die fremde Person wissen und ignorierte Jessica so gut es ging.
Lexi wehrte ihre Aussage nur mit der Hand ab. Jetzt war es an der Zeit, dass Jessica ihren Part übernahm. Ella hörte sie kurz räuspern.
âIch weiÃ, dass du nicht auf den Mund gefallen bistâ, fing Jessica mit ernstem und aggressivem Ton an zu sprechen, âDoch hier an dieser Schule gibt es nur eine Person, die das tun darf, was sie will und alle anderen müssen sich ihr fügen. Und genau diese Person bist nicht du und du wirst es auch niemals sein!â
Bei dem Wort âduâ, blieb Jessica stehen und blickte dem Mädchen mit eiskalten Blick stich gerade in die Augen. Doch die Fremde lieà sich noch immer nicht unterbuttern.
âIch denke nicht, dass du mich kennst. Und schon gar nicht, dass du weiÃt, was gerade in mir vorgehtâ, erwiderte die Person kleinlaut, ohne sich von Jessica eingeschüchtert zu fühlen, âWas soll dieser ganze Unsinn hier überhaupt? Lexi, ich will dir nicht den Rangâ¦â
âStill, Weib!â, blaffte Jessica sie an, begann wieder ihre Runden zu drehen und fing langsam zu sprechen an, âWie gesagt, Lexi will, dass du dich fügst.â
âDas hab ich doch gerade gesagt, dass ich das machen werde. Wo liegt da noch das Problem?â, unterbrach die Unbekannte die Rede und kassierte damit nur einen weiteren hasserfüllten Blick, den sie kopfschüttelnd und seufzend hinnahm.
Jessica fuhr fort, als ob das Mädchen nichts gesagt hätte: âAnsonsten werden wir dein Leben zur Hölle machen. Vielleicht ist es dir noch nicht bewusst, aber frag doch einfach mal andere Mädels hier an der Schule, welche Macht Lexi ausübt, dann wirst du gleich ein neues Bild von ihr haben.â
Das fremde Mädchen schnaubte nur wieder verächtlich. Anscheinend hörte niemand ihr wirklich zu, denn dann würde das ganze Spiel ziemlich sinnlos wirken.
âHast du mich verstanden?â, schrie Jessica auf einmal, ging einige Schritte rückwärts und stand genau mit dem Rücken vor Ellas Kabine. Ellas Sicht war versperrt und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Jessica musste sich nur umdrehen, dann würde sie Ella entdecken und weià Gott was mit ihr anstellen. Langsam richtete sich das kleine schüchterne Mädchen wieder auf, um in eine Position zu kommen, die keine Muskelanspannung benötigte. Sie hörte wieder das Aufkommen von Stöckelschuhen auf dem Fliesenboden. Jessica stand noch immer mit dem Rücken zu ihr, also musste Lexi sich bewegt haben.
Auf Jessicas ärgerlichen Aufschrei gab es keine Antwort von dem unbekannten Mädchen.
âLangsam werde ich es leid mit dir. Willst du wirklich, dass ich gegen dich arbeite?â, hörte Ella Lexi fragen.
Die Fremde seufzte und sagte in langsamen Schritten: âJetzt Lexi, hör mir ganz genau zu. Ich füge mich dir. Du musst keine Angst vor mir haben. So wie ihr euch auÃerdem aufführt, will ich das ganz sicher nicht, dass ihr euch mit mir verfeindet. Ich hab hier doch niemanden auÃer dich, Zake und meinem Bruder.â
Anscheinend zeigte diese Ansprache ihre Wirkung. Lexi warf Jessica wieder einen besonderen Blick zu, denn es herrschte kurz eine Pause. Danach bewegte sich Lexis zweite Hälfte wieder und zu Ellas Glück, von ihr weg. Jessica ging wieder in Richtung des Mädchens, warf ihr einen weiteren gehässigen Blick zu und wechselte dann die Richtung. Die Anführerin schritt ebenfalls zum Ausgang der Toiletten.
Kurz vor der Tür blieben die beiden noch einmal stehen.
Ein letztes Mal warf Lexi einen Blick auf die verwirrte Fremde und meinte: âHalt dich an deine Abmachung. Ich über dir. Ich bin der Chef. Nächstes Treffen heute nach der Schule im Cafè.â
âWarum sollte ich da auftauchen?â, fragte das Mädchen schnell verblüfft nach.
âWeil du dich jetzt eine von uns nennen darfstâ, erklärte Lexi etwas angewidert.
âWas?! Nein, halt, stoppâ, erwiderte die Fremde, âDas will ich absolut nicht!â
âIch eigentlich auch nicht, aber du gehörst zur Familie und dein Name wird hier ein höheres Ansehen bekommen. Da ist es selbstverständlich, dass du in meinem besten Freundeskreis aufgenommen wirst. Ich bin doch nicht unmenschlichâ, grinste die Anführerin und verlieà mit diesen Worten, dicht gefolgt von Jessica, das Damen WC.
Ella brauchte eine ganze Weile, um die gerade erfahrenen Informationen zu verdauen. Dieses Mädchen, das wahrscheinlich noch immer mitten im Raum stand und die Welt auch nicht mehr ganz kapierte, war also eine Hastings. Eine weitere. Sie gehörte nun zur Clique der Obercoolen und würde genauso Hochachtung bekommen, wie die anderen in der Gruppe auch.
Die Welt war ungerecht.
Das schüchterne Mädchen hörte das Klingeln der Pausenglocke. Die Fremde stürmte zum Gang hinaus, was Ella auch tun wollte, jedoch klug genug war, es bleiben zu lassen. Hätte sie mitbekommen, dass Ella das ganze Gespräch mit verfolgt hatte, würde sie sicher einen hohen Preis dafür zahlen müssen. So harrte sie noch einige Minuten in der Kabine aus, um dann das erste Mal verspätet zum Unterricht erscheinen zu können.
*TBC*
[SIGPIC]http://forum.gilmoregirls.de/member.php?[/SIGPIC]
Peyton: "Every song ends, but is that any
reason not to enjoy the music!" [.[SIZE=1]me.]
[/SIZE]
Peyton: "Every song ends, but is that any
reason not to enjoy the music!" [.[SIZE=1]me.]