16.03.2007, 16:43
Das hier ist eigentlich der Prolog zu einer FF, aber irgendwie weià ich nicht, ob diese FF überhaupt jemals fertig wird, daher wollte ich den Prolog trotzdem schon mal mit euch teilen. Es ist zwar recht kurz, aber wie gesagt, als Prolog gedacht.
Spiegel
Es heiÃt, die Augen sind der Spiegel der Seele. Durch sie kann man tief in das Innere eines Menschen sehen.
Wenn ich daran denke, sehe ich immer sein Gesicht vor meinen Augen, wie er sich zu mir dreht und mit mir reden will und dann mit einem traurigen Blick das Reden vergisst und versucht zu lächeln.
Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, denke ich darüber nach. Ãber ihn, unsere Kinder, unser Leben. Und über seine Augen.
Jedes Mal, wenn er an meinem Bett sitzt und meine Hand hält, sieht er in meine Augen und ich in seine. Und jedes Mal wird sein Griff ein wenig stärker. Er will mich nicht gehen lassen, das sehe ich in seinen Augen. Sie sind trüb und dunkel. Und wenn ich seinen Griff spüre, dann weià ich, dass er mich zurückhalten will, dass er mich festhalten will, damit ich ihn nicht allein auf dieser Erde lasse.
Er liebt mich, das sagt er mir jeden Tag. Er braucht mir das nicht zu sagen, ich weià es. Trotzdem tut er das. Um sich selbst zu bestätigen, vermute ich. Und alles, was ich tun kann, ist lächeln. Trotz der Schmerzen und der Gewissheit, dass ich bald sterben werde, lächle ich.
Er sagt immer, dass er das Funkeln in meinen Augen so liebt, wenn ich lächle. Ich glaube ihm das, denn er hat Recht. Wenn ich ihm ein Lächeln schenke und meine Augen zu funkeln beginnen, dann hellt sich sein Gesicht für einige Momente auf und er sieht mich wieder so an wie früher und ich sehe in seinen Augen für einen kurzen Augenblick all die Worte, die er mir sagen will. Und genau das will ich. Sie sprechen Bände und ich weià genau, wie schwer es ihm fällt, normal mit mir zu reden. Ich sehe, wie er schlucken muss, bevor er spricht, und ich sehe, wie seine Augen flimmern, wenn er mich ansieht.
Er wird nicht vor mir weinen, aber ich sehe in seinen Augen wie weh es tut, mich anzusehen. Wenn er merkt, dass ich ihn beobachte, dreht er sich immer schüchtern weg. Er weiÃ, dass ich in seinen Augen sehe, wie sehr er mich liebt und wie sehr er mich jetzt schon vermisst. Und dann drücke ich seine Hand. Ich brauche keine Worte mehr, um ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Ich will auch gar nichts sagen in solchen Momenten. Wir werden nicht mehr viele davon haben und ich weià genau, wenn ich anfange zu sprechen, wenn ich ihm sage, wie sehr ich ihn liebe in solchen Momenten, dann werde ich auch weinen. Und ich will nicht weinen. Nicht, weil er es nicht sehen soll, sondern weil ich keine Tränen mehr vergieÃen will.
Meine Augen wurden schon zu oft wegen dieser Tränen überschwemmt. Sie sollen strahlen solange ich noch auf dieser Erde weile.
Auch jetzt liege ich wieder wach in meinem Bett. Er ist schon nach Hause gegangen, schlieÃlich haben wir zwei Kinder. Trotzdem sehe ich immer noch sein Gesicht, seine Augen vor mir. Heute haben sie wieder kurz geflimmert. Es geht ihm und den beiden Kleinen gut. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Wieder ist ein Tag vergangen. Wieder ein Tag weniger, der uns bleibt. Und ich frage mich, was ist, wenn man blind ist und die Augen keinen Ausdruck haben?
Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!