Schattenbilder der Qual (Twilight)
#3

Danke Anni, für dein FB wie auch für die Glückwünsche!

Nur ein Fb ist... frustrierend.
Trotzdem gehts weiter.

*****

Wir lagen im flüsternden Gras.
Ihre Hand auf meiner Haut war zärtlich und warm.

Er starrte hinauf, konnte seine Füße nicht davon überzeugen ihn weiter zu tragen. Starrte zu ihrem Fenster. Sie würde ihn nie wieder dahinter empfangen, nie wieder darauf warten, das er ihr folgte, nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, nachdem er sich, um Charlie zu beruhigen, von ihr verabschiedet hatte.
Nie wieder. War es nicht eigentlich genau das, was er erreichen wollte, als er ging? Sie nie wieder sehen, nie wieder mit ihr zusammen sein, sie nie wieder in Gefahr bringen.
Und doch war es nie so entgültig gewesen. Es hatte immer einen Weg zurück gegeben, die Möglichkeit sie wieder zu sehen, zu umarmen, zu küssen, ihr Herz zu hören.
Die Nacht war dunkel, dicke Wolken, dicke, graue Wolken, verdeckten die Sterne, den Mond. Regen. So sehr wünschte er sich den Regen herbei. Der Wind kündigte ihn schon seit Stunden an, aber er kam nicht. Der Himmel weinte nicht, warum weinte er nicht?
Er selbst konnte nicht weinen, sein Körper kannte keine Tränenflüssigkeit. Könnte er nur weinen. Die Tränen vergießen, die sie verdiente.
Ein Meer aus Tränen, so tief, so unbändig, wie jenes in dem sie ertrunken war.
Seine eigenen Gedanken hallten, echoten in seinem Kopf. Ertrunken. Ertrunken.
Bella, sie war nicht mehr da, war fort. Unerreichbar für ihn, für alle.
Für immer, für alle Ewigkeit, von dieser Welt getrennt.
Für immer, für alle Ewigkeit, hätte sie bei ihm seien sollen, doch er hatte sich dagegen gewehrt. Er hätte sie retten können, hätte sie wieder retten können, hätte dafür sorgen können, dass ihr nie wieder etwas gefährlich werden konnte. Er hatte es nicht getan.
Er hatte einige Dinge nicht getan, die er hätte tun sollen.
Er hätte sie nicht anlügen dürfen, nicht anlügen sollen, hätte nie mit dem Gedanken spielen sollen, sie zu verlassen.
Selbst hier draußen, obwohl alle Fenster geschlossen waren, war es unmöglich ihren Duft zu ignorieren. Stärker als zuvor, penetrierte er seinen Geruchssinn.
Er war so stark, vital. Sein Einfluss auf ihn, fast stärker als an ihrem ersten Tag.
Er war zu lange weggewesen, hatte die Erinnerungen zu lange verdrängt, hatte seine Abwehr zu weit sinken lassen.
Wäre sie hier, wäre sie hier, in ihrem Zimmer, schlafend in ihrem Bett, sie würde ihm gehören. Nichts würde ihn abhalten, nicht dieses Mal, nicht jetzt, wo er wusste, wie alles enden konnte.
An diesem furchtbaren Tag, der nun in so weiter Ferne lag, als James sie fast getötet hatte, selbst an diesem Tag, im Ballettstudio, auf dem Weg ins Krankenhaus, hatte er nie geglaubt, dass er sie verlieren würde.
Dieser Gedanke hatte einfach nicht existiert. Sein Gehirn war nicht dazu im Stande gewesen, ihn zu denken, die Puzzelteile zusammen zusetzten.
Er wusste, dass sie in Gefahr war, dass ihr Leben in Gefahr war, aber nie kam es ihm in den Sinn, das sie sterben könnte. Sie konnte nicht sterben, nicht ohne ihn, nicht ohne ihm die Möglichkeit zu geben etwas dagegen zu tun.
Carlisle hatte bewiesen, dass selbst Minuten, Sekunden, bevor das Herz eines Menschen entgültig aufhörte zu schlagen, etwas getan werde konnte.
Er, Esme, Rosalie, Emmett. Sie waren der Beweis dafür.
Selbst wenn ein Mensch nicht mehr als Mensch leben konnte, gab es immer noch eine Alternative. Warum hatte er Bella diese Alternative verwehrt? Warum hatte er sich geweigert, als sie ihn fragte?
Alles wäre nun anders, so anders, so viel besser. Sie wäre hier. Er hätte sie nie verlassen, hätte nie geglaubt sie auf diese Weise schützen zu können.
Sie wäre hier. Würde auf ihn warten.
Dort oben, hinter dem Fenster, in ihrem Zimmer.

Die Zeit floss dahin. Nur langsam, Schritt für Schritt, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal alleine, ohne die stützende Hand seiner Mutter, eine Treppe hinauf stieg, bewegte er sich voran.
Er hatte das Haus schon vor einer Weile betreten, hatte sich Zugriff verschafft, wie schon sooft zuvor. Es hatte ihn überwältigt. Wieder waren es seine Füße, die sich, trotz seines Befehls, nicht nach vorne bewegten.
Die Luft war zum Bersten überfüllt mit den unterschiedlichsten Gerüchen, so viele Menschen waren hier gewesen. Einige schien er zu kennen, glaubte sie zu kennen. Angela, Jacob Black, Charlie, Mike und andere die er nicht zuordnen konnte. Polizisten? Charlies Kollegen? Die Rettungsmannschaft? Ärzte? Bestattungsunternehmer? Wer es auch war, niemand von ihnen hatte es geschafft ihren Geruch zu überdecken, zu vertreiben, ihn weniger intensiv werden zu lassen. Als wäre sie noch da.
Er ließ die Hoffnung nicht zu, konnte es nicht, denn sie würde enttäuscht werden, er wusste es. Er hatte gelauscht und hatte nichts gehört, außer Charlies unruhigen Schlaf, sein hin und her wälzen in seinem Bett, seinen stockenden Atem, sein leises Stöhnen, hatte nichts gesehen, außer Charlies Alpträume.
Bilder seiner toten Tochter.
Bella in einem Leichensack, so blass, so leblos, blaue Lippen, faltige Haut, schwarze Ringe unter den leeren, geöffneten Augen, zerzauste, nasse Haare, die ihr im Gesicht klebten.
Bella. Er atmete tief durch, versuchte die Bilder, die Charlie sah, gesehen hatte, als er zur Unglücksstelle kam, zu vertreiben, aber es war zu spät.
Sie waren so fest verankert. So fest verankert, wie alle anderen Erinnerungen an Bella. Er würde lernen damit zu leben, würde lernen, sie zusammen mit allen anderen Erinnerungen in seinem Unterbewusstsein einzusperren und nur hin und wieder würde ein brennender, reuiger, erinnernder Schmerz seinen Körper durchfahren und er wäre für einen kurzen Moment wieder bei ihr.
Würde auf dem Schaukelstuhl in ihrem Zimmer sitzen und sie beim Schlafen beobachten. Würde sie im Arm halten, ihre Haare streicheln, ihr vorsummen, bis sie schlief. Würde sie durch die Augen anderer beobachten, wie sie durch die Flure der Highschool ging. Würde sie belauschen, während sie Jessica von dem Abend in Port Angeles erzählte. Würde auf dem Ball mit ihr tanzen, würde sie dabei tragen, weil sie selbst es aufgrund ihres gebrochenen Beins nicht konnte. Würde sich schützend vor sie werfen, wenn Jasper die Kontrolle verlor. Würde sie in letzter Minuten davor beschützen Rosalies Schicksal zu teilen. Würde im Wald vor ihr stehen und ihr sagen, dass er sie nicht mehr liebte. Würde sie auf seinem Rücken tragen, nachdem sie einen Sonnentag auf der Lichtung verbracht hatten. Würde mit ihr zusammen die Verfilmung von Romeo und Julia schauen. Würde sie beim Frühstücken beobachten. Würde ihr das Schlaflied, auf dem Klavier vorspielen.
Tausende kleine Szenen, kurze Momente, Erinnerungen, bevor der Schmerz wieder verflog. Einige, dazu gedacht ihn glücklich zu machen, wenn auch nur für eine Sekunde, einen Minutenbruchteil, andere, die über die nächsten Tage, Wochen nicht verschwinden würden, obwohl der Schmerz wieder vergangen war.
Aber diese Dinge lagen in der Zukunft. In der Zeit, in der ihr Tod aufgehört hatte an ihm zu fressen, ihn zu Quälen, zu zerreißen.

Er selbst begriff es nicht, aber je stärker ihr Geruch wurde, je mehr er sich darauf einließ, desto klarer wurde sein Verstand.
Mit jedem Schritt den er auf ihr Zimmer zu ging, wurde die Erkenntnis größer, greifbarer. Gedanken, die er hatte, wurden Realität.
Mit jedem Schritt sickerte etwas mehr von dem, was geschehen war ein.
Es waren nicht mehr nur Worte. Sie war Tod. Nicht nur ein Satz, sondern Realität. Sie war fort und würde nie wieder zurückkehren.
Er war noch hier und würde sie nie wieder sehen.
Realität. Eie Realität, die drohte ihn zu überrollen, zu verschütten.
Ihr Zimmer, es sah aus wie immer, wie es immer ausgesehen hatte. Nichts, nichts außer Charlie, ein Zimmer weiter, verriet, das etwas nicht stimmte.
Es war ein Gedankenblitz, eine kurze Erinnerung, an das letzte Mal, das er in diesem, ihrem, Zimmer gestanden hatte.
Er hatte sie verletzt, so tief verletzt, irreparabel. Danach war er hier herkommen, hatte Bilder, die CD, alles was mit ihm zu tun hatte verschwinden lassen, versteckt, so versteckt, das sie es nicht finden würde, es aber doch nicht für alle Ewigkeit verloren war.

„Bella„. Sein Finger fuhr die Konturen ihrer Lippen nach „Ich bleibe bei dir - ist dir das denn nicht genug?“ „Für den Moment, ja.“ Sie lächelte. Bella. Sie hob ihre Hand, liebkoste seine Wange „Edward. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt zusammen. Ist das denn nicht genug?“ „Doch, das ist genug. Genug für alle Zeiten.“ Sein Blick war auf die Decke gerichtet. Er atmete nicht, tat alles um sie nicht riechen zu müssen. Nicht jetzt. Nicht jetzt, während eine Erinnerung nach der anderen, sich ihren Weg in seine Gedanken fraß. Er lag auf ihrem Bett, die Arme unter seinem Kopf verschränkt, auf der Brust das Photo, das Charlie an Bellas Geburtstag von ihnen gemacht hatte. Niemand würde merken, wenn er es mitnahm. Er hatte geglaubt ohne Bella nicht weiter machen zu können und doch schlichen sich nun, da sie nicht mehr da war, nie mehr seien würde, Gedanken ein, die etwas mit den Dingen zu tun hatten, die er noch tun würde. Das Bild mitnehmen. Niemand wusste, dass es überhaupt noch da war, dass es überhaupt noch existierte. Selbst Bella hatte es nicht gewusst. Würde es nie erfahren.
Würde nie erfahren, dass er, in diesem Moment, auf ihrem Bett lag, sich nicht bewegen konnte, gestrauchelt war, als er das Photo betrachtete, sich nicht befreien konnte, aus der Starre, den Erinnerungen. Verdammt! Schon wieder! Sie hatte ihre Arme um ihn geschlungen, als wollte sie mit ihm verschmelzen. Ihr Körper war so warm, so lebendig. "Verdammt, Bella, du bringst mich noch um - ganz ehrlich!" Ihr Atem ging so schnell, so heiß. "Du bist unzerstörbar" Erinnerung über Erinnerung. Zu viele. Aber er konnte nicht aufhören, könnte nicht aufhören an sie zu denken, konnte nicht die Flut der Erinnerungen stoppen. Er atmete wieder. Es brachte eh nichts. Sie war nicht mehr da und doch würde sie bei ihm sein, immer, jeden Tag, jede Nacht, bei Regen, bei Sonnenschein, bei Sturm und Gewitter.
Er richtete sich auf und nahm das Bild zur Hand. Weder sie noch er sahen wirklich glücklich aus und doch waren sie es. Es war ihr letzter glücklicher Tag gewesen. Er durfte sich nicht fallen lassen, durfte nicht in seinen Gedanken ertrinken. Nicht jetzt. Nicht hier und doch ließen sie ihn nicht zufrieden. Ihr letzter Tag, ihr gemeinsamer letzter Tag. So viele Bilder, so viele Momente davor, in denen sie zusammen waren.
Hätte er es damals gewusst, vieles wäre anders verlaufen. Sie liebte ihn. Und er liebte es, es sie sagen zu hören "Das wusstest du doch schon" Ihre Antwort auf seine Feststellung, fast so als sei es nichts besonderes "Trotzdem - es war schön, es zu hören.“ ... "Zum Bespiel darauf, wie alt du bist." Ohne zu zögern antwortete er, hatte diese Frage schon so oft beantwortet. "Siebzehn." "Und wie lange bist du schon siebzehn?" Er stockte, doch dann "Eine Weile." Keine Angst. Sie fürchtete sich nicht, nicht so sehr, nicht im entferntesten so sehr, wie er sich fürchtete, sich davor fürchtete ihr etwas anzutun.Jetzt hatte er es getan. Hatte sie verletzt, verletzt bis zu einem Punkt an dem sie aufgab, nicht mehr weiter machen wollte. Er wollte nicht daran denken, noch weniger, als die Erinnerungen zu durchleben. Erinnerungen, schön, erschreckend. Die Schmerzen, wann hatte er jemals einen solchen Schmerz gespürt. Er ließ sich wieder nach hinten sinken. Welche würde die schmerzhafteste sein? Die, der er immer nachtrauern würde, so wie er Bella nachtrauerte? Eigentlich eine Frage die nicht schwer zu beantworten war. Er schloss die Augen, sah das Licht, ihre Haare, ihr Gesicht, hörte sich selbst leise summen, so leise, das sie es nicht hörte. Sie saß so still und trotzdem war ihr gesamter Körper in Bewegung. Ihr Blut pochte zu schnell durch ihre Adern, ihr Herz schlug Saltos. Sie war aufgeregt, nervös. Vorsichtig lehnte er sich vor, drückte seinen Kopf gegen ihre Brust. Roch, horchte. Sie war so unglaublich warm. Sein nackter Oberkörper lehnte an ihrem Arm. So warm. Wärme, anders als die von der Sonne, anders als jede Wärme die er in den letzten Jahrzehnten gefühlt hatte. Ihr ganzer Körper hatte sich durch die Sonne erhitzt und nur zu bereitwillig, gab sie, sie an ihn weiter. Als er sich von ihr löste, war seine Haut warm, fast wie die von einem Menschen. Er griff nach ihrer Hand, legte sie auf seine Wange. Sie lächelte, wusste was er dachte, so schien es wenigstens "Und so verliebte sich der Löwe in das Lamm..."

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
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