Streiche, Liebe und Strategen
#12

Von Hackbraten, Flittchen und anderen Philosophen

Der Montagmorgen war sturmgrau, die Winde peitschten über Kansas hinweg. Es war ein Wetter, wie ich es liebte. Sollten der Sturm heulen und die Böen über die Stadt rollen, ich würde sie erwarten.
Auch an der Küste fühlte ich mich ebenso frei wie mein Zwilling. Unser Vater hatte uns immer vor dem schlafen gehen erzählt, das die Seelen der Verstorbenen im Wind waren und uns die Flügel verliehen, die uns zu guten Taten brachten.
Ein schöner Gedanke.
Eigentlich hätte mir klar sein müssen, das irgendwas schief gehen musste, denn wir kamen pünktlich aus dem Bett und waren sogar zeitig fertig.
Hatte ich etwas vergessen? Hausaufgaben vielleicht? Nein, soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich alles erledigt.
„Lorelai, hast du etwas vergessen?“
Mich ließ dieses Gefühl nicht los, doch als auch mein Zwilling verneinte, ging ich durch den Flur, um wie jeden Morgen den Autoschlüssel zu holen. Er war weg.
Siedent heiß fiel mir wieder ein, das Jason sich den Scirocco am Sonntagabend ausgeliehen hatte und praktischerweise, war er heute Morgen natürlich vor uns aus dem Haus gegangen.
Na herrlich.
„Jason hat die Schlüssel noch.“ sagte ich.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass sich mein Zwilling über diesen Umstand freute.
„Dann lass uns die Jungs fragen, ob sie uns mitnehmen.“
„Nein.“ Antwortete ich sofort und sie verdrehte die Augen.
„Bella, wir kommen zu spät, wenn wir den Bus nehmen. Dir wird schon kein Zacken aus der Krone brechen, wenn du Dean bittest uns mitzunehmen.“
„Da laufe ich lieber.“ Knurrte ich. „Außerdem, warum soll ich ihn fragen?“
„Weil es sein Wagen ist.“ Erwiderte mein Zwilling.
„Und warum soll ich ihn fragen?“
„Das konnte er auch. Also stell dich nicht so an.“
Ich schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht tun.“
Lorelai seufzte und zog mich mit nach draußen. „Gut, dann frag ich ihn eben.“
Halb hatte ich gehofft, das der schwarze Impala nicht mehr in der Einfahrt stehen würde, wenn wir aus dem Haus kamen – aber er war natürlich noch da.
Mir blieb wirklich nichts erspart.
„Komm schon, Bella.“
Ich seufzte, folgte meinem Zwilling jedoch durch den schmalen Gang, den die Hecke ließ und lehnte mich gegen den Balken, der das Dach der Veranda stützte, als sie schließlich klingelte.
Scheinbar erwischten wir sie gerade im Aufbruch, denn Dean öffnete die Tür nach kaum zwanzig Sekunden und hob überrascht die Augenbrauen.
„Ich dachte, ich wäre schon aufgestanden, oder ist das gar kein Traum?“
Ich verdrehte die Augen, schwieg jedoch, während Lorelai sich ein leichtes Lächeln entrang. „Wir haben da ein Problem. Jason hat die Autoschlüssel eingepackt und ist schon weg. Könnt ihr uns mitnehmen?“
Ein böses Lächeln spielte um seine Lippen. „Ich könnte.“ Antwortete er gedehnt. „Kann deine Schwester mich denn auch darum bitten?“
„Nein.“ Antwortete ich prompt.
„Dann musst du wohl laufen.“ Erwiderte er gelassen.
„Gut.“ Sagte ich und stieß mich vom Stützbalken ab. „Sag Johnson bitte, das ich ungefähr zur zweiten Stunde da sein werde.“
Lorelai sah Dean bittend an, doch der schüttelte den Kopf. „Das muss sie selbst wissen.“
„Was ist denn hier los?“
„Guten Morgen, Sam.“ Strahlte Lorelai mit so plötzlicher Fröhlichkeit, als wäre sie von jetzt auf gleich erschienen.
„Guten Morgen.“ Grüßte er und ich könnte schwören, das er ebenso lächelte, wie sie. „Also, was ist hier los?“
Ich seufzte. „Jason hat die Schlüssel des Sciroccos und ist natürlich schon weg.“
Sam hob die Augenbrauen. „Dann fahrt ihr mit uns, wo ist das Problem?“
„Belladonna kann nicht über ihre Schatten springen.“ Spottete Dean. „Das einzige was sie machen müsste, ist mich darum zu bitten, dann...“
„Wieso dich?“ unterbrach Sam ihn. „Ich fahre heute, war doch so abgesprochen.“
„Ach, wirklich?“ fragte ich und er nickte.
„Wenn das so ist…. Sam, würdest du uns netterweise mit zur Schule nehmen?“ wollte ich höflich wissen und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, der diesen nur gelangweilt erwiderte.
„Sicher.“ Antwortet er, warf sich die Tasche über die Schulter und schloss die Tür hinter sich.

„Was haben wir jetzt?“ fragte mein Zwilling erschöpft, nachdem sie leise fluchend ihr Mathebuch zur Seite geräumt hatte.
Nicht das John ungeduldig wurde – das wurde er ganz und gar nicht – aber der Stoff war deswegen auch nicht viel einfacher. Er wäre offiziell der geduldigste Mathelehrer, den meine Schwester und ich je in den Wahnsinn treiben würde.
„Doppelstunde Philosophie.“ Antwortete ich dumpf und musste lachen, als Lorelai den Kopf auf die Tischplatte sinken ließ.
„Oh, leck mich doch.“
„Das überlass ich Sam.“ Bemerkte ich und sah wie ein spöttisches Lächeln über dessen Lippen huschte.
Es blieb keine Zeit für Erwiderungen, denn unsere Lehrerin – Mrs. Barker – rauschte in den Klassenraum und das meine ich wörtlich. Sie erinnerte in ihren weiten Sachen und dem ausgefallenen Schmuck viel eher an einen übergroßen Schmetterling, als an einen Menschen.
Philosophie war eins unserer Pflichtfächer, sonst würden garantiert weder Lorelai noch ich hier sitzen.
Sie begann die Stunde mit einem ellenlangen, öden Vortrag über das, was der normal denkende – man höre und staune – Mensch unter Philosophie verstand und kam dann zu dem Thema, das wir heute behandeln würden.
Den Pakt mit dem Teufel.
„Wofür würdest du deine Seele hergeben?“
Die Frage war noch nicht ganz verklungen, als Alex antwortete „Für ein Date mit Buffy.“
Allgemeines Gelächter ging durch den Raum und die Stimmung lockerte sich merkbar auf.
Ich persönlich hielt das Thema für vollendeten Blödsinn.
Sehen Sie, Lorelai und ich waren katholisch erzogen worden und wer immer seine Seele für irgendwas verkaufte, landete nach seinem Tod in der Hölle.
Wollten wir das? Nein, das wollten wir nicht also blieb die Seele schön da, wo sie hingehörte.
„Fragen wir anders.“ Sagte Mrs. Barker und ließ den wachsamen Blick hinter der Lesebrille durch den Raum gehen. „Wofür würde jemand einen solchen Handel eingehen?“
Kurzes Schweigen erfüllte den Raum.
„Für Liebe?“ wagte sich mein Zwilling schließlich vor und Mrs. Barker nickte.
„Ein nahe liegender Gedanke, in der Tat. Weitere Ideen?“
„Gerechtigkeit.“ Warf jemand ein.
„Talent.“
„Rache.“
„Unsterblichkeit.“ Brachte Josh an und ein paar von uns begannen zu grinsen. W. w. B. t. ganz eindeutig.
„Womit wir wieder beim klassischen Vampir wären.“ Sagte ich nur und blätterte dann weiter in meinem Hefter.
„Was noch?“ fragte Mrs. Barker weiter und allgemeines Gegrübel erfüllte den Raum.
„Glück.“
„Zufriedenheit.“
„Macht.“
„Wissen.“
„Guten Sex, obwohl, nee, den bekomme ich auch so.“
Dreimal dürfen Sie raten, wer das angebracht hatte. Genau.
Ich gab ein verächtliches Geräusch von mir und sah Dean spottend an. „Das war ja klar.“
„Belladonna…oder Lorelai?“
Mein Zwilling und ich hoben die Köpfe und sahen Mrs. Barker an. „Was denn?“ fragten wir im Chor und sie lächelte.
„Wer ist wer?“
„Ich bin Belladonna.“ Sagte ich und sie nickte.
„Du hältst nicht allzu viel von diesem Thema.“ Stellte sie fest und ich lächelte spöttisch.
„Richtig.“
„Warum nicht?“
„Weil der katholische Glauben Ihnen ebenso vertraut ist, wie uns.“
„Wofür würdest du deine Seele geben?“ fragte sie und die dunklen Augen hinter der Lesebrille musterten mich so interessiert, dass ich am liebsten sofort den Raum verlassen hätte.
„Das geht Sie nichts an.“ Antwortete ich kalt.
„Es gibt also trotz deines Glaubens etwas?“
„Deswegen heißt es doch wohl Pakt mit dem Teufel, oder?“ sprang Lorelai mir bei. „Weil es eigentlich nicht richtig ist.“
„Ganz genau.“ Entgegnete Mrs. Barker.
Die erste der Doppelstunde war gerade vorbei, als ich meine Sachen packte und ohne ein Wort für meinen Zwilling aufstand.
„Mir ist schlecht. Wir sehen uns nachher in Musik.“ Sagte ich ohne jemanden anzusehen und verließ den Raum.
„Was hat sie?“ fragte Sam und sah meine Schwester fragend an.
Sie seufzte. „Bella reagiert allergisch, wenn es um solche Dinge geht.“
„Wegen eures Dads?“
Lorelai nickte unmerklich und fuhr sich nachdenklich durchs Haar.
„Sag mal.“ Murmelte Sam schließlich. „Würdest du deine Seele wirklich für Liebe opfern?“
Sie lächelte und sah ihn sanft an. „Ich glaube, das muss ich gar nicht.“
„Ich sehe mal nach ihr.“ Sagte Dean und ging.

Zugegeben, dass ich den Unterricht einfach verlassen hatte, würde ich mir wohl später noch anhören müssen aber das war mir im Augenblick egal.
Ich wollte nichts von diesem Thema hören, kein Wort, nicht einmal einen Gedanken.
Wahrscheinlich musste ich gar nicht darüber nachdenken, meine Schritte lenkten mich vor einen der beiden Musikräume. Das Schloss war einmal aufgebrochen und noch nicht ersetzt worden aber sämtliche Instrumente, waren entweder am Boden befestigt oder in Schränken eingeschlossen.
Ein Blick auf den Stundenplan ließ mich wissen, dass der Raum leer war. Also öffnete ich die schalldichte Tür und schob sie ebenso leise wieder hinter mir zu.
Bevor Sie fragen, nein es gab mir nicht zu denken, das ich wegen der Stunde Philosophie kein schlechtes Gewissen hatte.
Ich setzte mich an den Flügel, spielte einmal die Tonleiter rauf und runter und stellte zufrieden fest, dass er nicht schon wieder verstimmt worden war. Meine Gedanken wanderten von der Stunde zum Samstagabend, von dort zu meinem Zwilling und schließlich zu unserem Vater. Trotz der heftigen Auseinandersetzungen, die er und ich oftmals gehabt hatten, wäre ich ebenso wie Lorelai für ihn durch die Hölle gegangen.
Plötzlich vertrug ich die Stille nicht mehr und begann eines der Lieder zu spielen, die Jonathan Black sehr gern gehört hatte. Ich war noch niemals in New York.
Mein Zwilling und ich hatten es einmal zu seinem Geburtstag mit Schlagzeug und Piano angestimmt und seither, wurde ich die Noten nicht mehr los. Die Musik wirkte beruhigend und trieb mich sogar so weit, den Refrain mitzusingen.

„Ich war noch niemals in New York
Ich war noch niemals auf Hawaii
Ging nie durch San Francisco
In zeriss´nen Jeans.

Ich war noch niemals in New York
Ich war noch niemals richtig frei.
Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flie´hn.“

Spöttischer Applaus erklang und als ich herumfuhr, lehnte Dean gelassen im Türrahmen.
„Was willst du?“ fragte ich kalt und schloss den Deckel des Flügels. „Mir sagen, dass ich mich vor Lorelai hätte werfen sollen, als Mrs. Barker sie angesprochen hat? Oder willst du dich für Samstagabend revanchieren?“
„Dazu komme ich noch früh genug, verlass dich drauf.“ Erwiderte er kühl.
„Was dann?“ wollte ich wissen und spielte mit einer der Stimmgabeln herum, die ich eben in die Hand genommen hatte. „Du wirst wohl kaum Geschmack für Musik entwickelt haben.“
Er verdrehte die Augen und sah mich genervt an. „Herrgott, weißt du was dir mal gut tun würde?“
„Na was?“ fragte ich gelangweilt.
„Sündhaft guter Sex.“ Antwortete er. „Dann wärst du vielleicht nicht mehr so verklemmt.“
„Ich bin nicht verklemmt.“ Knurrte ich. „Ich weiß nur, was ich will.“
Bisher hatte ich ihm den Rücken zugedreht, doch plötzlich legte sich mir eine Hand auf die Schulter und ich wirbelte herum.
Dean sah mir aus nächster Nähe in die Augen. „Ich auch.“
„Darf ich mal stören?“ fragte jemand und wir beide traten auseinander, wie versprengte Regentropfen.
Ohne dass wir es gemerkt hatten, hatte die Stunde begonnen und nun stand mein kompletter Leistungskurs vor uns und grinste mehr oder weniger amüsiert.
„Wenn es Ihnen nicht allzu viel ausmacht, könnten Sie Ihr Privatleben außerhalb der Unterrichtszeit und dieses Raumes klären, sonst fürchte ich um die Instrumente und meine Geduld.“
Alte Hexe.
„Was war los?“ fragte Lorelai, die sich kichernd niederließ.
Ich schüttelte den Kopf. „Nichts wichtiges.“
Sie warf mir einen besorgten Blick zu aber ich lächelte nur. „Wirklich. Es geht mir gut.“
„Miss und Miss Black.“ Wurden wir getadelt. „Würden Sie sich bitte auf den Unterricht konzentrieren?“
„Entschuldigung.“ Murmelten wir synchron.
Bist du sicher, dass alles okay ist? Schrieb mein Zwilling mir auf einer Seite des Collegeblocks.
Ja.
Sie fragte nicht weiter, nickte mir zu und lächelte. Warum auch immer, jedes Mal wenn sie das tat, entrang sich mir ein aufrichtiges Grinsen.
Meine Schwester war und blieb eben doch unverbesserlich. Sie war mein Gegenstück.
Die Aufgabe die wir bekamen, war keineswegs neu und doch immer wieder interessant.
Ein alter Zylinder ging herum, in ihm befanden sich kleine Zettel mit Songs und den Interpreten. Wir hatten zwei Wochen Zeit, dann sollten wir es in kleinen Gruppen mit einem oder mehr Instrumenten spielen können.
Da Harley heute nicht da war, blieben nur noch Lorelai und ich.
„Was hast du?“ fragte ich neugierig, als sie ihren Zettel entfaltete.
„Sei nicht so ungeduldig.“ Murmelte sie und runzelte die Stirn. „The Answer.“ Sagte sie schließlich.
„Eine Schnulze.“ Antwortete ich. „Klavierbegleitung. Das passt.“
Das alte Spielchen zwischen uns, schien wieder aufzuleben. Sie zog einen Zettel, nannte mir den Namen des Songs und ich sagte ihr, wovon er begleitet wurde. Umgekehrt war es natürlich nicht anders.
„Und was hast du?“
„Boulevard of broken Dreams.“
„Gitarre und Schlagzeug.“ Antwortete Lorelai wie aus der Pistole geschossen.
„Klugscheißer.“
„Blöde Kuh.“

Hauswirtschaftsunterricht.
Herr wirf Hirn vom Himmel.
Nicht das mein Zwilling und ich es nicht versucht hätten (nicht das wir es nicht besser hätten lassen sollen) aber irgendwie wollte und wollte uns nichts gelingen.
Wenn es darum gegangen wäre, dass wir hätten backen sollen, wäre das kein Problem gewesen. Unser Vater hatte es uns beigebracht und mit viel Geduld die eine oder andere Katastrophe hingenommen.
Aber nein, unser lieber Lehrer wollte ja unbedingt perfekte kleine Hausfrauen aus uns machen. Herzlichen Glückwunsch, möchten Sie noch ein letztes Gebet sprechen?
Hackbraten war die Aufgabe und Lorelai lief vor sich hin grummelnd auf und ab.
„Hackbraten.“ Murrte sie. „Ich hack ihm auch gleich welche.“
Mir entrang sich ein Grinsen, ich warf den Herd an. „Frohes Vergeigen.“
Es war inzwischen eine Stunde vergangen und wir hatten die Küche erst einmal geflutet. Bravo.
„Sag mal…was riecht hier denn so?“ fragte ich.
„Ich glaube, das ist der…“ mein Zwilling wandte sich zu dem Topf auf dem Herd um, der bedenklich brodelte.
Lorelai hob den Deckel an – das hätte sie lieber gelassen – und der heiße Inhalt sprudelte empor. Wir bekamen ungefähr die gleiche Menge an Hackbraten und Soße ab, die Sachen waren hinüber und der Geruch nach Bratenfond…reden wir nicht drüber.

„Wie seht ihr denn aus?“ entfuhr es Sam, als wir mit zusammen gebundenem Haar und den Flecken, die wir nicht auf die Schnelle herausbekommen hatten, zum Auto zurückkamen.
„Dachtest du, ich scherze, als ich sagte, dass ich nicht kochen kann?“ murrte ich.
„Das tat sie nicht.“ Bekräftigte mein Zwilling dumpf. „Ich kann es nämlich auch nicht.“
„Diesmal glaube ich euch sogar.“ Bemerkte Dean mit einem spöttischen Lächeln und kurbelte das Fenster herunter, als wir im Auto saßen.
„Sag mal Sammy, was sagte Mum gibt es heute? Hackbraten?“
„Schnauze.“ Knurrten Lorelai und ich im Chor.
Okay, wir konnten nicht kochen, na und? Andere – ich denke an niemand bestimmten - können nicht nett sein.
Was ist wohl schlimmer?
Wir waren kaum zu Hause angekommen, als schon das nächste Problem auf uns zu kaum.
Regel Nummer eins; Frauen sind multitascfähig aber eine Millionundein Problem, können wir auch nicht auf einmal lösen.
Der Wagen unseres Onkels aus Minnesota stand so breit in der Einfahrt, das der Scirocco nicht mehr vorbei kam. Die Fluchtwege waren abgeschnitten, außerdem mussten wir uns zwangsläufig umziehen.
„Oh nein.“ Sagte ich und Dean sah mich spöttisch an.
„Was, ist dir auch aufgefallen, das du nicht kochen kannst?“
„Das wusste sie vorher.“ Antwortete Lorelai. „Aber das hier…“
Wie aufs Stichwort, flog die Haustür auf und ich hätte meinen Zwilling am liebsten wieder in den schwarzen Impala gedrängt und Dean gebeten loszufahren.
Emily und Nicholas, unsere kleinen Monster von Cousin und Cousine, kamen auf uns zu gerannt.
„Bellalein, Lorela-ai.“
„Bellalein?“ Dean warf mir ein spottendes Lächeln zu, das ich mit einem sehr bösen Blick quittierte.
Sie müssen wissen, wenn es jemanden auf Erden gab, mit dem Lorelai, Jason und ich nicht auskamen, dann war es der Rest der Familie in Minnesota. Ich könnte jetzt behaupten, dass wir nicht umsonst hierher geflohen waren, aber ich wollte nicht unfair werden.
Zwei der Kinder unseres Onkels waren verzogen, bemuttert und verwöhnt worden, bis sie der Meinung waren, die ganze Welt drehe sich nur um sie. Ausgenommen Emily, das kleinste Mädchen. Das schlimmste und größte Monster, war die Älteste. Sie war 16 Jahre alt und das schlimmste Flittchen, das diesen Planeten jemals betreten hatte. Ihr Name war Valentina.
Ich fing Emily ab und hob sie hoch. Sie lachte und sah mich dann mit besorgten Kinderaugen an.
„Was ist mit deinem Gesicht passiert?“
„Nichts schlimmes.“ Sagte ich und mein Zwilling grinste.
„Stimmt, sie wurde ja gut beschützt.“
„Von einem Engel?“ fragte sie mit diesen herrlichen kindlichen Vorstellungen, die wir alle einmal gehabt haben.
„So kann man das auch nennen, ja.“ bemerkte Dean und schloss mit einem leisen Grinsen den Wagen ab.
Nicholas musterte das Auto und sah dann zu ihm hoch. „Das ist ein Chevrolet Impala, Baujahr 67.“
Dean drehte sich zu uns um und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sind die in eurer Familie alle so?“
Lorelai lächelte schwach. „Das ist erst der Anfang, glaub mir.“
„Hallo, Loreli.“ Flötete jemand und ich sah, wie mein Zwilling die Zähne zusammenbiss.
„Lorelai.“ Knurrte sie. „Ich heiße Lorelai.“
Valentina war ihren Geschwistern gefolgt und lächelte nun so zuckersüß, das ich ihr am liebsten auf der Stelle den Hals umgedreht hätte. Sie trug eine dieser wunderbaren Schuluniformen, wie meine Schwester und ich sie nicht freiwillig anziehen würden.
Sam wechselte einen Blick mit Lorelai und sah sie – ich war ganz sicher – halb mitleidig, halb belustigt an. Nach dem Motto: Herzliches Beileid aber es könnte schlimmer sein.
Er hatte ja keine Ahnung.
„Und ihr seid?“ fragte Valentina und spielte mit den blonden Locken.
Ging das eigentlich noch mehr Schlampenlike? Entschuldigen Sie die Wortwahl.
Lorelai und ich räusperten uns beinahe synchron, denn ihr Blick ging etwas zu lange in Richtung der Winchesters.
„Das sind Dean und Sam.“ Sagte ich schließlich.
„Sie sind gerade hierher gezogen.“
Emily sah Sam über meine Schulter mit schief gelegtem Kopf an, dann tippte sie meinem Zwilling auf die Schulter und flüsterte mit glockenheller Stimme „Der guckt dich immer an. Du hast aber gar nichts im Gesicht.“
Ich fing an zu lachen, als Lorelai rot wurde und Sam zu grinsen begann.
„Ist eure Mutter auch da?“ fragte ich und Emily sah mich an.
„Ja, aber sie hat gesagt, das ihr heute auf uns aufpasst.“
„Schön, das sie uns auch danach gefragt hat.“ Murmelte Lorelai.
Valentina schnupperte und verzog das Puppengesicht. „Was riecht hier denn so?“
„Der explodierte Hackbraten.“ Sagte Dean fröhlich und ich warf ihm einen bösen Blick zu.
„So was kann explodieren?“ fragte Emily und Nicholas lächelte spöttisch.
„Ja, wenn du Bella und Lorelai in die Küche lässt, schon.“
„Kannst du es denn besser?“ wollte Sam wissen und hob die Augenbrauen, als unserem Cousin das Lächeln verging.
„Nein.“ Sagte er trotzig.
„Dann solltest du auch nicht lästern.“
Lorelai warf ihm einen dankbar-glühenden Blick zu, er nickte unmerklich.
Emily musterte ihn misstrauisch. „Sie guckt dich auch so an. Aber du hast auch nichts im Gesicht.“
Lorelai errötete noch mehr und ich musste mich ernsthaft zusammenreißen, um nicht schon wieder zu lachen.
„Ist Jason auch da?“ fragte ich schließlich und Nicholas nickte.
„Ja, aber er hat gesagt, er muss noch zur Uni.“
Willst du ihn nicht begleiten, du kleiner Klugscheißer? Dachte ich aber das sprach ich natürlich nicht aus. Besser nicht, denn Valentina würde mich sofort verpfeifen.
Außerdem war es nicht wirklich nötig, Emily im zarten Alter von 5 Jahren schon solche Dinge beizubringen.
Wir verabschiedeten uns von Dean und Sam und ich sah die Unsicherheit, die von meinem Zwilling und Sam ausging. Sie wussten nicht, wie sie am besten aufeinander zugingen oder miteinander umgingen.
Wie schon so richtig gesagt wurde; Dean fehlte eben das Feingefühl.
Sie waren gerade außer Reichweite, als Valentina schon zu mir sah. „Ich glaube, Dean gefällt mir.“
„Ja, mir auch.“ Sagte ich warnend und sah aus den Augenwinkeln, wie die Mundwinkel meiner Schwester zu zucken begannen.

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