~*Kapitel 13*~
Stars Hollow, Herbst 2004
Missmutig stürmte Lorelei in ihr Büro und lies sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen. Ihre Tochter sah von ihrem Laptop auf und warf ihr einen mitleidigen Blick zu.
âKein Erfolg?â
Lorelei schlüpfte aus ihrem Mantel. âNein, nichts. Er saà da, wie, wie - keine Ahnung wie. Er hat sich mindestens eine Stunde lang nicht gerührt, bis ihm durch mein wildes Fuchteln und meine hysterischen Dad, Dad-Rufe wieder einfiel, dass ich noch da bin. Er sieht mich also mit diesem seltsamen Gesichtsausdruck an und sagt: Du solltest jetzt besser gehen.â
Rory zog eine Schnute und drehte den Bildschirm in Loreleis Richtung. âIch war leider auch nicht sonderlich erfolgreich. Es gibt nichts, einfach gar nichts. Und Grandpa hat wirklich nicht mehr gesagt als âDu solltest jetzt besser gehenâ?â
âNeinâ, grummelte Lorelei. âNicht mal Deanna Troi hätte sagen können was in seinem Kopf vorgehtâ, sie beugte sich vor und überflog den Text auf dem Bildschirm.
âWas ist mit Jerusha?â, hakte Rory nach.
âVergiss es, ich hab sie auf der Rückfahrt angerufen und rate mal was sie gesagt hat.â
âDu solltest jetzt besser auflegen?â, mutmaÃte sie.
âBingo.â Lorelei stöhnte und drehte den Laptop wieder in Rorys Richtung. âDas ist doch wohl ein schlechter Witz. Das ist kein Lebenslauf, das ist eine StraÃe voller tiefer, tiefer Schlaglöcher. Ich meine, wir haben nichts, gar nichts. Wir sind echte Nieten, Watson.â
âIch habe dir doch immer gesagt, dass zuviel Koks das logische Denkvermögen beeinträchtigt, Sherlock, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.â
âLogik? Nichts daran ist logisch. Was haben wir denn bisher? Richard Gilmore verhält sich seltsam, Emily-noch-ist-mein-Nachname-Gilmore verhält sich seltsam und dieser Abraham Palmer
ist seltsam.â
Rory schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. âDas hätte ich ja beinahe vergessen: Abraham
Heywood Palmer.â
âHeywood?â, wie von einer Tarantel gestochen, sprang Lorelei auf. âEr heiÃt Heywood?â
âYuppâ, Rory nickte.
âGott, er wird doch nicht mit Mom verwand sein?â Sie zog ein angewidertes Gesicht.
âMöglich wärâs, schlieÃlich hat Gran ja auch ihren Cousin zweiten Grades geheiratet.â
âJa, aber das war um die Blutlinie der Gilmores rein zuhalten und ich bezweifle, dass Abraham und Emily noch Kinder in die Welt setzen werden. Irghhhhâ¦.mir wird gleich schlecht, ich sollte wirklich nicht an so was denken.â
Rory kicherte. âArme Mom, du wirst dich langsam mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass du einen neuen Daddy hast.â
âAch ja? Wisch dir dieses hinterhältiges Grinsen aus dem Gesicht und überleg dir lieber wie du deinen neuen GroÃvater nennen willst.â
âOhâ, sie zog ihre Augenbrauen zusammen âAus diesem Aspekt habe ich es noch gar nicht betrachtet.â Sie sah ihre Mutter traurig an. âIch will keinen neuen GroÃvater.â
Lorelei strich ihr über die Wange. âIch weiÃ, Schätzchen, deshalb sollten wir uns auch ranhalten.â
Rory seufzte und zog ein zerknülltes Stück Papier aus ihrer Hosentasche. âOkay, Plan B.â
âPlan B?â
âPlan Bâ, wiederholte sie mit Nachdruck.
âWir haben keinen Plan B.â
âJetzt schon.â Rory reichte ihrer Mutter den Zettel und sie faltete ihn auseinander.
âDas ist eine Telefonnummer. Eine verdammt lange Telefonnummer. Eine verdammt lange ausländische Telefonnummer. Ich glaube kaum das uns schweinisches Gerede auf russisch jetzt weiterhelfen wird, Rory.â
âDas ist eine afrikanische Nummer.â
Sie zuckte verständnislos mit den Schultern. âDann eben auf afrikanisch.â
âWenn die Person am anderen Ende Englisch spricht, könnte es vielleicht von sehr groÃem Nutzen seinâ, erwiderte Rory mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und Lorelei dämmerte langsam worauf ihre Tochter hinauswollte.
âPlan B also, hm?â
âPlan B.â
âIch weià nicht ob mir Plan B gefällt.â
âDann geben wir also auf?â
âNein, ja, ich weià nicht. Das ist doch alles total verrückt.â
New Haven, Sommer 1965
Aus der Ferne erklangen leise Musik und Gelächter von der jährlichen Party der Meyers, während Richard und Emily eng umschlungen auf dem Bett des Gästezimmers lagen. Obwohl sie getrennt gekommen waren, hatte Richard nicht widerstehen können und sie zum Tanz aufgefordert. Ihm war bewusst, dass er das niemals hätte tun dürfen, aber er hatte einfach nicht anders gekonnt. Als sie kurze Zeit später im Haus verschwunden war, war er ihr gefolgt und nun lag er hier, während Emily ihren Kopf an seiner Schulter vergrub. âDas ist doch verrücktâ, flüsterte sie.
âVielleicht ist es verrückt, aber ich kann nicht andersâ, antwortete Richard und strich mit seiner Hand zärtlich ihren nackten Rücken entlang.
âDie anderen werden sich langsam fragen, wo wir bleiben.â Emily fuhr durch sein Haar und sie küssten sich lange. SchlieÃlich löste sie sich atemlos von Richard, schlang ihre Arme um ihn und sah ihm tief in die Augen. âWenn wir noch länger verschwunden bleiben, wird Pennilyn noch Verdacht schöpfen.â
âUnd darüber das dein Mann sich fragt wo du bist, machst du dir keine Sorgen?â, fragte er mit einem Zwinkern in den Augen und ihre Wangen wurden plötzlich blass. âEr weià es schonâ, erwiderte sie leise.
Richard fuhr auf. âEr weià es? Aber â Gott, Emily, woher?â Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und legte einen Finger auf seine Lippen. âDas ist doch egal. Lass uns nicht darüber sprechen. Nicht jetzt.â Sie presste ihre Stirn an seine. âLass es uns einfach vergessen.â
Er verstand nicht, wie sie so gelassen bleiben konnte. âWillst du damit sagen, es macht ihm nichts aus?â Anstelle einer Antwort, begann Emily sein Gesicht mit sanften Küssen zu bedecken. âDu weiÃt dass ich immer da sein werde. Egal was passiert, ich werde da seinâ, murmelte sie in sein Ohr.
Etwas in ihren Worten lies einen kalten Schauder durch Richards Körper laufen. Er fragte sich wie es soweit hatte kommen können. Verdammt, er war verlobt und Emily, sie war eine verheiratete Frau, wie hatte er sich jemals mit ihr einlassen können? Aber in dem Moment als er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte es ihm die Sprache verschlagen. Er hätte nie damit gerechnet, dass sie seiner Einladung tatsächlich zustimmen würde. Er wusste nicht einmal mehr wie er den Mut aufgebracht hatte sie zu fragen, geschweige denn wie sie es geschafft hatte ihn so in seinen Bann zu ziehen. Doch, natürlich wusste er es. Emily war nicht nur schön, sondern auch intelligent und witzig. Sie war die erste Frau die einfach alles zu haben schien was er - oder jeder andere Mann - sich nur wünschen konnte. Weshalb war sie seiner Einladung gefolgt, obwohl sie verheiratet war? Weshalb hatte sie nach dem Besuch im Museum zu einem Spaziergang eingewilligt? Weshalb hatte sie nicht protestiert als er sie an sich gezogen und geküsst hatte? Weshalb hatte sie ihn nicht gestoppt als er langsam die Knöpfe ihres Kleides geöffnet hatte? Weshalb hatte sie ihn so verwundert angesehen nachdem sie sich am Ufer des Sees geliebt hatten? Weshalb sah sie ihn auch heute noch hin und wieder mit diesem verwunderten Blick an? Und weshalb hatte sie nie von ihm gefordert, er solle sich von Pennilyn trennen? Egal wie eng ihre Beziehung geworden war, niemals hatte sie es auch nur angedeutet. Sie trafen sich zwischen irgendwelchen Vorlesungen, schliefen miteinander und sie verschwand wieder. Sie schien nie auch nur daran gedacht zu haben, dass er Pennilyn für sie verlassen würde. Sie präsentierte sich ihm praktisch nackt auf einem silbernen Tablett, sie war bereit dazu auf ewig seine Geliebte zu bleiben, obwohl sie mehr verdient hätte. Mehr als das, mehr als mit einem Mann wie Abraham Palmer verheiratet zu sein. Aber vielleicht sah sie es anders, vielleicht war er für sie nur ein kleines Abenteuer. Ein netter kleiner Zeitvertreib, beliebig ersetzbar durch jeden anderen? Nein, niemals. Er wusste zwar das ihre Mutter sich einen ganzen Harem hielt, aber nicht Emily. Das zwischen ihnen war mehr, es war so viel mehr als nur heimlich getauschte Blicke auf dem Campus. Wenn sie ihm doch nur endlich zu bedeuten gäbe, dass es tatsächlich so wäre, dass sie tatsächlich mehr von ihm wollte als das. Er spürte ihre Lippen auf seinen und erwiderte den Kuss, erst zögernd, dann leidenschaftlicher. Ihre körperliche Nähe schmerzte ihn geradezu und sie wusste ganz genau, dass sie diese Wirkung auf ihn hatte, sie wusste ganz genau â plötzlich begann er zu begreifen.
Mit einem Satz sprang Richard auf und begann sich anzuziehen. âDu hast Recht, wir sollten wirklich wieder nach unten gehen.â Er warf Emily ihr Kleid zu. âUnd überhaupt sollten wir damit aufhören.â
Sie lies den blauen Stoff langsam durch ihre Finger gleiten, machte jedoch keinerlei Anstalten es anzuziehen. Sie hatte befürchtet dass dieser Augenblick eines Tages eintreffen würde, aber nicht jetzt, nicht jetztâ¦. âWenn du es so möchtestâ, antwortete sie stattdessen.
Richard beobachtete wie sie sich zusammenrollte und setzte sich auf die Kante des Bettes. âLiebst du mich?â
âWie kannst du mich jetzt so etwas fragen?â, brachte sie nach einigen Sekunden der Erstarrung fassungslos hervor, aber er blieb beharrlich. âLiebst du mich?â
âDas tut doch nichts zur Sache, Richardâ, sie vergrub ihr Gesicht im Kopfkissen, doch er zwang sie mit sanfter Gewalt ihm in die Augen zu sehen. âLiebst du mich?â, fragte er erneut und streichelte sanft ihre Wange entlang.
Emily schluckte. âWas denkst du denn? Glaubst du etwa ich würde das hier tun, wenn es nicht so wäre?â Sie zog die Decke um sich, richtete sich auf und begann seine Fliege zu binden. Richard lies sie schweigend gewähren. âSo, das wärâs.â Sie rang sich ein Lächeln ab und er griff nach ihren Händen.
âDu scheinst wirklich zu glauben, dass diese heimlichen Rendevouzs alles sind was ich von dir will.â
âIst es das denn nicht?â, fragte sie erstaunt.
âGott, Emily, wie kommst du nur auf diese Idee?â
âIch ââ, sie schüttelte den Kopf, ehe sie leise fort fuhr. âWas hätte ich dir denn sonst zu bieten?â
Hartford, Frühsommer 1985
Seit einer Ewigkeit lief Richard in seinem Arbeitszimmer auf und ab, es hatte beinahe den Anschein als wolle er vor der Situation davonlaufen. In der Hoffnung er würde von sich aus etwas sagen, lies Emily ihn gewähren. Ihre Tochter war schwanger, sie würden GroÃeltern werden. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Sie hatte immer geglaubt, dass die richtige Erziehung Lorelei davon abhalten würde Dummheiten zu machen. Dummheiten, Emily seufzte, es ging hier nicht um Dummheiten, sondern darum, dass Lorelei niemals so hätte werden dürfen. Ihre Tochter hätte eine anständige junge Frau mit einem makellosen Ruf werden sollen und jetzt, jetzt war sie schwanger. Wie hatte das nur passieren können? Sie hätte doch merken müssen, dass es in der Beziehung zwischen Christopher und Lorelei um mehr ging als nur Händchen zu halten. Aber sie hatte es nicht getan, sie hatte stets daran geglaubt, dass es genügen würde wenn sie ihr ein gutes Vorbild war. Sie hatte so hart daran gearbeitet, sie hatte alles dafür getan das ihre Tochter in einer behüteten Umwelt aufwuchs, fern von allen schlechten Einflüssen. Dennoch hatte sie versagt, sie hatte als Mutter endgültig versagt. Aber Lorelei, Gott, Lorelei war doch intelligent genug um zu begreifen, welche Folgen ein derartiges Verhalten haben konnten â welche Folgen es nunmehr hatte. Emily sah ihren Mann an, sein Schweigen trieb sie beinahe in den Wahnsinn. Am liebsten wäre sie auf die Knie gefallen und hätte ihn angefleht er solle etwas sagen, egal was, aber dieses verdammte Schweigen â als ob er ihre Gedanken lesen könnte, räusperte er sich.
âDas ist, es ist eine, eine heikle Situation.â
âDessen bin ich mir bewusst, Richard.â
âLorelei hat ââ, er stoppte und sah seine Frau an. âUnsere sechzehnjährige Tochter ist schwanger â unehelich schwanger. Das ist inakzeptabel.â
âInakzeptabel, Richard? Inakzeptabel? Das ist alles was du dazu zu sagen hast? Inakzeptabel? Hier geht es nicht um einen Vertrag, es geht um unsere Tochter. Es geht um Lorelei.â
âDie sich hat schwängern lassen!â, herrschte er seine Frau an. âDas hätte nie passieren dürfen. Du hättest das verhindern müssen!â
Emily rang nach Atem. âIch? Ich hätte es verhindern müssen? Wie denn, Richard? Sag mir wie ich das hätte verhindern können.â
âDu hättest doch sehen müssen, dass genauso ist wie, wie ââ, peinlich berührt brach er den Satz ab.
âNa los, nur zu, sag esâ, erwiderte sie herausfordernd, ihr Mann drehte sich jedoch schweigend zur Seite. âWie meine Mutter, wie ich. Das ist es doch was du sagen wolltest, Richard, das ist es doch.â
âEmily, bitte, wir hatten doch beschlossen dieses Thema nie mehr anzusprechen.â
âDu hast doch damit angefangen! Aber Lorelei ist nicht so, sie ist anders!â
Richard lies seine Faust mit aller Wucht auf den Schreibtisch knallen. âSie ist schwanger!â
âEs ist nicht so, dass sie sich mit jedem x-beliebigen Kerl trifft, sie ist seit Ewigkeiten mit Christopher zusammen, er ist ââ, Richard schnitt ihr das Wort ab.
âEs ist mir egal mit wem oder wie oft sie es tut! Sie hat es überhaupt nicht zu tun! Ein anständiges Mädchen verhält sich nicht wie ein billiges Flittchen, â brüllte er und Emily zuckte zusammen. âBei mir hat es dich doch auch nicht gestörtâ, sagte sie mit trockenem Mund. âWenn ich mich recht erinnere war eher das Gegenteil der Fall.â
Richard schüttelte entsetzt den Kopf. âSo habe ich das doch nicht gemeint. Das mit uns war doch etwas völlig anderes, wir, wir waren ineinander verliebtâ, er nahm ihre Hand. âEs tut mir leid, ich hätte nicht â â
âDu hast es aber, Richard.â Sie wand sich abrupt ab und verlies das Zimmer schnellen Schrittes.
Detroit, Winter 2004
Es lief tatsächlich gut. Emily war überrascht, nein, mehr als das. Sie war erleichtert. Dennoch verstand sie nicht, weshalb Abraham sich plötzlich so nett und zuvorkommend verhielt. Sobald er ihre Unterschrift gehabt hatte, hatte er sich plötzlich wie der vollkommene Gentleman benommen. Erst hatte er damit gedroht sie am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen und dann schenkte er ihr Blumen und Schmuck. Er hatte ihr damit gedroht, ihrer Familie und dem Rest der Welt jedes noch so kleinste Detail über sie zu erzählen. Dinge über sie zu erzählen, von denen nicht einmal Richard wusste. Dinge die sie all die Jahre geflissentlich vor ihm verschwiegen hatte, aus Angst er würde die Achtung vor ihr verlieren â oder noch schlimmer, sie würde ihn verlieren. Eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als es ihm zu sagen. Obwohl ihre Ehe zu Ende war, wollte sie auch jetzt nicht das er es erfuhr, niemals - und jemand anderes erst recht nicht.
Sie warf Abraham einen Blick über den langen, elegant gedeckten Tisch zu und er erwiderte ihn mit einem freundlichen Lächeln. Weshalb tust du das, hätte sie ihn am liebsten gefragt, weshalb behandelst du mich plötzlich wie eine Seidenpuppe, die nicht zu hart angefasst werden darf? Sie fragte nicht, sondern aà schweigend weiter.
âLoreleis Hochzeit wird also im Februar sein?â, bemerkte Abraham, verkrampft darum bemüht ein Gespräch zustande zu bringen.
Emily nickte âJa, am siebzehnten.â
âIch freue mich darauf sie wieder zu sehen. Und natürlich Rory, ein reizendes Mädchen â oder sollte ich besser sagen eine reizende junge Frau? Und so intelligent.â
âJa, sie ist ein auÃergewöhnlicher Mensch.â Und sie vermisste sie. Detroit war so verdammt weit weg von Lorelei und Rory. Selbst wenn sie so oft wie möglich mit den beiden telefonierte, hatte sie das Gefühl sie würde die wichtigsten Ereignisse verpassen. Und das tat sie ja auch. Natürlich würde sie bei der Hochzeit dabei sein, aber sie würde nicht miterleben wie ihre Tochter sich in den Wochen davor darauf vorbereitete. Sie war nur ein Zaungast am Rande von Loreleis Leben, ein Zuschauer dem hin und wieder die Erlaubnis erteilt wurde daran teilzunehmen. Das war zwar nie anders gewesen, aber jetzt passierte es noch seltener. Selbst bevor sie Lorelei das Geld für Chilton geliehen hatten, hatte sie sie wenigstens an den wichtigsten Feiertagen gesehen. Thanksgiving, Weihnachten â dieses Jahr blieb ihr nicht einmal das. âIch denke, ich sollte Rory mal wieder besuchen.â
âAber du telefonierst doch ständig mit ihrâ, warf Abraham ein.
âDas ist nicht dasselbe. Sie könnte mittlerweile am ganzen Körper tätowiert sein und ich wüsste es nicht.â
Er grinste zufrieden. Vielleicht war es nicht viel, aber sie schien langsam zu beginnen über mehr als nur das Wetter mit ihm zu reden. âWenn du es wünscht, könnten wir ja für ein paar Tage an die Ostküste fliegen.â
âWir?â Daran hatte sie ganz bestimmt nicht gedacht, sie würde doch nicht mit ihm zusammen - nein. âIch dachte eigentlich daran alleine zu fliegen.â
âWir sind verheiratet, Emily. Es wird Zeit das ich sie etwas besser kennen lerne â was sollten sie denn sonst von mir denken? Ich werde noch heute einen Flug für uns buchen. Passt dir nächstes Wochenende?â
âIch, ich weià nicht ââ, sie legte ihre Gabel zur Seite. âIch werde das erst mit Rory besprechen müssen.â
âTu das. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darauf freue.â Emily musterte ihn nachdenklich. Was wollte er damit bezwecken? Begriff er denn nicht, dass sie keinerlei Verlangen danach hatte mehr als notwendig mit ihm zu tun zu haben? âIch denke ich werde uns die Präsidentensuite im
Vier Jahreszeiten reservieren lassen, oder noch besser: Ein Zimmer im Hotel deiner Tochter.â
Sie lacht laut auf âDu glaubst doch nicht ernsthaft, ich würde mir ein Hotelzimmer mit dir teilen? Das ist doch absurd.â
âWie ich bereits sagte, wir sind verheiratet. Wie willst du Lorelei erklären, dass du und dein Ehemann getrennte Zimmer bewohnen?â
âWie wäre es mit der Wahrheit?â, erwiderte sie kühl und diesmal war es Abraham der zu lachen begann.
âIch habe deinen Humor schon immer gemocht, Emily. Die Wahrheit â das ist wirklich witzig.â Er trank hastig ein paar Schlucke Wasser und schüttelte erheitert den Kopf. âDie Wahrheitâ¦â¦â
New Haven, Winter 2004
Das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt, wippte Rory ungeduldig mit dem Fuà während sie darauf wartete, dass ihre Mutter endlich abnahm. Als es soweit war hielt sie sich nicht mit Höflichkeiten auf. âProblem, groÃes Problem, riesiges Problem, riesiger als jeder Basketballer, riesiger als King Kong, so groà wie der Mount Everest und die Alpen zusammen, ein einfach unglaublich, unvorstellbar, einzigartig, riesig, riesig, riesiggroÃes Problem! Was sollen wir denn jetzt nur tun?â
âUns ein MaÃband kaufen?
âMom!â, rief Rory genervt aus.
âJa, hier ist deine Mutter. Deine Mutter die wirklich alle Kurse zum Thema belegt und auch immer brav ihre Hausaufgaben gemacht hat. Aber sosehr ich mich auch anstrenge, ich habe einfach kein Talent im Gedankenlesen. Meinst du das könnte etwas damit zu tun haben, dass ich kein Vulkanier bin?â
âAlles klar, schon verstanden.â Rory lies sich auf einen Sessel fallen. âGrandma hat mich vor ungefähr fünf Minuten angerufen. Sie hat gefragt, ob es mir passen würde wenn sie nächstes Wochenende zu Besuch kommt.â
âDu hast doch wohl hoffentlich nein gesagt?â
âUmmmmâ, Rory biss sich auf die Unterlippe.
âDu hast doch nein gesagt?â
âAlsoâ¦â
âSag dass du nein gesagt hast.â
âNein.â
âNein, wie: ich habe nein gesagt - oder nein, wie: ich habe ja gesagt?â
âLetzteresâ, erwiderte sie zerknirscht.
âRory! Rory, Rory, Rory, Roryâ¦..â
âHör auf ständig meinen Namen zu wiederholen. Ich will konstruktive Vorschläge hören!â
âSelber konstruktiv, ich hab uns das schlieÃlich nicht eingebrockt.â
âDu hättest Grandma hören sollen, ich konnte einfach nicht nein sagen. AuÃerdem habe ich sie seit beinahe drei Monaten nicht mehr gesehen. Ich vermisse sie.â Es entstand eine kurze Pause am anderen Ende der Leitung.
âAuch wenn ich gleich bereuen werde es gesagt zu haben und mir deshalb vermutlich die Zunge abschneiden muss: ich weià was du meinst. â
Rory lächelte âJa?â
âEs ist nun mal ganz schön langweilig, wenn sich niemand in dein Leben einmischt.â
âDas kann ich nicht beurteilen, ich hab schlieÃlich dich.â
âWir Gilmore-Frauen haben nun mal alle diesen Kontrollzwang, dass ist es was unseren ganz eigenen Charme ausmacht.â
âUnd wie willst du diese Situation kontrollieren?â
âWir werden dafür sorgen, dass sie keinen Wind von der Sache bekommt. Oh â und ich werde ihr sagen, dass Luke und ich vorhaben uns in Unterwäsche trauen zu lassen, rote Strapse und blaue Shorts.â
âDie Lederpeitsche nicht zu vergessen.â
âSie wird an die Decke gehen und den Tag verfluchen an dem ihre missratene Tochter zur Welt kam.â
âSo gemein das auch ist, ich freu mich schon jetzt darauf.â Zufrieden legte Rory auf und kuschelte sich in ihren Sessel.
To be continued.
ATN: Will schlieÃlich keinen um seinen Schlaf bringen....
Und wenn ihr wollt, dass ich gut schlaf: Her mit dem Feedback
abber: Riska