29.01.2006, 00:47
Erstmal: Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich über euer FB gefreut habe.
@VENTI_LOVE: Danke für dein FB. Ob deine Vermutung stimmt oder nicht, siehst du ja im nächsten Teil. War aber ja eigentlich klar *g*
@Salzstange: Auch dir Danke!
@hippiekiwi: Dankeschön für dein Fb!
@GG_Forever-05: Wow! *von deinem Kompliment ganz platt bin* :o Danke!
@Coco:
@dine: Ich hoffe ich kann dich mit diesem Teil bisschen trösten, weil ich heute bei meiner anderen FF keinen neuen Teil mehr gepostet habe Verspreche aber: Morgen kommt ganz sicher ein neuer Teil.
,,Hey! Ich muss jetzt los," flüsterte Dean Rory, die neben ihm lag und ihm den Rücken zuwandte, am nächsten Morgen ins Ohr. Als sie gar nicht reagierte, strich er ihr über die Schulter, damit sie aufwachte.
,,Kalt," murmelte Rory und schlug seine Hand weg.
,,Was?"
,,Du bist kalt... geh weg!"
,,Ich wollte sowieso jetzt gehen... darum habe ich dich geweckt."
,,Du hast mich geweckt, um mir das zu sagen? Du gehst fast jeden Morgen um die selbe Zeit zur Arbeit... irgendwann habe ich das kapiert," meinte Rory mit verschlafener Stimme und zog sich die Decke über den Kopf.
Dean lächelte nur. Er kannte die schlechte Laune von Rory am frühen Morgen nur zu gut. Und er wusste auch, welchen Aufstand sie machen würde, wenn er sie morgens nicht mehr wecken würde, um ihr zu sagen, dass er nun zur Arbeit ging.
,,Wolltest du nicht gehen?" kam es von Rory unter der Bettdecke.
,,Ich überlege gerade nur noch, was du mehr liebst. Dein Bett oder mich."
,,Hm..." Lächelnd schlüpfte Rory wieder unter der Decke hervor. ,,Morgens ziehe ich mein Bett vor, aber ich denke ansonsten hast du gute Chancen."
,,Ach wirklich?" fragte Dean mit hochgezogener Augenbraue.
,,Wenn deine Hände nicht so kalt wäre, hättest du auch gute Chancen meine Nummer Eins am Morgen zu sein, aber so? Vielleicht solltest du Handschuhe tragen."
,,Ok, ich muss gehen!" meinte Dean, gab ihr einen Kuss auf die Wange und wollte aufstehen, als Rory seine Hand festhielt.
,,Meine Mum könnte dir auch Handwärmer nähen. Ich weià zwar nicht, wie die genau aussehen, aber ich werde darüber nachdenken."
,,Ich freue mich wirklich schon darauf das Ergebnis zu hören, aber ich muss jetzt los."
,,Du kannst nicht jedem ersten Gespräch mit mir aus dem Weg gehen, indem du vorgibst arbeiten zu müssen," gab Rory in gespielter Empörung zurück.
,,Heute Mittag setzen wir die Diskussion fort, ok?"
,,Versprochen?" fragte Rory grinsend und lockerte ihren Griff um Dean's Handgelenk.
,,Versprochen!"
Als er ein paar Minuten später am Tisch saà und frühstückte, öffnete sich plötzlich die Tür und Jona tapste im Schlafanzug und mit einem Stofftier in der Hand in die Küche.
,,Morgen, Daddy!"
,,Was machst du schon hier?" fragte Dean überrascht.
,,Ich kann nicht mehr schlafen," gab Jona zurück und setzte sich auf einen Stuhl. ,,Wann kommst du heute heim? Können wir heute FuÃball spielen?"
,,Wir fahren heute Mittag nach Stars Hollow," erklärte Dean.
,,Wir fahren heute zu Grandma?" fragte Jona mit einem glücklichen Lächeln und als Dean nickte, fügte er mit aufmunternder Miene, als wollte er Dean trösten, hinzu: ,,Wie können ja auch in Stars Hollow FuÃball spielen, wenn du willst."
,,Können wir tun. Aber jetzt gehe wieder ins Bett. Es ist halb sechs."
,,Ich kann nicht wieder schlafen, ich habe heute geträumt, dass eine Schlange unter meinem Bett ist."
,,Dann gehe zu deiner Mum und schlafe bei ihr weiter. In Ordnung?"
Ein Lächeln breitete sich auf Jona's Gesicht aus, als er von seinem Stuhl kletterte. ,,Bis nachher, Daddy!" Mit diesen Worten steuerte Jona auf die Tür zu und wollte die Küche schon verlassen, als er Dean's Stimme hörte.
,,Jona?"
,,Ja?" Er drehte sich noch einmal zu seinem Vater um.
,,Hast du kalte Hände? Wenn ja, halte dich von deiner Mum fern."
Unsicher blickte der kleine Junge auf seine Hände. ,,Wieso?"
,,Weil sie gefährlich wird, wenn es um kalte Hände geht."
,,Sie hat dich gehauen?" fragte Jona mit weit aufgerissenen Augen.
,,Lauter blaue Flecken," gab Dean nickend zurück.
,,Wirklich?" Fast schon ängstlich schaute er nun seinen Vater an.
,,Nein." Lächelnd winkte Dean ab. Jona war wohl noch zu klein, um so einen Scherz zu verstehen. ,,Deine Mutter würde nie jemanden etwas tun..."
,,Ich weiÃ! Bye, Dad!" Lachend verlieà er die Küche.
,,Jetzt können wir die Diskussion von heute Morgen fortsetzen," rief Dean, als er mittags nach Hause kam. ,,Rory?" Er trat ins Wohnzimmer und sah, wie Rory mit dem Rücken zur Tür stand und aus dem Fenster schaute.
,,Hi!" Rory zeigte keine Reaktion, deshalb fragte er nochmal: ,,Rory?" Er ging auf sie zu und als er sie sanft an den Schultern nahm und sie zu sich umdrehte, erschrak er. Ihre Augen waren so gerötet, als hätte sie die letzten Stunden durchgeweint. Ihre Finger hielten das Telefon so fest umklammert, als wäre das ihr einziger Halt. ,,Was ist los? Rory?" Er schüttelte sie leicht an den Schultern. ,,Was ist passiert? Ist was mit deiner Mum? Mit Abby? Wo ist Jona?"
Als Rory den besorgten, fast schon hysterischen Tonfall in seiner Stimme erkannte, schüttelte sie sofort den Kopf. ,,Es ist nichts mit Mum oder Abby und Jona spielt in seinem Zimmer. Es ist..."
,,Wem ist etwas passiert? Rory, rede mit mir!"
,,Niemandem ist etwas passiert," zwang Rory sich nun zu sagen. Sie wollte ihm nicht unnötig Angst machen. Aber war es unnötig? SchlieÃlich war das keine Kleinigkeit und... ,,Er..." Sie räusperte sich und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dean sollte nicht merken, wie sehr sie dieser Anruf getroffen hat. Er sollte nicht wissen, wie ihr beinahe vor Schreck das Telefon aus der Hand gefallen wäre, als er nach einen Moment des Schweigens und ihrem dreimaligem "Hallo?" schlieÃlich gesprochen hatte. Sie holte noch einmal tief Luft und sagte mit fester Stimme. ,,Er hat angerufen."
,,Wer hat angerufen?" fragte Dean verständnislos. Wer hatte angerufen, dass Rory nun so derart aufgelöst war? Doch als Rory ihn noch einmal durchdringend ansah, wusste er es. ,,ER hat angerufen?"
Rory nickte nur, weil sie bemerkte, wie ihre Augen wieder anfingen zu brennen. Sie lieà ihren Kopf an seine Brust fallen und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. ,,Verstehst du das? Ãber Sechzehn Jahre meldet er sich kein einziges Mal... sechzehn Jahre... und jetzt plötzlich..." Ihre weiteren Worte gingen in lautem Schluchzen unter.
Dean wollte fragen, was er gesagt hatte, was er gewollt hatte... doch er merkte, dass Rory in diesem Moment nicht fähig war etwas zu erzählen. Deswegen legte er seine Arme um sie und hielt sie ganz fest. Er wusste, dass nun der Tag gekommen war, vor dem er sich seit dem Tag im Krankenhaus gefürchtet hatte.
Flashback
Er atmete noch einmal tief durch, bevor er schlieÃlich an die Tür klopfte und nach einem "Herein!" das Krankenzimmer betrat.
,,Dean?" fragte Rory überrascht, als sie den Besuch erblickte.
,,Ja, ich bin's. Ich habe deine Mum vorhin getroffen und sie..." Erst jetzt blickte er sie zum ersten Mal richtig an und sah, wie sie das Baby im Arm hielt und gerade stillte. Verlegen wandte er seinen Blick auf den Strauà Sonnenblumen in seinen Händen. ,,Soll ich später wieder kommen?"
,,Nein, das ist..." wollte Rory widersprechen, doch schlieÃlich gab sie mit verlegener Stimme zurück: ,,Wenn du ganz kurz nach drauÃen gehst... wir sind hier gleich fertig." Sie lächelte, als er unsicher nickend den Raum verlieÃ. Wieso machte sie nur aus so einer kleinen Sache ein so groÃes Problem? So viele Frauen hatten keine Hemmungen ihre Kinder in der Ãffentlichkeit zu stillen und sie wurde so verlegen, wenn Dean in einem Krankenhaus im selben Zimmer stand.
Fünf Minuten später klopfte es wieder an der Tür und Rory hörte Dean leise fragen: ,,Kann ich wieder reinkommen?"
,,Ja, natürlich!"
Dean betrat das Zimmer, in einer Hand die Sonnenblumen, die andere tief in der Jackentasche vergraben. Er riskierte einen kurzen Blick auf Rory und als er sah, wie sie ihn einfach nur anlächelte, zog er einen Stuhl ans Bett und setzte sich. ,,So!"
,,So!" wiederholte Rory. ,,Meine Mum hat dir also davon erzählt?"
,,Ja! Ich habe sie vorher im Luke's getroffen und da hat sie es mir erzählt." Er musterte Rory einen Moment unsicher. ,,Ich hätte vorher anrufen sollen, nicht wahr?"
,,Oh nein... nein. Das ist doch vollkommen in Ordnung. Ich freue mich!" Sie setzte ein Lächeln auf und machte dann eine zeigende Kopfbewegung auf ihre Tochter. ,,Darf ich vorstellen? Abigail Gilmore! Willst du sie halten?"
,,Ich weià nicht... wenn ich darf?" Er stand auf, legte die Sonnenblumen ans Bettende und nahm dann das Baby aus Rory's Armen. ,,Sie sieht dir ähnlich!"
,,Findest du?"
,,Ja, irgendwie schon..."
Rory beobachtete ihn, wie er mit dem Baby auf dem Stuhl saà und es etwas eingeschüchtert musterte. Er wiegte Abby vorsichtig hin und her und es schien, als fühlte er sich nicht ganz wohl.
,,Und? Was gibt es Neues in Stars Hollow? Wie geht es Lindsay?"
Dean räusperte sich, schwieg einen Moment und sagte dann leise: ,,Lindsay und ich sind nicht mehr zusammen." Wieso erschien es ihm so richtig, das Rory genau in dem Augenblick zu sagen? Wieso starrte sie ihn so überrascht an? Wieso schien sich ein schadenfrohes Grinsen auf ihrem Gesicht bemerkbar zu machen, obwohl sie versuchte es zu unterdrücken?
,,Wirklich? Wieso?"
,,Es hat nicht geklappt. Wir wollten es beide so..." antwortete er vage und schaute wieder hinunter zu Abby, die mit ihrer winzigen Hand fest seinen Zeigefinger umgriff.
,,Aber... ich habe Euch doch letztes Mal gesehen und Ihr wart so glücklich."
,,Lassen wir das! Jetzt geht es nicht um mich oder Lindsay. Sondern um dich und diese kleine Dame hier. Wie fühlt man sich so als frischgebackene Mummy?"
Rory's Grinsen, das sich eben noch wegen der Trennung von Lindsay und Dean auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte, verschwand plötzlich. ,,Seltsam."
,,Seltsam? Ist es kein schönes Gefühl?"
,,Das war falsch ausgedrückt. Ich finde es nur seltsam Mutter zu sein, weiÃt du? Ich fühle mich noch nicht so erwachsen, um Mutter zu sein. Aber, was soll's? Ich bin es nun mal und eigentlich fühlt es sich auch toll an. Aber ich weià nicht, ob ich das Alles hinkriege. Ich bin gerade mal 19! Ich sollte auf der Uni und nicht im Krankenhaus sein. Was ist, wenn ich das alles hier nicht hinkriege?" Sie deutete auf sich, dann auf ihre Tochter und spürte wie sich Tränen aus ihren Augen bahnten.
,,Hey! Du hast deine Mum und ich bin mir sicher, dass sie dich unterstützen wird, wo sie nur kann," sagte Dean und legte eine Hand beruhigend auf ihre Schultern.
,,Ja, meine Mum wird für mich da sein. Darauf kann ich mich verlassen. Und Luke und..." Sie brach ab und wischte sich mit der Hand über die Augen. Sie könnte jetzt ganz Stars Hollow aufzählen, aber das war unnötig.
,,Ich bin auch da, wenn ich etwas für dich tun kann, Rory!"
,,Wirklich?"
,,Wirklich. Ich werde immer für dich da sein."
,,Danke!"
,,Glaubst du... Glaubst du, er wird irgendwann zurückkommen?" fragte Dean schlieÃlich leise und suchte auf ihrem Gesicht nach irgendeiner Antwort.
Doch sie schüttelte nur mit ausdruckslosen Augen den Kopf. ,,Er hat seinen Standpunkt klar gemacht, oder?" Sie schniefte noch einmal und blickte dann wieder zu Dean und ihrer Tochter hinüber. ,,Dean?"
,,Ja?"
,,Hast du das ernst gemeint, was du vorher gesagt hast? Dass du immer für mich da sein wirst?"
,,Natürlich. Das ist doch selbstverständlich-" wollte Dean schon abwinken, als er ihre Augen sah, die auf ihm ruhten. Es lag ein hoffnungsvoller Blick in ihnen und als sie sich schlieÃlich an einem Lächeln versuchte, hatte er verstanden. Als er lächelnd auf das kleine Kind in seinen Armen blickte, wusste er, dass dieses Kind mehr für ihn sein würde, als einfach nur die Tochter von Rory Gilmore, seiner Exfreundin.
Flashback
Nach etwa zehn Minuten löste sich Rory vorsichtig aus der Umarmung und rieb sich mit beiden Händen über ihr Gesicht. Dann blickte sie zu Dean auf und versuchte irgendeine Emotion in seinem Gesicht zu lesen. War er wütend? Geschockt? Besorgt? Besorgt traf es wohl am ehesten, dachte sie, als sie in seine Augen blickte, die fast immer eine sehr beruhigende Wirkung auf sie hatten.
,,Was wollte er?" fragte Dean nun leise. Er bemühte sich das Zittern in seine Stimme zu unterdrücken.
Rory schüttelte nur den Kopf. Sie wollte jetzt nicht über den Anruf reden, den sie vor etwa zwei Stunden erhalten hatte und der die Mauern ihres scheinbar so perfekten Lebens zum Wanken gebracht hatte. Vater, Mutter, Kind. Eine Familie war auf dem ersten Blick doch so einfach aufgebaut. Wieso konnte das nicht auch bei ihr so sein? Es war damals als Kind für sie schon nicht so wie für andere Kinder. Sie hatte nie wirklich einen Vater gehabt, Christopher war nie wirklich für sie da gewesen. Wieso konnte es nicht wenigstens jetzt unkompliziert sein? Dean, sie, Abby und Jona - Vater, Mutter, Tochter, Sohn - eine traditionelle Familie. Sie hatten die ganzen letzten Jahre als eine ganz normale Familie zusammen gelebt... wieso musste er jetzt wieder in ihr Leben treten und alles, woran sie die letzten Jahre geglaubt hatte ins Wanken bringen? Sie hatte sich selbst etwas mit der absolut perfekten Familie vorgemacht, wollte alles Negative einfach aus ihrem Kopf löschen. Und jetzt holte sie die Vergangenheit gnadenlos ein. Wie sollte sie Abby das jemals erklären? Wieso hatte sie sich von Anfang an in Lügen verstrickt? Solange, bis sie ihre eigenen Lügen glaubte...
,,Was wollte er?" wiederholte Dean und betonte jedes Wort. Ihm war nicht entgangen, wie Rory plötzlich völlig in Gedanken versunken war.
,,Dean... ich..." Entschuldigend blickte sie ihn an und setzte sich dann auf das Sofa.
,,Komm schon, Rory!" Er setzte sich neben sie und nahm ihre rechte Hand in seine. ,,Was..."
Sie befreite ihre Hand aus seinem Griff. ,,Ich möchte jetzt nicht darüber reden."
,,Was? Wieso nicht?" fragte Dean verständnislos.
,,Ich will einfach nicht," sagte Rory nun in einem fast schon trotzigem Tonfall. Sie konnte Dean jetzt nichts von dem Anruf erzählen. Nicht bevor sie sich wieder völlig unter Kontrolle hatte. Nicht bevor sie den eiskalten Schauer vergessen hatte, der ihr bei Jess' Stimme über den Rücken gelaufen war.
Flashback
,,Ich komme ja schon," rief Rory aus der Küche, wo sie gerade einen Apfel für Jona geschnitten hatte.
,,Mummy, das Telefon kann dich nicht verstehen... und der Mensch, der dran ist auch nicht."
Rory lächelte über Jona, lief dann ins Wohnzimmer und griff nach dem Telefon, das auf dem Sofa lag.
,,Hallo?" Schweigen am anderen Ende der Leitung. ,,Hallo? ... Hallo? Ist da jemand?" fragte Rory noch einmal ungeduldig. Wahrscheinlich war es der gleiche Spinner, der heute schon fünf Mal angerufen und dann kein Wort gesagt hatte. ,,Gut, ich lege auf."
,,H...Hallo?" hörte Rory plötzlich eine leise Stimme.
,,Wer ist da?"
,,Erkennst du mich nicht wieder"
Als Rory das kurze Auflachen hörte, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das konnte doch nicht sein... nein, sie irrte sich bestimmt. ,,Jess? Bist das du?"
,,Sie haben hundert Punkte."
,,Wieso... Wieso rufst du an?"
,,Wie geht es dir, Rory?"
Sie versuchte das Zittern ihrer Finger zu unterdrücken, das Telefon wäre ihr beinahe aus der Hand gerutscht. Er rief an, um zu fragen, wie es ihr ging? Sie musste sich beherrschen, nicht sofort das Telefon gegen die Wand zu werfen oder ihn anzubrüllen. ,,Du fragst, wie es mir geht?" brachte sie schlieÃlich jedoch nur ungläubig hervor.
,,Ist das nicht die Frage, die man als höflicher Mensch stellt?"
,,Vermutlich," gab Rory beherrscht zurück. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie dieser Anruf aus der Fassung brachte. ,,Mir geht es sehr gut."
,,Und wie geht es...?"
Er brach ab. Rory hatte Mühe ein ironisches Auflachen zu unterdrücken. Da rief er nach sechzehn Jahren wirklich an und dachte ein ganz normales Gespräch über sie und seine Tochter, deren Namen er nicht einmal kannte, führen zu können? ,,Abigail geht es auch gut," antwortete sie schlieÃlich kurz angebunden.
,,Abigail? Wie bist du denn darauf gekommen?"
Rory glaubte einen leicht missbilligenden Ton in seiner Stimme zu erkennen. ,,Zu viel Schmerzmittel," gab sie deshalb knapp zurück. ,,Eine Geburt ist keine Kleinigkeit, weiÃt du?!"
,,Das kann ich mir vorstellen."
,,Ach wirklich? Kannst du dir vorstellen, wie es ist, zu glauben vor Schmerzen zu sterben? Kannst du dir vorstellen plötzlich für einen weiteren Menschen verantwortlich zu sein, obwohl du keine Ahnung hast, was als nächstes in deinem Leben passieren wird, wie alles weiter gehen soll? Nein, das kannst du nicht." Ihre Stimme klang nun richtig verachtend. Sie wollte ihn spüren lassen, wie schwer es für sie war und dass sie es trotzdem geschafft hatte - auch ohne ihn. ,,Aber soll ich dir noch etwas sagen? Du weiÃt auch nicht wie toll das Gefühl ist, wenn dir dein Kind das erste Mal in den Arm gelegt wird. Und du wirst nie wissen, wie es ist, wenn dein Kind dich das erste Mal anlächelt. Oder wie man sich fühlt, wenn das eigene Kind dann langsam erwachsen wird. Nein, du hast das alles nicht miterlebt." Tränen waren ihr während der letzten Sätze in die Augen gestiegen. ,,Zum Glück gibt es Menschen, die das mit mir zusammen erlebt haben. Menschen, die immer für mich da waren und es immer noch sind." Sie schniefte und fügte dann hinzu: ,,Also, misch dich nicht wieder in mein Leben ein, Jess Mariano! Bleib mir und meiner Tochter einfach fern." Sie wollte schon auflegen, als sie seine zögernde Stimme hörte.
,,Rory, ich... Ich weià das kommt viel zu spät und es wird dir kaum etwas bedeuten, aber... Es tut mir leid,... alles, was geschehen ist."
Rory's Beine drohten unter ihr nachzugeben. Da war sie! Die Entschuldigung, auf die sie Jahre gewartet hatte. Die Entschuldigung, die er mit so ehrlicher Stimme aussprach, dass Rory nicht anders konnte, als sich mit Tränen in den Augen und einem dicken Kloà im Hals auf dem Sofa nieder zu lassen.
Flashback Ende
@VENTI_LOVE: Danke für dein FB. Ob deine Vermutung stimmt oder nicht, siehst du ja im nächsten Teil. War aber ja eigentlich klar *g*
@Salzstange: Auch dir Danke!
@hippiekiwi: Dankeschön für dein Fb!
@GG_Forever-05: Wow! *von deinem Kompliment ganz platt bin* :o Danke!
@Coco:
Zitat:Ich hab dir ja immer wieder gesagt du sollst sie endlich reinstellen,Wie du siehst hast du mich ja jetzt überzeugt :biggrin: Danke für dein superliebes FB. HDGDL :knuddel:
@dine: Ich hoffe ich kann dich mit diesem Teil bisschen trösten, weil ich heute bei meiner anderen FF keinen neuen Teil mehr gepostet habe Verspreche aber: Morgen kommt ganz sicher ein neuer Teil.
,,Hey! Ich muss jetzt los," flüsterte Dean Rory, die neben ihm lag und ihm den Rücken zuwandte, am nächsten Morgen ins Ohr. Als sie gar nicht reagierte, strich er ihr über die Schulter, damit sie aufwachte.
,,Kalt," murmelte Rory und schlug seine Hand weg.
,,Was?"
,,Du bist kalt... geh weg!"
,,Ich wollte sowieso jetzt gehen... darum habe ich dich geweckt."
,,Du hast mich geweckt, um mir das zu sagen? Du gehst fast jeden Morgen um die selbe Zeit zur Arbeit... irgendwann habe ich das kapiert," meinte Rory mit verschlafener Stimme und zog sich die Decke über den Kopf.
Dean lächelte nur. Er kannte die schlechte Laune von Rory am frühen Morgen nur zu gut. Und er wusste auch, welchen Aufstand sie machen würde, wenn er sie morgens nicht mehr wecken würde, um ihr zu sagen, dass er nun zur Arbeit ging.
,,Wolltest du nicht gehen?" kam es von Rory unter der Bettdecke.
,,Ich überlege gerade nur noch, was du mehr liebst. Dein Bett oder mich."
,,Hm..." Lächelnd schlüpfte Rory wieder unter der Decke hervor. ,,Morgens ziehe ich mein Bett vor, aber ich denke ansonsten hast du gute Chancen."
,,Ach wirklich?" fragte Dean mit hochgezogener Augenbraue.
,,Wenn deine Hände nicht so kalt wäre, hättest du auch gute Chancen meine Nummer Eins am Morgen zu sein, aber so? Vielleicht solltest du Handschuhe tragen."
,,Ok, ich muss gehen!" meinte Dean, gab ihr einen Kuss auf die Wange und wollte aufstehen, als Rory seine Hand festhielt.
,,Meine Mum könnte dir auch Handwärmer nähen. Ich weià zwar nicht, wie die genau aussehen, aber ich werde darüber nachdenken."
,,Ich freue mich wirklich schon darauf das Ergebnis zu hören, aber ich muss jetzt los."
,,Du kannst nicht jedem ersten Gespräch mit mir aus dem Weg gehen, indem du vorgibst arbeiten zu müssen," gab Rory in gespielter Empörung zurück.
,,Heute Mittag setzen wir die Diskussion fort, ok?"
,,Versprochen?" fragte Rory grinsend und lockerte ihren Griff um Dean's Handgelenk.
,,Versprochen!"
Als er ein paar Minuten später am Tisch saà und frühstückte, öffnete sich plötzlich die Tür und Jona tapste im Schlafanzug und mit einem Stofftier in der Hand in die Küche.
,,Morgen, Daddy!"
,,Was machst du schon hier?" fragte Dean überrascht.
,,Ich kann nicht mehr schlafen," gab Jona zurück und setzte sich auf einen Stuhl. ,,Wann kommst du heute heim? Können wir heute FuÃball spielen?"
,,Wir fahren heute Mittag nach Stars Hollow," erklärte Dean.
,,Wir fahren heute zu Grandma?" fragte Jona mit einem glücklichen Lächeln und als Dean nickte, fügte er mit aufmunternder Miene, als wollte er Dean trösten, hinzu: ,,Wie können ja auch in Stars Hollow FuÃball spielen, wenn du willst."
,,Können wir tun. Aber jetzt gehe wieder ins Bett. Es ist halb sechs."
,,Ich kann nicht wieder schlafen, ich habe heute geträumt, dass eine Schlange unter meinem Bett ist."
,,Dann gehe zu deiner Mum und schlafe bei ihr weiter. In Ordnung?"
Ein Lächeln breitete sich auf Jona's Gesicht aus, als er von seinem Stuhl kletterte. ,,Bis nachher, Daddy!" Mit diesen Worten steuerte Jona auf die Tür zu und wollte die Küche schon verlassen, als er Dean's Stimme hörte.
,,Jona?"
,,Ja?" Er drehte sich noch einmal zu seinem Vater um.
,,Hast du kalte Hände? Wenn ja, halte dich von deiner Mum fern."
Unsicher blickte der kleine Junge auf seine Hände. ,,Wieso?"
,,Weil sie gefährlich wird, wenn es um kalte Hände geht."
,,Sie hat dich gehauen?" fragte Jona mit weit aufgerissenen Augen.
,,Lauter blaue Flecken," gab Dean nickend zurück.
,,Wirklich?" Fast schon ängstlich schaute er nun seinen Vater an.
,,Nein." Lächelnd winkte Dean ab. Jona war wohl noch zu klein, um so einen Scherz zu verstehen. ,,Deine Mutter würde nie jemanden etwas tun..."
,,Ich weiÃ! Bye, Dad!" Lachend verlieà er die Küche.
,,Jetzt können wir die Diskussion von heute Morgen fortsetzen," rief Dean, als er mittags nach Hause kam. ,,Rory?" Er trat ins Wohnzimmer und sah, wie Rory mit dem Rücken zur Tür stand und aus dem Fenster schaute.
,,Hi!" Rory zeigte keine Reaktion, deshalb fragte er nochmal: ,,Rory?" Er ging auf sie zu und als er sie sanft an den Schultern nahm und sie zu sich umdrehte, erschrak er. Ihre Augen waren so gerötet, als hätte sie die letzten Stunden durchgeweint. Ihre Finger hielten das Telefon so fest umklammert, als wäre das ihr einziger Halt. ,,Was ist los? Rory?" Er schüttelte sie leicht an den Schultern. ,,Was ist passiert? Ist was mit deiner Mum? Mit Abby? Wo ist Jona?"
Als Rory den besorgten, fast schon hysterischen Tonfall in seiner Stimme erkannte, schüttelte sie sofort den Kopf. ,,Es ist nichts mit Mum oder Abby und Jona spielt in seinem Zimmer. Es ist..."
,,Wem ist etwas passiert? Rory, rede mit mir!"
,,Niemandem ist etwas passiert," zwang Rory sich nun zu sagen. Sie wollte ihm nicht unnötig Angst machen. Aber war es unnötig? SchlieÃlich war das keine Kleinigkeit und... ,,Er..." Sie räusperte sich und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dean sollte nicht merken, wie sehr sie dieser Anruf getroffen hat. Er sollte nicht wissen, wie ihr beinahe vor Schreck das Telefon aus der Hand gefallen wäre, als er nach einen Moment des Schweigens und ihrem dreimaligem "Hallo?" schlieÃlich gesprochen hatte. Sie holte noch einmal tief Luft und sagte mit fester Stimme. ,,Er hat angerufen."
,,Wer hat angerufen?" fragte Dean verständnislos. Wer hatte angerufen, dass Rory nun so derart aufgelöst war? Doch als Rory ihn noch einmal durchdringend ansah, wusste er es. ,,ER hat angerufen?"
Rory nickte nur, weil sie bemerkte, wie ihre Augen wieder anfingen zu brennen. Sie lieà ihren Kopf an seine Brust fallen und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. ,,Verstehst du das? Ãber Sechzehn Jahre meldet er sich kein einziges Mal... sechzehn Jahre... und jetzt plötzlich..." Ihre weiteren Worte gingen in lautem Schluchzen unter.
Dean wollte fragen, was er gesagt hatte, was er gewollt hatte... doch er merkte, dass Rory in diesem Moment nicht fähig war etwas zu erzählen. Deswegen legte er seine Arme um sie und hielt sie ganz fest. Er wusste, dass nun der Tag gekommen war, vor dem er sich seit dem Tag im Krankenhaus gefürchtet hatte.
Flashback
Er atmete noch einmal tief durch, bevor er schlieÃlich an die Tür klopfte und nach einem "Herein!" das Krankenzimmer betrat.
,,Dean?" fragte Rory überrascht, als sie den Besuch erblickte.
,,Ja, ich bin's. Ich habe deine Mum vorhin getroffen und sie..." Erst jetzt blickte er sie zum ersten Mal richtig an und sah, wie sie das Baby im Arm hielt und gerade stillte. Verlegen wandte er seinen Blick auf den Strauà Sonnenblumen in seinen Händen. ,,Soll ich später wieder kommen?"
,,Nein, das ist..." wollte Rory widersprechen, doch schlieÃlich gab sie mit verlegener Stimme zurück: ,,Wenn du ganz kurz nach drauÃen gehst... wir sind hier gleich fertig." Sie lächelte, als er unsicher nickend den Raum verlieÃ. Wieso machte sie nur aus so einer kleinen Sache ein so groÃes Problem? So viele Frauen hatten keine Hemmungen ihre Kinder in der Ãffentlichkeit zu stillen und sie wurde so verlegen, wenn Dean in einem Krankenhaus im selben Zimmer stand.
Fünf Minuten später klopfte es wieder an der Tür und Rory hörte Dean leise fragen: ,,Kann ich wieder reinkommen?"
,,Ja, natürlich!"
Dean betrat das Zimmer, in einer Hand die Sonnenblumen, die andere tief in der Jackentasche vergraben. Er riskierte einen kurzen Blick auf Rory und als er sah, wie sie ihn einfach nur anlächelte, zog er einen Stuhl ans Bett und setzte sich. ,,So!"
,,So!" wiederholte Rory. ,,Meine Mum hat dir also davon erzählt?"
,,Ja! Ich habe sie vorher im Luke's getroffen und da hat sie es mir erzählt." Er musterte Rory einen Moment unsicher. ,,Ich hätte vorher anrufen sollen, nicht wahr?"
,,Oh nein... nein. Das ist doch vollkommen in Ordnung. Ich freue mich!" Sie setzte ein Lächeln auf und machte dann eine zeigende Kopfbewegung auf ihre Tochter. ,,Darf ich vorstellen? Abigail Gilmore! Willst du sie halten?"
,,Ich weià nicht... wenn ich darf?" Er stand auf, legte die Sonnenblumen ans Bettende und nahm dann das Baby aus Rory's Armen. ,,Sie sieht dir ähnlich!"
,,Findest du?"
,,Ja, irgendwie schon..."
Rory beobachtete ihn, wie er mit dem Baby auf dem Stuhl saà und es etwas eingeschüchtert musterte. Er wiegte Abby vorsichtig hin und her und es schien, als fühlte er sich nicht ganz wohl.
,,Und? Was gibt es Neues in Stars Hollow? Wie geht es Lindsay?"
Dean räusperte sich, schwieg einen Moment und sagte dann leise: ,,Lindsay und ich sind nicht mehr zusammen." Wieso erschien es ihm so richtig, das Rory genau in dem Augenblick zu sagen? Wieso starrte sie ihn so überrascht an? Wieso schien sich ein schadenfrohes Grinsen auf ihrem Gesicht bemerkbar zu machen, obwohl sie versuchte es zu unterdrücken?
,,Wirklich? Wieso?"
,,Es hat nicht geklappt. Wir wollten es beide so..." antwortete er vage und schaute wieder hinunter zu Abby, die mit ihrer winzigen Hand fest seinen Zeigefinger umgriff.
,,Aber... ich habe Euch doch letztes Mal gesehen und Ihr wart so glücklich."
,,Lassen wir das! Jetzt geht es nicht um mich oder Lindsay. Sondern um dich und diese kleine Dame hier. Wie fühlt man sich so als frischgebackene Mummy?"
Rory's Grinsen, das sich eben noch wegen der Trennung von Lindsay und Dean auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte, verschwand plötzlich. ,,Seltsam."
,,Seltsam? Ist es kein schönes Gefühl?"
,,Das war falsch ausgedrückt. Ich finde es nur seltsam Mutter zu sein, weiÃt du? Ich fühle mich noch nicht so erwachsen, um Mutter zu sein. Aber, was soll's? Ich bin es nun mal und eigentlich fühlt es sich auch toll an. Aber ich weià nicht, ob ich das Alles hinkriege. Ich bin gerade mal 19! Ich sollte auf der Uni und nicht im Krankenhaus sein. Was ist, wenn ich das alles hier nicht hinkriege?" Sie deutete auf sich, dann auf ihre Tochter und spürte wie sich Tränen aus ihren Augen bahnten.
,,Hey! Du hast deine Mum und ich bin mir sicher, dass sie dich unterstützen wird, wo sie nur kann," sagte Dean und legte eine Hand beruhigend auf ihre Schultern.
,,Ja, meine Mum wird für mich da sein. Darauf kann ich mich verlassen. Und Luke und..." Sie brach ab und wischte sich mit der Hand über die Augen. Sie könnte jetzt ganz Stars Hollow aufzählen, aber das war unnötig.
,,Ich bin auch da, wenn ich etwas für dich tun kann, Rory!"
,,Wirklich?"
,,Wirklich. Ich werde immer für dich da sein."
,,Danke!"
,,Glaubst du... Glaubst du, er wird irgendwann zurückkommen?" fragte Dean schlieÃlich leise und suchte auf ihrem Gesicht nach irgendeiner Antwort.
Doch sie schüttelte nur mit ausdruckslosen Augen den Kopf. ,,Er hat seinen Standpunkt klar gemacht, oder?" Sie schniefte noch einmal und blickte dann wieder zu Dean und ihrer Tochter hinüber. ,,Dean?"
,,Ja?"
,,Hast du das ernst gemeint, was du vorher gesagt hast? Dass du immer für mich da sein wirst?"
,,Natürlich. Das ist doch selbstverständlich-" wollte Dean schon abwinken, als er ihre Augen sah, die auf ihm ruhten. Es lag ein hoffnungsvoller Blick in ihnen und als sie sich schlieÃlich an einem Lächeln versuchte, hatte er verstanden. Als er lächelnd auf das kleine Kind in seinen Armen blickte, wusste er, dass dieses Kind mehr für ihn sein würde, als einfach nur die Tochter von Rory Gilmore, seiner Exfreundin.
Flashback
Nach etwa zehn Minuten löste sich Rory vorsichtig aus der Umarmung und rieb sich mit beiden Händen über ihr Gesicht. Dann blickte sie zu Dean auf und versuchte irgendeine Emotion in seinem Gesicht zu lesen. War er wütend? Geschockt? Besorgt? Besorgt traf es wohl am ehesten, dachte sie, als sie in seine Augen blickte, die fast immer eine sehr beruhigende Wirkung auf sie hatten.
,,Was wollte er?" fragte Dean nun leise. Er bemühte sich das Zittern in seine Stimme zu unterdrücken.
Rory schüttelte nur den Kopf. Sie wollte jetzt nicht über den Anruf reden, den sie vor etwa zwei Stunden erhalten hatte und der die Mauern ihres scheinbar so perfekten Lebens zum Wanken gebracht hatte. Vater, Mutter, Kind. Eine Familie war auf dem ersten Blick doch so einfach aufgebaut. Wieso konnte das nicht auch bei ihr so sein? Es war damals als Kind für sie schon nicht so wie für andere Kinder. Sie hatte nie wirklich einen Vater gehabt, Christopher war nie wirklich für sie da gewesen. Wieso konnte es nicht wenigstens jetzt unkompliziert sein? Dean, sie, Abby und Jona - Vater, Mutter, Tochter, Sohn - eine traditionelle Familie. Sie hatten die ganzen letzten Jahre als eine ganz normale Familie zusammen gelebt... wieso musste er jetzt wieder in ihr Leben treten und alles, woran sie die letzten Jahre geglaubt hatte ins Wanken bringen? Sie hatte sich selbst etwas mit der absolut perfekten Familie vorgemacht, wollte alles Negative einfach aus ihrem Kopf löschen. Und jetzt holte sie die Vergangenheit gnadenlos ein. Wie sollte sie Abby das jemals erklären? Wieso hatte sie sich von Anfang an in Lügen verstrickt? Solange, bis sie ihre eigenen Lügen glaubte...
,,Was wollte er?" wiederholte Dean und betonte jedes Wort. Ihm war nicht entgangen, wie Rory plötzlich völlig in Gedanken versunken war.
,,Dean... ich..." Entschuldigend blickte sie ihn an und setzte sich dann auf das Sofa.
,,Komm schon, Rory!" Er setzte sich neben sie und nahm ihre rechte Hand in seine. ,,Was..."
Sie befreite ihre Hand aus seinem Griff. ,,Ich möchte jetzt nicht darüber reden."
,,Was? Wieso nicht?" fragte Dean verständnislos.
,,Ich will einfach nicht," sagte Rory nun in einem fast schon trotzigem Tonfall. Sie konnte Dean jetzt nichts von dem Anruf erzählen. Nicht bevor sie sich wieder völlig unter Kontrolle hatte. Nicht bevor sie den eiskalten Schauer vergessen hatte, der ihr bei Jess' Stimme über den Rücken gelaufen war.
Flashback
,,Ich komme ja schon," rief Rory aus der Küche, wo sie gerade einen Apfel für Jona geschnitten hatte.
,,Mummy, das Telefon kann dich nicht verstehen... und der Mensch, der dran ist auch nicht."
Rory lächelte über Jona, lief dann ins Wohnzimmer und griff nach dem Telefon, das auf dem Sofa lag.
,,Hallo?" Schweigen am anderen Ende der Leitung. ,,Hallo? ... Hallo? Ist da jemand?" fragte Rory noch einmal ungeduldig. Wahrscheinlich war es der gleiche Spinner, der heute schon fünf Mal angerufen und dann kein Wort gesagt hatte. ,,Gut, ich lege auf."
,,H...Hallo?" hörte Rory plötzlich eine leise Stimme.
,,Wer ist da?"
,,Erkennst du mich nicht wieder"
Als Rory das kurze Auflachen hörte, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das konnte doch nicht sein... nein, sie irrte sich bestimmt. ,,Jess? Bist das du?"
,,Sie haben hundert Punkte."
,,Wieso... Wieso rufst du an?"
,,Wie geht es dir, Rory?"
Sie versuchte das Zittern ihrer Finger zu unterdrücken, das Telefon wäre ihr beinahe aus der Hand gerutscht. Er rief an, um zu fragen, wie es ihr ging? Sie musste sich beherrschen, nicht sofort das Telefon gegen die Wand zu werfen oder ihn anzubrüllen. ,,Du fragst, wie es mir geht?" brachte sie schlieÃlich jedoch nur ungläubig hervor.
,,Ist das nicht die Frage, die man als höflicher Mensch stellt?"
,,Vermutlich," gab Rory beherrscht zurück. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie dieser Anruf aus der Fassung brachte. ,,Mir geht es sehr gut."
,,Und wie geht es...?"
Er brach ab. Rory hatte Mühe ein ironisches Auflachen zu unterdrücken. Da rief er nach sechzehn Jahren wirklich an und dachte ein ganz normales Gespräch über sie und seine Tochter, deren Namen er nicht einmal kannte, führen zu können? ,,Abigail geht es auch gut," antwortete sie schlieÃlich kurz angebunden.
,,Abigail? Wie bist du denn darauf gekommen?"
Rory glaubte einen leicht missbilligenden Ton in seiner Stimme zu erkennen. ,,Zu viel Schmerzmittel," gab sie deshalb knapp zurück. ,,Eine Geburt ist keine Kleinigkeit, weiÃt du?!"
,,Das kann ich mir vorstellen."
,,Ach wirklich? Kannst du dir vorstellen, wie es ist, zu glauben vor Schmerzen zu sterben? Kannst du dir vorstellen plötzlich für einen weiteren Menschen verantwortlich zu sein, obwohl du keine Ahnung hast, was als nächstes in deinem Leben passieren wird, wie alles weiter gehen soll? Nein, das kannst du nicht." Ihre Stimme klang nun richtig verachtend. Sie wollte ihn spüren lassen, wie schwer es für sie war und dass sie es trotzdem geschafft hatte - auch ohne ihn. ,,Aber soll ich dir noch etwas sagen? Du weiÃt auch nicht wie toll das Gefühl ist, wenn dir dein Kind das erste Mal in den Arm gelegt wird. Und du wirst nie wissen, wie es ist, wenn dein Kind dich das erste Mal anlächelt. Oder wie man sich fühlt, wenn das eigene Kind dann langsam erwachsen wird. Nein, du hast das alles nicht miterlebt." Tränen waren ihr während der letzten Sätze in die Augen gestiegen. ,,Zum Glück gibt es Menschen, die das mit mir zusammen erlebt haben. Menschen, die immer für mich da waren und es immer noch sind." Sie schniefte und fügte dann hinzu: ,,Also, misch dich nicht wieder in mein Leben ein, Jess Mariano! Bleib mir und meiner Tochter einfach fern." Sie wollte schon auflegen, als sie seine zögernde Stimme hörte.
,,Rory, ich... Ich weià das kommt viel zu spät und es wird dir kaum etwas bedeuten, aber... Es tut mir leid,... alles, was geschehen ist."
Rory's Beine drohten unter ihr nachzugeben. Da war sie! Die Entschuldigung, auf die sie Jahre gewartet hatte. Die Entschuldigung, die er mit so ehrlicher Stimme aussprach, dass Rory nicht anders konnte, als sich mit Tränen in den Augen und einem dicken Kloà im Hals auf dem Sofa nieder zu lassen.
Flashback Ende
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