I´m with you- Das Buch aus der Fanfiction
#11

Okay weil ich mich so über dein Feedback freue und du noch on bist hier der 2. Teil des Kapitels:
[Bild: withyoubn.jpg]

Sie hatte sich die ganze Zeit bemüht freundlich zu bleiben, von einigen Spitzen während der Führung abgesehen. Und jetzt fragte er sie so was. Er musste doch genau wissen was los war. Er konnte sich doch denken, dass Felipe das Telefongespräch nicht für sich behalten hatte. Jetzt war sie wirklich wütend.
Bevor sie etwas sagte hob sie jedoch ihre Gabel vom Boden auf, dann wetterte sie los.
Was Sie mir getan haben? Och, eigentlich nichts. Sieht man mal davon ab, dass Sie hier jetzt plötzlich auftauchen, nachdem Sie sich in den zwanzig Jahren, die ich hier arbeite, kein einziges Mal haben sehen lassen und unsere Arbeit in Frage stellen. Aber damit nicht genug. Ohne jemals hier gewesen zu sein teilen Sie telefonisch mit, dass Sie die Führungsetage umstrukturieren wollen, was im Klartext bedeutet, dass Sie uns rauswerfen. Und Sie fragen mich was sie mir getan haben ?! In den zwanzig Jahren die ich hier arbeite habe ich immer gute Arbeit geleistet und auch einige Preise mit meinem Team gewonnen. Ich habe immer nur für meinen Job gelebt. Und jetzt kommen Sie aus ihrer arabischen Glitzerwelt hierher und werden mir alles nehmen was ich mir aufgebaut habe!“ Im Laufe ihres Vortrags war sie immer lauter geworden und zum Schluss kurz davor zu schreien. Dieser Mann hatte es geschafft sie mit einem einzigen Satz auf hundertachtzig zu bringen. Eine Leistung die weder ein Kollege noch ein Gast je fertig gebracht hatte. Als sie fertig war knallte sie die Gabel auf den Tisch und stürmte durch den Türbogen in die Rezeptionshalle und von dort aus in ihr Büro, wo sie die Tür hinter sich zuwarf. Said blieb für einen kurzen Moment völlig perplex sitzen, dann fing er sich und lief ihr hinterher.
Sie hatte gerade das Fenster aufgerissen und sich eine Zigarette angesteckt, als es leise an der Tür klopfte. Fast hätte sie „Was ist?“ geschrieen, doch dann riss sie sich zusammen und entschied sich einfach nichts zu sagen, sie hatte das Klopfen einfach nicht gehört.
Doch Said öffnete trotzdem vorsichtig die Tür und schaute um die Ecke. Sie drehte sich um und für einen kurzen Augenblick sah sie Athina in der Tür stehen, die genau so vor einer Woche um die Ecke geschaut hatte.
Schweigend sah sie ihn dann an, sie hatte alles gesagt, jetzt war er dran. Er sah das wohl genauso, denn er trat ein und schloss leise die Tür hinter sich.
Hören Sie, seien sie mir jetzt bitte nicht böse, aber was Sie da erzählt haben ist Quatsch und Sie sind völlig hysterisch!“ Encarna schnappte nach Luft.
Ich meine, es stimmt einfach nicht. Ich hatte nie vor hier Leute zu entlassen und ich weiß auch, dass ich so was nie gesagt habe. Die Bilanzen hier sind gut.“
Aber Felipe hat doch…“
Ach daher haben Sie das, jetzt verstehe ich auch weshalb mich hier alle so böse anfunkeln. Ich habe am Telefon angedeutet, dass ich mit der Führungsetage, das heißt mit Felipe, nicht ganz einverstanden bin und deshalb über Umstrukturierungen nachdenke. Von Ihnen oder anderen war nie die Rede. Können Sie ihr Kriegsbeil jetzt also wieder einpacken und wir wieder zurück in den Speisesaal gehen. Ich habe immer noch Hunger!“
Jetzt war Encarna völlig perplex. Ihr war ihr Ausbruch plötzlich so peinlich, weil sie ihm unrecht getan hatte, dass sie nicht wusste wo sie hin schauen sollte. Deshalb drehte sie sich einfach, ohne ihm zu antworten wieder zum Fenster und starrte hinaus.
Er trat daraufhin von hinten an sie heran und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann lehnte er sich nach vorn und lächelte ihr von der Seite zu.
Können wir?“. Im ersten Moment war sie zusammen gezuckt, doch dann lächelte sie zurück.
Gehen wir. Jetzt habe ich auch Hunger!“ Sie drückte noch schnell ihre Zigarette aus und folgte ihm dann zur Tür. Als er ihr wieder die Tür aufhielt sagte er „Madame“ und machte eine tiefe Verbeugung. Sie musste lachen. „Monsieur“. Dann schauten sie sich kurz an und auch er begann zu lachen.


Uff das wäre geschafft, Sie sind mir also nicht mehr böse“ sagte er immer noch lachend, nachdem sie sich etwas zu essen geholt hatten und am selben Tisch wie zuvor Platz nahmen.
Sie lachte daraufhin nur, wusste nicht so recht was sie antworten sollte.
So saßen sie sich einige Zeit gegenüber, keiner wusste was er sagen sollte und so aßen sie schweigend.
Dann fiel Encarna ein, dass er Kinder erwähnt hatte.
Sagen Sie mal, Sie haben vorhin von Kindern gesprochen. Wie viele haben Sie denn?“ „ Neun.“. Encarna verschluckte sich am Wasser. Sie hatte mit drei oder vier gerechnet. Aber neun? Er lachte kurz dann fuhr er fort
Eigentlich sind es nur sieben. Wenigstens leibliche Kinder. Meine Exfrau hat schon zwei Töchter mit in die Ehe gebracht.“ Encarna war immer noch verblüfft.
Neun Kinder. Meine Güte! Das ist doch bestimmt anstrengend, neben der Arbeit auch noch die Kinder!“
Er begann zu lachen und sie blickte überrascht auf. „Wissen Sie, meine Kinder sind eigentlich keine Kinder mehr. Sie sind 33,31,29, 28,27,25,24,22 und 18 Jahre alt.“ „Wow!“ entfuhr es ihr.33? So alt sah er noch gar nicht aus. Sie schaute ihn an und überlegte dabei wie alt er wohl sein konnte.
Ich bin 53, falls Sie deshalb so schauen“ grinste er. Sie fühlte sich ertappt. Er hatte schon wieder ihre Gedanken erraten.
Es könnte also durchaus sein. Ist es aber nicht. Meine Ex-Frau war sechs Jahre älter als ich. Sie war übrigens Amerikanerin. Deshalb sprechen alle unsere Kinder perfektes Englisch.“ Verkündete er so stolz, dass Encarna wieder lachen musste.
Sie brauchen nicht zu grinsen, ist wirklich so. Dafür spricht kaum einer Arabisch. Um genau zu sein eigentlich nur einer. Mein ältester Sohn. Und meine beiden Töchter aus meinen Affären, die bei den neun Kindern übrigens schon mitgerechnet sind. Ja, schauen Sie nicht so entsetzt, ich bin fremdgegangen.“ Dann lachte er erneut, und schaute sie an als hätte er das Normalste der Welt erzählt. Aber es wunderte sie nicht das er von Affären sprach. Keine Frau der Welt würde diesen Mann für sich haben, da war sie sich sicher. „Eigentlich nettes Gesprächsthema für ein erstes Essen, was?“ fragte er. Dann lachten sie beide und Encarna gab ihm Recht. Während des restlichen Essens kam sie kaum zu Wort. Er erzählte Anekdoten von seinen Kindern über die sie beide lachen mussten, von ihren Hobbys und ihren Besonderheiten. Ihr fiel auf dass bei allem was er von ihnen erzählte immer Stolz mitklang. Sie war sich sicher, dass er seine Kinder vergötterte. Er erzählte von den Shows im Hotel bei denen sie mitmachten, vom Gesangsunterricht und Balletttraining und von seinen Enkeln.
Als er fertig war kam einer der Kellner an den Tisch und machte sie dezent darauf aufmerksam, dass sie die letzten Gäste im Saal waren und dass man anfangen müsste fürs Abendessen zu decken.
Etwas widerwillig erhoben sich die beiden und beschlossen sich an die Arbeit zu machen. Encarna erschrak als sie feststellte wie spät es war. Eigentlich hatte sie doch heute früher gehen wollen.
Als sie begannen stellte Encarna überrascht fest, dass Said sich mit allem bestens auskannte. Er half ihr sehr und man merkte, dass er von dem was er tat Ahnung hatte. Manchmal km er mit den Begriffen und Wörtern nicht zurecht und Encarna versuchte sie ihm zu übersetzen. Trotzdem kamen sie sehr zügig voran. So machte es nichts, dass sie ewig zu Mittag gegessen hatte.
Als sie fast fertig waren meldete sich Said zu Wort und brach damit die Stille die bisher geherrscht hatte.
Haben Sie eigentlich Familie? Ich habe vorhin soviel geredet dass sie gar nicht zu Wort kamen. Was machen Sie so? Sind Sie verheiratet? Welche Hobbys haben Sie?“ Etwas überrascht sah Encarna aus ihren Akten auf. Dann antwortete sie langsam und zögernd „ Nein, ich habe keine Kinder, leider. Aber ich war auch nur kurz verheiratet. Es stellte sich heraus, dass mein Mann schon vor unserer Hochzeit eine Affäre hatte. Die Ehe hielt nicht lange.“In dem Moment in dem sie es sagte hätte sie sich ohrfeigen können. Warum erzählte sie ihm das? Es ging ihn nichts an, eigentlich ging es niemanden etwas an. Schnell schaute sie wieder in ihre Akten. Said merkte dass es ihr immer noch zu schaffen machte. „Das tut mir Leid für Sie. Dieser Mann muss ein kompletter Idiot gewesen sein. Wie konnte er dir das antun?“ Geschockt über das plötzliche „du“ starrte sie ihn an und sah, dass er sie mindestens genauso überrascht ansah. „Wollen wir nicht beim du bleiben, wenn es mir jetzt schon rausgerutscht ist?“ fragte er nach kurzem räuspern. Sie war einverstanden und nickte. Dieser Mann hatte unglaubliche riesengroße braune Augen. „Und was für Hobbys hast du?“ fragte er und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Wenn ich Zeit habe gehe ich manchmal mit Freunden segeln. Allerdings habe ich selten Zeit, weshalb auch Tennis und joggen mit der Zeit flach fiel.“ „Das kenne ich nur zu gut. Sport mache ich nur wenn ich zuhause bin. Meine Töchter treiben mich dazu an. Die beiden tanzen für ihr Leben gern. Schon seit sie ganz klein sind. Meine Jüngste konnte kaum laufen da fing sie schon mit Ballett an, weil ihre älteren Schwestern das ja auch machten. Das war zu niedlich…“ Und dann erzählte Said den Rest des Abends wieder von seinen Kindern.


Diese Erzählungen wurden in den nächsten sechs Wochen in denen sie zusammenarbeiteten ergänzt. Ständig erzählte er von ihnen. Besonders von seinen jüngsten Töchtern, den beiden aus den Affären, gab es einiges. Encarna sah die Kinder regelrecht vor sich wie sie ihrem Vater auf der Nase rumtanzten, was er sich anscheinend gern gefallen ließ. Besonders die Jüngste, Rana, hatte ihn anscheinend fest im Griff. Aber nicht nur ihn, seinen Schilderungen nach tanzte die ganze Familie nach ihrer Pfeife.


Als sie nachmittags wieder einmal gemeinsam die Bilanzen durchgingen klingelte Saids Handy. Wie immer meldete er sich mit einem Lächeln auf den Lippen, denn er hatte Encarna einmal erklärt, dass er gelesen habe, dass sich das Lächeln in der Stimme erkennen ließe. Eine Frauenstimme war zu hören, ohne dass Encarna jedoch erkennen konnte was sie sagte oder welche Sprache sie sprach.
Die Nachrichten die sie hatte mussten aber alles andere als gut sein, denn Said wurde am Telefon immer stiller. Sein Lächeln verschwand innerhalb von Sekunden. Vielleicht war es eine seiner Affären die ihm Ärger machte, dachte Encarna und tat als würde sie nicht weiter auf ihn achten.
Als er aufgelegt hatte ließ er sich in Encarnas Schreibtischstuhl fallen und fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht. Sein Lächeln war nicht einmal mehr zu erahnen und man konnte fühlten, dass er Angst hatte. Sein Gesichtsausdruck war verbissen und traurig. „Was ist?“ fragte sie vorsichtig und setzte sich vor ihn auf den Schreibtisch. „Rana“ sagte er und schüttelte dann den Kopf. „Was ist mit ihr?“ „Diese verdammte Krankheit“ schrie er im nächsten Moment, sprang auf und schlug mit der rechten Hand alle Papiere vom Tisch. Encarna erschrak und sprang vom Schreibtisch weg, danach schaute sie ihn schockiert an. „Entschuldige bitte!“ sagte er als er ihren ängstlichen Blick sah, drehte sich dann zum Fenster und starrte hinaus.
Einen Moment lang wollte sie aus dem Raum gehen, ihn alleine lassen, damit er sich abregen konnte, dann blieb sie doch. Sie ging zum Regal und schenkte ihm ein Glas Wasser ein das sie ihm dann brachte. Er bedankte sich, schien es aber nicht wirklich war zu nehmen. Ein paar Minuten stand sie neben ihm und starrte mit ihm aus dem Fenster, dann setzte sie sich leise an ihren Schreibtisch und begann wieder zu arbeiten. Es dauerte fast eine viertel Stunde bis er sich wieder rührte. Er zog sie an der Rückenlehne ein Stück vom Schreibtisch weg und drehte dann den Stuhl zu sich um. „Können wir spazieren gehen? Ich muss hier raus“ fragte er. Als sie zögerte fügte er ein „Bitte“ hinzu und Encarna erhob sich. Dieses Mal vergaß er ihr die Tür auf zu halten, sondern trottete langsam hinter ihr her. „Es muss wirklich schlimm sein“ dachte sie und ging aus dem Hotel, rechts die Straße runter bis zur Strandpromenade. Dort wartete sie auf ihn.

TBC
#12

Hola, was geht denn da ab?
Meine Güte, ich verlier mich jedes Mal in der Geschichte ^^
Dein Schreibstil: Einfach phänomenal! Ich hab jedes Mal das Gefühl dabei zu sein. Yay, Ich hoffe mal, wir finden blad heraus was mit Rana los ist und was Athina und Sahra mit der ganzen Geschichte zu tun haben.
Ich find die Story hinreißend und so überzeugend geschrieben.
Gott, ich wünschte ich könnte SO schreiben.
Hehe, ich bin voll und ganz für eine Tragödie in der Story... und daraufhin eine wilde Romanze zwischen Said und Encarna plus Hochzeit (aber dann für immer) [ich geh mal davon aus du hast schon genaue vorstellungen also lass dich bloß nicht davon abbringen!!!].
Was auch immer du schreibst, ich freu mich schon drauf. :biggrin:

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#13

okay, ich bin echt müde und deshalb gibt es nur nen kurzes FB
die letzten zwei teile waren wirklich toll, zum teil lustig und wie immer total toll geschrieben. meine vermutung wird vorerst aber noch geheim bleiben....ich hab mit meinen vermutungen heute schon haare gefärbt(musst du nicht verstehen lol)
jedenfalls, zwei super teile, haben mir wirklich gefallen

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#14

Ich bin ja mal auf deine Vermutung gespannt.... und danke für das FB, trotz deiner Müdigkeit.

@Halliwell: Der nächste Teil kommt gleich und ich hoffe, er erfüllt einen Teil deiner Erwartungen. Wirklich auf Vorschläge eingehen ist aber schwer, da die Story bis etwa Seite 79 schon geschrieben ist, und wir uns auf Seite 9 befinden.... und danke für dein FB
#15

[Bild: withyoubn.jpg]
Sie sehen heute abend wirklich sehr hübsch aus, Madame!” sagte Rana zu einer der älteren Damen, die morgens aus Deutschland eingetroffen waren. Said schaute seiner Tochter aufmerksam zu und musste lächeln. „Dankeschön mein Schatz, aber du siehst auch sehr hübsch aus“ lachte die Frau. ‚Rana hat sie’ dachte Said. Sie stand dort in ihrem rosa Kleid mit den weißen Lackschuhen, die dunklen Locken wurden von einem Haarband zusammen gehalten. Ihre Augen funkelten. Sie war erst vier Jahre alt, aber ihr Deutsch war genau so perfekt wie ihr Arabisch, Englisch und Französisch. Als sie zum nächsten Gast weiter ging hörte Said die ältere Dame sagen: „ Oh mein Gott, was für ein niedliches Kind. Und unglaublich hübsch!“
Dann sah er Sara die Treppen zum Pool runter kommen. Sie hatte ebenfalls ein rosa Kleid ein, das gleiche wie Rana. Die beiden sahen sich in diesem Moment so ähnlich, nur hatte Sara glatte Haare. Sie grüßte die Touristen freundlich während sie sich den Weg zu ihrer Schwester bahnte. Sara war fünf Jahre älter, aber die beiden hingen immer zusammen. Als die Musik anfing und der all-abendliche Tanz begann, kamen die beiden Mädchen zu ihrem Vater. „Hey Baba!“ sagte Sara und stieß ich leicht in die Rippen. Er fuhr ihr kurz übers Haar und lächelte die beiden dann an. „Meine Damen, möchten sie tanzen?!“ fragte er, nahm dann alle beide auf den Arm und tanzte mit seine Töchtern, während die beiden kicherten.


Das Meer“, er lächelte wieder, allerdings bitter. „Rana liebt das Meer. Als sie noch nicht schwimmen konnte ist sie immer einfach so reingerannt.“ „Was ist mit deiner Tochter?“. Sie war gespannt ob er ihr dieses Mal antworten würde. Er tat es. „ Sie ist krank. Schon seit sie ganz klein ist.“ Er tat ihr unendlich Leid in diesem Moment und sie hätte ihm gerne geholfen. Er starrte immer noch auf das Meer. „Was hat sie denn?“ fragte sie weiter während sie am Strand entlang liefen. „Mukoviszidose“ war seine kurze Antwort, die ihn anscheinend Überwindung kostete. „Was ist das?“ Sie konnte mit dem Namen nichts anfangen. „Eine angeborene Stoffwechselkrankheit. Die Flüssigkeiten im Körper sind zäher als bei gesunden Menschen. Mir fehlt jetzt das angemessene Vokabular auf Spanisch um es besser erklären zu können, aber mit der Zeit verklebt Schleim die Lunge. Die Menschen ersticken langsam. Sie war als Baby immer so dünn, ständig hatte sie Bauchschmerzen. Sie hat Tag und Nacht geschrieen, ihre Mutter war vollkommen überfordert. Sie war über ein Jahr als man in Deutschland festgestellt hat was ihr fehlt. Mir kam es damals vor als hätten sie ihr Todesurteil ausgesprochen. Die Krankheit ist nicht heilbar.“ „Oh Gott“ war alles was Encarna jetzt noch hervor brachte. Said hatte sich mittlerweile wieder etwas gefangen, es schien ihm zu helfen darüber zu reden. Er fuhr fort „ Sie hatte dann gleich kurz nach der Diagnose eine Lungenentzündung. Wir haben schon nicht mehr dran geglaubt, dass sie es schafft. Aber irgendwie hat sie es geschafft. Sie hat schon damals gekämpft. Sie wurde dann von einer Klinik in die andere gebracht, immer auf der Suche nach Spezialisten, von denen es nur wenige gab. Es ging ihr dann ganz gut, bis Sophie geheiratet hat und ging.“ „Ist Sophie ihre Mutter?“ „Ja. Sie hat geheiratet und Rana bei mir gelassen. Ich dachte, dass sie sie besucht, aber sie tat es nicht, sie sagte sie würde es nicht ertragen. Jedenfalls ging es Rana, von dem Tag als ihre Mutter ging an, immer schlechter. Die Anfälle häuften sich, die Lungenentzündungen auch. Anfangs war sie nur in der Klinik, doch dann hab ich sie zuhause betreuen lassen. Es ging ihr dann langsam besser. Aber ich hatte selten Zeit mich um sie zu kümmern und so hat meine Älteste sie zu sich genommen als sie acht war. Sie hat studiert und hatte mehr Zeit als ich. Aber sie kam nicht klar. Rana hatte Heimweh. Erst Corinna hat sie dann wieder hinbekommen. Aber sie hat lange dazu gebraucht. Als sie dann den Autounfall hatte, den Rana mir angesehen hat, ging alles wieder von vorne los, nur dass Coco jetzt auch noch Hilfe benötigte.“ „Ist sie wieder okay?“ unterbrach Encarna ihn kurz. „Nein, sie ist Querschnittsgelähmt seit damals. Und sie wird nie Kinder bekommen können. Sie war schwanger als der Unfall passierte.“ Er hielt kurz inne und Encarna wusste nicht wie sie das alles so schnell aufnehmen sollte. Said hatte soviel von seinen Kindern erzählt, dass sie sich vorkam als würde sie jedes einzelne kennen. Aber diese grausamen Tatsachen hatte er nie erwähnt. Kein einziges Mal hatte er diese furchtbare Krankheit oder diesen schrecklichen Unfall erwähnt. Wenn sie sich vorstellte, dass sie ihm wegen ihres angeblich gefährdeten Jobs auch noch zugesetzt hatte war ihr das peinlich. Er hatte wirklich andere Probleme. „Was ist jetzt mir Rana?“ fragte sie weil sie auch das noch wissen wollte. „Sie hat wieder eine Lungenentzündung. Und wieder haben wir gesagt bekommen sie schafft es nicht.“ Er sah verzweifelt aus. Doch bevor sie noch irgendetwas sagen konnte hatte er sich ihr um den Hals geworfen. Er hing an ihr wie ein kleiner Junge und ohne darüber nachzudenken begann sie ihm beruhigend übers Haar zu streichen. „Sie wird es schaffen, Said, ganz bestimmt! Nach allem was du mir von ihr erzählt hast wird sie es schaffen. Sie ist stark, ich glaub ganz fest daran das sie es schafft!“. Er lies sie los und schaute sie dann eindringlich, fast bittend an. „Wirklich?“ „Wirklich!“ „Wenn du Allah auch noch darum bittest, dass er sie noch bei uns lässt, sind ihre Chancen größer. Tust du das?“ Als er jetzt so vor ihr stand und sie fragte fiel er auf dass er in diesem Moment nichts mehr mit dem souveränen Mann gemeinsam hatte, der vor sechs Wochen in ihrem Büro gestanden hatte. „Natürlich!“ antwortete sie und die beiden liefen schweigend zurück ins Hotel.


Am nächsten Tag hatte sie frei, wie immer, ein freier Tag pro Woche. Anders war der Job nicht zu schaffen, ging ihre reguläre Arbeitszeit doch von morgens um sieben bis die Kasse abends ausgezählt war und da wurde es meist halb elf.


Sie stand um acht Uhr auf, was für sie ausschlafen bedeutete und frühstückte dann gemütlich. Eigentlich ging sie an ihren freien Tagen immer shoppen, doch heute hatte sie keine Lust dazu.
Stattdessen begann sie im Wohnzimmer in einem Schrank zu kramen. Es dauerte einige Zeit, doch dann hatte sie gefunden was sie suchte, ihr Fotoalbum.
Sie setzte sich damit auf die beige Ledercouch und begann darin zu blättern.
Auf den ersten Seiten waren Kinderfotos von ihr eingeklebt. Heute musste sie zugeben, dass sie schon als Kind nie wirklich schlank gewesen war.
Dann folgten Fotos aus ihrer Ausbildungszeit und sie musste über ihre schrecklichen Kleider von damals lachen. Doch als sie umblätterte verging ihr das Lachen, denn auf den nächsten Seiten waren ihre Hochzeitsfotos. Sie hatte sich damals so auf diesen Tag gefreut und nicht einmal geahnt was für ein Mistkerl ihr Zukünftiger war. Sie hatte sogar mit dem Gedanken gespielt ihren Job für ihn und eine Familie aufzugeben, heute schüttelte sie darüber nur angewidert den Kopf. Sie fragte sich auch jetzt wieder warum er sie eigentlich geheiratet hatte. Aus Liebe wohl kaum, sonst wäre nicht seine Freundin in der Kirche erschienen. Nachdem alles herausgekommen war, war sie sofort wieder arbeiten gegangen. Es hatte ihr geholfen nicht ständig daran zu denken. Dort bekam sie die Anerkennung, denn sie war gut und das wusste jeder im Hotel. Seit damals war sie lieber im Hotel als zuhause, hier kam sie eigentlich nur zum Schlafen her, was auch unschwer an der spärlichen Einrichtung zu erkennen war. Ihre Freunde von damals hatten nach und nach alle geheiratet und Kinder bekommen, manche waren inzwischen wieder geschieden. Doch da sie kaum Freizeit hatte, oder wollte, waren die meisten Kontakte mit der Zeit eingeschlafen.
Der Rest des Albums enthielt nur Fotos aus dem Hotel, bei verschiedenen Anlässen waren immer wieder Fotos gemacht worden. Zu Weihnachten, beispielsweise, zum großen Festbankett. Das „Arabian Nights“ war das einzige Hotel auf ganz Mallorca, dass das ganze Jahr geöffnet hatte. Sie war dankbar dafür dass sie nicht jeden Winter arbeitslos wurde und es machte zudem Spaß im Winter im Hotel zu sein. Es war nicht so ein Trubel wie zur Hauptsaison und die Gäste waren alle sehr wohlhabend. Es waren viele dabei die jedes Jahr wiederkamen und man kannte sich. Encarna hatte aber trotzdem immer Wert darauf gelegt dass keine Freundschaften entstanden, denn sie brauchte eine gewisse Distanz für ihre Arbeit.
Jetzt fielen ihr wieder Sara und Athina ein. Es war das erste Mal in ihrer ganzen Berufszeit gewesen, dass sie privat etwas mit Gästen unternommen hatte. Wieder sah sie die beiden vor sich wie sie sich jeden Morgen über etwas anderes amüsierten und sie musste lachen. Dann plötzlich hatte sie wieder Athinas Husten im Ohr und sie hoffte, dass sie zuhause, wo auch immer das sein mochte, einen Arzt aufgesucht hatte. Im Laufe der Woche die sie mit den beiden verbracht hatte, waren ihre Zweifel immer größer geworden, dass die beiden wirklich aus Frankreich kamen. Saras Französisch war einfach zu schlecht. Athinas war zwar besser, aber lies auch Spuren eines sehr seltsamen Akzentes erkennen. Nach Dialekt klang es auch nicht, Encarna konnte es nicht zuordnen. Zum Schluss hatte sie sich mit den beiden fast ausschließlich auf Deutsch unterhalten, was den beiden Schwestern leichter zu fallen schien. Encarnas Deutsch war zwar auch nicht viel besser als ihr Französisch, aber es ging irgendwie. Ihre Fremdsprachenkenntnisse beschränkten sich nämlich, außer in Englisch, auf die Speise und Getränkekarte.
Sie packte das Album gerade wieder weg, als das Telefon klingelte. Sie musste es erst suchen und folgte dem Klingeln hektisch durch die Wohnung. Schließlich fand sie es in der Küche auf der Spüle. „Encarna Diaz, hallo?“ meldete sie sich atemlos. „ Hallo hier ist Said. Waren sie gerade joggen, oder was tun sie?“ lachte er am anderen Ende. Sie war überrascht gewesen, dass er sie anrief und war gespannt was er wollte. Vielleicht sollte sie ja heute doch noch ins Geschäft kommen? „Nein, ich musste das Telefon erst suchen. Was gibt es denn?“ Er lachte jetzt wirklich. Sie freute sich ihn lachen zu hören, auch wenn sie seit gestern wusste, das sein Lachen nicht immer echt war. „Ja ja, hier im Hotel die Leute mit deinem Ordnungsfimmel in den Wahnsinn treiben und daheim rumschlampen, das haben wir gerne“ Sie lachte jetzt auch weil sie sich vorstellen konnte wie er sich in ihrem Schreibtischstuhl zurücklehnte, die Füße auf dem Tisch und vor sich hin grinste. Sie hatte ihm oft beim Telefonieren zugesehen. „Tja, da hast du mich wohl ertappt, aber du rufst doch bestimmt nicht an um den Zustand meiner Wohnung zu überprüfen, oder?“ Sie wollte jetzt endlich wissen um was es ging. „Äh, nein, eigentlich nicht. Ich wollte, na ja, eigentlich wollte ich fragen ob du an deinem freien Tag Lust hättest mit mir essen zu gehen?“ Vor Schreck wäre ihr fast das Telefon aus der Hand gerutscht. Sie musste überlegen was sie jetzt antwortete, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte. Eigentlich wollte sie Beruf und Privates immer streng trennen, was ihr bisher auch immer gelungen war, wenigstens fast immer. Bis auf das eine Mal, Sara und Athina. Und was hatte sie jetzt davon? Sie saß hier und machte sich Sorgen um Athina, während die beiden nicht einmal kurz angerufen hatten. „Hallo? bist du noch da?“ fragte Said. „Ja, doch, natürlich“ antwortete sie verwirrt. „Also was ist, gehst du heute Abend mit mir essen?“ fragte er noch einmal. „Said, eigentlich habe ich heute Abend schon was vor. Es geht nicht, tut mir Leid.“ Sie versuchte sich heraus zu reden. Wenn sie schon was vor hatte konnte er eigentlich nichts mehr tun. Für einen Moment war sie erleichtert. „Ok, dann anders“ hörte sie ihn am anderen Ende, „ du wirst heute Abend um punkt acht fertig angezogen vor deiner Tür stehen. Ich hole dich ab. Das ist keine Bitte sondern ein Befehl deines Chefs. Falls es dir besser gefällt kannst du dir auch einreden es wäre ein Geschäftsessen. Du wirst da sein.“ sie versuchte ihn mit einem verzweifelten „Ja, aber…“ zu unterbrechen, was ihr nicht gelang. „ Und erzähl mir jetzt nicht wieder du hättest etwas vor, ich glaub dir sowieso nicht. Ich bin jetzt seit sechs Wochen hier und du hattest an deinem freien Tag nie etwas Besseres vor als doch noch im Hotel aufzutauchen. Deshalb rufe ich auch schon heute Vormittag an, dass du Zeit hast dir zu überlegen was du anziehen wirst. Und komm bloß nicht auf die Idee hier doch noch aufzutauchen. Ich bin dein Chef und ich habe dir deine Aufgabe für heute erteilt. Okay?“ „Was bildest…“ begann sie doch er ließ sie wieder nicht ausreden. „Heute Abend, punkt acht Uhr. Du wirst da sein. Ich freu mich!“ sagte er und legte auf. Encarna stand da und starrte das Telefon an als hätte sie einen Geist gesehen.
TBC
#16

[Bild: withyoubn.jpg]
Zuerst überlegte sie ob sie heute Abend einfach nicht zuhause sein würde wenn er auftauchte, aber das ging nicht, immerhin war er ihr Chef, auch wenn er sich nie so benommen hatte. Zu dieser Erkenntnis kam sie mittags um drei.
Dann verfiel sie in eine Art Panik und rannte konfus durch die Wohnung, immer mit dem Gedanken sie konnte nicht mit ihm essen gehen.
Kurz vor sechs erkannte sie dann, dass sie eigentlich keine Wahl hatte und machte sich daran ihre Kleider für heute Abend auszusuchen. Sie warf fast alle Kleider ihres Schrankes auf ihr Bett, das gegenüber stand, und schaute etwas hilflos auf den Berg vor ihr.
Nach dem Duschen entschloss sie sich schließlich für einen knielangen, zart lila/hellblau gemusterten Rock und eine schlichte weiße Bluse. Dann schminkte sie sich und steckte sich die Haare hoch. Als sie fertig war, war es zehn vor acht. Noch zehn Minuten. Warum hatte sie nur zugesagt? Das heißt, eigentlich hatte sie nie zugesagt. Er hatte beschlossen dass sie mitgehen würde. Einen Moment lang wollte sie sich wieder umziehen und einfach die Tür nicht öffnen wenn er klingeln würde. Dann fand sie, dass das albern sei und dass sie ja noch auf unbestimmte Zeit mit ihm zusammenarbeiten musste. Ihr fiel zum ersten Mal auf, dass er nie gesagt hatte wann er wieder abreisen würde. Am Anfang waren zwei Wochen erwähnt worden, mittlerweile waren es sechs und er machte keine Anstallten wieder zu gehen. Doch er würde wieder gehen. Dieser Gedanke kam ihr als sie die Wohnungstür hinter sich schloss und für einen kurzen Moment war sie schockiert darüber. Sie hatte nie daran gedacht, dass er wieder gehen würde.
Sie lief die Stufen nach unten zur Straße. Unten angekommen stellte sie fest dass er schon da war. Er lehnte lässig an seiner schwarzen Limousine und warf den Schlüssel in die Luft und fing ihn dann wieder. „Dieser Angeber“ dachte sie und musste lächeln.
Als er sie sah stellte er sich hin, schaute sie kurz ernst an und lief dann lächelnd auf sie zu. „Wow“ sagte er nur, bevor er ihr die Hand küsste und sie dann zum Auto führte. Encarna wurde verlegen und sie sagte nichts. Er hielt ihr die Wagentür auf, machte eine einladende Geste und sagte „Dschamila“.
Nachdem er eingestiegen und losgefahren war fragte sie „Was heißt Dschamila?“ „Schönheit“ antwortete er kurz und lächelte nicht als er sie ansah. Encarna wurde nervös und den Rest der Fahrt schwiegen sie beide.


Er fuhr in das beste und teuerste Fischrestaurant der ganzen Insel. Encarna war schon öfter zu Geschäftsessen hier gewesen. Sie kannte den Oberkellner gut, sie hatten kurze Zeit zusammen gearbeitet. Als er sie sah stürzte er gleich auf sie zu und begrüßte sie überschwänglich. Das war so seine Art und Encarna war daran gewöhnt. Said nicht. Ihm schien das gar nicht zu gefallen und er musterte den Mann im schwarzen Anzug abfällig. „Said bin Wassim, ich habe einen Tisch reservieren lassen“. Der Oberkellner verstand den Wink und führte die beiden zu dem bestellten Tisch.
Ihr kennt euch wohl?!“ sagte Said nach einer längeren Pause. „Ja, wir haben eine Zeit lang zusammen gearbeitet“ klärte Encarna ihn auf. „Soso, zusammen gearbeitet“ sagte er und sie wartete darauf dass er anfing zu grinsen, doch er tat es nicht. „Was soll denn dieser Kommentar jetzt?“ fragte sie dann nach vergeblichem Warten. „Ach entschuldige bitte. In solchen Dingen kommt dann doch manchmal der Araber in mir durch.“ Sein Ton war jetzt schon wieder wesentlich freundlicher. „Wie meinst du das?“ fragte sie und nahm einen Schluck Wein. „ Bei uns ist es nicht üblich dass man fast fremde Frauen so begrüßt. Schon gar nicht in aller Öffentlichkeit und wenn der Mann daneben steht.“ „Du bist aber nicht mein Mann, sondern mein Chef!“ erklärte sie entschieden aber lachte dabei. „Ich weiß“ antwortete er ernst, „leider!“. Encarana merkte wie sie rot wurde.
Said fragte sie beim Essen dann über ihr Leben aus. Über ihre gescheiterte Kurzehe, ihre Kindheit und ihre Freunde. Encarana hatte selten mit jemandem über diese Dinge gesprochen, aber Said hörte interessiert zu.
Als sie das Lokal wieder verließen war es kurz nach Mitternacht, doch Encarna war nicht müde. Es war ein schöner Abend gewesen und sie bedauerte, dass er schon zu Ende war.


Als sie im Auto saßen fiel ihr etwas ein. Rana. Sie hatte völlig vergessen zu fragen wie es ihr ging. Also tat sie es jetzt. „Ihr geht es besser, al-hamdu-lillah!“ antwortete Said. Plötzlicher fuhr er neben an den Straßenrand. Fragend schaute Encarna ihn an. „Hast du noch etwas Zeit?“ fragte er und nahm dabei ihre Hand. „Ich würde dir gerne meine Kinder zeigen“. Er schaute ihr dabei in die Augen. „Wie sie sind hier?“ fragte sie ihn tonlos. „Naja, nicht persönlich. Aber wart’s ab!“ grinste er, ließ ihre Hand los und wendete.


Sie fuhren etwa eine halbe Stunde am Strand entlang, als er plötzlich abbog, in eine kleine Seitenstraße. Er hielt vor einem großen schwarzen Tor, stieg aus und tippte einen Zahlencode ein. Dann stieg er wieder ein und fuhr langsam durch das jetzt offene Tor eine Auffahrt hinauf. Das komplette Gelände war etwas beleuchtet und Encarna erkannte dass rechts und links der Auffahrt, riesige, parkähnliche Grünflächen angelegt waren. Vor einer riesigen weißen Villa hielt er an. Das Haus war im maurischen Stil erbaut und hatte überall Verzierungen und Bögen. Die schwere Holztür war ebenfalls verziert und war nur über mehrere Stufen zu erreichen. Das Haus war mehrstöckig, hatte aber ein Flachdach und sah schon von außen sehr beeindruckend aus.
Den Atem verschlug es ihr aber, als er die Haustür öffnete und sie ins Innere führte. Sie standen in einem mit weißem Marmor verkleideten Raum. Der Raum hatte zur Tür hin eine T-Form. Der Marmor an den Wänden war etwas dunkler als der auf dem Boden. Im Raum waren drei Türbogen, ähnlich wie die im Hotel. Sie waren aus Mahagoni und voller Schnitzereien.
Der Bogen links von ihr führte in eine Art Esszimmer, das man erreichte wenn man drei Stufen herunterging. Dieses Zimmer hatte einen weinroten Teppichboden, der perfekt zu dem länglichen, dunklen Holztisch passte, der fast den kompletten Raum ausfüllte. Um den Tisch standen bestimmt 20 Stühle und am Ende des Raumes war ein Durchgang in die Küche erkennbar.
Ging man durch den Bogen rechts von ihr, stand man im Wohnzimmer. Es hatte ebenfalls einen dunkelroten Teppichboden, der jedoch mit Ornamenten verziert war. Die Wände waren ebenfalls in rot gehalten und kurz unterhalb der Decke mir arabischen Mustern bemalt. Die Decke hatte in der Mitte des Raums eine leichte Wölbung, in der ein riesiger Kronleuchter hing. Im Zimmer befand sich aber keine übliche Couch, sondern mehrere Diwan auf denen große Kissen lagen.
Was Encarna aber sprachlos machte waren nicht die beiden Räume an den Seiten, sondern der Empfangsraum selbst. Denn an den Seitenwänden im hinteren Teil des Raums, führten rechts uns links Treppen in den zweiten Stock, die sich in der Mitte des Raumes trafen. In der Mitte des Raumes an der hinteren Wand befand sich der dritte Bogen, doch es war zu dunkel um zu erkennen was dahinter lag.
Nachdem sie sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, wobei ihr Said belustigt zusah, deutete er auf die Mitte der Treppen. Unterhalb des Geländers im zweiten Stock, von dem aus man wie auf einer Empore runter schauen konnte, hingen nebeneinander neun riesige Portraits.
Das sind meine Kinder“, erklärte er. „Die Bilder sind jeweils an ihrem achtzehnten Geburtstag aufgenommen worden und hängen in jedem meiner Häuser an der gleichen Stelle. Das Gäste gleich wissen wer hier den Ton angibt!“ lachte er. Encarna bemerkte es aber nicht sondern sie schaute gebannt von einer Fotografie zur nächsten. Das waren also Saids Kinder.
Das Portrait ganz links zeigt Saskia, die Älteste“ erklärte er. Encarna schaute das Mädchen auf dem Foto an und sah, dass sie unmöglich Saids leibliche Tochter sein konnte. Sie hatte blonde lange Haare, die ihr glatt über die Schultern fielen. Ihre blauen Augen, waren viel kleiner als Saids braune und sie hatte sehr helle Haut. Bei der zweiten war es nicht viel anders. Zwar hatte sie braune Haare und Augen, aber es war keine Ähnlichkeit vorhanden. „Coco“ sagte Said nur. Das war also die Psychologin die jetzt im Rollstuhl saß. Armes Mädchen, dachte Encarna.
Der junge Mann auf dem nächsten Bild passte so überhaupt nicht zu den beiden Mädchen zuvor. Er hatte dunklere Haut als Said, kleine schwarze Locken und Saids große dunkle Augen. Sein Blick war mit dem der beiden anderen nicht zu vergleichen. Während Saskia und Corinna etwas schüchtern in die Kamera lächelten, sprach aus seinem Blick der pure Trotz. „Er hatte wohl keine Lust zu dem Foto?“ fragte Encarna. „Nein, Karim hatte zu dieser Zeit auf nichts Lust!“ antwortete Said seufzend.
Die nächste ist übrigens Laila. Und versuch erst gar nicht eine Ähnlichkeit zwischen ihr und mir zu finden. Es gibt keine. Bis auf die Locken, die sie von meiner Familie hat, ist sie das Ebenbild ihrer Mutter!“ Encarna betrachtete auch dieses Bild interessiert und ihr fiel auf, dass Lailas Bild eine Traurigkeit ausstrahlte, die bei den drei anderen nicht zu sehen war. Ihre blauen Augen schauten ins Leere und wenn Encarna nicht gewusst hätte, dass es sich um einen Menschen handelt, hätte sie auch vermuten können dass man eine Puppe fotografiert hatte. Die blauen Augen, die dunkelroten Locken und vor allem der blasse Teint, konnten einen das wirklich vermuten lassen.
Die nächsten beiden Mädchen sahen Laila wesentlich ähnlicher als der Rest der Geschwister. Cecilia und Isabelle, wie Said gesagt hatte. Beide hatten blonde glatte Haare und man erkannte sowohl eine Ähnlichkeit zu Said, als auch zu Laila. Encarna musste schmunzeln als sie sah, dass die Ältere der beiden, Cecilia, regelrecht mit der Kamera kokettierte. Said musste wissen was sie meinte, denn er sagte „ Oh ja, das hat in unserer Familie für einige Aufregung gesorgt. Mein älterer Bruder hat sogar verlangt, dass ich es abhänge. Es sei zu aufreizend. Ich habe mich dumm gestellt und ihn gefragt wieso, schließlich sei Cilly vollständig angezogen!“
Als Encarna dann ein Bild weiter nach rechts schaute wich sie erschrocken einen Schritt zurück. Ihr Blick glitt dann über das Portrait eines blond gelockten jungen Mannes, zum letzten Bild. Immer wieder glitt ihr Blick zwischen den Bildern dieser beiden Mädchen hin und her.
Said brauchte ihr die Namen nicht zu nennen, denn wer ihr da entgegenstrahlte wusste sie. Sara und Athina.
Sie brauchte einen kurzen Moment um sich zu trauen Said zu fragen, doch dann tat sie es einfach. „Ist Athina Rana?“ Er wusste was sie ihm damit sagen wollte, denn er wusste dass Encarna seine jüngsten Töchter kannte. „Ja. Ihr vollständiger Name ist Athina-Rana bint Said ben Wassim.“ Encarna war zu schockiert um irgendwie zu reagieren. Athina war also tot krank. Jetzt wusste sie auch woher dieser dauernde Husten kam. Wieso hatte sie nichts gemerkt?
Said sah wie Encarna kreidebleich wurde. „Geht es dir gut? Sie ist okay, ihr geht es besser!“ sagte er und erriet damit was in Encarna vorging.
Als sie nicht reagierte nahm er sie in den Arm. „Komm, Schatz beruhig dich. Du hast mir gesagt, dass sie es schafft und ihr geht es heute schon viel besser. Sara hat angerufen. Rana ist übern Berg. Mach dir keine Sorgen!“
Wieso hast du mir nicht gesagt, dass die beiden deine Töchter sind?“ fragte sie und machte sich von ihm los. „Weil Sara mir heute erst erzählt hat, dass ihr euch kennt. Rana scheint dich wohl gleich durchschaut zu haben“. „Wie meinst du das durchschaut?“ fragte sie ihn.
Das du nicht so kalt und unnahbar bist wie du immer tust“, grinste er und küsste sie im nächsten Moment.
TBC
#17

Aaaaaaaaaaaah, na endlich :biggrin:
Find ich gut, dass sie jetzt endlich weiß, dass Athina Rana ist.
UND dass er sie geküsst hat. Wurde ja auch mal Zeit ^^
Ich fand beide Teile mal wieder FANTASTISCH. Ich liebe die Story...
Was die Vorschläge angeht, das ist gar nicht so wild. Hauptsache du schreibst und postest weiter, dann bin ich jedenfalls schon zufrieden.
Jaa, ansonsten mal wieder umwerfend.
Einzige Meckerei von mir (und das ist keine Kritik, mir passiert sowas ständig, außerdem habt ihr das ja zu zweit geschrieben, wenn ich das richtig erinnere): die Namen.
Ich hab heut eindeutig einen Tick, wenn's um Namen geht.
Also das, ist nicht böse gemeint, im Gegenteil, aber ich weiß nicht, wenn du das ganze als Datei auf dem PC gespeichert hast (und das hast du, da bin ich mir sicher) könntest du dann eventuell das Sara durch das Sahra ersetzen, was du am Anfang benutzt hast?
Ist nicht schlimm, wenn du's nicht tust, aber mich macht sowas immer halb wahnsinnig, lol.

Ansonsten bin ich mal wieder ganz erfreut über die neuen Teile... Ich hoff einfach mal der nächste kommt schon bald.

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#18

Ich muss gestehen, dass ich es gerade andersrum abgeändert habe. Das Problem ist dass die Sahra die jüdische Schreibweise ist und das passt hier nicht. Ich habe es am Anfang so gelassen, eben wegen dem Schreibprogramm, aber kann das langsam nicht mehr verantworten, sorry!
#19

Hauptsache es bleibt letzten Endes einheitlich, ich habs nämlich auch schon mal gehabt, da hat der Autor ständig die Namen anders geschrieben und ich bin wahnsinnig dabei geworden. Oder (selber Autor) hat in seiner Story 2 Personen gehabt und die hießen fast gleich. Eben nur 1 oder 2 Buchstaben Unterschied und am Ende hat er das selbst alles durcheinander gebracht und keiner hat mehr durchgeblickt wer denn nun wann was macht.

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#20

also ich fand die zwei(?) , den riesen großen teil...wie auch immer sehr cool
wie immer toll geschrieben, fantastisch rüber gebracht und die idee ist wirklich cool, ich bin unglaublich gespannt wie es weiter geht
das hier ist die einzige nicht-gg-story, die ich in diesem forum lese, nur mal zur anmeckung =)

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