Hallo ihr Lieben! :knuddel:
@Charming_Holly: Vielen Dank für dein Feedback! Freut mich, dass dir die Geschichte bis jetzt gefällt.
Nein, ich bin zwar JJ, aber das ist keine JJ FF. Die Liebe spielt zwar eine groÃe Rolle in dieser Geschichte, aber nicht im klassischen Sinne.
Deine Fragen werden sich alle im Laufe der FF klären.
@Zora: Freut mich, dass du auch diese FF entdeckt hast und sie dir bis jetzt gefällt!
@lila lila: Danke für dein Feedback! Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.
@Searsha: Freut mich, dass du meine FF liest und dir mein Schreibstil so gefällt. Vielen Dank!
@Mery1202: Danke für dein Feedback! Hab mich sehr darüber gefreut!
@alle: Ich habe weiter geschrieben. Hoffe, euch gefällt das neue Kapitel. Freu mich, wie immer, sehr über Feedbacks!
Bussi Selene
2. Kapitel
Das Mondlicht tauchte das kleine Zimmer in ein sanftes Licht. Die Stille war beunruhigend. Sie zog zitternd die Beine enger an sich. Der Boden war kalt. Sie spürte es nicht mehr. Es war nicht mehr von Bedeutung. Nichts war mehr von Bedeutung. Würde sie sterben, unter dieser Kälte der Stille und dem verräterischen Schein des Mondes, es wäre nicht mehr von Bedeutung. Sie wartete nur noch darauf. Der Sturm heulte auf. Ein Ast schlug gegen das Fenster. Sie hatte das Gefühl als würde es bald brechen. Doch auch das würde sie nicht mehr erleben. Sie spürte wie ihre Lippen und ihr Hals zunehmend trockener wurden. Ihre Augen brannten. Die Schwere schien aus ihrem Körper zu weichen. Langsam, aber sicher. Ihre Glieder würden leicht werden. Wie eine Feder.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. „Oh mein Gott! Ruft einen Notarzt! Sofort!“ Das waren die letzten Worte, die sie vernahm, bevor die Schwärze sie zu Boden riss.
Rory erwachte schweiÃgebadet. Die Sonne warf die ersten Strahlen durch die dünnen Jalousien. Der Himmel schimmerte unter prächtigen Farbschattierungen. Sie zitterte. Tränen rannen über ihre Wange. Sie strich über das feuchte Kopfkissen. Rory griff sich auf die glühenden Wangen. Sie würde nicht zu Ruhe kommen. Nie wieder. Nirgendwo auf dieser Welt. Ihre Beine trugen sie schleppend in das kleine Badezimmer. Sie steckte die Haare mit einem schwarzen Gummi hoch, entledigte sich ihres Nachtgewandes und stieg in die Dusche. Das kalte Wasser prasselte auf ihren zitternden Körper. Es schien wie ein Dorn schmerzhaft in ihre Haut einzudringen. Sie frühstückte an jenem Morgen nicht, hatte kein Bedürfnis dazu.
Als sie Garden Manor erreichte, begann ihr Kopf zu schmerzen. Sie nahm rasch eine Tablette bevor sie durch das groÃe Tor trat. An diesem Tag herrschte ein hektisches Treiben in den Gängen. Pfleger halfen den schwächeren Menschen aus ihren Zimmern, immer wieder fuhren Angestellte mit Speisewägen voller Tabletts an ihr vorbei. Eine sehr junge Pflegerin wies Rory den Weg zum Speisesaal, welcher zwischen den Mahlzeiten gleichzeitig als Aufenthaltsraum fungierte. Sie sah sich unsicher um. Ihr Blick fiel auf einen Tisch mit kränklicheren Menschen, welchen beim Essen geholfen wurde. Sie schenkte ihnen ein kurzes Lächeln. Auf einen anderen Tisch fand sie schlieÃlich Elizabeth O’ Reilly vor, welche gerade ein Buttercroissant verzehrte und sich angeregt mit ihrer direkten Nachbarin unterhielt. Dass hieÃ, Elizabeth sprach auf sie ein. Es wunderte Rory nicht, dass diese einen Platz eingenommen hatte, von welchem sie nicht nur den Tisch sondern auch den gesamten Saal überblicken konnte. Es war unglaublich. Diese Frau besaà eine Ausstrahlung, welche andere Menschen blass neben ihr erschienen lieÃ. Trotz der einfachen Kleidung und der Butter, welche sie noch nicht aus dem Mundwinkel gewischt hatte. Rory näherte sich unsicher. Sie hatte sich mit der Uhrzeit geirrt, hatte erst nach dem Frühstück kommen wollen.
„Mrs. O’ Reilly, guten Morgen.“ Begann sie lächelnd.
Die ältere Dame unterbrach ihr Gespräch nur äuÃerst widerwillig. Sie musterte die Jüngere Stirn runzelnd, als würde sie sich ihrer nicht mehr entsinnen. Doch Rory wusste: Elizabeth O’ Reilly vergaà niemals etwas.
„Entschuldigen Sie die Störung. Ich habe mich mit der Uhrzeit geirrt. Ich werde noch ein wenig im Garten spazieren gehen und dann wieder kommen, wenn das für Sie in Ordnung ist.“
„So ein Unsinn!“ Entrüstete sich Elizabeths Nachbarin. „Bei diesem Wind! Setzen Sie sich doch. Sie können ein wenig von meinem Brot haben. Sie sehen schlecht aus, Kindchen, im Gegensatz zu mir.“ Sie hielt sich lachend den korpulenteren Bauch.
Rory warf einen kurzen Blick auf Elizabeth, welche Stirn runzelnd auf den freien Stuhl gegenüber deutete. „Hattie pflegt ohnehin erst später zu frühstücken. Nehmen Sie ruhig Platz.“
„Danke.“
Die anderen Personen des Tisches registrierten Rory nicht, unterhielten sich weiterhin über das Wetter.
„Wollen Sie nun?“ Fragte Elizabeths Nachbarin und wies auf das halbe Brot.
„Nein, vielen Dank.“
„Rose Harwood.“ Sie reichte ihr die Hand. „Nennen Sie mich Rosie, so nennt mich jeder seit ich geboren bin.“
Elizabeth rollte mit den Augen.
„Sehr erfreut. Lorelai Gilmore, aber nennen Sie mich Rory.“
„Rory…das ist ein hübscher Name.“ Rosie lächelte. „Woher kommen Sie?“
„Hartford, Connecticut.“
„Sie sind Amerikanerin? Kennen Sie Shirley MacLaine?“
„Nein…leider.“ Rory lächelte.
„Woher sollte sie die kennen?“ Elizabeth schüttelte den Kopf.
„Sie ist doch auch Amerikanerin.“
Elizabeth seufzte. „Hast du heute schon Ellen gesehen?“
Rosie runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher.“
„Was heiÃt, du bist dir nicht sicher?“
„Ich weià es nun mal nicht mehr…“ Rosie zuckte lächelnd mit ihren Schultern. „Du weiÃt doch, mein Gedächtnis verlässt mich zunehmend.“
„Du musst es besser trainieren. Ich löse jeden Abend Kreuzworträtsel.“
„Das nützt bei mir nichts mehr, Elizabeth.“
„Ach, so ein Unsinn!“ Elizabeth winkte ab.
Rosie betrachtete ihre Teetasse, wandte sich schlieÃlich wieder an Rory. „Wie alt sind Sie, mein Kind?“
„Neunundzwanzig.“
„Neunundzwanzig?“ Rosies Augen weiteten sich. „Was würdest du tun, wärst du nochmals neunundzwanzig, Elizabeth?“
„Ich würde nicht hier sitzen.“ Obwohl Rory mit einer ähnlichen Antwort gerechnet hatte, hatte sie gehofft, dass Elizabeth anders reagieren würde.
Rosie schüttelte lachend den Kopf. „Also ich würde unglaublich viel tun. Die Welt bereisen, vielleicht Kurse auf Universitäten belegen und die Männer verrückt machen.“ Sie zwinkerte Rory zu, welche ihr Lachen erwiderte. „Würdest du mit Paolo gehen, wärst du wieder neunundzwanzig, Elizabeth?“
Rory runzelte die Stirn.
Elizabeth schenkte ihrer Freundin einen genervten Blick. „Was sprichst du nun schon wieder für einen Unsinn? Ich kannte niemals einen Paolo. Das war Harriet.“
„Aber, Elizabeth…“ Rosie runzelte unsicher die Stirn.
„William. Das war der Name meines Mannes. Der einzige Mann, den es für mich jemals gegeben hatte.“
„Entschuldige.“ Rosie wirkte betroffen. „Es tut mir ehrlich leid.“
„Schon gut.“ Erwiderte Elizabeth. Ihr Unterton sagte anderes.
Rory betrachtete sie Stirn runzelnd. Nur die Liebe scheint unser gröÃter Segen und Untergang zugleich. Das war nur einer der Sätze gewesen, welche das Gedicht Elizabeths beinhaltet hatten. Aus irgendeinem Grund musste sie gerade daran denken. Und an den Zeitpunkt, wann sie es gelesen hatte. Wer neben ihr gesessen hatte und warum.
„Guten Morgen, Rosie. Guten Morgen, Elizabeth.“ Eine Pflegerin um die vierzig Jahre alt, welche sich später als Mia vorstellen sollte, riss Rory aus ihren Gedanken. Ihre hellblauen Augen musterten die beiden älteren Damen prüfend. „Wie geht es Ihnen heute Morgen?“
„Ich bin zumindest lebend aufgewacht.“ Meinte Elizabeth.
Rosie schmunzelte kurz über die Worte ihrer Freundin bevor sie selbst antwortete. „Vielen Dank, meine Liebe. Es geht mir wunderbar. Die Sonne scheint, die Vögel singen. Und heute Nachmittag wird mich meine Tochter besuchen. Cathy ist so ein schönes, liebes Kind. Vielleicht bringt sie mir wieder Kirschkuchen mit.“
Rory lächelte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Rosies Tochter wohl aussehen mochte. Die alte Dame war trotz ihres sehr hohen Alters eine Schönheit.
Mia wechselte einen kurzen Blick mit Elizabeth. „Das freut mich, Rosie. GrüÃen Sie Ihre Tochter.“ Plötzlich fiel ihr Blick auf Elizabeths Buttercroissant. „Das ist doch Diätmargarine?“ Sie musterte die ältere Frau misstrauisch, wandte sich schlieÃlich an Rosie. „Sie haben ihr doch nicht schon wieder Ihre Butter überlassen? Sie darf sie nicht essen.“
„Sterbe ich nicht an der Butter, dann an etwas anderem. Sterben werde ich früher oder später sowieso.“ Erwiderte Elizabeth mit ruhiger Stimme.
Mia ging nicht darauf ein. „Keine Butter mehr für Elizabeth.“ Sie blickte Rosie streng an.
Diese nickte schlieÃlich.
„Wie im Gefängnis ist es hier…“ Stöhnte Elizabeth als Mia sich anderen Heimbewohnern zuwandte.
Rosie blickte auf die groÃe Uhr, welche direkt über der Tür angebracht worden war. „Ich werde nun gehen. Möchte ein wenig schlafen bevor Cathy kommt.“
„Wir werden dich ein Stück den Gang entlang begleiten.“ Entschied Elizabeth. Die Frauen unterhielten sich angeregt, während Rory die Bilder an den Wänden bewunderte. Es waren kunstvolle Gemälde von Landschaften. Die Farben waren stets in sehr hellen Tönen gehalten.
„So, hier bin ich zuhause.“ Rosie reichte Rory die Hand. „Es war schön Sie kennen zu lernen.“
„Die Freude war ganz meinerseits.“ Die Jüngere lächelte.
Rosie schenkte den beiden ein kurzes Lächeln, bevor sie ihr Zimmer betrat.
Wenig später fand sich Rory wieder in dem gemütlichen Raum Elizabeths. Nachdem diese die Tür geschlossen hatte, deutete sie ihr sich zu setzen und folgte den eigenen Worten ebenfalls.
Elizabeth betrachtete Rory aufmerksam. „Rosie hat keine Kinder mehr.“ Sagte sie plötzlich. „Ihre Tochter verstarb vor über zwanzig Jahren.“
Ein Schauer erfasste Rorys Körper.
„Es kann nichts Schlimmeres für eine Mutter geben. Haben Sie auch Kinder?“
Rory wich Elizabeths Blick aus. „Nein. Das tut mir Leid…das mit Rosies Tochter. Was ist passiert?“
„Das Leben.“ Antwortete Elizabeth nur. „Rosie lebt in einer Welt, welche sie sich selbst kreiert hat. Aber in gewisser Weise tun wir das doch alle, oder?“
Rory starrte auf ihre Hände. Sie waren blass, die blauen Venen waren hervorgetreten. Ihr Herz schmerzte mit jedem Schlag.
„Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrer Mutter?“
Rory runzelte die Stirn. Wer war es hier, der ein Interview führen sollte? „Sie ist meine beste Freundin.“ Denn nichts, nichts auf der Welt ist so ewig wie Liebe einer Mutter. Hatte Elizabeth geschrieben. Vor über dreiÃig Jahren.
„Wie können Sie Ihre beste Freundin für ein halbes Jahr verlassen?“
„Ich habe Sie nicht verlassen, ich sammle lediglich neue Berufserfahrungen.“
„Miss Gilmore, was erhoffen Sie sich von unseren Gesprächen? Welche Erwartungen haben Sie?“
„Ich möchte Sie kennen lernen, mehr über Ihr Leben erfahren.“
Elizabeth musterte sie schweigend, nickte schlieÃlich. „Auf dem Regal steht eine graue Schachtel. Bringen Sie mir diese.“
Rory erhob sich langsam. Als sie die Schachtel ergriff fiel ihr Blick auf das Bild mit der venezianischen Gondel. Erst jetzt fiel ihr die Signatur im rechten Eck auf. Nur ein einzelner Name. Kein Nachname. Nichts.
Rory verdrängte die Frage, welche ihr am Herzen lag und setzte sich wieder.
Elizabeth öffnete die Schachtel und zog ein kleines Album heraus. Rory erkannte schwarzweiÃe Fotos.
„Vielleicht sollte ich zuerst von meiner Mutter erzählen. Sie wies mir den Weg. Niemand anderer hatte mich so sehr beeinflusst wie sie…“
Rory zog ein Diktiergerät aus ihrer Tasche. „Gestatten Sie?“
„Nur das geschriebene Wort ist das Wahre. Aber benützen Sie es, wenn Sie so besser verstehen.“