Lorelais Tränen - alle Teile
#11

Kapitel 10

„Hallo Lorelai.“ Lorelais Lächeln gefror auf der Stelle.
„Oh. Du.“ Was wollte dieser Kerl schon wieder?
„Vielen Dank für die äußerst freundliche Begrüßung Lorelai.“ Seine Stimme hatte einen gewissen sarkastischen Unterton den Lorelai einfach nicht ausstehen konnte.
„Was willst du Jess?“
Sie verspürte nicht die geringste Lust dazu mit Jess zu reden.
„Ich weiß dass wir uns nicht riechen können Lorelai. Aber das mit Rorys Dad tut mir Leid.“ Lorelai glaubte ihm nicht. Jess und Gefühle für andere Menschen? Schwachsinn!
„So so.“
„Lorelai bitte. Es tut mir wirklich leid. Glaub mir ich kenne das Gefühl seinen Vater zu verlieren.“ Hörte sie da etwa eine Spur Traurigkeit und ehrlichen Mitleids in Jess Stimme?
„Ok. Danke Jess. Mir tut dass mit Chris auch leid – für Rory. Sie vermisst ihn wohl sehr.“ Vor Jess würde sie ganz sicher nicht zugeben wie hart sie der Tod von Christopher getroffen hatte. Und schon gar nicht wollte sie daran erinnert werden was es genau mit Chris Tod auf sich hatte. Aber wenigstens besaß Jess soviel Anstand die Klappe zu halten.
„Was kann ich für dich tun Jess?“ Lorelai klang viel versöhnlicher. Nicht dass Jess sich viel aus Lorelai oder ihrer Meinung machte. Aber er brauchte sie nun einmal. Denn ohne Lorelai gab es für ihn auch keine Rory. Dies war nun mal ein ungeschriebenes Gesetz.
„Ich würde gerne mit Rory sprechen.“ Jess hatte Angst dass Lorelai fragen könnte warum. Das wusste er eigentlich selbst nicht so genau. Er hatte einfach nur Sehnsucht nach Rorys weicher Stimme.
„Jess sie ist immer noch mit Dean zusammen.“ Oh Gott ja! Dachte Lorelai wirklich dass er das nicht wusste? Wie könnte er es vergessen? Wie sollte er?
„Ich weiß Lorelai. Darum geht es nicht. Rory und ich sind Freunde. Einfach nur Freunde! Ich dachte es könnte ihr helfen mit mir zu sprechen“ Lorelai schnaubte. Warum sollte es ihr helfen mit ihm zu sprechen? Rory hatte schließlich ihre Mutter und Dean und Sookie und ihre Grandma. Nein sie brauchte Jess nicht. Sie durfte Jess nicht brauchen. Denn Jess war wie Christopher. Er würde Rory das Herz brechen genauso wie Christopher es immer wieder getan hatte.
„Lorelai?“ Jess hatte das Gefühl dass Lorelai gar nicht mehr anwesend war.
„Denk dran, Lorelai. Auch ich habe keinen Vater mehr.“ Das war ein Argument. Vielleicht würde es Rory ganz gut tun, mit jemandem zu reden der sie verstand, da er dass gleiche durch gemacht hatte. „Sie schläft gerade. Aber vielleicht hinterlasse ich eine Nachricht am Ab, denn weißt du ich bin wirklich schrecklich vergesslich was Anrufe angeht.“ Lorelai konnte sich einen gewissen Sarkasmus einfach nicht verkneifen. Aber Jess lies sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Keine Sorge Lorelai. Nur keine Umstände. Ich ruf später wieder an.“


9-9-8-7-4. Zitterten seine Hände? Ach Quatsch. Seine Hände zitterten nie. Warum sollten sie auch? Er versuchte vergeblich sich ein zu reden, dass es kein Problem war Lorelai anzurufen. Sein Puls fuhr mit ihm Achterbahn und er spürte ein komisches Gefühl in der Magengegend. Er hatte sich zwar in den letzen Minuten ausführlich zu Recht gelegt was er sagen würde. Er würde es einfach mal mit Hallo versuchen. Und dann musste Lorelai ja wohl antworten. Falls sie ihn nicht erkennen würde, würde er ihr eben sagen das er Luke war. Alles andere würde sich schon irgendwie ergeben. Was? Dieser Ton? Luke seufzte genervt. Er kannte dieses Zeichen und er hasste es. Kirk winkte mit seiner leeren Kaffeetasse. Luke klemmte den Telefonhörer unter sein Ohr. „Geht niemand ran?“ fragte Kirk neugierig. „Nein.“ Lukes Mine sah aus wie ein schreckliches Gewitter. „Es ist besetzt!“

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#12

Kapitel 11

Sie jauchzte und kicherte. Alles drehte sich im Kreis und sie hörte ihren Dad lachen. Sie liebte dieses Spiel. Und sie liebte ihren Dad. Sie liebte es wenn er sie in ihrem kleinen Haus besuchte und stundenlang mit ihr über die Wiesen des Dragonfly-Inn tobte. Er hob sein kleines Mädchen hoch und lies sie fliegen. Er liebte ihr schallendes Gelächter in seinen Ohren und konnte sich an dem zierlichen Mädchen nicht satt sehen. Er wünschte sich sie viel öfter zu besuchen und mit ihr zusammen zu sein. Bis vor vier Jahren konnte er sich nicht vorstellen sie einmal so zu lieben. Aber jetzt? Sie sah genauso wunderschön aus wie ihre Mutter. Genau wie Lorelai....Chris Herz pochte jedes Mal ein klein wenig schneller wenn Rory ihn mit ihren durchdringenden Augen anschaute. Er wünschte sich jedes Mal, dass er sie öfters besuchen könnte. Aber es ging nun mal nicht. Und er war sich ziemlich sicher dass Lorelai auch nicht viel davon halten würde, wenn er ständig da wäre. Schließlich war sie damals abgehauen – ohne ihn. „Dady!“ Rorys weiche Mädchenstimme sprach voller Liebe zu ihm. Wann würde die kleine wohl bemerken dass ihre Eltern anders waren wie die anderer Menschen? Während er sie runter lies fragte er sich, ob Rory eines Tages verstehen würde, unter welchen Umständen sie entstanden war. Würde sie ihren Eltern verzeihen? Chris war total in Gedanken versunken. „Dady! Hey Dady! Schläfst du?” Rory zerrte liebevoll an seiner Hand. „Mein Dady schläft mitten am Tag.“ Sie steckte ihre zarte Nase in wunderschöne Blumen und flüsterte mit ihnen. „Schaut mal. Er schläft mit offenen Augen.“ Mit Blumen musste man leise reden, dass hatte sie von Mia gelernt.
Chris wurde aus seinen Gedanken geschüttelt. Seine Tochter unterhielt sich immer noch mit den Blumen. Er schaute auf die Uhr. Bereits in einer Stunde musste er wieder los. Sie zurück lassen. Lorelai zurück lassen. Würde er sein Leben und seine Familie jemals in den Griff bekommen? „Komm Schätzchen. Plaudere nachher wieder mit den Blumen. Ich muss bald wieder gehen.“ Rorys Kopf erschien wieder vor ihm. Ihre kleinen Pupillen weiteten sich. Sie hasste es, wenn ihr Dad wieder gehen musste. Bevor sich ihre Kulleraugen mit Tränen füllen konnten nahm sie ihr Vater bei der Hand. „Komm Schätzchen. Tante Mia hat sicher ein Eis für uns.“ Das Kindergesicht verwandelte sich wieder. „Au ja Eis! Ich liebe Eis.“ Fröhlich sprang Rory neben ihrem Dad zurück ins Hotel. „weißt du Dady, Mumy liebt Eis auch! Und Tante Sookie sagt...“ Die Fähigkeit zu reden und aus jedem Wort etwas besonderes werden zu lassen hat sie von ihrer Mutter geerbt, schmunzelte Chris. „Denkst du dass Sookie recht hat?“ Chris ertappte sich dabei dass er seiner plappernden Tochter nicht zu gehört hatte. „Dady? Sag schon? Sag schon, denkst du Tante Sookie hat Recht?“ Chris sah Lorelai in der Türe stehen. Sie sah besorgt aus. „Rory! Rory mein Schatz!“ Lorelai winkte etwas übertrieben, aus Chris Sie hat immer noch kein Vertrauen zu mir. Chris überlegte ob er zurück winken sollte. Aber Lorelai rief weiter: „Rory! Rory Schatz!“

„Rory! Rory! Wach auf Liebling! Lorelai schüttelte und zerrte an ihrer Tochter. Langsam bekam sie das Gefühl, dass Rory nicht nur schlief. „Rory. George Bush hat Kaffee verboten und Harvard ist abgebrannt!“ Rory blinzelte. Na also, dachte Lorelai, der alte Trick mit Harvard klappte immer. Endlich schlug Rory die Augen auf. Irgendwie sah sie verwirrt aus. Ob sie wohl schlecht geträumt hatte? Lorelai wusste es nicht und beschloss auch nicht weiter darüber nach zu denken. „Rory wach endlich auf, ich verhungere gleich! Willst du etwa an meinem Tode schuld sein?“ „Mhm.“ Grunzte Rory. „Diese Antwort sehe ich jetzt mal als klares Nein. Und jetzt steh endlich auf.“ Gespielt erzürnt entriss Lorelai Rory die Decke. „Komm jetzt endlich! Ich hab Hunger!“ Lorelai nahm ein Kissen zur Hand. „Hunger! Hunger! Hunger!“ „Mum! Lass gut sein ich steh ja schon auf!“ Rory hatte keine Zeit mehr an ihren Traum zu denken. Energisch rieb sie sich den Traum aus den Augen. Aus den Augen aus dem Sinn, dachte sie. Vielleicht würde dann sogar irgendwann der Schmerz tief in ihr drin aufhören. Lorelai klopfte ihr auf den Hintern. „Los schneller! Du hast 10 Minuten um dich anzuziehen und mich mit einem atemberaubendem Kleid um den Verstand zu bringen.“ Rory schlug vergeblich mit der Hand nach ihrer Mutter. Woher kam den bloß Lorelais gute Laune? Als sie vorhin eingeschlafen war, sah Lorelai noch aus wie ein Häufchen Elend.
Aber dass würde sie schon noch rausfinden. Jetzt beeilte sie sich erst einmal ins Bad zu kommen. Den langsam spürte auch sie, dass sie eigentlich riesigen Hunger hatte. Als sie ihre dunklen Haare bürstete wusste sie was sie wollte: Einen großen saftigen Cheesburger mit unverschämt viel Pommes und einen ganzen Eimer voll Kaffee. Bei dem Gedanken an Lukes frische Donats lief ihr dass Wasser im Mund zusammen und sie beeilte sich in ihre Sandalen hinein zu kommen.
„Wow. Ich glaub ich spüre eine Ohnmacht nahen!“ Lorelai riss die Augen auf und lies sich theatralisch an die Küchentür sinken. „Ja Mum. Schon gut, reg dich ab. DU siehst auch toll aus.“ Bemerkte Rory bei dem Anblick von Lorelais neuen Ohrringen die ihre Wangenknochen wirklich vorzüglich betonten. „Los gehen wir!“ Rory wollte schon in Richtung Luke, also zur Vordertür los laufen. Aber Lorelai lächelte verführerisch. „Nein Schätzchen. Heute brechen wir zu neuen kulinarischen Ufern auf. Los komm!“ „Mom nein. Ich will zu Luke. Ich will Cheesburger und...“ maulte Rory. Sie hatte nicht die geringste Lust auf etwas neues. Sie wollte Kaffee und sie wollte in braune Augen schauen... Aber Lorelai kannte keine Gnade. „Auf geht’s!“ Wie ein Pfadfinder ging sie voran. Aber wohin?

„Mom! Meine Füße tun so weh. Ich kann nicht mehr! Ich verhungere. Wo führst du mich hin?“ Die beiden Gilmores liefen seid einigen Minuten mehr oder weniger zielstrebig durch Gras und hohe Bäume. Rory hatte ihre teuren Riemchensandalen an und spürte schon fast die drohenden Blasen. „Mom? Wie kannst du deinem armen schutzlosen Kind so was antun?“ seufzte Rory. Lorelai zerrte weiter an Rorys Hand. „Halte durch! Bald haben wir es geschafft!“ Rory verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Langsam hatte sie genug. „Nicht! Du bekommst Falten! Für die Schönheitsoperation hab ich noch kein Geld! Erst muss ich noch meine Nerven reparieren lassen. Denkst du ich könnte Emily Gilmore Schmerzensgeld abverlangen und damit die OP bezahlen?“ Rory hatte keine Lust auf die Sprüche ihrer Mutter aber sie entspannte immerhin ihre Stirnmuskeln.
„So! Wir sind da!“ Lorelai blieb stehen und schaute Anerkennung suchend in die Runde. Rory atmete hörbar enttäuscht aus. „Mom! Das ist Sookies Haus.“ Lorelai blickte sie mit Engels-Augen an. „Wozu hast du mich durch die Pampa geschleppt? Wir hätten auch einfach den Weg gehen können?“ Rory stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Argh, Mom!“ Lorelai mimte die Unschuldige. “Ich wollte nur dass du in deinem jungen Leben mal ein echtes Abenteuer erlebst. Jetzt kannst du, wenn du alt bist deinen Urenkeln erzählen wie du damals mit deiner bildschönen Mutter dich durch einen Urwald kämpfen musstest, um an Essbares zu kommen. Was denkst du wie beeindruckt die sein werden, wenn sie hören was für eine tolle Frau ihre Ur-Urgroßmutter war?“ Rory murrte nur und hob ihre Hand zu einer Faust. „Hm, ha!“ Rory zielte mit ihrer Faust in Richtung Lorelai aber berührte sie nicht. Lorelai huschte ein Lächeln über das Gesicht. „Was machst du da Schatz?“ Rory gab nicht auf und drückte ihre Hand weiter in Lorelais Richtung. „Ich versuche dich zu schlagen, aber ich komm nicht hin. Ich will dich für all dass bestrafen was du mir angetan hast und was du noch tun wirst. Du weißt ich führe genau Buch über jede Gemeinheit die du mir angetan hast.“ Jetzt lachte Lorelai. „Schon klar Schatz. Ich hab gerade zu gute Laune, aber wenn du willst kannst du mir nachher etwas gegen mein Schienbein treten. Aber jetzt will ich essen. Los komm!“ Rorys Bauch knurrte bei dem Wort essen. Sie gab sich geschlagen. „Gut. Aber dann will ich auch einmal an deinen Haaren ziehen.“ Mit diesen Worten hakte sie sich bei ihrer Mutter ein und lief los. Kurz vor der Haustüre stoppte sie abrupt. „Mom?“ Lorelai wurde verduzt zurück gezogen. „Mom. Weiß Sookie...“ flüsterte Rory. „Ich meine, weiß Sookie dass mit Chris?“ Lorelai zögerte kurz und überlegte. Sie hatte nicht mit Sookie gesprochen, seid...es passiert war. In Lorelais Bauch rumorte es. Sie wusste nicht genau warum. Aus Hunger oder wegen Chris? „Na ja, ich hab bis jetzt nicht mit ihr geredet. Sie wird’s wohl auch in der Stadt gehört haben. Na ja, egal ich hab Hunger. Gehen wir rein.“ Lorelai musste etwas zu essen bekommen .Sie würde innerhalb der nächsten zehn Minuten sterben wenn sie nicht sofort etwas Essbares bekam. Also klopfte sie.

„Loooooorelai! Rooooory! Es tut mir so unglaublich leid!“ Sookie stürzte auf die beiden zu und nahm zu erst Lorelai und dann Rory in den Arm. „Meine beiden Lieblinge! Wie geht es euch? Ihr seht ja halb verhungert aus! Ich hab viermal bei euch angerufen. Kommt rein ich koch für euch! Lorelai alles ok? Rory mein Schätzchen du musst stark sein.“ Sookie war schrecklich aufgeregt und redete gleichzeitig mit Rory, Lorelai und sich selbst. Lorelai war einfach nur froh dass nicht auch noch Sookie wütend auf sie war. Wie sehr sie Sookie liebte, ihre gute Sookie. Egal was passiert Auf Sookie war verlass.
Willenlos ließen sich Rory und ihre Mutter in Sookies Küche zerren und genossen es, von vorne bis hinten bedient zu werden. Sookie übertraf sich mal wieder selbst. Sie zauberte Pancakes mit und ohne Füllung, verschiedene Soßen aus Eis und Schokolade und kross-zarter Speck und Rührei...Lorelai liefen die Augen über bei all dem was Sookie innerhalb einer halben Stunde zaubern konnte. Sookie war wirklich die geborene Chefköchin.
Nachdem nicht nur Rory und Lorelai sondern auch Sookie mit dem Essen fertig waren, es war nichts mehr übrig! Sah man plötzlich wieder Sorgen in Sookies Augen. „So ihr Lieben. Und nun erzählt mal. Wie ist es euch ergangen? Ich meine, wie war es im Krankenhaus. Ich hab gehört Luke war dabei und dann habt ihr euch alle schrecklich gestritten und Rory soll bei ihm gewesen sein, als es passierte...und“ Sookie bemerkte in ihrer Aufregung gar nicht, dass Rory immer Stiller wurde. Lorelai entging der immer wässriger und glasiger werdende Blick ihrer Tochter nicht. „Schätzchen, wie wäre es wenn du mal Jackson suchst? Ich hab gehört wie er gerade geflucht hat. Vielleicht kannst du ihm helfen, wenn er gerade einen Baum fällt oder so...du hattest doch schon immer Talent fürs Bäume fällen?“ Einen dankbaren Blick später war Lorelai allein mit Sookie. Sookie war immer noch ganz aufgeregt und wollte weiter auf Lorelai einreden. „Sookie“ unterbrach Lorelai sie: „Ich fürchte die ganze Stadt hasst mich.“ Sookies Mund blieb stehen und der Redeschwall hörte auf. Lorelai schluckte den immer größer werdende Kloß in ihrem Hals hinunter und versuchte ihre Gefühle zu ignorieren. Noch bevor Sookie fragen konnte, wie Lorelai auf so eine absurde Idee kam, riss Rory die Türe auf. Der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben...

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#13

Kapitel 12

Hatte sie gerade wirklich dass gesehen was sie glaubte? Ihr Herz klopfte wie wild. Eigentlich wollte sie doch nur zu Jackson in den Garten. Aber was musste sie an der Straßenecke sehen? Zuerst schien es als wäre es ein ganz normales Pärchen...aber dann? Rory wurde schlecht bei dem Gedanken daran. Lorelai blickte in Rorys Gesicht. Ihrer Tochter stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Sie stand auf und ging auf Rory zu. „Schatz was ist los mit dir?“ Beschützend legte sie ihren Arm um ihre Tochter. „Ich hab grad nur was gesehen was ich wohl nicht sehen sollte. Oder wollte...was weiß ich. Gehen wir nach Hause Mom?“ Lorelai verstand zwar nicht, was Rorys Problem war, aber sie wusste, dass sie jetzt für ihre Tochter da sein sollte. Sie schnappte sich ihre Jacke und gab Sookie per Handzeichen zu verstehen, dass sie nachher anrufen würde. Sookie nickte und schloss verduzt die Tür hinter den beiden.

„So. Und jetzt erzähl mir alles! Wirklich alles! Lässt du auch nur ein Detail aus kitzele ich dich bis du in Ohnmacht fällst!“ Lorelai lies sich aufs Sofa sinken. Sie hätte gerne mit Sookie geredet...Manchmal war es doch einfacher mit Sookie zu sprechen, als mit Rory. In letzter Zeit war alles etwas viel geworden: Christophers Tod, der Streit mit ihrer Mutter und der Ärger mit Luke. Lorelai brauchte dringend etwas Ruhe um über alles Nach zu denken und zu sich selbst zurück zu finden.
„Ich hab gerade JESS gesehen. Er stand einfach nur da. Ich mein was will er hier? Verfolgt er mich oder was?“ Lorelai seufzte hörbar. Es ging also mal wieder um Jess. Immer ging es um Jess.
„Was ist so schlimm daran das du ihn gesehen hast?“ Rory setzte sich neben ihre Mutter und drückte ihren Kopf in die Kissen.
„Er war nicht alleine...“ Aha! Sie ist also eifersüchtig, dachte Lorelai.
„War er etwa mit seinem imaginären Freund Peter spazieren?“ Lorelai konnte ihre Blöden Bemerkungen Jess gegen über einfach nicht lassen.
„Nein es war kein Freund! Sondern seine Freundin! Diese Shane! Und er, weißt du was er gemacht hat?“ Rorys Stimme überschlug sich fast: „Als sie ihn mal kurz zu Atem kommen lies und er mich entdeckt hat, hat er seine Hände, ahh das war so eklig, er hat seine Hände genommen und in ihre Hose gesteckt.“ Sie sprang auf. „Hier , genau hier rein!“ Sie zeigte etwas ungeschickt auf ihren Hintern. Lorelai tat sich schwer sich ein Grinsen zu verkneifen.
„Schatz, bist du etwa eifersüchtig? Ich denke ihr seid nur Freunde.“ Rorys Gesicht viel in sich zusammen. Eifersüchtig? Sie? Auf Jess? Natürlich waren sie nur Freunde, denn schließlich war sie immer noch mit Dean zusammen.
„Natürlich bin ich NICHT eifersüchtig!“ Rory verteidigte sich mit aller Macht. Rory lief im kreis um das Sofa. Redete sie noch mit Lorelai oder eher mit sich selbst?
„Ich bin nicht eifersüchtig, worauf auch? Ich hab schließlich auch einen Freund, der mir da hinfassen würde, wenn ich es wollen würde....Aber ich denke....“ Lorelai stand auf. Hier brauchte man sie nicht mehr. Rory musste selbst wissen was sie tat. Langsam stahl sich Lorelai in die Küche. Wie ein kleines Kind hoffte sie nicht ertappt zu werden. Sie hätte gerne mit Rory geredet, aber die hatte im Moment eigene Probleme. Irgendwie war Lorelai froh dass Rory bereits wieder an Jungs dachte. Sie hatte schon Angst, das es immer noch um ihren Vater ging. Aber Rory schien es langsam zu akzeptieren. Lorelai beschloss noch als sie den Telefonhörer in die Hand nahm die bevor stehende Beerdigung zu ignorieren. Es würde ihr nichts helfen sich ewig selbst leid zu tun und andere damit zu belästigen. Lorelai war immerhin eine starke Frau. So war es schon immer und würde es bleiben.

„Ja?“ Luke war schlecht gelaunt. Seid er vor einer Stunde versucht hatte bei Lorelai anzurufen und besetzt war, fand er nicht mehr den Mut es noch einmal zu probieren. Vielleicht hatte Lorelai jemanden angerufen, der für sie wirklich wichtig war. Also nicht ihn, denn er hatte stundenlang das Telefon angestarrt, bei ihm hatte sie nicht angerufen.
„Hallo?“ Luke hasste diese Telefon-Scherzchen. Dafür hatte er nun wirklich keine Zeit. „Hallo?“ fragte er ein letztes Mal genervt. Gerade wollte er den Hörer wieder auf die Gabel knallen als er ein Räuspern hörte. „Hallo? Wer ist denn da? Hören Sie, unterlassen Sie es bitte meine Telefonleitung zu belegen. Ich warte zufällig auf einen...“ „Luke, ich bin es. Lorelai.“ Lukes Herz klopfte wie wild. Sie rief ihn also doch an! Luke fragte sich wie ein Mensch gleichzeitig so aufgeregt sein konnte und trotzdem mürrisch klang. „Hallo Lorelai.“ Er wusste nicht was er sagen sollte. “Das sagtest du bereits Luke.” Luke seufzte. Es war alles so kompliziert... „Wolltest du nicht Kaffee holen gehen?“ Luke sah auf die Uhr. Er war vor Stunden geflüchtet. Hatte er wirklich Kaffee versprochen? „Äh ja. Ich hatte zuviel im Laden zu tun. Aber jetzt ist weniger los. Wenn du willst komm ich vorbei und bring dir den versprochenen Kaffee.“ Woher sollte er jetzt so schnell eine Aushilfe bekommen? Der Laden war gut besucht. Aber dann sah er Jess der immer noch mit seiner Freundin knutschte. „Wenn du noch Donats mit Schokoladen. Und Zitronenglasur dranhängst mach ich dir sogar die Tür auf.“ Luke schmunzelte. „Bis gleich Lorelai.“ Er legte auf. Er konnte sich schon Jess Gesicht vorstellen: „Jess. Hol mal wieder Luft. Du übernimmst den Laden. Gute Nacht Shane.“ Er konnte sich einen sarkastischen Grinsen einfach nicht verkneifen als Jess ihn mit hängenden Mundwinkeln und funkelnden Augen anstarrte. „Mhm“ murrte er nur. Aber Luke war schon wieder weg und besorgte Donats für seine Lorelai.


Lorelai lies das Telefon sinken. Ihr Herz klopfte und ihr Blut kochte fast. Sie hatte Luke angerufen. Warum rief sie Luke an? Sie wollte doch bei Sookie anrufen....Lorelai schüttelte verwirrt ihren Kopf. Hatte sie die falsche Nummer gewählt? Oder war Luke seid neustem ein Untermieter von Sookie? Natürlich nicht. Nein sie hatte Luke angerufen. Sie wollte mit jemandem reden und hatte einfach gedankenlos eine Nummer eingetippt. Aber sie wollte doch bei Sookie landen? Lorelai war wirklich extrem verwirrt. Aber ihr Herz klopfte. Klopfte es aus Frucht? In dem Moment als sie Lukes Stimme hörte lief ihr ein leichter Schauer über den Rücken. Lorelai sah in ihr Spiegelbild von dem Spiegel ihr gegenüber. Sie grinste ja! Warum grinste sie? Lorelai war wirklich durch den Wind. Aber sie wusste auch das Luke spätestens in zwanzig Minuten da sein würde. Es kam Leben in ihren Körper. Ihr Siegelbild zeigte nämlich nicht nur ihr seliges Grinsen sondern auch ihre fettigen Haare und ihr nicht mehr perfektes Make-up. So sollte Luke sie nie wieder sehen. Lorelai beeilte sich die Treppe hinauf ins Bad zu kommen. Wenn sie sich wirklich beeilte würde es sogar für den Fön nach der Dusche reichen. Lorelai betrachtete sich im Spiegel als sie sich auszog. Ihr Körper war zwar schmutzig, aber man sah ihr die Schmerzen und Qualen der letzten Tage nicht an. Ihr Hals war immer noch wohl geformt und ihr Bauch flach. Man sah die ersten beiden Rippen, aber nicht mehr. Lorelai mochte ihre ersten Beiden Rippen direkt unter der Brust. Sie liebte es wenn man sie dort streichelte... Lorelais Hand wanderte über ihren Körper. Als sie an ihrem Bauchnabel angekommen war und in den Spiegel blickte viel ihr wieder ihr schmutziges Haar und das verschmierte Make-up ein. Sie lächelte sich noch einmal selbst zu und stieg dann in die Badewanne. Sonst zog sie es vor zu baden, aber jetzt eilte die Zeit. Sie zog den Duschvorhang vor den Spiegel und zwinkerte sich ein letztes Mal zu. Sie liebte es sich mit ihrem eigenen Spiegelbild zu unterhalten. Als sie die Wasserwärme einstellte atmete sie hörbar aus. Sie freute sich auf den heißen Wasserstrahl auf ihrer Haut. Als dass Wasser zuerst ihren Kopf traf und über ihre Halswirbel ihre Wirbelsäule hinunter lief fühlte Lorelai einen wohligen Schauer auf ihrer ganzen Haut entstehen. Das prasselnde heiße Wasser auf ihren verspannten Schultern wirkte Wunder. Lorelai konnte praktisch fühlen wie die Anspannung und Aufregung der letzen Zeit von ihr abließ und mit dem Wasser auch der Ballast ihrer Seele im Abwasserrohr verschwand. Ihr Atem wurde flach und ihr ganzer Körper entspannte sich. Gleichmäßig atmete sie ein und aus. Ihr Leben drehte sich nur noch um das warme Wasser dass ihre Seele wie auch ihren Körper reinwusch. Lorelai genoss einfach nur und schloss die Augen. Das Wasser lief wie Tränen über ihre Augenlider und Wangenknochen. Aber anders als ihre sonstigen Tränen waren sie nicht salzig und brannten nicht auf ihrer Haut.

Luke war völlig außer Atem. Er war so schnell wie er konnte mit Donats und Kaffee unter dem Arm zu Lorelais Haus gelaufen. Jetzt stand er an dem Baum vor ihrer Türe und sein Atem ging schnell und ruppig. Er schaute auf die Uhr. Erst vor Zehn Minuten Hatte er mit Lorelai telefoniert. Wie konnte er so schnell sein? Luke wollte nicht dass Lorelai merken würde wie sehr er sich beeilt hatte. Er lehnte sich gegen den Baum und beschloss erst einmal zu warten bis er ruhiger war. Oben im zweiten Stock brannte Licht. Es war das Badezimmer. Ob Lorelai sich gerade schminkte? Oder vielleicht sogar duschte? Für einen Moment gab er seiner Fantasie nach und schloss die Augen. Er stellte sich vor wie Lorelai unter der Dusche stand und ihren eleganten Kopf unter die Brause hob. Ob sie die Augen geschlossen hatte? Vielleicht dachte sie sogar an ihn? Luke atmete hörbar erregt aus. Er sah wie Lorelai in einem Dunst aus warmen Nebel und heißem Duschgelduft die Augen öffnete und zu ihm schaute. Luke war vollkommen entspannt. Wenn er jetzt im Bad wäre, würde Lorelai ihn bitten unter die Dusche zu kommen? Sie könnte ihre Hand auf seine Schulter legen und.....
Luke schreckte auf. Da war eine Hand auf seiner Schulter! Luke zuckte zusammen wie ein Schuljunge der beim Spicken erwischt wurde. „Luke? Was machst du denn hier? Willst du zu Lorelai?“ Luke wurde unsanft aus seiner Traumwelt gerissen. Als er endlich die Augen öffnete schaute er einem Langhaarigen Jungen entgegen. Der Junge war größer als er selbst. Luke war es schrecklich unangenehm dass jemand ihn so erwischt hatte. „Hey Luke! Träumst du? Ich bin es doch nur. Dean. Weißt du noch? Softball? Du gegen mich? Und ich gewinne meistens?“ Dean grinste. Luke sah schrecklich verplant aus. Zu gerne würde Dean fragen, an was Luke gerade gedacht hatte, aber dass würde dieser ihm sicher nicht freiwillig erzählen. Also begnügte sich Dean mit seinem Grinsen und wartete geduldig bis Luke sich eine Ausrede einfallen lies. „Hallo Dean. Du auch hier?“ Luke überlegte Fieberhaft. Es war ihm gar nicht recht, dass Dean ihn so überrascht hatte. Aber was sollte er tun, oder was würde Dean tun? Er würde sicher nicht zu Lorelai rennen und ihr sagen dass Luke wie liebeskrank an ihrem Baum hing und...was eigentlich? Dean hatte ja keine Ahnung, glaubte Luke. „Ich bringe den bestellten Kaffee und Donats. Und was treibt dich so spät noch hier her?“ Luke hatte trotzdem das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Aber Dean grinste einfach weiter. „Sicher das gleiche wie dich : Die unwiderstehlichen Gilmores!“ Dean schlug Luke kameradschaftlich auf die Schulter. „Komm! Auf in den Kampf mein Freund.“ Brav folgte Luke. Denn wie sollte er schon Dean erklären dass er lieber noch eine Weile hier im Schatten der Bäume stand und an Lorelai denken wollte? Als sie auf das Haus zugingen sah Luke, das im Bad bereits das Licht aus war. Er musste über seine eigene Fantasie lachen, die ihn scheinbar solange in Schach gehalten hatte, das Lorelai bereits fertig war und nur auf ihren Kaffee und Donats wartete. Und auf ihn, dachte Luke als er die wenigen Treppen zur Veranda hoch lief.

Lorelai lief aufgeregt auf und ab. Wie konnte sie so voreilig Luke erlauben zu kommen? Erinnerte sich Luke nicht mehr? Er war doch geflüchtet vor ihr. Geflüchtet vor der Frau die ihre Jugendliebe auf dem Gewissen hatte. Zumindest dachte dass sicher die ganze Stadt. Und Luke hatte sie ja nicht einmal mehr angesehen. Warum kam er dann jetzt zurück? Als sie ihn brauchte war er gegangen und hatte sie alleine gelassen. Warum wollte er jetzt zurück kehren? Die innere Ruhe die sie vorhin beim Duschen empfunden hatte, war weg. Einfach davon geflogen. Vielleicht sollte sie einfach noch einmal duschen? Würde es ihr helfen und ihre Gedanken ordnen? Luke musste schließlich nicht vorbei kommen, wenn er nicht wollte. Er hatte ihr schließlich vorgeschlagen vorbei zu kommen.
Lorelais Gedanken wurden von dem klopfen an der Türe unterbrochen. Er war da! Lorelai spürte wie ein Stormstoß durch ihren ganzen Körper von den Zehen bis in die Haarwurzeln ging. Sie musste jetzt Ruhe bewaren. Wieso war sie eigentlich so schrecklich aufgeregt? Energisch prüfte sie ihre Frisur im Spiegel und setzte sich auf das Sofa. Nein sie saß ja da wie eine Nutte! Sie sprang auf. Nein auch dass war nicht besser. Sie setzte sich wieder und nahm eine Zeitschrift in die Hand. Jetzt war sie bereit. Sie atmete tief durch: „Es ist offen!“
Die Türklinke wurde nach unten gedrückt und die Tür öffnete sich. Gleich würde er da sein. Lorelai hatte etwas Angst vor der Begegnung. Als sie Luke das letzte Mal gesehen hatte, lag ein seltsamer Blick in seinen Augen. Lorelai erinnerte sich plötzlich wieder an den Blick. Er wirkte fast verletzlich aber irgendwie auch stur. Lorelai hasste es wenn sie Menschen nicht durchschauen und verstehen konnte. Luke war einer dieser Männer die wohl ein ewiges Rätsel bleiben würden. Warum hatte er sie so angeschaut und sich dann abgewandt?

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#14

Kapitel 13

„Guten Abend Lorelai. Luke und ich kommen wegen Rory. Ist sie in ihrem Zimmer?“ Dean kannte keine Gnade für Luke. Er wusste schon lange wie sehr Luke Lorelai anhimmelte. Er fragte sich warum Luke auf einmal so zurück haltend war. Ob irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen war?
Bevor Lorelai noch antworten konnte war Dean bereits am Sofa vorbei gestiefelt und auf dem Weg zu Rorys Zimmer. Luke stand hilflos an der Türe und starrte Dean hinter her. Es war alles so schwierig. Luke war eben noch so völlig entspannt und voller Erotik im Blut. Aber was, wenn er Lorelai jetzt anschauen würde und sie immer noch so schrecklich mitgenommen aussah wie beim letzten Mal als er sie sah? Luke atmete tief ein. Er roch Lorelai. Sie roch frisch geduscht mit einem milden Mandelölduft. Luke sog den Geruch mit der Nase ein und spürte wie der Duft sich durch seinen ganzen Körper bis ins Gehirn verbreitete. Er wagte es einfach nicht sie anzuschauen. Er wusste noch genau wie sie ihn beim letzen Mal angeschrieen hatte. Er wollte nicht wieder alles kaputt machen, nachdem sie endlich einen Schritt auf ihn zugemacht hatte.
Auch Lorelai saß ziemlich hilflos da. Sie starrte Luke an. Wie gut er doch aussah. Er hatte sine Kappe auf, die blaue, die sie ihm geschenkt hatte. Lorelai wusste nicht recht was sie sagen sollte. Sie wollte den seltsamen Streit aus der Welt schaffen. Aber wie? „Ähm Luke? Der Kaffee wird kalt!“ Luke schaute Lorelai an wie ein neues Weltwunder. Stimmt. Er hatte ja Kaffee dabei. Und Donats. Endlich fand er eine Sprache wieder. „Ja, ich hab auch die gewünschten Donats. Obwohl ich auch ohne zur Tür reingekommen wäre...“ Da war wieder Lukes sarkastisches Grinsen, dass Lorelai so sehr schätze. Sie zeigte auf den Platz neben sich. „Der Herr mit den Donats bitte hier her.“ Das Eis war gebrochen. Nicht nur Lorelai sondern auch Luke atmeten hörbar erleichtert aus bevor sich Luke neben Lorelai setzte.

Es klopfte. Rory blickte von ihrem Bett hoch. Sie saß im Schneidersitz auf ihrer Bettdecke und schaute alte Fotos von ihrer Familie an. Bilder von ihr und ihrer Mom, Bilder von ihr und Chris, aber nie Bilder wo Chris und Lorelai beide zusammen drauf waren. Es klopfte noch einmal, diesmal energischer. „Mom seid wann klopfst du an?“ Rory beachtet die Tür nicht weiter und fing an einen Fettfleck von einem Bild mit ihrem Ärmel weg zu wischen. „Ich klopfe an, seid ich mir die Haare geschnitten hab und anfing mich zu rasieren!“ Dean betrat gut gelaunt das Zimmer. Aber was sah er? Rory saß auf ihrem Bett, um sie herum einige Kerzen und Taschentücher. Und auf dem Bett? Bilder von ihren Eltern? Rory blickte erstaunt hoch. „Hallo Dean.“ Der reservierte Ton in Rorys Stimme lies Dean hellhörig werden. Irgendetwas stimmte doch hier nicht. Luke und Lorelai verhielten sich schon komisch, aber Rory? „Ich war bis heute morgen in Chicago bei dem Geburtstag meiner Tante, das weißt du doch noch?“ Dean hatte das Gefühl hier irgendetwas verpasst zu haben. Rory blickte Dean direkt an. Stimmt, Dean war für vier Tage nach Chicago gefahren. Das bedeutete ja, er wusste noch von nichts! Rory wunderte sich wie sie das vergessen konnte. Sie war unfähig etwas zu sagen. Sie zeigte auf ihre Bett. Wollte sie etwa das Dean sich zu ihr aufs Bett setzte? Dean wurde bei dem Gedanken mit Rory auf einem Bett zu sitzen ziemlich warm ums Herz. Bis jetzt hielt es Rory nicht mal allein in ihrem Schlafzimmer aus und nun wollte sie dass er sich zu ihr aufs Bett setzte? Hier war wirklich etwas passiert. Aber was? Dean tat wie ihm gehießen und setzte sich brav neben Rory. Als er seinen Arm hob um sie zu umarmen zuckte Rory zusammen und entzog sich seiner Nähe. Hatte er es missverstanden? Sie wollte doch dass er zu ihr aufs Bett kam. „Ich war vier Tage weg. Ich wollte dich nur begrüßen, wie Paare es eben manchmal machen.“ Rory hörte den verletzten Ton in seiner Stimme. Wenn sie nicht aufpasste würde Dean auch noch etwas falsch verstehen und sie vielleicht sogar verlassen, so wie ihr Dad. Dean lies seinen Arm sinken und wollte aufstehen. Aber Rory hielt ihn zurück. Als Dean die Tränen in ihren Augen bemerkte lies er sich zurück ziehen. Es ging nicht darum, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte. Es ging überhaupt nicht um ihn. „Rory, was ist los?“ Dean hasste es Rory traurig zu sehen. Jede einzelne Träne von ihr tat ihm mindestens genauso weh. „Dean.“ Rory sammelte so viel Kraft wie sie nur konnte. Trotzdem klang ihre Stimme matt und kraftlos: „Mein Vater ist gestorben.“ Dean war einfach nur schockiert. Er konnte gar nichts sagen. Aber das musste er auch nicht. Denn Rory war noch nicht fertig: „Er ist auf dem Weg nach Stars Hollow von der Straße abgekommen und frontal gegen einen Baum gefahren. Er hat den Unfall überlebt. Mom und ich waren bei ihm im Krankenhaus. Sherry war auch da. Sie und Mom haben sich die ganze Zeit gestritten. Als ich zu Dad rein bin und seine Hand berührt hab, ist er gestorben.“ Dean stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Was sollte er sagen? Wie sollte er reagieren? Rory erwartete jetzt sicher irgendetwas von ihm. Tröstende Worte oder ein Heilmittel gegen den Schmerz. Aber Dean fiel nichts ein, was ihm der Situation würdig genug erschien. Er dachte an seinen eigenen Dad, wenn ihm etwas passieren würde. Dean wüsste nicht was er dann tun würde. Rory saß da und schwieg. Einzelne Tränen liefen ihr über die Wangen und zogen leichte Schlieren von ihrer schlichten Wimperntusche. Dean tat was sein Herz ihm sagte: Er nahm Rory in den Arm und drückte sie an sein Herz. Rory lies es geschehen und war froh endlich wieder eine starke Schulter zum anlehnen zu haben. Ihr Kopf lag an seiner linken Schulter und Dean wiegte sie sanft wie ein Kind hin und her. Er flüsterte zärtlich in ihr Ohr: „Es tut mir Leid Rory. Wenn ich gewusst hätte, was passiert ist, wäre ich sofort zurück gekommen. Aber ich bin jetzt da. Es wird alles gut. Glaub mir Rory, es wird alles gut. Ich liebe dich!“ Rory schloss ihre Augen. Ich liebe dich Rory, das sagte auch ihr Vater jedes Mal, wenn er wieder ging und sie zurück lies. Es tat gut Deans Nähe zu spüren. Sein warmer Körper und sein Brustkorb der sich bei jedem Atemzug hob wirkten beruhigend auf sie. Sie hielt sich einfach nur an Dean fest und lauschte seinen Worten. Dean war unglaublich froh, dass Rory kein Problem mit ihm hatte. Denn er war geplagt von der Angst, dass Jess es eines Tages doch noch schaffen würde, sie ihm auszuspannen. Instinktiv wusste Dean dass Rory jetzt ihn brauchte. Er hielt sie einfach weiter fest und betrachtete ihre geschlossenen Augen. Er küsste jede einzelne Träne weg, die den Weg aus Rorys geschlossenen Augen gefunden hatte. Er sagte Rory gerne das er sie liebte. Es durchfuhr in jedes Mal ein wohliger Schauer wenn er es aussprach.
Nach einer Weile spürte Dean aber wie ihm sein Arm einschlief. Er konnte Rory nicht mehr halten, so gern er es gewollt hätte, es war unmöglich. Sanft drückte er Rory von sich weg. Als ihr Gesicht genau vor seinem war küsste er zärtlich ihre Lippen. Sie schmeckten nach Salz. Rory reagierte nicht auf den Kuss. Zärtlich knabberte Dean an ihrer Unterlippe. Wenn er dies sonst tat wurde Rory mutig und biss ihn leicht zurück. Aber sie regagierte wieder nicht. Dean lächelte: Rory war eingeschlafen. Engelsgleich sah sie aus, wie sie in seinem Arm lag und schlief. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen legte er Rory in die Kissen und küsste sie auf die Stirn. Dann packte er die Fotos zusammen und zog die Decke über Rory. Es war erst halb zehn. Eine weile konnte er noch bleiben. Er legte sich an den Kopf des Bettes, so gut wie es bei seiner Körpergröße eben ging und beobachtete Rory beim schlafen. Diese machte kurz die Augen auf und suchte wieder Deans Nähe. Dean setze sich Aufrecht hin und Rory legte ihren Kopf in seinen Schoß. Liebevoll fing er an ihre Stirn zu streicheln und schob ihre Haare aus ihrem Gesicht. Rory seufzte zufrieden und schlief weiter.


Luke war unfähig sich zu entspannen. Warum spürte er immer dieses komische ziehen in seinem kompletten Oberkörper wenn er mit Lorelai in einem Raum war. Lorelai schien es gut zu gehen, sie saß da und aß glücklich ihre Donats und schlürfte ihren Kaffee. Luke würde es nie zu geben, aber er war so stolz dass Lorelai seinen Kaffee so sehr liebte und ihn als den besten der ganzen Stadt pries. „Lorelai?“ Luke brannte eine Frage auf der Seele die ihn nicht zu ruhe kommen lies. Lorelai kaute weiter und schaute Luke interessiert an. „Was ist denn?“ Lorelai hatte Mühe richtig zu sprechen, da sie den Mund voll hatte. „Sag mal, wann ist eigentlich Christophers Beerdigung?“ So. Jetzt war es raus. Luke wartete gespannt auf Lorelais Reaktion. Würde sie zusammen brechen und den Verstand verlieren? Oder war es ihr egal?
Lorelai reagierte erst einmal gar nicht. Beerdigung...Lore wusste dass jeder Mensch irgend wann beerdigt wurde. Sie erinnerte sich an Rorys Reaktion als das Thema dass letzte Mal zur Sprache kam. Würden sie zur Beerdigung gehen? Lore hatte darüber noch gar nicht nachgedacht. „Ich hab keine Ahnung Luke. Ich sollte vielleicht mal bei seiner Witwe anrufen und danach fragen.“ Luke wartete vergebens auf eine Reaktion. Lorelais Gesicht war wie versteinert. Nur bei dem Wort Witwe zuckte ihr rechtes Augenlid. Das sah Luke genau. „Lore, wenn du willst, dann gehe ich gerne mit auf die Beerdigung. Also nicht dass ich gerne Chris beerdige, ich meine nur also, ich würde dich und natürlich auch Rory....“ Luke verhaspelte sich ganz schön. Lorelai reagierte immer noch nicht. Sie saß hier mit Luke und ihrem heiß geliebten Kaffee. Sie wollte nicht an Chris denken. Weder an Chris noch an seine Beerdigung. „Luke.“ Unterbrach sie ihn: „Ich würde mich freuen wenn du mich und Rory begleiten würdest. Aber bitte lass uns nicht jetzt darüber reden. Gib mir lieber noch mehr Kaffee du Koffein-Gott!“ Luke tat wie ihm gehiesen und reichte Lorelai die Thermoskanne mit dem restlichen Kaffee. Als seine Finger ihre Hand berührten ging ein unglaublicher Stromstoß durch ihn. Ob Lorelai das auch gespürt hatte? Oder bildete er sich wieder nur irgendwelche erotischen - nicht vorhandenen- Spannungen ein? „Willst du Rory nicht auch was vom Kaffee abgeben?“ Luke stand auf. Länger hätte er es neben Lorelai wohl auch nicht mehr ausgehalten. Ob diese Frau wusste was für eine unglaubliche Aura sie umgab und wie unglaublich sexy und verführerisch sie wirkte ohne es zu wollen?
Bevor Lorelai sich über den entwendeten Kaffee beschweren konnte stand Luke bereits vor Rorys Tür. Unschlüssig überlegte er, Dean war ja schließlich da. Er sollte wohl lieber anklopfen. Zaghaft klopfte er gegen das Holz. – Keine Reaktion. Luke hatte etwas Angst Dean und Rory bei etwas zu stören was er lieber nicht sehen sollte. Aber würden sie dann nicht durch sein klopfen aufmerksam werden?
„Luuuuuuuuke! Kaaaaaaaaaaffee!“ Manchmal war Lorelai schlimmer als ein kleines Kind. „Ja doch.“ Brummte Luke und drückte die Türklinke nach unten. War Rory überhaupt noch im Zimmer? Vorsichtig lugte er durch den Türspalt. Und dann sah er Dean mit Rory im Bett! Sein erster Gedanke war Laut zu schreien, aber als er sah dass sowohl Rory als auch Dean schliefen beschloss er Rory zu Vertrauen und drehte auf dem Absatz um.
„Luke, bitte bitte Kaffee.“ Lorelai schien sich absolut keine Sorgen zu machen was Rory anging. Sie fragte Luke nicht einmal, was Rory und Dean da drin trieben. „Luke setzt du dich jetzt bitte endlich hin und hörst auf hier so ne Panik zu veranstalten?“ Lorelai fragte sich, was in Luke gefahren war. Er wirkte gestresst und nervös, aber gleichzeitig verrucht und mürrisch wie immer.
„Luke du hast noch immer den Kaffee in der Hand. Würdest du, wenn du ihn schon nicht her gibst mir bitte einschenken?“ Luke starrte wie gebannt auf Lorelais Hals. Sie trug eine mit Blumen bestickte Bluse. Die ersten beiden Knöpfe waren offen und Luke konnte kleine Teile eines schwarzen Bhs erkennen. Normalerweise hütete sich Luke so gebannt auf Lorelai zu schauen , aber der Anblick ihres langen geschwungenen Halses und dem mit einer schlichten schwarzen Perlenkette verzierten Ausschnitt sorgten dafür, dass sein Verstand kurzzeitig abschaltete. „Luke! Kaffee!“ Lorelai wurde langsam ungeduldig. Hatte sie irgend etwas ekliges im Gesicht oder warum starrte Luke sie so komisch an? Immer noch nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte fing Luke an, Kaffee in Lorelais Tasse zu schenken. Aber durch seine zittrige Hand verschüttete er einiges auf Lorelais Oberteil und Hose. „Ah Luke was machst du denn!“ Lorelai fühlte sich wie in der Achterbahn. Luke hatte so einen seltsamen Ausdruck in den Augen und taxierte sie mit Blicken die sie noch nie vorher bei ihm gesehen hatte. Der Kaffee war eigentlich nicht mehr wirklich heiß, daher war die warme Flüssigkeit eigentlich ganz angenehm auf ihrer Haut. Luke schien gar nicht zu bemerken was er tat. Ob er träumte? Lorelai war sich nicht so ganz sicher, den Luke schien wirklich abwesend. „Ok, ok Luke. Es gibt zwar schlimmeres wie warmer Kaffee auf den Schenkeln, aber die Flecken sollen irgendwie auch wieder raus gehen. Hör bitte auf!“ Lorelai lachte inzwischen. Was war nur mit Luke los?
Luke erwachte wie aus einem langen Schlaf. Auf einmal sah er was er tat: Er schüttete heißen Kaffee über Lorelai. War er völlig durch geknallt? Wie kam er dazu? Er wunderte sich, dass Lorelai ihm noch keine gescheuert hatte. Schnell lies er die Thermoskanne sinken. „Oh Lorelai es tut mir Leid. Entschuldige. Ich war grad in Gedanken wo anders.“ Wo seine Gedanken waren sagte er Lorelai lieber nicht. Wer weiß ob sie ihn nicht für einen kranken Perversen halten würde.....
Lorelai lachte einfach nur. Luke sah so schrecklich erschrocken und verdattert aus, dass sie nicht anders konnte. Sie nahm Luke die Sache mit dem Kaffee nicht übel, auch wenn sie nicht verstand, warum er es tat. „Luke, du solltest dein Gesicht sehen! Zum schreien komisch sag ich dir!“ Lorelai hielt sich den Bauch vor Lachen und faste dabei in den Kaffee. „Luke, du entschuldigst mich. Bei mir im Haus regnet es seit neustem Kaffee. Ich zieh mich kurz um.“ Und schon war sie aufgesprungen und lief lachend die Treppe hinauf.
Luke wünschte sich vergeblich im Boden zu versinken....Was hatte er getan? Am liebsten würde er einfach aufstehen und davon gehen. Er hörte Lorelai immer noch lachen. Diese Frau nahm ihn doch nicht ernst! Luke sah die Kanne in seiner Hand an. Obwohl , so einen Spinner wie mich würde ich auch nicht ernst nehmen, dachte er.





Luke stand auf. Er wusste was er zu tun hatte. Gemächlich stieg er die Stufen zu Lorelais Schlafzimmer empor. Seine Schritte hallten leise auf dem harten Holz. So entspannt er auch aussah, innerlich zerriss es ihn fast. Er wunderte sich über seinen Mut. Wie kam er dazu Lorelai hinterher zu gehen? Umziehen wollte sie sich. Konnte man ihr Lachen als Einladung für ihn interpretieren? Luke musste über sich selbst grinsen. Er führte sich ja auf wie ein verliebter Teenager der davon träumt die erste Freundin zu küssen. Natürlich träumte Luke davon, Lorelai zu küssen. Aber anders als ein junger Spund genügte ihm dass nicht...Nein, er wollte mehr.
Schon war er oben angekommen und stand vor der Tür. Sie war nicht zu. Nicht einmal angelehnt. Sie stand einen Spalt offen. Genau so groß, dass Luke Lorelai sah. Sie stand nicht vor ihrem Schrank und suchte Klamotten um wieder hinunter zu kommen. Sie saß auf dem Bett. War sie nackt? Luke blinzelte. Nein, nackt war sie auch nicht. Sie trug den schwarzen Bh den Luke vorhin schon gesehen hatte und eine schwarze Unterhose. Ob sie auf ihn wartete? Warum sollte sie sonst auf ihrem Bett sitzen und warten?
„Luke....Ist meine Tür so schön oder kommst du heute noch?“ Luke zuckte kräftig zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. Die Schamröte im Gesicht spürend gab Luke der Tür einen Stoß. Als die Tür ganz offen war stand Luke im Türrahmen und es verschlug ihm den Atem. Lorelai saß wirklich auf ihrem Bett. Und hatte ihn gerufen! Sie wartete also doch auf ihn.... Lukes Augen wanderten an ihrem ganzen Körper entlang. Sie war so atemberaubend schön. Luke wagte nicht sich von der Stelle zu bewegen. Intensiv lies er seinen Blick über jeden Zentimeter von Lorelais Haut gleiten. Wow. Lukes Puls ging in die Höhe. Lorelai war aber immer noch nicht zufrieden mit ihm. Nachdem sie sich eine Weile seine Blicke gefallen lies machte sie ihm per Handzeichen eindeutig klar was sie wollte: Luke sollte zu ihr aufs Bett kommen. Luke sah an ihrem ausgestreckten Arm entlang, sie zeigte genau auf den Platz neben sich. Diese Einladung wollte Luke sich nicht entgehen lassen. Mit etwas zittrigen Knien ging er auf Lorelai zu und setzte sich vorsichtig neben sie. Er atmete durch die Nase und glaubte seinen Atem zittern zu hören. Lorelai blickte ihn mit durchdringenden Augen an. Sanft lies sie ihre Finger über sein Flanellhemd gleiten um dann spielerisch die Knöpfe zu öffnen. Keiner von beiden sprach mehr ein Wort. Luke beobachtete Lorelai wie sie sein Hemd vollständig öffnete und er es in sekundenschnelle von sich riss und auf den Boden schmiss. Beide sahen sich in die Augen. Luke wollte am liebsten in den tiefblauen Augen von Lorelai versinken.... Ihre Lippen kamen wie selbstverständlich immer näher. Luke konnte die Spannung die im Raum lagen am ganzen Körper spüren. Jedes einzelne Haar an seinem Körper war mit Gänsehaut überseht. Gleich würden sie sich küssen...Luke genoss die prickelnde Spannung und freute sich wie verrückt auf die Erlösung: Wenn Lorelais Lippen seinen Mund berührten. Lorelai schloss die Augen. Gleich war es soweit....

Luke schlug die Augen auf. Er atmete angestrengt und wusste einen Moment nicht wo er war. Es war dunkel um ihn herum. Nichts war zu hören außer Jess gleichmäßiges Atmen und seinem Gekeuche. Luke lies seinen Kopf in die Kissen zurück sinken. Er hatte nur geträumt...Aber der Traum war so real gewesen..... Seine Hand fasste nach dem Wecker. 5 Uhr 23. Er könnte noch eine Stunde schlafen. Aber er war hellwach. Sein Puls war so hoch wie nach fünf Tassen Kaffee. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und ging ohne Socken und Licht ins Bad, um Jess nicht zu wecken. Als er in den Spiegel blickte musste er grinsen. Warum hatte er dauernd diese Träume von sich und Lorelai? Immerhin war er verheiratet, und dass nicht mit Lorelai. Er griff nach der Zahnbürste und beschloss den Traum zu vergessen.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#15

Kapitel 14

„Guten Morgen mein Schatz! Auf....“ Lorelais Stimme erstarb. Da lag ihre Tochter und schlief. Schlief in Dean Armen! Dean der durch Lorelais Geschrei wach wurde, zog es vor die Augen zu zu lassen. Jetzt musste er erst mal abwarten, wie Rory reagieren würde. Denn seid sie eingeschlafen war, gestern Nacht hatte er ihr beim Schlafen zugesehen und war wohl irgendwann selbst eingepennt. „AUFSTEHEN! Und zwar alle beide!“ Lorelais Stimme klang noch härter als beabsichtigt. Jetzt wachte auch Rory auf, die die Weckattacken ihrer Mutter kannte. „Mom, was ist jetzt schon wieder?“ Als sie die Augen öffnete sah sie in Deans Gesicht. Dean war hier? Bei ihr im Bett? „Ahhh! Dean wie kommst du hier her?“ Rory war in sekundenschnelle aus dem Bett rausgehüpft. Lorelai wurde zum Tier: „Bitte was? Du wusstest davon gar nichts? Dean hat sich hier reingeschlichen um sich an meiner armen Unschuldigen Tochter zu vergreifen? Na warte Dean, das wirst du noch bereuen!“ Lorelai war außer sich. Was bildete sich Dean eigentlich ein?
Dean kam sich verarscht vor. Er sich an Rory vergreifen? Er? Der Mensch der sie wohl am meisten liebte? „Lorelai, ich...also es....ich meine....“ „Sei bloß still! Jetzt rede ich!“ Ein bitterböser Blick traf Dean. „Mom. Reg dich nicht so auf. Es ist nichts passiert. Es wird sicher eine vernünftige Erklärung dafür geben, dass Dean heute hier übernachtet hat.“ Rory war die Situation sichtlich unangenehm. Lorelais Gesichtszüge wurden weicher. Rory sah eigentlich nicht aus, als ob Dean sich an ihr vergriffen hätte. „Schön, dann lasst mal hören. Aber wehe ihr lügt mich an und macht mich zur Oma!“
Dean musste sich angestrengt ein Grinsen verkneifen. Obwohl er schon seid zwei Jahren mit Rory zusammen war, wurde Lorelai immer wieder zur Furie, wenn es schien, als hätte Dean - auch nur ansatzweiße - Sex mit Rory gehabt. Glücklicherweise wusste er sich zu beherrschen und Lorelai nicht noch mehr zu reizen. Diese stand immer noch mit funkelnden Augen vor Rory und wartete auf eine plausible Erklärung. Rory war inzwischen rot wie eine überreife Tomate. Es war ihr sehr unangenehm dass ihre Mom ins Zimmer geplatzt war, auch wenn sie nicht wusste was Dean hier machte. Ob wirklich nichts passiert war? Hätte sie es nicht wissen, spüren müssen? „Also Dean kam wie du weißt ja gestern Abend. Und also er wusste das von Dad nicht. Und dann haben wir alte Fotos angeschaut und ich bin irgendwie müde gewesen und dann wohl eingeschlafen....“ Rory hatte Mühe nicht zu stammeln.
Lorelais Aufregung lies ein wenig nach, als sie von den alten Fotos hörte. „Das erklärt immer noch nicht, was Dean hier noch macht – NACHDEM du eingeschlafen bist.“ Rory sah hilfesuchend zu Dean. Dieser kratze sich am Kopf und suchte nach den richtigen Worten. Jetzt musste er aufpassen was er sagt. „Also, als Rory einschlief war es erst halb 10. Und ich wollte noch ein Weilchen bleiben, da sie ja in meinen Armen geschlafen hat. Irgendwann bin ich dann wohl selbst eingeschlafen.... Aber Lorelai ich schwöre dir, es ist nichts passiert. Ehrlich nicht!“ Lorelai prüfte Deans Blick. Konnte er ihr standhalten? Wie es schien, schon. Lorelai lächelte schon wieder: „Nun gut, ihr Turteltäubchen. Ich war wohl eben etwas sehr laut. Tut mir Leid, aber ich hatte bereits die Horrorvision, dass Rory schwanger ist..., nun ja ihr kennt mich. Nichts für ungut Dean. Wollt ihr hier noch weiter „euch beim schlafen zusehen“ oder kommt ihr mit Frühstücken? Heut ist immerhin Schule Rory. Ich geh ins Independence-In.“ Rory atmete hörbar erleichtert aus. Auch Dean fiel der Schreck aus den Gliedern. „Mom? Willst du wirklich arbeiten gehen? Ich meine, also es ist Mittwoch. Dad ist erst vor zwei Tagen gestorben. Willst du wirklich arbeiten gehen?“ Lorelai stand in dem Türrahmen. Chris war erst zwei Tage tot? Es kam ihr vor als wäre seid Montag eine Ewigkeit vergangen. Im Moment ging es ihr eigentlich gut. Sie hatte gar nicht an Chris gedacht. Sollte sie sich schämen einfach weiterleben zu wollen? „Ich weiß Schatz. Aber das Leben geht weiter. Nur weil Chris nicht mehr da ist, leitet sich das Hotel nicht von selbst. Also, los jetzt. Ich gebe dir 15 Minuten bevor ich ohne dich zu Luke gehe.“
Rory wartete ab, bis ihre Mutter die Türe geschlossen hatte. Dann blickte sie zu Dean hinauf, der immer noch unschlüssig vor ihrem Bett stand. „Es ist doch nichts passiert oder?“ Rorys Falten auf der Stirn hießen für Dean nichts gutes. Sie wollte also definitiv immer noch nicht mit ihm schlafen... Dean würde sie zwar niemals danach fragen, aber er hoffte schon seid einiger Zeit darauf, Rory etwas näher zu kommen. Es kränkte ihn mehr als er sich eingestehen wollte, das Rory offensichtlich Angst hatte, Angst vor ihm. Er bückte sich und packte seine Schuhe. „Nein Rory.“ Deans Stimme war deutlich höher als sonst. „Du kannst dich beruhigen. Nichts ist passiert! Gar nichts! Keine Angst, ich fall schon nicht über dich her!“ Dean rauschte davon. Hörbar verletzt knallte er die Tür zu. Glaubte sie wirklich dass er irgendetwas mit ihr anstellen würde während sie schlief? Er hatte nicht geplant bei Rory zu übernachten. Er wollte nicht mit ihr im Bett liegen und sie spüren, sie riechen und ihr so nahe sein. Ok, er log sich selbst an. Aber das war im Moment wohl reiner Selbstschutz. Außerdem musste er jetzt erst mal seiner Mutter erklären wo er die ganze Nacht war.
Rory stand immer noch da. Was war das jetzt? Hatte sie etwas falsch gemacht?
„Rory! Beeilung ich bin nur noch Haut und Knochen!“ Rory raffte sich auf und ging ins Bad. Sie duschte kurz und heiß. Das heiße Wasser in ihrem Nacken entspannte die Muskeln. Hatte sie die ganze Nacht auf Deans Schoß geschlafen? Ihrem Muskelkater zufolge wohl schon. Aber was meinte Dean mit über sie herfallen? Sie hatten in ihrer Beziehung nie über Sex geredet, warum war das auf einmal so ein großes Thema? Im Eiltempo fönte sie ihre Haare. Am besten war es wohl, die ganze Sache erst einmal mit Lane zu besprechen. Denn zu Lorelai wollte sie mit diesem Problem nicht gehen. Ihre Mutter hatte sehr schwache Nerven, was dieses Thema angelangt. Die Tagescreme ins Gesicht und die Wimperntusche gleichmäßig auf ihre von natur aus langen Wimpern und Rory war startklar.
Als sie zu ihrer Mutter in die Küche kam, saß diese am Tisch und lächelte vor sich hin. „Mom? Träumst du?“ Rory konnte sich nicht erklären was mit ihrer Mutter los war, Chris war erst seid zwei Tagen tot und Lorelai saß hier und lächelte. Lorelai öffnete die Augen. „Was Schatz? Ach so, nein.“ Sie beeilte sich vom Thema ab zulenken: „Erzähl mal Rory, wie war deine erste Nacht mit Dean, an der natürlich NICHTS passiert ist?“ Jetzt grinste auch Rory. „Mom ich hab Hunger. Ich erzähl dir bei Luke davon ok?“ „ A-a-a-a, nicht so schnell junges Fräulein!“ Rory drehte sich noch einmal um. Lorelai hielt ihren Schulrucksack hoch. Dankbar nahm Rory ihn und stiefelte aus der Tür. Lorelai folgte ihr mit einem Grinsen auf den Lippen. Anscheinend war Rory doch etwas verwirrt, das Dean hier übernachtet hatte?

„Hallo Paradies! Wie sehr hab ich dich vermisst. Rory wie lange waren wir schon nicht mehr hier?“ Lorelai atmete glücklich das Luftgemisch aus Frittiertem und Kaffee des Diners ein. „Hallo Tisch. Hallo Stuhl. Halle Karte, wie geht es dir? Hat Kirk dich beschmiert? Warte ich mach dass weg.“ Bevor Lorelai noch jede Tasse einzeln begrüßen konnte zog Rory sie an einen freien Tisch.
„Morgen. Das selbe wie immer?“ „Luke! Hach wie lange hab ich dich nicht gesehen! DU bist älter geworden, genauso wie das Diner. Die Wände sind noch ein Tick grauer geworden. Und dein Hemd, ach es hat Flecken die ich noch nie gesehen hab!“ „Lorelai ich war gestern Abend bei dir. Ich bin genauso alt wie gestern auch.“ „Nein das bist du nicht. Wenn man es genau nimmt“ Lorelai schaute umständlich auf Lukes Armbanduhr: „bist genaue dreizehn Stunden älter.“ Luke reagierte erst gar nicht und stellte die Kaffeetassen ab. „Hier, begrüß unsere neue Tasse, ich hab sie gestern gekauft. Aber vergiss nicht Rorys Tasse auch mal kurz zu drücken, sonst gibt es im Tassenschrank nachher wieder ein Eifersuchtsdrama. Bevor Lorelai eine Szene machen konnte wegen der neuen Tasse beeilte sich Luke an den Nachbartisch zu kommen und Kirks Bestellung auf zu nehmen. „Mom. Bitte keine Szene wegen der Tasse. Ja Luke hat dich nicht gefragt und dich auch nicht eingeweiht.“ „Aber...“ „Ja ich bin sicher, er hat keinen von unseren anderen Tassen weg geschmissen. Ich geh nachher nachschauen ob noch alle da sind. Aber jetzt erzähl mir mal, was Luke gestern Abend bei dir gemacht hat? Seid wann macht er Home-Service mit seinem Kaffee?“ Lorelai streichelte ihre Tasse. „Ich weiß auch nicht wie es dazu kam. Ich wollte eigentlich bei Sookie anrufen, dass hatte ich ihr ja versprochen. Aber auf einmal hatte ich Luke an der Strippe.“ Rory machte große Augen: „Soll das heißen , du hast Luke angerufen obwohl du zu Sookie wolltest? Woher kennst du Lukes Nummer, ihr telefoniert doch nie?“ Jetzt war Rorys Interesse endgültig geweckt. „Frag mich was leichteres, ich weiß auch nicht warum ich ihn angerufen hab. Mir ging es eben schlecht und dann hatte ich ihn auch schon am Telefon.“ „Das klingt ja sehr interessant, ich schätze mal...“ Lorelai hob Rory einen Finger vor den Mund. „Psst Schatz. Nicht hier. DU weißt doch die Wände haben Ohren. Überleg dir deine Analyse und sprich sie mir nachher auf meine Mailbox. Muss ja nicht jeder mitkriegen.“ Lorelai schaute sich im ganzen Diner um. „Das ist ja wie bei der Mafia hier.“, lachte Rory. „Aber jetzt weiter Mom. DU hast ihn also angerufen. Und dann? Hast du ihn gefragt oder er dich?“ Noch bevor Luke mit dem gilmorschen Frühstück kam, hatte Lorelai den ganzen Abend erzählt. Als Luke wieder hinter dem Tresen verschwand fragte Rory kauend: „Soll das heißen, dass du und Luke bis um halb zwölf nachts auf dem Sofa gesessen hab und euch“ sie musste erst einmal schlucken um mit einem besonders ironischen Tonfall „unterhalten habt?“ sagen zu können. „Ja wenn ich es doch sage. Und dann bin ich eingeschlafen. Keine Ahnung warum. Aber wenigstens hat Luke den Anstand gehabt, mich hoch in mein Bett zu bringen, und mir nicht stundenlang beim Schlafen zugeschaut.“ Rory seufzte. Es wäre auch zu schön gewesen wenn ihre Mutter da nicht noch ewig drauf herum reiten würde.... „Woher willst du dass wissen? Du hast ja geschlafen. Wer weiß ob Luke dich nicht stundenlang beobachtet hat?“ Konterte Rory geschickt. „Deswegen hab ich also jetzt Muskelkater. Weil du gepennt hast und nicht gemerkt hast, dass ein Junge in meinem Bett liegt. Du allein bist schuld an meinem schrecklichen Muskelkater.“ Rory rieb sich ihen schmerzenden Nacken. Aber Lorelai zeigte kein Mitleid: „Tja Schatz. Bei der Erziehungslektion „Warum ich nicht auf meines Freundes Schoß schlafen soll“ warst du wohl grade abgelenkt.“

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#16

Kapitel 15


Emily blätterte in ihrem Adressbuch. Irgendwo musste sie doch die Nummer von Christophers Wohnung haben. Genervt versuchte sie ihre Handschrift zu entziffern. Da - hier war die Nummer. Sie wusste es doch. Schnell tippte sie die Nummer ein und warte auf das Freizeichen. Da Lorelai ihr sicher nicht anrufen würde und ihr einmal im Leben sagen würde .... „Hallo?“ Eine raue Stimme keuchte in den Hörer. “Guten Tag. Hier ist Emily Gilmore. Mit wem spreche ich?“ Am anderen Ende der Leitung war ein seufzen deutlich zu hören. „Sherry. Ich hab sie vor ein paar Tagen schon einmal angerufen.“
Emily erinnerte sich genau: Am Montag morgen klingelte das Telefon unerhört früh und eine weinerliche aufgeregte Frauenstimme erklärte ihr, dass ihr Verlobter sie verlassen hätte und zu ihrer Tochter zurück kehren wolle. Emily dachte zuerst an einen Scherz, erinnerte sich dann aber an Sherry. Die Freundin die Christopher einige Male erwähnt hatte. Was wollte diese Frau ausgerechnet von ihr? Sie könnte sich doch bei Lorelai beschweren. Erst als Sherry von einem Brief fasselte wurde Emily hellhörig. Vielleicht ging sie diese Sache doch etwas an? Sherry las ihr den Brief an sie und Richard vor. Er redete viel von Lorelai und Rory und von Familienzusammenführung, genau so wie Emily es sich immer gewünscht hatte. Emily hatte wenig mitleid, als Sherry schließlich den Schlusssatz vor gelesen hatte: „Und darum halte ich hiermit offiziell um Lorelais Hand an. Bitte Emily und Richard, lasst uns zu der Familie werden, die wir schon immer sein hätten können.
Diesen Anruf hatte sie nicht vergessen, im Gegenteil. Sie dachte sogar die ganze Zeit daran. „Ach, sie sind die Mutter von Christophers zweitem Kind?“ Emily hätte die Worte Mann oder Verlobter nie über die Lippen gebracht. Diese Frau mochte vielleicht von Christopher schwanger sein, aber seine Frau war sie nicht und nie gewesen. „Ja ich bin seine Ex-Verlobte.“ Sherry sagte dies mit so viel Hass in der Stimme dass sogar Emily einen Moment schluckte. „Was wollen Sie überhaupt von mir? Ihre Familie hat mir schon genug kaputt gemacht...“ „Ich will wissen wann Christophers Beerdigung ist.“ Emily wollte auf die Beerdigung. Nein, sie musste sogar. Nie könnte sie Christophers Ableben akzeptieren ohne an seinem Grab zu stehen. „Beerdigung? Beerdigung? Beerdigung!“ Sherrys Stimme vibrierte. „Glauben Sie im Ernst, dass ich für den Mann der mein Leben zerstört hat eine Beerdigung ausrichte? Von mir aus können sie ihn in ein Tuch einwickeln und in einem Steinbruch verscharren. Nein – so nicht. Ich und Beerdigung ausrichten? Ich muss schon sehr bitten, haben Sie schon vergessen was er mir angetan hat?“ Emily lies das Telefon sinken. Sollte sie? Wer sollte es sonst tun? Wenn sie die Zügel in die Hand nahm konnte sie vielleicht Lorelai dazu bringen endlich mit ihr zu reden.... „Hören Sie Sherry. Ich komme sofort zu ihnen. In einer Stunde bin ich da. Ich werde Ihnen helfen die Beerdigung zu organisieren. Geben Sie mir noch die Adresse.“ „Die Beerdigung ist mir egal. Aber tun Sie was Sie für richtig halten, ich werde jedenfalls nicht zur Beerdigung kommen. Und Lorelai auch nicht! Ich werde dafür sorgen dass....“ Emily hatte genug von dem Gekeife. „Die Adresse Sherry.“ Dann legte sie auf und gab ihrem Chauffeur die Adresse in Boston. Endlich hatte sie wieder etwas zu tun, hatte wieder Einfluss auf Lorelais Leben. Lorelai würde ihr sicher dankbar sein, dass sie ihr bei der Bestattung ihrer Mannes helfen würde... Emily sprach sich selbst Mut zu.



Rory lies ihre Mutter im Diner mit all den geliebten Tassen, Schränken und Essbarem zurück. Nachdem Rory sich überzeugt hatte, dass noch wirklich alle Tassen da waren lies ihre Mutter sie endlich gehen. Als Rory noch einmal durch das große Fenster zurück schaute sah sie wie Jess die Treppe runterkam. Mürrisch wie eh und je brummelte er irgendetwas Luke entgegen. – Nein, nicht schon wieder an ihn denken. Gut, dass sie bereits ihren Bus von weitem sah und sich so eh beeilen musste. Im letzten Moment huschte sie in den Bus, der hinter ihr bereits die Tür schloss. Außer Atem lies sich Rory auf einen freien Platz nieder.
Das Dean an der Bushaltestelle saß und auf sie gewartet hatte, merkte sie gar nicht. Dean schaute betrübt und winkte dem Bus nach.

„Nein.“ „Bitte.“ „Nein.“ „Bitte, bitte, bitte.“ Lorelai hielt Luke ihre Kaffeetasse unter die Nase. „Lorelai du hast in einer halben Stunde mindestens einen Liter Kaffee getrunken. Und jetzt willst du auch noch welchen mit zur Arbeit nehmen? Ich weiß doch genau, dass du bei Sookie noch mehr Kaffee kriegst.“ Lorelai versuchte einen bösen Blick. „Moment mal Mister. Ich bin hier Kunde ! Und zufällig ist es üblich dass der Kunde König ist. Kennst du den Spruch nicht?“ Lorelai lehnte sich möglichst verführerisch über die Theke. „Luke, gib mir Kaffee.“ Luke atmete genervt aus und gab ihr ihren Kaffee, es war eh zwecklos sie daran zu hindern. „Danke Luke. Du bist der beste. Ich muss jetzt los. Bis bald mein Engel in Karos.“ Lorelai drehte sich noch einmal um: „Ach, Luke. Danke für gestern. Du hast mir wirklich sehr geholfen.“ Ein atemberaubendes Lächeln später schloss sich die Tür des Diners und Luke musste sich für einen Moment gegen die Theke lehnen. Lorelai schaffte es immer wieder, dass Luke sprachlos war.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#17

Kapitel 16

Sie tigerte durch die ganze Wohnung. Überall ER. Seine Bücher. Seine Cds. Sein Geruch. Sie spürte immer noch seine Anwesenheit. Obwohl sie alle Klamotten die ihm gehörten längst aus der Wohnung verbannt hatte ging immer noch eine Aura durch den ganzen Raum. Wurde sie verrückt? Konnte man die Aura eines Toten spüren? Vielleicht war Chris Geist hier irgendwo. Wollte er sie sogar noch nach seinem Tode weiter quälen? Er hatte sich das Recht genommen sie zu verlassen, dann sollte er verdammt noch mal auch weg bleiben. Sie vergrub ihre Faust in eines der grünen Sofakissen. Die Streifen auf dem Stoff hatte sie schon immer gehasst. Nur Chris zuliebe hatte sie diese nicht entfernen lassen. Jetzt war er weg – Wut stieg wieder in ihr hoch. Wut und Enttäuschung. Zu oft spürte sie den Hass in sich hoch kommen. Spürte den unglaublichen Hass, auf die Frau die ihre Familie für immer zerstört hatte. Ihre Finger drückten mit aller Kraft das Kissen zusammen. Sie spielte ihr Lieblingsspielchen: „Was wäre wenn.“ Sie spürte den Schmerz in ihren Fingerknöcheln. Sie ignorierte ihn nicht, sie nahm ihm bewusst war. Ähnlich wie dieser Schmerz ging auch ihr Hass durch ihren ganzen Körper und sorgte für eine Gänsehaut auf ihren Armen. Sie spürte das Kind in ihrem Bauch. Es trat mit den kleinen Füßen. Selbst dass Baby hasste Lorelai. Sherry schloss die Augen. Erinnerte sich an Lorelais Haus. An Lorelais Lächeln. Ihre Stimme. Wie sie ihren Namen aussprach. Was wäre, wenn sie ihn nicht mehr aussprechen könnte? Sherry schmiss dass Kissen im hohen Bogen von sich. Ein Scherbenregen ging auf das gute Parket herab, Sherry hatte einige Glasvasen getroffen. Es war ihr egal. Alles war ihr egal. Wenn Chris nicht tot wäre, dann wäre es an ihr gelegen ob er mit Lorelai glücklich werden könnte. Sherrys Augen funkelten. Sie hielt ihre Hand gegen das tretende Baby. Lorelai würde schon noch bereuen. Niemand ging so mit Sherry um. „NIEMAND“ schrie Sherry die Wand an, die nur noch aus einzelnen Tapetenfetzen bestand. In einem weiteren Wutanfall hatte Sherry alle Bilder von Chris und ihr von der Wand gerissen – ohne Rücksicht auf die Tapete. Wen interessierte schon die Tapete? Sherry nicht und Chris auch nicht. Denn der hatte sein ganzes Leben aufgegeben. Und dass alles nur für Lorelai. Was wäre, wenn Lorelai auch nicht mehr da wäre?

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#18

Kapitel 17

Lorelai drückte die Bürotür hinter sich zu. – Endlich Ruhe. Kam es ihr nur so vor oder starrten alle Leute in der Lobby sie an? Hatte wirklich jeder Mensch in der Eingangshalle wie zufällig ihren Arm berührt und ihr beruhigend über den Ellenbogen oder die Schulter gestreichelt? Wusste den jeder in dieser verdammten Stadt bescheid? Sie rieb mit beiden Daumen ihre Schläfen. Sie spürte jetzt schon die ersten stechenden Kopfschmerzen. Ein wunderbarer Start in den Tag, dachte sie. Nach kurzer – wirkungsloser – Massage setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Wenigstens konnte sie heute einiges an Büroarbeit erledigen. Musste sie wenigstens nicht mehr die mitleidigen Blicke ertragen. Als sie die erste Rechnung öffnete klingelte ihr Handy. Froh über eine Ablenkung griff sie in ihre Tasche. Zwischen einigen Pfefferminzbonbons und Karamellen fand sie schließlich ihr Telefon. Ihr frisch aufgesetztes Grinsen sackte etwas in sich zusammen, als der Name Emily auf dem Display ablesbar war. Ob sie einfach nicht rangehen sollte? Was wollte Emily schon wieder? Eigentlich hatte Lorelai gehofft erst am Freitag wieder mit ihrer Mutter reden zu müssen. Beim letzen Gespräch hatte Emily für nur noch mehr Verwirrung gesorgt. Darauf hatte sie im Moment keinen Nerv. Aber der Klingelton spielte weiter fröhlich vor sich hin. Irgendwann musst du mit ihr reden, dachte Lorelai und drückte auf den Annahmeknopf:
„Ja?“ Sie räusperte sich, ihre Stimme klang nicht so stark, wie sie es gerne hätte. „Lorelai? Ich bin es. Deine Mutter.“ Der Empfang war schwach. Wo trieb sich Emily so früh morgens nur wieder herum? „Wer ist da? Meine Mutter?“ Emily seufzte. Jetzt konnte sie sich sicherlich wieder auf einen geschmack- und respektlosen Witz gefasst machen. „ja Lorelai. Braune Haare, 1.65 Meter groß. Die Frau, die ihrer Tochter ihre gesamte Jugend versaut hat, sie bevormundet hat und ihr ihr Leben zur Hölle gemacht hat.“ Emily hatte wenig Lust auf solche Scherzchen. „Ah. Genau. Ja dass ist meine Mutter. Die Beschreibung passt genau. Aber können sie den hinteren Teil noch mal wieder...“ „Lorelai. Lass gut sein.“ Emilys strenger Ton lies Lorelai aufhorchen. Sonst erntete sie für ihre Witze immer nur gelangweilte Äußerungen. „Mom, was gibt es denn?“


„Ich bin gerade auf dem Weg zu Christophers Wohnung. Ich hab mit seiner Exfrau telefoniert. Diese Frau ist ein Biest. Sie will Christopher in ein Laken eingehüllt in einem Steinbruch verscharren.“ Lorelai musste ein Lachen unterdrücken. „Was? Mom. Ich glaube, Sherry hat dass nicht wirklich ernst gemeint. Sie ist sauer, weil er sie ja verlassen hat.“ Wegen mir – fügte sie in Gedanken hinzu. „Aber Lorelai. Sie will sein Begräbnis nicht ausrichten.“ Lorelai wollte nicht über Chris Begräbnis nachdenken. Sie wusste, dass es irgendwann so weit sein würde. Aber nicht jetzt. Warum musste ihre Mutter das zu ihrem Problem machen? „Und was soll ich jetzt tun? Soll ich hingehen und Sherry auf die Füße stehen? Soll ich hingehen und sagen:
Sherry, er hat dich zwar mit einem Kind sitzen lassen und sich aus dem Staub gemacht, aber Hey schwamm drüber! - Ich glaube nicht, dass sie sich, ausgerechnet von mir, überhaupt etwas sagen lassen wird.“ In Lorelais Worten konnte man die Ironie fast spüren. „Darum geht es nicht, Lorelai. Diese Frau ist unfreundlich und verbittert. Sie kümmert sich um gar nichts. Ich bin gerade vor ihrer Wohnung angekommen. Ich werde Christophers Beerdigung ausrichten und du als seine hinterbliebene Frau wirst mich selbstverständlich dabei unterstützen.“ Lorelai wich die Kraft aus den Muskeln. „Hinterbliebene Frau“. Lorelai schluckte kräftig. „Mom! Ich bin nicht seine hinterbliebene Frau!“ Ihre Stimme überschlug sich fast. „Wie oft muss ich es dir noch sagen: Christopher hat mich verlassen. Er hat mich vor 2 Monaten verlassen und ist zu Sherry zurück. Ich bin und ich war nie seine Frau. Und ich werde es auch niemals sein.“ „Aber Lorelai. Wenn dieser schreckliche Unfall nicht passiert wäre, wenn er nicht gegen den Baum geknallt wäre. Dann würdet ihr jetzt glücklich in deinem Haus sitzen und eure Hochzeit planen. Ich hab doch von dem Brief gehört. Er hätte dich geheiratet und ihr wärt endlich die glückliche Familie geworden die ihr schon vor Jahren hättet sein können.“ „Nein Mom. Du irrst dich! Der Unfall hat damit nichts zu tun, ich hätte Chris nie geheiratet. Nie! Wie oft muss ich dir noch sagen dass aus deiner kleinen Bilderbuchfamilie nichts wird!“ Die letzten Worte schrie Lorelai aus voller Kehle.
Alles was sie in den letzten Stunden erfolgreich verdrängt hatte, viel über sie herein. Der Unfall hatte Lorelais Leben aus der Bahn geworfen. Verändert hatte er nichts: Lorelai war nach wie vor alleine. Was hätte es schon geändert, das Chris in Stars Hollow angekommen wäre? Wäre sie schwach geworden, wenn er vor ihr auf den Knien um ihre Hand angehalten hätte? Sie hatte sich geschworen sich nie wieder von Chris verletzten zu lassen. Die Tatsache, dass er nicht mehr am Leben war, änderte doch nichts an ihrer Entscheidung?
„Lorelai. Ich stehe jetzt vor der Haustür. Ich erwarte dass du in einer Stunde vor der Wohnung stehst. Ich rechne fest damit dass du kommst. Ich muss jetzt auflegen. Ich hab jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten. Wehe du bist nicht pünktlich!“ Dann signalisierte das berühmte „tut, tut, tut“ Lorelai, dass Emily aufgelegt hatte. Erschöpft lies sie den Hörer sinken. Sie sollte in Chris alte Wohnung gehen? Dort würde ihr sicher Sherry begegnen. Lorelai erinnerte sich nur zu genau an Sherrys Gekeife. Sherry hatte ihre Meinung sicherlich nicht so schnell geändert. Und bis jetzt blieb der große Knall auch noch aus. Das Zusammentreffen nach Christophers Tod. Die Vorwürfe und Anschuldigungen. Lorelai war sich ziemlich sicher, Sherry gab ihr allein die Schuld an dem Unfall. Lorelai konnte Sherry sogar verstehen, sie hätte an ihrer Stelle nicht anders regiert. Was sollte sie jetzt tun? Lorelai stütze ihren Kopf auf die Arme. Sollte sie wirklich zu Sherry und ihrer Mutter? Sie seufzte abgrundtief. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Rory konnte sie jetzt nicht um Rat fragen, nach einem Blick auf die Uhr wusste sie, dass Rory gerade Unterricht hatte. Also legte sie die Rechnung ungelesen zurück und ging zu Sookie in die Küche.

„Lorelai. Süße! Mein Gott, du siehst schrecklich aus. Was ist den los?“ Dankbar nahm Lorelai den ihr entgegen gestreckten Kaffee entgegen. Noch bevor sie sich für das heiße Koffein bedanken konnte, reichte ihr Sookie bereits karamellisierte Haselnusskekse. Lorelai kam sich vor wie ein kleines Kind, biss aber dankbar in einen warmen Keks. Sookie wartete bis sie den ersten Bissen geschluckt hatte: „So. Und jetzt erzähl mal. Du wolltest mich doch anrufen? Hast du dass vergessen?“ Anstatt einer Antwort füllten sich Lorelais Augen mit Tränen. „Ähm. Weißt du, es ist schon okay, dass du nicht angerufen hast. Ich hatte eh viel zu tun und das hätte mich nur gestört.“ Sookie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Sie kannte Lorelai und wusste dass sie ihrer Freundin Zeit lassen musste.
„Meine Mutter verlangt dass ich Christophers Beerdigung ausrichte.“ Sookies Mund blieb offen stehen. „Aber, also ich... dachte. Ähm...“ Sookie fuhr sich durch die Haare und zwirbelte eine etwas längere Haarsträhne. „Ich dachte immer, nur Hinterbliebene, wie Eltern und, äh, Ehefrauen oder Lebensgefährten machen so etwas?“ Sookie gab sich Mühe dass Wort Ehefrauen möglichst beiläufig klingen zu lassen. Lorelai lehnte sich matt gegen die Theke. „Eben. Ich hab vergeblich versucht, meine Mutter davon zu überzeugen, dass auf mich keine dieser Eigenschaften zutrifft. Aber davon wollte sie nichts hören. Sie erwartet mich in einer Stunde in Christophers Wohnung.“ Sookie lies die Haarsträhne los, um sie gleich wieder einzuwickeln. „Okaaay.“ Sookie seufzte. Typisch Emily, dachte sie. „Und du willst da doch nicht hingehen oder?“ Lorelai blickte Sookie direkt in die Augen: „Was glaubst du denn? Denkst du ich bin so scharf drauf Sherry zu begegnen? Sie wird mich zu Hackfleisch verarbeiten. Aus ihrer Sicht ist es nur meine Schuld, das Chris tot ist. Aber ich kann es ihr nicht verdenken.“ Lorelai hörte sich traurig an. „Wenn sie mit mir fertig ist kannst du mich für deine Bouletten gebrauchen – denn sie wird nicht mehr als Hackfleisch von mir zurück lassen.“ Sookie musste schon fast grinsen. „Das ist kein Spaß Sookie. Du warst nicht dabei. Hast nicht gesehen wie sie im Krankenhaus auf mich losging, mich beschimpfte.“ Bei der Erinnerung an die schrecklichen Stunden im Krankenhaus versagte ihre Stimme. „Ich weiß. Aber es hilft dir nichts. Du musst da hin. Irgendwann wirst du sowieso auf Sherry treffen. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen. Aber spätestens an der Beerdigung wird ein Zusammentreffen unausweichlich.“ Sookie runzelte die Stirn: „Vielleicht ist es ganz gut, wenn du jetzt schon auf sie triffst. Immerhin hast du es dann hinter dir. Und Emily wirst du schon schaffen. Du kennst sie doch. Wenn du bei der Beerdigung nicht mithelfen möchtest, dann sag einfach nein.“ Lorelai lächelte müde. Sie wusste genauso gut wie Sookie, dass Emily niemals ein Nein akzeptieren würde. Aber im Moment tat es beiden ganz gut, etwas Hoffnung zu haben.
Lorelai trank in einem kräftigen Zug den Rest ihrer Tasse aus und nahm noch einen Keks. Sookie nahm ihr die leere Tasse aus der Hand und umarmte sie: „Lorelai, es wird alles wieder gut. Du bist eine starke Frau. Du schaffst es. Viel Glück.“ Dankbar lächelte Lorelai Sookie an, es tat gut eine optimistische Freundin zu haben. Sie drehte sich in der Türe noch einmal um und winkte. Sie würde sich von Sherry nicht fertig machen lassen. Schließlich konnte sie nichts dafür. Sie hatte Chris weder geraten Sherry zu verlassen, noch hatte sie darauf bestanden dass er zu ihr zurück kommen sollte. Lorelais Angst entwickelte sich zu Entschlossenheit. Die Träne die in ihrem Augenwinkel brannte, wurde zu Mut. So schnell würde sie sich nicht unterkriegen lassen.

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#19

Kapitel 18
„Was!“ Sherry fuhr herum. Das Klingeln der Türe hatte sie aus ihren Gedanken gerissen und erschreckt. Sie war gerade dabei die letzten Fotos von ihr und Chris, die sie hinter einer Schublade gefunden hatte, in kleine Fetzen zu zereisen. Der Versuch die Fotos zu verbrennen endete mit einem miefenden Brandfleck auf dem ehemals weißen Teppich. Sherrys Finger waren voller Roter Striemen an Daumen und Zeigefinger. Die silberne Schere hinterlies tiefe Furchen an ihren Fingern als sie die Schere hysterisch von ihren Fingern riss. Achtlos schmiss sie das halb zerfetze Bild und die Schere auf den lädierten Teppich. Fluchend lief sie über die vielen Fotoschnipsel an die Tür. Ihre kalten Finger umgriffen den Türgriff und sie öffnete die Türe geräuschvoll. „Was?“ Wiederholte sie gehässig.
Vor der Tür stand Emily. Sie trug einen geschmackvollen beigen Hosenanzug, mit verzierenden Knöpfen an der Taille. Die Haare wie auch das Make-up lagen perfekt.

Emily stieg ein muffiger Geruch in die Nase. Noch konnte sie den Gestank nicht näher identifizieren, nur musste es hier gebrannt haben, da war sie sicher. Emilys Augen weiteten sich als sie Sherry sah. Das war die Mutter von Sherry Kind? Die Frau hatte wenig gemeinsam mit den Fotos, die sie von Christopher erhalten hatte. Die Frau auf den Bildern zeigte eine junge, hübsche erfolgreiche Frau. Erschrocken musterte Emily die Frau die vor ihr stand: Unfrisiert, die blonden Haare wirr und einzelne fettige Strähnen kaschierten vergeblich die tiefen Augenringen, die ihr ungeschminktes Gesicht um Jahre altern lies. Eine geschmacklose, fleckige Jogginghose, die vor langer Zeit wohl man blau war und das weite graue T-Shirt unterstrichen ihre seelische Verfassung.
Emily rümpfte die Nase: „Ich hab gerade mit Ihnen telefoniert. Emily Gilmore. Kann ich rein kommen?“ Sherrys Augen funkelten böse aber sie wich zurück und Emily trat auf vorsichtig ein. Zaghaft und auf ihre teuren Schuhe bedacht schritt Emily in das Wohnzimmer. Schockiert betrachtete sie, was Sherry übrig gelassen hatte:
Rund um das Grüne Sofa lagen Papierschnipsel und Stoffreste von zerrissenen Kissen. Der weiße Teppich hatte ein riesiges Schwarzes Loch bis in den Parket eingebrannt. – Daher kam also der Schwefelige Gestank. An den Wänden hingen nur noch Fetzen von Tapeten und überall waren Glasscherben verteilt. Um die weiße Deckenlampe konnte man schwarze Ränder sehen und dunkle Rauchschwaden machten das Atmen schwer. Auf dem gesamten Parket waren zerrissene Kleidungsstücke und leere Flaschen verteilt. Ein modriger Geruch ging von den leeren Pizzakartons aus.
Emily hatte den Wunsch sich zu übergeben. Sie eilte zu einem großen Fenster und öffnete es, so weit wie möglich. Als sie sich hinauslehnte kam Sherry auf sie zu. Emily hörte dies und hielt sich am Geländer fest. Hatte Sherry etwa vor...? Emily atmete tief ein und schloss die Augen. „Ja, schauen sie nur.“ Sherry zwängte sich an Emily vorbei und zeigte in den Garten hinunter. „Da. DA!“ schrie sie Emily an. „Genau dahin hab ich seine verdammten Cds hingeschmissen. Ich hoffe sie sind alle verreckt. Genauso verreckt wie er!“ Emily bekam Angst vor ihr. Diese Frau war doch wahnsinnig. Sie schielt unauffällig auf die Uhr. Noch 55 Minuten bis Lorelai kam. Wenn sie kam....
„Sherry, kommen sie von dem Fenster weg. Wir haben jetzt einiges zutun.“ Emily wusste sich nicht anders zu helfen als Sherrys kranke Aktionen einfach zu ignorieren. Sie versuchte Sherry an der Schulter zu packen. Aber diese zuckte bei der Berührung zusammen und fauchte: „Nehmen Sie ihre Finger weg. Ich hab ihn schon mal gesagt: Ich mache nichts für diesen Dreckskerl. GAR NICHTS!“ Emily zuckte zusammen, Sherry schrie ihr genau ins Gesicht und Speichel traf Emilys Nase. „In Ordnung Sherry, in Ordnung.“ Dieser Frau wagte nicht einmal Emily zu wiedersprechen. „Sagen Sie mir nur, wo die Unterlagen sind. Ich übernehme dass für Sie. Sie müssen gar nichts machen.“ Beschwichtigend ging Emily einige Schritte rückwärst, bis sie an das Sofa stieß. „Hören Sie Sherry. Ich will von Ihnen nur die Unterlagen. Sterbeurkunde und Testament und so weiter. Ich suche mir die Sachen auch gerne selber zusammen, dann können sie hier weitermachen, bei dem was sie auch immer gerade tun.“ Sherry lachte seltsam: „Sehen Sie sich hier doch mal um. Ich bin fertig. Ich bin fertig mit ihm. Ich habe ihn zerstört. Alles was ihm gehört hat, hab ich zerschnitten oder verbrannt.“ Emily suchte verzweifelt nach einer Beschäftigung. „dann schauen sie eben fern. Hier,“ Sie griff nach der Fernbedienung die auf dem Sofa lag. „den Fernseher haben sie ganz gelassen. Gott sei dank.“ Sherry nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand. Als sich ihre kalten Hände und Emilys gepflegte Hand berührte, bekam Emily eine Gänsehaut. „Der Fernseher gehört mir.“
Dann lies sie Emily stehen und setzte sich auf den großen Couchtisch. Die Scherben die unter ihrem Hinterteil zerbrachen interessierten sie nicht. Emily beeilte sich weg zu kommen. Sie schlich möglichst unauffällig nach hinten. Als sie die erste Tür öffnete stand sie vor dem Badezimmer. Erleichtert ging sie rein. Ihr Herzklopfen hörte erst auf, als sie die Tür hinter sich abgeschlossen hatte. Mit zittriger Hand kramte sie ihr Telefon aus ihrer Handtasche, die sie die ganze Zeit schützend vor sich gehalten hatte. Während sie sich selbst Mut zusprach wählte sie mit der Schnelltastatur Lorelais Nummer. Bitte, bitte geh ran. Emily hatte sich wohl noch nie so sehr gewünscht ihre Tochter ans Telefon zu bekommen.

„Hallo! Hier ist die Mailbox von Lorelai Gilmore. Ich bin im Moment wohl gerade auf einem heißen Date oder ich arbeite. Ihr kennt ja das Spiel mit dem Pieps. Aber Hey – immer dran denken. Auch ein Pieps hat Gefühle!“
Oh nein! Emily lies das Telefon sinken.

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#20

Kapitel 19

„Nein. Nein. Nein. Ahhh Nein. Das kann nicht sein! Nein!“ Lorelai stand in der Küche ihres Hauses und fuchtelte verzweifelt mir ihren Händen in der Luft herum. „Wo bist du? Du kannst doch nicht einfach weg sein? Ohh, hat man dich etwa geklaut?“ Sie verfiel in einen kindlichen Dialekt. „Dass kann doch einfach nicht sein. Es geht einfach nicht. Nein. Ich träume. Los, komm raus du freches Ding.“ Lorelai starrte auf die gähnende Leere in ihrem Kaffeebehälter. „Miss Kitty, gib es zu! Du hast ihn mir geklaut! Oder hat die gemeine Rory wieder alles allein getrunken und Mummy keinen einzigen Schluck übrig gelassen?“ Böse funkelte Lorelai die kleine Gestalt auf dem Kaffeefilter an. Konnte es wirklich sein, dass das Pulver schon wieder leer war? Hatte sie nicht erst welches gekauft? Genervt gab sie dem leeren Behälter einen Stoß, der ihn in den Küchenschrank zurück beförderte.
So ging das nicht. Sie konnte auf keinen Fall zu Sherry ohne genügen Koffein im Blut. Außerdem hatte sie Hunger. Lorelai warf einen flüchtigen Blick auf ihren Herd. In der Bratröhre steckten noch Socken von Rory und ihr. Sollte sie? Sie überlegte kurz, drehte mutig an den Knöpfen, um dann zu seufzten: „Ach nein. Du hast Urlaub mein Lieber.“ Sie tätschelte den Herd, der glücklich über Lorelais Entscheidung schien. „Jetzt hilft nur noch eins:“ Sie packte ihre Schlüssel und warf der Kaffeemaschine noch einen bösen Blick zu. „Ich gehe zu Luke.“ Jetzt hatte sie es der Kaffeemaschine und dem Herd aber gezeigt. Sie war immer noch das stärkste Glied im Haus.
Ein Blick auf die Uhr signalisierte ihr, dass sie noch 40 Minuten Zeit hatte, bevor sie zu Christophers Wohnung musste.


Emilys Herz raste wieder. Wo war Lorelai wenn man sie brauchte? Wie war sie nur auf den bescheuerten Gedanken gekommen, zu Sherry in die Wohnung zu fahren und wie immer alle Macht an sich zu reisen. Vielleicht hätte sie doch auf Lorelai hören sollen, dann wäre sie jetzt nicht hier gefangen. Sie sah sich um. Das Badezimmer hatte Sherry wohl bis jetzt verschont. Zumindest sah es nicht danach aus als hätte sie irgendetwas zertrümmert. Ruhig bleiben Emily – Jetzt redete sie schon mit sich selber. Das wurde ja immer schöner. Wovor hatte sie eigentlich Angst? Vor der Frau die ihre eigene Wohnung verwüstet und auf einem Scherbenhaufen fern sieht? Seid wann war sie den so ängstlich? Nein, dass war nicht sie. Irgendwelche Hirngespinste müssen mich verwirrt haben. Oder lag es an Psychothriller, den sie gestern nacht noch fertig gelesen hatte? Sherry war doch ein zivilisierter Mensch. Vielleicht gerade etwas durcheinander, aber gewiss nicht im Stande irgendwem etwas zu tun. So leicht lässt Emily Gilmore sich nicht unterkriegen! Flink lief sie zu einem der großbäuchigen Waschbecken und wusch ihre Hände. Wenigstens war im Bad der Gestank nicht so arg. Irgendwo hier – sie öffnete eines der Spiegelschränkchen, musste es doch Deodorant oder Parfum geben. Das erste Abteil des Schränkchens war leer geräumt. Wohl Christophers Seite, dachte Emily, denn der Rest des Schränkchens war ebenfalls leer. Nur eine dünne Staubschicht signalisierte Emily, dass vor einiger Zeit, noch Gegenstände drin lagen. Bei der nächsten Spiegeltür hatte Emily mehr Glück. Erleichtert zog sie eine eckige Parfumflasche raus. Bonita hieß der Duft. Emily hoffte, dass wenigstens das Parfum gut roch. Aber erträglicher als die Mischung aus vergammelt und verbranntem, war es sicher. Mit einem frischen Lächeln und etwas mehr Mut drehte sie den Schlüssel herum. Sie würde einfach ihre Unterlagen nehmen und gehen.


Kam es Rory nur so vor, oder dauerte die Schule heute extrem lang. Sie schleppte sich doch bereist seid Stunden von einem Klassenraum zum nächsten. Wann war endlich Schluss für heute? Ihr Nacken erinnerte sie im Minuten Takt an die letzte Nacht. Muskelkater war wirklich etwas grausames. Rory bemitleidete sich selbst und rieb ihren stechenden Nacken, bis sie schließlich wieder vor ihrem Spind stand. „Hi Madeline. Hi Louise.“ Louise hob nur kurz die Hand und deutete einen Gruß an. Vermutlich gab es wieder irgendwelche Tratschgeschichten oder neue Lovestorys. Rory öffnete ihren Spind und blickte auf ihr Bild. Es zeigte sie und Dean bei dem großen Ball. Wie glücklich wir beide aussehen – Rory wurde aus ihren Gedanken gerissen:
„Nein oder? Soll dass heißen er hat dich einfach so angerufen? Ohne dass du ihm was dafür versprochen hast?“ Louise bekam einen roten Kopf vor Aufregung.
„Wenn ich es dir doch sage! Er hat angerufen, ich frage mich woher er meine Nummer hat. Ich hab ihn jedenfalls noch nicht angerufen.“ Madeline zog sich die Lippen mit einem Himbeerroten Lipgloss nach.
Anruf? Das erste Mal telefoniert? Da klingelte etwas bei Rory. Richtig – Ihre Mutter hatte bei Luke angerufen. Wie konnte sie dass nur vergessen? Sie gab der Spindtür einen Schubs und fing an, den rechten Mittelfingerknochen wieder mit ihren Zähnen zu bearbeiten. Was könnte da dahinter stecken?
„Dahinten sind zwei kleine Schnuckelchen. Tschüß Rory.“ Und weg waren beide. Sie ließen Rory in einer milden Duftwolke aus süßlichem Parfum zurück. Rory nickte abwesend Madeline entgegen und kramte ihr Handy aus der Tasche. Sie musste sich beeilen, die Uhr über dem Torbogen zeigte ihr, dass sie gleich zur nächsten Stunde musste. Sie klemmte ihr Handy unters Ohr und zog das richtige Schulbuch aus ihrer Tasche.

„Hallo! Hier ist die Mailbox von Lorelai Gilmore. Ich bin im Moment wohl gerade auf einem heißen Date oder ich arbeite. Ihr kennt ja das Spiel mit dem Pieps. Aber Hey – immer dran denken. Auch ein Pieps hat Gefühle!“ Rory musste mal wieder über ihre Mom grinsen. So einen Mailbox-Text konnte nur von ihrer Mutter stammen.
„Ja Mom. Ich bins. Ich hab mir inzwischen überlegt, warum du Luke angerufen hast. Und ich kann dir sagen, ich hab so eine Ahnung was dahinter stecken könnte. Ja könnte. Ich kann mich vielleicht auch irren. Wir besprechen dass später bei uns zuhause in unserem Wohnzimmer. Vielleicht verlaufen sich sogar ein paar Käsestangen und Nachochs auf unseren Couchtisch? So. Es klingelt, ich muss los. Wir sehen uns Mom!“ Schnell steckte Rory ihr Handy weg und betrat kurz nach dem Klingel ihr Klassenzimmer. Madeline und Louise schienen den Typ vom Telefon bereits vergessen zu haben, denn sie flirteten eifrig mit Rorys Sitznachbar.


Luke sah sie schon von weitem kommen. Er hörte auf den Tresen abzuwischen und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Lorelai beobachten. Er kannte sie so gut:
Sie würde aus ihrem Wagen aussteigen, darauf verzichten ihn ab zu schließen, Im vorbei gehen Patty und andere Passanten nacheinander grüßen und sich nach den jeweiligen Kindern oder Katzen erkundigen. Sie würde Andrew anlächeln, der ihr jeden Tag sagte wie wunderschön sie war und würde Kirks neues Spielzeug bewundern um dann, nach einem prüfenden Blick in das Dinerfenster die Türe aufzureisen und erst einmal den Duft des Ladens einzuatmen. Dann würde sie ihren Blick durch den Laden streifen lassen und ihn schließlich wie eine Raubkatze mustern und verführerisch säuseln:
„Luke. Ich brauche Kaffee. Du bist doch der Mann mit der Mütze. Du weißt doch, deine Tassen lieben mich. Lass sie zu Mama kommen.“ Sie hing lässig an der Theke.
Luke bemerkte, dass er seid Minuten die gleiche Stelle mit dem Lappen bearbeitete und langte – nicht ohne knisternden Augenkontakt hergestellt zu haben – nach der Kaffeekanne. Gut dass er immer mindestens eine volle Kanne bereit hielt. Wer weiß schon, wann der nächste Koffeinjunkie wieder in den Laden kommt?
Lorelai lies sich erschöpft auf einen Hocker vor dem Tresen sinken. – Wie gut es tat Luke zu sehen. Als Luke die Tasse vor ihr abstellte und den heißen Lebenssaft eingoss hatte Lorelai bereits wieder ein schelmisches Grinsen auf der Lippe.
„Sag mal Luuuke.“ Sie zog das u von Luke besonders lang. „Du bist zwar der Kaffeedealer meines Vertrauens. Aber was hast du den gestern Abend mit mir angestellt?“ Luke fuhr es heiß und kalt den Rücken runter wenn er an den Abend dachte. Er hatte Mühe nicht verräterisch zu grinsen. „Was soll ich schon gemacht haben? Denkst du, ich hab dir was in deinen Kaffee getan, gewartet bis du vertrauensvoll meinen Kaffee schlürfst und einnickst? Und dann, dann hab ich mein wahres ich rausgelassen: ein 16 jähriger Schuljunge der an reifen Frauen üben will?“ Lorelai zog eine Schnute. „Ich bin doch hoffentlich nicht schwanger oder Luki-boy?“ Luke zog seine Mütze tiefer in den Nacken. „ich hoffe doch mal nicht. Denn so viele leeren Seiten sind jetzt nicht mehr in meinem Tagebuch.“ Luke beeilte sich weiter den Tresen abzuwischen. Wie gut, dass es immer noch die Möglichkeit gab, alles ins Lächerliche zuziehen. Lorelai war ein Meister in diesem Gebiet. Aber er konnte das auch, denn Lorelai schien ihre Frage vergessen zu haben und unterhielt sich angeregt mit dem Zucker über dass Wetter.
„Ja das finde ich auch Sweety! Auf jeden Fall sollte man Regen verbieten. Ich denke auch dass es gefährlich für dich und deine Geschwister sein kann, bei Regen Ski zu fahren.“ Luke unterbrach das fröhliche Gespräch: „Entschuldigt, die Damen. Aber ich denke, bei Regen ist Ski fahren eh nicht so ganz angebracht.“ „Hey Sweety ist ein Er.“ Lorelai tat aufgebracht und tröstete Klein-Sweety. Luke schüttelte den Kopf über soviel reizender Kindlichkeit und ging wieder seiner Arbeit nach.
Nein, was wirklich an diesem Abend war, dass sollte er Lorelai lieber nicht erzählen.

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