So, jetzt gehts los...der erste Teil des Zweiteilers
.11.
Make me lose control
Part I
Kontrolle ist alles. Wenn einem mal kurz diese entgleitet, ist es nicht so schlimm. Wenn es jedoch einem Arzt oder Chirurgen passiert, kann es das Leben eines Patienten in Gefahr bringen...
Sie konnte nicht klar denken. Ihr Herz raste. Schweià perlte sich auf ihrer Stirn. Unter Schock starrte sie in den Lauf der Waffe, die genau auf sie gerichtet war. Alles um sie herum verschwand, sie war gefangen in dem Moment der Panik- und dabei hatte Cristina Yang sonst nie irgendwelche Anflüge von Angst, selbst nicht, wenn es während einer OP heftige Komplikationen gab, blieb sie ganz cool. Doch diese Situation war etwas völlig anderes. Der Sträfling Thomas Hanks hatte sie in der Hand.
„Hören sie, wir können auch ganz normal darüber reden, wirklich.“, flüsterte sie mit zittriger Stimme. Cristina war völlig überfordert. „Wir werden über NICHTS reden, haben sie mich verstanden. Ich werde mich jetzt in den Rollstuhl setzten und sie werden mich aus diesem gottverdammten Krankenhaus bringen!“, schrie er und fuchtelte mit der Waffe bedrohlich vor ihren Augen herum.
„Und...und was ist mit ihrer Verletzung und den Bauchschmerzen? Die müssen behandelt werden.“ Cristinas Einwende fand bei Hanks kein Gehör. „Denken sie wirklich, ich wäre dumm? Die Klopperei im Gefängnis war provoziert und die Bauchschmerzen vorgespielt, um ins CT zu kommen.“
Plötzlich gab der Wärter des Sträflings Laute von sich. Seine Nase blutete und war vermutlich gebrochen. Hanks drehte sich zu diesem um und Cristina erkannte die Unberechenbarkeit in den Augen des Gefangenen. Im nächsten Moment trat er mit voller Wucht in sein Gesicht und dann abermals in die Magengrube. Das hatte dem eigentlich so furchterregenden Aufpasser den Rest gegeben, er wurde ohnmächtig.
Cristina kamen die Tränen. Sie hatte Angst. Angst, die ihr die Lunge zuschnürte und sie nach Atem rang. Thomas setzte sich in den Rollstuhl, verstaute die Waffe in der rechten Seitentasche seiner Jeans, die er unter dem Krankenhausgewand trug und forderte die junge Koreanerin auf, ihn zu schieben, doch sie war wie gelähmt. Sie hatte die Kontrolle verloren- das hätte ihr nicht passieren durfen. Die laute Stimme Hanks riss sie aus ihren Gedanken. „Heute noch! Und keine Tricks, klar?“
Cristina schluckte, nickte und fing an, den Rollstuhl aus dem für das CT vorgesehenen Raum zu schieben. Kurz danach kamen sie im Flur an.
Rasch wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, dann setzte sie die Reise fort. Eine Reise ins Ungewisse.
Addison Montgomery- Shepherd stand im selben Moment ein paar Blocks weiter im Wohnwagen ihres Exmannes Derek. Eine ungemein kalte Atmosphäre und der schneidende Herbstwind, der von drauÃen hineinkam, lieà sie frösteln. In der Hand hielt sie einen braunfarbigen Karton, in den sie ihre Sachen packen wollte. Sie würde nun komplett aus dem kleinen Trailer ausziehen. Derek hatte die Beziehung beendet, um zu Meredith zurück zu kehren. Aber hätte sie das nicht voraussehen können? Derek hatte sie am Anfang Satan genannt, hatte sie ignoriert und selbst, als er sich schlieÃlich für sie entschieden hatte, hatte er oft schlechte Laune und war sehr abweisend ihr gegenüber.
Addison dachte noch einen Moment nach, dann fing sie an, den Kleiderschrank zu leeren, die Klamotten packte sie in einen dafür vorgesehenen Koffer. Dann widmete sie sich dem Bad und der Küche. Als sie alles erledigt hatte, entdeckte sie auf der schmalen Ablage neben dem Eingang die Tageszeitung von heute. Diese nahm sie und durchforstete die Wohnungsanzeigen.
Cristina Yang fuhr vorsichtig mit dem Rollstuhl zum Aufzug und plötzlich kam ihr Dr. Preston Burke entgegen. „ScheiÃe!“, flüsterte sie. Ihr Freund kam direkt auf sie zu. „Cristina? Können wir kurz reden?“, fragte er, als er bei ihr angekommen war. Thomas musterte beide mit einem misstrauischen Blick und deutete mit den Augen auf seine rechte Hosentasche. „Es....es...ist momentan leider ganz schlecht. Wie du siehst muss ich einen Patienten nach unten bringen.“ In ihre Stimme lag gar etwas weinerliches, was Burke sehr irritierte. Er kannte seine Freundin als willensstark und äuÃerst cool. Doch scheinbar gab es viele Seiten an ihr, von denen er nichts wusste und die tief in ihr schlummerten. „Geht es dir nicht gut?“, fragte er, als er bemerkte, dass Cristina blass war und ein wenig zitterte. Zu gern hätte Cristina ihm ein Zeichen gegeben, doch die Thomas Hanks Blick belehrte sie zu etwas besseren.
„Mir geht’s gut, wirklich. Aber ich muss jetzt. Wir sehen uns, okay?“
Burke nickte und schaute seiner Freundin besorgt hinterher, als sie sich wieder in Richtung Aufzug aufmachte.
„Das war knapp.“, flüsterte Thomas und setzte ein nahezu diabolisches Grinsen auf. Cristina wollte sich nur noch übergeben. Sie hatte das Gefühl, das Herz würde gleich aus ihrem Brustkorb springen, so schnell schlug es.
Die schweren Metalltüren des Transportmittels schlossen sich und Cristina war auf engstem Raum allein mit einem bewaffneten Schwerverbrecher.
Meredith Grey befand sich derweil in dem Stockwerk, in das Cristina gerade fuhr und beschriftete die Krankenakte von Jane Eden mit den neusten Ergebnissen. Sie war mitten in der Arbeit, als ihr jemand sanft über die Schulter strich und sich dann neben sie stellte. Es war Dr. Derek „Mcdreamy“ Shepherd. „Und, wie steht’s mit heutigen Date?“, fragte er und lächelte sie an. „Ich arbeite gerade.“, antwortete Meredith abwesend und schrieb unbeirrt weiter. „Huch, warum so abweisend heute Morgen?“
„Ich bin nicht abwesend, nur ich denke einfach, wir sollten es langsam angehen lassen.
„Langsam?“ Derek Stimme klang etwas enttäuscht. Sie schaute ihn daraufhin vorwurfsvoll, jedoch verlor sie sich sofort in seinen Augen. Kurze Zeit schauten sie sich einfach nur an, dann schüttelte Meredith mit dem Kopf und widmete sich wieder der Krankenakte. „Du holst mich um sieben Uhr ab.“, schmunzelte sie, was Derek ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
„Warum stecken sich bloà erwachsene Männer Champagnerkorken in ihren After? Und verlieren ihn dann auch noch? Meine Güte, ich habe eine halbe Stunde nach dem Mistding gesucht...Kommst du mit was essen, Meredith?“ Izzie hatte ihren Weg zu Meredith und Derek gefunden und plapperte sofort drauf los.
„Und was ist mit mir?“, fragte Derek und seine Freundin kicherte. „Entschuldigen Sie, Dr. Shepherd...ich will wirklich nicht unhöflich sein...“
„...aber Sie fänden es komisch, mit ihrem Vorgesetzten essen zu gehen.“, beendete der Oberarzt Isobels Satz und diese lächelte nur, statt irgendwas zu antworten. SchlieÃlich gesellte sich auch George zu der Gruppe. „Meine Patientin, Mrs. Bourvary macht mich die ganze Zeit an.“, beklagte er sich und Izzie fing an zu lachen.
„Sei doch froh, George. Vielleicht könnte daraus mehr werden...“
„Sie ist 73, Izzie.“
„Oh. Trotzdem viel Erfolg, George.“, antwortete Izzie und schlürfte an ihrem grünen Tee, den sie schon die ganze Zeit, aufbewahrt in einem Pappbecher, in der rechten Hand hielt. „Dir ist klar, dass das gerade locker von Cristina hätte kommen können?“, fragte Meredith und Izzie zuckte nur mit den Schultern.
In diesem Moment öffnete sich ein paar Meter von der Gruppe entfernt der Aufzug und eine angespannte Cristina Yang trat, mit einem Patienten, heraus. „Bis jetzt machen sie das richtig gut.“, flüsterte Thomas und strich über die Hosentasche, in der sich seine Waffe befand.
„Am Eingang wartet mein Komplize. Also, machen sie etwas schneller.“
Cristina erkannte an der Anmeldung Izzie, Meredith, George und Derek und musste schlucken. Daneben ortete sie einen weiteren Wärter, der sich angeregt mit einer Schwester unterhielt.
Sie musste etwas tun. Irgendwas. Dann kam ihr plötzlich eine Idee. Sie beschleunigte ihren Schritt und kam dann an der Anmeldung vorbei.
„Meredith?!“, rief sie und Thomas drehte sich zu ihr um. „Was soll das werden.“
„Die Angesprochene richtete ihren Blick auf sie. „Ah, da bist du ja...“,sagte sie mit einem Lächeln.
„Deine Haare sind heute wunderschön.“, erwiderte Cristina mit einer etwas hochgesetzten Stimme.
„Was?“ Meredith verstand erst einige Momente später. Cristina würde nie im Leben solche Sätze loslassen. „Derek? Da stimmt etwas nicht.“, flüsterte sie mit wachsamen Blick.
„Darf der Sträfling das Krankenhaus verlassen?“, fragte sie und Derek blickte sie schockiert an. „Das ist der Sträfling? ScheiÃe...“ Er setzte sich in Bewegung und ging zu dem Wächter.
Kurz daraufhin stürmte dieser los. Cristina erlebte den darauffolgenden Moment wie in Trance. Sie sah aus einem Blickwinkel, wie Thomas aufstand, seine Waffe zog und wild um sich herum schoss. Kurz daraufhin stürmte ein zweiter Mann in die Eingangshalle und fing ebenfalls an, zu schieÃen. Cristina erkannte ihn: Es war Dan Garry.
Direkt neben Meredith schien der erste Schuss zu explodieren. Und es sollte nicht der letzte in den nächsten Minuten sein.
Der Flügelschlag eines Schmetterlings beschwört anderswo einen Sturm hervor. Ein Moment kann alles verändern.
Beide Sprichwörter sind wahr- wenn der Sturm einmal losgelegt hat, zu wüten, verändert sich alles- und man verliert die Kontrolle.
.TBC.
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Joa, was gibt es noch zu sagen? Addisons SL geht nächstes Kapu los und jetzt freu ich mich auf fb