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*leise reinschleicht* *im dunkeln nach dem lichtschalter tastet* *ihn nicht findet* *ohne Licht an die Wand schreibt "Jetzt gibt es Kapitel 49 viel SpaÃ* *leise wieder rausschleicht*
Teil 49
Die Fahrt nach Washington verläuft sehr ruhig und entspannt für Sarah. Nachdem Emily vorher noch etwas zu essen bekommen hat, schläft sie bis um neun durch. Da liegt ein gutes Stück Strecke bereits hinter ihr. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen und es verspricht ein traumhafter Tag zu werden. Strahlend blauer Himmel, bunt blühende Wiesen und Felder soweit das Auge reicht. Frühling in New England eben.
Der anstrengende Teil der Fahrt liegt allerdings noch vor ihr, als sie kurz vor Washington Pause macht und sich mit Emily auf dem Arm etwas die FüÃe vertritt. Jetzt in den letzten Schultagen ist es auf den Haupt- und NebenstraÃen relativ ruhig, was sich allerdings spätestens am Dienstag ändern wird.
âSo meine SüÃe, gleich wirst du Augen machen. Wir fahren am weiÃen Haus vorbei. Das ist ein ganz wichtiges Gebäudeâ, erzählt Sarah ihrer Tochter und schnallt sie wieder in ihrem Maxi Cosie fest. Für Emily scheint allerdings ihr Plüschtier gerade wichtiger zu sein. Unermüdlich kaut sie auf einem Ohr des Hundes rum. Hunger kann sie allerdings nicht haben, denn es gab gerade erst eine ganze Flasche Milch und einige Löffel Pfirsich-Vanille Brei.
âOk, das scheint dich nicht sonderlich zu beeindrucken. Dann vielleicht, dass wir deinen Daddy bald wieder sehen.â Emily jauchst spontan auf.
âDas dachte ich mir doch. Du freust dich genauso sehr wie ich.â
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David wuselt derweil durch seine Miniwohnung. Einerseits sind es seine letzten Tage hier in Washington und vieles ist bereits gepackt. Andererseits möchte er seiner kleinen Familie eine schöne Zeit bereiten und nicht aus Kisten und Kartons leben. Gestern nach der Arbeit war er noch in der Stadt, hat neben Lebensmittel einen Frühlingsstrauà für Sarah und einen bunten BeiÃring für Emily gekauft.
Jetzt, wo das Jahr fast um ist, lässt es David noch mal Revue passieren. Damals im Sommer kam er als gebrochener Mann her. Zutiefst traurig und voller Selbstzweifel, das richtige getan zu haben. Heute, knapp zwölf Monate später, platzt er fast vor Stolz und Glück. Der Traum von einer eigenen Familie hat sich verwirklicht, trotz der mehr als düsteren Prognose der Ãrzte. Das Schuljahr ist um und er hat erfolgreich seine erste Klasse durch ihre Abschlussprüfungen begleitet. Am Montag wird die feierliche Zeremonie der Zeugnisse sein und dann erwartet ihn im September die nächste Herausforderung. Die erste Klasse einer integrativen Grundschule. Von den Ãltesten zu den Jüngstenâ¦
David sitzt völlig in Gedanken versunken an seinem Schreibtisch, als es an der Wohnungstür klingelt. Eilig läuft er die drei Etagen nach unten und öffnet die Tür. Er weiss auch ohne vorher nachgesehen zu haben, dass seine Familie gerade angekommen ist. Vor allem weil sonst niemand seine Adresse kennt. Jetzt steht Sarah vor ihm und strahlt mit der Morgensonne um die Wette.
âHi.â Ihre Stimme und ihr Lächeln lassen David aus seiner Erstarrung aufwachen. Ohne sich um irgendwelche Passanten zu kümmern, nimmt er seine Freundin in den Arm und küsst sie zur BegrüÃung. âIch habe euch so vermisstâ, flüstert er dabei leise.
âWir dich auch. Aber jetzt sind wir ja da.â Sarah schmiegt sich an David und würde ihn am liebsten gar nicht wieder loslassen. Die vergangene Woche kam ihr so lang vor, wie die ganzen anderen Wochen zusammen genommen.
âWo ist Emily?â
âSie hat sich zu einem weiteren Schläfchen entschlossen, kaum dass wir in Washington reinfuhren. Na ja und nach den durchwachten Nächten bin ich ganz froh, wenn sie den Schlaf jetzt nachholt.â
âOk, dann bringen wir sie gleich in ihrem Autositz nach oben.â
Gesagt, getan, die Koffer und Taschen sind bald ebenso in der Wohnung wie Emily, die sich nicht einmal gerührt hat.
âKlein aber fein.â Sarah schaut sich in den Räumen um, während David den Tisch für das verspätete Frühstück deckt.
âKein Vergleich zu unserer Wohnung, aber zum arbeiten und schlafen hat es immer gereicht. Es ist angerichtet Madam. Hast du Hunger?â
âSehr, danke. Dad hat mich zwar essenstechnisch gut versorgt, aber ich war unterwegs viel zu nervös, um einen Bissen runter zubringen.â
âDas glaube ich dir gern.â David reicht seiner Freundin den Brötchenkorb rüber, damit sie sich bedienen kann. âIch habe heute Nacht kaum ein Auge zugetan und ab dem frühen Morgen dann Kisten gepackt. Endlich hat dieses ständige Hin und Her von Boston nach Washington und zurück ein Ende. Jedes Mal wenn ich bei euch war, hatte Emily schon wieder etwas Neues gelernt und sich weiter entwickelt. Diese Momente sind für immer verloren. Darum beneide ich dich. Die Zeit mit unserer Tochter.â
David hält sich an seiner Kaffeetasse länger als nötig fest und verliert sich beim Blick auf seine kleine Tochter, bis Sarah ihre Hand auf seine legt.
âEmily wird in ihrem Leben noch vieles lernen und entdecken und dann bist du dabei. Wir beide.â
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In aller Ruhe frühstücken sie zu Ende und unternehmen dann einen kleinen Spaziergang mit Emily. Mittlerweile ist sie wieder aufgewacht und lächelt ihren Daddy seitdem ständig an, kakelt vor sich hin und ist überhaupt ausgesprochen fröhlich. Nichts erinnert mehr an die durchwachten Nächte und anstrengenden Tage.
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Zurück in der Wohnung findet Sarah eine Nachricht auf dem Handy von Mr. Peterson mit Bitte um Rückruf.
âWer ist dieser Mr. Petersonâ, fragt David, als er Sarah über die Schulter auf das jetzt wieder dunkle Display schaut.
âIch hoffe immer noch mein zukünftiger Chef, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, was er an einem Samstag von mir will.â
âDas wirst du nie erfahren, wenn du nicht anrufst.â
âDann wähl du.â Spontan streckt Sarah David das Mobiltelefon entgegen. Nervös knabbert sie dabei auf ihrer Unterlippe.
âUnd dann?â David lächelt und zieht sie an der Hand auf seinen SchoÃ.
âDu sprichst mit ihm?â Sarah weià selbst, wie dumm das ist, aber ihre innere Stimme auf die sie sich sonst immer verlassen konnte, hat wohl gerade Sendepause und schweigt. âIch kann den Anruf am Wochenende und ihn einfach nicht einschätzen.â
âMr. Peterson?â
Sarah nickt.
âRuf ihn an. Dann wissen wir bald mehr. Alles andere wäre Spekulation.â
âOk.â Sarah atmet noch einmal tief durch, steht auf und tippt langsam und mit zittrigen Fingern die Telefonnummer ins Handy ein. âEs klingeltâ, stellt sie überflüssigerweise fest und beginnt einen Rundgang durch die Wohnung. David sieht ihr gespannt nach und ballt dabei unbewusst die Hände zu Fäusten.
Sarahs Geduld währenddessen wird auf eine harte Probe gestellt, denn lange hört sie nur das regelmäÃige lang gezogene Tuten. Es ist frei, aber wieso um alles in der Welt nimmt niemand ab. Gerade als Sarah wieder auflegen will, meldet sich eine leise Stimme. Unverkennbar von einem Kind, auch wenn sie nicht genau bestimmen kann, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt.
âBin ich richtig bei Familie Peterson?â fragt sie deshalb erstmal.
âJaah.â
âOk, kann ich dann mal deinen Daddy sprechen?â
Das Kind am anderen Ende nickt, was Sarah natürlich nicht sehen kann, sich aber denkt, denn sie hört Schritte, die sich entfernen. Wenig später kehren sie zurück.
âPeterson?â
âMr. Peterson. Hier spricht Sarah Hemmingwell. Sie hatten um einen Rückruf gebeten?â Sarah zwirbelt an ihren Locken und sieht angespannt zu David rüber. Der kann die Spannung selbst kaum aushalten, vor allem weil er den nun folgenden Dialog nur als Monolog hört. Und Sarah ist mehr als einsilbig.
Als sie nach ewig lang erscheinenden Minuten schlieÃlich das Gespräch beendet und das Telefon beiseite legt, hat David vor lauter Erwartung ein Papiertaschentuch in kleine Stücke zerpflückt. Sie liegen verstreut am Boden vor ihm.
âUnd, was wollte er? Sag schon. Warum hat er dich auf einen Samstag sprechen wollen?â
âNa ja die Vorstellungsgespräche sind beendet.â Sarah verzieht keine Miene, nimmt Emily aus ihrer Babyschale und trägt sie etwas durchs Wohnzimmer. âIch bin zwar nicht die Einzige, aber am Donnerstag, wenn wir wieder in Boston sind, kann ich den Arbeitsvertrag unterschreiben.â
âDas heiÃt, du hast den Job?â David ist überrascht, dass Sarah so ruhig bleiben kann, bei so einer tollen Neuigkeit. Deshalb fragt er: âund wo ist er Haken?â, als sie sich aus der Glückwunschumarmung lösen.
âDer Vertrag ist ab dem ersten August erstmal auf ein Jahr begrenzt. Das ist der Haken. Andererseits, wer weià was in zwölf Monaten ist, wie es mir dann gesundheitlich geht und ob mir der Job auf die Dauer überhaupt liegt.â
âDu wirst toll sein, da bin ich mir sicher.â David weià genau, wie es manchmal um Sarahs Selbstbewusstsein bestellt ist. Zu oft musste sie schon zurück stecken und wurde enttäuscht. Da entwickelt man rasch Zweifel. Daher ist es an ihm, sie wie einen kleinen Vogel, der fliegen lernen soll, zu ermutigen, wenn sie mal wieder aus dem Nest gefallen ist und Mut braucht, um einen erneuten Versuch zu wagen.
âIhr seit so süÃ.â Sarah lächelt, ehrlich und glücklich. âJames hat sich am Mittwoch so ähnlich ausgedrückt.
âHast du gehört Emily, deine Mom hält mich und deinen Onkel James für süÃ. Was der dazu wohl sagen würde.
âEr würde sagen, dass Männer nicht süà sind und es sich trotzdem gefallen lassen, wenn ich ihn weiterhin so betitele.
âSiehst du, sie hat uns voll im Griff. In jeder Hinsicht.â Emily lächelt bei den Worten ihres Daddys nur und patscht mit ihren Händchen in seinem Gesicht herum. Sie braucht keine Worte, um ihn um den kleinen Finger zu wickeln. Er ist ihrem Charme seit dem ersten Moment auf dieser Welt erlegenâ¦
TBC..?
PS: *nach oben zeigt* ne berechtige Frage oder? knappe 90 Klicks und nur 2 Rückmeldungen. :confused: