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"Dean!", rief Rory und sah sich in Taylors Laden um. Sie wusste, dass Dean hier sein musste, er arbeitete schlieÃlich hier. Er stand in einer Ecke und stapelte Cornflakes in ein Regal. Als er sie hörte, sah er auf und lächelte. Als sie jedoch auf ihn zukam und er ihren Gesichtsausdruck sehen konnte, erstarrte sein Lächeln augenblicklich.
"Dean, was sollte das?"
"Was sollte was?"
"Du hast mich 'Schatz' genannt. Musste das sein?"
"Du bist meine Freundin, da kann ich dich doch so nennen."
"Aber du hast Jess provoziert."
Aha. Darum ging es also. Jess fühlte sich provoziert. Der Typ sollte seiner Meinung einmal einsehen, dass er Rory verloren hatte. Damals war es Jess auch egal gewesen, wie sich Dean gefühlt hatte, wenn er die beiden zusammen gesehen hatte.
"Rory, er ist alt genug, um damit umzugehen."
"Ich will aber nicht, dass du mich so nennst. Ich bin doch keine Puppe."
"Rory, ich gebe ja zu, dass ich etwas übertrieben habe, aber..."
"Nein Dean. Hör mir zu. Nenn mich nie wieder so. Ich will es nicht und er auch nicht. Du hast ihn damit verletzt."
"Warum kommen wir immer wieder auf ihn zu sprechen? Liebst du ihn etwa noch?"
Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Na groÃartig. Was sollte sie denn jetzt sagen? 'Nein, Dean, ich liebe ihn nicht.' Aber dann müsste sie lügen, und das hatte er nicht verdient. Er war immer anständig und nett gewesen. Eine Lüge hatte er nicht verdient.
"Sei nicht albern, Dean."
"Ich bin nicht albern. Ich bin realistisch."
Was sollte das nun wieder heiÃen? Rory wusste nicht, was mit ihm los war. Sie wusste nur, dass er sie im Moment anschrie und sie das nicht auf sich sitzen lassen konnte. Also entgegnete sie ihm genauso schreiend.
"Was ist dein Problem?"
"Mein Problem ist Jess. Und dass du ihn noch liebst. Du kannst das nicht abstreiten, Rory, du verteidigst ihn hier vor mir und hast Angst, dass ich seine Gefühle verletzt haben könnte. Das würdest du nicht, wenn du nichts mehr für ihn empfinden würdest. Seine Gefühle. Dass ich nicht lache. Hast du jemals auf meine Gefühle Rücksicht genommen, als du zu ihm gelaufen bist. Nein, hast du nicht. Ich war dir egal. Ich bin es dir jetzt anscheinend auch. Aber ich lass mir das nicht gefallen. Ich bin nicht dumm, Rory."
"Nein, Dean, du hast Recht. Du bist nicht dumm. Du bist kindisch. Das ist doch absurd. Wir sind hier nicht im Kindergarten."
Der Schlag überraschte Rory, dass sie ein paar Schritte nach hinten taumelte. Sie hatte nicht bemerkt, wie Dean seine Hand gehoben hatte. Sie hatte es erst bemerkt, als seine Hand schon auf ihrer Wange klebte. Es brannte wie Feuer auf ihrer Haut.
Augenblicklich war es still geworden. Alle Kunden und Angestellten sahen nur noch auf Rory und Dean. Der Streit war nicht gerade leise verlaufen, so hatten ihn auch alle mitbekommen. Doch Rory war momentan egal, was die anderen dachten. Im Moment war ihr nur klar, was Dean gerade getan hatte. Sie fuhr mit ihrer Hand an die schmerzende Stelle. Es war, als würden tausend Nadeln in ihrer Haut stecken. Langsam sah sie auf. In Deans Gesicht. Er hatte seine Hand vor den Mund geschlagen und seine Augen weit aufgerissen. Er hatte selbst nicht erwartet, dass er zu so etwas fähig war. Er sah so verzweifelt aus, dass man fast schon Mitleid mit ihm haben musste. Doch Rory verspürte kein Mitleid. Nicht im geringsten. Sie war nur enttäuscht. Enttäuscht und verletzt. Nie hätte sie Dean so etwas zugetraut.
Sie konnte es nicht glauben. Dean hatte sie geschlagen. Hatte sie nicht vorhin noch zu Jess gesagt, dass Dean ihr niemals wehtun würde? Jetzt hatte er sie mehr verletzt, als Jess es jemals tun könnte. Er hatte sie geschlagen. Aber das schmerzte nicht halb so viel, wie ihr Herz. Wie konnte man sich nur so in einem Menschen täuschen?
"Rory, ich...es tut mir leid...ich..."
Doch Rory hörte ihm nicht zu. Sie wollte ihn nicht hören, nicht sehen, nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie schob sich an ihm vorbei und rannte aus dem Laden. Er rief ihr nach, doch sie ignorierte seine Schreie. Er war für sie gestorben. Gestorben und begraben. Nie wieder wollte sie mit ihm sprechen. Nie wieder. Langsam kamen ihr die Tränen und sie sah den Weg vor sich nur noch verschwommen. Sie stolperte, taumelte, fing sich noch einmal und lief weiter. Gerade als sie um die Ecke bog, prallte sie gegen jemanden. Als sie aufsah, erkannte sie Jess zwischen ihrem Tränenschleier. Er sah sie besorgt an.
"Rory, was ist los? Was ist denn passiert?"
Rory wurde von Schluchzern geschüttelt und versuchte energisch ihre Tränen wegzuwischen.
"Er...er hat mich geschlagen."
"Wer?"
Doch er ahnte es. Und als Dean um die Ecke bog, um Rory zu suchen, sah er seine Vermutung bestätigt. Eine unglaubliche Wut kam in Jess hoch. Niemand durfte Rory schlagen. Seine Rory. Sie war ein kleines Heiligtum. Niemand durfte sie schlagen. Niemand. Schon gar nicht Dean.
"Du Mistkerl."
Und bevor Dean wusste, was geschah, stürzte sich Jess schon auf ihn. Rory versuchte, die beiden wieder zu trennen. Das war das letzte, was sie jetzt brauchte. Wieder eine Schlägerei. Doch die beiden lieÃen nicht von einander ab. Da wurde es Rory zu viel. Ihre Beziehung zu Dean, das Auftauchen von Jess, die Ohrfeige und dann auch noch eine Schlägerei. Sie ertrug das nicht länger. Heulend rannte sie davon. Lieà die beiden Streithähne hinter sich.
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte:
Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.