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Teil VI
"Guten Abend," Charlotte lächelte Michel höflich an.
"Ich würde gerne an ihrer Führung für..."
Sie blickte angestrengt auf eine Tafel um etwas zu erkennen.
"...19 Uhr teilnehmen."
"Aber sicher doch, gerne," er trug etwas in eine Tabelle ein.
"Warten Sie bitte dort."
Er nickte leicht abfällig auf eine Stelle im Foyer an der sich schon viele Menschen versammelt hatten und sich laut unterhielten.
"Puh, ganz schön viele," meinte sie nachdem sie einen Blick auf die Menge geworfen hatte.
"Ja und so läuft das schon eine ganze Weile, der Andrang lässt gar nicht mehr nach." Michel verdrehte die Augen und Charlotte gesellte sich zu den anderen.
Einige drehten sich zu ihr um, andere warfen ihr nur einen kurzen Blick zu und wieder andere beachteten sie überhaupt nicht, als Charlotte zu ihnen trat. Langsam sah sie sich um. Alle hatten ihre dicken Winterjacken, Mäntel und Schals abgelegt, nur sie war noch komplett eingepackt.
Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand in die Taschen ihres Parkas. Sie fühlte das Beutelchen mit dem Pulver, welches zart unter ihrer Hand knirschte und tastete es noch einmal ab, ob auch nichts ausgelaufen war. Schnell zog sie ihre Hand wieder heraus und betrachtete dann leicht angewidert die schlammige Pfütze die sich um alle herum gebildet hatte und die sich durch tropfende Regenschirme und das Abperlen des Schnees von massigen Winterschuhen und Gummistiefeln stetig vergröÃerte.
"Hallo," ertönte da eine Stimme und Charlotte blickte auf, in das Gesicht von Lorelai, "es freut mich sie alle heute zu einem Rundgang durch das Dragon Fly Inn zu geleiten. Ich hoffe sie haben viel Spaà und da ich nichts von langen Reden halte, würde ich sagen können wir auch sofort loslegen."
Sie sah die Gruppe fröhlich an und teilte dann jedem noch eine Broschüre aus.
Vor Charlotte blieb sie einen kurzen Moment der Ãberraschung stehen. [i]Diese Frau hier?[/i] Sie musste sich beherrschen dass ihr nicht der Mund aufklappte, sie gab ihr eines der kleinen Heftchen und eilte schnell weiter.
Grinsend steckte Charlotte das Heft in ihre Handtasche und hielt sich am Rand der Gruppe während sie losgingen um den Garten zu besichtigen. Gelangweilt trottete Charlotte mit den anderen Teilnehmern hinter Lorelai her und obwohl sie anscheinend sichtlich bemüht war es lustig zu machen, war es dennoch nicht sonderlich spannend.
SchlieÃlich ging sie in Gedanken noch einmal ihren Plan durch.
âSie Miss, kommen Sie, es geht weiter,â ein junger Herr hatte sie am Arm gerüttelt und daraufhin gewiesen.
âVielen Dank,â sie eilte ihm hinterher um nicht den Anschluss zu verlieren.
ââ¦dieser Teil wurde im Jahre 1901 erbautâ¦â Lorelais Worte drangen kaum zu ihr, denn innerlich stritt sie immer noch mit sich selbst. Ihre Ideen waren noch nicht ganz ausgefeilt und selbst wenn alles klappen würde, würde sie sich danach besser fühlen?
Sie stöhnte leise und genervt über sich selber und verdammte ihr Gewissen.
ââ¦zu unserer Meisterköchin Sookie St. James und ihrem erstklassigen Team!â
Charlotte horchte auf. Sookie? Küche? Schnell blickte sie über die Köpfe der anderen und verschaffte sich einen Ãberblick. Zur linken Seite waren Schränke und Küchengeräte zu finden. Rechts brodelten und kochten schon die verschiedensten Speisen für die Hotelgäste und verströmten einen verlockenden Duft. Charlottes Magen meldete sich mit einem leichten Grummeln zu Wort, der sie darauf hinwies dass sie heute kaum etwas gegessen hatte.
In der Mitte stand eine rundliche und stolz dreinblickende Frau, Sookie wie zu vermuten war, und hinter ihr fünf junge Männer und Frauen, allesamt in weià gekleidet.
Sie hatte vorerst genug gesehen und kehrte in ihre ursprüngliche Position zurück. Ihre FüÃe schmerzten nachdem sie so lange auf ihren Zehen gestanden hatte und sie musste mühsam versuchen mit allen Schritt zu halten.
Sie wurden in die Küche geführt, während Sookie und Lorelai abwechselnd über verschiedene Aspekte berichteten. Charlotte beobachtete die Leute, die alle den Anschein erweckten sie würden gespannt dem Vortrag der beiden lauschen, was sie ja vielleicht auch taten.
Abermals sah sie sich um. Keinen Meter von ihr entfernt standen die dampfenden Töpfe deren Inhalt noch heute Abend in die Münder der meisten Hotelgäste und Besucher wandern würde.
Ihr Herz begann zu klopfen während sie sich vorsichtig Zentimeter um Zentimeter ein Stück weiter nach hinten schob. Nervös fummelte sie an den Kordeln der Kapuze ihres Anoraks herum, wobei sie versuchte, Lorelai, das komplette Küchenpersonal und einen GroÃteil der Teilnehmer der Führung im Auge zu behalten. Keiner schien sie zu beachten und abermals tastete sie nach dem Beutel.
Langsam zog sie ihn aus ihrer Tasche und wartete einen Moment lang ab. Niemand sah sie an, also drehte sie sich vorsichtig um und sah sich das Essen an. SchlieÃlich entschied sie sich für eine SoÃe da dort drin das Chininpulver am wenigsten auffallen würde. Sie drehte sich nochmals um und versicherte sich das sie niemandes Aufmerksamkeit erregte.
Dann streute sie das Pulver langsam in den Top mit der SoÃe und rührte schnell und lautlos mit einem drinsteckenden Löffel um. Ihr Herz pochte so laut dass es sich in ihren eigenen Ohren anhörte wie kleine Explosionen und sie glaubte alle in diesem Raum würden sie in diesem Moment anstarren. Sie lieà den Löffel sinken, drehte sich um, ging einen Schritt nach vorne und stellte sich wieder auf die Zehenspitzen. Irgendjemand hatte anscheinend einen Witz gemacht, da alle anfingen zu lachen. Sie fing auch an zu grinsen, allerdings weil sie so erleichtert war dass bisher alles geglückt war.
âUnd nun meine lieben Damen und Herren, hoffe ich sie noch zum Essen bei uns einladen zu dürfen. In etwa einer halben Stunde wird aufgetragen. Falls nicht hoffe ich dennoch dass sie uns bald wieder beehren.â
Nach etwa einer halben Stunde voller architektonischer Besonderheiten war Charlotte froh über die Beendigung der Führung und wäre am liebsten sofort nach Hause gegangen und hätte sich gründlich ausgeschlafen, doch dieses Angebot lieà sie sich noch einmal durch den Kopf gehen und entschied sich dann zu bleiben. Dass Mittel würde vielleicht nach einer Stunde nah Einnahme zu wirken beginnen und obwohl es sicher nicht schön werden würde, wollte sie es lieber nicht verpassen.
Vielleicht würde sie auch etwas davon nehmen â der Unauffälligkeit wegen. Sie ging zu einem Tisch und setzte sich zu einigen anderen Leuten, die nach der Führung zum Essen blieben. Kurze Zeit später waren sie alle in ein Gespräch vertieft.
âPuh,â Michel stöhnte, stellte seine Seite des Tisches den er trug kurzerhand ab und tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn als würde er unglaublich schwitzen.
âMichel,â schnauzte Lorelai ihn an, âder wäre fast auf meine FüÃe gefallen.â Sie klopfte bei diesen Worten auf den Tisch.
âWarum lassen sie ihn einfach fallen?â Sie schaute ihn sauer an.
âAber er ist doch so schwer,â jammerte er und verzog wehleidig das Gesicht.
âBitte nur noch,â sie stöhnte als sie den schweren Tisch ,der bei jeder ihrer Bewegungen ächzte, wieder zusammen mit Michel anhob, ânur noch das kleine Stück.â
Sie brachten ihn an die richtige Stelle, deckten ihn und während Michel zur Rezeption eilte, an der schon die nächsten Gäste klingelten, beobachtete Lorelai zufrieden die vielen Leute. Ihre Idee war ein voller Erfolg gewesen, das Hotel lief auf Hochtouren, das Esszimmer wurde schon fast zu klein um für alle einen Platz zu sichern und es gab schon viele Buchungen für die nächsten Monate. Glücklich lächelte sie und war in diesem Moment einfach nur froh.
In ihrem Job lief es super, sie hatte ihren Wunsch eines eigenen Hotels endlich durch das Dragon Fly Inn erfüllt und war unglaublich glücklich mit Luke.
Sie fuhr aus ihren Gedanken als Sookie und einige Mitarbeiter das Essen bereitstellten. Heute sollte es ein Buffet geben â typisch Sookie dass sie selbst dafür sorgen wollte dass alles richtig ablief.
Plötzlich erkannte sie wieder die Frau die sie ja vor einigen Tagen im Diner âkennen gelerntâ hatte und die nun wie die meisten anderen zum Buffet, das auf einer langen Tischreihe aufgebaut war, ging.
Seltsam dass sie ausgerechnet hier wieder auftaucht.
Irgendwie mochte Lorelai sie immer noch nicht, auch wenn sie selber keinen Grund dafür nennen konnte. Sie verscheuchte die Gedanken an die Frau schnell und ging dann aus dem Zimmer.
âMist,â Charlotte fluchte leise, als sie vor dem Buffet stand, denn wo war diese SoÃe? Sie ging ruhig den Tisch entlang, doch ihre Hände zitterten. Wo ist diese verdammte SoÃe?
Sie suchte alles genau mit den Augen ab und wurde hektischer. SchlieÃlich wählte sie einfach fünf verschiedene die sie über ihr Lachsfilet laufen lieÃ, eine würde es schon sein, denn leider sahen alle ziemlich gleich aus. Warum so viel Auswahl? Als würde eine SoÃe nicht auch reichen⦠Leicht wütend schritt sie wieder zu ihrem Tisch. Sie erschien mit einem auÃer mit Lachs und SoÃe, noch mit Brot, Gemüse und als Nachtisch Baumkuchen beladenem Teller.
âDa sind sie aber viel am futtern. Essen Sie immer so viel? Sieht man Ihnen gar nicht an so schlank wie sie sind. Und so viel SoÃe! Dass ist doch wirklich ein Dickmacher.â
Ein älterer Herr grinste Charlotte auf eine unverschämte Weise an.
âNein, aber die SoÃen sind wirklich toll,â sie versuchte höflich zu bleiben, obwohl sie dem Kerl am liebsten gegen sein Schienbein getreten hätte.
âUnd da müssen sie gleich so richtig zuschlagen?â
Sein Grinsen wurde breiter.
âZuhause bekommen sie wahrscheinlich nichts, oder?â
Sie bedachte ihn mit einem Blick von dem sie hofft dass er richtig böse war und beachtete ihn dann einfach nicht mehr. Zufrieden bemerkte sie dass die Schalen mit SoÃe sich schnell leerten. Sie lächelte in sich hinein und fragte sich wann es anfangen würde sich bemerkbar zu machen. Sie hatte das Chinin wohl dosiert, denn ihr war klar dass eine Ãberdosis tödlich verlaufen würde und sie einen Tod nicht verantworten wollte. Doch selbst wenn jetzt eine einzige Person den ganzen Topf SoÃe essen würde könnte sie überleben. Und in so geringen Dosen wie sie hie eingenommen wurden, würde es nur eine schöne, aber gehörige Portion Ãbelkeit bereiten. Sie seufzte als sie in den Kuchen biss und daran dachte dass gleich alle dass wirklich gute Essen erbrechen würden. Sie nahm noch einen Bissen. Das Essen ist gut, schade dass ich dieses Hotel ruinieren will, sonst würde ich hier gerne öfter herkommen.
Sie bemerkte wie die ersten Leute sich in ihre Zimmer zurückzogen oder auf Toilette rannten. Wenig später krampfte sich Charlottes Magen zusammen.
Eine halbe Stunde später hielten drei Krankenwagen vor dem Hotel.
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So, endlich hab ich Zeit gefunden den neuen Teil reinzustellen, hat ja lange genug gedauert, mein Urlaub war sehr schön
@nani: Bork Havn kenn ich nicht, liegt dass auch da in der Nähe?