Dankeschön ihr zwei <3
Und Caro: Das is auch einer der selber erfundenen Titel :gg:
Steinerner Engel
Mit zitternden Händen wischte sie sich die Schminke aus dem Gesicht. Es war übersäht von Narben, sie hatte tiefe Ringe unter den Augen. Auch auf ihrem Dekolleté kamen unglaublich viele Wundmale zum Vorschein. Bauch und Rücken sahen aus, als hätte jemand vor langer Zeit unzählige Male auf Katja eingestochen, selbst eine Schusswunde war deutlich erkennbar. Ihre Arme waren von frischen Schnittwunden gezeichnet, manche schienen kaum eine Woche alt zu sein. Es waren Verletzungen, die sie sich selbst zugefügt hatte. âSag mir, Christian... Ist das die Frau, die du liebst?â, sie sah ihm tief in die Augen. âGlaubst du immer noch, mich, Katja Hansen, zu kennen? In mich verliebt zu sein? Diese Katja ist lediglich eine Fassade aus Schminke und Gefühlskälte⦠Sie existiert nur, um mein wahres Ich zu überspielen⦠Denn die richtige Katja ist viel zu abstoÃend, als dass jemals jemand etwas mit ihr zu tun haben wollteâ¦â, erneut liefen Tränen ihre Wangen hinab, doch diesmal lieà sie es geschehen. âJetzt geh schon, Chrisâ¦â, flüsterte sie. âSonst tut es nur noch mehr wehâ¦â
âIch werde nicht gehen, Katjaâ¦â, erwiderte Chris ruhig. Langsam kam er ein paar Schritte auf sie zu und streichelte zärtlich über ihre Wange. âIch liebe dich, und nichts wird sich jemals daran ändern⦠Es ist mir egal, wie du aussiehstâ¦â
Katja schüttelte kaum merklich den Kopf. âEs geht nicht, Chrisâ¦â, vorsichtig entzog sie sich seiner Umarmung. âIch hab dich schon viel zu sehr in Gefahr gebracht.â
Chris runzelte die Stirn. âGefahr?â, fragte er leise. Katja nickte unter Tränen. âIch hab dir nicht alles erzähltâ¦â, entgegnete sie. âDenn ich⦠ich weiÃ, wer damals bei mir eingebrochen ist.â, sie stockte. Chris sah ihr eindringlich in die Augen. âWer, Katja, wer?â
Katja sah zu Boden. âMein Bruderâ¦â, flüsterte sie. âWie⦠wie jede Nacht hat er mich auch zu jener Zeit heimgesucht⦠Er⦠er ist in mein Zimmer gekommen⦠Ich hab versucht, mich schlafend zu stellen, aber er hat gemerkt, dass ich wach binâ¦â, sie schluchzte leise. Chris nahm vorsichtig ihre Hand. âWas hat er mit dir gemacht, SüÃe?â
Katja biss sich auf die Unterlippe. âEr hat mir jede verdammte Nacht zur Hölle gemacht, Chris⦠Wenn ich Glück hatte, hat er nur meine Wäsche durchstöbert⦠Sonst hat er sich neben mich gelegt⦠Er⦠er hat mir Dinge ins Ohr geflüstert⦠Oder mit einem Messer etwas die oberste Hautschicht eingeritzt⦠Gerade so sehr, dass ich es gespürt habe⦠Ein Mal, da⦠da hab ich aus Angst die Tür abgeschlossen⦠Er hat es geschafft, sie zu öffnen⦠Fast lautlos⦠Er⦠er hat mir gedroht, mich umzubringen, wenn ich es noch einmal tueâ¦â, sie wandte ihren Blick ab. âAls er gemerkt hat, dass⦠du in mein Leben getreten bist, hat er sich zurückgezogen⦠Doch er wusste genau, wann du nicht bei mir warst⦠In diesen Nächten ist er wieder zu mir gekommen⦠Wenn⦠wen ich auch nur ein Wort über seinen Besuch verliere, dann⦠dann bringt er dich umâ¦â
Chris schloss sie vorsichtig in seine Arme. âDu hättest es mir sagen sollen, SüÃeâ¦â, flüsterte er ins Ohr. âWenn du mit mir geredet hättest⦠Dann wären wir längst nicht mehr hier⦠Wir wären fort gegangen⦠Egal, wohin, Hauptsache weit wegâ¦â
Katja schüttelte kaum merklich den Kopf. âEs hat keinen Zweck, Christianâ¦â, entgegnete sie. âFrüher, da⦠da bin ich oft umgezogen, in fremde Städte⦠Es kam vor, dass ich mir an einem Ort eine Existenz aufbaute, jedoch nach wenigen Monaten alles aufgab, um wegzugehen, nur um ihm zu entkommen⦠Aber er hat es immer wieder geschafft, mich aufzuspüren⦠Ich bin nirgendwo vor ihm sicher⦠Es hat keinen Sinn, erneut wegzulaufen⦠Er wird mich auch dort finden⦠Aber ich hab gelernt, es zu akzeptierenâ¦â, sie wandte ihren Blick ab. âIch bitte dich, Chris, geh⦠Wenn⦠wenn dir etwas geschieht, dann werde ich mir das niemals verzeihen können⦠Auch wenn es weh tut, du musst mich vergessen⦠Es⦠es ist meine Bestimmung, allein zu bleibenâ¦â
Chris schüttelte den Kopf. âEgal was passiert, Katja, ich bleibe bei dir⦠Du wirst nie wieder allein sein⦠Und eines Tages wird alles gut werden, versprochenâ¦â